Geniale Idee liebe Dschina!
Ist das Copyright, oder könnte schnee das mal nachmachen?
Funkstille nützt bei uns nämlich gar nix - zum Einen sehen wir uns höchstens eine Stunde pro Woche! Zum Anderen liegt es dann immer daran, dass mein Ärger viel zu schnell verfliegt und ich ziemlich rasch versöhnlich eingestellt bin.
Gestern versuchte ich ihm innerhalb von eineinhalb Minuten das Allerwichtigste mitzuteilen. Es geht um seine Arzttermine, um Termine für die Verlassenschaft zu denen er mich begleiten muss und um meine bevorstehende Reise, währenddessen er auf sich allein gestellt sein wird.
Vorwurf meines lieben Jungen: "Du kannst keine 30Sekunden lang die Schnauze halten". Ich: "Bitte nicht in diesem Jargon". Er: "Siehst du, stimmt doch, was ich sage".
Beiträge von schnee
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Liebes Wölkchen,
hast du den Jahrestag gut überstanden?
schnee
denkt an dich -
Achherrje, so sollte das allerdings auch nicht rüberkommen.
Die Kinder sind ja unser aller Augenstern und es ist mir direkt ein Bedürfnis, auszudrücken, wie sehr ich meine liebe und dass ich mein Leben für sie gebe.
Die jeweiligen Einträge zeigen wahrscheinlich, dass auch wir nicht Nerven aus Stahlseilen haben und ab und zu an unsere Grenzen stoßen. Wo sonst sollen wir uns auskotzen, wenn nicht bei Freunden, die verstehen, weil es ihnen ähnlich geht.
Christine, ich habe meine eigenen Sturm- und Drangjahre nicht vergessen und frage ab und an meine Mutter, wie sie die Jahre empfunden hat. Sie hat nur die guten Tage in Erinnerung behalten und betont immer wieder, wie brav ich gewesen sei. Uns wird es später genauso gehen und wir werden unseren Kindern bei Problemen mit ihren eigenen dann wieder geduldig zuhören und die tollen Seiten in den Vordergrund rücken. Jaja, der Lauf der Dinge.
Also nochmal, ich bin stolz auf meine Kinder, liebe sie über alles und gebe zu, einfach zu schwach zu sein, um alles kommentarlos über mich ergehen lassen zu können.
Mit viel Galgenhumor
grüßt schnee
außerdem: um mal was Positives zu sagen - heute früh musste ich nur einmal kurz wecken und man bedenke - es ist Sonntag!!!! -
Das ist wunderschön, liebe Goldelse!
Da läuft mir eine schöne Gänsehaut über die Ärmel.
Vielleicht ist es wirklich so, vielleicht beschützen sie uns irgendwie. Vielleicht wachen Sie über uns. Obwohl ich nun wirklich eine Frau bin, die mit beiden Beinen im Leben steht, bodenständig ist und mit Esoterik so gar nix anfangen kann, habe auch ich ein paar Erlebnisse der unerklärlichen Art gehabt. Auch meine Tochter ist davon überzeugt, dass ihr nix passieren kann, wenn sie auf Vaters Fahrrad unterwegs ist. Hin und wieder, wenn ich was nicht kann, rufe ich meinen Mann und sage fast fordernd, er soll halt mal helfen. Manchmal geht dann, was ich davor nicht hinbekam.
Schönen Sonntag
schnee -
Liebe Mia,
es tut mir leid, dass du deinen Vater verloren hast und es tut mir leid, dass du dich einer kalten, harten Realität stellen musst, obwohl du derzeit jeden kleinen Funken Mitgefühl, Geborgenheit und Verständnis gebrauchen kannst.
Wende dich jederzeit an die Leute hier im Forum. Ich habe bislang nur sehr gute Erfahrungen hier gemacht und möchte mich mal bedanken.
Gleichsam möchte ich aber auch ein offenes Ohr bieten und dir sagen, wie furchtbar auch ich finde, dass die Menschen in unserem Umfeld oft so eisig reagieren. Ich frage mich hin und wieder, warum das so ist, kann aber keine zufriedenstellende Antwort finden. Sie wissen es einfach nicht besser und oft reagieren Leute aus Unwissenheit, Scham, Angst, oder Gram so.
Ich kann dir nur raten, sofern mir ein Rat überhaupt zusteht, nimm die Leute so wie sie sind und gräme dich nicht über ihr Verhalten. Du hast genügend Sorgen und auch genug durchgemacht. Wende dich an solche, die dir gut tun, die für dich da sind und lasse diejenigen, die dir nicht guttun außen vor.
Du hast jederzeit das Recht, das Telefon nicht abzunehmen, oder die Haustüre einfach nicht aufzumachen. Du hast aber auch gleichsam das Recht, Leute in deinem Umfeld anzurufen, zu besuchen! Solche, die dich nicht mit offenen Armen empfangen sind es gar nicht wert, sich über sie noch länger Gedanken zu machen.
Alles Gute von schnee -
zu dem Zeitpunkt dachte noch niemand daran, dass das Leben ein Ende haben könnte. Im Gegenteil. Ich empfand das Koma als Chance, als Neuanfang. Ich vertraute den Ärzten die mir immer wieder versicherten, dass sich der Körper besser erholen kann, wenn er ruht. Ich war auch irgendwie erleichtert, dass man ihm mithilfe der Medikamente Schlaf gab. Schlaf in welchem er unangenehme Untersuchungen, Behandlungen und die Umgebung nicht mitkriegte. Er hat nicht erleben müssen, wie sich seine Haut färbte, seine Beine anschwollen, seine Haare ausfielen. Er hatte zuvor immer sehr dichtes, starkes Haar. Ich hab mich kaum getraut, mit der weichen Bürste, die man mir gab, sein Haar zu berühren, geschweige denn richtig bürsten. Die Maschinen zirpten und piepten, Geräusche, die ich entspannend und beruhigend fand. Alltägliche Dinge, die einem Komapatienten gemacht werden empfand ich zum Teil äußerst liebevoll und half mit, wo ich die Erlaubnis bekam. Jede Besuchserlaubnis wurde von mir genutzt und immer wenn ich ins Zimmer kam, ja - schon wenn ich davor das Umzugsritual begann, beruhigte ich mich und hielt innerlich inne. Die Schwelle zu diesem Krankenzimmer war wie eine Schwelle in eine völlig andere Welt. Weit weg von den Kleinigkeiten des Alltags, dem Ärger in der Firma, dem Stress auf der Straße, oder dem beginnenden Telefonterror, oder der Angst vor der Zukunft. Freilich erfuhren immer mehr Leute was passiert war und wollten Genaueres wissen. Jeden Tag erzählte ich ihm davon, wie es draußen aussah, Datum, Uhrzeit, wer sich nach ihm erkundigt hatte und Grüße schickte. Erzählte ihm von den Kindern, von seinen Tieren, usw., erzählte ihm, dass die Ärzte Hoffnung sehen, dass diese und jene Werte sich stabilisierten, dass dieses und jenes Medikament versucht wurde, dass ein Physiotherapeut kommt, dass eine neue Matratze und warum sie eingesetzt wird. Man hat viel Zeit, wenn man alleine redet. Aus meiner Sicht täglich neue Hoffnung, täglich eine neue Hiobsbotschaft. Täglich die Rechtfertigungen und Erklärungen vor verständnislosen Leuten. Es durfte ja niemand hin, außer die allerengsten Verwandten. Einmal allerdings habe ich gebeten, meines Gatten besten Freund auf Besuch bitten zu dürfen. Da wurde mir erklärt, dass ich ab sofort immer eine Person mitbringen dürfe, von der ich glaubte, dass sie meinem Mann gut täte. Das war nur wenige Tage vor seinem Tod. Wenn man den Freund kennt wundert man sich schon, wenn plötzlich Tränen aus dessen Augen rollen.
Nun, vier Tage vor dem Ende, ich war allein zu Besuch, kam ich auf die Idee, die Krankenakte zu lesen. Ich war erschüttert, wie viel die Ärzte einem gar nicht erzählen, was dort geschrieben stand haute mich aus den Schuhen. So liebevoll mit ihm umgegangen wurde, so kalt und grausam standen dort diverse Auswirkungen vom Koma auf den Körper geschrieben und gemalt, sodass ich schlucken musste und Angst bekam, dass er sich von diesen Dingen nicht mehr richtig erholen wird. Ich bin ein Typ der sich zusammenrafft, wenn die Welt untergeht. Zum Glück. Und ich suchte so rasch als möglich zu vergessen, was ich gelesen hatte und widmete mich wieder dem Kranken. Tags darauf eine Glücksbotschaft. Irgendwelche Werte auf die so lange gewartet wurde, besserten sich, stiegen an. Wieder keimte Hoffnung auf. Am nächsten Tag noch höhere Werte, schon fast Normalwert. Man kann sich diese Aufs und Abs nicht vorstellen. Am Vorabend des worst case begleitete mich unser Sohn ins KH. Ich ließ ihn mal kurz beim Vater und fragte mal wieder nach, was es Neues gibt. Die Ärztin sagte mir, dass es ihm nicht gut ginge. Zum ersten Mal sagte jemand, dass es meinem Mann nicht gut geht. Keine Erklärung, was gemacht wird, keine Erzählung von neuen Therapien, Medikamenten. Einfach nur, es geht ihm nicht gut. Ich wollte wissen, was das heißt - sie wusste es aber selber nicht - sie meinte nur, derzeit könne alles passieren, man müsse einfach warten. Ich sage euch, ich war des Wartens schon so müde, aber ich fügte mich, ging wieder hinein zu meinen Männern. Als ich meinem Sohn in die Augen blickte wurde mir schlagartig bewusst, dass alles Hoffen auch vergeblich sein könnte und es zu Ende gehen könnte. Der Gedanke war so schrecklich, ich verdrängte ihn genauso schnell, wie er gekommen war. Wir beendeten unseren Besuch und ich fuhr mit dem Jungen noch in ein Cafe auf eine Limo um das Erlebte zu besprechen. Er muss es gespürt haben, denn er fragte mich, wie wir ohne Vater weiter machen sollen. Ich wusste keine andere Antwort, als dem Buben einzureden, dass er noch lebt und wir die Hoffnung nicht aufgeben werden.
Liebe Goldelse, rückwirkend betrachtet habe ich nicht gelitten. Ich war voll der Hoffnung, habe Überlegungen getätigt, wie ich Haus und Hof herrichte, falls er liegend heim kommt, habe Vorbereitungen getroffen, um einen Menschen daheim pflegen zu können, bildete mir ein, dass alles gut wird. Habe seine Projekte so gut es ging weitergeführt. Er wird wieder auf die Beine kommen, ich war so überzeugt davon - kein Zweifel vor dem Lesen der Krankenakten und die leisen Zweifel danach sofort verdrängt. Ich hab ihn sogar gegen ethische Überzeugung fotografiert, damit er später ein Bild zu dem Erlebten hat, und für das Verarbeiten nehmen kann. Ein Bild auf dem man sieht, wie entspannt er dalag, wie sehr darauf geachtet wurde, ihn nicht zu verletzen.
Ja Christine, ich konnte ihm ja noch sagen, dass die Mama informiert ist. Zu dem Zeitpunkt war er ja noch wach und sagte, schon recht. Zu diesem Zeitpunkt war nicht ein Funke von möglichem Tod in meinen Gedanken. Ich war tausendprozentig sicher, dass endlich die Diagnose da war und endlich richtig behandelt werden konnte und endlich alles gut würde. -
traurig....
und doch voll der Hoffnung.....
in Gedanken bei dir
schnee -
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oh Dschina, ich hoffe, du konntest einschlafen! Komm, lass dich drücken - sie rauben einem den letzten Nerv...
Eines Tages komm ich und dann legen wir uns schlafen bis Ein Uhr nachts, dann gehen wir aus - du wirst staunen, wie viele Nachtschwärmer es gibt und wie jung das Durchschnittsalter ist.....
Du weißt das natürlich selbst...*smile.
Es ist leicht, die Situation von außen betrachtet weniger dramatisch zu sehen, wenn man mittendrin steckt, weiß man sich überhaupt nicht zu helfen. Die Ohnmacht führt dazu, dass man sich aufregt - Adrenalin wird ausgeschüttet um die vermeintliche Gefahrensituation meistern zu können und man wird noch aufgebrachter, bzw. wach und einsatzbereit, bereit sich der Gefahr zu stellen, die möglicherweise auftreten könnte.
Ich erlebe das selber immer wieder und kann nix dagegen tun. Ärgert Sohn mich, oder benimmt er sich daneben, würd ich am liebsten mal mit ihm die Rollen tauschen. Vielleicht brächte das mehr Einsicht in die Gefühle und Ängste einer Mutter.
Ich weiß, wie es dir geht. Sie behandeln uns zum Teil, als wären wir untergeordnetes Personal. Gut genug, das Haus in Schuss zu halten, die Wäsche zu machen und für Essen zu sorgen, aber unwichtig genug, um uns ja nicht in ihr Leben, ihre Entscheidungen einmischen zu dürfen, geschweige denn über ihre Handlungen mitzuentscheiden.
Deshalb meine Idee, mal alles über Bord zu werfen, abzuhauen und ihnen zeigen, dass es auch passieren könnte, dass der Fels in der Brandung plötzlich weg ist. Und zwar ohne SMS! -
am selben Tag habe ich seine Leute informiert, sie wollten ihn sofort besuchen. Zur Abendstunde fuhren wir hin. Unser Sohn war mit im Besucherteam, unsere Tochter wollte nicht mit. Den Kindern überließ ich es selbst, ihre Entscheidungen zu treffen. Vier Leute. Jeweils zwei durften ihn besuchen. Als seine Mama und seine Schwester bei ihm waren, saß ich mit meinem Sohn im Warteraum. Ich musste an seine Worte denken...ich denke heute noch dran. "Nein, du informierst niemanden von meiner Familie, weil ich nicht will, dass sie alle da stehen und mich bemitleiden. Mir käme es dann vor, als müsse ich sterben...." Einer seiner letzten Wünsche - ich hab ihn nicht erfüllen können, das tut mir so leid, ich hoffe er hat verstanden...wird verstehen, dass die Situation nicht zu vermeiden war. Ich wüsste gerne, ob mein Mann an dem Abend wirklich das Gefühl bekam, dass es für ihn keine Rettung mehr gibt. Ich wüsste gerne, ob er gemerkt hat, dass seine Mama da war.
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Liebe Dschina, liebe Christine,
vielen Dank für euer Feedback. Ihr habt recht, Söhne sind wunderbare Chaoten und Mütter müssen sich vermutlich nicht so viele Gedanken machen. Eine meiner Freundinnen sieht den Jungen aus einem anderen Blickwinkel und sagt mir immer wieder, dass sie sich um ihn überhaupt keine Sorgen machen würde. Freilich fühle ich bei ihm mehr als bei anderen jungen Leuten, inkl. meiner Tochter, dass er sich definitiv in sämtlichen Lebenslagen zu helfen weiß. Er denkt lösungsorientiert. Wenn nichts mehr geht, wie am Freitag z.B., dann bin ich ja auch noch da und das weiß er und nutzt das auch (schamlos), *smile.
Schräg, echt schräg. Aufregend echt....., ich hatte genau eine halbe Stunde Zeit nach seinem Anruf, um seinen Spielerpass zu finden, Laufschuhe einzupacken, seine Jacke zu schnappen, Geld auf sein Konto einzuzahlen, eine Jause und Getränke zu organisieren und alles zusammen 8 km weit zu fahren.
Gestern hab ich zur Beruhigung eine Bergtour gemacht und heut kann ich vor lauter Muskelkater nicht mehr schlafen.
weiterlesen auf eigenes Ermessen:
Erzähle ich weiter. Anfang September also. Es wurde besser, gut sogar. Er musste noch die letzten Tabletten einnehmen, ging zur Arbeit, war fröhlich und wie immer sehr fleißig. Bis Mitte September änderte sich wenig und dann ging alles schlag auf schlag. Wie ich schon erzählte, wollte ein Arzt den Grund für die Geschichte erforschen und bat zum Termin, wo er uns erklärte, dass eine Knochenmarksbiopsie gemacht werden muss. Mein Mann war an diesem Tag, als das Vorgespräch dafür stattfand, mies beinander, schob es aber auf die Angst und die Sorgen. Es wurde offen mit uns geredet, aber noch nicht klar definiert, wonach gesucht wird. Dennoch weiß man, dass diese Untersuchung Katastrophales zutage fördern könnte. Mit all dem Optimismus, den wir auffahren konnten, bildeten wir uns ein, dass nix Schlimmes gefunden werden wird und gingen wieder unseren Tätigkeiten nach. Zwei Tage nach dem Gespräch, ich war in der Firma, ging mein Mann wieder zu seinem Hausarzt - erhöhte Temperatur und noch einen Tag später fuhr er in das Krankenhaus, wo das Vorgespräch stattgefunden hatte und der Termin für die Biopsie vereinbart war. Abteilung Onkologie. Er rief mich an, ob ich nach der Arbeit das Auto abholen könne - er war überzeugt, dass er im KH bleiben muss. So war es dann auch. Das Fieber war schon auf über 38 gestiegen. Dann folgten die für ihn wahrscheinlich schlimmsten Tage. Vier insgesamt. Man konnte fast beobachten, wie es Stund um Stund schlechter ging. Der ganze Körper begann zu rebellieren, sämtliche Organe versagten nach und nach ihren Dienst. Er kämpfte um Luft, er konnte kaum laufen, war sofort außer Atem. Organe vergrößerten sich, was zu einer aufgedunsenen und durch die Spannung schmerzenden Bauchdecke führte. Wasser sammelte sich im Gewebe. Wir mussten uns die komplette Schutzmontur anziehen, bevor wir ihn besuchen durften. Mantel, Hütchen, Überschuhe, Handschuhe und Mundschutz. Unmenschlich, aber notwendig. Wir mussten um jeden Preis vermeiden, irgendwelche Keime hinzuschleppen. Meinem Mann waren dann Besuche in weiterer Folge auch zu anstrengend, also ging ich nur mehr für Minuten hin, dafür so oft am Tag, wie möglich. Mal bat ich ein Kind, mich zu begleiten, mal das andere. Ich hatte im Ernst ein schlechtes Gewissen, weil wir so viele sterile Kleidungssäcke verbrauchten.
Einmal, als ich grad vom Krankenhaus zurück kam, stand meine Schwiegermutter vor der Tür, was sie überhaupt noch nie gemacht hatte. ???. Da mein Mann nicht wollte, dass ich seine Familie informiere, wusste sie von nix. Ich beschloss aber just in dem Moment, als ich sie vor meiner Tür erblickte, dass ich ihr nun sagen muss, was abgeht - gegen seinen Willen und ohne ihn zu informieren. Sie weinte, sie machte mir Vorwürfe, das ganze Programm. Aber der Hammer: ich bot ihr an, mich bei der dritten Besuchsrunde an diesem Tag zu begleiten - sie wollte aber nicht, weil sie mit einer Freundin vereinbart hatte, einen Spaziergang zu machen. Keine zwei Tage später lag er im Koma.
Am Vortag zur Biopsie wurde noch Wasser aus seiner Lunge gezogen. Am Untersuchungstag ging ich erst hin, als mein Mann mich anrief, dass ich kommen kann. Ich verbrachte den Tag im Büro, an Arbeiten war allerdings nicht zu denken. Ich weiß noch, dass ich völlig neben der Spur war, jede Minute bereit, loszudüsen. Mein damaliger Arbeitsplatz war dem Krankenhaus näher, als unser Wohnort. Es wurde Nachmittag und als ich ankam erfuhr ich, dass eine Leberbiopsie auch noch gemacht wurde. Er war ja nur mehr ein halber Mensch - ich wurde in dem Krankenhaus so wütend, schimpfte herum, wollte wissen, warum er so gequält wird. Meine Güte, ich konnte kaum mehr zuschauen, geschweige denn klar denken. Ich war nahe dran, den Ärzten an die Gurgel zu gehen. Stunde später dann ein Vorverdacht und dann ging alles rasend schnell. Eine Infusion musste rein in den Mann, so schnell es irgendwie geht, er kriegte von der Hektik kaum mehr was mit, weil er schon so schwach war, dass er im Sitzen einschlief. Er weinte in wachen Phasen aus Angst, dass er für uns nicht mehr da sein kann, ich sagte, wir schaffen das, er soll sich um uns keine Sorgen machen, sich auf sich konzentrieren und endlich mal zulassen, dass nun wir für ihn da sind. Die Infusion war drin da kam auch schon ein Notarztteam, packte ihn auf so ein Rollbett, Nachinfusion wurde angehängt, ein Ziwi bekam noch einen Anschiss vom Notarzt, weil er vergessen hatte, die Sauerstoffflasche aufzudrehen und schon fuhren sie meinen Mann raus. Mit Blaulicht ins nächstgelegene größere KH. Ich packte seine Habe zusammen und fuhr dahin, wo er in der Intensivstation zu finden war. Wieder grinste er mich an, als ich so verkleidet in das Quarantänezimmer reinkam. Ich weiß nicht welches Aufputschmittel er auf der Fahrt erhalten hatte, aber er war hellwach, gut drauf, total optimistisch, high? Es war schon Nacht, ich musste diverse Dinge unterschreiben - Bestätigungen, dass ich Geld und Schmuck übernommen habe, mir wurde gesagt, was ich alles mitzunehmen habe, was er noch benötigen würde und was nicht. Gegen halb Elf wurde ich hinaus komplimentiert. Ein Abschiedsbussi, dann ging ich durch die Glastür, schaute zurück, wir winkten uns zum Abschied....
Ich hatte mein Telefon und beide Firmenhandys bei mir, hatte der Intensivcrew alle drei Nummern hinterlassen mit der Bitte mich jederzeit anzurufen, wenn ich kommen soll. Sie taten es nicht. Tags darauf wurde mir um halb Acht Uhr in der Früh erklärt, dass mein Mann "in den frühen Morgenstunden" in einen künstlichen Tiefschlaf verlegt werden musste. Ich konnte nicht fassen, dass man mich nicht davor informierte, sondern vor vollendete Tatsachen stellte. Dieses Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit war nicht auszuhalten. Das begreife ich bis heute kaum, kann mir nur immer wieder einreden, dass er sicherlich in dieser Nacht gestorben wäre, wenn es nicht derart grandiose Maschinen gäbe, die man an einen Menschen anhängen kann um ihn am Leben zu erhalten. Intensivmedizin. Geschenkte Zeit. Den Körper entlasten, damit er heilen kann. Neue Hoffnung.
Da stand ich also. Allein mit ihm. Nur die Geräusche der Maschinen. Streichelte seinen Arm - dort wo keine Nadeln waren, mit Gummihandschuhen. Tränen tropften. Ein Blick hinaus durch das Fenster half mir zu sprechen, gab mir Worte wie: die Sonne scheint...draußen ist ein Hubschrauberlandeplatz - hast du den Hubschrauber schon gehört? Keine Frage stellen, simple Erklärungen nur, positiv und voller Zuversicht. Intuitiv redete ich mit ihm. Sicher kannst du den Hubschrauber hören, wenn er landet. Heute ist der soundsovielte September. Du bist hier im KH soundso. Man hat dich schlafen gelegt, damit du gesund werden kannst. Deine Werte haben sich leicht gebessert. Du bekommst Luft und etwas zu essen, das aussieht, wie Grießbrei. Durch die Nadel an deinem Hals bekommst du Medizin. Das Piepsen kommt von der Beatmungsmaschine. Das Surren vom Dialysegerät. Dein Herz schlägt ganz ruhig und gleichmäßig, du hörst die Töne. Die Schritte sind von der Intensivschwester. Sie ist sehr nett. Sie heißt soundso. Das komische Gefühl an deinem Arm kommt davon, dass ich dich streichle. Ich muss leider Handschuhe tragen. Ich streichle deine linke Hand. Deine Füße schauen aus der Decke heraus, sie sind kalt, ich decke sie zu. Das ist deine rechte Großzehe. Ich möchte dir Grüße ausrichten von soundso. Alle warten darauf, dich in die Arme zu schließen. Usw., usf. -
Liebe Goldelse,
klingt gerade so, als hätte der Arzt euch gegenüber ein schlechtes Gewissen und macht sich deshalb so rar, um nicht mit Vorwürfen konfrontiert zu werden. Ein Problem das in unserer Gesellschaft immer präsenter wird: Gefühllosigkeit. Ich denke, die meisten Menschen verfolgen gedanklich nur mehr das winzige Universum in denen sie sich selbst befinden und raffen, was sie raffen können, egal ob Materielles, oder Zwischenmenschliches, geben aber von sich aus gar nix mehr. Keiner blickt mehr über den Tellerrand. Das Wort Nächstenliebe oder Mitfühlen wird es wohl in hundert Jahren gar nicht mehr geben. Ich finde dies furchtbar, stelle aber fest, dass es nicht mal nützt, mit gutem Beispiel voran zu gehen. Vielleicht hat euer Arzt Angst vor euch, oder er ist einfach nur ein abgebrühter, gefühlloser Mensch geworden?
Bezüglich Leihoma kann ich dir von hier aus leider nicht helfen - aber die Idee ist gut, mal sehen, ob ich im Alter dann fit genug für so einen Job bin.....
liebe grüße von schnee -
Willkommen Mani,
schön, dass du dich aufraffen konntest, ein paar Worte zu schreiben.
Du hast hier Platz, deine Sorgen, deine Wut, deine Verständnislosigkeit, deine Trauer und all die anderen Gefühle, die dich den Rest deines Lebens begleiten werden zu artikulieren. Du kannst hier schreien, weinen, still vor dich hin jammern, du kannst Fragen stellen, aber auch mitlesen, wie es anderen geht, welche Strategien sie sich zurechtlegen. Wie Maki schrieb, hilft es vielen Leuten, Erlebtes, oder auch nur die Gedanken schriftlich festzuhalten. In diesem Forum sind viele liebe Leute, denen Ähnliches widerfahren ist, die mit denselben Gefühlen kämpfen und auf Verständnis hoffen - aber auch gleichsam jeder für sich ein offenes Ohr bietet, sich die Geschichten durchliest, mitfühlt, Hilfestellung anbietet und dir Stütze sein möchte. Nicht nur das, sondern auch wird deinem verstorbenen Schatz gedacht. Der Forumsnutzer, der betet schickt vielleicht ein stilles Gebet für ihn zum Himmel, andere gedenken ihm auf ihre Art.
Schrecklich, dass du dein Kind verloren hast, ich finde keine Worte, die ausdrücken können, wie sehr ich mit dir leide.
schnee -
Ui, das wird sie schaffen, garantiert, so lange wie sie gelernt haben! Hoffentlich ist sie zwischenzeitlich heim gekommen und hat dir nicht noch mehr Sorgen bereitet!!!
Manche Kinder benehmen sich stellenweise so "daneben", dass eine Mama meint, alles für sie übernehmen und regeln zu müssen. Ich denke, man rutscht automatisch in diese Rolle hinein. Sie bauen Mist um Mist, ausbaden aber müssen denselben oft wir, oder zumindest müssen wir dabei helfen. Sie tun was sie wollen und meistens ist das in unseren Augen falsch. Unsere Erfahrungen haben uns so manche Fehler, die wir in unserer Jugend gemacht haben, aufgezeigt. Wahrscheinlich sind wir bemüht, unsere Kinder vor genau denselben Fehlern zu beschützen. Man kommt da schwer raus, ich kenn das, ich weiß genau, wie es dir geht.
Schön langsam - sehr langsam dämmert mir allerdings, dass ich nicht alle Widrigkeiten von meinen Kindern abhalten kann und sie mehr und mehr für ihr Tun selbst verantwortlich sind. Das ist Schwerstarbeit an der eigenen, mütterlichen Einstellung. Heißt, wenn dein Mädel nicht lernt, schafft sie unter Umständen die Nachprüfung nicht, bleibt in weiterer Folge sitzen. Hmm. Was verliert sie im schlimmsten Fall? Ihre Klasse, denn die meisten werden wohl aufsteigen. Sie verliert ein Jahr in ihrer Schullaufbahn. Sie macht die Matura ein Jahr später. Welche Konsequenzen könnte es noch haben?
Mein Sohn ist ein Musterkind, also echt. Er lässt sich schon seit mehreren Jahren nur so führen, wie er es für richtig hält. Er ist schon lang erwachsen, er kann seine Entscheidungen selbst treffen. Er wird bald 18. Er fühlt sich schon seit 16Jahren 18.
Ein riesen Problem ist das völlige Fehlen von vorausschauendem Denken - das zeigt sich immer wieder. Mir dämmert, dass das daher rührt, dass er noch zu wenig mit den Konsequenzen seines Handelns konfrontiert wurde. Höchste Zeit also, ihn "hineinrennen" zu lassen. Bei uns ist der Führerschein das momentane Thema. Bezahlen durfte ich, der Rest geht mich nix an - so denkt er offensichtlich. Geht soweit, dass die Chefin der Fahrschule sich bei mir bereits telefonisch erkundigt hat, ob wir zu viel Geld haben, weil alles bereits bezahlt wurde, aber keiner da ist, der die Stunden in Anspruch nimmt!
Mein erster Gedanke? Ich muss ihn antreiben, schimpfen, drohen, blabla - war schließlich sauteuer. Doch stopp. Ich konnte mich gerade noch bremsen und habe beschlossen, das Geld als verloren zu betrachten und mich aus dieser Sache komplett rauszuhalten. Wird schwer, aber ich zieh es durch. Der Anteil für die Motorradprüfung wird mir zurück bezahlt, weil er dahingehend noch überhaupt nicht begonnen hat und den Autoteil zahlt er einfach selber, falls er es verfallen lässt - dann nämlich, wenn er soweit ist, den Führerschein haben zu wollen.
Opfer bringen wir bereits seit wir sie begleiten, warum nicht langsam damit aufhören und egoistischer werden?
Ich musste lachen, dass du daran denkst, sie zum Ausziehen zu bewegen. Ich habe auch derlei Gedanken - denke aber daran, selbst mal für ein paar Wochen im Nirwana zu verschwinden und den Jung sich selbst zu überlassen, *smile.
:24:
grüßle von schnee -
lange nichts mehr von dir gelesen - geht es dir den Umständen entsprechend gut und lernst dich mit dem Unabwendbaren zu arrangieren?
Hier sind Leute, die aufrichtig immer wieder an dich denken, sich fragen, wie du zurecht kommst, was du machst, die Herz und Kopf immer mal in deine Richtung strecken um zu horchen....
? von schnee -
nun liebe Christine - auch das entzieht sich meiner Kenntnis, ob der Junge "jemanden" hat zum Reden. Ich bin überzeugt, dass er einen großen Freundeskreis hat und auch die Mädels hinter ihm her sind, denn er ist offen, freundlich, sympathisch und ein Charmeur sondergleichen - zumindest wird mir das immer wieder erzählt und in der Tat hat er eine gewinnende Aura und wickelt so manche Leute um den Finger. Ob er allerdings in dieser Spaß- und Partygesellschaft jemanden gefunden hat, der ihm FREUND ist, weiß ich nicht. Mir ist klar, dass er den Rebell mehr oder weniger nur zu Hause ausleben kann und garantiert hocke ich ihm nicht auf der Pelle mit mütterlichen Erziehungsversuchen. Es ist nur so, dass ich mir so meine Gedanken mache und schlimmere Folgen die aus dem Erlebten rühren, zu vermeiden suche.
Meine Wenigkeit geht heute Abend auf eine Feier, die jährlich ein Fixpunkt in unserem Jahreskreis war, zum ersten Mal allein.
Schadeschadeschade.... im letzten Jahr gab es an dem Abend Anzeichen, die ich erst später zu deuten wusste..... -
miss u Dschina....
Viel Arbeit im Garten?
Denk an dich und wünscht derweil alles Liebe
schnee -
Liebe Goldelse,
super, wie toll du diese schwierigen Tage gemeistert hast!
Ab und zu ein wenig Ablenkung, ein kleiner Ausflug mit guten Freunden, wie du es gemacht hast tut unendlich gut, vor allem, wenn es Freunde sind, die sich geduldig immer wieder allen Seiten einer trauernden Person stellen und ich denke, deine Freundin kann dies.
Weiterhin alles Gute und viel Kraft!
schnee -
Dankeschön an alle lieben BegleiterInnen hier!
Ist wohl so, dass meine Postings dramatisch, sentimental und emotional rüber kommen. Ich glaube allerdings, dass ich die Dinge, die Erinnerungen meist von der nüchternen Seite betrachte - so, als wären sie weit weg in einem anderen Leben. Obwohl ich noch nie eine kaltschnäuzige Person war, kommt es mir vor, als hätte mich dieses Schicksal ein Stück weit dazu gemacht. Ein Schutzmechanismus, wie ich vermute.
Das erste Aufbäumen des Körpers endete in diesen Tagen und Ruhe kehrte ein. Entlassung aus dem KH, stetige Besserung bis hin zu einem fast normalen Leben. Noch ein paar Tage Ruhe, danach ging er sogar wieder zur Arbeit - ich weiß heute leider nicht mehr, wie viele Tage. Er war freilich noch nicht völlig fit, konnte aber Spaziergänge machen, kleine Radtouren, war fröhlich, hungrig um nicht zu sagen ausgehungert und optimistisch. Ich auch, der normale Trott holte uns recht schnell ein. Kein Mensch ahnte, was auf uns zukommen würde.
Im jetzigen Dasein hält mich Arbeit, Jugend und Haushalt so auf Trab, dass ich kaum zum Verschnaufen komme. Die spinnen, die Götter - nachdem ich nun wirklich schon seit Ewigkeiten mit der Teichtechnik beschäftigt bin und sich dort noch immer keine zufriedenstellende Lösung ankündigt, hatte ich zwischendurch noch einen Wasserrohrschaden und zuletzt beginnt der Fernseher zu streiken.
Schlimmer empfinde ich allerdings derzeit das Verhalten meines Sohnes. Jeglicher Versuch mit ihm zu kommunizieren scheitert. Manchmal kommt es mir vor, als gäbe er mir die Schuld an allem. Manchmal wirkt er unbeschreiblich wütend und enttäuscht. Manchmal wieder eher teilnahmslos und man könnte meinen, es sei ihm alles egal. Wahrscheinlich sollte er Hilfe haben - nimmt aber keine an, weder von mir, noch von sonst jemand.
Nochmal ein Danke an euch und schöne Grüße
schnee -
Krankenhaus, Sauerstoffzufuhr, Verlegung in eine Lungenfachklinik. Zustand verschlechterte sich zusehends. Lungenbiopsie unter Vollnarkose weil keines der verabreichten Medikamente etwas bewirkte. Ein Keim wurde gefunden, ein Keim der behandelbar war. Ein Hoffnungsschimmer. Das richtige Medikament konnte gegeben werden. Jedoch ging es meinem Schatz schon so schlecht, dass er tags darauf in die Intensivstation verlegt werden musste - ein Schock. Besuche dort waren grauslig, jedoch ging es dann langsam wieder aufwärts. Er saß in seinem Bett und lächelte, wenn ich kam. Er ertrug alles mit unmenschlicher Geduld. Die Ärzte sagten, dass die Abwehrkräfte meines Mannes zuvor sehr schlecht gewesen sein mussten, sonst hätte dieser Keim gar nicht ausbrechen können und dachten an HIV. Mein Mann wurde mehrfach darauf untersucht - negativ. Die Ärzte waren ratlos - legten aber ihr Hauptaugenmerk darauf den Keim zu bekämpfen, was dann auch gelang. Verlegung von der Intensivstation zurück auf die normale. Wir waren uns 100 %ig sicher, dass er über den Berg war. Langsame aber stetige Besserung - Ende August durfte er sogar das Krankenhaus verlassen. Einer der Ärzte aber meinte, man könne es darauf nicht beruhen lassen (es war der Erste, der hinter der ganzen Geschichte etwas Ärgeres vermutete, denke ich).
Wenn man sich diese verhältnismäßig große Zeitspanne heute nochmal durch den Kopf gehen lässt, fragt man sich schon, ob wirklich alles getan wurde - jedoch muss man auch bedenken, wie schlecht es ihm zu der Zeit ging und wie Besserung eintrat, als das Medikament gefunden war....