Hallo Petra, hallo ihr alle!
Wohnungswechsel tun weh. Ich hab bisher 5mal die Wohnung gewechselt. Wir wohnen jetzt in einem schönen Haus mit Garten und ich will in keine der vorherigen Wohnungen zurück, aber: Jedes Mal, wenn ich an einer meiner "alten" Wohnungen vorbeikomme, kommen Beklemmung und auch Trauer auf: Sie stehen ja für bestimmte Stationen in meinem Leben, die unwiederbringlich vorbei sind. Es gibt kein Zurück und natürlich merke ich dann auch: Da war ich so und so "jung", jetzt werde ich älter, das Ende rückt näher.
Die Wohnung der Eltern - und vielleicht sogar die Wohnung, in der du aufgewachsen bist -, ist mit deinen Eltern und mit deinem Leben verknüpft, ich kann mir nicht vorstellen, dass du jemals dran vorbeigehen kannst, als wär nix.
Das muss sehr weh tun, vor allem, wenn man die Nachmieter sieht ....
Den Gedanken, wie der morgige Tag zu überstehen ist, den werden wohl viele hier im Forum haben.
Eine Frau, die letztes Jahr an Weihnachten ganz allein war, weil sie eine Scheidung hinter sich hatte und auch ihren Vater in dem Jahr verloren hat, hat zu mir gesagt: „Es war eigentlich nicht so schlimm. Wenn man dem 24. nicht sooo viel Bedeutung beimisst, wie es bei uns üblich ist, geht es ganz gut. Und: Ich hatte das erste Mal seit langem am 24. überhaupt keinen Stress.“
Ich denke, sie hat schon Recht damit. Wir machen ein Mords-Theater um diesen Tag: Er wird gefüllt mit Erwartungen, die er dann einfach nicht erfüllen kann (weil WIR sie nicht erfüllen können) und setzt viele unter Druck, weil an einem Tag alles da sein muss: Freude, Friede (Eierkuchen) Geschenke, Idylle, Harmonie … und ein perfektes Essen. Vielleicht sollen wir das einfach nicht erwarten, dann setzen wir uns nicht so unter Druck.
Versucht morgen ganz bewusst schon untertags "Zeit und Raum" fürs Trauern und Weinen für „Rückzug“ zu lassen, wo alles durchkommen kann, was durchkommen will. Dann habt ihr vielleicht auch "Zeit und Raum" für die Bescherung und gute Momente. Versucht aber auch nicht, euch zusammenzureißen, wenn’s nicht geht: Erklärt euren Kindern und Partnern, warum ihr traurig seid, - und dass das nichts mit ihnen zu tun hat, damit sie sich nicht schuldig fühlen.
(Und wenn sich morgen bei der ein oder anderen kaum Trauergefühle bemerkbar machen, sondern sogar vielleicht ein bisschen Freiheit … es ist ja das Fest des „Erlösers“, also … Freude und Freiheit sind morgen ja erlaubt!
Bei mir wird’s übrigens auch nicht perfekt, ich habe kaum Erwartungen (hab ich mir abgewöhnt, meine Familie ist zu „irre“! Seit ich’s mir abgewöhnt habe, gibt es kaum Enttäuschung): Der Baum ist heuer irgendwie „ärmelhaft“. Es kommen ALLE plus ein E.T. (Extra-Terrestrial), sprich Überraschungsgast, von dem keiner weiß, außer mir und meinem Mann. Die anderen sind ein völlig unberechenbarer Haufen an Schwiegermüttern, Schwiegervätern, einem Bruder, einer Urgroßmutter und eben meinem Mann, mir und unserem präpubertären, derzeit sehr coolen Sohn. Es wird total chaotisch – auch das Menü. (Egal – Hauptsache der Wein passt, da bin ich sicher!;-)
Es wird morgen bei euch auch nicht perfekt, und das wünsch ich euch auch gar nicht.
Das Perfekte hat immer etwas Anstrengendes und Ungesundes! „Gut“ wird’s doch immer, wenn’s nicht so perfekt ist, oder? Vielleicht gelingt es aber dann grad deshalb, weil wir dann „echt“ sein können.
Alles, alles Liebe für morgen, - dir Petra – und allen Forumsmitgliedern (ob aktiv oder passiv)!
Eure Christine