Beiträge von schnee

    Oje, ihr Lieben. Danke für euren Trost, euren Beistand.


    Die erste Arbeitswoche liegt hinter mir. Es ist so schlimm, dass ich mich am liebsten davonstehlen würde, in irgend einem Loch verschwinden und nie wieder auftauchen. Ich kann mich überhaupt nicht konzentrieren, mein Kopf scheint zu zerplatzen. Ich war heute so verzweifelt, dass ich vor der ganzen Kollegenschar und Chef in Tränen ausgebrochen bin und mich überhaupt nicht mehr beruhigen konnte. Sie waren alle ganz vor den Kopf gestoßen, Chef ist gleich mal verschwunden und hat sich abgeschottet. Da frage ich mich, weiß er einfach nicht, was er sagen soll, oder denkt er bereits über einen Ersatz für mich nach, weil ihm als Geschäftsführer klar wurde, dass er mit so einer nervenschwachen Mitarbeiterin nix anfangen kann. Meine Kolleginnen waren sehr lieb. Sie haben versucht, mich zu trösten. Es hat aber alles zusammen einfach nix mehr genützt. Ich hab nur mehr geheult. Nach der Arbeit den ganzen Weg nach Hause auch, daheim dann weiter und auch auf dem Weg durch die Einkaufshäuser. Grad kurz vor ich zu euch stieß versiegten die Tränen. Jetzt seh ich aus, wie eine Eule und bin total fertig, aber immerhin nicht mehr so völlig verzweifelt.
    Am Montag fange ich dann halt, wie jeden Tag, neu an und versuche mein Bestes zu geben, bis es wieder ausbricht. Wo ist sie hin, die Kraft von Anfangs, wohin?


    Danke, dass ihr mir zulest. Ihr habt Verständnis, das weiß ich inzwischen und ist ein kleiner Trost.


    schnee

    Ihr lieben Leute, danke, dass ihr an mich denkt. Derzeit mein einziger Trost.


    Es ist verheerend.


    Besser wäre gewesen, ich wär gestorben.

    mich holt die Kindheit ein....


    Mein Mann hat Sicherheit, Kontinuität und Verlässlichkeit gegeben. Das ist nun weg.


    Es wird vielen von euch so gehen....

    Guten Morgen ihr Lieben!
    Vielen lieben Dank für eure aufbauenden und tröstenden Worte! Jede von euch findet die richtigen Worte und ich weiß, dass ihr recht habt. Leider ist nicht alles umsetzbar.
    Liebe Christine, meinem Sohn Aufgaben zu geben, zum Beispiel, daran habe ich schon gedacht und gebe ihm welche, er erledigt sie aber nicht. Er hat sich für die Weihnachtsfeiertage sogar selbst etwas vorgenommen, aber nicht mal damit angefangen. Wenn er mal daheim ist, sitzt er auf seinem Bett, hört Musik und chattet am Handy. Ich denke, er bringt die Kraft, eine Aufgabe zu beginnen, oder zu erledigen derzeit einfach nicht auf. Ich lasse ihm noch Zeit, erinnere ihn aber immer wieder daran, dass er gewisse Dinge noch nicht erledigt hat und vermeide tunlichst, sie für ihn zu erledigen.
    Im Vertrauen - ich bin schon sehr froh, wenn er seinen Job weiterhin ernst nimmt, zur Arbeit geht, seine Lehre weiter macht und in der Schule mitmacht.
    Liebe Ingrid, das mit dem positiven Denken ist so schwierig. Die Ängste kommen einfach hoch, ohne dass ich dagegen etwas tun könnte. Konkret ängstige ich mich vor kaputten Fahrzeugen, davor, dass etwas von der Haustechnik den Geist aufgibt, dass Maschinen ihren Dienst versagen, dass im Garten etwas nicht funktioniert, usw. Mein Mann war ein Allroundler - er konnte alles reparieren. So stehe ich jetzt mit hundertmal geflickten, uralten Dingen da. Es ist nicht mal weit hergeholt, dass in nächster Zeit etwas zusammen brechen könnte. Eine andere große Angst schnürt mein Herz zusammen. Sie ist nicht wirklich rational. Es ist die Angst vor den Entscheidungen von Notar und oder Gericht. Ich habe nicht annähernd eine Idee, was das alles kostet, was uns nach Ende der Verlassenschaftsabhandlungen noch bleibt, ob ich den Erbanteil meines Sohnes bei Gericht sichern lassen muss, ob ich mir das Leisten kann.... Angst davor, dass wir das Haus räumen müssen. Leute erzählen mir von horrenden Beträgen, vor irrwitzigen Gerichtsentscheidungen, von Kosten ohne Ende. Ich frage mich oft, warum mir das so viel Angst macht. Ich denke, es ist deshalb eine so unüberwindliche Sache, weil mich Unwissenheit plagt und ich nicht herausfinden kann, ob die reißerischen Mitteilungen von Leuten stimmen. Das Warten auf die Briefe, auf Entscheidungen. Die Ohnmächtigkeit des Wartens, nichts tun zu können, nichts selbst in die Hand nehmen zu können. Die Ungewissheit plagt mich. Müssten wir das Haus in der Folge räumen, wo räume ich dann all die Dinge meines Mannes hin. Als Bastler hat er ein riesen Sortiment an Werkzeug, Maschinen, Material und Ordner mit all den Plänen besessen. Ich könnte das alles niemals in einer Wohnung unterbringen, aber wegschmeißen?
    Ich muss nicht perfekt sein. Ja, ich muss mir das immer wieder vorsagen. Ich habe mir vorgenommen bei meiner neuen Stelle vorauszuschicken, dass ich mir Geduld erhoffe, weil kaum fähig, mich zu konzentrieren. Andererseits muss ich arbeiten und möglichst viel verdienen, heißt, Leistung bringen und das viele Stunden lang. Die Konkurrenz ist groß. Es ist ein Teufelskreis aus dem man kaum rauskommt.
    Liebe Karla. Ich danke dir und werde anfangs sicher wenig Zeit zum Schreiben haben, aber ich werde mich baldmöglichst melden und mitteilen, wie es im Job geht. Danke für die guten Wünsche.
    Das leichte Zittern, das gestern begonnen hat wird schnee nun versuchen, mit etwas Leistungssport in den Griff zu bekommen.
    Dank ihr Lieben!
    Ich denk an euch.
    schnee

    ...und doch scheint ihr alle so stark zu sein. Ich nehme mir an euch ein Beispiel. Rein in den Alltag, weiter machen. Die Herausforderungen annehmen. Viele Freunde und Bekannte haben mir gratuliert, dass wir die in ihren Augen schwierigste Zeit, überstanden haben und ich finde, sie haben recht. Es ist wieder ein kleiner Schritt getan.
    In diesem Sinne wünsche ich euch von Herzen viel Kraft für die weiteren kleinen Schritte.

    Oje, Leute, ich fürcht mich so.
    Am Montag beginne ich meinen neuen Job. Manches verbessert sich durch den Stellenwechsel, vieles verschlechtert sich, aber ich habe vorerst keine andere Wahl.
    In den vergangenen 14Tagen war es zwar schön, viel Freizeit zu haben, aber auch sehr anstrengend, weil ich viel zu viel Zeit für Grübeleien fand. In meinen Gedanken breiten sich viel zu viele Ängste aus, die mir den Atem rauben. Immer wieder muss ich mir selbst sagen, dass ich nur mehr die positiven Seiten sehen sollte und etwas mehr Optimismus an den Tag legen muss. Ist schwer, wenn man ein Typ ist, der immer Angst vor allem hat und sich in in allen Graustufen ausmalen kann, was in zwei Jahren passieren könnte. Sinnlos, so weit voraus zu denken, ich weiß, kann diese Gedankengänge aber nicht immer bewusst abschalten.
    Mein Mann hat mich früher oft aus meinen Gedankenschleifen geholt und mich mit Realismus und viel Optimismus dazu gebracht, etwas entspannter zu sein. Auch wenn ich mir immer wieder vorsage, was er gesagt hätte, halte ich es ohne ihn teilweise fast nicht aus. Es ist einfach nicht zu glauben. Er kommt nicht mehr zurück.
    Bald also wieder hinein in den stressigen Alltag, arbeiten, kochen, putzen, einkaufen, organisieren. Da bleibt nicht mehr viel Zeit für andere Dinge. Meine Kinder sind schon seit gestern wieder in ihrem jeweiligen Alltag unterwegs. Klein wenig Sorgen mache ich mir um meinen Sohn. Er ist derzeit äußerst still, isst fast nix und scheint von allen und allem super genervt zu sein. Er hat seine Weihnachtsferien sozusagen entweder schlafend, oder bei Freunden verbracht. Wir sehen uns kaum und er meidet jedes Gespräch. Ich kann nur hoffen, dass er mit dieser schockierenden Tatsache irgendwie fertig wird. Meine Tochter kommt derzeit besser zurecht, wie es scheint.

    geht am roten Himmel langsam auf. 2013 hat begonnen.
    Ich hab den Jahreswechsel verschlafen.
    Nachdem ich am Grab einen Vulkan für meinen Mann abbgebrannt hatte, stapfte ich ziellos in der Stadt herum, nicht fähig eine der vielen Einladungen anzunehmen. Feuerwerkskörper gingen hoch, aus manchem Haus hörte man Musik, lachende Leute. Der Duft von Essen und der schweflige Geruch der Knaller hüllten mich ein. Ich ging wieder zurück auf den Friedhof. Die vielen Lichter auf all den Gräbern haben in der Dunkelheit etwas Tröstliches, beinahe heimelig, aber irgendwann wurde es mir zu kalt, also ging ich nach Hause. Ein Tee und ein Käsebrot begleiteten mich durch das sketchige Fernsehprogramm. Schlussendlich sorgte Sissi dafür, dass ich einschlief. Der Lärm der Knaller zum Jahreswechsel und ein paar SMS von Freunden erreichten mich nur bedingt. Ich war viel zu fertig vom Weinen. Zum Glück gingen meine Kinder eigene Wege.
    Liebe Dschina, danke dir vielmals für deine verständnisvollen Zeilen! Wenn nur den Leuten in meinem Umfeld annähernd bewusst wäre, wie lange ich überhaupt mal gebraucht habe, um mit dem Erkennen der unabänderlichen Tatsache zu beginnen. Du sagst, es sind erst drei Monate - es kann sich noch gar keine Heilung einstellen. Danke für das Verständnis. Freundes- und Berufskreis sagt, es sind schon drei Monate, reiß dich zusammen. Wir leben in einer erfolgsorientierten, schnelllebigen Gesellschaft, es ist nicht genügend Platz für Trauer.


    Gesundheit.
    Zeit zum Innehalten.
    Geduld.
    Zusammenhalt.
    Verständnis.
    Geduldige Mitmenschen.
    Endlos viel Kraft.
    Durchhaltevermögen.
    Bedingungslose Hilfe.
    Erinnerungen.


    das und vieles mehr möchte ich euch und uns für 2013 wünschen.

    Der letzte Tag in diesem Jahr bricht an.


    Das Jahr in dem wir unser Leben verloren haben.


    Gestern waren es genau drei Monate.


    Ich hatte die Bude voller Menschen von morgens bis abends. Um nicht allein zu sein habe ich zum Brunch geladen und ich hatte viel zu tun. Ich habe mit ein paar Gästen einen Spaziergang gemacht. Einer meiner Bekannten steuerte auf den Friedhof zu. Er sagte, er wolle ihn besuchen, ihm nahe sein. Mir auch recht, ich bin selbst mindestens einmal pro Woche beim Grab. Allerdings treibt mich nicht die Suche nach dem Verstorbenen oder Erinnerungen dahin, sondern nur das Pflichtbewusstsein. Ich bilde mir ein, nachsehen zu müssen, ob noch ein Licht brennt und ob es ordentlich aussieht. Während mein Bekannter vor Ort den verlorenen Freund sehr nahe spürt, ist mein Mann für mich so fern, so weit weg. Das Foto...ein Fremder. Erst ein viertel Jahr und es fühlt sich an, wie vier Jahre. Ich kann mich kaum an ihn erinnern. Ich weiß nicht, wie er gesprochen hat, ich weiß nicht mehr, wie sein Gang ausgesehen hat. Ich schaue Bilder an, Videos und ich sehe einen Fremden. Das fühle ich übrigens auch am Grab. Als ruhe dort eine fremde Person, ich richte es her, dekoriere, völlig gefühllos.


    Ich fühle nur die Angst. Schon immer war ich der ängstlichere Typ. Immer hat er mich mit seinem Optimismus und seinem Realismus aus meinen wirren Gedankenschleifen geholt.
    Noch nie in meinem Leben hatte ich so viel Angst vor einem neuen Jahr, vor der Zukunft. Für mich ist heute kein Freudentag. Nix wird besser. Keine Perspektiven. Leere, Dunkelheit, Sorgen um die Kinder. Angst vor dem neuen Job. Angst vor dem Versagen. Angst vor Problemen, die ich ohne ihn nicht lösen kann.

    Weihnachten möchte ich mich bei allen SchreiberInnen hier bedanken! Hier zu lesen, hier zu schreiben, hier Trost zu bekommen, hier Schicksalsgefährten zu haben tröstet sehr.


    Im vergangenen Jahr haben wir, wie jedes Jahr davor, gemeinsam den Weihnachtsbaum gekauft. Immer am vierten Adventssonntag. Immer wollte ich einen kleinen, schmalen Baum, immer fand mein Mann den schönsten Baum, der aber immer weit über die Größe meiner inneren Vorstellung hinaus ging. Immer haben wir den gekauft, den er gefunden hat. Heute habe ich den Baum geschmückt, den ich von Freunden geschenkt bekam. Er ist nicht schön, aber er kommt von Herzen. Mein Schatz würde sich freuen, wenn er ihn sähe. Er ist so hoch, wie das Zimmer. Immer haben wir gemeinsam alles hergerichtet, gemeinsam geputzt, gemeinsam eingekauft, gemeinsam vorbereitet. Ich mache jetzt alles alleine. Unsere Kinder ziehen es vor, schifahren zu gehen oder zu chillen. Sie sind es gewohnt, dass alles fertig ist, wenn Weihnachten kommt. Sie wissen nicht, wieviel es zu tun gibt. Woher auch, wenn ich nicht die Kraft aufbringe, ihre Hilfe einzufordern. Ich trage ihnen das nicht nach. Im Gegenteil freue ich mich, dass sie mit ihrer Zeit etwas anzufangen wissen und Spaß haben.


    Aber ich denke auch an euch und die vielen Leute, die im vergangenen Jahr schwere Schicksalsschläge erlitten haben und weiß, ich bin nicht allein.


    Für Morgen wünsche ich euch allen sehr viel Trost, sehr viel Kraft, sehr viel Liebe, sehr viel Hilfe, sehr viel Freundschaft, sehr viel Gefühl.


    Eine sternförmige Kerze brennt auf meinem Tisch. Zwei Dochte. Einen für alle Verstorbenen. Einen für alle Hinterbliebenen.


    In Gedanken mit euch
    schnee

    ....sollte irgendwas schreiben, um diesen Kloß in Herz, Seele, Hals und Kopf loszuwerden, aber ich bringe nicht die dafür nötige Konzentration auf.....


    ....


    Karla danke!

    mit der Trauer....


    Hoffnungslosigkeit macht sich breit.
    Angst schnürt mein Herz zusammen.
    Sinnlosigkeit wo immer ich hinsehe.
    Verzweiflung drückt mir die Tränen in die Augen.
    Einsamkeit überfällt mich selbst unter Menschen.
    Ich vermisse ihn so sehr, dass ich nicht atmen kann....

    Liebe Christine,
    danke für deine Nachricht.
    Ein schlechtes Gewissen hat man, wenn man sich einer Schuld bewusst ist. Ich habe mir nichts zu schulden kommen lassen. Ich bin eher besorgt, weil ich in so vielen Berichten lese, dass die Frauen, die Hinterbliebenen außer sich sind, keine Perspektiven mehr haben, sich ein Leben ohne den Verstorbenen nicht vorstellen können, ja, das sogar ablehnen. Auch meiner Schwiegermama geht es so. Sie wollte sich selbst zum Sterben hinlegen, als sie erfahren hat, dass ihr Sohn sterben wird. Ich frage mich, ob ich normal bin, ob mein Gefühlsleben normal ist.
    Ich fokusiere ganz stark auf das, was geblieben ist. Ich sortiere Foto´s. Pflege seine Basteleien. Ich repariere seine Sachen, die teilweise von den Kindern benutzt werden. Ich arbeite voll. Ich kämpfe, damit seinen Kindern finanziell was bleibt. Ich halte das Haus und die Fahrzeuge, bzw. die Maschinen in Schuss. Wo immer ich kann übernehme ich seinen Part. Ich schmeiße den Haushalt. Von manchen Bekannten werde ich buchstäblich in die Rolle der starken Frau gedrängt. Sie kommen auf mich zu, fragen, wie es mir geht, weinen los und dann muss ich sie trösten.
    Was ich aber auch tue, ist, meine Hobbies weiter zu führen, wo Zeit bleibt.
    Du meinst also, dass ich eher Verdränge, denn akzeptiere?
    Gruß
    schnee

    Hallo ihr Lieben!
    Vielen Dank für euren Zuspruch. Weiterhin bemerke ich kaum Phasen in meinem Leben, wo ich Trauer spüre. Es sind nur einige wenige Stunden, ja, Minuten in denen ich sehr traurig bin, weinen muss, verzweifelt bin, ihn vermisse. Immer noch regelt ein kaum zu bewältigender Tagesrythmus mein Dasein. Früh morgens muss ich raus und komme erst abends zurück. Oft sind noch irgendwelche Termine wahrzunehmen, bevor die Kinder und der Haushalt mich beanspruchen. Es ist einfach kein Platz für Traurigkeit. Das macht mir Sorgen, weil ich weiß, dass sich dieser Lebensrythmus in den nächsten Jahren nicht ändern wird. Es leuchtet mir aber auch ein, dass Trauernde die gewissen Phasen der Trauer durchmachen sollten. Ich frage mich nur, wann? Ich bin viel zu sehr beschäftigt.
    Den meisten Menschen verfliegt die Zeit wie im Fluge. Man denkt, es sind erst ein paar Wochen vergangen und stellt fest, dass schon mehr als ein Jahr vergangen ist. So geht es gewöhnlich auch mir. Der Todestag meines Mannes ist noch gar nicht lange her und es kommt mir vor, als wären schon Jahre vergangen. Wiso gaukelt mir mein Hirn das vor?
    Ich befürchte, ich stelle mir viel zu viele Fragen, vergleiche mich viel zu sehr mit anderen Leuten. Ich muss damit aufhören.
    Liebe Grüße von schnee

    Guten Morgen liebe Dschina,
    vielen Dank für deine lieben Worte. Wir teilen dasselbe Schicksal, denselben Schmerz. Wir sind etwa gleich alt und eure Kinder sind etwa so alt, wie unsere Kinder. Eure Lebensweise scheint unserer sehr ähnlich gewesen zu sein. Ihr wart ein starkes Team. Nun bist du das starke Team mit ihm im Herzen. Das jedenfalls sage ich mir immer wieder vor. Es tröstet mich sehr und macht mir unheimlich viel Mut, dass du nach der langen Zeit des Dunkel nicht aufgibst und weiter kämpfst. Ich werde es dir gleich tun. Du bist eine starke Frau und das bin ich auch, zumindest meistens.
    Sende dir auch viel Kraft zurück.
    Gruß von schnee

    Vielen Dank für eure Beiträge! Es tut mir so leid, dass ihr alle aus demselben Grund hier seid, wie ich, dass ihr alle einen so schweren Verlust hinnehmen musstet.
    Ich scheine doch nicht ganz so gefühllos zu sein, wie ich anfangs dachte. Gestern stellte ich fest, dass die Sonntage in Zukunft wohl die schlimmsten Tage werden:
    Ich stehe wie immer früh auf, die Kiddies schlafen noch, oder sind gar nicht da. Nachdem ein paar Erledigungen im Haushalt gemacht sind, gönne ich mir eine Tasse Kaffee und setze mich an den Computer. Schon kommen die Tränen, weil ich ihn nicht wie immer später wecken werde, um gemeinsam etwas zu unternehmen. Hoffnungslosigkeit macht sich breit. Angst kriecht in die Seele.
    Geht es euch auch an Sonntagen mehr nahe, als an Arbeitstagen?
    Ich konnte mich rasch wieder beruhigen, weil kurz darauf ein Spaziergänger mit Hund vor der Türe stand und mich als Begleitung abholen wollte. Später am Tag half mir jemand mit dem Computer und das Fahrrad ist auch wieder ganz.
    Danke @Dschina! Ich denke, du hast Recht. Jede Verlassenschaftsabhandlung wird wohl unterschiedlich gehandhabt, je nach Gegebenheiten. Eins meiner Kinder ist auch noch minderjährig - deshalb war ich der Meinung, dass es schneller gehen müsste, als gewöhnlich, weil die Minderjährigen vom Gesetz geschützt werden müssen. Leider fällt es mir enorm schwer, einfach darauf zu warten, was passiert. Ich habe gern alles im Überblick und fühle mich ungern abhängig.

    Vielen Dank, liebe Christine!
    Ich gönne mir Verschnaufpausen, keine Sorge. Liebe Freunde sorgen dafür, dass ich Spaziergänge an der Sonne und in schöner Landschaft bekomme, Besuch habe, eingeladen werde. Das Netzwerk funktioniert noch.
    Mein Hauptaugenmerk liegt auf den Kindern, die er hinterlässt. Sie sind Jugendliche, junge Erwachsene, befinden sich mitten in der Ausbildung. Ich kann auch bei ihnen kaum Anzeichen von Traurigkeit bemerken. Sie verfolgen weiterhin ihre Laufbahn, pflegen ihre Hobbies und ihre Freundschaften.
    Manchmal kommt es mir vor, als lebten wir weiter, so als wär nix geschehen.
    Auf Nachfrage versichern sie mir, dass es ihnen gut geht. Ich denke, sie wissen, dass sie Rückhalt von mir bekommen und dass sie sich auf ihre Mutter verlassen können. Vielleicht sind sie deshalb so stark.
    Es sind wohl so die Kleinigkeiten im Leben, die einen zur Verzweiflung bringen können.
    Mein Fahrrad hat keine Luft. Er hätte diesen Mangel innerhalb von Sekunden behoben. Ich weiß nicht mal, wie man den Reifen ausbaut um das Loch zu finden. Ohne ihn bin ich nix. Das ist eine bittere Erkenntnis....

    Hallo Dschina,
    soeben hab ich dein Thema durchgelesen. Mein herzliches Beileid.
    Deine Überschrift trifft es sehr gut. Es geht mir genauso. Es muss weiter gehen. Scheinbar erledigt man die Dinge der ersten paar Wochen nach dem unsagbaren Verlust wie in Trance. Gefühle, wie Traurigkeit, Verzweiflung, usw. kommen wohl erst später. Ich befinde mich seit ganz kurzer Zeit in einer ähnlichen Situation, wie du und war entsetzt, dass die Verlassenschaft deines Mannes noch immer nicht erledigt ist. Dauert das denn so lange?
    Mir macht das Prozedere noch sehr viel Angst, weil ich keine Ahnung habe, was da auf mich zu kommt. Schritt für Schritt, zu allererst kommt mal der Termin beim Notar - vermutlich wird dieser dann noch diverse Papiere benötigen - aber, was kann denn eineinhalb Jahre dauern?
    Alles Liebe
    schnee

    Vielen Dank an alle die ihr mir Mut machen wollt. Ich habe mehr Mut, Kraft und Durchsetzungsvermögen denn je und ich verstehe es nicht.
    Die Tage und Wochen nach dem Todesfall sind geprägt von so viel Arbeit und Stress. Ich bin sicherlich 17-18 Stunden täglich auf den Beinen damit ich alles geregelt bekomme. Geht es anderen Leuten auch so? Da sind die normalen Tätigkeiten für die Kinder und den Haushalt, die man schon zuvor erledigen musste. Man hat einen Job, den man nicht verlieren kann und auch nicht will, also macht man diesen auch weiter so gut man kann. Speziell hier kann man sich meiner Meinung nach absolut gar nicht hängen lassen.
    Überdies übernimmt man die Arbeiten des verstorbenen Partners so gut man eben kann. Nicht zuletzt sehe ich mich mit einem Berg an Papierkram und Erledigungen konfrontiert, der unmittelbar mit dem Tod meines Mannes zusammen hängt und gemacht werden muss. Ich muss mit Ämtern und Behörden streiten, diverse Meldungen machen, Änderungen vornehmen, usw.
    Ich scheine überhaupt keine Zeit zu haben, über das Geschehene nachzudenken, aber ich bemerke während den Besuchen am Grab und bei Gesprächen mit Freundinnen, dass meine Vernunft mir immer noch vorgaukeln will, er wäre im Urlaub, oder sonst irgendwo. Ich habe eben auch das Gefühl, dass ich nicht sonderlich schockiert wäre, wenn er plötzlich zur Türe herein käme. Mein Bewusstsein hat alles schon begriffen. Mir scheint, das Herz und die Seele aber nicht.
    Von überall her wird mir prophezeit, dass bei mir die Realität, die mir zwar bewusst ist und auch meiner Vernunft bewusst ist, irgendwann "wie ein Hammer" zuschlagen wird. Mein Bekanntenkreis spricht davon, dass ich vermutlich um die Weihnachtszeit zusammenbrechen werde. Ein jeder will mir weis machen, dass ich noch in ein riesengroßes schwarzes Loch fallen werde. Nun, ich habe freilich Angst davor, aber kann bis Dato noch überhaupt keine Anzeichen dafür erkennen. Im Gegenteil, so viel Kraft und Power habe ich in meinem Leben noch nie gespürt.
    Ich lese verschiedene Beiträge von euch Trauernden durch und suche Anzeichen derselben Gefühle bei mir. Kann aber nix finden. Ob ich zu einem Arzt gehen sollte?
    Ich vermisse ihn nicht, obwohl wir über ein viertel Jahrhundert lang ein Paar waren. Ein gutes Paar mit wenig Zank. Ein eingespieltes Team in Sachen Kindererziehung, Finanzen, Haushalt, usw. Es gab viel Liebe und Zusammenhalt, blindes Vertrauen und gegenseitige Wertschätzung.
    Viele Entscheidungen die ich in den letzten Wochen treffen musste habe ich aus dem Bauch heraus getroffen und immer abgewogen, ob er das wohl auch so gemacht hätte und beschlossen, dass es in seinem Sinne ist.
    Wo ist die Trauer, wo die Sehnsucht, wo das Vermissen, wo das Gefühl der Einsamkeit, des verlassen worden seins.....

    Schockzustand, das muss es wohl sein.
    Unfähigkeit das Geschehene zu realisieren.
    Alltägliches geht mir gut von der Hand.
    Ich weiß nicht, was ich denken soll.
    Stark sein für die Kinder, Vorbild sein.
    Meine Vernunft will, dass ich traurig bin, aber ich spür nichts.
    Leere.
    Vielleicht ein wenig Angst, Zukunftsangst.

    scheint sich keine zu entwickeln, obwohl schon ein paar Wochen vergangen sind.
    Nach mehr als 25Jahren Beziehung musste er fort. Die Tage die auf die kurze Erkrankung und den Sterbetag folgten waren voller Dinge, die erledigt werden mussten. Besucher gingen ein und aus. Die Beerdigung musste organisiert werden. Diverse andere Dinge ebenso, ihr kennt das sicher. Das Leben muss weiter gehen, besonders wenn Kinder da sind.
    Aber.
    Irgendwann muss doch ein Gefühl des Verlustes, das Vermissen, das Selbstmitleid, die Sehnsucht, .... Trauer kommen.