"Bis dass der Tod euch scheidet." Wer denkt im Glückstaumel am Tag der Heirat an die Bedeutung dieser Worte? Wer kann sich beim Anstecken des Ringes, beim innigen Kuss nur annähernd vorstellen, dass irgendwann später einer von beiden als Erster gehen muss und der andere Partner alleine bleibt. Geschieden sozusagen. Eine Menge anderer Vorstellungen, was die Ehe bringen wird, bestimmen das Denken, man schmiedet Pläne, die allesamt mit dem Leben zu tun haben. Wohnung, Haus, Kinder, Baum, zusammen reisen, zusammen feiern, zusammen sein, sich gegenseitig helfen, stützen, schützen, trösten. Das erste Jahr, das zweite Jahr, usw. gehen vorbei. Es gibt Veränderungen. Wir merken, die Liebe hält und wir bekommen eine Ahnung, dass wir dies Eheschiff vielleicht auch durch schwere Stürme steuern können. Nach noch mehr Jahren haben wir enorm viel gemeinsam erlebt, es gab gute, es gab weniger gute Zeiten, aber, wir haben immer zusammen gehalten und manchen unserer Pläne verwirklichen können, andere Pläne standen noch aus, oder wir haben sie verworfen - geändert. Später, so mein Eindruck, wird man stolzer und stolzer, je mehr gemeinsame Jahre man hinter sich hat. Im Bekanntenkreis bröckeln die Beziehungen, gehen Leute auseinander und man stellt erleichtert fest, dass man bisher auch die schwierigsten Probleme gemeinsam meistern konnte, noch immer über alles reden kann und immer wieder einen Weg aufeinander zu findet. An den Hochzeitstagen, so war es jedenfalls bei uns, schenkte man sich eine Kleinigkeit, oder man machte gemeinsam einen Ausflug, ging Essen, oder - kam auch vor, einer, oder beide haben das Datum vergessen und hinterher über diesen kleinen Fauxpas gelacht. Immer wieder schwenkten an so besonderen Tagen die Gedanken zurück auf Vergangenes und Erinnerungen kamen hoch. Weißt du noch - 1989? Kannst du dich noch an dies, oder das erinnern? 2003 waren wir dort, und haben das gemacht - das war so schön. Usw.
Vielleicht könnte es für dich eine Idee sein. In dich zu gehen und zu versuchen, an die vergangenen wichtigen Stationen deiner Ehe zu denken, dich an besondere Gegebenheiten erinnern, wenn du es schaffst, kannst du vielleicht Fotos von eurer Hochzeit ansehen und dich gedanklich in die Zeit zurück versetzen. Ich weiß, es wird schmerzen, wird kaum auszuhalten sein. Vielleicht hilft es aber langfristig, weil, ...., es kommen noch mehrere Hochzeitstage, Geburtstage, Todestage.... wenn wir einen überstanden haben, haben wir vor dem nächsten vermutlich weniger Angst.
Unser Hochzeitstag, in diesem Jahr wärs der 20ste ist erst im Mai. Ich habe mir aber im Jänner schon eine Strategie zurecht gelegt, was ich an dem Tag machen werde. Nämlich, das was ich oben geschrieben habe und dazu werde ich unsere Brautkerze abbrennen - die, wie man uns sagte, dann leuchten soll, wenn die Ehe, die Liebe, die Beziehung in Nöten ist.
Liebe Akelei, dies nur als Vorschlag, oder kleinen Einblick, wie andere Trauernde denken. Ich wünsche dir viel Kraft und heilende Tränen.