Liebe Malena,
ja, als ich den Film zum allerersten Mal sah, habe ich auch nur gedacht: "Wow". Wir haben ihn so oft gesehen, dass ich einmal als wir den Film einmal nur im Original ansahen ohne Untertitel, ich die Dialoge alle auswendig kannte. Mein Engel hat diesen Film auch geliebt. Es gibt da noch einen 2. und 3. Teil. Der 2. ist auch nicht so schlecht, reicht aber nicht an den ersten heran. Der dritte hat mir nicht wirklich gefallen.
Mein Engel und ich liebten asiatische Filme und Serien. Er sah sich auch gern Kampfsportfilme an, die aus den 70er Jahren, aber das lag natürlich auch daran, dass er selbst ja mal Kampfsport gemacht hat. Er mochte aber auch Dramen und auch Kinderfilme sehr gern. Besonders Filme wie "Frühling, Sommer, Herbst Winter und Frühling", "Bin Jip" , "Oldboy" und "My Sassy Girl" und "Princess Aurora" aus Südkorea, "Nobody knows", "Die letzten Glühwürmchen" "Chihiros Reise ins Zauberland", aus Japan und "Der Mythos", "Die Legende der weißen Schlange", "Infernal Affairs" und "Shaolin" aus China.
Kennengelernt haben wir uns eigentlich schon als ich 13 Jahre alt war. Ich konnte ihn. nicht ausstehen damals. Er war ein Freund meines Bruders und ich war mit 13 Jahren ziemlich fett. Mein Bruder ärgerte mich immer deswegen und wenn Ernst dabei war machte er auch mit. Fünf Jahre später haben wir uns wieder getroffen, als mein Bruder mich zum Babysitten abholte, saß er im Auto und er flirtete mit mir. Ich hab das aber nicht ernst genommen. Kurze Zeit darauf starb mein Vater und meine Mutter warf mich mitsamt seiner Katze aus der Wohnung. Ich ging dann erst mal zu meinem Bruder, der aber eine eigene Katze hatte, die beiden Katzen hätten sich wahrscheinlich gegenseitig umgebracht. Mein Bruder rief deshalb Ernst an und fragte ihn, ob er die Katze für ein paar Wochen bei sich aufnehmen könnte. Er sagte sofort ja. Wir haben die Katze dann zu ihm gebracht. Er gab mir sofort einen Wohnungsschlüssel, damit ich jederzeit meine Katze sehen konnte. ich war natürlich oft bei meiner Katze und wir unterhielten uns viel. Er meinte, meine Mutter sei ja noch schlimmer als seine und erzählte mir von seiner nicht sehr schönen Kindheit. Ich merkte recht schnell, dass ich mich in ihn verliebt hatte, glaubte aber nicht, dass er auch so fühlen könnte, bis ich eines Tages in seine Wohnung kam und einen Brief auf dem Tisch fand. Er war arbeiten. Er schrieb, dass er sich in mich verliebt hätte, dass er aber nicht wüsste wie er mir das sagen solle und dass er ja eigentlich zu alt sei für mich. Er war damals 31. Er schrieb auch, dass er verstehen könnte wenn ich ihn nicht wollte und lud mich zum Chinesen zum Essen ein. Als er nach Hause kam, sagte ich ihm dass ich mich auch in ihn verliebt habe und von da an waren wir zusammen. Das war der 23. August 1988. Leider stellte sich heraus, dass mein Bruder kein guter Freund für ihn war. Erst fand er es gut dass wir zusammen waren, aber irgendwann fing er plötzlich an immer mehr gegen ihn zu hetzen. Ich weiß bis heute nicht genau warum. Es hat ihn wohl gestört, dass Ernst irgendwann seinen Job verlor. Ich hatte aber inzwischen einen Job und für mich war das kein Problem. Er hat immer den Haushalt gemacht, wenn er keine Arbeit hatte. Das Problem war, dass Ernst immer körperlich gearbeitet hatte weil er eben keine so hohe Schulbildung hatte, dass man ihn was anderes hätte machen lassen. Er hatte aber immer Probleme mit seinem Rücken und Migräne. Wir haben dann beschlossen, dass er auch einfach zu Hause bleiben kann, weil Hausarbeit sowieso nicht mein Ding war. Meiner Familie passte das aber nicht und deshalb habe ich auch irgendwann den Kontakt ganz abgebrochen. Ich habe niemals bereut, mich so entschieden zu haben. In unseren beiden Familien ging es immer nur um Geld. Er war alles, was ich brauchte.
Ernst sagte oft, besonders in den ersten Jahren er könne nicht verstehen, warum ich mit ihm zusammen sei, wo ich doch so intelligent sei und er nicht. Ich sagte ihm, Intelligenz hat nichts mit Bildung zu tun. Er war intelligent. Er konnte mit Computern umgehen. Er hat sie selbst zusammengebaut und brachte sich auch selbst das Programmieren und Chinesisch schreiben bei.Vor allem verfügte er über eine emotionale Intelligenz, über die viele der ach so gebildeten Menschen nicht verfügen. Er war in der Lage sich in andere Menschen hinein zu versetzen und mit ihnen mit zu fühlen. Er tat sich auch anfangs schwer, damit, dass er keinen Job fand und meinte, er würde ja nur von meinem Geld leben. Ich sagte ihm dann, dass das nicht stimmt. Er arbeite ja schließlich auch, in dem er den Haushalt macht und das sei nicht mein Geld, sondern unser Geld.
Wir haben keine Kinder. Am Anfang wollte ich nicht, weil ich immer Angst hatte, wie meine Mutter zu werden und meinem Kind nicht genug Liebe geben zu können. Später wollte Ernst kein Kind, weil er eben 13 Jahre älter ist als ich und nicht wollte, dass sein Kind gefragt wird ob er der Opa sei. Im Nachhinein bin ich jetzt erst recht froh, dass wir keine Kinder haben. Ich habe meinen Vater auch sehr früh verloren und ich weiß wie sich das anfühlt, wie sehr einem der Vater fehlt, mein Vater fehlt mir heute noch. Es ist wohl immer schmerzlich einen Elternteil zu verlieren, aber ich muss eben auch immer daran denken, was mein Vater nicht mehr miterleben durfte. Er hat Ernst nie kennengelernt, aber ich war mir immer sicher, das er ihn gemocht hätte. Vielleicht sind sie jetzt zusammen, wo auch immer sie sind und warten auf mich.
Ich weiß noch nicht, was ich an seinem Geburtstag machen werde. Wir haben uns zu Geburtstagen nie etwas geschenkt. Wir haben uns auch zu Weihnachten nie etwas geschenkt. Wir waren beide der Meinung, dass wenn man dem anderen etwas schenken möchte, dann braucht man dazu kein Geburtstag oder Weihnachten. Wir haben oft einfach spontan Geschenke für einander gekauft wenn einer von uns etwas gesehen hat, wo er dachte oh das wird meinem Schatz gefallen, darüber freut er sich. Wir sind immer essen gegangen oder haben was schönes zu Essen für zu Hause geholt. Es gab natürlich eine Geburtstagskarte meist eine selbst gemachte und der, der Geburtstag hatte wurde ein bisschen verwöhnt. Ich glaube ich werde eine Geburtstagskarte für ihn machen, wie jedes Jahr.
Ich finde es schön, dass du dir "A Chinese Ghost Story" angesehen hast und bin froh, dass er dir so gut gefallen hat.
Liebe Grüße
Andrea