Liebe Nadine,
wie schön dass du meine Worte hilfreich findest, einen Moment dachte ich schon ich schreibe vielleicht zu intensiv oder überbordend, weil deine Worte ja auch bei mir viel auslösen Wenn dir das gut tut und du magst kann ich dir gerne versprechen dir "noch länger erhalten" zu bleiben, ich gehe nicht weg, wir können gerne hier in Kontakt sein, oder auch sonst - ich finde es schön wenn wir uns gegenseitig beistehen. :24:
Ich finde du hältst dich unglaublich tapfer. Hast du dich schon wegen des Autos entschieden?
Diesen Forularemarathon, ach, ich erinnere mich daran, und auch der Erklärungsmarathon, diese unzähligen ersten Male Erlebnisse, aber irgendwo so ermüdend, so verstörend es ist, es ist auch heilsam, es ist irgendwo jedes Mal ein Stückchen weiter zur Normalität. Du machst das so toll! Und du bewältigst deinen Alltag sehr gut...ja, die Arbeitskollegen, viele Menschen haben Angst vor dem Tod, und ertragen es nicht darüber zu sprechen, blenden ihn aus, so mein Eindruck. Da habe ich es dann auch gelassen mit ihnen zu diskutieren und war froh Menschen zu treffen, die das wollen und können und - aushalten.
Im Gegensatz zur oben genannten These habe ich ja, seitdem ich das Buch "das Schicksal ist ein mieser Verräter" gelesen habe die Haltung dass man nicht aufhört, Tochter zu sein, Kind seiner Mutter zu sein, und die Mutter auch nicht aufhört Mutter zu sein nur weil sie gestorben ist. Das mag schrullig klingen, ist aber für mich ganz logisch In meinem Empfinden ist auch die Ansicht dass die Beziehung nach dem Tod lebendig bleibt, und da ist, nur verändert ist, stimmig.
Ja, ich verstehe dass dich nach dem plötzlichen Tod deiner Mutter diese letzte Phase im Krankenhaus beschäftigt, und auch - quält. Mein Vorschlag wäre - vielleicht mit der Freundin deiner Mutter - oder einem stabilen Menschen, dem du vertraust und der dir beisteht, ein Gespräch mit dem behandelnden Arzt/Ärztin zu suchen. Du hast ein Recht darauf, und oft verstehst man von außen nicht was alles geschehen ist.
Sollten sie aus irgend einem Grund ungut sein zu dir, kannst du dich auch an den Patientenanwalt wenden, aber meist sind die Behandler doch auch selbst sehr bemüht, es ist auch für sie hart und schlimm wenn sie einen Patienten oder eine Patientin verlieren, und die Behandlung selbst erfolgt nach Leitlinien und ist Ergebnis gründlicher Überlegungen - insofern würde ich mir die Erklärung und Antwort auf deine Fragen dort suchen. Du müsstest dann eine Erklärung bekommen und es ist denke ich etwas dass du brauchst, sonst werden dich die offenen Fragen weiter quälen.
Als meine Großtante starb gaben sie ihr immer wieder Morphium, was ok war, aber ich saß da viele Stunden und irgendwann wurde ich richtig paranoid und dachte, sie wollen sie jetzt niederspritzen. Sie war im Sterben und hatte furchtbare Schmerzen, und sie selbst wollte nicht sterben, das habe ich gespürt. In Gesprächen danach konnte ich diese Idee auflösen, und das hat mir sehr geholfen die Situation, die mich auch traumarisiert hat, aufzulösen. Ein Todesfall kann ein Trauma sein, und mir haben dann auch ein paar Einheiten bei einer sehr klugen und lieben Therapeutin geholfen.
dass die Konversation selbst weh tut kenne ich. Gerade kürzlich las ich eine Geburtstagskarte die mir meine Mutter geschrieben hat, die letzte. Ihre Schrift war schon zittrig, das habe ich gar nicht so gemerkt...das Bild am Billett ist ein Chagall...lieben wir beide so...ich habe die Karte in meinen Spind gehängt und als ich sie las drückte ich sie an mein Herz und musste weinen. Ja, jede unmittelbare Konfrontation tut weh aber, ich kann es dir nur aus meiner Perspektive sagen, es ist kein Vergleich zu vor einem Jahr. Vor einem Jahr war mein Herz ein einziges Schlachtfeld, kein Stein auf dem Anderen. Jetzt wächst Gras, und Blumen, es tut weh aber es zerreisst mich nicht, ich kann mich wieder auf Situationen und Beziehungen einlassen, lachen, auch tanzen und mal sorglos sein. Ich hab sogar meinem Kind eine Party geschmissen obwohl ich nicht der Typ dafür bin. Das also als Gewissheit für dich dass dieser, dich nun überwältigende Schmerz, nicht ewig begleiten wird. Aber es ist ein wesentlicher Teil der Trauer finde ich - wie Andrea sagt - der Schmerz ist ein Teil der Liebe...ich finde den Gedanken sehr schön.
Wie geht es dir heute? Wie siehst das Grab deiner Mutter aus?
Ich habe nun endlich nach einem Jahr den Grabstein fertig.
Ja, Nadine, alles Liebe - du bist eine starke Frau - deine Mama ist bestimmt stolz auf dich und ganz fest bei dir -
sei gut zu dir
herzlich, mit Umarmung :24:
Malena