Beiträge von StillCrazy

    Liebe Alle,


    habe über die Feiertage viel gelesen hier. War sehr berührt von der vielen Trauer, die ich hier wahrgenommen habe - und von dem Mut ihr zu begegnen, den ich auch immer wieder vorgefunden habe.


    Meine Feiertage waren bisher sehr schön. Vor Weihnachten unglaublich viel Arbeit, dann auch noch Zores mit H. - ließ sich alles aufklären inzwischen aber war zwischendurch beängstigend. Es war also beruflich wie privat sehr stressig.


    Weihnachten selber dann wirklich schön. Gemeinsam verbracht, gekocht, einander beschenkt - alles sehr harmonisch. Wir waren beide so dankbar über dieses so gelungene Fest. Am 26. 12. habe ich dann endlich ihn mit Lisa und ihrem Freund bekannt machen können. Sie haben sich sehr gut verstanden. Ich hatte ja keine Zweifel daran. Aber H. und auch Lisa waren sehr erleichtert, dass sie einander so sympathisch finden. Wir haben auch eine sehr spannende Ausstellung miteinander besucht und gegenseitig unsere Eindrücke sehr schön austauschen können. Dann noch gemeinsam den Jahreswechsel begangen.

    Den zweiten Teil der Ferien verbringt er jetzt mit seiner jüngeren Tochter.

    Sie weiß noch nichts von mir - was sehr in meinem Sinne ist. Es geht darum, dass sie nach der Scheidung der Eltern im Frühling und der darauf folgenden Übersiedlung im Sommer jetzt wieder in der neuen Situation Fuß fasst. Es ist, wie gesagt, sehr in meinem Sinne, dass die Kleine (sie ist 13, gerade in der Umbruchsphase der Pubertät also) jetzt einmal gut in der veränderten Situation ankommt. Keinesfalls möchte ich, dass die den Verdacht bekommt, ich sei der Grund für die Trennung ihrer Eltern (bin ich selbstverständlich nicht, die Beziehung lag schon sehr lang im Argen). Aber es könnte ja sein, dass sie nach Gründen sucht und meint, in mir einen zu finden. Das wäre eine schwere Hypothek für unsere spätere Beziehung. Insofern finde ich es gut, dass alles so ist, wie es ist. Außerdem habe ich schon die Erfahrung gemacht, dass sich H. mit gewissen Dingen gern Zeit lässt. Auch mit dem ersten Treffen zwischen uns hatte er es überhaupt nicht eilig.

    Allerdings bedeutet das jetzt für mich, dass wir einander doch länger als eine Woche nicht sehen können. Was für mich im Kopf total ok ist, ich komme gut mit mir allein zurecht, mehr noch: brauche Zeit für mich, Ruhe, um mich zu erholen. Trotzdem war die Umstellung von der intensiven Gemeinsamkeit zur jetzigen Situation nicht ganz leicht.


    Gestern habe ich eine Freundin getroffen, dann einen ruhigen Abend verbracht. Heute war ich im Sonnenschein spazieren, habe unterwegs auch eine Chorfreundin getroffen und ausführlich mit ihr geplaudert. Inzwischen geht es mir mit dem Ohne-Ihn-Sein sehr gut. Ich denke sogar, es ist wichtig und notwendig, weil ich doch einiges zu bewältigen habe. Ich fühle mich nicht verzweifelt oder hoffnungslos, es geht mir gut. Trotzdem weiß und spüre ich, dass ich etwas zu verdauen habe - und das sollte nicht weggeschoben werden bzw. von gemeinsamen Aktivitäten überdeckt. Ich betrachte es als eine Art Sortieren, was da jetzt ansteht. Etwas, das in der Ruhe, im allein Dahinwerkeln, im Erinnern und Planen etc. quasi von selber geschieht. Wenn ich es geschehen lasse.

    Jetzt ist es also sehr viel ruhiger, viel mit mir allein, auf meine Weise jetzt nach anfänglichem Trudeln im Gleichgewicht.


    Und ich habe ein neues Projekt begonnen: ich möchte meine Erfahrungen mit Rudis Krankheit und Tod sowie meinem Weiterleben danach in Buchform niederschreiben. Mir ist auch schon von einer Verlagsmitarbeiterin dazu geraten worden (freilich ohne dass das ein konkreter Auftrag wäre, es ist einmal ein Zeichen dafür, dass das Thema potenziell von Interesse ist - nicht mehr und nicht weniger). Gestern habe ich dann eine für mich logische und gut handhabbare Gliederung erarbeitet. Hatte in den vergangenen Wochen schon immer wieder darüber nachgedacht. Mit dem Ergebnis, dass das schon sehr viel Vorarbeit dargestellt hat. Die Gliederung ist mir also recht leicht gefallen und wich war sehr stolz und zufrieden damit. Heute habe ich dann zu schreiben begonnen.Es ist nicht viel bisher, aber es ging ganz gut. Ich glaube auch nicht, dass ich da große Textmengen pro Arbeitssitzung produzieren kann. Ich habe schon gemerkt, wie sehr ich beim Erinnern in der Vergangenheit "drin" bin, wie sehr mich das Schreiben in die Situationen von damals mitnimmt. Und das ist durchaus nicht unanstrengend.


    Gleichzeitig habe ich das Gefühl, es wird mir gut tun, das aufzuschreiben. Es auf diese Weise noch einmal zu verarbeiten. Zu sortieren. Es aus mir heraus zu bringen. Und - im Idealfall - auch für andere fruchtbar und hilfreich zu machen. Ich habe ja hier im Forum immer wieder die Rückmeldung erhalten, dass meine Entwicklung, mein Weg ermutigend auf andere wirkt. Das hat mich immer sehr gefreut (und freut mich immer noch), und vielleicht kann ich daraus ja noch etwas mehr machen. Einmal sehen, was das Schicksal da für mich in petto hat.


    Irgendwie fühlt es sich gut an, nach all der Zeit des Ausnahmemodus, des Reagierens auf die Situation und der Konsolidierung, jetzt wieder mein Ding machen zu können. Etwas planen. Ein Projekt entwickeln, Reflektieren. Das zeigt für mich, dass zumindest ein Stück weit so etwas wie Normalität Einzug gehalten hat. Es fühlt sich an, als ginge es nicht mehr darum, nur den Ereignissen ausgeliefert zu sein - sondern sie auch selbst zu gestalten und ihnen wieder eine Richtung zu geben.

    Allein das fühlt sich sehr gut an. Unabhängig davon, ob ich dann wirklich einen Verlag finde und ob aus der Sache wirklich das wird, was ich mir heute vorstelle.


    So, jetzt habe ich viel geschrieben...


    Ich wünsche Euch allen einen so-schön-wie-möglichen Abend <3

    Hallo Nico,

    ich habe nach dem Tod meines Lebensgefährten eigentlich nur Dinge unternommen, die ich möglichst nicht mit ihm gemeinsam erlebt hatte. Ich wollte Erinnerungen an früher relativ wenig Raum geben und bewusst Neues machen. Mir hat das in der Weise gut getan. Auch weil es mir gezeigt hat, es gibt trotz meines Verlustes Dinge zu entdecken. Es gibt eine Zukunft.

    Weiß nicht, wie das jetzt klingt für dich. Da sind die Menschen wohl verschieden. Für mich war das ein guter Weg.

    Alles Gute dir!

    Ich finde es sehr ermutigend, wenn du schreibst, du "warst schon weiter" d. h. für mich, es ist dir grundsätzlich möglich, die Trauer in den Hintergrund treten zu lassen. Wenn auch nur für eine begrenzte Zeit. Aber es ist möglich.

    Wenn ich dir einen Tipp geben darf: schau immer wieder auf das, was möglich ist, was trotz deines so schmerzhaften Verlustes an Gutem sein kann. Mir tut diese Haltung gut.

    Hallo Nico,

    willkommen bei uns im Forum! Es tut mir leid zu lesen, dass du gerade so sehr trauerst. Obwohl.... Feiertage.... Die haben es in sich. Davon kann ich auch ein Lied singen.

    Ich habe meine Mama vor vielen, vielen Jahren verloren. Damals war ich 18. Jetzt bin ich 54. Ich entdecke immer wieder neue Facetten dieses Verlustes. Auch jetzt noch.

    Ich will dir damit keine Angst machen, nur zeigen, dass ich verstehe, was Trauer um die eigene Mutter bedeutet.

    Wie geht es dir heute? Wer unterstützt dich?

    Alles Gute dir!

    Liebe Leute,


    immer wieder bin ich hier im Forum unterwegs und lese Eure Geschichten. Auch wenn ich selber nichts erzähle und nicht auf Eure Einträge reagiere, bin ich doch tief betroffen, von dem, was ich da immer wieder zu lesen bekomme. Und das gerade jetzt, rund um Weihnachten. Das macht es noch viel schlimmer, wenn man sich daran erinnert, wie gern man früher gemeinsam gefeiert hat. Oder wenn man daran denkt, wie schön es andere Menschen mit ihren heilen Familien haben.


    Bei mir ist es so, dass ich gerade sehr, sehr viel Arbeit habe, Es gilt vor den Feiertagen noch so vieles vorzubereiten. Hauptsächlich in der Arbeit. Im Privaten, das hält sich in Grenzen. Auch weil ich immer schon frühzeitig beginne.

    Ich freue mich auf Weihnachten. Wenn nicht etwas Unvorhergesehenes passiert, werde ich mit H feiern, am 25. ist er dann mit seinen Töchtern, mit meiner Tochter gehen wir am 26. essen. Da lernen sie einander kennen. Wie gesagt, wenn alles läuft wie geplant.

    Sollte sich etwas ändern, z. B. eines seiner Mädchen meinen, den 24, überhaupt nicht ohne Papa feiern zu können (es ist das erste Mal, Weihnachten nach seiner Trennung) - dann muss er entscheiden, was er macht. Ich hätte für diesen unwahrscheinlichen Fall einen Plan B bei einer Freundin.


    Natürlich denke ich immer wieder an Rudi, ich träume auch manchmal von ihm - aber diese Träume belasten mich nicht. Für mich sind die eher ein zeichen, dass meine Seele am (ver)arbeiten ist.

    Ich habe es noch sehr präsent, wie es war, unser letztes Weihnachtsfest. Es ging ihm so schlecht nach der Chemo. Die hat uns die ganzen Feiertage verdorben. Als hätte man damit nicht noch ein paar Tage warten können. Naja... War halt so... Nachher ist man immer klüger...


    Ich habe diese Einsrücke schon sehr präsent, das merke ich jetzt beim Schreiben. Aber ich habe Menschen, mit denen ich darüber reden kann. Auch mit H. Er weiß, dass es eine Vergangenheit gibt, die natürlich noch herein wirkt. Das ist bei mir so. Und bei ihm ja auch.


    Was ich mir manchmal denke: ich hatte mir nie vorstellen können, wie ein Leben ganz ohne Rudi aussieht. Nicht, weil ich so unselbständig bin, sicher nicht. Aber weil wir halt so lang beisammen waren. Ich vieles ohne ihn eigentlich nicht kenne bzw. gekannt habe. Z. B. das Leben allein im Haus - wir sind ja gemeinsam eingezogen.


    Jetzt merke ich, wie gut es eigentlich funktioniert - und wie überrascht ich darüber bin. Es ist tatsächlich so, dass das Leben weiter geht. Auch wenn ich mir das nicht vorstellen konnte. oder genauer gesagt: ich wuste schon, DASS es weiter gehen würde. Ich war nur sehr ratlos wegen den WIE.


    Soviel für heute. Ich wünsche Euch alles Alles Gute <3

    Hallo bowie,


    Ich sehe das zu 100% so wie Du: ich hatte und habe immer noch sehr viel Glück.


    Es hat, wie gesagt, sehr lang gedauert, bis mein Leben wieder schön geworden ist. Dabei geholfen haben mir Dinge, die ich genießen konnte: gutes Essen zum Beispiel oder ein schöner Film oder ein schönes Lied im Radio. Ich mag Leonard Cohen sehr gern. Ich bin auch sehr neugierig, drum hat es mir auch gut getan, neue Dinge zu lernen und zu entdecken. In solchen Situationen ist es mir tatsächlich gelungen - und wenn auch nur ganz kurz - nicht daran zu denken, dass meine Mama nicht mehr da ist. Das war der erste Schritt, ich konnte lernen, dass es auch ohne meine Mama schöne Momente geben kann.


    Wenn ich das schreibe, dann denke ich natürlich immer daran, dass es bei Dir ganz anders ist. Weil Du 12 bist (ich war 17 als meine Mama krank wurde und 18 als sie starb). Weil Du Autismus und Mutismus hast. Das ist schon ganz anders und sehr viel schwieriger für Dich als es für mich damals war.


    Und noch etwas möchte ich Dir sagen: ich bin auch skeptisch, wenn es um Dinge wie Schutzengel oder Himmel geht. Aber ich habe das Gefühl, dass meine Mama für mich (und auch für meine Tochter Lisa) manchmal etwas organisiert. Dass wir gute Freunde finden zum Beispiel oder einen tollen Job. Manchmal habe ich das Gefühl, sie hilft mir, dass es mir hier gut geht.


    Es ist schön zu lesen, dass es einen Menschen gibt, der Dich lieb hat. Natürlich wäre es besser, wenn da mehr solche Menschen wären. Aber ich glaube, wenn es einen Menschen gibt, dann macht das schon den entscheidenden Unterschied.


    Und zum Schluß möchte ich Dir noch sagen: ich freue mich immer, von Dir zu lesen. Aus dem, was Du schreibst, ziehe ich die Schlußfolgerung, dass Du ein sehr kluges und mutiges Mädchen bist. Weil Du nicht die Augen vor Deinen Problemen verschließt sondern weil Du Dich damit beschäftigtst. Es gibt viele, die diesen Mut nicht haben, die ihre Probeme nicht ansehen können.


    Tschüss und ich freue mich darauf, wieder von Dir zu lesen

    Liebe Alle,

    ein paar Zeilen von mir....

    Verbringe ein ruhiges Wochenende. H. hat die Töchter, kommt deshalb erst später am Abend vorbei. Es fühlt sich gut an, Zeit zu haben.... Und ich nutze sie auch, um hier im Forum zu lesen.

    So viel Trauer finde ich da, so viel Verzweiflung, so viel Schmerz.... Es geht mir so nahe, was manche durchmachen müssen. Noch dazu jetzt, rund um Weihnachten. Das ist doch eine so besondere Zeit jetzt.....

    Ich habe letzte Nacht von Rudi geträumt. Und auch von dem Krankenhaus, in dem er war. Aber im Traum war alles natürlich ganz anders als in echt.

    Es war ein unruhiger Traum, aber er war nicht erschreckend. Ich nehme ihn einfach als Zeichen dafür, dass meine Seele (ver)arbeitet. Das muss sein, auch wenn meine jetzige Situation schön ist und ich mich nicht verloren fühle.

    Es ist, als würden sich in meinem Leben verschiedene Ebenen überlagern. Das ist manchmal verwirrend, aber im Grunde komme ich gut zurecht damit.

    Ich möchte euch allen sagen: es gibt eine Zukunft. Auch wenn ihr sie im Moment nicht im Blick habt.

    Kommt gut durch diesen Sonntag 💛💛💛

    Hallo bowie, danke, dass du mir das so schreibst. Ja. Es ist sehr schlimm. Und manchmal macht es mich immer noch sehr traurig. Obwohl es schon so viele Jahre her ist.

    Du schreibst, dass es so schwierig ist mit 12 Jahren. Dass man keine Entscheidungen treffen darf und so weiter. Ich kann mir das gar nicht so richtig vorstellen. Aber wenn ich darüber nachdenke, wie das sein könnte, dann denke ich dass es sehr, sehr schwer ist. Ich finde es sehr traurig, dass du eine so schlimme Situation erleben musst. Gibt es irgend etwas oder irgend jemanden, das bzw. der dir Mut macht?

    Mein Leben ist nach dem Tod meiner Mama wieder schön geworden. Auch wenn ich sie immer noch sehr vermisse. Es hat lang gedauert und es war schwer, aber mein Leben ist wieder schön geworden. Ich möchte dir damit Mut machen, dass es bei dir auch so sein kann.

    Hallo bowie,

    ich finde das sehr schön, was du da schreibst. Dass Teilen so wichtig ist. Und was deine Mama und du, was ihr für die Obdachlosen getan habt.

    Ich muss jetzt schlafen, weil es schon spät ist.

    Ich verstehe, dass dir alles zu viel wird. Weil ich auch meine Mama verloren habe, als ich noch sehr jung war. Es war zwar nicht die selbe Situation wie bei dir, ich bin keine Niederländerin und habe keinen Autismus. Aber ich musste dann auch ohne meine geliebte Mama weiterleben.

    Ich kenne auf meine Art das Gefühl, dass alles kaputt ist. Und ich weiß, das ist ganz schrecklich.

    Ich wünsche dir, dass du bald einschlafen kannst. Weil Schlaf wichtig ist, damit sich Menschen in ganz schwierigen Situationen zumindest ein bisschen etholen können.

    Hallo bowie,

    ich glaube, ich habe dir noch nie geschrieben. Oder doch? Das müsste dann schon länger her sein.....

    Auf jeden Fall: ich bin keine Niederländerin. Drum kann ich auch nicht so richtig verstehen, was es bedeutet, dass es Sinterklaas nicht gibt. Aber eines denke ich mir: du musst jetzt nicht mehr glauben, dass er dich hasst. Wenn es ihn nicht gibt, kann er dich nicht hassen.

    Du hast jetzt also die Erklärung, warum du nichts von ihm bekommen hast. Er konnte dir nichts bringen, weil es ihn nicht gibt. Das hat nichts mit Hass zu tun.

    Ich lebe in Österreich. Hier erzählen die Erwachsenen den Kindern, dass das zu Weihnachten das Christkind die Geschenke bringt. Als ich erfahren habe, dass es das Christkind nicht gibt, war ich sehr traurig. Es ist natürlich nicht das selbe wie Sinterklaas. Aber es war trotzdem schlimm, das zu erkennen.

    Lieber Luca,

    ich wünsche Dir, dass Du bald einen Therapeuten findest, der Dich in Deiner so schmerzhaften Situation gut unterstützt!

    Eine Idee habe ich auch noch gehabt: vielleicht tut es Dir gut, Deinem Sternenkind von Dir zu erzählen. Dass Du sein Papa bist, dass Du es lieb hast, dass Du gerne vieles mit ihm erlebt hättest. Also.... Nur dann, wenn es Dich nicht allzu traurig macht. Aber vielleicht tut es Dir ja gut.

    Alles Liebe Dir ☺

    Lieber Luca, herzlich willkommen hier im Forum. Ich kann auch gerade nicht schlafen..... Deine Geschichte berührt mich zutiefst. Mir fehlen eigentlich die Worte - und das ist bei mir selten der Fall. Ich finde es verstörend, wie unsensibel der Therapeut auf deinen Verlust reagiert hat. Es tut mir leid, dass du auch das noch erleben musstest.

    Im Moment kann ich nur sagen: schreib dir die Dinge hier von der Seele, fühl dich geborgen und aufgehoben hier in unserem Kreis.

    Ich wünsche dir viel Kraft und freue mich darauf, mehr von dir zu lesen.

    Vielen Dank Euch für die positiven Rückmeldungen! Ich freue mich, wenn meine Geschichte ermutigend wirkt.

    Ja! Das Vermissen kann so groß sein, und das macht dann vieles do schmerzhaft. Ich fühle mich tatsächlich wie ein Glückskind, dass neben dem Vermissen auch noch Platz für andere Gefühle ist.

    Danke, liebe Gabi, für diese Ermutigung :)

    Ich bin mit sowas inzwischen ein bisschen zurückhaltend, weil ich (vor langer Zeit und von Menschen, die hier kaum oder nicht mehr aktiv sind) schon auch negative Reaktionen auf meinen Weg bekommen habe. So in die Richtung ich sei treulos, würde Rudi nicht richtig lieben etc. Ferndiagnosen, die nicht zutreffend aber sehr verletzend waren.

    Deshalb also eine gewissen Vorsicht meinerseits.


    Lieber Josh, auch vielen Dank für Deine lieben Zeilen - und vor allem für die guten Wünsche :)


    H & ich waren letzte Woche ein paar Tage in Spanien. Es war unglaublich schön. Wir haben es sehr, sehr genossen. Auch viel geredet. Er von seinen Töchtern und von früheren Beziehungen, ich auch viel über Rudi. Ich bin H so dankbar, dass er kein Problem damit hat. Für ihn ist die Situation doch ganz anders, er hat es noch nie erlebt, eine Partnerin durch den Tod zu verlieren. Das ist also eine Erfahrung, die wir nicht teilen. Umso schöner ist es, dass er zuhört, manchmal auch nachfragt. Und dass er nicht eifersüchtig ist auf meine Vergangenheit. Schließlich habe ich mich ja nicht freiwillig von Rudi getrennt (anders als in seinem Fall, da hat er nach vielen Jahren dann Schluß gemacht) - d. h. es könnte ja der Eindruck entstehen, dass ich emotional immer noch zu sehr an Rudi hänge. Eben weil es keine Trennung sondern ein Sterben war, wodurch die Beziehung beendet wurde. Diese Bedenken hat er offenbar nicht, und darüber bin ich sehr froh.


    Wir hatten es also wirklich schön in Spanien. Gut gegessen. Viel gelacht. Uns besser kennen gelernt. Dinge angesehen. Es gab keinen Konflikt. Was auch kein Drama gewesen wäre (Konflikte ghören dazu) - aber mir ist es lieber ohne.


    Parallel dazu denke ich schon auch immer wieder dran, wie es vor einem Jahr war. In der Zeit vor Weihnachten ist Rudi ja vom Spital ins Kolpinghaus übersiedelt. Wie das alles war. Meine Gefühle. Was alles zu tun und zu klären war.

    Jetzt beim Schreiben fällt mir ein, ich könnte H bitten, mit mir einmal dort hin zu gehen. Unten ist ja ein öffentlich zugängliches Café. Ich glaube, das täte mir gut. Das muss ich mir noch genauer überlegen...


    Auf jeden Fall, es läuft weiterhin gut bei mir. Und ich möchte alle ermutigen, die gerade tief in Schmerz und Verzweiflung gefangen sind: es gibt ein "danach" - auch wenn es im Moment nicht in Sichtweite ist.


    Euch alles alles Gute <3

    Liebe Alle,


    jetzt habe ich lang nichts von mir hören lassen. Auch nichts auf Gabis so wunderbaren Eintrag geantwortet. Liebe Gabi, jetzt also mit Verspätung, ich habe mich sehr über Deine lieben Worte gefreut!!!!


    Der Grund für mein Schweigen ist einfach: ich hatte nichts zu erzählen, was das Abschiednehmen von Rudi betrifft. Es geht mir gut. Sehr gut. Und es gibt auch einen konkreten Grund dafür: ich habe, vor einiger Zeit schon, einen wunderbaren Mann kennen gelernt: H. Er ist gleich alt wie ich, auch mit einer relativ frischen Trennung (von einer zum Glück sehr lebendigen) Frau konfrontiert. Wir haben es beide auf uns zukommen lassen, wie weit wir uns einlassen können - und wir haben festgestellt, dass was, was für uns beide derzeit möglich ist, sehr gut zusammen passt.


    Wir haben es sehr schön miteinander, genießen die Zeit miteinander (die durchaus beschränkt ist, weil er doch ca. 1 Stunde von mir entfernt wohnt) - Schreiben viel und machen im Wesentlichen unser Ding, jeder das seine, wie ich es gern so flapsig nenne. Er weiß natürlich schon lang von meiner Situation und kommt gut damit zurecht. Ich meinerseits achte sehr darauf, ihn nicht zu überfahren und zu überfordern. So weit, so gut. So bestens eigentlich.


    Und doch... Langsam wird mir klar, das in meinem Leben (wie auch in seinem, etwas anders halt) derzeit zwei Prozesse parallel laufen. Die Hinwendung zu ihm, die aus heutiger Sicht gut gelingt.

    Und gleichzeitig.... Tja... wie soll ich es nennen?????????????????

    Die Trauer um Rudi? Ich bin mir nicht sicher, ob das so richtig formuliere. Ich fühle mich nämlich nicht so, wie man Trauer im landläufigen Sinn beschreibt. Ich habe das vor seinem Tod erlebt. Derzeit gibt es das bei mir nicht, diese tiefen Löcher, Gefühle der Verzweiflung...

    Dennoch habe ich das deutliche Gefühl, dass da noch etwas vor mir liegt: ein Loslassen, ein Abschließen, ein Aussortieren (was darf gehen, was soll gehen, was nehme ich mit). Das seltsame ist nur, ich mache das offenbar auf andere Weise. Nicht so, wie hier so häufig und zu Herzen gehend beschrieben. Anders - aber trotzdem notwendig.


    Und da frage ich mich: wie soll das in meinem Fall gehen?


    Ich habe es gestern mit meiner Therapeutin besprochen. Es ist wohl so, dass jetzt in meinem Leben so weit wieder ein Gleichgewicht eingekehrt ist, dass ich mich jetzt diesem Prozess zuwenden kann. Und auch der Aufarbeitung dessen, was ich im Laufe seiner Krankheit erlebt habe. Die vielen Eindrücke, die Ängste, die Überforderung, die Situationen....


    Wie auch immer, ich spüre, da steht etwas an. Und siehe da - mit dieser Erkenntnis bin ich hierher zurück gekehrt :-) Weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass hier Prozesse gut Platz haben und gefördert werden.

    Hier bin ich also wieder - und vielleicht jetzt wieder öfter...


    Ein Wort noch an Astrid:

    Ich möchte Dir alles Gute wünschen für Deine Zukunft, viel Freude bei dem, was Du tust - und viele liebe Menschen um Dich, beruflich und privat.

    Vor allem aber möchte ich Dir von Herzen danken für Deine Unterstützung in dieser für mich so außergewöhnlichen Zeit. Du warst eine treue Begleiterin, einfühlsam, kompetent, nichts beschönigend, realistisch und doch nie negativ. Danke für alles - Deine Worte waren wichtig für mich und werden es immer bleiben. Sie haben einen Unterschied gemacht. Einen wichtigen.

    Alles Gute Dir!


    Euch allen alles Gute!

    Ich war heute mit einer Gruppe von Chorleuten bei Rudi am Friedhof. Kaiserwetter. Wir haben gesungen & Seifenblasen in den Himmel geschickt. Wir haben gemeinsam an ihn gedacht, für mich war es sehr schön und nicht traurig. Die Seifenblasen sind jetzt bei ihm.