Hallo liebe Nadine,
es hat ein wenig gedauert, verzeih, ich habe die Woche viel um die Ohren...
dass du schreibst dass dich meine Worte trösten und berühren geht mir nicht zu nahe, ganz im Gegenteil ich finde es sehr schön. Ich konnte hier schon so viel Trost finden in dem Austausch dass ich mich freue wenn ich auch ein wenig Trost schenken kann und darf, und es ist auch für mich schön mich mit dir auszutauschen, da wir beide unsere lieben Mütter verloren haben, sie verstorben sind.
Es ist sogar so dass unsere Mamas den gleichen Todestag haben, den 23.1., meine 2016, deine 2017...das hat mich ganz besonders berührt.
Ja, ich stehe dir gerne bei wenn ich darf...ein wenig Geduld musst du halt mit mir haben...und ich verstehe auch wenn du nicht immer schreiben kannst und /oder willst. Ich habe viel an dich gedacht die letzten Tage. Ich weiß wie schwer und hart das ist, ich erinnere mich a mich selbe vor einem Jahr. Wie oft habe ich geschrien vor Schmerz, ja, richtig geschrien, in der Garage im Auto dass mein Kind das nicht mitkriegt. Das Radio ganz laut aufgedreht aber es hat gut getan... Also nur so viel zu "verrückt". Du siehst dass andere vielleicht noch "verrückter" sind als du gerade? Oder gleich verrückt? Verrückt ist normal, verrückt wäre es keine Schmerzen zu haben.
Ich musst wie du sofort wieder funktionieren, hatte keine Wahl. Ich weiß nicht wie diene Situation genau ist aber mir hat der Tipp einer Freundin geholfen: wenn die Trauer hochkommt im Job und es nicht passt, dann "vertröste" sie auf eine spätere Stunde am Tag. Ich habe das dann auch gemacht, habe so auch geschafft die Tränen hinten an zu halten (meistens, und ich habe keinen Mascara mehr getragen, trage auch noch keinen - Eyeliner geht aber wieder) und zu Hause habe ich mich bewusst hin gesetzt mit einer Tasse Tee, eine Kerze, einem guten Duft in der Aromalampe und habe an meine Mutter gedacht. Ja. Ich kann dir nun also auch sagen, nur so als Gewissheit: von wegen - dein Leben ist ganz anders als mein Leben und wir gehen jeder unseren Weg und trotzdem: es wird erträglicher. Es gibt viele Gedanken die mir geholfen haben...
Zu den helfenden Gedanken....
einer davon war die Schuldgefühle wirklich einzudämmen. Echt, es bringt nichts und ich sage und sagte mir das auch ganz klar.
Was glaubst du wie ich gegrübelt habe, so wie Astrid schreibt, jeder tut das.
(Und wenn du hier im Forum liest, jetzt hast du noch nicht so die Kraft nehme ich an, wirst du lesen können dass es ganz vielen, ja allen so geht.Bei anderen wirst du erkennen, wie quälend und irrational so Gedanken oft sind, und auch bei dir selbst...)
Hätte ich ihr die letzte Chemo ersparen sollen? Sie früher ins Hospiz bringen sollen? Hätte ich nie mehr mit ihr streiten dürfen? Hätte ich da und da netter sein müssen? Hätte ich....hätte ich die letzten Stunden komplett bei ihr sein sollen...es war so tröstlich hier zu lesen dass es ok war das nicht zu tun,...wie Astrid sagt...man versucht das unbegreifliche zu begreifen, man will es erklären, es auch rückgängig machen aber wenn man sich in solche Schuldgefühle fallen lässt finde ich, zerstören sie einen und drum sage ich mir bewusst wenn ich so Gedanken bemerke:
Stopp. Die Vergangenheit ist geschehen und ich kann sie nicht mehr ändern. Ich habe mich bemüht, ich habe es echt gut gemacht, ich hab gegeben was ich geben konnte und ich bin auch nur ein Mensch. Und meinen Mutter weiß das, wusste das, und will dass es mir gut geht...und nicht dass ich mich quäle und zerbreche - es ist so geschehen wie es geschehen ist, und es ist gut so"
Und dann höre ich in mein Herz, und da trage ich einen Dialog mit meiner Mutter, da ist sie. All das was sie mir geschenkt hat ist da.
Natürlich verstehe ich dass du, weil deine Mama so überraschend gestorben bist, schwer unter Schock stehst. Ich hatte Zeit mich darauf einzustellen. Das was deiner Mama passiert ist war furchtbar und unvorhersehbar. Ich weiß du wolltest noch viel Zeit mit ihr und das ist ok aber quäle dich nicht mit Vorwürfen, bitte.
Andrea hat hier in ihrem Thread etwas sehr schönes erwähnt...eine Spiritistin...(ich selbst bin keine) hatte sich mit ihrem Mann vereinbart nach dem Tod Zeichen zu senden. Als diese nicht kamen bekam sie folgende Antwort als sie Rat suchte:
in einem unruhigen See kann man auch nicht die Spiegelung des Himmels oder der Bäume erkennen. Nur in einem ruhigen See.
So ist es mit der Seele. Ich konnte da was Wahres und Schönes und beruhigendes für mich erkennen. Oft schlägt mein Seelensee noch Wellen...wie geht es dir da?
Die Zeichen, die sind sicher von ihr. Dass du auf ein konkretes Zeichen wartest...hm, ich hätte mir sehr gewünscht von ihr zu träumen, habe ich bislang nicht. Eine liebe ältere Kollegin erzählte mir kürzlich sie hat auch immer so gehofft von ihrer Mutter zu träumen, als diese starb..sie tat es Jahre nicht...hat es so gehofft, hat sich so gegrämt...und dann - als sie es nicht mehr erwartete - hatte sie einen ganz einfachen aber sehr schönen Traum, wo es der Mama gut ging...und als sie aufwachte wusste sie es wäre gut. Sie hatte mit einem ganz spektakulären Traum gerechnet oder darauf gehofft, aber diese ganz liebliche, warme Traum hat ihr dann alles gegeben.Ich fand es auch schön dass hier z.B. Petra sagte man kann sich das Bild eines geliebten Menschen oder einen Gegenstand zum Schlafen aufs Herz legen.
Hast du einen lieben Gegenstand deiner Mama?
Ich finde du hast ein besonderes Geschenk: nämlich die Freundin deiner Mama. Ich würde mir so etwas wünschen, meine Mutter hat sich sehr zurückgezogen und ihre 2 besten Freundinnen sind vor ihr gestorben, kurz vorher. Du kannst mit der Freundin deiner Mutter Erinnerungen teilen, das ist so wertvoll. Was denkst du? Vielleicht, nur vielleicht kann diese Freundin deiner Mama auch ein wenig zu einer mütterlichen Ratgeberin werden - oder ist das jetzt unpassend als Gedanke? Zu früh?
Auf jeden Fall ist es wunderschön dass du Menschen hast mit denen du Gedanken und Erinnerungen an deine liebe Mama teilen kannst.
Oh, das mit der Telefonnummer verstehe ich. Aber vielleicht wird es auch schön, wenn du mal dort anrufst...werden sich Menschen wertschätzend über deine Mama äußern...sie war sicher beliebt, so warmherzig wie du sie beschreibst war sie ein ganz besonderer Mensch...und ich habe das Gefühl dass viele Menschen sie mochten, dass sie ihre Umgebung bereichert hat.
Und dein Kater: er leidet nicht wenn du leidest. Katzen sind soooo gute Tröster...unsere Kater sehen genau gleich aus...als hätte man aus der Wirklichkeit eine Katzensilhouette ausgeschnitten sage ich immer
Nadine, es ist ganz normal dass es dir so geht wie es dir geht.
Ich schicke dir ganz liebe Grüße, viel Licht und Liebe, viel positive Energie, viel Kraft
herzlich
Malena