Liebe Lilie,
ich denke, Du hast eine wichtige Frage gestellt, die viele Trauernde beschäftigt, bzw. die viele trauernde Menschen erleben. Die "Gefühllosigkeit" oder vielleicht könnte man auch sagen, "gefühlsmäßige Taubheit", die Du in dieser Situation mit Deinen Bekannten erlebst, ist tatsächlich ein psychischer Schutzmechanismus, der Dir die Distanzierung ermöglicht, damit eben genau der Zusammenbruch nicht passiert. Oft treten dann genau die von Dir beschriebenen Schuldgefühle auf, weil "man" in diesem Moment offenbar so roh reagiert und nichts spürt.
Doch diese Reaktionen sind ganz normal und kein Grund sich schuldig zu fühlen. Der Zustand des Meeres wechselt - je sicherer Du in einer Situation bist, desto mehr lässt auch Deine Psyche los und es kommt wieder ein Trauerschub. In der Situation im Gespräch auf der Straße spürst Du instinktiv dass kein Platz für Deine Trauer da wäre - daher zeigt sie sich auch nicht. Im Idealfall geht dieses Wechselspiel eine bestimmte Zeit ohne den totalen Zusammenbruch - und das ist gut und gesund so!
Liebe Grüße,
Markus