Lieber Firefly,
ich fürchte, ich verstehe Dich. Habe mich gestern dieser "Schritt-fürSchritt-ins-Leben-zurück"- Behandlung gegenüber in Uwes Thread ganz schön ausgelassen. Und verweigere diese auch. Wörter wie "besser, weiter, heller, etc..." lösen bei mir auch sofort Aggressionen aus.
Ich habe keine Kinder, Menschen mit Kindern müssen sich wahrscheinlich noch mehr Zuversichtsparolen von Unbeteiligten anhören als ich. Ich höre nur oft "Ach, und ohne Kinder muss DAS (natürlich traut sich niemand DAS zu benennen) für Sie/Dich noch schlimmer sein" oder noch besser "Na, zum Glück gibt es nicht auch noch Kinder, die ihren Vater verloren haben."
Mittlerweile sage ich zu diesen dämlichen Bemerkungen grundsätzlich: "Beim Trauern gibt es keine Logenplätze. Für Niemanden."
Du schreibst "Ganz im Ernst - ich mache das Spiel hier momentan nur noch wegen der Kinder mit."
Das glaube ich Dir. Ich persönlich stelle mir mit Kindern sehr schwierig vor, dass die Verantwortlichkeit einen "Normalzustand" zumindest im Ansatz herzustellen stark im Vordergrund steht. Selbst wenn dieser noch so vorgetäuscht werden muss. (Vielleicht täusche ich mich auch und dies ist auch eine Art Anker.)
Diesen Druck habe ich nicht, denn ich verweigere alles was nur den Hauch des "Normalzustandes" simuliert.
Allerdings ob "Keine Kinder" Grund genug ist, nicht weiterzuleben bin ich mir nicht sicher. Auch das Nicht-Weiterleben ist nicht so einfach,
wenn man es rational durchdenkt.
Du schreibst: "Ich sehe die lachenden Nachbarsfamilien die freundlich rüberlächeln und denke mir warum wir und nicht die. Entschuldigt das ist grundfies..."
Klar ist das grundfies, aber viel weniger fies als das was Dir das Leben präsentiert hat. Das bißchen Fiesheit muss die Nachbarsfamilie als Preis für ihr Glück schon aushalten können.
Ich sehe auch zu unserer Nachbarsfamilie (drei Kinder) rüber, wenn sie gerade essen.
Seit dem Tode meines Lebensgefährten winken sie mir dann alle (!!!) freundlich rüber und manchmal rufen sie sogar an und laden mich zum Essen ein. Natürlich gehe ich nicht hin. Manchmal habe ich ein schlechtes Gewissen während sie versuchen zu mir freundlich zu sein, verdirbt ihr Anblick mir immer sofort die Laune.
Dankbarkeit ist so eine Sache. Natürlich bin ich meinem Lebensgefährten dankbar für die schönen Jahre.
Aber diese Dankbarkeit momentan spüren? Nein. Ich bin traurig und empfinde das Leben als ungerecht. Ihm gegenüber und mir gegenüber. Punkt.