Ihr Lieben alle,
danke, dass Ihr an mich gedacht und mir geantwortet habt. Habe ich es bisher immer noch geschafft, wenigstens ein paar Stunden nachts zu schlafen, war die vergangene Nacht das reinste Grausen. Immer wieder das Gedankenkarussell: Was habe ich alles falsch gemacht? Könnte sie noch leben und vielleicht sogar gesund sein, wenn sie mich nie kennengelernt hätte? Bin ich schuld an ihrer Krankheit und ihrem Tod, weil ich nicht liebevoll war? Als wir uns kennenlernten - wir waren "nur" 15 Jahre zusammen -, war sie schließlich kerngesund. Und dann fing nach acht Jahren die Krankheit an. Warum? War sie unglücklich mit mir?
Dann schaue ich mir Fotos an und ihre wunderbaren Kurzgeschichten und die Berichte, die sie über unsere Reisen geschrieben hat. Und dann denke ich wieder: Sie hat so schöne Sachen gemacht und auf den Bildern sieht sie überall so glücklich aus, selbst in den vielen Jahren ihrer Krankheit. Wenn sie mit mir unglücklich gewesen wäre, könnte das doch gar nicht sein - oder vielleicht doch? Ich habe doch versucht, sie gut zu pflegen. Und doch: wie viele kleine Freuden, die ich ihr hätte noch machen können, habe ich ihr nicht gemacht. Ist nicht die Tatsache, dass ich in ihrer Todesnacht nicht bei ihr geblieben bin, der Beweis für meine Lieblosigkeit?
Und dann kommt zur Trauer um sie mein Selbstmitleid und meine Zukunftsangst. Ich bin Rentner und 68 Jahre alt. Was soll ich denn noch hier? Wer braucht mich denn noch? Soll ich mich denn nur weiter quälen, um irgendwann in einem Heim zu landen?
Was mich noch hält, ist der Gedanke: ich muss weiterleben, um die Erinnerung an sie wach zu halten. Diese wunderbare Frau darf nicht vergessen werden.
Danke zund viel Kraft Euch allen.
Frank
P.S.: Uwe, ich sehe das wie der Polizist.