Guten Morgen ihr Lieben!
Vielen lieben Dank für eure aufbauenden und tröstenden Worte! Jede von euch findet die richtigen Worte und ich weiß, dass ihr recht habt. Leider ist nicht alles umsetzbar.
Liebe Christine, meinem Sohn Aufgaben zu geben, zum Beispiel, daran habe ich schon gedacht und gebe ihm welche, er erledigt sie aber nicht. Er hat sich für die Weihnachtsfeiertage sogar selbst etwas vorgenommen, aber nicht mal damit angefangen. Wenn er mal daheim ist, sitzt er auf seinem Bett, hört Musik und chattet am Handy. Ich denke, er bringt die Kraft, eine Aufgabe zu beginnen, oder zu erledigen derzeit einfach nicht auf. Ich lasse ihm noch Zeit, erinnere ihn aber immer wieder daran, dass er gewisse Dinge noch nicht erledigt hat und vermeide tunlichst, sie für ihn zu erledigen.
Im Vertrauen - ich bin schon sehr froh, wenn er seinen Job weiterhin ernst nimmt, zur Arbeit geht, seine Lehre weiter macht und in der Schule mitmacht.
Liebe Ingrid, das mit dem positiven Denken ist so schwierig. Die Ängste kommen einfach hoch, ohne dass ich dagegen etwas tun könnte. Konkret ängstige ich mich vor kaputten Fahrzeugen, davor, dass etwas von der Haustechnik den Geist aufgibt, dass Maschinen ihren Dienst versagen, dass im Garten etwas nicht funktioniert, usw. Mein Mann war ein Allroundler - er konnte alles reparieren. So stehe ich jetzt mit hundertmal geflickten, uralten Dingen da. Es ist nicht mal weit hergeholt, dass in nächster Zeit etwas zusammen brechen könnte. Eine andere große Angst schnürt mein Herz zusammen. Sie ist nicht wirklich rational. Es ist die Angst vor den Entscheidungen von Notar und oder Gericht. Ich habe nicht annähernd eine Idee, was das alles kostet, was uns nach Ende der Verlassenschaftsabhandlungen noch bleibt, ob ich den Erbanteil meines Sohnes bei Gericht sichern lassen muss, ob ich mir das Leisten kann.... Angst davor, dass wir das Haus räumen müssen. Leute erzählen mir von horrenden Beträgen, vor irrwitzigen Gerichtsentscheidungen, von Kosten ohne Ende. Ich frage mich oft, warum mir das so viel Angst macht. Ich denke, es ist deshalb eine so unüberwindliche Sache, weil mich Unwissenheit plagt und ich nicht herausfinden kann, ob die reißerischen Mitteilungen von Leuten stimmen. Das Warten auf die Briefe, auf Entscheidungen. Die Ohnmächtigkeit des Wartens, nichts tun zu können, nichts selbst in die Hand nehmen zu können. Die Ungewissheit plagt mich. Müssten wir das Haus in der Folge räumen, wo räume ich dann all die Dinge meines Mannes hin. Als Bastler hat er ein riesen Sortiment an Werkzeug, Maschinen, Material und Ordner mit all den Plänen besessen. Ich könnte das alles niemals in einer Wohnung unterbringen, aber wegschmeißen?
Ich muss nicht perfekt sein. Ja, ich muss mir das immer wieder vorsagen. Ich habe mir vorgenommen bei meiner neuen Stelle vorauszuschicken, dass ich mir Geduld erhoffe, weil kaum fähig, mich zu konzentrieren. Andererseits muss ich arbeiten und möglichst viel verdienen, heißt, Leistung bringen und das viele Stunden lang. Die Konkurrenz ist groß. Es ist ein Teufelskreis aus dem man kaum rauskommt.
Liebe Karla. Ich danke dir und werde anfangs sicher wenig Zeit zum Schreiben haben, aber ich werde mich baldmöglichst melden und mitteilen, wie es im Job geht. Danke für die guten Wünsche.
Das leichte Zittern, das gestern begonnen hat wird schnee nun versuchen, mit etwas Leistungssport in den Griff zu bekommen.
Dank ihr Lieben!
Ich denk an euch.
schnee