Ich habe mein Leben verloren

  • Liebe Akelei!


    Diese Wintertage sind besonder schwierig nicht wahr? So früh dunkel und alle sind mit Weihnachten beschäftigt und selber will man davon gar nichts hören, weil einem das Ganze gar nicht interessiert, man hat ja nur einen Wunsch.
    Kannst oft nicht schlafen?
    Wie geht es dir mit den Tagen strukturieren?


    Sende dir einen ganz besonders lieben Gruß! :30:
    Linda

  • Hallo!
    hab eure Berichte gelesen und viiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiel Trauriges - aber auch viel Liebevolles und Anteilnehmendes gelesen.
    Den Satz
    -DIE STARKE FRAU MUSS JETZT WEINEN GEHEN--------
    den nehm ich mir mit ... denn manchmal ist es einfach nur zum WEINEN!
    um danach eine heilsame Erschöpfung zu erfahren- die zum heilsamen Schlaf führt...
    alles Liebe!

  • Weihnachten ist jetzt vorbei. Ich war am heiligen Abend in der weihnachtsmette und habe so geweint, dass ich am nächsten Tag fast nicht aus den Augen schauen konnte. Es waren Tränen der verzweiflung und der Trauer, aber auch der Wut. In der Predigt ging es darum, dass Gott unser Freund ist, wie kann ein Freund mir so etwas antun, wieso zerstört er unser/ mein leben? Die anderen Tage war ich zum Glück tagsüber abgelenkt, dafür kam abends der Schmerz in voller Härte. Jetzt noch Silvester überstehen und dann ein neues Jahr, doch der Schmerz wird dann auch noch da sein, ich werde alleine leben müssen ohne meinen Mann, dass wird sich nie mehr ändern. Es tut so weh.

  • Liebe Akelei,


    :30: .
    Ja, natürlich, der Schmerz wird nie ganz verschwinden.
    Aber wenn du in zwei, drei Jahren zurücksiehst wirst du erkennen können was auch die anderen schon geschrieben haben - es wird anders, es wird "leichter". Irgendwann wird das Leben wieder "lebbar". Man lernt, wieder zu leben und nicht nur von einem Tag zum anderen zu überleben.
    Dein Mann wird dir immer fehlen, es wird immer wieder Zeiten geben, in denen dich eine Schmerzwelle überrollt. Doch der Schmerz wird nicht mehr alles beherrschend sein, er rückt sozusagen aus dem Mittelpunkt.


    Deine Tränen der Wut kann ich gut verstehen. Es ging mir nicht anders. Und ich finde es ist gut zu dieser Wut zu stehen, sie herauszulassen. Schrei es raus, nimm dir einen Polster oder einen Boxsack zum "verprügeln", es tut gut, diese Wut rauszulassen und nicht zu schlucken.
    Ich stand mitten im Wald und hab "nach oben" geschrieen. "Was soll das, warum, du spinnst doch du da oben - mich kannst du vergessen,...."
    "Antwort" bekam ich damals keine, bzw. vielleicht konnte/wollte ich sie da bloß nicht hören.
    Im Laufe der langen Jahre seither wurde ich dann doch zu einer/meiner Antwort geführt (anders als "geführt" kann ich es nicht beschreiben).
    Für mich ist in der Zwischenzeit klar, daß wir solange wir leben nichts davon verstehen können, daß wir es aber verstehen werden - im nächsten Leben.
    Eine "rebellische Gläubige" bin ich geblieben, doch ich glaube trotzdem an die allumfassende Liebe von oben.
    Das macht es zwar meist nicht einfacher oder weniger schmerzhaft. Doch manchmal ist da doch ein Gefühl des "getragen werdens", für kurze Zeit wird alles "leicht und klar".
    Gedichte, Sprüche und Geschichten
    Doch es hat lange gedauert, (wieder) dort hin zu kommen.
    Laß dir Zeit, nimm dir die Zeit die DU brauchst. Egal wie lange es ist und egal was andere sagen.


    Sorry, ich wollte dich nicht zutexten. Eigentlich wollte ich dir nur sagen, daß ich dich sehr gut verstehe.


    Ich schicke dir ein großes Kraftpackerl, eine Portion Geduld und eine liebe :24:
    In Gedanken bei dir
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Akelei,


    ich habe Deine Zeilen gelesen (etwas verspätet, da ich über die Feiertage und Jahreswechsel nicht online war).


    Ich will Dir alles alles Liebe wünschen und Dir viel viel Kraft schicken.


    Liebe Grüße sendet Dir
    Josef

  • Im Moment fühlt sich mein leben surreal an. Ich habe das Gefühl, ich spiele mein leben nur, wie ein schlechter Schauspieler. Ich tue so, als würde ich leben, aber eigentlich warte ich nur darauf, dass dieses Spiel endlich zu Ende ist.

  • Liebe Akelei,


    :30:
    Schau, es sind doch erst so wenige Monate vergangen!
    Es braucht einfach Zeit, aus dem "wir" wieder ein "ich" zu machen - versuche Gelduld zu haben und trotz allem nicht die Zuversicht zu verlieren... du wirst dein "ich" wiederfinden - irgendwannmal.


    Ein großes Kraftpackerl und eine liebe :24: schickt dir
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Akelei,
    es ist so grausam, du sprichst mir aus der Seele, ich fühle mit dir.
    Da sind Tage, da frage ich mich, wofür überhaupt noch weiter leben, welchen Sinn hat das Ganze. Dann sind Tage, an denen es sinnvoll erscheint, am Leben zu sein um unseren Kindern zu helfen, für sie da zu sein, oder auch nur zum Friedhof zu gehen um ihm eine Kerze anzuzünden, oder seine Werke weiter zu führen, soweit ich das kann.
    Uns wurde das Wichtigste im Leben genommen, man hat unser Herz amputiert und es fühlt sich an, als hätte man mir Beine, Arme, Herz und Hirn weggenommen. Hin und wieder die leise Hoffnung, alles könnte nur ein Scherz, oder ein Traum sein, aber..., tja, die Gewissheit.
    Ich umarme dich, halte dich fest, halte mich an dir fest und schicke dir viel Kraft und Mut.
    schnee

  • Liebe Schnee,


    Es ist genau so wie du schreibst, es fehlt ein Stück, ein unfaßbar großes Stück von uns, von unserem leben, von allem. Und je mehr zeit vergeht, desto mehr spür ich den Verlust. Und du Gewissheit nie wieder ist fast nicht auszuhalten. Und die einzige Möglichkeit ihm wiederzusehen ( vielleicht) ist irgendwann selbst zu sterben.
    Ich versuche mich abzulenken, aber nichts ist wie vorher, über allem liegt eine graue Wolke. Ich fühl mich ständig wie unter Hochdruck, kann nicht entspannen. Früher brauchte ich mich nur an meinen Mann zu schmiegen, und war sofort ruhig auch in den stressigsten Zeiten. Was würde ich dafür geben, ihn wieder in die arme nehmen zu können und die Welt zu vergessen.


    Ich umarme dich ganz fest.


    Liebe Grüße
    Akelei

  • Liebe Akelei,


    (hab ich das eigentlich schon mal geschrieben - ich liebe diese Blume! ;) )


    Ja, je mehr Zeit vergeht, desto mehr spüren wir den Verlust. Aber auch -
    je (noch) mehr Zeit vergeht, desto besser lernen wir damit umzugehen. Desto mehr Farbe bekommt dieser graue Mantel, der uns auf den Schultern liegt. Desto "leichter" können wir ihn tragen. Auch wenn es am Anfang unvorstellbar ist.


    Schließ die Augen .... stell dir vor dein Mann nimmt dich dann in die Arme und bringt dir ein bissel Kraft und Zuversicht.


    Alles Liebe, :24: dich
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Jutta,
    das ist ein schönes Bild, das mit dem grauen Mantel! Dank dir dafür!


    Liebe Akelei,
    es ist so wie Jutta es sagt, du darfst daran glauben, dass sich langsam, langsam bunte Fäden einweben und der Mantel leichter wird...


    AL
    Christine

  • Akelei, das war die lieblingsblume meines Mannes.
    Die Vorstellung, er würde mich wieder wie früher in den Arm nehmen, hat mich sofort wieder zum weinen gebracht, ich vermisse seine nähe, seine Stärke, sein lachen, seine Lebenslust so sehr. Sein Mantel war schon immer sehr bunt und strahlend, meiner war eher grau und er hat Farbe in mein leben gebracht.

  • Liebe Akelei,


    ich wolllte dich wirklich nicht zum weinen bringen! :24:
    Aber vielleicht ist es ja auch nötig, erst einmal bei dieser Vorstellung zu weinen, um dann schön langsam die Kraft die diese Vorstellung geben kann, zuzulassen.
    Genauso wie die Farbe, die er immer in dein Leben bringen wird. Anders als früher, anders als erhofft. Aber "seine" Farbe wird dein Leben begleiten - versuche, sie zu "deiner" Farbe zu machen. So wie eure Liebe immer in deinem Herzen bleiben wird. Ich weiß es!


    Alles Liebe, :24: dich
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Jutta,


    Das weinen hat wirklich gleichzeitig wahnsinnig weh getan, ich Hätte schreien können, vor Schmerz, aber es hat mir auch irgendwie Erleichterung gebracht, wenn auch nur für ein paar Momente.
    Ich habe schon lange nicht mehr so geweint um ihn, hab versucht mich abzulenken, habe versucht wieder auf die reihe zu kommen, wieder irgendwie zu funktionieren. Aber ich schaff es einfach nicht, fühl mich schwach und hilflos, die Ablenkung hilft nur oberflächlich, innerlich bin ich wie tot, ich kann den Gedanken, ohne ihn zu sein, einfach nicht ertragen. Am Sonntag wäre unser Hochzeitstag, ich war so gerne seine Frau - ich bin seine Frau, nur er ist nicht mehr hier.