Beiträge von Frank

    Liebe Petra,


    also die Sache mit dem Altersheim: Da gibt es eine Gruppe von etwa 12 alten Leuten, alle um die 80, z.T. in Rollstühlen, aber alle noch fit im Kopf, die großes Interesse am Zeitgeschehen haben und darüber diskutieren möchten. In der ersten Sitzung ging das ziemlich durcheinander. Da habe ich ihnen vorgeschlagen, sie sollen mir doch jeweils ein Thema sagen, worüber sie gern reden möchten. Ergebnis: sie hätten es lieber, wenn ich ihnen etwas vorschlage. Nun gucke ich immer nach Zeitungsartikeln, die sich anbieten. Entweder gebe ich sie ihnen zwei Tage vorher zum Lesen. Oder ich lese sie ihnen in der Runde vor. Und dann sprechen wir darüber.


    Das muss ja nicht so sein. Hier hat es sich so angeboten, weil ich eine bestehende Gruppe sozusagen "übernommen" habe von einer Frau, die das nicht mehr will oder kann. (Genaues weiß ich nicht.) Ist aber auch egal. Wenn sie sich wünschen sollten, ihnen aus einem Buch vorzulesen, würde ich eben das tun.


    Das geht alles ohne Hektik und ohne große Regularien. Ich versuche, ihre Interessen wahrzunehmen. Und das hat bisher ganz gut geklappt. Ich selber lerne dabei vor allem Geduld.


    Du kannst ja mal mitkommen, wenn Du willst. Wohnst ja nicht so weit weg von Bremen...


    Liebe Grüße

    Frank

    Liebe Petra,


    Du hattest mich wegen des Altersheims gefragt. Ich war heute wieder da und kann Dir nur sagen, dass es Freude gemacht hat. Anderthalb Stunden voll konzentriert - da ist die Grübelei tatsächlich mal eine Weile weg. Die alten Leute wollen immer gern mit mir über das reden, was sie in der Zeitung gelesen haben. Das bedeutet, dass ich mich auch vorbereiten muss. So bin ich dazu gekommen, auch selbst wieder Zeitung zu lesen und mich geradezu zwangsweise auch mit anderen Themen zu beschäftigen als mit Tod und Trauer. Also für mich ist es gut, das zu machen, kann Dir also nur zuraten. Und wenn es nicht klappt, dann eben nicht. Aber einen Versuch ist es wert.


    Liebe Grüße

    Frank

    Liebe Petra,


    danke für Deine Antwort. Und bitte gib wenigstens gelegentlich mal einen Laut, dass Du noch hier bist.


    Liebe Grüße

    Frank (ich hielt mich auch mal für einen sturmerprobten Norddeutschen und habe erst nach dem Tod meiner Frau wahrgenommen, dass ich ein kümmerliches Blatt im Wind bin)

    Lieber Uwe,


    es wird Dir vermutlich wenig helfen, wenn ich Dir sage, dass ich Deine Verzweiflung nachvollziehen kann, weil ich ebenso verzweifelt bin. Nach nunmehr 13 Monaten gibt es zwar gelegentlich Momente, in denen es mir etwas besser geht, aber die Täler - so mein Eindruck - werden eher tiefer.

    Alle psychologischen Methoden und "Tricks" helfen mir nicht. Da ich eher "kopfgesteuert" bin, sage ich mir allerdings immer wieder, dass es niemandem hilft, wenn ich aufgebe. Also versuche ich, aus- und durchzuhalten mit der etwas fatalistischen Haltung: was kommen soll, wird schon kommen.

    Was mir weiter hilft, ist die Tatsache, dass es immer noch Menschen gibt, die mir aufrichtig vermitteln, dass ihnen etwas an mir liegt. Und das lieber Uwe, gilt für Dich allemal. Du bist für alle hier im Forum ein wichtiger Mensch, der trotz seines eigenen Schmerzes immer wieder Trost für andere gibt. Danke dafür und viel Kraft.

    Liebe Grüße

    Frank

    Liebe Tereschkowa,


    hab' Dank für Deine Reaktion. "Ruhig und gefasst" - das wäre schön. Es war wohl eher ein lichter Augenblick. Solche Momente habe ich aber - wenn sie denn vorkommen - immer erst abends, also dann, wenn ich mal wieder einen Tag überstanden habe. Wenn ich vormittags vor einem "leeren Tag" stehe, ist es nach wie vor besonders grausam. Merkwürdigerweise - oder vielleicht auch gar nicht merkwürdigerweise - ganz heftig, wenn die Sonne scheint.

    Aber die ganz leichte Veränderung, die ich wenigstens manchmal spüre, hält mich am Leben.


    Inzwischen habe ich dreimal in einem Altersheim alten Leuten etwas vorgelesen und mit ihnen diskutiert. Es ist gut, weil es mir sinnvoll vorkommt. Auf der anderen Seite: Wenn ich da mit Menschen über 80 zu tun habe, die sich alle noch bewegen können - körperlich und geistig -, frage ich mich immer wieder, warum meine Frau so früh sterben musste.


    Alle guten Wünsche für Dich, liebe Tereschkowa. Ich habe den Eindruck, dass wir viele ähnlich empfinden.


    Liebe Grüße

    Frank

    Liebe Wagi,


    Ingrid hat recht. Du bist nicht die einzige, die schlecht zurecht kommt. Was sind vier Monate? Ich habe fast ein Jahr gebraucht, bis ich überhaupt wieder Zeitung lesen und Radio hören konnte. Wollte zwischendurch häufiger aufgeben. Jetzt wird es ganz allmählich erträglicher, aber immer noch mit häufigen tiefen Tälern. Wir müssen geduldig sein.


    Liebe Grüße und viel Kraft

    Frank

    Lieber Uwe,


    Dein Bild von Batterie und Ladegerät kann ich auf mich übertragen. Statt Ladegerät sage ich allerdings Kraftwerk.

    Was mir allerdings dabei zu denken gibt: Dann habe ich ja meine Energie ausschließlich von ihr bezogen, womit sich die Frage stellt: Habe ich ihr damit Energie entzogen und damit geschwächt? Ich mag gar nicht weiter denken, was das heißt.


    Liebe Grüße

    Frank

    Ich frage mich, wie geht es all den anderen? Leiden die im stillen Kämmerlein oder ist es tatsächlich so, dass es quasi die Normalität ist, dass das Leben bei den meisten Menschen im Trauerfall nach ein paar Wochen praktisch störungsfrei wieder weitergeht?

    Bei den Trauerfällen, die ich bisher hatte, war es ja bei mir auch so. Als meine Eltern starben habe ich getrauert, aber es hat mein Leben nicht zerstört, auch eine Freundin, die ich jung verloren habe, hat eine Trauer ausgelöst, mit der ich vergleichweise problemlos weiterleben konnte.

    So etwas wie bei meinem Ehemann habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt

    Liebe Tigerlily,


    Du hast sehr präzise beschrieben, was auch mich bewegt. Die Antwort, dass diejenigen, die besser klar kommen, weniger geliebt haben, erscheint mit jedoch zu einfach. Es spielen wohl viele Faktoren eine Rolle, die alle nicht generalisierbar sind.

    Z.B. das Alter. Ich habe gelesen, dass noch recht junge und dann wieder ältere Menschen besonders große Probleme haben. Weiter, dass Frauen besser klar kommen als Männer. Das mag statistisch zutreffen, gilt aber nicht für alle. Hat frau/man Kinder? Ist frau/man noch im Beruf? Allesamt Faktoren, die eine Rolle spielen. Im Kern geht es wohl darum, mit welcher psychischen Robustheit (Resilienz) ein Mensch ausgestattet ist. Und auch dafür gibt es wieder unterschiedliche Erklärungen (genetisch, sozialisationsbedingt, Kindheitserfahrungen etc.)


    https://resilienz.at/definition-resilienz/


    Auch ich wundere mich, wie viele besser zurechtkommen. Und auch mich stören manchmal Kommentare von anderen, die einfach nicht nachvollziehen können, was in mir brodelt. Aber ich mag niemandem deswegen einen Vorwurf machen. Denn keiner meint es böse.


    Liebe Grüße

    Frank

    Liebe Astrid,


    hab' Dank für Dein Zurechtrücken ärztlicher "Weisheiten".


    Wir alle haben ein (erwünschtes!) Leben gemeinsam mit unseren Geliebten aufgebaut, auch dafür haben wir lange gebraucht. Viel länger als ein Jahr. Mich macht es immer fassungslos zu lesen, dass es die Vorstellung gibt nun für ein unerwünschtes Leben unter schwierigeren Bedingungen plötzlich weniger als ein Jahr zu brauchen...

    Liebe Tereschkowa,


    Dir einen lieben Dank für diesen Gedanken.



    Einige Gedanken am Abend eines schrecklichen Tages:


    Sie ist tot. Sie wird nicht mehr zurückkommen. Nie mehr. Was du ihr noch sagen möchtest und was du versäumt hast, ihr zu sagen, als sie noch lebte, kannst du ihr nicht mehr sagen.


    Das ist entsetztlich grausam. Aber es ist die Wahrheit. Und die musst du akzeptieren, ob du willst oder nicht.


    Warum willst du noch leben, fragst du dich. Eine Familie hast du nicht. Wer braucht dich?


    Lebe, weil du leben darfst, würde sie sagen. Das Leben ist ein Geschenk. Ich hätte gern noch gelebt, das weißt du. Aber ich war schwer krank, du aber bist noch halbwegs gesund, du darfst dein Leben nicht wegwerfen. Außerdem hast du gute Freunde.


    Es ist aber kein Leben mehr ohne Dich, sagst du. Und sie antwortet: Doch, ist es doch. Versinke nicht in der Trauer, ich habe nichts davon und du auch nicht. Niemand hat etwas davon. Mach was aus der Zeit, die dir noch bleibt.

    Liebe Wagi, liebe Gabi, liebe Karin, liebe Tereschkowa, lieber Uwe, lieber Karlheinz,


    habt Dank für Eure Reaktionen. Vielleicht schreibe ich später mal mehr dazu. Im Moment schaffe ich es nicht.


    Liebe Grüße

    Frank



    Ihr Lieben,

    in den vergangenen Tagen war ich nur selten im Forum. Schreiben konnte ich nicht, weil ich nicht in der Lage bin, anderen Trost zu spenden. Gelesen habe ich auch nicht alles, weil ich gemerkt habe, dass all das Leid, über das hier geschrieben wird, mich oft noch mehr 'runterzieht. Es geht mir nicht besser, wenn ich weiß, dass es anderen auch schlecht geht.


    Da seit dem Tod meiner Frau nunmehr ein ganzes jahr vergangen ist, ich aber immer noch nicht wieder mit dem Leben zurechtkomme, meint mein Arzt, dass es sich bei mir offenbar um eine "anhaltende Trauerstörung" handelt. Dazu findet man bei wikipedia, dass dies eine "pathologische Trauerreaktion" ist


    https://de.wikipedia.org/wiki/Anhaltende_Trauerst%C3%B6rung


    Ja trifft auf mich zu, was da steht: ich habe eine unendliche Sehnsucht nach meiner Frau, denke dauernd an sie,

    habe Schwierigkeiten, den Verlust zu akzeptieren und bin unfähig, mich wieder in soziale und andere Aktivitäten einzufinden. Und stimmt auch, dass ich gelegentlich den Gedanken habe, nicht mehr leben zu wollen, weil es mir ohne sie sinnlos erscheint.


    Wenn ich das richtig lese, was Ihr schreibt, geht es ja nicht nur mir so, sondern einigen anderen von Euch auch - auch nach über sechs Monaten noch. Sollten wir denn deswegen tatsächlich krank sein?


    Liebe Grüße

    Frank




    Liebe Petra,


    diese Verzwiflung ist einfach nur grausam - ich kenne sie zur Genüge. Ob es ein Trost für Dich sein kann, wenn ich Dir sage, dass ich nach einer gefühlten Ewigkeit dieser Verzweiflung nun wenigstens gelegentlich auch hellere Phasen erlebe? Die Rückschläge sind dann zwar oft noch schlimmer, aber ich habe die Hioffnung, dass es vielleicht doch dauerhaft etwas besser werden kann.

    Liebe Grüße

    Frank