Hallo,
mein Name ist Jutta, ich bin 52 Jahre alt und habe mich nach kurzer Zeit des still mitlesens heute angemeldet, weil ich im Moment mit niemandem über meine Gefühle reden kann.
Mein Vater (82 Jahre) ist schwer herzkrank, sein ganzer Körper ist voll Wasser und er wurde schon zwei mal an der Lunge punktiert. Doch nach dem letzen Mal (Anfang Jänner) war es schon zwei Wochen danach genauso schlimm wie vorher. Er bekommt kaum Luft, nur das umdrehen im Bett ist schon fast zu viel Anstrengung.
Die Ärzte meinen, sie können nichts mehr für ihn tun, und so hat ihn meine Mutter nach Hause genommen, um ihm die noch bleibende Zeit möglichst schön zu machen.
Sein Hausarzt kommt regelmäßig, aber er ist jedes Mal "verwundert", daß Vatis Herz noch immer schlägt.
Jetzt ist vor knapp zwei Wochen meine Tante - Vatis Schwester - mit 86 Jahren an Lungenentzündung gestorben.
Ich weiß, daß Mutti ihre ganze Kraft für Vati braucht, und so habe ich ihr das abgenommen. Ich bin in den letzten Tagen meiner Tante immer wieder bei ihr im Spital gesessen und habe ihre Hand gehalten - sie war nicht mehr bei Bewußtsein. Habe ihr dann ihre letzte Kleidung ins Spital gebracht, alle Behördengänge erledigt.... immer mit dem Gedanken:
Wann muß ich dies alles das nächste Mal tun?
Ich habe ihr gegenüber ein schlechtes Gewissen, denn durch die Angst um meinen Vater kann ich nicht wirklich um SIE trauern.
Gestern war die Verabschiedung im Krematorium, und jetzt steht noch nächsten Donnerstag die Urnenbeisetzung bevor.
Und ich weiß, auch da werde ich nur denken können: Wann das nächste Mal?
Ich möchte meinen Vater nicht verlieren, trotzdem bete ich jeden Tag daß er endlich seine Ruhe findet, und sich nicht mehr so quälen muß. Und fühle mich schrecklich dabei - ich wünsche einem geliebten Menschen, daß er sterben darf!!!!
Ich bin nur noch am heulen, oder gehe bei der geringsten Kleinigkeit "in die Luft" - was meine Umgebung natürlich nicht verstehen kann (will), und komme mit der Situation einfach nicht klar.
Im Moment habe ich nur Angst vor der Zukunft und möchte am liebsten die Zeit anhalten -oder wenigstens ganz, ganz weit vordrehen und alles hinter mir haben.
Sorry für die Länge dieses Beitrags, aber es tut gut, sich das einmal von der Seele zu schreiben.
Verwirrte und traurige Grüße
Jutta