Beiträge von Kohlrabenschwarz

    Liebe Stille Perle,

    ich denke, dein Mann und du, ihr wart unterschiedlich, habt euch aber wunderbar ergänzt! So war es auch bei uns.

    Und ja, im Nachhinein sieht man vieles klarer, würde gerne manches Wort zurücknehmen, vieles anders machen.

    Meine Therapeutin sagte, das ist so, als ob man weitsichtig ist und keine Lesebrille hat.

    Alles, was zu nah dran ist, erkennt man nicht klar.

    Die Trauer funktioniert wie eine Lesebrille, man nimmt im Rückblick so vieles plötzlich unter die Lupe.

    Dadurch bläht sich auch einiges unnatürlich auf und man muss aufpassen, dass es nicht zu viel an Bedeutung gewinnt.

    Wir sind Menschen und haben natürlich menschliche Fehler gemacht, du, ich, mein Mann, dein Mann und jeder andere auch.

    Ich denke, unser Ziel muss sein, unseren Frieden damit zu machen und unser Schicksal anzunehmen.

    Aber das ist furchtbar schwer!

    Ach, ich habe mich in den letzten Monaten auch schon so viele Male bei meinem Mann entschuldigt...


    Ich habe niemanden in meinem noch lebenden Verwandten- und Freundeskreis, der schon seinen Partner verloren hat.

    Also treffe ich ständig auf Paare und auf traute Zweisamkeit.

    Ich merke auch, dass mir die versteckten Zeichen von miteinander vertrauten Paaren besonders auffallen, das tut unheimlich weh.

    Inzwischen habe ich so eine Art Notgemeinschaft mit der zukünftigen Schwiegermutter meiner Tochter gebildet, die ist zwar nicht verwitwet, aber geschieden.

    Wir unternehmen öfter mal was zusammen und werden Silvester zusammen auf Sylt verbringen.

    Ich treffe mich auch nach wie vor mit befreundeten Paaren, das ist oft schwer für mich, aber ich will den Kontakt nicht abreißen lassen, weil ich die Ablenkung brauche.

    Am schlimmsten ist es für mich, wenn ich alleine zu Hause bin. Da ist mein Mann noch so präsent und ich vermisse ihn hier ganz besonders.

    Die innerliche Leere ist immer da.

    Nur wenn ich mit meinen Kinder zusammen oder mit dem Hund in der Natur unterwegs bin, fühle ich mich einigermaßen normal.


    Liebe stille Perle, ich schicke dir einen ganz lieben Gruß!

    Sabine

    Liebe Anja,

    es tut mir so furchtbar leid für dich, ich fühle mit dir!
    Als ich deine Beiträge las, kamen mir die Tränen und ich dachte an manchen Stellen, das ist ja so wie bei mir und meinem Mann.

    Dein Verlust ist noch so frisch, es ist ganz normal, wie du dich jetzt fühlst!
    Die Welt da draußen dreht sich einfach weiter, doch für dich ist sie stehengeblieben. Es ist, als ob man durch ein Fenster nach draußen schaut und nur fassungslos bei allem zusehen kann.

    Der seelische Schmerz ist grauenvoll, unbeschreiblich quälend, das Herz krampft sich zusammen, die Kehle ist wie zugeschnürt, im Kopf herrscht das blanke Chaos, das Mühlrad schwerer Gedanken dreht sich Tag und Nacht, die Tränen fließen unaufhörlich, meistens kann man nichts essen, der Appetit ist völlig verschwunden...

    Wer so einen Verlust noch nicht erlebt hat, kann ihn nicht nachvollziehen.


    Es ist schlimm, dass du in dieser Zeit gezwungenermaßen funktionieren musst.

    Du brauchst Hilfe dabei, ohne geht es nicht.

    Hast du noch Eltern oder Schwiegereltern, die dich unterstützen können, ggfs. auch finanziell?

    Gute Freunde, die ein bisschen mithelfen könnten oder dich einfach regelmäßig zum Essen einladen?

    Trage dein Herz auf der Zunge, fordere Hilfe ein und nimm sie an, wenn sie dir angeboten wird, denn du bist in einer Ausnahmesituation.

    Manchmal ist ein Antidepressivum nötig und sinnvoll, es ist keine Schande, wenn man es nicht ohne schafft!

    Wir alle hier wissen, wie du dich fühlst und werden versuchen, dir bestmöglich beizustehen.

    Die Trauer ist ein langer, harter und steiniger Weg, wir gehen ihn gemeinsam.


    Mein Mann ist Ende letzten Jahres mit 59 Jahren ganz plötzlich verstorben, ich habe ihn beim Heimkommen gefunden und hatte danach einen Schock.

    Wir haben uns auch mit 20 kennengelernt, wollten für immer zusammenbleiben, zusammen alt werden.

    So vieles hatten wir noch geplant, alles dahin.

    Genau wie Stille Perle, habe auch ich von einem schönen gemeinsamen Lebensabend geträumt, von viel freier Zeit, die wir gemeinsam verbringen, von Enkelkindern, die wir gemeinsam verwöhnen...

    Unsere beiden Kinder sind 38 und 28 Jahre alt und wohnen nicht mehr zu Hause.

    Sie leiden auch, aber sie haben ihr eigenes Leben, einen Partner, viele Freunde und Ablenkungen, für sie geht das Leben inzwischen relativ normal weiter

    und sie schauen nach vorne. Das ist auch gut so.

    Das Alleinleben fällt mir unheimlich schwer, ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich für alles alleine sorgen und die Verantwortung tragen muss.

    Wenn ich im Büro bin, geht es einigermaßen, aber wenn ich nach Hause komme, bricht alles über mich herein...

    Reparaturen stehen an, ein riesiger Baum muss gefällt, ein neuer Zaun gesetzt werden... Manchmal habe ich das Gefühl, ein riesiger Berg an Aufgaben türmt sich vor mir auf und ein unglaubliches Verlassenenheitsgefühl überwältigt mich.

    Mein Mann war auch der Sorglose in unserer Beziehung, hat in allem etwas Positives gesehen und Probleme, ganz gleich welcher Art, stets erfolgreich auf die Seite schieben können. So stand er zwischen mir und der Welt als eine Art Schutzwall.

    Ich bin und war diejenige, die immer gleich Panik bekam und Ängste ausstand. Oft hat er zu mir gesagt, Sabine, warte doch erst mal ab, du machst dir Sorgen um ungelegte Eier...

    Nicht immer, aber meistens hatte er recht damit. Aber oft habe ich mich auch über seine Sorglosigkeit geärgert und geschimpft.

    Auch bei uns ist vieles unerledigt geblieben, mein Mann hat viele Sachen geschoben und lieber was Schönes unternommen.

    Für die Beerdigung musste ich mir Geld von meinen Kindern leihen, weil ich keinen Zugriff auf das Konto meines Mannes hatte.

    Ich musste erst den Erbschein beantragen, das hat gedauert. Viele Verträge gab es nur online, ich hatte keine Passwörter von ihm.

    Leider hatte er in den Monaten vor seinem Tod unsere private Buchhaltung vernachlässigt, alles lag in großen Haufen ungeordnet auf seinem Schreibtisch im Keller. Ich fing an, darüber zu grübeln, warum er nichts davon gesagt hat, ich hätte ihm doch geholfen.

    Das bedeutete Schreibkram ohne Ende, mein großer Esstisch war in den ersten Wochen über und über mit Papieren bedeckt.

    Ohne die Hilfe meiner Kinder hätte ich das nicht geschafft. Mein Kopf fühlte sich oft an, als ob er gleich platzt.

    Ich konnte mich überhaupt nicht konzentrieren, habe den Zugang zu meinem Onlinbanking zerschossen, die Pin für meine EC Karte ist mir entfallen,

    ich habe ständig alles mögliche vergessen, es war einfach nur schrecklich.

    Manchmal dachte ich, dass mich die Sorgen auffressen und habe mir gewünscht, ihm einfach nachzufolgen.

    Im Nachhinein denke ich, er hat das Leben bestmöglich genutzt und ich bin sehr froh, das er noch einen letzten wunderschönen Urlaub mit uns verleben konnte.

    Er konnte so gut genießen, hat sich auch über jede Kleinigkeit gefreut. Ich wünschte, ich könnte jedes ärgerliche, böse Wort zurücknehmen.

    Er hätte es verdient gehabt, noch viele schöne Jahre zu erleben.

    Ich vermisse ihn unendlich!


    Auch heute, 9 Monate danach, bin ich immer wieder fassungslos, dass so was passieren darf und er nicht mehr bei mir ist.

    Der Schmerz hat sich verändert, er ist nicht mehr so beißend wie am Anfang.

    Wehmut ist gekommen, die Trauer um viele verpasste Gelegenheiten, um das, was noch hätte sein können.

    Ja, alles war so selbstverständlich, das ist es jetzt nicht mehr.

    Seit Ende März mache ich eine Psychotherapie, dazu nehme ich ein Antidepressivum, das hilft mir vor allem, besser zu schlafen.

    Alleine etwas zu genießen, das gelingt mir immer noch nicht. Ich hoffe, dass dieses Gefühl irgendwann wieder möglich ist.


    Liebe Anja, das Schreiben entlastet oft ein bisschen, also schreibe dir alles von der Seele!
    Du kannst mir gerne auch eine PN schreiben.

    Ich drücke dich ganz fest !
    Liebe Grüße

    Sabine

    Bei uns findet auch kein Trauercafé statt, aber es gibt geführte Trauerspaziergänge durch die Natur.
    Dabei kann man sich auch gut austauschen. Ich empfinde sowas als wohltuend.
    Vielleicht kann man sowas anstoßen.


    Liebe Ursel, meine Spülmaschine liegt auch in den letzten Zügen. Muss mich dringend um eine neue kümmern.
    Es fällt mir total schwer, so was in Angriff zu nehmen.

    Liebe Ursel,

    mein tiefempfundenes Beileid zu deinem furchtbaren Verlust!

    43 Ehejahre und noch mehr gemeinsame Jahre, sie sind unwiederbringlich. Man hat sich in dieser Zeit gemeinsam entwickelt und es ist eine Vertrautheit und tiefe Liebe entstanden, die es so nicht mehr geben wird. Es ist, als ob die Hälfte unseres Herzen plötzlich fehlt und an dieser Stelle ein großes Loch entstanden ist.

    Damit gilt es zurecht zu kommen und weiterzuleben.

    Mein Mann ist vor 9 Monaten auch ganz plötzlich verstorben, ich habe ihn abends beim Heimkommen gefunden. Wir waren fast 40 Jahre ein Paar, haben 2 erwachsene Kinder.

    Der Schmerz ist ganz besonders in den ersten Wochen ganz furchtbar, man ist fassungslos und versteht die Welt nicht mehr.

    Dein Weg durch die Trauer hat gerade erst begonnen, es liegt noch eine lange Strecke vor dir.

    Aber es wird langsam besser, Monat für Monat ein kleines bisschen.

    Immer wieder gibt es tiefe Trauertäler, aber es geht dann auch wieder bergauf.

    Ich fühle mich oft, als müsste ich einen steilen Berg besteigen. Ab und zu ist der Weg zu steil, ich rutsche zurück und muss Kraft schöpfen, um anschließend weiterzukraxeln.

    Was du dir vorgenommen hast, ist vollkommen richtig. Besuche ein Trauercafé, triff dich mit Freunden, mache Ausflüge, gehe unter Menschen.

    Es ist gut, sich etwas abzulenken und beschäftigt zu sein. Deine Seele braucht diese Auszeiten dringend.

    Einen lieben Gruß sendet dir

    Sabine

    Danke für euere lieben Worte!! <3

    Das Wichtigste, was mein Mann mir hinterlassen hat, sind meine/unsere Kinder, in ihnen ist ein Teil von ihm.
    Aber auch seine Gelassenheit und seine positive Lebenseinstellung in jeder Situation, ist jetzt noch ein Vorbild für mich.
    Kurz nach seinem Tod kam mir der Gedanke, mir irgendwann den Schriftzug "Hakuna Matata" als Tattoo stechen zu lassen.
    Frei übersetzt: Es gibt keine Probleme, alles ist in Ordnung.
    Ich mag eigentlich keine Tattoos und habe bisher auch keine, aber da bin ich wirklich am Überlegen, denn das war tatsächlich sein Lebensmotto.

    Seit meinem Traum bin ich etwas ruhiger geworden.

    Nach wie vor vermisse ich meinen Jens ganz furchtbar. Aber ich bin nicht mehr so verzweifelt, weil wir uns im Traum verabschieden konnten.

    Ich bin traurig, einfach unendlich traurig, wenn ich an all die Sachen denke, die ich nie mehr mit ihm erleben werde.


    Nie mehr...

    Nie mehr wirst du mich mit deinen blauen Augen so liebevoll und schelmisch anschauen.

    NIe mehr kann ich über deinen Kopf mit den kurzen grauen Haaren, die sich so seidig anfühlen, streichen und du wirst mit einem Lächeln hochschauen.

    Nie mehr wirst du mich in den Arm nehmen und trösten, wenn etwas schief gegangen ist.

    Nie mehr kann ich Probleme mit dir besprechen und deinen klugen Rat hören.

    Nie mehr wirst du mit mir die Abendstille auf der Terrasse genießen und sagen "ach ist das schön".

    Nie mehr wirst du dir verstohlen Tränen aus den Augen wischen, wenn wir einen berührenden Film geschaut oder ganz wunderbare Musik gehört haben.

    Nie mehr wirst du mir tolle Bücher empfehlen, die ich sonst nie gelesen hätte.

    Nie mehr werde ich auf einem Geschenkanhänger lesen: "Für meine geliebte Frau".

    Nie mehr kann ich mit dir zusammen im Strandkorb sitzen und faulenzen.

    Nie mehr werden wir gemeinsam Käsehäppchen mit Weintrauben und Salzgebäck essen und unseren Lieblingswein genießen.

    Nie mehr wirst du im Wohnzimmer die Berliner Philharmoniker dirigieren.

    Nie mehr wirst du ganz laut deine Lieblingsrocksongs hören und dabei Luftgitarre spielen.

    Nie mehr werden wir gemeinsam unseren nächsten Urlaub planen und dabei Vorfreude empfinden.

    Nieh mehr wirst du mir einen Gutenachtkuss geben.

    Nie mehr wirst du neben mir einschlafen und neben mir aufwachen.

    Nie mehr wirst du vor mir aufstehen und schon den Kaffeeautomaten für mich vorbereiten.

    Nie mehr werden wir gemeinsam unsere Zeit, wenn wir in Rente gehen, planen und uns auf Enkel freuen.

    Nie mehr kann ich mit dir alt werden und gewiss sein, dass du auch all meine Falten und Pölsterchen lieben wirst.

    Nie mehr kann ich mich mit dir an unser gemeinsames Leben erinnern.

    Nie mehr werde ich einen Menschen an meiner Seite haben, mit dem mich eine solch innige Vertrautheit verbindet, bei dem ich mich einfach fallen lassen kann.

    Nie mehr wirst du mein Fels in der Brandung sein.


    Dies und noch viel viel mehr muss ich nun alleine tun.

    Liebe Mietzn,

    es ist gut, dass du auch Momente hast, in denen du lachen kannst.
    Die Seele schützt sich und verschafft sich immer wieder kleine Erholungspausen von der schrecklichen Trauer.

    Mein Mann ist vor 8 Monaten unter schrecklichen Umständen ganz plötzlich verstorben. In den ersten Tagen war ich gar nicht richtig bei mir, der Schock saß tief.

    Ich fühlte mich wie ein kleines, in fremder Umgebung verlorengegangenes Kind und verstand die Welt nicht mehr. Ich war fassungslos, dass sowas passieren kann...

    Nach etwa 3 Wochen hatte ich meine Familie zu Besuch und da habe ich tatsächlich gelacht, weil jemand etwas so Lustiges gesagt hatte.

    Solche Momente hatte ich immer wieder, hinterher bin ich oft in Tränen ausgebrochen, habe mich geradezu geschämt, weil mich einen frohen Moment ohne meinen Mann hatte.

    Im Rückblick erkenne ich, dass meine Seele diese Momente dringend brauchte, um Kraft zu schöpfen für die anstrengende Trauer.

    Ich denke, wenn mein Mann und dein Mann uns sehen könnten, dann würden sie nicht wollen, dass wir an der Trauer um sie zugrunde gehen.
    Sie haben uns geliebt und wenn man liebt, dann möchte man für seine Liebsten doch das Allerbeste und kann es kaum ertragen, sie unglücklich zu sehen!

    Ich liebe meinen Mann, diese Liebe wurde nicht durch seinen Tod beendet.
    Und nach wie vor trauere ich immer noch ganz furchtbar um ihn, aber ich gebe mir Mühe, mein Leben in die Hand zu nehmen und neue Wege zu beschreiten.

    Denn er kommt nicht wieder, ganz gleich, wie sehr ich es mir wünsche.

    Mit der Zeit werden die Trauerwellen nicht mehr ganz so heftig, wie in den ersten Monaten, aber sie kommen nach wie vor.

    Auch wenn du es jetzt kaum glauben magst, der Schmerz wird mit der Zeit besser zu ertragen sein, aber du musst Geduld mit dir haben.


    Du hast noch einen weiten Weg durch die Trauer vor dir, wir begleiten dich, wenn du es magst.

    Sei lieb umarmt

    Sabine

    Liebe Mietzn,

    die Trauer und der furchtbare Schmerz sind einfach da, du kannst nichts tun, außer versuchen, es einfach auszuhalten und zu warten, bis es mit der Zeit etwas besser wird.

    Deine Seele und dein Körper sind in einem Ausnahmezustand.

    Wir alle hier wissen, wie du dich fühlst und wir fühlen mit dir!
    Dass du nicht essen kannst, ist normal. Der Appetit kommt einem völlig abhanden.

    Ich habe in den ersten Wochen nach dem Tod meines Mannes einige Kilo abgenommen, weil ich nur gegessen habe, wenn meine Kinder mich gedrängt haben.

    Manchmal ist es gut, offensiv auf andere Menschen zuzugehen, gerade, um Gerüchten vozubeugen.

    Versuche, Verwandtschaft und gute Freunde in diese Zeit einzubinden, du wirst sie auch später gut brauchen.

    Ich wünsche dir ganz viel Kraft und seelische Stärke!

    Deine Sabine

    Gestern waren meine Tochter und ihr Lebensgefährte hier und haben endlich den blutbefleckten Sessel meines Mannes für den Transport zum Sperrmüll auseinander genommen.
    Das war so ein mächtiges und massives Teil, dass am Ende der Vorschlaghammer zum Einsatz kam.

    Nach dem Abendessen haben wir noch lange zusammengesessen und über meinen Mann/Papa geredet, viel geweint.

    Ich war so aufgewühlt, dass ich nicht einschlafen konnte und bis halb 3 gelesen habe.

    Dann bin ich doch endlich eingeschlafen und habe zum ersten Mal seit Jens Tod von ihm geträumt.


    Ich träumte, dass ich mit ihm hier zu Hause bin, er steht vor mir und ich sehe, dass es ihm nicht gut geht.
    Plötzlich wird er ganz blass und kippt rückwärts zu Boden, ich knie mich zu ihm und sehe, dass Blut aus seinem Mund kommt.
    Da nehme ich ihn in den Arm und drücke ihn fest an mich und er drückt mich auch ganz fest und es fühlt sich so wunderbar an, als er mich drückt.
    Plötzlich denke ich, dass ich wach geworden bin, ich liege auf der Seite und spüre an meinem Rücken jemanden, der sich an mich drückt und über meinen Nacken streicht.
    Ich denke, das ist bestimmt der Hund, der kuschelt sich oft an mich. Dann fällt mir ein, das kann nicht sein, denn der ist ja bis Sonntag bei meinem Sohn.
    In diesem Moment bin ich wach geworden und hatte immer noch das Gefühl, dass gerade noch jemand an meinem Rücken lag.
    Ich glaube, dass Jens Seele tatsächlich bei mir gewesen ist, er hat meine Not gespürt und mich zum Abschied noch mal fest in den Arm genommen!
    Seitdem fühle ich mich merkwürdig getröstet. Denn es hat mich die ganze Zeit so gequält, dass ich ihn wegen des Infekts schon längere Zeit nicht mehr in den Arm nehmen konnte, ich zuletzt nicht bei ihm war und er ohne Abschied gegangen ist.
    Es ist, als hätten wir diesen Abschied jetzt nachgeholt.


    Ich sitze hier und bin ganz ergriffen, mir laufen die Tränen, weil ich irgendwie erleichtert bin.

    Liebe Coco,

    du und dein lieber Mann haben Schreckliches erlebt.

    Nein, so etwas sollte am Lebensende nicht passieren, du bist zu Recht aufgebracht!

    So viele schöne Jahr hast du mit deinem geliebten Mann verbracht, darüber kommt man nicht so einfach hinweg, der Schmerz ist furchtbar.

    Ich hatte mit meinem Mann auch fast 40 gemeinsame Jahre, fast mein ganzes Leben.

    Er war so selbstverständlich immer an meiner Seite, jetzt fehlt er mir unendlich, jeden Tag, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde.

    Wir müssen den langen Trauerweg Schritt für Schritt begehen, alle Unebenheiten, Höhen und Tiefen bewältigen

    und vielleicht irgenwann mit der Zeit neue Wege entdecken.


    Alles Liebe für dich

    Sabine

    Danke liebe Mausebär-Bine,

    ja der Schmerz ist unendlich groß und die Sehnsucht wird immer größer, weil man mit der Zeit immer mehr merkt, wo überall der geliebte Partner fehlt

    und dass alles, was man unternimmt, ohne ihn nicht mehr so schön wie früher ist.

    Alles in diesem Jahr erlebe ich zum ersten Mal ohne meinen Schatz.

    Ich gebe mir Mühe, halte meine Kontakte und pflege sie. Es gibt dabei schöne, na ja, eher nette Momente, aber mit ihm war es eben viel viel viel schöner!

    Die Gewissheit, dass es nie mehr so wird, ist niederschmetternd.

    Am liebsten würde ich alles, was mit meinem Jens so schön war, bis in alle Ewigkeit festhalten.

    Aber ich merke, ich muss mich wohl mit der Zeit davon trennen und neue Wege beschreiten.

    Kleine Schritte sind, dass ich mir neue Bettwäsche gekauft habe, in der mein Schatz noch nicht geschlafen hat,

    oder seinen geliebten Fernsehsessel ersetzt habe, der Blutflecke hatte.

    Auch von einigen Kleidungsstücken habe ich mich getrennt, sie sind an Freunde gegangen. So sind sie irgendwie immer noch in der Nähe.

    Meine Therapeutin sagt, ich bin auf einem guten Weg, obwohl es sich für mich furchtbar schwer anfühlt!

    Ich wünsche mir von Herzen, dass mein Jens und ich uns wiederfinden, wo immer wir nach dem Tod hingehen.

    Liebe Bettyna,

    ich habe gelesen:

    "Kein Abend mehr zu zweit" von Uta Schlegel-Holzmann

    "Das erste Trauerjahr" von Eva Terhorst

    "Alleine weiterleben" von Eva Terhorst

    "Das Jahr magischen Denkens" von Joan Didion

    "Von Witwen für Witwen" von Janette Robinson


    ...und noch einige andere Bücher.

    Aber diese hier empfand ich als am hilfreichsten, weil ich mich darin wiedergefunden habe.


    Ich beneide dich darum, dass du die Urne deines Mannes bei dir haben kannst. Bei uns war das leider nicht möglich.

    Ganz liebe Grüße und eine feste Umarmung

    Sabine

    Liebe Janin,

    es tut mir so leid, dass sich hier niemand meldet, der in deiner Nähe wohnen könnte.


    Vielleicht versuchst du es mal über Facebook? Da gibt es auch mehrere Trauergruppen.
    Eine recht große, wo fast jeden Tag neue Mitglieder dazukommen, ist diese hier: "Witwe/Witwer kommunizieren". Die hat im Moment über 1000 Mitglieder.

    Dort sind allerdings überwiegend Mitglieder im Alter 50 +

    Oder du probierst es in dieser Trauergruppe: https://www.verwitwet.de/baseportal/board/forum

    Das ist ein Trauerportal vor allem für jung Verwitwete mit kleinen Kindern, das trifft ja auf dich zu.

    Vielleicht fühlst du dich da gut aufgehoben und kannst Bekanntschaften schließen.


    Ich wohne leider zu weit entfernt, aber ich wünsche dir viel Glück bei der Suche nach Kontakten in deiner Nähe! <3

    Liebe Tigerlily, liebe Caroline,

    mir geht es zur Zeit auch so, dass ich vor mich hin lebe und darin keinen großen Sinn sehe.

    Ich habe meine Kinder, das ist schön, trotzdem fehlt mir ein Ziel.

    Die beiden sind erwachsen und leben ihr eigenes Leben, haben ihren Beruf, ihren Freundeskreis und eigene Ziele.

    Mein Leben war nach ihrem Auszug von zu Hause vor allem mit meinem Mann verknüpft. Wir steuerten auf die Rente zu, hatten so viele Pläne für den Ruhestand.

    Das alles existiert nicht mehr.

    Ich vermisse den innigen Austausch mit einer verwandten Seele so sehr, jemanden, mit dem man sich auch wortlos versteht. Mein Mann war dieser Seelenpartner.

    So jemanden zu finden, ist ein großes Glück, das findet man nur einmal im Leben.

    Alles andere ist nur der Versuch, sich von seinem Kummer abzulenken und die Tage ohne ihn zu überstehen.

    Gestern war ich zum Grillen eingeladen. Es war schön, aber die ganze Zeit wusste ich, wieviel schöner es mit meinem Mann an meiner Seite gewesen wäre.

    Ich kam abends in ein leeres Haus zurück, niemand da, mit dem man den Abend bei einem Gespräch ausklingen lassen kann.

    Wir hätten in der lauen Sommernacht noch ein bisschen auf der Terrasse gesessen, ein Glas Wein zusammengetrunken, geplaudert, vielleicht in Ruhe gelesen und einfach das Beisammensein genossen.

    Mein Mann hätte immer wieder in den Garten geschaut und gesagt, ach ist das schön...

    Wenn ich daran denke, bricht mein Herz jedes Mal wieder auf's neue.

    Der Schmerz hat sich in den letzten Monaten verändert, ist nicht mehr so beißend wie am Anfang.

    Aber er ist da und er ist schlimm, weil sich auch Resignation dazugesellt hat. Die Sehnsucht nach ihm ist eher stärker geworden.

    Ich krabbele wie eine Ameise einen Sandhaufen hinauf und immer, wenn ich eine gutes Stück geschafft habe, gibt der Sand nach und ich rutsche wieder nach unten ins Trauertal.

    Ich hoffe so sehr, dass es irgendwann besser wird.

    Es ist traurig und doch tröstlich, dass ich damit nicht alleine bin.

    Ich umarme euch ganz fest!

    Hallo ihr Lieben,

    ich habe schon eine Weile nicht mehr geschrieben, obwohl ich jede Woche hier reinschaue und mitlese.

    Es gibt gute, weniger gute und schlechte Tage.

    Nach außen hin funktioniere ich und vermittle einen gefassten Eindruck.

    Wenn ich außer Haus bin, im Büro, bei Freunden oder auf Spaziergängen, dann geht es mir tatsächlich einigermaßen gut, weil ich abgelenkt bin.

    Entsprechend oft flüchte ich von daheim.

    Aber sobald ich nach Hause komme, holt mich der Kummer ein.

    Alles hier erinnert mich an meinen Mann und die schlimmen Bilder vom Todestag sind ständig in meinem Kopf.

    Auf meiner Terrasse habe ich in diesem Jahr erst einmal gesessen, zusammen mit einer Freundin. So konnte ich es aushalten.

    Ansonsten meide ich sie, weil sie im Sommer der Lieblingsplatz meines Mannes war.

    Ohne ihn bedeutet sie mir nichts mehr. Ich muss mich regelrecht dazu zwingen, die Pflanzen zu versorgen.

    Früher habe ich leidenschaftlich gerne gegärtnert, mich über jede Blume gefreut, jetzt mache ich nur das Notwendigste in Haus und Garten.

    Alles ist nicht mehr Freude, nur noch Pflicht.

    Es ist hier so schrecklich leer ohne ihn.

    Manchmal befällt mich zu Hause eine schreckliche innere Unruhe, ich kann mich kaum irgendwo hinsetzen, mich auf nichts konzentrieren.

    Ständig springe ich auf, laufe durch die Zimmer und weiß nicht wohin mit mir.

    Wenn der Schmerz in mir so stark ist, dann muss ich die Hände auf meine Brust legen, weil ich meine, das mein Herz einfach zerspringt.

    Nie nie nie habe ich mir solch einen innerlich wühlenden Schmerz vorstellen können!

    Ich habe ledige Bekannte, die gut mit ihrem Leben zurechtkommen.

    Aber man kann das, was man nie hatte, nicht vermissen. Ich hatte alles, einen so lieben, herzensguten Mann, mit dem ich fast 40 Jahre lang alles geteilt habe.

    Und ich vermisse alles so entsetzlich, seinen großen Körper, der mir Sicherheit gab, seine feste Umarmung, seine liebe beruhigende Stimme, unsere Gespräche, seinen Gutenachtkuss, unsere gemeinsamen Erinnerungen und ja, auch seine Marotten, über die ich mich oft geärgert habe.

    Wir wussten uns zu nehmen, mit all unseren Fehlern. Und wenn wir gezankt haben, dann wussten wir dabei, dass es wieder gut wird mit uns, dass wir für immer zusammenbleiben.

    Ich würde ihn jederzeit, so wie er war, mit allem drum und dran, zurücknehmen. Ach, wenn es doch möglich wäre...

    Aber die Gewissheit, dass er nicht mehr zurückkommt, ist endgültig bei mir angekommen.

    Ich wusste es eigentlich schon lange, aber tief in meiner Seele hatte ich wohl die irrationale Hoffnung, dass sein Tod doch nicht endgültig ist.

    Jetzt habe ich das Gefühl, dass bleischwere Gewichte an mir hängen.

    Die Leichtigkeit des Seins, sie ist mir verlorengegangen.

    Oh Suace, deine Schilderung hat mir die Tränen in die Augen getrieben.

    Dein Mann ist durch die Krankheit schon lange vor seinem Tod von dir gegangen. Wie schwer muss das für dich zu ertragen gewesen sein...

    Und doch ist der Tod als Schlusspunkt ein einschneidendes Erlebnis, was zu einer Art Schock und Gefühlsstarre führen kann.

    Der Beton, den du jetzt in dir fühlst, wird irgendwann bröckeln. Wann, das geben dir dein Körper und deine Seele vor.

    Es wird passieren, wenn du dafür bereit bist, so dass du überleben und weiterleben kannst.

    Die Natur sorgt dafür, dass die Spezies Mensch überlebt, auch in Extremsituationen wie Verlust/Trauer.

    Ich wünsche dir ganz viel Kraft,seelische Stärke und viele liebe, hilfreiche Menschen für die bevorstehende Zeit.
    Schreibe dir alles von der Seele, wir verstehen dich!

    Liebe Grüße

    Sabine

    Liebe Still Crazy,

    ich lese immer gerne von dir, weil ich durch deine Schilderungen auch Hoffnung schöpfen kann.

    Ich freue mich über deine Verbundenheit mit H, auch wenn es, so wie jetzt, Momente gibt, wo du verwirrende Gefühle erlebst.

    Du hast einen verständnisvollen Partner gefunden, das ist wunderbar. So soll es sein.

    Alles Gute für euch beide!

    Liebe Lorenza,

    du hast deinen Mann beim Übergang begleiten können. Das war unendlich schwer und zermürbend.
    Aber es ist auch eine Gnade, die nicht jedem zuteil wird. Ich habe es bei meiner an Krebs erkrankten Mutter erlebt und bin 15 Jahre danach immer noch dankbar dafür, dass ich am Ende bei ihr sein konnte.

    Das du jetzt nicht zusammenbrichst, vielleicht sogar Erleichterung fühlst, ist ganz normal!
    Du hast viel durchgemacht, dein Körper und deine Seele haben Schutzmechanismen, die jetzt dafür sorgen, dass du überlebst.

    Auch ein Schock und eine gewisse Gefühlsarmut sind solche Schutzmechanismen.

    Denn das steht jedem bevor, der einen geliebten Menschen verliert, er muss irgendwie überleben.
    In jeder Sekunde sterben irgendwo auf dieser Erde Menschen, die trauernde Angehörige hinterlassen.

    Die Natur hat es so eingerichtet, dass man erst nach und nach die Endgültigkeit dieses Verlustes begreift, nämlich dann, wenn man es verkraften kann.

    Ansonsten wäre die Menschheit schon ausgestorben.

    Der Schmerz wird irgendwann kommen, wann, das ist bei jedem Menschen unterschiedlich.

    Alles bei dir ist so, wie es sein soll, also mach dir darum keine Gedanken, sondern tanke Kraft für später.

    Mein Mann ist unvorhersehbar und ganz plötzlich allein zuhause gestorben, als ich für 4 Stunden aus dem Haus war.

    Er ist wegen eines Blutverdünners verblutet, der Arzt sagte, auch wenn ich da gewesen wäre, hätte ich ihn nicht retten können, es ging zu schnell.

    Aber ich gräme mich noch heute, dass ich ihn nicht begleiten konnte. Ich stelle mir seine letzten Minuten vor, seine Angst und seine Einsamkeit in dieser Situation.

    Was gäbe ich dafür, wenn ich wenigstens seine Hand hätte halten können, seinen Kopf in meinen Schoß hätte betten können, ihm nochmal hätte sagen können, wie sehr ich ihn liebe.

    Du musst also kein schlechtes Gewissen haben, du hast alles getan was möglich war.

    Ich wünsche dir ganz viel Kraft für die bevorstehende Zeit, du findest hier immer jemanden, der dich versteht.

    Liebe Grüße

    Sabine

    Liebe Birgit,

    ein trauriges, aber herzliches Willkommen in unserer Mitte und mein tiefempfundenes Beileid zu deinem schweren Verlust. :30:
    Ich habe gerade gesehen, dass du auf deiner Pinnwand geschrieben hast. Magst du ein eigenes Thema eröffnen, damit alle deinen Beitrag finden?
    Falls du Hilfe dabei brauchst, hier ist immer jemand, der dir zur Seite steht und dir dabei hilft.

    Auch dir wünsche ich ganz viel Kraft für diese Zeit!

    Liebe Grüße
    Sabine

    Liebe Maike, dieses extreme Schmerzgefühl, die eng zugeschnürte Kehle, die Atemnot, die Verkrampfung des Herzens, ja, die habe ich auch immer noch.
    In den ersten Wochen hatte ich sie ständig, jetzt habe ich sie in Abständen. Dazwischen liegen Erholungspausen und diese werden mit der Zeit länger.


    Liebe weisse Rosen, ich glaube, man bemerkt die Schar der Trauernden kaum, weil sie in der Öffentlichkeit nicht auffallen.

    Fast niemand weint nach der Beerdigung in der Öffentlichkeit. Der Kummer wird zu Hause versteckt.

    Auch bei Bekannten reißt man sich zusammen, gaukelt innere Stärke vor, weil das Verständnis von Nichtbetroffenen mit der Zeit fragiler wird.

    Man fürchtet, unangenehm aufzufallen.

    Es ist ja tatsächlich so, dass der, dem es noch nicht widerfahren ist, diesen Schmerz nicht nachvollziehen kann.