Beiträge von Christine

    Guten Abend in die Runde,


    jetzt am Samstag Nacht komme ich dazu, die Postings der letzten zwei Tage noch einmal aufmerksam zu lesen - unglaublich, wie sich unser Forum entwickelt! ....


    Im Gegensatz zu meinem "christlichen" Kollegen bin ich Skeptikerin und von daher überzeugt, dass alle Menschen in ihrer Einzigartigkeit nicht sterben, sondern weiterleben werden (irgendwie - in irgendeiner persönlichen Existenz, in einer Allseele oder im Notfall in Erinnerungen). Für mich ist das in jedem Fall ein sehr tröstlicher Zugang, denn in jedem Menschen ist einfach so viel "unique", dass es schwer vorstellbar ist, dass jemand einfach vergeht, ...
    (Eigentlich wäre es nett - dich, Markus, als Ameise wieder zu treffen, in einem nächsten Leben. Würden wir uns erkennen? - Sicher, ganz sicher! Wir würden nämlich ein Ameisen-Forum erfinden ... ;-)


    Ich möchte euch meinen Lieblingssatz von Epikur mitgeben, den wir SkeptikerInnnen haben - für den Notfall, dass danach alles aus ist:


    "So ist also der Tod, das schrecklichste der Übel, für uns ein Nichts: Solange wir da sind, ist er nicht da, und wenn er da ist, sind wir nicht mehr. Folglich betrifft er weder die Lebenden noch die Gestorbenen, denn wo jene sind, ist er nicht, und diese sind ja überhaupt nicht mehr da." Epikur, Brief an Menoikeus.


    Wenn wir tot sind, sind wir so überhaupt nicht mehr, dass wir keine Verlusterfahrung mehr haben: Es ist weder schlimm, noch schön, es ist einfach "nichts".


    Aber - und überzeugte Christen überhören da einfach die feinen Nuancen der Skeptikerinnen gerne -, weil sie so Keulenschlag-Bekenntnisse bevorzugen ......
    Skeptikerinnen - wären auch gern überzeugt, aber sind halt schon öfter mal zum Zweifeln gekommen und sind sich halt nicht sicher (wie, wann, wo, mit wem genau, wie lange, in welcher Art und Weise oder überhaupt nicht ......?) , aber sie hoffen dennoch, ganz inständig, dass es danach weitergeht:
    Und deshalb backen sie dennoch Kuchen, halten Plätze am Esstisch frei und sind ganz super-nett zu Ameisen ;-)


    Skeptikerinnen müssen deshalb natürlich über so viele Dinge nachdenken (weil sie ja nicht sicher sind), dass sie immer nach den Überzeugten ins Bett gehen ...
    *wahhhh* es ist fast 1.00
    Gute Nacht, guten Morgen, schönen Tag
    Christine

    Hallo Patricia,


    ich glaube, dass du deine Worte grade an Gaby richten wolltest und nicht an mich ;-)


    Ich habe noch eine Bitte: die Verwechslungen passieren - und für mich wirds jetzt auch immer schwieriger euch alle auseinanderzuhalten -, weil viele sich unter einem best. Nickname angemeldet haben und dann aber mit ihrem richtigen Namen unterschreiben und auch mit richtigem Namen angesprochen werden wollen. Das Forum hat jetzt aber eine Größe, in der es richtig schwierig wird, sich Nicknames und Vornamen zu merken. Vielleicht wäre es wirklich in Zukunft besser, sich für eine Variante zu entscheiden. Entweder für den Nickname oder für den Vornamen.


    Was meint ihr?


    LG
    Christine



    LG
    Christine

    Hallo zusammen,


    ich möchte Chris' Worte noch einmal unterstreichen: Wir trauen unseren Kindern zu wenig zu und wollen Schmerz und Trauer von ihnen fernhalten und natürlich auch Angst. Leider funktioniert das auf Dauer nicht, denn auch diese Dinge sind Teil des Lebens und es ist eine Lebensaufgabe, auch damit leben zu lernen. Wenn wir von unsern Kids alles fernhalten, was sie verstören oder auch verletzen könnte, nehmen wir ihnen die Möglichkeit Bewältigungsstrategien zu entwickeln, die sie irgendwann brauchen werden.



    @ Gaby & alle anderen


    Gaby, noch was ist mir wichtig: Wenn du mit deinen Söhnen zu deinem Vater gehst, ist wichtig, dass ihr alle genug Zeit habt und dass der Rahmen diese Zeit auch zulässt. Totenkapelle und Leichenhallen sind meist keine Orte, die einladend sind, um länger bei einem Verstorbenen zu sein. Ich weiß nicht, wo du her bist, aber du kannst den Bestatter fragen, ob er einen Raum hat, der eine intimere Atmosphäre ermöglicht. Bei uns ist es im Prinzip möglich, den Verstorbenen noch einmal für ein paar Stunden nach Hause zu bringen. Das hängt natürlich von den räumlichen Voraussetzungen zuhause ab. Es gibt natürlich Wohnungen bzw. Häuser, wo das nicht geht. Was ich nicht weiß, ist, ob ein Abschied zu Hause bei euch von Gesetzes wegen möglich ist.


    Abschiednehmen bedeutet nicht, den Sargdeckel zu öffnen, um "nochmal reinzuschauen", sondern, es bedeutet, dass man sich die Zeit gibt, die man braucht, um dem Verstorbenen noch etwas zu sagen bzw. mitzugeben. Es ist ja die allerletzte Möglichkeit. Bei manchen Abschieden dauert das 2 bis 3 Stunden. Das ist o.k. Besprich das vorher mit dem Bestatter, wie der zeitliche Rahmen aussieht. Ganz wichtig ist auch: Ihr könnt deinen Vater ruhig noch streicheln oder - wie auch immer - berühren. Ein Abschied von lebenden Personen, die uns etwas bedeuten, hat immer mit Körperkontakt zu tun. Bei einem Verstorbenen sollten wir das nicht anders machen, es ist ja die letzte Möglichkeit ihn nochmal zu spüren. Das ist wichtig. Wenn euch das gelingt, habt ihr nicht das Gefühl tatenlos um den Sarg herumzustehen. Aber das alles braucht Zeit. Ihr werdete erschrecken, weil der Verstorbene sehr kalt ist, aber das Erschrecken legt sich bald. Hör nicht auf deine schockierte Familie und falls dir irgendjemand etwas vom "Leichengift" erzählen sollte - das ist ein Ammenmärchen. Tu das, was du für richtig hältst und lass deine Söhne tun, was sie für richtig halten. Wenn Leonhard seinen Gameboy neben dem Opa rauszieht (oder etwas anderes dergeleichen) und zu spielen beginnt - lass ihn. Kinder halten solche Situationen kürzer aus distanzieren sich durchs Spiel. Das ist gesund und normal und du gewinnst an Zeit, weil er nicht nervig wird. Bei uns im Institut, ist es auch möglich, zwischendurch mal rauszugehen und sich im Vorraum zu distanzieren und Fassung zu gewinnen. Das kannst du wahrscheinlich bei deinem Bestatter auch machen. Du musst nicht lange in dem Raum mit dem Verstorben bleiben, wenn du das Gefühl hast, du musst raus, geh raus und dann später wieder rein. Das gleiche gilt für deine beiden Söhne.


    Ich wünsche euch, dass es ein guter Abschied wird! Alles, was ihr bisher gemacht habt, deutet darauf hin, dass es so sein wird!


    LG
    Christine

    Liebe Patricia,


    stells dir wie Wellen im Meer vor: Mal sind es große Trauerwellen, mal kleine und dann scheint das Wasser wieder glatt. Morgen kann es anders sein, sehr stürmisch oder auch grad recht fürs Wellenreiten oder auch ganz still. Mit der Zeit werden die Wogen insgesamt betrachtet flacher. Aber das dauert und dazwischen können auch immer wieder Stürme und Unwetter hereinbrechen.
    Ganz ruhig kanns nie sein und war es wahrscheinlich auch nie.
    Eine ruhige See - auf Dauer - gibt es nicht im Leben.


    Nimm heute eine Sturmlampe mit unter Deck und wenn du morgen Richtung Sonnenaufgang schaust, schau mal, ob nicht auch eine kleine Insel irgendwo in Sichtweite ist!


    Gute Nacht und Schiff ahoi!
    Christine

    Hallo Patricia, hallo ihr anderen!


    Für mich sind eure Wahrnehmungen nicht schwer zu erklären. Wenn ich mir etwas sehr wünsche, kann das dazu führen, dass ich es höre, rieche, fühle, sehe oder davon träume.
    Ein ganz banales Beispiel: Ich hätte jetzt gerne ein Stück Marzipan, aber aktuell habe ich keines im Haus. Ich kann mir den Geschmack von diesem Marzipan samt Konsistenz - und wie sich das Ding im Mund anfühlt - sehr gut vorstellen. Letzte Woche bin ich mitten in der Nacht aufgewacht und hatte richtigen Hunger, aber natürlich – es war 3 Uhr früh – war ich zu faul und bin wieder eingeschlafen. Ich habe dann von weichen Eiern und Käsebroten geträumt und zwar ziemlich „echt“. Das hat mir bis zum Frühstück geholfen! (Ich weiß, ich weiß, völlig pietätlos dieser Vergleich, aber so bin ich eben ;-)


    Wenn jemand gestorben ist, ist die Sehnsucht und der Wunsch, die Person wäre noch hier, sehr, sehr groß (und somit mit dem Wunsch nach Marzipan oder Frühstückseiern überhaupt nicht zu vergleichen!). Der Wunsch und das Suchen nach dieser Person kann sehr viele Sinneseindrücke verursachen.
    Unsere Wahrnehmung ist außerdem selektiv: Wir suchen die für uns wichtigen Wahrnehmungen aus einer unglaublichen Fülle an Reizen, die wir zur Gänze niemals registrieren können. Wir konzentrieren uns immer auf, das, was für uns im Moment von Bedeutung ist. Wenn jemand stirbt und wir wünschen uns, dass die Person noch nicht ganz weg ist, filtert unsere Aufmerksamkeit plötzlich ganz anderen Informationen als vor dem Tod dieser Person und plötzlich haben wir das Gefühl, dass da auch andere Dinge oder Wahrnehmungen sind, die wir bisher nicht hatten.
    Wieder so ein Vergleich von mir: Als mein Ex und ich uns getrennt hatten, sah ich lauter blaue Opel Corsa durch die Stadt fahren. Es ist mir vorher gar nicht aufgefallen, dass es so viele gibt. Natürlich hätte er in jedem dieser Opel sitzen können, ich war wie auf Nadeln! Außerdem sah ich dauernd Typen, die ihm ähnlich sahen oder hatte das Gefühl, er kommt grad um die Ecke. Und wenn ich alleine war, hab ich auch laut mit ihm gesprochen als wäre er hier. Wir waren 7 Jahre zusammen, ich war es gewohnt alles Mögliche mit ihm zu diskutieren. (Heute, 11 Jahre nach der Trennung, ist das nicht mehr so: Weder sehe ich blaue Opel noch Typen, die ihm ähnlich sehen. Wenn ich ihn aber tatsächlich treffe, ist es eigentlich ganz nett.)


    Wenn ich das so schreibe und eure Trauer mit Alltagsgeschichten vergleich, dann nicht, um euren Wahrnehmungen und Gefühlen an Bedeutung zu nehmen, schon gar nicht, um sie ins Lächerliche zu ziehen.
    Sie sind wichtig und viele Trauernde haben sie! Wie auch immer ihr das hier deutet (ob ihr mit Patricias oder meiner Version besser trauern könnt): Es geht nicht darum, wer von uns hier Recht hat, es geht um das Abschiednehmen, das – so oder so – Stück für Stück geschehen kann und es geht darum, dass uns unsere Toten nicht sofort ganz fern und genommen sind.


    Ich wünsche euch „SucherInnen“ und euren „BesucherInnen“ eine gute Woche!
    Christine

    Liebe Gaby,


    es ist sehr wichtig, dass ihr alle nochmal die Gelegenheit habt, euch am offenen Sarg zu verabschieden.
    Gerade für Leonhard ist das wichtig, er kann so viel besser begreifen, was passiert ist. Gar keine Frage!
    Dein Vater war auf der Gerichtsmedizin, d.h. er wurde obduziert. Es wäre wichtig, dass ihn der Bestatter/Thanatopraktiker noch einmal versorgt. Kann er das?


    LG
    Christine

    Hallo Gaby,


    ich kann Markus' Aussagen nur unterstreichen. Dass eine Beisetzung später stattfindet, ist an und für sich gut (wir sind es nur nicht gewohnt): Ihr habt jetzt Zeit zu überlegen, wie ihr den Abschied bzw. die Abschiede (wer sagt denn, dass alles unter einmal geschehen muss?) gestalten wollt.


    Ich möchte noch etwas zum Kirchenaustritt sagen: Man braucht nicht notwendigerweise einen Pfarrer. Abschiede, die von Angehörigen selber gestaltet werden, sind besonders hilfreich und auch schön. Was den "Segen" betrifft: Auch der kann von euch selbst gesprochen werden.
    Ihr habt ja jetzt einen altkatholischen Priester und also jemanden, der das Ritual leitet. Lasst euch aber nach Möglichkeit nicht alles aus der Hand nehmen! Überlegt, was jeder von euch beitragen kann und vor allem, was deine Söhne tun können, dass auch für sie der Abschied hilfreich ist. Ich denke, 9 und 19-Jährige haben da unter Umständen unterschiedliche Bedürfnisse.
    (Und da sind ja schon einige Ideen da: Vielleicht gibt es ja vor oder nach dem Abschied eine der Lieblingsspeisen, die Leonhard aufgeschrieben hat?)


    Alles Liebe
    Christine

    Hallo Patricia, Gitti und Petra,


    dass ihr dieses Thema anschneidet und diskutiert, finde ich sehr wichtig! Das zeigt mir auch, dass ihr Vertrauen in unser Forum habt und auch Tabuthemen angesprochen werden. Ihr sprecht sehr offen über ein Phänomen, das sehr viele Trauernde erleben. Sie haben dann Angst oder sie haben das Gefühl, verrückt zu werden, sie trauen sich auch nicht drüber zu sprechen, weil sie nicht für verrückt gehalten werden wollen. Dabei kann von Verrücktheit überhaupt nicht die Rede sein:


    Wenn der Schock und die Betäubung direkt nach einem Todesfall vorbei sind und wenn das erste Gefühlschaos sich legt, sehen, hören, riechen oder fühlen Trauernde ihren Verstorbenen oft. In der Psychologie nennt man diese Phase, die Phase des "Suchens und sich Trennens". Trauernde können ihren Verstorbenen noch nicht so schnell ganz loslassen und holen ihn sich über diese Sinnenseindrücke und Träume wieder ein Stück zurück. Abschiednehmen braucht Zeit! Und wenn man diese Zeit vorher nicht hatte, holt man den Abschied nach, indem man den Verstorbenen "herholt". Weil die verstorbene Person ja nicht mehr hier ist, suchen Trauernde aktiv nach ihr. Und wenn ich suche, gibt es viele Dinge, die den Verstorbenen wieder in Erinnerung bringen können, wieder "herholen" können: Ich persönlich glaube nicht, dass der Verstorbene hier wirklich als Person wiederkehrt, aber er ist natürlich für euch da und anwesend und spürbar und ihr könnt Stück für Stück und langsam Abschied nehmen. Ich ordne die Wahrnehmungen, die ihr alle habt, anders ein, wie ihr merkt. Aber: Patricias Erklärung dieser Wahrnehmungen finde ich auch für meine Erklärung und für meinen Zugang absolut treffend:


    "Ich LIEBE und deswegen spüre ich ihn ..."


    Und:


    "Aber dann und das weiß ich ganz genau liegt es bei uns den geliebten Menschen gehen zulassen.Er verläßt uns dann für immer.Es ist so zu sagen unsere Aufgabe sie gehen zulassen.Zu akzeptieren das sie nie wieder kommen."


    Genau das ist der Sinn: Suchen, um sich dann Stück für Stück zu trennen. Und/aber: "Trennen" heißt natürlich nicht "Vergessen". In unserer Erinnerung, in unserem Herz, in uns selber ... leben sie weiter.


    Alles Liebe
    (bin gespannt, wie ihr kontert!;-)
    Christine

    Hallo Schneckchen,


    auch von mir: Herzliches Beileid und für die kommenden Tage viel Kraft!
    Ich kann gut verstehen, wie das ist, wenn man merkt, dass man keinen Zugang zu einem Elternteil hat und den Brückenschlag einfach nicht schafft.
    Und deshalb finde ich es besonders schön, wie du dich von deiner Mutter verabschiedet hast und ich hoffe, dass die Zuwendung, die du deiner verstorbenen Mutter schließlich noch geben hast können, deine Schuldgefühle ein bisschen mildern kann.


    Alles Liebe
    Christine

    Hallo Gabi,


    so wie ich die Situation deiner Mutter jetzt mal als Laie einschätze, sieht es mit Heilungschancen sehr schlecht aus, oder? Wenn das so ist, kann man ihr Leben durch OPs und evt. Chemotherapien so lang erhalten, wie es eben möglich ist und ihr durch Schmerztherapie u.a. noch das in ihrer Situation mögliche Maximum an Lebensqualität geben. Im Moment sieht es so aus, als hätte deine Mutter aufgegeben, weil sie sich nicht denken kann, dass diese lebenserhaltenden Maßnahmen noch so viel Qualität für sie bringen können, dass sie eine gute restliche Zeit verbringen kann. Die Medzin heute macht es möglich, - durch OPs und Therapien - , den Tod unter Umständen Jahre hinauszuzögern. Manche schaffen es, trotzdem es keine Chance auf Heilung gibt, diese Zeit (seien es Monate oder Jahre) gut zu verbringen.
    Vielleicht magst du deine Mutter mal fragen, warum sie so schnell aufgibt. Vielleicht mag sie sich OPs, Therapien usw. einfach nicht mehr zumuten, vielleicht hat sie beim Sterben ihrer Freundin zu viel mit ansehen müssen, vielleicht hat sie auch ganz andere Gründe ....


    Mich würde in erster Linie interessieren, warum du deiner Mutter nicht nah sein kannst, wie du schreibst. Ich denke nicht, dass das an dir alleine liegt und ich glaube nicht, dass du dir hier Schuld geben sollst. Das liegt auch an deiner Mutter und an der Beziehung, die ihr seit deiner Geburt habt. War sie dir je nahe? Wenn nicht, wie sollst du es umgekehrt sein können?


    Wie wäre es denn für dich, wenn alles sehr rasch ginge? Hättest du neben deiner beschriebenen Wut und Trauer vielleicht auch einerseits Erleichterung und andererseits Schuldgefühle, weil weder du noch dein Bruder weiter für sie da sein müssten?


    Ich glaube nicht, dass es richtig wäre, sie zum Weiterleben zu "überreden". Ich würde sie fragen, warum sie aufgibt und vielleicht sind ihre Gründe so gut, dass du sie dann beim Sterben begleiten kannst (so weit es dir möglich ist) ohne Wut und Schuldgefühle. Und vielleicht wäre dieses Gespräch mit ihr eine erste Brücke zwischen euch, die dann auch mehr Nähe ermöglicht?


    Alles Liebe
    Christine

    Hallo Claudia,


    also, dass du da hingegangen bist und weiter hingehst, finde ich sehr gut! - Auch, wenn es sicher sehr aufwühlend ist!! Aber das ist auch wichtig: Trauer ist Ausdruck und Bewältigung zugleich, man muss durch sie hindurch, um sie zu bewältigen und das kann man nur, wenn man auch Gefühle zulässt und zeigt. Nur sachlich drüber zu sprechen, ist viel zu wenig!


    Männer lernen noch mehr als Frauen, Gefühle nicht zu zeigen, weil wir Gefühle als Schwächen wahrnehmen (was natürlich überhaupt nicht stimmt). Männer lernen ja von klein auf Idianer zu sein - und die kennen bekanntlich keinen Schmerz. Mehr sag ich dazu nicht, den Rest überlass ich jetzt dem Häuptling Markus *hugh* ;-)


    Was du im Trauerkreis erlebst, ist also typisch und: Auch hier im Forum haben wir nur einen aktiven Mann (außer Markus).


    Christine

    Hallo ihr Lieben,


    @ Petra: Ich weiß auch nicht, was ich jetzt sagen soll, da kommt einfach zuviel zusammen bei euch! Ich denk an dich und auch an deinen Mann. Wenn du was brauchst - wie schon einmal gesagt - meld dich bei uns!


    Wie ist das jetzt für dich, wenn du nicht zur Beerdigung gehen kannst? Kannst du damit umgehen oder belastet es dich sehr? Ich weiß ja, wie wichtig ein bewusstes Abschiednehmen für dich ist.


    Gute Besserung und viel Kraft euch beiden - dir und deinem Mann!!!


    cLAUDIA : Claudia, du bist auf dem richtigen Weg, das alles klingt danach!


    Alles Liebe euch allen
    Christine

    Liebe Petra!


    Ja, schrei, wenn du etwas brauchst! Dass wieder etwas hochkommt, das glaub ich auch. Ich denke, dass du dich beim Abschied von deiner Oma vielleicht auch noch einmal ganz bewusst von deinen Eltern verabschieden kannst!


    Ich wünsch dir ganz viel Kraft für die nächste Zeit!
    Christine

    Hallo MP,


    hier kannst du ganz "du" sein.
    Gefühle gelten in unserer Gesellschaft leider als Schwächen, weshalb wir sie nicht zeigen bzw. unterdrücken und dann - irgendwann - spüren wir sie gar nicht mehr. "Cool" und "tough" zu sein, macht uns erfolgreich und attraktiv (auf Dauer gesund ist das nicht). Kommt dann trotzdem mal ein Gefühl hoch, können die anderen überhaupt nicht damit umgehen und es auch nicht aushalten. Da wird man dann schnell als "schwierig" oder "zimperlich" (unlängst kam mir sogar die Bezeichnung "weiblich" unter) eingestuft, bezeichnet ... tja, und dann hält man lieber den Mund und funktioniert eben weiter. Blöd ist, wenn grad die Menschen so mit dir umgehen, die man eigentlich am meisten mag. Das tut sehr weh, und: Was känkt, macht krank - früher oder später.
    Pass auf dich auf, schluck nicht so viel, du hast schon viel zu viel auf deine Kosten für andere geschluckt, deshalb bist du so "lebensmüde". Setz nicht bei deinem Mann an, wenn er kein Verständnis hat, setz bei dir selber an.


    Magst du deinen Mann noch? (Ist er der, mit dem du den Rest deines Lebens verbringen willst?)
    Mag er dich denn noch? (Liebt er dich?)
    Und wie steht es mit dir selbst? Magst du dich (noch)?


    Und deine Situation als freie Dienstnehmerin: Ja, das ist furchtbar, ich kann das gut verstehen!
    Ich hoffe, dein Mann macht wenigstens den Haushalt und kümmert sich um die Kids?!


    Alles Liebe
    Christine

    Hallo zusammen!


    der Markus hat sich aufgeregt ;-) und mein erstes Posting zu diesem Thema "schnodderig" gefunden, dabei wollt ich euch nur nicht gleich beim ersten Mal zutexten ...
    ... so wie jetzt:


    Dass es den Mädchen "den Umständen entsprechend gut" geht, hab ich ja geschrieben, dazu und zu den wichtigsten Interventionen, die wir gesetzt haben, noch ein paar Details.


    Am Sonntag nach dem Vorfall wollten die beiden zuerst gar nicht darüber reden. Ein wenig später haben sie aber dann miteinander das Ereignis besprochen und da ist aufgefallen, dass sie vom "Hm Hm" reden. Die Identität war noch nicht bekannt und den Namen des Mannes wollten sie nicht hören, nicht wissen, nicht aussprechen ...


    Irgendwann hat die Ältere - die den Mann zuerst gefunden hat - den Eltern dann doch erzählt, was passiert ist und dabei haben beide stark zu zittern begonnen. Ich hab dann ein gutes Gespräch mit der 9-Jährigen gehabt, die gesagt hat, sie hat sich sehr erschrocken und dann ist ihr schlecht geworden und dann sind sie weggelaufen. Auf meine Frage, ob sie jetzt eine besondere Angst hat, hat sie gemeint, sie hätte vor allem Angst vor allen Ecken und Winkeln - auch im eigenen Haus - weil da könnte irgendwo ein toter Mann sein. Die Familie ist dann Hand in Hand durchs Haus gegangen und hat alle Ecken und Winkeln überprüft, danach haben die Kinder die erste Nacht im Elternschlafzimmer verbracht und haben durchgeschlafen.


    Heute Früh sind die Eltern zur Polizei gegangen und - die waren sehr kooperativ: Die Eltern haben sowohl den Namen als auch den Grund für den Suizid erfahren und sie haben zwei Fotos bekommen: Eines mit dem am Baum hängenden Mann und eines vom Lebenden (das hat der Polizist von der Familie für die Kinder besorgt! Find ich echt klasse von ihm!)
    Es ist wichtig, dass "das Monster am Baum" für die beiden Mädchen (und natürlich auch für die Eltern) "zu einem Menschen" mit einer traurigen Geschichte wird, das ist weniger schrecklich bzw. so kann die Angst weniger werden. Ab heute wissen sie also den Namen und auch, warum sich der Mann erhängt hat. Morgen oder in den nächsten Tagen werden sie langsam an die Fotos herangeführt. Die Eltern sind froh, dass sie das Foto von dem erhängten Mann haben, weil sie nun wissen, was ihre Kinder gesehen haben und weil - wie so oft - die Realität weit weniger schlimm ist als die Phantasie.


    Ich glaube, dass keine längere psychologische Hilfe notwendig sein wird, wir sind da auf einem guten Weg.


    Dazu sagen möchte ich auch, dass die Mädchen auf die Themen "Tod und Tote" ganz gut vorbereitet waren, weil sie natürlich bei mir schon ganz viel gehört und gesehen haben. Das ist - glaub ich - ganz wichtig: Die Kinder von Anfang an auf den Tod und auch auf das Thema "Leiche" gut vorbereiten, denn früher oder später werden sie mit dem Tod konfrontiert. Sachliches Wissen, das sie vorher unbeschwert und neugierig sammeln dürfen, verschafft im Ernstfall Orientierung und Sicherheit und damit halten sich irrationale Angst und unrealistische Phanatsien auch schon in Grenzen.


    Ich wünsche euch einen schönen Abend! Die beiden Mädels schlafen - in ihren eigenen Betten! :-)


    Christine

    Hi!
    Was oder wer könnte dich als Pulverfass denn ein wenig entschärfen? Was oder wer könnte dir helfen die Spannung und Wut ein wenig abzubauen? Ich stell mir diesen Zustand sehr kräftezehrend und nervenaufreibend vor.


    Bist du dem Polizisten eigentlich begegnet? Kennst du seine Geschichte, seine Verteidigung?


    Liebe Grüße
    Christine