Beiträge von Christine

    Heute eröffne ich einmal ein neues Thema und zwar aus aktuellem Anlass:
    Die beiden Töchter (9 und 5 Jahre alt) von einem befreundeten Ehepaar haben gestern am Nachmittag beim Spaziergang im Wald einen toten Mann gefunden, der sich an einem Baum erhängt hat.


    Ich poste diese Geschichte hier, um zu signalisieren, dass auch für solche Erlebnisse in diesem Forum Platz ist.
    Und ich denke, dass solche Erlebnisse gar nicht so selten vorkommen, schließlich sterben Menschen nicht nur im Krankenhaus oder Heim, sondern eben auch auf der Straße oder im Wald ... und dort werden sie dann auch gefunden - von Erwachsenen oder eben auch Kindern.


    Wer ein solches Erlebnis zu verarbeiten hat, ist in unserem Forum also auch richtig.


    Den beiden Mädels geht es heute schon wieder ganz gut - den Umständen entsprechend halt.


    Liebe Grüße
    Christine

    Hallo m85,


    ich glaube, du sprichst hier einen wichtigen Punkt an. Es ist sicherlich brutal, aber gerade Krisen bringen uns weiter, "machen uns reifer". Wir erweitern nicht nur unsere Erfahrungen, wir müssen dadurch auch neue Bewältigungsstratgien lernen. Ich finde es gut, wenn du in all dem Schrecklichen, das euch wiederfahren ist, doch auch etwas Positives findest.


    2 Dinge noch:


    Verdrängung ist grundsätzlich nichts Schlechtes. Sie ist ein Schutz und sorgt dafür, dass wir uns distanzieren und erholen können. Problematisch kann sie dann werden, wenn du nur mehr verdrängst, da wird Bewältigung erschwert bzw. unmöglich gemacht. Dass du hier im Forum über deinen Schmerz und deine Gefühle spricht, ist - glaub ich - ein wichtiger Schritt.


    Was würde deiner Meinung nach geschehen, wenn du mit deiner Familie über deine Trauer offen reden würdest?


    Liebe Grüße
    Christine

    Ich wollt nur sagen, dass ich letzte Weihnachten - als das Forum noch ganz neu war - ein Weihnachts-Thema eröffnet hab und da haben zwar einige reingeschaut, aber keiner hat was gepostet. Supertoll, wie sich unser Forum inzwischen entwickelt hat - sofort haben wir eine Reihe von Postings! :-)


    Mir fällt auf - natürlich - da ist viel Angst vor dieser dunklen Zeit, v. a. vor Weihnachten - aber: Es kommen schon auch ein paar Dinge durch, die diese Zeit ein wenig heller machen können: Claudia freut sich auf ihre 1 1/2-jährige Nichte, Petra kauft "Kitschiges" ;-) für ihre Mama und hat auf diese Art auch schöne Erinnerungen an sie, ...


    Elli, Gitti, Manuela und Stella haben, glaub ich, ziemlich große Angst, und Verzweiflung ist vordergründig...


    (@ Elli: Das mit dem sexuellen Notstand ist echt der Hammer! Wie hat der das gemeint? Wollte der witzig sein? Wie hast du reagiert! *brrrrrrrrr*)


    Was wirklich wichtig wäre, glaub ich, wär, wenn wir alle gemeinsam Ideen sammeln könnten, wie diese schwere Zeit zu bewältigen ist: Einerseits geht es natürlich darum, Schmerz und Trauer zuzulassen, das kann und soll man nicht verhindern, aber es geht auch darum, sich ein wenig Ablenkung und Erleichterung zu verschaffen. Habt ihr eine Idee, was es für Möglichkeiten gibt?
    Wie wäre es mit einem Brain-Storming? Beim Brain-Storming ist ALLES erlaubt, auch Ideen die uns völlig unrealistisch erscheinen.


    Wir sammeln einfach alle Möglichkeiten der Erleichterung, auch wenn sie uns im Moment nicht umsetzbar erscheinen.(Oder ist das jetzt eine blöde Idee von mir? Könnte ja auch sein!)


    Mal sehen, was jetzt passiert ... :-)
    Christine

    Hallo m85,


    danke für dein tolles Feedback zu unserem Forum!


    Zu deinen Erfahrungen mit Medien kann ich nur sagen: Leider ist es oft so, wie du schreibst, es geht darum, eine reißerische Story zu veröffentlichen, um die Verkaufszahlen zu halten/erhöhen.
    Da verlierst du deinen Bruder auf so tragische Art und Weise und so plötzlich und dann bist du zusätzlich wieder und wieder in verschiedenen Medien mit einer ins spektakulär-kriminell verzerrten Berichterstattung und dem Gerede der Leute konfrontiert.
    Wie seid ihr denn damals umgegangen, um euch zu schützen? Kann man das überhaupt? Und wie geht es dir und deiner Familie jetzt?


    Alles Liebe
    Christine

    Liebe Kate!


    Von mir als Mutter: Hut ab, dass du dieses Interview nach so kurzer Zeit gegeben hast! Ich weiß nicht, ob ich das gekonnt hätte! Ich hoffe, du warst mit der Reportage zufrieden!?


    Von mir als Christine: Ich habe von allen möglichen Leuten heute ganz supertolle Feedbacks zu deinem Beitrag bekommen, weil du es geschafft hast, euren Abschied - und die Bedeutung des Abschiedes für euch - in so kurzer Zeit so klar und für alle verständlich - zu erzählen. Ich hätte dir mehr Redezeit gegönnt!


    Alles Liebe und Danke, dein Beitrag ist für unsere Arbeit sehr wichtig!


    Christine

    @ Muki und Petra


    so, bevor ich jetzt völlig müde ins bett kippe - möcht ich aber echt wissen, wie ihr mich euch vorgestellt habt - vor der "Thema-Geschichte"! *ggg*


    LG
    Christine

    Hallo Muki und Claudia,


    ich halt mich jetzt kurz, weil ich furchtbar viel zu tun hab, grad eben heut und dieser Tage!


    Danke für die Komplimente, liebe Muki, aber ich hab fix und fertig und müde ausgesehen (was ich auch war!) und der Markus war viiiiiiiiiiiiel hübscher als ich, nur hab ich ihn nicht zu Wort kommen lassen ;-) Na, das war natürlich vom ORF so geschnitten, der Markus hätte natürlich viel mehr zu sagen gehabt und auch die Mutter von Jan, soweit ich weiß.


    Claudia, super, dass du einen Platz bekommen hast, ich hoffe, die Gruppe passt zu dir und umgekehrt! Und auch hier hast du ganz viele nette Leute und verückte Hendln *ggg*, die an dich denken, soweit ich sehe!


    Also dann, ich muss wieder an die Arbeit!
    Christine

    @ Markus
    Danke, dass du für mich geantwortet hast, die Woche war ganz schön nett stressig!


    @ Hertha
    Liebe Herta, ich würde mal zu der Gruppe hingehen - wie Markus es vorschlägt. Die ersten beiden Abende sind kostenlos und ich denke, du kannst deine Situation mit dem Gruppenleiter oder bei der Anmeldung ansprechen.
    Kannst du deinen Freundinnen sagen, dass du noch nicht drüber hinweg bist und sie brauchst oder ist dir das unangenehm? Viele Trauernde haben das Problem, dass sie eben nach 1 oder 2 Jahren noch nicht drüber hinweg sind, gleichzeitig meint das Umfeld aber, dass es damit an der Zeit wäre ... Ich denke, in der Gruppe würdest du Menschen finden, die in einer ähnlich schwierigen Situation sind.


    Zu deinen Schuldgefühlen ein ganz persönlicher Gedanke von mir: Ich kann das schon nachvollziehen, weil ich ja selbst Tochter bin. Aber ich bin auch Mutter. Und Mütter bringen ihre Kinder nicht mit dem Gedanken auf die Welt, dass sie mal zurückgeben sollen, was sie bekommen haben.
    Ich will, dass mein Sohn glücklich wird, nicht dass er mir irgendetwas zurückgibt. Wenn er es trotzdem einmal tut, dann freut mich das sicher. Aber in erster Linie ist es ein Glück für mich, dass es ihn gibt. Das genügt vollkommen. Meinst du nicht, dass das bei deiner Mutter auch so war?
    Und meinst du nicht, dass du ihr darüber hinaus doch noch etwas in der letzten Nacht ihres Lebens gegeben hast: Du warst bei ihr, als sie gestorben ist, sie war nicht alleine! Das ist keine Selbstverständlichkeit, dass Kinder da sind, wenn Eltern sterben. (Und das wäre vielleicht auch etwas, was ich mir von meinem Sohn noch wünschen könnte!)


    Alles Liebe
    Christine

    Hallo Claudia/Hertha!


    So wie du deine Beziehung zu deiner Mutter beschreibst, war die sehr symbiothisch, es ist verständlich, dass der Verlust für dich sehr, sehr schwer ist! Wenn finanzielle Sorgen dazukommen, dann ist zusätzlich eine Grundlage brüchig, die Sicherheit im Leben gibt!
    Ich finde es schön, dass du dich hier zu Wort meldest und der Gruppe dein Vertrauen schenkst! Vielleicht können wir dir gemeinsam ein klein wenig Unterstützung geben. Vielleicht kannst du dich bei uns ein bisschen weniger einsam fühlen!


    Die Geschehnisse und Abläufe unmittelbar beim Versterben bzw. unmittelbar nach dem Tod deiner Mutter beschäftigen dich sehr und noch immer. Ich glaube, dass du "auf deinen ohnehin wackeligen Beinen" ganz richtig und auch sehr schnell gehandelt hast. Notärzte können oft Leben nicht mehr retten, auch wenn noch schneller Hilfe in Anspruch genommen wird. Du hast sicher keine Schuld am Tod deiner Mutter, da bin ich sicher!


    Hast du unmittelbar nach ihrem Tod irgendeine Form der Unterstützung gehabt? Ein KIT-Team, das während der Reanimationsversuche bei dir war oder sonst eine Unterstützung in den ersten Tagen?
    Hast du dich von deiner Mutter nochmal ganz in Ruhe verabschieden können vor der Bestattung? Bei dir zu Hause nach dem Tod oder beim Bestatter?
    Ich lese aus deinen Zeilen heraus, dass du da ganz alleine warst oder dich alleinegelassen gefühlt hast? War das so?


    Ich lese in deinem Profil, dass du bei der Post arbeitest und du schreibst, dass du Freundinnen hast und eine Schwester, - trotzdem fühlst du dich einsam. Gibt es eine Möglichkeit den Kontakt zu deinen Freundinnen zu intensivieren oder vielleicht kannst du deine sozialen Kontakte erweitern?
    Ich weiß nicht, wo in Österreich du wohnst und wie mobil du bist, aber vielleicht kannst du dich mal umhören, ob es in deiner Nähe eine Trauergruppe gibt: Du würdest hier Menschen finden, die in einer ähnlichen Situation sind, könntest deine Erlebnisse aufarbeiten, aus deiner Betäubung herauskommen und gleichzeitig deine sozialen Kontakte ausbauen. Die Beiträge, die in solchen Gruppen zu bezahlen sind, sind auch sehr gering, das wäre für dich auch wichtig!


    Alles Liebe, es grüßt dich herzlich
    Christine

    Liebe Manuela!
    Danke!


    Ich bin mal im Stau gestanden und war furchtbar ärgerlich ... und da kam dieses Schild: "Der Stau bist du!" (Oder so ähnlich.)


    Ich möchte hier nochmal sagen: Markus und ich - wir sind wirklich nett ;-)
    ABER: Das FORUM seid IHR!!!
    (Markus und ich und die TrauerHilfe sind nur das Auto im Stau!;-)


    Gute Nacht wünscht
    Christine

    Hallo alle zusammen!


    Markus und ich freuen uns sehr, dass sich unser Forum so gut entwickelt. Auch wenn wir uns einmal länger nicht zu Wort melden, wir lesen immer mit - jeden einzelnen Beitrag - und sind bei euch!
    Immer seltener haben wir das Gefühl, uns einschalten zu müssen, weil ihr euch gegenseitig so gut unterstützt!


    Ich möchte mich an dieser Stelle für diese gegenseitige Unterstützung bedanken und für eure Bereitschaft eure persönlichen Erlebnisse, Gedanken und Gefühle auszutauschen. Vielen Trauernden ist das eine große Hilfe, wenn Sie lesen und spüren, dass Sie nicht alleine sind!


    Danke euch allen!
    Christine

    Hallo Jennyyy,


    deine Antwort deckt sich mit den Antworten der anderen, denen ich diese Frage gestellt habe: Der Trauerprozess ist zwar sehr schmerzhaft, aber wenn plötzlich keine Trauer mehr da wäre, würde etwas fehlen. Trauer ist "der Preis" dafür, dass wir im Leben mit der verstorbenen Person sehr verbunden waren. Sie ist Zeichen für diese Verbundenheit.


    Du sagst, du verstehst erst jetzt, was passiert ist und liest viel. Alles was ich bisher von dir gelesen habe, klingt danach, als wärst du auf dem richtigen Weg: Du lässt deine Gefühle zu, wenn sie hochkommen, du redest über deine Gefühle und deine Beziehung zu deiner Mutter, du beschäftigst dich aktiv mit dem Sterben und Tod deiner Mutter, indem du viel darüber liest und dich ans TrauerForum wendest ... Man muss durch die Trauer hindurch, um sie zu bewältigen, genau das machst du! Schau, dass du dir zwischendurch auch immer wieder etwas Gutes tust, das dir Freude macht und dich entspannt!


    Du wirst sehen, dass deine kleinen Fortschritte mit der Zeit mehr werden. Stell dir deine Trauerphasen wie Wellen vor: Die sind mal hoch und mal flach und es geht auf und ab, aber allmählich werden die Wellen flacher. Und wenn es zwischendurch ein Unwetter gibt (an Weihnachten zum Beispiel), dann heißt das nicht, dass du wieder von vorne anfangen musst, das ist ein Zwischentief und gehört zum Trauerklima mit dazu!


    Ahoi, liebe Jennyy! :-)
    Christine

    Liebe Jennyyy,


    es wird einmal besser werden, da bin ich mir sicher, aber das braucht "deine" Zeit: Beim einen dauert es kürzer, beim anderen länger, das ist ganz unterschiedlich von Mensch zu Mensch. Vielleicht kannst du den Schmerz für dich anders bewerten, wenn du dich immer wieder daran erinnerst, dass Trauer keine Krankheit ist, sondern ein Heilungsprozess durch den man hindurch muss, dass es einem besser geht.


    Weihnachten ist für die allermeisten Trauernden eine sensible Zeit, da spürt man den Verlust eines Menschen besonders. Du kannst jetzt schon darüber nachdenken, wie du Weihnachten gestalten willst, dass du einerseits deiner Trauer Platz gibst, aber auch darauf achtest, was du dir Gutes tun kannst, um dich zu erholen und abzuschalten. Und ich hoffe, dass du dann in unserem Forum darüber berichtest, was du alles unternommen hast, um einerseits an deine Mutter zu denken und andererseits dir eine Pause zu gönnen.
    Du kannst natürlich jetzt schon deine Ideen ins Forum stellen und dann berichten, wie es dir beim Umsetzen der Ideen ergangen ist ...


    Ich möchte dir eine Frage stellen, die ich unlängst einer Frau gestellt habe, die gesagt hat, dass der Trauerschmerz nach dem Tod ihres Mannes so furchtbar ist: "Wie wäre es für dich, wenn du morgen aufwachst und es wäre deine Trauer wie weggeblasen? Keine Spur mehr davon. Und sie kehrt auch niemehr wieder."


    Ich bin bis Donnerstag weg und schon gespannt auf deine Antwort!


    Alles Liebe inzwischen
    Christine

    Liebe Stella!


    wenn uns jemand verlässt, reagieren wir meistens mit Wut und Trauer gleichzeitig. Das ist bei einer Scheidung oder Trennung so, aber auch, wenn jemand stirbt. Manchmal ist die Wut stärker im Vordergrund und manchmal die Trauer. Auch wenn du (vom Verstand her) nachvollziehen kannst, warum dein Freund keine Behandlung mehr wollte, darfst du auf der Ebene der Gefühle frustriert und wütend auf ihn sein: Es ist dir mit seinem Tod etwas genommen worden, das für dich die Sonne aufgehen hat lassen, wie du es selber beschreibst.


    Wut ist etwas sehr Kraftvolles, Trauer macht schwach. Beides gleichzeitig in sich zu spüren, ist vielleicht gar nicht so schlecht!


    Dass du vor der Beerdigung Angst hast, ist auch klar: Hier wird der Tod deines Freundes endgültige Realität. Und: Wir alle haben Schwierigkeiten mit starken Gefühlen und wir haben auch Angst sie zu zeigen. Es kann sein, dass du bei der Beerdigung ganz betäubt sein wirst oder dass alle möglichen Gefühle in dir hoch kommen. Beides ist gut. Wenn du dich während der Beerdingung betäubt fühlst, kommen die Gefühle später. Erlaubt und gesund sind sie alle!


    Alles Gute dir!
    Christine

    Hallo geckolein, hallo Mia,


    ich komme gerade aus meinem Toskana-Urlaub zurück: Ich teilte meine Wohnung mit zwei Geckos, die am Tag und in der Nacht sehr aktiv waren *ggg*! Daher habe ich immer wieder an geckolein denken müssen und war schon gespannt zu sehen, was im Forum während meiner Abwesenheit geschehen ist:


    Liebe Geckolein, es freut mich, dass du mit meinem Beitrag etwas anfangen hast können! Liebe Mia, liebe Geckolein, ich finde eure gegenseitigen Beiträge äußerst wertvoll für unser Forum! Danke euch beiden dafür!


    Alles Liebe
    Christine

    Hallo Geckolein,


    hast du wirklich niemanden, der dir jetzt ein bisschen zur Seite stehen könnte?
    Du bist gerade dabei, dich von deiner Mutter zu verabschieden, was sehr schmerzhaft für dich ist. Der Verlust deines Bruders, den ihr nicht bewältigt habt, kommt jetzt auch wieder hoch, was die Situation für dich besonders schwer macht. Da wäre es schon gut, wenn es noch eine Freundin oder einen Freund gäbe, die/der für dich da wäre. Vielleicht gibt es ja jemanden, nur der oder die weiß nichts davon, weil du nicht drüber sprichst?


    Vielleicht hilft dir der Gedanke, dass die Trauer, die du jetzt empfindest, ein Zeichen dafür ist, dass du mit deiner Mutter sehr verbunden warst/bist. Stell dir mal vor, du wachst morgen auf und die Trauer ist weg, spurlos verschwunden, sie kommt auch nicht mehr. Deine Mutter stirbt und auch dann - keine Trauer. Was wäre dann?
    Ich habe diese Frage unlängst einer Frau gestellt, die sehr plötzlich ihren Mann verloren hat und mir berichtet hat, wie unerträglich schmerzhaft es für sie ist, die gemeinsame Wohnung am Abend zu betreten. Auf meine Frage, was wäre wenn ..., hat sie geantwortet: Das ist unvorstellbar, das könnte nicht sein, das wäre nicht normal, wenn ich den Schmerz nicht hätte.


    Trauer ist der Preis, den wir dafür bezahlen, wenn wir im Leben das Glück hatten, jemandem sehr verbunden zu sein. Anders ausgedrückt: Trauer ist die Verlängerung der Liebe zu einer Person über den Tod oder einen Abgrund hinaus. In deinem Fall ist es nicht erst der endgültige Tod deiner Mutter, der in den nächsten Monaten zu erwarten ist. Deine Mutter ist in den letzten Jahren für dich schon viele Tode gestorben, - mit jeder Verschlechterung ihres Zustandes, den du ja als Abgrund bezeichnest. Du trauerst jetzt schon und du leistest Trauerarbeit, die andere oft erst nach dem Tod leisten. Das ist eigentlich "gut", denn du hast die Chance, dich dadurch sehr bewusst zu verabschieden.
    Vielleicht gelingt es dir, mit diesen Gedanken deinen Schmerz und deine Trauer anders zu bewerten und kannst damit öfter bei deiner Mutter sein. Ich wünsche es dir jedenfalls sehr. Sie erkennt dich zwar nicht, aber sie spürt, dass jemand da ist. Sie versteht dich zwar nicht, aber sie hört ja deine Stimme. Und genau das ist wichtig, dass sie sich sicher fühlt. Kommunikation mit Alzheimer-Patienten im letzten Stadium oder mit Sterbenden funktioniert sehr basal, sehr körperlich.


    Das Begräbnis jetzt schon zu planen, ist deine Art dich ganz bewusst und liebevoll zu verabschieden, indem du deiner Mutter und dir einen schönen Abschied planst. Ich kann mir schon vorstellen, dass du dich zwiespältig fühlst, aber was du machst, ist richtig und wichtig. Du wirst unmittelbar nach ihrem Tod nicht überwältigt sein von der Organisation der Bestattung, du wirst für den letzten Abschied Zeit und Ruhe haben und du wirst keine Schuldgefühle haben, weil du in der Hektik etwas unbedacht oder falsch gemacht/gewählt hast. Es täte uns allen gut, wenn es üblich wäre, so achtsam mit dem Abschiednehmen und der Abschiedsfeier eines Menschen umzugehen, wie du es tust.


    Alles Liebe und Gute
    Christine