lieber Reǹe,
schon zweimal habe ich deinen Beitrag als ich nicht online war gelesen....
Die Alkohoholkrankheit deines Vaters hat dein und das ganze Leben eurer Familie sehr geprägt...
Ja, es ist eine Krankheit und eine Sucht die nur durch strikten NICHT Alkoholkonsum "geheilt " werden kann...
Das erfordert eine sehr, sehr, sehr grosse Kraft von dem Menschen der daran JA, ERKRANKT iat.
Nicht jeder hat sie . Das ist in dem Sinne nicht verwerflich wenn dieser Erkrankte alleine lebt.
Das hat dein Vater nicht . Er lebte mit euch KINDERN und seiner FRAU...
Aus deinem TRAUERTEXT , ja DU TRAUERST 
lese ich heraus das ihr vermutlich geschlagen wurdet und deine Mama vermutlich noch vor kurzem
Er war in den letzten Monaten meiner Mutter gegenüber sehr unfair, wir haben teilweise sogar gehofft, dass er endlich geht, es ihm aufgrund einiger Dinge sogar gewünscht.
ja, und dann kam doch der Tod !!!! und veränderte ALLES...
Auch wenn er mich als Kind geschlagen hat, der Grund für meine Depressionen (wegen welchen ich noch immer in Behandlung bin)...er fehlt mir, als hätte es die schlechten Dinge nie gegeben.
Ich hatte noch "Glück", dass Sie ihn trotz Patientenverfügung reanimert haben (wussten die Rettungssanitäter nichts von, meine Mutter ging ja auch nicht davon aus, dass sowas plötzlich passiert). Der nächste Anruf war dann, dass ich mich bitte verabschieden kommen soll..es waren die schwersten 250 KM, die ich im Auto saß.
Es ist keine Floskel , sondern eine SEHR weit verbreitete Moralvorstellung das man NICHTS schlechtes oder schreiben wir ein mal Negatives ueber einen Verstorbenen schreibt. ABSOLUT NICHT !
und JA
auch meinerm Gefuehl nach hat JEDER MENSCH auch etwas GUTES in sich...
Es "erwacht" und "wächst" nur nicht immer.
Das war bei deinem Vater wohl so...
Wie bei ganz, ganz vielen Menschen. In Deutschland und in vielen Ländern wird die Alkoholsucht ja auch legitimiert weil man Alkohol , auch starken, ueberall kaufen kann.
Oft wird man auch aggressiv gefragt wenn man auf einem Fest kein Alkohol trinkt....
In dieser Welt musste dein Vater mit seiner Alkoholsucht leben ..
Tag fuer Tag, Monat fuer Monat , Jahr fuer Jahr...
Das hat er NICHT geschafft....
Das ist auch absolut schwer !
Kurz nachdem Sie dort hoch sind, fing die Trinkerei allerdings wieder an, und das in einem sehr ungesunden Ausmaß. Das Verhältnis zu ihm wurde trotzdem besser (auch wenn ich, meine Schwestern und die Enkelkinder ihm immer wieder sagten, er solle aufhören zu trinken und er sich davon nichts angenommen hat), wir telefonierten regelmäßig, teilweise sogar über eine Stunde lang. Früher waren uns beiden selbst Gespräche, die länger als 5 Minuten dauerten, unangenehm und wir haben Sie vermieden.
Natuerlich ist es nur mein Gefuehl.
DU konntest weitaus besser mit ihm "klar kommen" weil es eine räumliche Distanz gab und selbst Telefongespräche sind etwas völlig anderes als sich gegenueber zu sitzen , den Menschen MIT allen Sinnen WAHRZUNEHMEN...
ein räumlicher Abstand bleibt trotz allem eine DISTANZIERUNG !
und DISTANZIERUNG erzeugt auch leider häufiger die grösstenteils voruebergende "Gefuehlslosigkeit".
UND DANN NOCH !!!
NUR 3 MONATE !!! später stirbt EIGENTLICH dein GEFUEHLSPAPA 



was er ja war DEIN PAPA und natuerlich rein genetisch dein Opa war...
Ich war wie ein Sohn für ihn (er hat seinen 3 Tage nach der Geburt verloren), er für mich immer wie ein Vater, den ich damals nicht so wertgeschätzt habe wie diesen Mann. Für mich ist schon eine Welt zusammengebrochen, als er die Krebsdiagnose bekommen hat. Das letzte Jahr war hart für ihn..mehrere Schlaganfälle, Epilepsie, er hat seinen geliebten Schrebergarten aufgeben müssen (was ihm auch das Herz gebrochen hat). Wir waren 2 Tage vor seinem Tod noch bei ihm, es ging ihm bestens, er war auf dem Weg der Besserung, nachdem er gerade aus einer Reha-Maßnahme kam...
Das war ZU VIEL !!!! Absolut ZU VIEL !!!
Es ist kein Vergleich doch ich habe eine etwas ähnliche Erfahrung gemacht ...
Mein geliebter Papa starb leider 22 TAGE !!! VOR meinem geliebten Lebensgefährten !!! Nur 22 Tage die eh auch ein Chaos der Gefuehle waren...
Es gibt keinen "goldenen Weg"
LEIDER ...
Wie schafft ihr es, die Gedanken abzustellen, die Leere in euren Herzen zu füllen?
der MENSCH DENKT... Nein , ich schreibe zwar den Spruch weiter "und Gott lenkt"... Fuehle ihn aber nicht so in dem ueblichen Sinne.
Es gibt fuer mich eine sehr , sehr göttliche ENERGIE, doch nicht als "Wesenheit"...
Ebenso ist es mit der "LEERE des HERZENS" die du ansprichst...
LEERE gibt es in dem Sinne auch nicht fuer mich. ..
Wenn ich es ueberhaupt beschreiben kann ist die gefuehlte beschriebene "Leere" voller gestaltloser , nicht fassbarer Energie...
Wir muessen sie "nur " erwecken"...
Das ist ein langer Weg in der Trauer...
Wir alle sind , AUCH DU 
völlig aus der "Bahn geworfen worden" und lernen bildhaft beschrieben wie Babys das zuerst krabbeln, dann unsicher laufen, dann richtig laufen, auch davonrennen , hinfallen, wieder aufstehen, Wunden versorgen, die Heilung sehen , die NARBEN dann ein Leben lang betrachten muessen oder ab und zu "verstecken " unter der Kleidung ...
den TOD wegessen
den TOD wegtrinken wollen UND DOCH es NICHT schaffen wie bei dir

Liebe /r Rène 
gerade fällt mir auch ein das Rène auch ein weiblicher Vorname ist...
es ist völlig ernst geschrieben... schreibe unbedingt weiter
und ja , ich wage dir gleich einmal eine EMPFEHLUNG , KEIN RatSCHLAG zu schreiben.
Unbedingt mit dem Alkohol aufhören zumal du eine wohl anerkannte Depression hast .
Bekommst du Medikamente dafuer? Dann ist zusätzlicher Alkoholkonsum noch negativer...
Schreibe weiter "hier bei uns" , gehe , wenn möglich in Therapie, vielleicht kann auch die AA hilfreich fuer dich sein... Ein Trauercafe?
Ich danke dir SEHR fuer deine Offenheit und das TELEN deines TRAUERLEBENS MIT UNS

Es hilft DIR und uUNS eine Verbindung aufzubauen .

das GLAUBT
Sverja