Beiträge von Frank

    Ihr Lieben alle,


    danke, dass Ihr an mich gedacht und mir geantwortet habt. Habe ich es bisher immer noch geschafft, wenigstens ein paar Stunden nachts zu schlafen, war die vergangene Nacht das reinste Grausen. Immer wieder das Gedankenkarussell: Was habe ich alles falsch gemacht? Könnte sie noch leben und vielleicht sogar gesund sein, wenn sie mich nie kennengelernt hätte? Bin ich schuld an ihrer Krankheit und ihrem Tod, weil ich nicht liebevoll war? Als wir uns kennenlernten - wir waren "nur" 15 Jahre zusammen -, war sie schließlich kerngesund. Und dann fing nach acht Jahren die Krankheit an. Warum? War sie unglücklich mit mir?


    Dann schaue ich mir Fotos an und ihre wunderbaren Kurzgeschichten und die Berichte, die sie über unsere Reisen geschrieben hat. Und dann denke ich wieder: Sie hat so schöne Sachen gemacht und auf den Bildern sieht sie überall so glücklich aus, selbst in den vielen Jahren ihrer Krankheit. Wenn sie mit mir unglücklich gewesen wäre, könnte das doch gar nicht sein - oder vielleicht doch? Ich habe doch versucht, sie gut zu pflegen. Und doch: wie viele kleine Freuden, die ich ihr hätte noch machen können, habe ich ihr nicht gemacht. Ist nicht die Tatsache, dass ich in ihrer Todesnacht nicht bei ihr geblieben bin, der Beweis für meine Lieblosigkeit?


    Und dann kommt zur Trauer um sie mein Selbstmitleid und meine Zukunftsangst. Ich bin Rentner und 68 Jahre alt. Was soll ich denn noch hier? Wer braucht mich denn noch? Soll ich mich denn nur weiter quälen, um irgendwann in einem Heim zu landen?


    Was mich noch hält, ist der Gedanke: ich muss weiterleben, um die Erinnerung an sie wach zu halten. Diese wunderbare Frau darf nicht vergessen werden.


    Danke zund viel Kraft Euch allen.


    Frank


    P.S.: Uwe, ich sehe das wie der Polizist.

    Heute sind genau zehn Monate vergangen, dass meine Frau gestorben ist. Zehn Monate, die mir vorkommen wie die Hölle. Von dem Frühling und dem Jahrhundertsommer habe ich nichts mitbekommen. Die Freunde, die sich anfangs rührend um mich gekümmert haben, melden sich immer seltener. Was ich verstehen kann, weil ich immer noch nicht über etwas anderes reden kann. Psychologen konnten mir nicht helfen. Es wird jeden Tag schlimmer statt besser. Ich möchte einfach nur bei ihr sein.

    Liebe Astrid, lieber Uwe,


    das Hadern mit Gott ! Uwe, Du hast all die Fragen formuliert, die auch mich jeden Tag und jede Nacht bewegen und nicht zur Ruhe kommen lassen. Will er mich bestrafen? Gründe gibt es genug. Aber warum musste meine Frau dafür sterben? Ist das auch Teil eines Plans, den "wir hier und heute (noch) nicht verstehen" (Zitat Astrid)?

    Ich möchte so gern glauben, dass alles seinen Sinn hat. Aber es fällt mir von Tag zu Tag schwerer.


    Liebe Grüße

    Frank

    Liebe Elfenfee,


    auch ich wünsche Dir viel Kraft. Bin oft nur zum Lesen hier, weil ich keine Kraft habe zu schreiben. Aber das Forum tut gut. Du siehst, wie viele freundliche und mitfühlende Menschen sich hier ihr Leid teilen. Und wenn man meint, man sei ganz am Ende, kommt immer noch ein liebevoller Trost von dem bärsenstarken Uwe aus dem wilden Solling.


    Herzliche Grüße

    Frank

    Immer wieder versuche ich, es mir zu sagen: Sei nicht traurig, dass sie gegangen ist, sei dankbar, dass sie bei Dir war. Ja, ich bin unendlich dankbar, aber die Trauer geht davon nicht weg.


    Höre immer wieder Mercedes Sosa. Haben wir oft zusammen gehört.



    Ich kann heute nicht aufhören zu weinen

    Gracias a la vida / Danke an das Leben


    Danke an das Leben

    Danke an das Leben,

    das mir soviel gab:

    es gab mir zwei Augen,*

    öffne ich sie,

    unterscheide ich perfekt

    das Schwarze vom Weißen;

    und im hohem Himmel,

    seine sternenhelle Tiefe;

    und in der Menschenmasse,

    den Mann, den ich liebe.

    Danke an das Leben,

    das mir soviel gab:

    es gab mir den Ton

    und das ABC.

    Damit denke und äußere

    ich die Wörter:

    "Vater", "Freund", "Bruder"
    und "Licht", den Weg

    der Seele beleuchtend,

    von ihm, den ich liebe.

    Danke an das Leben,

    das mir soviel gab:

    es gab mir das Gehör,

    das in seiner ganzen Weite

    aufnimmt, Tag und Nacht,

    Grillen und Kanarienvögel,

    Hämmer, Turbinen,

    Gebell, Regenschauer,

    und die so zarte Stimme

    meines Allerliebsten.

    Danke an das Leben,

    das mir soviel gab:

    es gab mir das Herz,

    das erregt schlägt,**

    betrachte ich die Ernte

    menschlicher Ratio,

    betrachte ich das Gute,

    so fern vom Schlechten,

    schaue ich in die Tiefe

    deiner klaren Augen.

    Danke an das Leben,

    das mir soviel gab:

    es gab den Gang

    meinen müden Füßen.

    Mit ihnen lief ich

    in Städten und durch Pfützen,

    über Strände und durch Wüsten,

    in den Bergen und im Flachland,

    und in deinem Haus,

    in deiner Straße, in deinem Hof.

    Danke an das Leben,

    das mir soviel gab:

    es gab mir das Lachen,

    es gab mir das Weinen.

    Mit ihnen unterscheide ich

    Glückseligkeit und Traurigkeit,

    die zwei Substanzen,

    die mein Gesang formen,

    und euer Gesang,

    welcher derselbe Gesang ist,

    und der Gesang aller,

    der mein eigener Gesang ist.

    Danke an das Leben,

    das mir soviel gab.

    Ihr Lieben,


    habe eben mein Essen für die nächsten Tage in den Backofen geschoben. Als meine Frau schon im Rollstuhl saß, aber die Hände noch bewegen konnte, hat sie ein wunderschönes Kochbuch gemacht. Und immer, wenn ich mich präzise an die Anleitungen gehalten habe, ist es gut geworden. Seit sie tot ist, habe ich das Kochbuch oft in den Händen gehalten, musste aber immer weinen und konnte nicht kochen. Ich glaube, sie freut sich, dass ich mich jetzt getraut habe.

    Ich war eben einkaufen. In drei Geschäften und auf der Straße noch einige Bekannte getroffen. Rund ein Dutzend mall gehört. "Schönen Tag noch und ein schönes Wochenende!" Die Leute meinen es ja alle so gut.

    Lieber Uwe,


    ich finde es großartig, wie Du mit Deiner Trauer umgehst und dabei immer noch so viel Mitgefühl und tröstende Worte für uns andere in diesem Forum hast. Du bist ein sehr empathischer Mensch, den auch ich gern als Nachbar hätte. Aber Vorsicht: ich kann nämlich auch ganz schön griesgrämig sein. Zur Zeit aber bin ich nicht mal das, sondern nur ein armseliges Häufchen Elend.

    Ich mache es kurz, weil ich sonst vermutlich ein langes Klagelied anfangen würde.


    Liebe Grüße

    Frank

    P.S.: Da Du fragtest, ob die andere Katze (Bella) auch so hübsch ist wie MIa, habe ich ein Foto gesucht, auf dem sie beide zu sehen sind. Seit dem Tod meiner Frau schlafen sie beide immer am Fußende meines Bettes. Sie spüren, dass ich Trost brauche.

    Lieber Chrono,

    ich gehe auch in eine Trauergruppe und empfinde es dort genauso wie Du. Fast alle anderen kommen besser klar. Einige sind allerdings auch schon länger als zwei Jahre dort, denen es ähnlich geht wie Dir und mir. Bei mir wurde unterdessen festgestellt, dass aus der Trauer eine Depression geworden ist. Deshalb gehe ich jetzt auch noch in eine Therapie. Die kann mir meine Frau zwar auch nicht zurückbringen. Aber ich lerne dort, dass an der Akzeptanz der Realität kein Weg vorbeigeht. Wenn wir weiter leben wollen, müssen wir es AUSHALTEN. Ich bin jetzt 68 Jahre alt und habe nicht mehr viel Hoffnung. Aber ich versuche es.


    Liebe Grüße und viel Kraft

    Frank

    Lieber Uwe,


    Du bist ein feiner Kerl, aber das habe ich Dir ja schon mal gesagt. Ich würde mich riesig freuen, wenn Du mein Nachbar wärst und gelegentlich an meiner Tür klingeltest.

    Ich hatte ein Wochenende, das mich noch mehr durcheinander gemacht hat als ich vorher schon war. Dass ich mittlerweile ständig Namen verwechsele, daran habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Aber dass ich die ganze Welt für surreal halte, das ist neu. Kurzum: ich war bei Freunden, einem Ehepaar, mit dem wir früher häufiger zusammen etwas unternommen haben. Am Abend ging es dann los: Haben wir wirklich an diesem Tisch zusammen Doppelkopf gespielt? Oder hast du das alles nur geträumt? Im Gästezimmer ging es dann weiter: Ist es wirklich wahr, dass du hier schon mit Tina übernachtet hast? Oder hast du auch das nur geträumt? Inzwischen hat es sich wieder etwas gelegt. Aber die ganze Wellt kommt mir wie ein Kino vor.


    Liebe Grüße


    Frank