Chaos der Gefühle

  • Hallo,
    mein Name ist Jutta, ich bin 52 Jahre alt und habe mich nach kurzer Zeit des still mitlesens heute angemeldet, weil ich im Moment mit niemandem über meine Gefühle reden kann.
    Mein Vater (82 Jahre) ist schwer herzkrank, sein ganzer Körper ist voll Wasser und er wurde schon zwei mal an der Lunge punktiert. Doch nach dem letzen Mal (Anfang Jänner) war es schon zwei Wochen danach genauso schlimm wie vorher. Er bekommt kaum Luft, nur das umdrehen im Bett ist schon fast zu viel Anstrengung.
    Die Ärzte meinen, sie können nichts mehr für ihn tun, und so hat ihn meine Mutter nach Hause genommen, um ihm die noch bleibende Zeit möglichst schön zu machen.
    Sein Hausarzt kommt regelmäßig, aber er ist jedes Mal "verwundert", daß Vatis Herz noch immer schlägt.


    Jetzt ist vor knapp zwei Wochen meine Tante - Vatis Schwester - mit 86 Jahren an Lungenentzündung gestorben.
    Ich weiß, daß Mutti ihre ganze Kraft für Vati braucht, und so habe ich ihr das abgenommen. Ich bin in den letzten Tagen meiner Tante immer wieder bei ihr im Spital gesessen und habe ihre Hand gehalten - sie war nicht mehr bei Bewußtsein. Habe ihr dann ihre letzte Kleidung ins Spital gebracht, alle Behördengänge erledigt.... immer mit dem Gedanken:


    Wann muß ich dies alles das nächste Mal tun?


    Ich habe ihr gegenüber ein schlechtes Gewissen, denn durch die Angst um meinen Vater kann ich nicht wirklich um SIE trauern.
    Gestern war die Verabschiedung im Krematorium, und jetzt steht noch nächsten Donnerstag die Urnenbeisetzung bevor.
    Und ich weiß, auch da werde ich nur denken können: Wann das nächste Mal?


    Ich möchte meinen Vater nicht verlieren, trotzdem bete ich jeden Tag daß er endlich seine Ruhe findet, und sich nicht mehr so quälen muß. Und fühle mich schrecklich dabei - ich wünsche einem geliebten Menschen, daß er sterben darf!!!!


    Ich bin nur noch am heulen, oder gehe bei der geringsten Kleinigkeit "in die Luft" - was meine Umgebung natürlich nicht verstehen kann (will), und komme mit der Situation einfach nicht klar.
    Im Moment habe ich nur Angst vor der Zukunft und möchte am liebsten die Zeit anhalten -oder wenigstens ganz, ganz weit vordrehen und alles hinter mir haben.


    Sorry für die Länge dieses Beitrags, aber es tut gut, sich das einmal von der Seele zu schreiben.


    Verwirrte und traurige Grüße
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Jutta!


    Möchte dich herzlich Willkommen heißen hier im Trauerforum!!


    Mensch Jutta, du machst gerade eine sehr schwere Zeit durch! Fühl dich hier gut aufgehoben, wir hören dir gerne zu, kein Beitrag ist zu lange.


    Möchte dir meine Anteilnahme am Tode deiner Tante aussprechen. Du hast ihr viel Gutes getan, du warst noch bei ihr, hast ihre Hand gehalten, das ist soo viel wert. Du hast dich danach noch um alles gekümmert (bist du die einzige Nichte??). Du brauchst kein schlechtes Gewissen haben, nur weil deine Gedanken und Ängste nun verständlicherweise um deinen lieben Vati sich kreisen.


    Jutta, ich habe meinem Vater auch gewünscht, dass er sterben kann. Man wünscht ihnen ja nicht den Tod, man wünscht ihnen nur die Erlösung von ihren Leiden!!


    Liebe Jutta, schreib immer, wenn dir danach ist. Wir verstehen dich.


    Wünsche dir ein großes Kraftpaket, diese Tage zu überstehen und eine Umarmung dazu!


    Linda

  • Liebe Jutta,
    herzlich willkommen hier bei uns im Forum - hier bist Du richtig, denn oft ist es im richtigen Leben schwierig, Menschen zu finden, denen man sich so öffnen kann - hier lesen in erster Linie selber Betroffene mit und können gut nachvollziehen wie es Dir gerade ergeht.


    Ich finde, Du hast in diesem Posting die ganzen Widersprüchlichkeiten, vorallem auf der Gefühlsebene, die mit einem Todesfall oder wie bei Deinem Vater - einem nahenden Todesfall auftreten können, ausgedrückt. Es sind auch diese Widersprüchlichkeiten, die die Verarbeitung so schwer machen - und sie lassen sich gar nicht einfach auflösen. Manchmal ist es wichtig, eine Zeit lang mit ihnen zu leben und dann zu sehen, wie sich diese auflösen und andere Gefühle wieder die Oberhand gewinnen. Tatsächlich hast Du Deine Tante begleitet - obwohl Du selber in einer schwierigen Situation bist - und mit dieser Begleitung hast Du sie als Mensch geehrt - nur weil Du im Moment keine Trauer im klassischen Sinn um Deine Tante empfinden kannst, heisst das nicht, dass Du nicht trauerst, bzw. dass Deine Gefühle nicht simmen.


    Auch die von Dir beschriebene Angst vor dem "nächsten Mal" kann ich so gut nachvollziehen - vorallem nachdem in Deinem Fall mit der schweren Erkrankung Deines Vaters dieses nächste Mal sehr früh kommen kann. Und dann sind wieder die notwendigen Behördengänge und Erledigungen zu machen - und wieder werden Widersprüchlichkeiten auftauchen, die schwer zu lösen sind - auch wir hier im Forum können diese nicht auflösen, sondern nur mit Dir gemeinsam tragen, wenn Du sie mit uns teilst.


    Ich wünsche Dir, dass Du einen Platz findest, wo Du zwischendurch mal für eine Stunde die Widersprüchlichkeiten wegschieben kannst und etwas mehr Vertrauen in Deine eigenen Gefühle - die schon richtig, so wie sie sind!!


    Liebe Grüße,
    Markus

  • Liebe Linda, lieber Markus,
    danke für eure lieben Worte. Es ist so schön zu spüren, daß man verstanden wird.


    Ja, Linda ich bin die einzige Nichte - zumindest hier in Wien. Mein Cousin lebt in Leipzig, aber voraussichtlich wäre er auch so wie so keine Hilfe gewesen. Er kam auch nicht zum Begräbnis. Seine Frau kann durch einem Bandscheibenvorfall nicht so lange im Auto sitzen, und alleine "durfte" er nicht fahren. Na gut - jeder wie er meint. Wobei ich auch sagen muß: er kannte sie nicht wirklich, hat immer sehr weit weg gelebt, erst in Rumänien, dann in Deutschland.


    Darf ich euch ein wenig von meiner Tante Helma erzählen?
    (Ihr müßt es auch nicht lesen, wenn es nicht interessiert ;) )
    Sie hatte kein leichtes Leben - wie die meisten dieser Generation, deren Jugend durch den Krieg zerstört wurde. Und das hat ihre "Grundhaltung" wohl verstärkt.
    Sie war nicht egoistisch, nicht wirklich lieblos, aber irgendwie war da keine wirkliche Herzlichkeit - oder sie konnte es vielleicht nicht zeigen. Nur in den letzten drei Jahren, sie sie in einem Heim war, spürte man dann, daß sie gerne mehr Nähe möchte. (die sie von mir - so gut es ging - auch bekam)
    Tante Helma wurde in Hermannstadt in Rumänien geboren. Mein Großvater war damals einer der "oberen 1000" (10 000 kann man bei dieser kleinen Stadt wohl nicht sagen :) ) und darauf war sie bis zum Ende stolz, obwohl nach dem Krieg durch die Enteignung der deutschen Bevölkerung alles verlorenging.
    1945 wurde sie mit damals gerade 21 Jahren, gemeinsam mit meinem Vater (knapp 18 ) nach Rußland zur Zwangsarbeit deportiert.
    2 Jahre verbrachte sie unter schwierigsten Bedingungen in den Arbeitslagern, bis sie entlassen wurde, und nach Wien zu einer Tante kam.
    Kurz darauf wurde auch mein Vater entlassen, und sie holte ihn zu sich nach Wien. Die Älteste der drei Geschwister lebte mit ihrer Familie und meiner Großmutter weiterhin in Hermannstadt.
    Erst 18 Jahre nachdem Tante Helma und mein Vater die Heimat verlassen mußten, konnten sie zum ersten Mal auf Besuch zu ihrer Mutter fahren, denn es war zu dieser Zeit sehr schwierig, ein Visum für die Einreise in den "Ostblock" zu bekommen - besonders wenn man in Rumänien geboren war.
    Ende der 60er Jahre heiratete sie einen "Landsmann", den sie im Verein der Siebenbürger Sachsen kennengelernt hatte. Aber auch in der Ehe war keine wirkliche Liebe und Nähe - es war wohl mehr eine "Zweckheirat", um nicht alleine zu sein.
    Ihre Liebe gezeigt hat sie nur ihrem kleinen Zwergschnauzer "Hexi", die 13 Jahre lang ihr ein und alles war, und für die sie sogar ihre "geheiligte Ordnung" zweitweise vergaß.
    2004 starb ihr Mann nach zwei Jahren in einem Pflegeheim. Er war von einer Leiter gestürzt und auf den Kopf gefallen und hat sich davon nicht wieder erholt. Er war in dieser ganzen Zeit so gut wie gar nicht ansprechbar. Meine Tante hat sich die Schuld an diesem Unfall gegeben, und nach seinem Tod ging es dann sehr schnell bergab, da sie ihren letzten "Lebensinhalt" verloren hatte.
    So mußten wir dann sehr bald einen Heimplatz organisieren. Doch leider fühlte sie sich dort nie richtig wohl, bat immer wieder darum, "nach Hause" zu dürfen.
    Ihr Tod kam Gott sei Dank für sie, relativ schnell. Sie bekam Fieber, eine Lungenentzündung und verstarb nach einer knappen Woche im Krankenhaus.


    Wenn ich so nachdenke - es kommt da so ein Gefühl - ich als ganz kleines Baby in ihren Armen - da war viel Liebe. Es gibt ein Foto - da hat sie mich auf dem Arm und wir sehen uns in die Augen. Und wenn ich das ansehe, dann kommt dieses Gefühl von Liebe und "beschützt sein" hoch, doch wirklich erinnern kann ich mich nicht. Als ich größer wurde war wieder diese "Mauer" um sie.


    Irgendwie habe ich jetzt gerade das Gefühl, eure mitfühlenden Gedanken zu spüren, und ich kann das erste Mal wirklich um SIE weinen. Es hat mir sehr geholfen, das alles niederzuschreiben.
    Mein Mann ist leider einer jener Menschen, die mit dem Tod absolut nicht umgehen können - alles lieber verdrängen. Und so kann ich mit ihm auch nicht darüber sprechen. Und Mutti, mit der ich sonst über alles rede, hat im Moment wirklich genug am Hals, ich kann sie damit nicht auch noch belasten.


    Danke, daß ihr da seid - daß es euch gibt.
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Jutta!
    Auch von mir mein aufrichtiges Beileid zum Tod deiner Tante! Du schreibst so liebevoll und anschaulich über sie.Ich konnte mir beim Lesen gerade alles genau vorstellen.Sie hat ein sehr schweres Leben hinter sich.Du hast ihr-obwohl du auch große Sorgen um deinen Vati hast-in den letzten Lebenstagen beigestanden,ihre Hand gehalten usw.Ich finde,du bist gerade sehr stark,ganz klar,das du dich in einem totalen Gefühlschaos befinden musst.Deine Tante war fast wie eine zweite Mutter für dich? Schade,das du mit deinem Mann nicht so reden kannst,aber jeder trauert eben anders.Wie stand dein Mann denn zu deiner Tante? Hast du sonst noch jemanden-eine Freundin,oder Geschwister-mit denen du reden könntest?
    Ich wünsch dir viel Kraft ,hier ist imer jemand
    Liebe Grüße Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Liebe Jutta


    Als ich deinen ersten Beitrag gelesen habe... ist in mir wieder sehr viel hochgekommen...
    Nur hat diese Phase des
    ... "du darfst sterben".... "nein stirb noch nicht, lass mich nicht alleine".... "ich lass dich gehen, du hast Schmerzen" ... "einmal bitte noch Atmen"....
    nur 5 Tage gedauert. (mir ist es aber vorgekommen wie eine Ewigkeit)
    Ich war fertig, ich konnte nicht mehr.... wie oft hab ich mir gedacht "ich hab nicht gewusst wie schwer "Sterben" ist"
    Jutta, manchmal blickt man später zurück und weiß nicht wie man diese Zeit geschafft hat, man weiß nicht woher man die Kraft genommen hat.
    Ihr habt gerade nicht nur eine schwere Zeit, ihr habt den Hypergau!
    Mir fehlen einfach die Worte


    Du bist unglaublich tapfer und deine Tante Helma ist dir bestimmt ganz doll dankbar.
    Sie ist deinem Vater wieder einmal ein paar Schritte vorgegangen.... damals im Krieg hat sie in Wien alles für ihn vorbereitet...
    nun wird sie im Himmel alles vorbereiten und ihn dann liebevoll empfangen.
    Jutta, du brauchst absolut KEIN schlechtes Gewissen haben... du warst sosehr für deine Tante da!
    Heutzutage ist "Zeit" das wertvollste Geschenk das man einem geliebten Menschen geben kann.
    Du hast ihr in den letzten Monaten soviel Zeit geschenkt, hast ihr damit gezeigt wie sehr du sie liebst.


    Trauer braucht Zeit... aber Zeit hast du jetzt gerade gar keine...
    Jutta, meine Gedanken sind bei dir
    deine Chris

  • Liebe Karla, liebe Chris,
    auch euch ein danke für eure Hilfe.


    Karla: wir waren uns eigenlich gar nicht soo nahe - sie ließ es nicht zu. Soweit ich "bewußt" zurückdenken kann, war immer eine Mauer um sie, durch die man nicht richtig durchkam. Da ist nur dieses Gefühl, daß sie anders zu mir war, als ich noch ein Baby war.
    Aber mein Vater liebte sie, und alleine schon aus diesem Grund liebte ich sie auch.
    Und mit dem reden können ist es halt so eine Sache.
    Alle sind es gewöhnt, daß ich jederzeit "da" bin, und sie mit ihren Problemen und Problemchen zu mir kommen können. So ein wenig der "Fels in der Brandung"
    Meine älteste Freundin - wir kennen uns schon seit gut 30 Jahren - nimmt mich natürlich auch mal in den Arm und hört mir zu. Aber ich spüre, daß sie total verunsichert ist, weil jetzt mal sie "die Starke" sein soll.
    Geschwister habe ich leider keine - hätte mir immer so sehr einen "großen Bruder" gewünscht.


    Und Chris - ja, genau so ist es. Ich versuche immer, wenn ich bei Vati bin, dieses "laß uns doch noch nicht alleine" nicht zu denken, um es ihm ein wenig leichter zu machen. Aber es ist so unendlich schwierig, und ich glaube, daß er es trotzdem spürt.
    Und ja, jeder Tag ist eine Ewigkeit, manchmal habe ich das Gefühl, nicht mehr atmen zu können, genauso wie er - jeder Atemzug schmerzt.


    Wir hatten alle große Angst, wie er auf den Tod seiner Schwester reagieren würde. Doch er sagte nur:
    "Schön, sie hat es geschafft."


    Ich sitze hier, und trau mich nicht ins Bett zu gehen, denn mir ist heute etwas aufgefallen:
    Fast alle meine Lieben, die ich bis jetzt gehen lassen mußte, sind zwischen 1 und 2 Uhr Nachts gestorben. Und sie haben mir alle einen "letzten Gruß" geschickt. Einmal klopfte es an der Türe - und niemand war da, einmal war es ein starker Windstoß, der mich aufweckte,
    oder das Kreuz fiel von seinem Platz an der Wand, wo es schon jahrelang gehangen hatte. Ich habe Angst, Vatis Zeichen zu verschlafen
    Nur als meine Oma in Hermannstadt starb, war ich nicht munter. Doch ich träumte von ihr: vom ersten Mal, als sie mich in den Arm nehmen konnte - damals war ich sieben Jahre alt, es war unser erster Besuch bei ihr in Rumänien. Also kann ich ja vielleicht doch ins Bett gehen. Wenn ich nicht wach bin, nimmt Vati mich vielleicht im Traum noch einmal in den Arm bevor er geht.


    Jetzt ist gerade einer unserer Katerchen zu mir auf den Schoß gekommen und zeigt mir ganz deutlich, daß er ins Bett will, und ich mitkommen soll.
    Er schnurrt mich grade nieder und wäscht mir die Tränen vom Gesicht, also werde ich jetzt wirklich mitgehen.


    Vielen Dank für eure Geduld und gute Nacht. Schlaft alle gut, ich wünsche euch schöne Träume.
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Habe gerade deine Geschichte gelesen und ich kann dich ganz gut verstehen. Mein Opa verstab letztes Jahr im Oktober.


    Der Verstand sagte mir schon lange das es kein Leben mehr ist so wie er lebt, aber ich wollte es nicht glauben als es dann so


    weit war. Er war 97 Jahre und ich war bis zum Schluß bei ihm. Doch das Entgültige schmerzt dann doch sehr. Du wirst sehen wenn


    es dann so weit ist, ist es Erlösung. Heute fühle ich sehr viel Dankbarkeit das er sterben durfte und ich glaube das Gefühl ich will einen


    Menschen nicht gehen lassen ist ganz normal. Wir lieben diesen Menschen ja und Abschied nehmen ist nie leicht, doch danach wird es


    leichter.




    Deine Tante war sicher eine sehr liebeswerte Frau, doch einige die den Krieg erlebt haben, hatten danach einfach Probleme Gefühle


    zu zeigen und das zu verarbeiten was sie erlebt haben.




    Wünsche dir viel Kraft für die Zukunft


    Katze

  • Hallo ihr Lieben (ich darf euch doch so nennen?)


    die ihr mir geantwortet - oder auch nur still mitgelesen - habt, die guten Wünsche und die Kraft die ihr geschickt habt, sind hier angekommen - heute war ein "guter" Tag. DANKE!


    Ich habe 5 Stunden tief und fest - und traumlos - geschlafen, war am Morgen so ausgeruht wie schon seit fast zwei Monaten nicht mehr.
    Dann hat Mutti angerufen. Vati hat vorige Woche neue Medikamente zur Entwässerung bekommen - und sie wirken - er ist in den letzten 5 Tagen fast 6 kg "losgeworden" und hat endlich wieder etwas mehr gegessen.
    Und jetzt am Abend war ein wunderschöner Sonnenuntergang und mein erster Gedanke war:


    Wow, die Welt ist wunderschön!


    Ich weiß, daß es nicht so bleiben wird, unser Kampf ist noch lange nicht zu Ende, aber ich bin dankbar für diesen ruhigen Tag.
    Ich hab zwar nicht genügend Kraft über, um sie euch zu schicken, aber ich wünsche euch von ganzem Herzen daß ihr alle so viel Kraft habt, wie ihr braucht (und wenns geht, vielleicht auch noch ein bisserl mehr :-) )


    Liebe Grüße
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Auch von mir, mein Beileid zum Tod deiner Tante!


    Ich freue mich so sehr für dich,dass du einen schönen Tag gehabt hast!Ja ich kenne das nur zu gut!ich hatte letzte Woche auch einen schönen tag und hatte sogar unbewusst geflirtet!Leider ging es mir dann an diesem Abend sehr schlecht, von da an habe ich mich jeden Abend in den Schlaf geweint, gestern, war ich so kaputt, das ich einfach so eingeschlafen bin!!


    Ich möchte dir auch gerne so viel Kraft geben, leider hab ich die zur zeit nicht!!


    Trotzdem wünsche ich dir vom Herzen, das es für dich noch viele schöne momente gibt und du diese auch noch mit deinem Vater geniessen kannst!!



    Liebe grüße



    Traurigetina ;(

  • ein liebes hallo auch von mir,,rede was dir auf der seele brennt,es hielft ein wenig,und was du da mitmachst ist warlich sehr schlimm,die meisten menschen in der umgebung haben angst mit einen darüber zu reden da sie kaum wissen was sie sagen sollen so wars bei mir,darum hat es jeder tod geschwigen,was für mich schlimm war..und du mußt auch noch stark für deine mutter sein die deinen papa pflegt,das ist eine belastung,die man gerne macht aber sehr schwer für dich ist,der tod der tante,mann muß das alles erst verarbeiten,und das wird noch kommen wen in dir die ruhe einkert.wie gehtes deiner mutter redet ihr über das jetzt und das später..es tut mir sehr leid für euch und umarme dich von der ferne silvia

    Arme kleine Seele leid und Schmerz warn diese Welt.


    Kommt ein Engel nun vom Himmel,sanft im Arm,er dich jetzt hält.

  • Liebe Tina, liebe Silvia,


    auch euch ein danke für eure lieben Wünsche und die Kraft, die ihr mir damit gebt.
    Denn mir gibt es sehr viel, wenn ich - so wie hier - spüre, daß mich jemand verstehen kann.


    Tina: Ich habe dir in deinem Thread geantwortet - ist ein wenig lang geworden - doch ich hoffe, du kannst dir aus meinem "Geschreibsel" was herausholen.


    Silvia: meine Mutter ist sehr, sehr stark. Sie ist - so wie ich normalerweise für unsere Freunde - für die Familie "der Fels in der Brandung".
    Trotzdem ist sie schön langsam natürlich ziemlich am Ende ihrer Kräfte, auch körperlich, da sie ja keine Nacht wirklich durchschlafen kann. Ich kann ihr leider kaum etwas abnehmen, da ist Vati sehr "fixiert". Er hat es sehr gerne, wenn ich bei ihm sitze, aber sonst will er alles nur von meiner Mutter. So kann ich sie nur in den Arm nehmen und hin und wieder ausweinen lassen. Und da entschuldigt sie sich nachher noch bei mir. *seufz*
    Vati hat Angst, wenn sie nur die Wohnung verläßt, und wird dann auch oft ungerecht. Sie versteht das natürlich, trotzdem tut es ihr aber ja doch weh.
    Über die Zukunft sprechen wir im Moment nicht - jetzt gibt es nur die Gegenwart, nur einen Tag nach dem anderen.
    Eigentlich sollte ich am 12. März für 10 Tage mit meinem Mann beruflich nach Deutschland fahren. Ich weiß, daß er sein "Mädchen für alles" braucht, wir leben ja auch davon, aber meine Eltern brauchen mich auch -
    Ich weiß wirklich nicht, was ich machen soll, ich kann mich doch nicht Teilen!
    Na ja, kommt Zeit, kommt Rat! Obwohl - es wäre schön, wenn sich der Rat etwas beeilen würde, denn viel Zeit habe ich für die Entscheidung nicht mehr. (das nennt man jetzt wohl "Galgenhumor"?)


    Laßt euch auch mal aus der Ferne von mir drücken, ich wünsche euch allen eine schöne, ruhige Woche
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • das ist nicht so schlimm, wenn es etwas lang wird, so hab ich mehr zu lesen :rolleyes:
    Ich habe dir darauf auc schon geantwortet!Entschuldige bitte, wenn es wirr klingen sollte, nur zur zeit oder besser seit 2 tagen bin ich ein bisschen verwirrt, denn seit diesen 2 tagen verlaufe ich mich in berlin, ich lebe hier seit 5 jahren, peinlich ,peinlich!
    Leider vergesse ich auch vieles, tja ist halt nixhts,wwenn mal Alt wird! :D


    Wünsche dir noch so viel kraft und wenn deine nicht aussreichen sollte, schicke ich dir per Luftpost viel Kraft von mir!



    Liebe grüße



    tina

  • ihr seit warlich eine starke familie,gratuliere,wegen deiner entscheidung das ist sehr schwer,da bineide ich dich nicht,aber hörre auch dein bauchgefühl,aber ich kenne es aus meiner erfahrung im nachhinein denkt mann immer es war die falsche entscheidung,hat deine mutter auser dir noch jemanden der ihr in der zeit wo du weg bist ein wenig helfen kann?das leben ist oft sehr schwer,aber du wirst es schaffen,hast du viele kinder,ich hatte vier,im himmel 2 und auf erden,sie sind meine ganze liebe und meine enkerln,,liebe grüße silvia

    Arme kleine Seele leid und Schmerz warn diese Welt.


    Kommt ein Engel nun vom Himmel,sanft im Arm,er dich jetzt hält.

  • Servus ihr Lieben!


    Aber Tina - du kannst doch nicht sagen, daß du alt wirst! Du machst mich ja zur Urgroßmutter! ;) Obwohl ich sagen muß, Großmutter würde ich jetzt schön langsam gerne werden!
    Ne, Spaß beiseite - ich weis was du meinst - irgendwie kommt man sich in solchen Ausnahmesituationen wie wir sie grade erleben müssen, 100 Jahre älter vor.


    Silvia - sind das auf deinem Avatar deine Enkerln? Sind auf jeden Fall ganz Süße!
    Laß dich mal ganz vorsichtig umarmen (wenn du es magst), zwei Kinder zu verlieren muß sehr, sehr schwer sein, ich kann sicher nur erahnen, wie das für dich war und noch immer ist.
    Wir haben leider nur einen Sohn, mußte ihn mit Kaiserschnitt zur Welt bringen, und danach hat es halt leider einfach nicht mehr "geklappt". Er ist jetzt 28, doch anscheinend haben wir bei seiner Erziehung irgendwas "falsch" gemacht - er benimmt sich zeitweise noch immer wie ein 15-jähriger ;)
    Aber jetzt hat er "endlich" eine Freundin - eine ganz liebe, soweit ich nach der kurzen Zeit sagen kann - vielleicht wird er ja durch sie jetzt "erwachsen". Könnte sie mir glaub ich sehr gut als Schwiegertochter vorstellen. Aber wir lassen sie "in Ruhe", warten ab und hoffen das Beste. :thumbsup:
    Du hast recht, man denkt sehr oft, die falsche Entscheidung getroffen zu haben.
    Mein Bauchgefühl sagt mir zwar - bleib da, sonst siehst du Vati vielleicht auf dieser Erde nicht mehr wieder.
    Aber in den meisten letzten Nächten quält mich immer wieder die Vorstellung der 2000 km, die mein Mann dann alleine fahren muß,
    ich weis, daß ich es mir nie verzeihen würde, wenn etwas passiert - und ich möchte das Ganze nicht noch einmal durchstehen müssen.
    Im Moment wärs mir so wie so am Liebsten es sagt mir jemand: tu dies, wenn du damit fertig bist tu das...
    Ich steh "stundenlang" im Supermarkt, und weis nicht, was ich nehmen soll ... mag einfach keine eigenen Entscheidungen treffen müssen, selbst wenns um etwas so banales wie "Was essen wir heute" geht.


    Ach jeh, jetzt laber ich euch schon wieder voll, aber heut ist wieder alles so schwarz und die Wellen schlagen mir über dem Kopf zusammen. Vielleicht hängt es auch mit dem schon wieder so trüben Wetter zusammen - ich sehne mich so nach ein paar Tagen Sonnenschein.


    Wieder mal verwirrte, aber trotzdem liebe Grüße
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Jutta!
    Du "laberst" hier niemanden voll! Dazu sind wir alle hier.Deinen Zwiespalt-begleite ich meinen Mann zur Dienstfahrt,oder bleibe ich bei meinem schwerkranken Vati,den ich dann vielleicht nicht wiedersehe-kann ich sehr gut nachvollziehen.Ich habe diesen inneren " Kampf" bei meiner Mutti miterlebt.Du hast mit deiner Erfahrung Tina so wunderbar geholfen,deshalb wage ich jetzt dies zu schreiben.Es ist keine Entscheidungshilfe-weißt du ja selbst-sondern ein Erlebnis. Meine Mutti stand vor einigen Jahren vor einer fast gleichen Situation.Meine eltern hatten schon lange einen Urlaub über den Jahreswechsel geplant und gebucht.Nach Weihnachten kam dann meine Oma ( Mutti meiner Mutti) ins Krankenhaus.Ihr Zustand war denkbar schlecht,wir wussten alle das meine Oma nicht mehr lange bei uns sein wird.Es war ein Auf und Ab.Meine Mutti wollte nicht in ihren geplanten Urlaub fahren,weil sie gerne bei ihrer Mutti sein wollte wenn " es" soweit ist.Wir alle haben ihr dann dazu geraten den Urlaub anzutreten,auch auf die Gefahr hin ihre Mutti nicht mehr lebend wieder zu sehen.Sie hätte nichts für sie tun können,meine Oma wurde im Krankenhaus bestens versorgt.Meine Eltern sind dann nach langem Zögern doch in den Urlaub gefahren,haben meine Oma noch einmal besucht.Sie wollte auch das die Beiden in den Urlaub fahren.
    Meine Oma ist drei Tage nach dem meine Eltern im Urlaub waren für immer eingeschlafen.Wir haben sie auch erst darüber informiert als sie wieder zu Hause waren( sie wollten es so,falls es so sein wird). Das alles muss nicht auf deinen Vati zutreffen.Ich fand das damals auch teils krass,teils nachvollziehbar.Heute verstehe ich es besser.Meine Mutti und meine Oma wussten, das gewisse Dinge nicht beeinflussen kann.Beide wussten voneinander das sie sich liebten-Mutter und Tochter-,aber gegen diese Entgültigkeit nicht ankommen.
    Meine Mutti hat sich mit all diesem Wissen getröstet,ob sie nah bei ihr war oder kilometerweit weg,es hätte nichts geändert oder verzögert.
    Ich hoffe,das ich dich jetzt nicht verschreckt habe,oderetwas beeinflusse,das ist nur mein Erlebnis.Entscheiden muss man immer selbst.Es ist nie etwas total richtig oder völlig falsch!
    Viel Kraft wünscht dir Karla ?(

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • zu deiner frage,ja das sind meine enkerln,natie ist fünf,marcel ist fast 19 monate und kevin fast 9 monate,,sie sind mein ganzer lebens inhalt,sie geben mir sehr viel kraft und liebe!es freut mich das dein sohn eine freundin hat oft endern sie sich zum posetiven,und welches kind ist brav,oft hatte ich mit meinen kid,s sorgen und probleme,doch giebt es immer einen weg oder lösung,zu minderst fast immer kommt auf das problem an ggg.ganz erlich gesagt kenne ich das was du zur zeit fühlst zu gut,das dir jemand sagten soolte wo es lang geht,leider ist das aber kaum machbar.aber erlich gesagt würde ich mit dem mann mitfahren,den deinen papa kanst du zur zeit sowiso nicht helfen,und er hat deine mutter,,frag doch mal deinen mann was er möchte und deine mutter.und entscheide dann bei einen kleinen spaziergang,ich drück dich aus der ferne,sehr liebe grüße silvia

    Arme kleine Seele leid und Schmerz warn diese Welt.


    Kommt ein Engel nun vom Himmel,sanft im Arm,er dich jetzt hält.

  • Hallo Jutta!
    Das ist wirklich eine schwierige Entscheidung, die du da treffen musst! Wenn ich mit dem Verstand keine Entscheidung treffen kann und im Zwiespalt bin, dann vertraue ich meinem "Bauchgefühl". Was sagt dir denn dein Gefühl? Sollst du eher bleiben oder eher mit deinem Mann mitfahren?


    Ich betreue gerade einen ähnlichen Fall: Hier hat die Tochter der Sterbenden (die im Koma liegt) entschieden, die Reise anzutreten und hat mit mir vereinbart, was wir von Seiten der Bestattung für sie tun können, falls die Mutter stirbt. Sollte die Mutter sterben, wird sie von uns abgeholt und wir versorgen die Verstorbene so, dass auch nach 2 Wochen noch ein Abschied am offenen Sarg von ihr möglich ist. Bis die Tochter zurückkommt, bleibt die Mutter bei uns im Institut. Alles weitere vereinbaren wir dann. Diese Möglichkeit gibt es heute mittels moderner Verstorbenenversorgung. Vielleicht wäre das auch eine Möglichkeit für deine Situation bzw. etwas, das dir mehr Sicherheit gibt! Du müsstest allerdings deinen Bestatter fragen, ob er moderne Verstorbenenversorgung (Thanatopraxie und Embalming) anbieten kann bzw. einen entsprechenden Bestatter suchen.
    Alles Liebe
    Christine

  • Servus an alle,


    vielen Dank für eure "Denkanstöße".
    Oft ist man ja so im eigenen "Gedankenkreis" gefangen, daß man nichts anderes mehr sieht.
    Mir ist beim Lesen eurer Antworten aufgefallen, daß ich schon wieder mal versuche, alles alleine mit mir selbst zu regeln.(stimmt nicht ganz - ich habe es ja euch geschrieben :=) )
    Ich werde Donnerstag nach der Urnenbeisetztung meiner Tante den Rest des Tages bei meinen Eltern verbringen. Da ergibt sich sicher die Gelegenheit, mit meiner Mutter darüber zu sprechen.
    Auch über deinen Vorschlag, Christine - danke dafür - alleine wäre ich darauf sicher nie gekommen.
    Vielleicht fällt mir eine Entscheidung dann leichter.
    So, und jetzt gehe ich schlafen, bin hundemüde, denn ich habe heute unser Wohnmobil "auf Vordermann" gebracht. Denn egal, ob ich mitfahre oder nicht - der ganze Staub des Winters muß ja doch raus.


    Gute Nacht
    (mein Opa sagte immer: "Träum süß von sauren Gurken". Als Kind habe ich es nicht verstanden und mich immer darüber geärgert, aber jetzt hat es für mich etwas sehr tröstliches)
    Jutta



    Ach ja, jetzt fällt mir noch was ein:
    @ Karla: mein Sohn sieht dem jungen Mann auf deinem Avatar ganz schön ähnlich (ich nehme an, es ist dein Sohn?) - das Lächeln, die Nase, die Frisur - es ist verblüffend

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Jutta!
    Den Spruch kenn ich auch von meinen Großeltern( träum süß von sauren Gurken)! Ich fand ihn schon immer gut.
    Ja,der junge Mann auf dem Avatar ist mein Sohn ( noch 20 Jahre alt), sieht meinem Mann sehr ähnlich,die kleine Dame daneben ist meine kleine Tochter (endlich! 12 Jahre alt),sie wiederum soll mir sehr ähnlich sehen.Das sehen ja immer nur die Bekannten und Verwandten! Aber bei Anna-Lena denk ich schon manchmal ich schau in den Spiegel.
    Ich wünsch dir für deine Entscheidung das richtige " Bauchgefühl",man weiß nie was richtig oder falsch ist.
    Viel Kraft und träum süß von.... ;)
    LG von Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005: