Beiträge von Dschina68

    Wir haben es geschafft, die Fotobücher sind rechtzeitig zur Ausarbeitung fertig geworden. Mein Mädel und ich haben ja schon Übung darin, denn für die Verabschiedung von meinem Mann - ihrem Papa - hat sie die Idee gehabt, eine Powerpointpräsentation zu machen und mit Beamer vorzuführen. Es wurden 203 Bilder - von seiner Taufe weg bis einen Tag vor seinem Tod - hinterlegt mit passender Musik und dauerte ca. 11 Minuten. Noch heute werden wir auf die Präsentation angesprochen, weil es eine besondere und vor allem sehr persönliche Art war, sich von ihm zu verabschieden.


    Mein Mann hat jeden erdenklichen Anlass für eine Party genützt und deshalb haben wir versucht, die Verabschiedung in seinem Sinne zu "feiern". Klingt jetzt vielleicht blöd, aber irgendwie bin icht stolz darauf, wenn anerkennende Worte für die schöne Leich' ankommen.


    @ Evi: Ich wünsche dir angenehme Heimreise und eine ruhige Ankunft zu Hause ohne heftige Wellen. :thumbup:


    angie57 : Speicher dir die Fotos auf einem USB-Stick oder einer externen Festplatte ab, dann ist es wurscht, was der Blechkasten macht.


    Liebe Grüße
    Dschina

    Bin heute wiedereinmal ganz unten. Immer wenn ich glaube, jetzt habe ich einen Schritt nach vorne geschafft, weht es mich wieder mindestens zwei Schritte zurück. Liegt wahrscheinlich am herannahenden Weihnachtsfest.


    Ich verkriech mich jetzt im Bett und lenk mich bis zum Einschlafen mit stupidem Fernsehen ab.


    Liebe Grüße an alle von Eurer


    Dschina :13:

    Am Sonntag war bei uns in der Gartenanlage Weihnachtspunsch angesagt und damit ich nicht daheim versauer, hab' ich mich zusammengerissen und bin hingegangen. Und dort wurde mir die allerblödeste Frage der letzten fünf Monate gestellt:


    "Na, hast dich wieder erfangen?"


    Was bitte soll man darauf antworten???? Ist ja schon die allgemein verbreitete Höflichkeitsfrage "Wie geht's" für mich sehr kompliziert zu beantworten, aber da blieb mir die Sprache weg.

    Liebe Evi,


    danke der Nachfrage. Ja, mir geht es soweit "gut".


    Bin jetzt doch noch in den Weihnachtsstress gekommen, weil meine Tochter und ich im letzten Moment eine Geschenksidee für meine Schwiegermutter hatten: ein Fotobuch mit den Kinderbildern ihres verstorbenen Sohnes. Hoffentlich gefällt es ihr.


    Und meine Schwägerin bekommt auch ein Buch mit ihren Kindheitsfotos, weil sie hat sich beschwert, dass sie keine Bilder aus ihrer Kindheit hat. Und jetzt sitzen mein Mädel und ich seit Tagen und scannen und bearbeiten Bilder und erstellen Fotobücher. Bis Freitag müssen die CDs beim Händler sein, damit die Bücher rechtzeitig vor Weihnachten fertig sind.


    Diese Arbeit macht riesigen Spaß, ist aber auch etwas belastend, weil ich andauernd Bilder von meinem Mann vor mir habe.


    Manchmal habe ich das Gefühl, dass mir alles zu viel wird und gestern war ich sogar richtig wütend auf meinen Mann, weil ich jetzt alles alleine machen muss (Haus, Garten, Amtswege). Wenn ich ihn wirklich wiedersehen sollte, dann kann er sich auf ein Donnerwetter gefasst machen, das er so schnell nicht vergisst :4:

    Ich habe mich durch deinen Thread gelesen und konnte dabei sehr viel von mir selbst erkennen. Auch ich habe heuer (im Juli) nach über 26 gemeinsamen Jahren - mehr als 21 davon verheiratet - meinen über alles geliebten Mann verloren.


    Mein Leben besteht seitdem aus extremen Schwankungen zwischen Zweckoptimismus und tiefer Verzweiflung. Es gibt schlimme Tage, weniger schlimme Tage und ganz schlimme Tage. Trotzdem glaube ich, dass wir irgendwann aus diesem tiefen Tal der Trauer herausfinden und wieder ein unbeschwerteres Leben führen werden. Es wird nie wieder so sein, wie es mit unseren Liebsten war, aber es wird trotzdem lebenswert sein.


    Die Frage nach einem Wiedersehen kann ich leider nicht beantworten. Ich glaube nicht wirklich daran, kann es aber auch nicht ausschließen. Auf jeden Fall wäre es schön und ich wünsche mir, dass ich irgendwann wieder mit meinem Schatz (und allen anderen mir wichtigen Leuten) für alle Ewigkeiten glücklich durch die "ewigen Jagdgründe" ziehe.:022:

    Bin heute nach ein paar weniger schlimmen Tagen wiedereinmal total unten. Ein Bügeleisen schwimmt gegen mich wie ein Delfin. Vielleicht geht's mir besser, wenn ich mit ein paar Gedanken von der Seele schreibe:


    Mir fehlt seine Nähe, seine Wärme, seine Stimme. Ich vermisse seine blöden Witze und die vielen dummen Sprüche, die über ein viertel Jahrhundert lang immer die selben waren - wie das Amen im Gebet. Ich wusste meistens schon im Voraus, welchen Kommentar er gleich abgeben würde. Wenn es bei mir in der Firma wiedereinmal länger dauert, möchte ich, dass mein Telefon läutet und er sagt: "Wo bleibst du? Das Essen ist fertig. Wir warten nur auf dich." Ich will ihn (mit schlechtem Gewissen) anrufen und sagen: "Ich gehe jetzt weg. Bin schon unterwegs." und er soll antworten: "Wer sind Sie, was wollen Sie von mir?" Sogar sein nervtötendes Schnarchen vermisse ich, obwohl es daran schuld war, dass ich nur wenige Nächte neben ihm verbracht habe.


    Vor zwei Jahren haben wir uns einen lang gehegten Traum erfüllt und sind in unser selbst geplantes Kleingartenhaus eingezogen. Er war so stolz darauf. Abends haben wir uns immer angeschaut und gesagt: "Wollen wir unsere Ländereien abschreiten?" und dann haben wir einen Spaziergang durch unseren Garten gemacht. Wir zwei waren ein richtig tolles Team, haben gemeinsam so vieles geschaffen und aufgebaut. Jetzt ist aus dem "Gemeinsam" ein "Einsam" geworden.


    Morgen sind es auf den Tag genau 5 Monate. :13: Ich will einfach nur wach werden und feststellen, dass das alles nur ein Albtraum war.

    Hallo liebe Forums-Leidensgenossen!


    Ein schlechtes Gewissen habe ich bis jetzt noch nicht gehabt, auch wenn ich Spaß gehabt habe. Schließlich bin ja nicht ICH gestorben. Ich bin nur traurig darüber, dass wir nicht mehr gemeinsam lustig sein können. Und ich kann euch sagen, wir waren oft lustig.


    Gestern war ich bei meinen Schwiegereltern, weil sie mit mir über das Weihnachtszeremoniell sprechen wollten. Meiner Schwiegermutter geht es nicht so besonders gut. Ist ja auch klar, sie hat schließlich ihren Sohn verloren und mein Mann war ihr absoluter Liebling. Sie hat erzählt, dass sie oft an ihn denkt und dann sagt: Schade, dass er nicht mehr da ist. Darauf hat mein Schwiegervater gemeint: Aber ich bin ja noch bei dir. Und da wäre ich am liebsten zersprungen und hätte dabei geschrien: UND WEN HABE ICH???!!! Wie ich die Geschichte meiner Tochter erzählt habe, hat sie meine Hand genommen und gesagt: Mama, du hast doch mich und den Alex. Und schon habe ich wieder Tränen der Rührung in den Augen gehabt. (Jetzt rinnen mir übrigens auch wieder dicke Tränen über die Wangen.)


    Ach ja, Geduld ist nicht unbedingt eine meiner Stärken. Manchmal denke ich darüber nach, wie es in fünf oder zehn Jahren sein wird und ich wünsche mir, dass die Zeit schneller vergeht. Ich will ja nicht vergessen (geht ja gar net) - ich will nur, dass dieser unglaubliche, grausame, tiefe, intensive Schmerz verschwindet.

    Ich kann sehr gut nachfühlen, was du empfindest. Mein Mann ist nach über 26 gemeinsamen Jahren aus dem Nichts heraus auf dem Weg in die Arbeit umgefallen und war keine Stunde später tot. Die Träume, die du mit deiner Freundin hattest, durfte er sich noch erfüllen: eine Familie mit Kindern, ein Haus bauen und Bäume pflanzen. Seinen letzten großen Traum - das Haus mit eigenem Garten - durfte er nur kurze zwei Jahre genießen und ich stehe jetzt mit unserem gemeinsamen Lebenswerk alleine da und habe die Freude daran verloren.


    Ich bin mir sicher, dass du irgendwann das Glück finden wirst, das du dir erhoffst, aber lass dir genug Zeit um zu trauern und die Schmerzen zu verarbeiten. Deinen Weg dazu musst du selbst finden und ihn natürlich auch gehen. Hiier im Forum wirst du Unterstützung bekommen. Wenn du es möchtest, können wir dich ein Stück begleiten und unsere eigenen Erfahrungen mit dir teilen, die dir vielleicht weiter helfen.


    Ich höre es selbst nicht gerne, aber Geduld ist etwas, was wir momentan am meisten brauchen. Vier gemeinsame Jahre können nicht in ein paar Wochen oder Monaten weggewischt werden. Meine Strategie ist es, aus den seltenen "guten" Momenten Kraft zu schöpfen für die endlos scheinenden Jammertäler. Mach einfach das, wonach du dich fühlst - es wird das Richtige sein.


    Viele liebe Grüße und alles Liebe


    Dschina

    Liebe Evi,


    auch wenn es nicht wirklich weiterhilft, so tut es doch gut zu lesen, dass es anderen genauso geht.


    Wenn die Wellen nur nicht so unberechenbar wären! Manchmal sind sie sanft und kommen in schönen großen Abständen, sodass man sich auf sie einstellen kann, und ein anderes Mal brechen sie mit einer enormen Wucht über einen, dass man das Gefühl hat zu ertrinken. Hoffentlich können im Forum alle schwimmen. ;)


    Dir wünsche ich ein stabiles Surfbrett, damit du nicht untergehst, sondern auf den Wellen dahingleitest. :thumbsup:


    Alles Liebe


    Dschina

    Heute war ich zu faul zum Kochen und habe meine Kinder zum Asiaten eingeladen. Die zwei schaffen es immer wieder mich zum Lachen zu bringen und kurzfristig vergessenzu lassen. Ich bin mächtig stolz auf sie.


    Beim Heimgehen sind wir an einem Weihnachtsstand vorbeigekommen, bei dem gemalte "Herztaferln" ausgestellt waren. Sie haben ganz lieb ausgeschaut, aber eine davon hat mir das Herz zusammengeschnürt und den schönen Abend traurig ausklingen lassen. Die Aufschrift war: "Du bist das Beste, was mir in meinem Leben bisher passiert ist. Hab dich lieb!"


    @ Evi: Früher war ich so ein richtiges "Häferl". Ich wurde sehr schnell wütend, habe auch das eine oder andere Ding dabei zertrümmert, habe mich aber genauso schnell wieder beruhigt. Seit mein Bärli nicht mehr bei mir ist, bin ich seltsamerweise viel stiller geworden. Vieles, was mich früher aufgeregt hat, kostet mich mittlerweile nur ein Schulterzucken. Zum Beispiel: Mein Sohn wollte sich Mohnnudeln in der Mikrowelle zubereiten und beim Herausnehmen ist ihm die heiße, rutschige Glasschüssel aus der Hand geflutscht und mit einem Mordsknall auf dem Fliesenboden in tausend Stücke zerschellt. Früher wäre ich herumgesprungen, wie Rumpelstilzchen und hätte getobt. Er war sehr verwundert, dass ich nur mit Besen und Schaufel neben ihm stand und fragte, ob ihm eh nix passiert ist.


    Mit dem lieben Gott habe ich inzwischen ein mächtiges Problem - oder er mit mir. Kommt auf die Betrachtungsweise an. Besonders gläubig bin ich noch nie gewesen, aber jetzt kommt mir das letzte Bisschen Religion auch noch abhanden. Und falls es doch einen Gott gibt, dann ist er/sie/es im Augenblick das Letzte, womit ich im Moment zu tun haben will. Und sollte ich eines Tages meinem Schöpfer gegenüberstehen, dann kann er sich auf was gefasst machen - er wird einiges zu erklären haben (nicht nur, was mich persönlich betrifft).

    Ein herzliches Servus an alle und Verzeihung, dass ich länger nicht geschrieben habe. Irgendwie bin ich zur Zeit mit meinem Alltag etwas überfordert und abends so müde, dass ich nur mehr Kraft zum "Fernschlafen" aufbringe. Am liebsten würde ich, wie ein Bär, Winterruhe halten. Viel schlafen, ab und zu was fressen und wenn die Sonne scheint kurz raus.


    Gestern habe ich mich von meiner Tochter überreden lassen, Weihnachtskekse zu backen. Wir zwei Weiber haben richtig Spaß dabei gehabt.


    Am Freitag war ich bei Freunden zum Punsch eingeladen. Das war auch ein sehr schöner, entspannender Abend.


    Ich finde es erschreckend, dass es, selten, aber doch fast schon "normal" ist, dass er nicht da ist. Manchmal denke ich, es ist so, als ob er im Dienst wäre, aber dann trifft mich die Wirklichkeit mit voller Härte und der Schmerz drückt alles zu. Auch wenn ich weiß, dass es keine Antwort auf die Frage "Warum" gibt und es sinnlos ist darüber nachzudenken, ob es nicht verhindert hätte werden können, spuken diese Gedanken dann immer wieder durch meinen Kopf.


    Ansonsten versuche ich einfach Tag für Tag so gut wie möglich zu überstehen und einen Weg der Normalität für mich zu finden. Ich bin so froh, dass ich meine Kinder habe und arbeiten gehe, denn ansonsten bekäme ich wahrscheinlich den Lagerkoller.

    Liebe Evi!


    Ich war jetzt längere Zeit nicht mehr im Forum und habe jetzt alles, was ich versäumt habe nachgelesen. Bei deiner "Liste der Schmerzen" sind die Tränen in Strömen geflossen, weil sie mir so entsetzlich bekannt vorkommt.


    Auch dass du laute und fröhliche Menschenansammlungen derzeit nicht magst, kann ich gut verstehen, weil es mir genauso geht. Ich werde heuer keinen Weihnachts- oder Adventmarkt besuchen. Für meinen Mann war das immer absoluter "Pflichttermin". Mindestens zwei, lieber noch drei Märkte mussten es schon sein, wenn es sein Dienst erlaubt hat. Er hat Weihnachten und das ganze Drumherum überhaupt geliebt. Es hat ihm einfach unglaublich Spaß gemacht, Geschenke für uns auszusuchen und hat sich gefreut, wie ein Nackerbatzerl über's Gewand, wenn sie uns gefallen haben.


    Trotzdem versuche ich am Leben außerhalb meiner Höhle teilzunehmen. Wenn es Freunde oder Bekannte gut mit mir meinen und mich einladen, zwinge ich mich dazu, die Einladung anzunehmen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es gut tut unter anderen Leuten zu sein und zumindest für die Zeit, die man dort ist, ablenkt. Leider ist es auch meistens so, dass ich dann am nächsten Tag in ein tiefes Loch der Traurigkeit falle. Für die anderen geht der Alltag ganz normal weiter und ich bin wieder mit seiner Abwesenheit konfrontiert.


    Schlafprobleme habe ich zum Glück keine mehr. Ich schlafe zwar nicht mehr so viel wie früher - an mir ist ein Koala verloren gegangen - aber die paar Stunden, die ich schaffe, schlafe ich tief und fest. Eigentlich möchte ich ohne Tabletten zurecht kommen, aber ab und zu bin ich tagsüber so unruhig und zittrig, dass ich abends eine von den Beruhigungstabletten (Bromazepam) nehme, die ich für die ersten Wochen bekommen habe. Von den Schlaftabletten, die mir der Arzt gegeben hat (Rohypnol!) habe ich bisher nur 2x eine halbe genommen, weil sie doch ganz schöne "Hämmer" sind.


    Wünsche dir noch einen schönen Tag mit Schwester und Nichte und dass dich die kleinen Lichtblicke aufrichten und durchhalten lassen.


    Alles Liebe von


    Dschina

    Liebe Evi,


    Ich freue mich für dich, dass du einen schönen Tag am Adventmarkt hattest. Genau solche Erlebnisse sind es, die uns durchhalten lassen.


    Lass es ruhig raus, wenn es dich "drückt". Ich glaube nicht, dass damit der Tag verpatzt wäre. Und so, wie ich deine Tochter einschätze, hätte sie es bestimmt verstanden. Wahrscheinlich würde sie dich in den Arm nehmen und ganz fest drücken, um dich ein wenig zu trösten.


    Ich wünsche dir, dass die Zeit bis zum nächsten Wochenende für dich ganz schnell vergeht und ruhige Nächte.


    Alles Liebe
    Dschina

    Mein Sohn hat heftigst dagegen protestiert, dass ich heuer keinen Christbaum aufstellen will. Ich habe ihm vorgeschlagen, dass er einen kleinen Baum besorgen und schmücken soll, wenn er unbedingt einen haben möchte. Mal sehen, ob er das macht.


    Beim Vorschlag, einen Zweig mit einer Kerze zum Grab zu bringen, sind mir vor Rührung die Tränen aufgestiegen. Die Idee gefällt mir grundsätzlich gut, aber ich muss gestehen, dass ich seit der Beisetzung am 5. August nicht mehr am Friedhof gewesen bin. Allein die Vorstellung, vor dem Grab zu stehen und zu wissen, dass seine Überreste da unten liegen, macht mich fertig.


    Mein Mann und ich waren nie besonders fleißige Friedhofsgänger. Er hat gemeint, dass es viel besser ist, die Leute zu ihren Lebzeiten zu besuchen, als nach ihrem Tod auf dem Friedhof am Grab zu stehen und (scheinheilig) zu weinen. Er begleitet sie auf ihrem letzten Weg und erinnert sich dann lieber dort an sie, wo er mit ihnen zusammen gewesen ist. Aber ich könnte den Zweig mit der Kerze hinaus auf unsere Terrasse legen, denn er war so stolz auf unseren Garten und dann würde ich - ganz in seinem Sinne - an einem von ihm geliebten Platz an ihn denken.

    Lieber Trauerstern,


    auch ich habe meinen geliebten Mann heuer im Juli verloren. Es ist einfach unbegreiflich, dass rundherum alles weitergeht, als ob nichts geschehen wäre, wenn sich für uns doch mit einem Schlag alles verändert hat. Auch wenn ich es selbst nicht gerne wahrhaben will, uns bleiben nur zwei Möglichkeiten: wir überstehen das Ganze irgendwie, oder wir gehen unter. Angeblich wird es irgendwann einmal besser und ich wünsche dir von ganzem Herzen bis dahin viel Kraft und weiterhin die Liebe und Unterstützung deiner Familie.


    Alles Liebe
    Dschina

    Liebe Maki,


    ich habe im Forum gestöbert und viel über dich gelesen. Es ist sehr schwierig, die richtigen Worte zu finden, deshalb hoffe ich, dass du mich verstehst, wenn ich dir aufschreibe, was ich kurz nach dem Tod meines Mannes gesagt habe: "Ich glaube, das einzige, was noch ärger wäre, als das hier, wäre, wenn einem der Kinder etwas passiert wäre." Der Satz ist ein wenig verworren, aber ich glaube, dass du weißt, was ich damit sagen will.


    Um auf meinen Namen zu kommen: Diesen Spitznamen habe ich in der Hauptschule verpasst bekommen. Damals lief die Zeichentrickserie "Pinoccio" und meine damalige beste Freundin meinte, dass ich wie die Ente an Pinoccios Seite sei: klein und immer quakend. Und von Tina auf Dschina war es dann nicht mehr weit. Wahrscheinlich habe ich diesen Namen gewählt, weil er so überhaupt nix mit meinem Mann zu tun hat.


    Nachdem ich am Montag mit voller Wucht von einer Trauerwelle überrollt wurde, ging es mir den Rest der Woche besser - falls man in unserer Situation von "besser" sprechen kann. Heute waren meine Eltern bei mir (sie wohnen in der selben Anlage) und wir haben, wie schon früher mit meinem Mann, das eine und andere Glaserl Wein getrunken. Es war ein recht fröhlicher, gelöster Abend - hat zur Abwechslung einmal gut getan.


    Meine Kinder übernachten heute beide auswärts. Eigentlich hatte ich ein wenig Angst davor, die Nacht alleine im Haus zu verbringen, aber durch den Besuch meiner Eltern bin ich total entspannt - und ein bisserl beschwipst.


    Außerdem waren meine Tochter und ich heute einkaufen und haben dabei einen Adventkranz besorgt. Das hat ansonsten immer der Papa erledigt und leicht gefallen ist es mir nicht, aber wir haben es geschafft. Und darauf bin ich stolz. Auch ein paar Kleinigkeiten für Nikolo und Weihnachten haben wir mitgebracht.


    Er hat Weihnachten ganz besonders gern gehabt. Er hat es geliebt, sich Überraschungen für seine Familie einfallen zu lassen und überhaupt die ganze Geheimniskrämerei um Weihnachten herum. Ich schaffe es heuer einfach nicht, auf einen Adventmarkt zu gehen, weil dabei zu viele Erinnerungen auf mich einstürzen. Ich bin mir nichteinmal sicher, ob ich einen Christbaum aufstelle, weil auch das war immer seine "Mission". Am liebsten würde ich irgendwo hinfahren, wo es kein Weihnachten gibt (Mars oder Jupiter oder so).

    Hallo an alle und herzlichen Dank für eure Anteilnahme.


    Heute ist es besonders schlimm. Seit ich von der Arbeit heimgekommen bin, bin ich immer wieder am heulen. Vielleicht liegt es daran, dass der 22ste ist. Er hätte mich sicher darauf aufmerksam gemacht, dass er heute in sieben Monaten Geburtstag hat. Außerdem rückt Weihnachten immer näher und davor fürchte ich mich richtig. Das Wiener Wetter tut dann noch den Rest zur Elendsstimmung dazu.


    Meine Kinder sind mit 16 und 18 Jahren eigentlich schon junge Erwachsene. Ich habe das Gefühl, dass sie mit der Situation ganz gut zurecht kommen. Meine Tochter war - wie es so oft ist - ein "Papamädi". Die erste Zeit war sie unterschwellig aggressiv, aber zum Glück legt sich das langsam aber sicher. Ab und zu spreche ich mit ihr über den Papa, aber nur kurz. Sie sagt, dass sie manchmal nachts schreiend aufwacht und sich dann in den Schlaf weint. Ich habe sie noch nie gehört, aber eine Freundin hat gemeint, dass sie wahrscheinlich innerlich schreit. Hin und wieder finde ich in ihrer Wäsche Zetteln, auf denen sie aufschreibt, wie sehr sie ihren Papa vermisst und dass sie ihn wieder zurück haben möchte. Ich glaube, ihre Freundinnen sind für sie eine wertvolle Unterstützung.


    Mein Sohn ist sehr genervt, wenn ich "eine Krise" habe. Er meint, dass wir, so schlimm das Ganze ist, nichts daran ändern können und das Leben für uns weiter geht. Der Papa ist weg und wir sind da. Damit war das Thema für ihn erledigt. Mein Mann wäre stolz auf ihn, denn genauso hat er auch gedacht. (Zitat: "Tot ist tot und das Leben geht weiter.")


    Selbstverständlich ist es für die zwei auch nicht einfach, aber sie sind jung und haben ihre eigenen, anderen Interessen. Beide sind derzeit so richtig am flügge werden. Fortgehen, Freunde und Spaß haben sind momentan angesagt - ganz normal in diesem Alter. Und die Schule bzw. Arbeit sind, so ähnlich wie bei mir, eine gute Ablenkung. Außerdem wissen sie, dass ihre Mama immer für sie da ist und alles dafür tun wird, damit es ihnen an nichts fehlt. Ich versuche, sie mit meinem Kummer und meinen Sorgen nicht zu nerven und lasse sie wissen, dass sie jederzeit mit allem zu mir kommen können.