Beiträge von Juttap

    Servus ihr Lieben!


    Auch ich hätte an einem Treffen Interesse. Nur kann ich leider erst kurz vorher sagen, ob wir in Wien sind, da leider immer wieder mal ein Kunde einen kurzfristigen Termin möchte, und deshalb eine "langfristige private Planung" recht schwierig ist. Doch wenn wir in Wien sind komme ich gerne.


    Silvia : hast du bedacht, daß das ein "langes Wochenende" ist - Do ist Feiertag, da sind ev. manche nicht zu Hause. (andererseits kann es natürlich für manche auch besser sein - ich weiß nicht)


    Liebe Grüße
    Jutta

    Ach Tina,


    unsere Herzen sind viel, viel größer, als wir manchmal denken.
    Im Laufe unseres Lebens "lieben" wir viele Menschen: Eltern, Geschwister, Kinder, Freunde, Freundinnen, Männer... jeden einzelnen auf eine ganz bestimmte Art und Weise - die nur für diesen einen bestimmt ist.
    Ich bin der Meinung, daß man keine zwei Menschen "gleich" lieben kann - aber man liebt eben doch mehr als einen einzigen Menschen im Leben. Und das ist auch gut und wichtig so. Denn was wäre die Welt ohne Liebe.


    Weißt du, wenn ich an die ersten 1 1/2 Jahre nach dem Tod von Heinz zurückdenke, ist da - nichts. Nichts außer einem riesen schwarzen Loch und Schmerz. Ich muß in dieser Zeit wohl weiter gearbeitet haben, mit meinen Eltern Weihnachten "gefeiert" haben, und noch vieles anderes - doch ich kann mich an nichts erinnern - diese Zeit "existiert" irgendwie nicht. Doch irgendwann wird aus diesem "Schwarz" ein "Grau", das schön langsam heller wird. Es wird wohl kein "strahlendes Weiß" mehr, aber es ist hell genug, um die Schönheit der Welt wieder zu sehen und "glücklich" zu sein.
    Nein, ich muß mich korrigieren: es gab - sogar zwei - solch strahlende Momente. Als ich vom Arzt nach Hause ging, der mir gerade bestätigt hatte, daß ich wirklich schwanger bin, bin ich wie ein kleines Mädchen nach Hause gehüpft (obwohl wir eigentlich noch keinen Nachwuchs "geplant" hatten :D ). Um mir dort Heinz' Bild herauszukramen und mich bei ihm zu "entschuldigen". Doch es tat nicht so weh, als ich geglaubt hatte. Mir war fast, als würde er mir "zuzwinkern" und mir sagen: "Sei glücklich, es ist alles gut so, wie es ist. Ich werde euch immer beschützen". Und mein Herz war ruhig und friedlich.
    Und dann, als ich meinen Sohn das erste Mal im Arm hatte, das war auch ein solch strahlender Moment obwohl ich von der Narkose noch ziemlich benebelt war.
    Ich wünsche dir so sehr, daß sich auch aus deinem Leben die schwarzen Gewitterwolken wieder verziehen, und - irgendwann, im Laufe der Zeit - zu hellen Wölkchen am Sommerhimmel werden. Und diese müssen auch bleiben, denn - ganz ohne Wolken geht es leider nicht.


    Es ist wirklich gut, daß du euren Hund hast. So "mußt" du raus an die Luft, und jetzt irgendwann muß ja doch auch endlich der Frühling kommen - dann fällt das vielleicht auch wieder etwas leichter. Wie geht es dem Hund eigentlich - sucht er Uwe? (Sorry, aber ich bin ein richtiger "Tiernarr"!)


    Nochmal wegen deines Therapeuten: gibt es die Möglichkeit, daß du öfter zu ihm gehst? Mir kommen die Intervalle etwas lang vor. Oder habe ich es nur falsch verstanden?


    Es würde mich freuen, wenn du mal Wien besuchst und dich auch bei mir meldest. Umgekehrt melde ich mich natürlich auch, aber wir sind normalerweise nur im Westen von Deutschland unterwegs, also ist das leider eher unwahrscheinlich.


    So, und jetzt als Letztes für heute: das "Warum" hat auch mich sehr lange begleitet. Jetzt schließe ich mich da Chrisu an: man kann es sowieso meist nicht ändern, und wenn man sich dazu durchgerungen hat zu "akzeptieren" und nicht zu "fragen", dann geht es leichter. Doch es dauert eben seine Zeit, bis man dort hin kommt.
    Hierzu ein Spruch, der bei Mutti auf dem Kühlschrank klebt, seit ihre Mutter gestorben ist (also schon einige Jährchen)


    "Warum gerade ich?"
    Das fragst du dich, das frag' ich mich,
    wenn uns die Sorgen plagen.
    Doch geht's uns gut,
    dann frag ich nicht, dann fragst du nicht:
    "Warum gerade ich?"


    Er hilft auch mir, wenn ich doch wieder mal ins alte Muster zurückfalle, und anfange, eine "W-Frage" zu stellen.


    Wünsche dir viel Kraft und Geduld auf deinem Weg
    Jutta


    Servus Tina,


    ich hab mich jetzt lange nicht gemeldet, aber ...na ja, es ist einfach schwierig hier und ich würde mir am Liebsten nur die Decke über den Kopf ziehen, so daß mich niemand sehen und ansprechen kann. - Ich glaube, du kennst dieses Gefühl!?
    Doch du hast mich ein wenig aufgerüttelt, und mich dazu gebracht, daß ich mich aufraffe um dir zu antworten. Danke ;-)


    Christa hat so treffend geschrieben: sie mußte lernen die Wahrheit zu sagen. Die Automatik des “Danke, gut” zu durchbrechen ist extrem schwierig, trotzdem müssen wir es - um unser selbst willen - versuchen.
    Ich habe mich im Moment zu einem “Na ja, wie soll’s schon gehen - eigentlich nicht gut” durchgerungen. Okay, die meisten gehen stillschweigend darüber weg, und bei denen ist so wie so jedes weitere Wort verloren - sie verstehen nicht, was wir fühlen. Trotzdem fühle ich mich dabei besser, denn der “Zorn”: “Warum spüren die es nicht, daß es mir dreckig geht!” kann dabei nicht richtig aufkommen. Und auch das ist schon eine gewisse Erleichterung.
    Und einige (sehr wenige) Menschen reagieren mit: “Das klingt nicht gut - was ist los?”, und das tut dann einfach nur gut.


    Du schreibst, dass du die Therapie begonnen hast, um die Vergangenheit aufzuarbeiten, ihr jetzt aber über die Trauer sprecht. Natürlich ist das jetzt das alles beherrschende Thema, aber -
    ich habe das Gefühl, daß es für dich sehr wichtig wäre zu erkennen und zu akzeptieren, was man von außen auf den ersten Blick sieht (aus der Art und Weise wie du schreibst spüren kann) - dass du in deiner Beziehung zu deinem “Ex” nur Opfer warst, absolut nicht daran schuld warst, daß er dich so behandelt hat, dass du - trotzdem - obwohl - gerade weil - du das alles ertragen mußtest, ein wertvoller Mensch bist.
    Du beschreibst Uwe als einfühlsamen, verständnisvollen Menschen, der immer die richtige Antwort wußte, also frage ich dich: Warum hat er dich geliebt? Doch wohl, weil er in dir genau das sieht - einen liebevollen, einfühlsamen, wertvollen Menschen. Lass dir von niemandem etwas anderes einreden (auch wenn es sehr schwer ist, solche Bemerkungen zu “überhören”) - denn es stimmt einfach nicht!


    Schade, dass du so weit weg wohnst - sonst hätte ich vorgeschlagen, dass wir uns mal “auf einen Kaffee” treffen - ich glaube, wir würden uns gut verstehen. ;-)


    Hab Geduld mit dir selbst und Kopf hoch - du schaffst es.(auch wenn es nicht ganz so schnell geht, wie du es willst ;-))
    Liebe Grüße
    Jutta

    Servus Tina,


    es freut mich sehr, daß ich dir gestern Abend noch ein Lächeln entlocken konnte - das hat jetzt gerade mich zum Grinsen gebracht, da ich mir so bildhaft vorstellte, wie du vor dem PC sitzt, und über meine Bemerkung den Kopf schüttelst.


    Die Situation mit der Wohnung ist natürlich sehr schwierig - ich kann euch beide verstehen.
    Hat deine Schwiegermutter schon mit der Oma gesprochen, was diese dazu sagt, daß sie ev. umziehen soll?



    Sorry, ich kann jetzt nicht mehr weiterschreiben, obwohl ich dir noch einiges sagen wollte. Hier hat es gerade eine schlimme Diskussion gegeben, weil ich mich "nur in Foren herumtreibe, statt mir Sorgen zu machen, wie es beruflich weitergeht. - Weil mir ist es ja ganz egal, wenn ein Termin nach dem anderen platzt.
    Ich muß hier raus, bevor irgendwas zu Bruch geht. Lange halte ich das ganze nicht mehr aus.


    Liebe Grüße
    Jutta

    Liebe Salome,


    ich schließe mich Tina an - natürlich ist es dir jetzt aufgefallen, weil du dich nach dem Tod von Chris über diese Krankheit informiert hast. Woher hättest du es denn vorher wissen sollen? Es kann einem nichts auffallen, bzw. man kann nicht richtig deuten, was man nicht weiß!


    Und mit dem Gedanken: "Warum durfte er so alt werden..." bist du ganz sicher nicht alleine. Ich hatte auch so ähnliche Gedanken, und ich bin mir sicher, daß wir beiden nicht die einzigen sind.
    Nur daß sich halt kaum jemand getraut, es laut zu sagen. Auch ich damals nicht, und habe dann sehr lange gebraucht, mir diese "bösen" Gedanken zu verzeihen.
    Du hattest den Mut dazu, und das finde ich toll. Denn so wie Christine schrieb: Jetzt kann sich dieser Gedanke nicht mehr so leicht verstärken, und wir können dir helfen, ihn zu verarbeiten.


    Auch ich stehe dir morgen in Gedanken zur Seite. Du schaffst das!


    Ich wünsche dir alle Kraft die du brauchst, diesen schweren Tag zu meistern.
    Alles Liebe
    Jutta

    Liebe Tina,


    es tut mir leid, daß ich dir erst heute antworten kann. Hatte leider noch sehr viel für heute vorzubereiten, und im Moment bin ich ein wenig langsam - es dauert alles ein bisserl länger. Aber das kennst du ja.


    NEIN, du bist nicht unnormal, und du wirst auch nicht verrückt.
    Dieses "nicht weinen können" und das Gefühl, irgendwie betäubt zu sein ist ganz normal. Es kommt und geht genau so, wie das "nur mehr heulen" oder auch die - leider noch viel zu kurzen und seltenen - Momente, in denen du dich wohler fühlst und vielleicht sogar lächeln kannst.
    Es ist "nur" ein Teil des Wellenmeeres, auch dieser Sturm wird sich wieder legen, die Wellen werden wieder sanfter werden und leichter zu ertragen sein.


    Deine "Blumenwiese mit Baum" gefällt mir sehr gut, das ist ein wunderschöner Gedanke. Du wirst es jetzt vielleicht nicht glauben, aber ich "habe" einen solchen Baum in der Steiermark. Es ist eine riesige alte Buche, wunderschön gewachsen, und man sieht von dort über das ganze Tal. Wenn wir, leider viel zu selten, dort sind, flüchte ich mich heute noch gerne zu ihr, und versuche alle Last dort abzuladen - manchmal gelingt es - manchmal nicht ganz so gut. Aber ich gehe immer mit etwas leichterem Herzen wieder nach Hause.
    Wenn ich die Hände auf ihre rauhe Rinde lege habe ich das Gefühl, die Kraft und das Leben zu spüren, die dahinter stecken. Wie tief ihre Wurzeln reichen, und wie fest und ruhig sie da steht.
    Vielleicht findest du auf einem Spaziergang einen "echten" Baum für dich? Vielleicht magst du es einmal versuchen?


    Ich weiß auch, wie schnell sich der Gedanke festsetzt: "Ich falle allen nur zur Last". aber bitte - versuche ihn ganz schnell wieder zu vergessen.
    Tina, du hilfst so vielen Menschen - der Tante von Uwe, deiner Schwiegerma, der Oma, dem Grabnachbarn ...und das ist sicherlich keine vollständige "Liste".
    Ja natürlich - uns hier im Forum. Du findest trotz deines Schmerzes immer ein liebes, aufmunterndes Wort, auch dann, wenn ich dann in deinem Thread lese, daß es dir so gar nicht gut geht.
    Also: du fällst niemandem zur Last - du hilfst!!
    Du mußt nur Geduld mit dir selbst haben. (Auch wenns unendlich schwer ist - ich weiß)


    Ich wünsche dir eine ruhige Nacht mit nur schönen Träumen.
    Alles Liebe
    Jutta



    Ach ja: Immer schön links und rechts schauen, wenn du über die Straße gehst! Paß ja auf die Autos auf!
    (finde leider keinen Smiley mit erhobenem Zeigefinger! ;) )

    Hallo Tina,


    du hast recht, und ich werde mich auch nicht streiten (hab ich mir zumindest vorgenommen ;) ) Hab mich jetzt auch schon wieder beruhigt.
    Ich habe heute einen Spruch gelesen:
    In jeder Minute, die du mit ärgern verbringst,
    versäumst du 60 glückliche Sekunden.
    Das kann doch kein Zufall sein?


    Und letzten Endes wird mein lieber Cousin dann schon draufkommen, daß ein Großteil des "Erbes" in die Taschen des Notars gewandert ist.
    Ich finde es nur schade, denn seine Mutter ist Mindestrentnerin, und ich hätte es natürlich lieber, sie bekäme das Geld und nicht der Notar.


    Und es tut ein wenig weh, daß er sich nicht mehr daran erinnert, daß meine Eltern immer für ihn und den Rest der Familie da waren, als sie noch in Rumänien lebten. Meine Eltern haben fast 20 Jahre lang das ganze Jahr über gespart, um dann im Sommer das Auto voll zu laden, und alles zu bringen, was damals nicht mit viel Geld im Osten nicht zu bekommen war.
    Auch ich mußte dadurch auf einiges verzichten, was bei anderen Kindern "gang und gäbe" war, aber ich hab es gerne getan, und mich gefreut, daß ich helfen konnte.
    Und so schmerzt es eben, wenn er jetzt anscheinend glaubt, wir hätten uns so sehr verändert. Irgendwie frage ich mich, ob er von sich auf andere schließt?
    Aber wir müssen es eben akzeptieren, daß uns zu den "großen Steinen", die wir überwinden müssen, auch immer wieder "kleine" vor die Füße geworfen werden. Irgendwann wird der Weg schon wieder ebener werden.


    Dafür wurde mir heute eine Entscheidung abgenommen: der Termin nächste Woche in Deutschland ist leider ins Wasser gefallen.
    Leider - weil es schön langsam gut wäre, wenn wieder etwas mehr Geld ins Haus kommt, wir spüren die allgemeine Wirtschaftskrise auch sehr, da keine Firma "investieren" will. Trotzdem bin ich im Moment eigentlich froh darüber, hierbleiben zu können.
    Und wenigstens der heutige Termin hat gut geklappt :thumbup:


    So, genug für heute, möchte eure Geduld ja nicht überstrapazieren!


    Ich wünsche euch viel Kraft und alles Liebe *drückeuchmal*
    Jutta

    Lieber Torben,


    als erstes ein herzliches Willkommen hier im Forum.


    Ich finde es ganz, ganz lieb von dir, daß du dir Gedanken machst, wie du deiner Freundin helfen kannst, denn leider ist das gar nicht so selbstverständlich.


    Du schreibst, du weißt nicht, wie du dich bei ihr melden sollst.
    Ist natürlich eine schwierige Frage, die man nicht "allgemeingültig" beantworten kann, da ja jeder anders reagiert.
    Ich persönlich würde mir in dieser Situation wünschen:
    "Schatz, ich mußte gerade an dich denken. (ich wollte, daß du das weist) Ich weiß, daß ich dir diesen Schmerz nicht abnehmen kann, dir nicht wirklich helfen kann, doch ich würde es so gerne tun.
    Ich bin immer für dich da, wenn du mich brauchst." Oder so ähnlich eben.


    Ich glaube, daß sie im Moment nicht die Kraft hat, sich bei dir zu melden. Oft fällt ein "um Hilfe bitten" unendlich schwer, bzw. man schafft es einfach nicht zum Telefon zu greifen.


    Wenn du bis dahin mit ihr in Kontakt kommst, würde ich auch meine "Hilfe" beim Begräbnis anbieten - und sei es "nur als Schofför".
    Auch das könnte eine große Hilfe sein.
    Wie war dein Kontakt zu ihrem Vater? Kanntest du ihn gut, möchtest du zum Begräbnis gehen? Wenn du es wirklich möchtest, solltest du es auch tun, denn dann ist es auch für dich persönlich wichtig, Abschied nehmen zu können.
    Du könntest dich dann ja bei ihr "entschuldigen", daß du gekommen bist, obwohl sie dir nichts gesagt hat. Daß es dir aber ein Bedürfnis war, dabeizusein. Und auch in ihrer Nähe zu sein, falls sie deine Hilfe doch möchte oder braucht.


    Ich wünsche dir für die nächste Zeit viel Kraft und Geduld
    Jutta

    Servus an alle,


    habe die letzten Tage nur still mitgelesen, war einfach zu müde zum Schreiben.
    Aber jetzt möchte ich euch etwas fragen, denn ich weiß nicht mehr, ob ich nur überempfindlich bin oder das doch diese Frechheit ist, als die ich es empfinde.


    Zur Sache: Mutti hatte heute den ersten Termin beim Notar wegen der Verlassenschaft meiner Tante, ich habe derweilen "Vati gehütet" (es geht ihm sehr schlecht *seufz*)
    Der Notar zeigte ihr den Brief eines Kollegen, der mit der "Durchsetzung der Erbansprüche" (wortwörtlich) der zweiten Schwester meines Vaters beauftragt ist. Diese und mein Vater sind die nächsten Angehörigen der Verstorbenen.
    Ich weiß, daß diese Tante nie alleine auf die Idee gekommen wäre, einen Notar einzuschalten. Sie ist 87 Jahre und eine Seele von Mensch - und sie weiß, daß wir nie auch nur im entferntesten auf den Gedanken kämen, ihr ihren Teil des "Erbes" streitig zu machen oder sie zu benachteiligen.


    Also kann das nur von meinem Cousin ausgehen. Ich bin soo wütend, ich kann es gar nicht beschreiben.
    Die Zeit, seiner Tante die letzte Ehre zu erweisen und zum Begräbnis zu kommen hatte er nicht, die, zum Notar zu gehen sehr wohl.
    Und das bereits am nächsten Tag nachdem meine Mutter ihn vom Tod unserer Tante verständigt hatte.
    Ich würde zu gerne wissen, wie er es geschafft hat, sich die Unterschrift seiner Mutter für die Vollmacht zu "erschleichen". Gut, daß er weit weg ist, sonst würde ich ...


    Sorry für meine Ausdrucksweise, aber ich kann mich noch immer nicht beruhigen.
    Oder bin ich doch zu empfindlich und tue ihm unrecht?
    Was meint ihr?


    Liebe Grüße
    Jutta

    Liebe Sara,


    auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum, und meine aufrichtige Anteilnahme zum Tod deiner Oma.


    Wenn es die Möglichkeit gibt, daß du deine Oma noch einmal sehen kannst, dann denke noch einmal darüber nach, ob du es nicht vielleicht doch machen möchtest.
    Als meine Oma in Rumänien starb, war sie in ihrem Schlafzimmer aufgebahrt, und wir konnten uns so noch von ihr verabschieden.
    Mir hat das damals sehr geholfen, obwohl auch ich erst Angst davor hatte. Natürlich war es nicht mehr "genau" der lachende Mensch, den ich da vor mir sah, aber es waren sehr friedliche und innige Momente, die ich erleben durfte. Und ich bin auch jetzt nach vielen Jahren noch dankbar dafür, diese Möglichkeit gehabt zu haben.
    Wenn ich jetzt an sie denke, sehe ich immer ihr liebevolles Lächeln, oder auch - wie sie mit 70 Jahren bei einem Ausflug mit ihren (gleichalten) Freundinnen "Blinde Kuh" spielte (und sich dabei den Knöchel verstauchte).


    Deine Keramikkatze wird deiner Oma sicher gut gefallen, das ist eine sehr liebe Idee von dir.
    (Auch ich liiieeebe Katzen *g*)


    Ich wünsche dir viel Kraft und alles Liebe
    Jutta

    Hallo ihr Lieben


    heute haben Mutti und ich auch den letzten Gang mit meiner Tante gemacht, und ihre Urne der Erde übergeben.
    Einerseits war es leichter - nur wir beide alleine - ohne "Fremde" dabei, andererseits ... Es ist traurig zu sehen, wie alleine sie in den letzten Jahren trotz unseres Bemühens wohl war. Es blieb ihr nur eine einzige Freundin, und die hatte heute leider einen wichtigen Arzttermin.


    Wegen dem Wegfahren hätten Mutti und ich einen, glaube ich, "guten Kompromis" gefunden.
    Da der erste Termin am Donnerstag in Amstetten ist, könnten wir nachher wieder nach Hause fahren, und erst am Sonntag dann nach Deutschland aufbrechen. Dann wären wir nur knapp 6 Tage "am Stück" weg. (Ursprünglich wollten wir uns die "unnötigen" km sparen und das Wochenende in D in einer Therme verbringen - aber danach steht mir im Moment nicht der Sinn)
    Vielleicht täte mir ein wenig "Luftveränderung" ja auch ganz gut. Obwohl ich schon das Gefühl habe, sie "im Stich zu lassen".
    Wenn mein Schatz dann nach Hause kommt, werde ich ihn fragen, was er davon hält.


    Ich wünsche euch noch einen schönen Abend
    Jutta

    Servus an alle,


    vielen Dank für eure "Denkanstöße".
    Oft ist man ja so im eigenen "Gedankenkreis" gefangen, daß man nichts anderes mehr sieht.
    Mir ist beim Lesen eurer Antworten aufgefallen, daß ich schon wieder mal versuche, alles alleine mit mir selbst zu regeln.(stimmt nicht ganz - ich habe es ja euch geschrieben :=) )
    Ich werde Donnerstag nach der Urnenbeisetztung meiner Tante den Rest des Tages bei meinen Eltern verbringen. Da ergibt sich sicher die Gelegenheit, mit meiner Mutter darüber zu sprechen.
    Auch über deinen Vorschlag, Christine - danke dafür - alleine wäre ich darauf sicher nie gekommen.
    Vielleicht fällt mir eine Entscheidung dann leichter.
    So, und jetzt gehe ich schlafen, bin hundemüde, denn ich habe heute unser Wohnmobil "auf Vordermann" gebracht. Denn egal, ob ich mitfahre oder nicht - der ganze Staub des Winters muß ja doch raus.


    Gute Nacht
    (mein Opa sagte immer: "Träum süß von sauren Gurken". Als Kind habe ich es nicht verstanden und mich immer darüber geärgert, aber jetzt hat es für mich etwas sehr tröstliches)
    Jutta



    Ach ja, jetzt fällt mir noch was ein:
    @ Karla: mein Sohn sieht dem jungen Mann auf deinem Avatar ganz schön ähnlich (ich nehme an, es ist dein Sohn?) - das Lächeln, die Nase, die Frisur - es ist verblüffend

    Servus Tina,


    ja, das ist wirklich schön! *ichauchweitersosag*


    Aber sag mal - du hättest es mir schon vorher sagen können, daß du zum Frisör gehst, ;) denn dann hätte ich dir meinen Kopf mitgegeben. Der hätte es auch dringend nötig! Mal schauen, vielleicht schaffe ich es in den nächsten Tagen, mich aufzuraffen - irgendwie komme ich mir schön langsam wie ein "zerrupfter Besen" vor!


    Schlaf gut, und träum was Schönes
    Jutta

    Servus ihr Lieben!


    Aber Tina - du kannst doch nicht sagen, daß du alt wirst! Du machst mich ja zur Urgroßmutter! ;) Obwohl ich sagen muß, Großmutter würde ich jetzt schön langsam gerne werden!
    Ne, Spaß beiseite - ich weis was du meinst - irgendwie kommt man sich in solchen Ausnahmesituationen wie wir sie grade erleben müssen, 100 Jahre älter vor.


    Silvia - sind das auf deinem Avatar deine Enkerln? Sind auf jeden Fall ganz Süße!
    Laß dich mal ganz vorsichtig umarmen (wenn du es magst), zwei Kinder zu verlieren muß sehr, sehr schwer sein, ich kann sicher nur erahnen, wie das für dich war und noch immer ist.
    Wir haben leider nur einen Sohn, mußte ihn mit Kaiserschnitt zur Welt bringen, und danach hat es halt leider einfach nicht mehr "geklappt". Er ist jetzt 28, doch anscheinend haben wir bei seiner Erziehung irgendwas "falsch" gemacht - er benimmt sich zeitweise noch immer wie ein 15-jähriger ;)
    Aber jetzt hat er "endlich" eine Freundin - eine ganz liebe, soweit ich nach der kurzen Zeit sagen kann - vielleicht wird er ja durch sie jetzt "erwachsen". Könnte sie mir glaub ich sehr gut als Schwiegertochter vorstellen. Aber wir lassen sie "in Ruhe", warten ab und hoffen das Beste. :thumbsup:
    Du hast recht, man denkt sehr oft, die falsche Entscheidung getroffen zu haben.
    Mein Bauchgefühl sagt mir zwar - bleib da, sonst siehst du Vati vielleicht auf dieser Erde nicht mehr wieder.
    Aber in den meisten letzten Nächten quält mich immer wieder die Vorstellung der 2000 km, die mein Mann dann alleine fahren muß,
    ich weis, daß ich es mir nie verzeihen würde, wenn etwas passiert - und ich möchte das Ganze nicht noch einmal durchstehen müssen.
    Im Moment wärs mir so wie so am Liebsten es sagt mir jemand: tu dies, wenn du damit fertig bist tu das...
    Ich steh "stundenlang" im Supermarkt, und weis nicht, was ich nehmen soll ... mag einfach keine eigenen Entscheidungen treffen müssen, selbst wenns um etwas so banales wie "Was essen wir heute" geht.


    Ach jeh, jetzt laber ich euch schon wieder voll, aber heut ist wieder alles so schwarz und die Wellen schlagen mir über dem Kopf zusammen. Vielleicht hängt es auch mit dem schon wieder so trüben Wetter zusammen - ich sehne mich so nach ein paar Tagen Sonnenschein.


    Wieder mal verwirrte, aber trotzdem liebe Grüße
    Jutta

    Liebe Tina,
    darf ich dir was sagen? Du bist toll!!!
    Deine positive Grundeinstellung kann uns allen Beispiel und Hilfe sein. Ich habe das Gefühl, dein Uwe hat da "ganze Arbeit geleistet" und dich gelehrt, diese wunderbare Einstellung dem Leben gegenüber zu finden. Und damit ist er auch immer bei dir. Du bist wirklich stark.


    Ich finde es auch super, daß du so vielen in deiner Umgebung hilfst, trotz deiner eigenen Trauer deinen Freunden helfen willst - wer weiß besser als du, was sie gerade durchmachen.
    Aber, bitte, mute dir nicht zuuu viel zu. Denke trotzdem auch ein bisserl an dich, du brauchst jetzt auch Zeit für dich.
    Diese Mauer, von der du sprichst, ist zwar zeitweise nötig und auch hilfreich (im ersten Moment), aber bitte achte darauf, daß sie nicht zu dick und hoch wird. Denn umso schwerer wird es dann, eine Türe rein zu bekommen, durch die man seinen Mauerring wieder verlassen kann.
    Bitte denke daran - auch wenn es im Moment vielleicht leichter ist, nur für die anderen da zu sein.
    Deine Abneigung zu körperlicher Nähe kann ich sehr gut verstehen, das war auch bei mir eine Zeit lang so. Erst viel, viel später habe ich verstanden, daß da (bei mir) viel Trotz und Wut dabei war - wenn es nicht "seine" Nähe sein kann, dann will ich auch keine andere.


    Irgendwie denke ich jetzt gerade, es ist eigentlich völlig "unnötig", daß ich dir das alles schreibe ;) - denn du "weist" das alles ja so wie so :-). Trotzdem werd ich es abschicken, denn - mhmm - vielleicht helfe ich mir grade selbst damit?


    karla : du hast mich sehr, sehr gut verstanden - Danke!
    Genau dieses tröstende wollte ich rüberbringen, wußte aber nicht, wie ich es anders schreiben soll, ohne nur Platitüden von mir zu geben - denn die sind etwas, was wir alle nicht brauchen und einfach nicht mehr hören können.


    Ich wünsche euch einen schönen Tag.


    Und Tina - dir schicke ich aus der Ferne ein gaaanz vorsichtiges "Flugbussi" - nur, daß du es nicht ganz verlernst ;)


    Jutta

    Liebe Tina, liebe Silvia,


    auch euch ein danke für eure lieben Wünsche und die Kraft, die ihr mir damit gebt.
    Denn mir gibt es sehr viel, wenn ich - so wie hier - spüre, daß mich jemand verstehen kann.


    Tina: Ich habe dir in deinem Thread geantwortet - ist ein wenig lang geworden - doch ich hoffe, du kannst dir aus meinem "Geschreibsel" was herausholen.


    Silvia: meine Mutter ist sehr, sehr stark. Sie ist - so wie ich normalerweise für unsere Freunde - für die Familie "der Fels in der Brandung".
    Trotzdem ist sie schön langsam natürlich ziemlich am Ende ihrer Kräfte, auch körperlich, da sie ja keine Nacht wirklich durchschlafen kann. Ich kann ihr leider kaum etwas abnehmen, da ist Vati sehr "fixiert". Er hat es sehr gerne, wenn ich bei ihm sitze, aber sonst will er alles nur von meiner Mutter. So kann ich sie nur in den Arm nehmen und hin und wieder ausweinen lassen. Und da entschuldigt sie sich nachher noch bei mir. *seufz*
    Vati hat Angst, wenn sie nur die Wohnung verläßt, und wird dann auch oft ungerecht. Sie versteht das natürlich, trotzdem tut es ihr aber ja doch weh.
    Über die Zukunft sprechen wir im Moment nicht - jetzt gibt es nur die Gegenwart, nur einen Tag nach dem anderen.
    Eigentlich sollte ich am 12. März für 10 Tage mit meinem Mann beruflich nach Deutschland fahren. Ich weiß, daß er sein "Mädchen für alles" braucht, wir leben ja auch davon, aber meine Eltern brauchen mich auch -
    Ich weiß wirklich nicht, was ich machen soll, ich kann mich doch nicht Teilen!
    Na ja, kommt Zeit, kommt Rat! Obwohl - es wäre schön, wenn sich der Rat etwas beeilen würde, denn viel Zeit habe ich für die Entscheidung nicht mehr. (das nennt man jetzt wohl "Galgenhumor"?)


    Laßt euch auch mal aus der Ferne von mir drücken, ich wünsche euch allen eine schöne, ruhige Woche
    Jutta

    Liebe Tina,


    als allererstes möchte ich dir meine Anteilnahme am Tod deines Liebsten aussprechen. Ich kenne all die Gedanken und Gefühle die in deinem Kopf und Herzen kreisen sehr gut, deshalb möchte ich dir etwas erzählen, obwohl es mir auch jetzt noch, nach 35 Jahren nicht leicht fällt darüber zu schreiben, doch ich hoffe, daß du dir aus meiner "Geschichte" ein wenig Zuversicht holen kannst - die Zuversicht, daß auch nach einem solchen Schicksalsschlag das Leben wieder schön werden kann und lebenswert ist - irgendwann.


    Ich lernte meinen "Seelenverwandten und Lebensmenschen" Heinz mit 17 1/2 Jahren kennen. Als wir uns das erste Mal die Hand gaben, traf es uns beide wie ein Blitz, uns war beiden von Anfang an klar: das ist "die große, "einzige" Liebe" und wir werden für immer zusammenbleiben. Es war schwierig - er lebte in einem kleinen Ort wo meine Eltern ein Wochenendhaus hatten, ca 120 km von unserer Wohnung entfernt. Und so sahen wir uns nur an den Wochenenden. Doch in Gedanken waren wir immer in Verbindung, wir "wußten" immer, wie sich der andere gerade fühlt. - Und die Telefonrechnung stieg ins Unendliche :-)
    Es vergingen 7 Monate, wir machten Pläne für die Zukunft und waren unendlich glücklich - auch wenn wir so viel getrennt waren.
    Es war ein wunderschöner, heißer Augusttag, als ich Freitag Nachmittag bei meiner Freundin aus dem Auto meiner Eltern stieg, denn wir hatten vereinbart gemeinsam mit ihrem Freund zu viert etwas zu unternehmen.
    Doch meine Freundin mußte mir sagen: Heinz hatte vor zwei Tagen einen Motorradunfall. Ein Traktorfahrer hatte ihm die Vorfahrt genommen, und er hatte schwerste Kopfverletzungen.
    Auf einmal war die Sonne für mich untergegangen, und es hatte -20 Grad. Ich wußte bereits in diesem Moment, daß er nicht mehr aufwachen wird. Er starb in der folgenden Nacht, ich hatte ihn nicht mehr wiedergesehen.
    Ich machte mir Vorwürfe: es war das einzige Mal in "unserer" Zeit, daß ich nicht gespürt hatte, daß es ihm "nicht gut ging".
    Wenn ich zu ihm gefahren wäre, wenn ich darum gekämpft hätte zu ihm zu dürfen - es wäre mir gelungen, ihn aus dem Koma "zurückzuholen".
    Und es hat sehr lange gedauert, bis ich einsah, daß ich nichts - gar nichts - hätte ändern können.
    Oft stand ich auf einem unserer Lieblingsplätze auf einer 50m hohen Felswand und dachte: Warum springst du nicht, dein Leben ist doch so wie so zu Ende, du wirst nie wieder jemanden so lieben können wie ihn.
    Gute 1 1/2 Jahre sah ich die Welt nur durch einen Schleier, "funktionierte" nur, hatte kein Gefühl außer der unendlichen Sehnsucht nach ihm. Und dem Schmerz in meinem Herzen.


    Doch - damals fast unmerklich für mich - wurde es leichter.
    Ich wollte nicht länger von meinen Eltern "abhängig" sein, machte den Führerschein und kaufte mir ein kleines Auto. Erst nur, um leichter zu seinem Grab zu kommen, aber egal - ich tat etwas.
    Ich ließ mich von Freundinnen zu Kino-, ja sogar zu Disco-Besuchen überreden. Hatte danach oft ein "schlechtes Gewissen" und fiel wieder in ein Loch - doch diese Löcher wurden immer weniger tief. Und nach diesen ersten, zaghaften Schritten ging es dann sehr schnell bergauf.
    Zwei Jahre und vier Monate nach dem Tod von Heinz lernte ich meinen Mann kennen, und knapp zwei Jahre später haben wir geheiratet.
    Vielleicht ist es nicht "die" große Liebe - aber es ist "eine" große Liebe - denn sonst hätten wir es nicht bis jetzt immerhin gut 31 Jahre miteinander ausgehalten. :thumbsup: Und ich bin glücklich und zufrieden mit meinem Leben.
    Die große Wunde in meinem Herzen ist ganz langsam verheilt, blutete immer weniger, wurde zu einer Narbe, die auch jetzt noch schmerzt - aber nicht mehr immer. sondern nur mehr, wenn ich sie berühre.


    Viele meinten: Ihr habt euch doch gar nicht richtig gekannt, wart doch noch so jung, wer weiß, ob ihr zusammengeblieben wärt. Solche Aussagen tun mir heute noch weh, denn ich "weiß" es einfach - er wäre mein Lebensmensch gewesen.


    Tina - deine Antwort zu deinem Therapeuten stimmt auch mich sehr froh, sie zeigt, daß du sehr stark und auf dem richtigen Weg bist.
    Laß dir Zeit, es war doch erst "gestern". Doch ich spüre, daß du es schaffen wirst, und - zur für dich "richtigen" Zeit - wieder glücklich und zufrieden durchs Leben gehen wirst.


    Für diesen Weg wünsche ich dir die nötige Kraft und Ausdauer und alles Liebe
    Jutta


    PS: Ich hoffe, ich habe dir mit dem Anfang meiner Erzählung das Herz nicht zusätzlich schwer gemacht, aber ich weiß nicht, wie ich es sonst richtig "rüberbringen" soll

    Hallo ihr Lieben (ich darf euch doch so nennen?)


    die ihr mir geantwortet - oder auch nur still mitgelesen - habt, die guten Wünsche und die Kraft die ihr geschickt habt, sind hier angekommen - heute war ein "guter" Tag. DANKE!


    Ich habe 5 Stunden tief und fest - und traumlos - geschlafen, war am Morgen so ausgeruht wie schon seit fast zwei Monaten nicht mehr.
    Dann hat Mutti angerufen. Vati hat vorige Woche neue Medikamente zur Entwässerung bekommen - und sie wirken - er ist in den letzten 5 Tagen fast 6 kg "losgeworden" und hat endlich wieder etwas mehr gegessen.
    Und jetzt am Abend war ein wunderschöner Sonnenuntergang und mein erster Gedanke war:


    Wow, die Welt ist wunderschön!


    Ich weiß, daß es nicht so bleiben wird, unser Kampf ist noch lange nicht zu Ende, aber ich bin dankbar für diesen ruhigen Tag.
    Ich hab zwar nicht genügend Kraft über, um sie euch zu schicken, aber ich wünsche euch von ganzem Herzen daß ihr alle so viel Kraft habt, wie ihr braucht (und wenns geht, vielleicht auch noch ein bisserl mehr :-) )


    Liebe Grüße
    Jutta

    Liebe Karla, liebe Chris,
    auch euch ein danke für eure Hilfe.


    Karla: wir waren uns eigenlich gar nicht soo nahe - sie ließ es nicht zu. Soweit ich "bewußt" zurückdenken kann, war immer eine Mauer um sie, durch die man nicht richtig durchkam. Da ist nur dieses Gefühl, daß sie anders zu mir war, als ich noch ein Baby war.
    Aber mein Vater liebte sie, und alleine schon aus diesem Grund liebte ich sie auch.
    Und mit dem reden können ist es halt so eine Sache.
    Alle sind es gewöhnt, daß ich jederzeit "da" bin, und sie mit ihren Problemen und Problemchen zu mir kommen können. So ein wenig der "Fels in der Brandung"
    Meine älteste Freundin - wir kennen uns schon seit gut 30 Jahren - nimmt mich natürlich auch mal in den Arm und hört mir zu. Aber ich spüre, daß sie total verunsichert ist, weil jetzt mal sie "die Starke" sein soll.
    Geschwister habe ich leider keine - hätte mir immer so sehr einen "großen Bruder" gewünscht.


    Und Chris - ja, genau so ist es. Ich versuche immer, wenn ich bei Vati bin, dieses "laß uns doch noch nicht alleine" nicht zu denken, um es ihm ein wenig leichter zu machen. Aber es ist so unendlich schwierig, und ich glaube, daß er es trotzdem spürt.
    Und ja, jeder Tag ist eine Ewigkeit, manchmal habe ich das Gefühl, nicht mehr atmen zu können, genauso wie er - jeder Atemzug schmerzt.


    Wir hatten alle große Angst, wie er auf den Tod seiner Schwester reagieren würde. Doch er sagte nur:
    "Schön, sie hat es geschafft."


    Ich sitze hier, und trau mich nicht ins Bett zu gehen, denn mir ist heute etwas aufgefallen:
    Fast alle meine Lieben, die ich bis jetzt gehen lassen mußte, sind zwischen 1 und 2 Uhr Nachts gestorben. Und sie haben mir alle einen "letzten Gruß" geschickt. Einmal klopfte es an der Türe - und niemand war da, einmal war es ein starker Windstoß, der mich aufweckte,
    oder das Kreuz fiel von seinem Platz an der Wand, wo es schon jahrelang gehangen hatte. Ich habe Angst, Vatis Zeichen zu verschlafen
    Nur als meine Oma in Hermannstadt starb, war ich nicht munter. Doch ich träumte von ihr: vom ersten Mal, als sie mich in den Arm nehmen konnte - damals war ich sieben Jahre alt, es war unser erster Besuch bei ihr in Rumänien. Also kann ich ja vielleicht doch ins Bett gehen. Wenn ich nicht wach bin, nimmt Vati mich vielleicht im Traum noch einmal in den Arm bevor er geht.


    Jetzt ist gerade einer unserer Katerchen zu mir auf den Schoß gekommen und zeigt mir ganz deutlich, daß er ins Bett will, und ich mitkommen soll.
    Er schnurrt mich grade nieder und wäscht mir die Tränen vom Gesicht, also werde ich jetzt wirklich mitgehen.


    Vielen Dank für eure Geduld und gute Nacht. Schlaft alle gut, ich wünsche euch schöne Träume.
    Jutta

    Liebe Linda, lieber Markus,
    danke für eure lieben Worte. Es ist so schön zu spüren, daß man verstanden wird.


    Ja, Linda ich bin die einzige Nichte - zumindest hier in Wien. Mein Cousin lebt in Leipzig, aber voraussichtlich wäre er auch so wie so keine Hilfe gewesen. Er kam auch nicht zum Begräbnis. Seine Frau kann durch einem Bandscheibenvorfall nicht so lange im Auto sitzen, und alleine "durfte" er nicht fahren. Na gut - jeder wie er meint. Wobei ich auch sagen muß: er kannte sie nicht wirklich, hat immer sehr weit weg gelebt, erst in Rumänien, dann in Deutschland.


    Darf ich euch ein wenig von meiner Tante Helma erzählen?
    (Ihr müßt es auch nicht lesen, wenn es nicht interessiert ;) )
    Sie hatte kein leichtes Leben - wie die meisten dieser Generation, deren Jugend durch den Krieg zerstört wurde. Und das hat ihre "Grundhaltung" wohl verstärkt.
    Sie war nicht egoistisch, nicht wirklich lieblos, aber irgendwie war da keine wirkliche Herzlichkeit - oder sie konnte es vielleicht nicht zeigen. Nur in den letzten drei Jahren, sie sie in einem Heim war, spürte man dann, daß sie gerne mehr Nähe möchte. (die sie von mir - so gut es ging - auch bekam)
    Tante Helma wurde in Hermannstadt in Rumänien geboren. Mein Großvater war damals einer der "oberen 1000" (10 000 kann man bei dieser kleinen Stadt wohl nicht sagen :) ) und darauf war sie bis zum Ende stolz, obwohl nach dem Krieg durch die Enteignung der deutschen Bevölkerung alles verlorenging.
    1945 wurde sie mit damals gerade 21 Jahren, gemeinsam mit meinem Vater (knapp 18 ) nach Rußland zur Zwangsarbeit deportiert.
    2 Jahre verbrachte sie unter schwierigsten Bedingungen in den Arbeitslagern, bis sie entlassen wurde, und nach Wien zu einer Tante kam.
    Kurz darauf wurde auch mein Vater entlassen, und sie holte ihn zu sich nach Wien. Die Älteste der drei Geschwister lebte mit ihrer Familie und meiner Großmutter weiterhin in Hermannstadt.
    Erst 18 Jahre nachdem Tante Helma und mein Vater die Heimat verlassen mußten, konnten sie zum ersten Mal auf Besuch zu ihrer Mutter fahren, denn es war zu dieser Zeit sehr schwierig, ein Visum für die Einreise in den "Ostblock" zu bekommen - besonders wenn man in Rumänien geboren war.
    Ende der 60er Jahre heiratete sie einen "Landsmann", den sie im Verein der Siebenbürger Sachsen kennengelernt hatte. Aber auch in der Ehe war keine wirkliche Liebe und Nähe - es war wohl mehr eine "Zweckheirat", um nicht alleine zu sein.
    Ihre Liebe gezeigt hat sie nur ihrem kleinen Zwergschnauzer "Hexi", die 13 Jahre lang ihr ein und alles war, und für die sie sogar ihre "geheiligte Ordnung" zweitweise vergaß.
    2004 starb ihr Mann nach zwei Jahren in einem Pflegeheim. Er war von einer Leiter gestürzt und auf den Kopf gefallen und hat sich davon nicht wieder erholt. Er war in dieser ganzen Zeit so gut wie gar nicht ansprechbar. Meine Tante hat sich die Schuld an diesem Unfall gegeben, und nach seinem Tod ging es dann sehr schnell bergab, da sie ihren letzten "Lebensinhalt" verloren hatte.
    So mußten wir dann sehr bald einen Heimplatz organisieren. Doch leider fühlte sie sich dort nie richtig wohl, bat immer wieder darum, "nach Hause" zu dürfen.
    Ihr Tod kam Gott sei Dank für sie, relativ schnell. Sie bekam Fieber, eine Lungenentzündung und verstarb nach einer knappen Woche im Krankenhaus.


    Wenn ich so nachdenke - es kommt da so ein Gefühl - ich als ganz kleines Baby in ihren Armen - da war viel Liebe. Es gibt ein Foto - da hat sie mich auf dem Arm und wir sehen uns in die Augen. Und wenn ich das ansehe, dann kommt dieses Gefühl von Liebe und "beschützt sein" hoch, doch wirklich erinnern kann ich mich nicht. Als ich größer wurde war wieder diese "Mauer" um sie.


    Irgendwie habe ich jetzt gerade das Gefühl, eure mitfühlenden Gedanken zu spüren, und ich kann das erste Mal wirklich um SIE weinen. Es hat mir sehr geholfen, das alles niederzuschreiben.
    Mein Mann ist leider einer jener Menschen, die mit dem Tod absolut nicht umgehen können - alles lieber verdrängen. Und so kann ich mit ihm auch nicht darüber sprechen. Und Mutti, mit der ich sonst über alles rede, hat im Moment wirklich genug am Hals, ich kann sie damit nicht auch noch belasten.


    Danke, daß ihr da seid - daß es euch gibt.
    Jutta