Soviel Zeit ist schon wieder vergangen.
12 Tage seit meinem letzten Posting, gestern waren es genau 14 Monate seit mein Mann mich so plötzlich verlassen hat.
Es ist tatsächlich so, dass sich mein Leben in rasender Geschwindigkeit weiterentwickelt, dass sich mir neue Perspektiven eröffnen, die mir offenbar zeigen sollen, dass es für mich noch lange nicht vorbei ist.
Tatsache ist, dass es für mich jetzt wieder einen Grund zum Weiterleben gibt, einen Menschen, der sich auf mich verlässt und der für mich da ist, sodass ich keinen Grund mehr habe mich einsam zu fühlen.
Tatsache ist ebenfalls, dass ich diesen Menschen mag, wie einen Bruder, aber niemals lieben könnte, dieses Privileg bleibt meinem Mann vorbehalten, den ich nach wie vor mit jeder Faser meines Herzens liebe, mein echter und einziger Mann, den niemand auch nur in Ansätzen ersetzen könnte, mit dem ich den Großteil meines Lebens geteilt habe.
Ihm gilt nach wie vor meine Sehnsucht, er war mit all seinen Macken, mit seiner Liebenswürdigkeit, mit seiner Schlitzohrigkeit, mit seinem Humor und mit seinem konservativen Verständnis einer Partnerbeziehung, in der die Frau den Hauhalt macht, kocht, putzt und sich um das Wohlbefinden ihres Mannes kümmert, während der Mann fürs Grobe sorgt und für Reparaturen aller Art, fürs Auto und für die familiären Außenbeziehungen zuständig ist, genau das war, was ich gebraucht habe, mir ersehnt habe und nun für den Rest meines Lebens vermissen werde.
Der Status Quo ist nun so, dass es für mich keine Ausreden mehr gibt, mein Weiterleben abzulehnen, dass es aber nach wie vor so ist, dass mein komplettes Leben hinter einer Art grauem Schleier verborgen ist.
Gerade heute waren wir gemeinsam spazieren mit seinem Hund in der prächtigen Natur und ich habe festgestellt, dass mich nach wie vor nichts wirklich berührt, ich sehe die wunderschöne Kulisse, den niedlichen kleinen Hund registriere alles, fühle aber nichts dabei.
Ich kann inzwischen normal weiterleben, fühle auch eine gewisse Erleichterung, dass ich meine Zukunft nicht vollkommen allein gestalten muss, aber das, was ein erfülltes Leben ausmacht ist irgendwie, irgendwo verlorengegangen.
Es ist immer noch so, dass die Trauer, die Sehnsucht nach meinem Mann und dieser Schmerz des Verlustes alles zudeckt was ein Leben für mich lebenswert macht.
und dass ich befürchte, dass das nun mein zukünftiges Los ist und dass ich mich frage, wo ich in desem ganzen Spiel eigentlich meinen Platz habe.
Ja, es ist auszuhalten.
Ja, es wird mir bestätigt, dass ich schon viel besser aussehe und wie sehr sich alle freuen, dass mein Cousin in Zukunft in meine Nähe zieht.
Ja, ich habe Pläne zu verreisen.
Ja, ich beschäftige mich weiterhin mit meiner spirituellen Entwicklung, meditiere, besuche Seminare und versuche mein Leben zu verbessern, um nicht unterzugehen.
Aber es fühlt sich immer noch alles so falsch an.
Von daher bin ich also immer noch im Boot mit euch allen und mein Leben ist immer noch ein Scherbenhaufen, nur vielleicht ein bisschen ein anderer, weil mein Weg ein anderer ist als eurer.