Beiträge von Markiin

    Lieber Matthias, liebe Tereschkowa,


    falls ich eine Grenze mit der Frage überschritten habe, tut es mir leid! Ich wollte niemanden auf die Füße steigen, sondern es verstehen. Daher habe ich ausdrücklich davon geschrieben, dass das MEINE Wahrnehmung ist.


    "Woran denkst Du, wenn Du Dir vornimmst NICHT an blaue Elefanten zu denken?" ... Genau.

    Mir helfen dabei Stopp- und Loslassgedanken aus der Depressionstherapie. Das praktiziere ich nun seit 4 Jahren und inzwischen klappt das richtig gut.


    Eigentlich hätte ich noch eine Frage dazu gehabt, aber die verkneife ich mir lieber, bevor sie wieder als grenzverletzend angesehen werden kann.


    Viele Grüße

    Markiin

    Liebe Helga, ja, das von der Seele schreiben hilft wirklich.


    Und auch das Lesen der anderen Beiträge. Ich weiß nicht warum wir Menschen so ticken, dass uns das Leid der anderen uns unser eigenes Leid leichter ertragen lässt. (Ich bemühe absichtlich nicht das Sprichwort, weil ich nicht unterschreiben möchte, ob es wirklich ein halbes Leid ist.)


    Heute war ich lange spazieren. Die Sonne schien so schön. Das habe ich wirklich sehr lange nicht mehr gemacht. Und anschließend bin ich auch mal wieder einem Hobby nach gegangen. Auch wenn es mich immer sehr schmerzt, weil wir es gemeinsam gemacht hatten.


    Wisst ihr, was ich nicht so ganz verstehe? Warum fühle ich mich manchmal, als müsste ich eigentlich am Boden liegen und vor Schmerzen schreien, aber ich stehe da und weine nicht einmal. Habe ich vielleicht Angst, mich in der Trauer zu verlieren? Geht sowas überhaupt?


    Also ich nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht. Ich weine viel und laut. Aber manchmal gibt es auch diese Momente, in denen ich mich über mich wundere.


    Liebe Grüße

    Markiin

    Lieber Matthias,


    auch ich habe das tote Gesicht meines Mannes gesehen. Denn obwohl er im Bett "eingeschlafen" ist, war es kein besonders schöner Anblick. Aber ich rufe mir diesen Anblick nicht jeden Tag auf's neue ins Bewusstsein. Da denke ich lieber an sein lächelndes Gesicht oder wie er mich immer liebevoll angesehen hat.


    Warum denkst du so intensiv an ihr totes Gesicht?


    Es fühlt sich für mich so an, als wolltest du dir deine Seele an den "Scherben" extra blutig schneiden, als Buse oder vielleicht weil du glaubst, es nicht anders verdient zu haben? Aber das ist nur meine Wahrnehmung.


    Lieben Gruß

    Markiin


    PS: Ich schreibe hier, obwohl du das in zwei anderen Threads mit den Bildern geschrieben hast.

    Liebe Bine, liebe Maike,


    erst gerade eben hatte ich wieder so ein Gefühl der Hilflosigkeit und Überforderung. Bei mir sind es eher so allgemeine Dinge, die mich gerade sprüren lassen, dass ich meinen Schnuffi nicht an meiner Seite habe. Bereits vor seiner Krankheit, war ich schnell überfordert (Habe/hatte vermutlich ein berufsbedingtes chronisches Erschöpfungssyndrom) und er hat mir dann geholfen. Jetzt muss ich das alles ganz alleine erledigen.


    Eben war es: Zählerstände ablesen und melden. Habe ich mich nicht verlesen oder vertippt, habe ich alles richtig übertragen? Keiner da, der noch einen Blick darauf wirft.


    Ich weine mit euch.


    LG

    Markiin

    In vielen eurer Beiträge erkenne ich unsere Geschichte wieder.

    • Auch mein Mann wollte nicht gehen, sorgte sich, was aus mir alleine werden wird. Das zerbrach mir immer das Herz, wenn er das sagte.
    • Auch er war der bessere Verdiener, und es war sofort klar, dass ich das gemietete Haus alleine nicht behalten kann. (Kämpfe gerade damit, mir trotz innerer imenser Widerstände eine Wohnung zu suchen. Verzweifle fast, weil mein Budget inzwischen gefühlt nur noch für einen Schuhkarton reicht. Aber ich kann meinen Hausstand noch nicht verkleinern, möchte alles mitnehmen; notfalls einlagern.)
    • Auch wir hatten Pläne. Er hatte noch studiert, wir konnten uns lange nicht viel leisten. Am 1.11. wäre er nun zwei Jahre bei seiner Firma als Softwareentwickler gewesen und hätte eine gute Gehaltserhöhung bekommen. Nächstes Jahr wäre er dann außertariflich bezahlt worden. Wir wollten uns ein Haus zulegen und endlich mal in den Urlaub fahren.
    • Auch wir wollten gemeinsam alt werden. Dazu fällt mir eine Begebenheit ein, die das unterstreicht, aber gleichzeitig erschütternd ist: Als wir letztes Jahr hier gerade eingezogen waren, meinte mein Mann im Juli flapsig zu Freunden, dass der nächste Umzug zum Friedhof stattfinden wird. (Solche Sprüche machten mir nie was aus. Ich bin nicht abergläubisch, aber mir fuhr dieser Spruch damals regelrecht durch Mark und Bein und ich schimpfte mit ihm, dass man sowas nicht sagt. Während des Jahres in dem Haus haben, wir dann gemerkt, dass wir ein eigenes wollen.)

    Besonders betroffen hat mich gestern die Geschichte von Kohlrabenschwarz gemacht! Ich hatte immer Horrorvisionen davon, dass ich mal vom Einkaufen zurückkommen und meinen Mann in seinem Blut finden werde ... und du, liebe Bine, musstest das auch noch erleben! Wir grausam und brutal ist das denn? ;(


    Ist es denn normal, dass ich mich sehr oft immer noch wie ein sehr schwer verletztes Tier fühle, dass unter Schock steht? Immer wenn ich mir voll bewusst werde, wie grausam uns das Leben mitgespielt hat und wie endgültig mein Verlust in allen Bereichen ist, der Schmerz darüber nicht mehr auszuhalten ist. Schock.

    Dann schleppe ich mich ins Bett und weine.


    Dabei empfand ich keinen Schock, als mein Mann eingeschlafen ist. Die Erleichterung darüber, dass er nicht mehr weiterleiden muss, hat das wohl alles überlagert. Dieses Gefühl konnte ich einige Tage aufrecht halten.


    Auch wenn ich einkaufen muss, merke ich, dass ich in einen Schockzustand gerate. Aber unter Menschen weine ich nicht wirklich, merke nur, dass meine Atmung flach wird bis ich fast hyperventiliere. Durchatmen! Aber dann fangen meine Beine an, weich zu werden, mir wird schlecht. Ich muss hier raus!


    Zuerst dachte ich, es liegt an "unserem" Supermarkt. Also habe ich einen anderen besucht, der erst ganz neu in der Nähe eröffnet hat. Doch auch da bekam ich einen "Anfall". Es liegt wohl daran, dass das Einkaufen während seiner Krankheit so schwierig war. Mein Schnuffi konnte nicht mehr alles essen, auch von den Mengen her, hatte Geschmacksveränderungen, sodass ihm vieles gar nicht mehr schmeckte. Es war so schwer, etwas zu finden, wovon er etwas hatte. (Jetzt denkt bitte nicht, dass er rumgenörgelt hätte! Er hat es mir ganz lieb gesagt, sich dabei entschuldigt. Oft war er den Tränen nahe, hat aber versucht, es vor mir zu verbergen.)


    So, das ist erstmal wieder genug und mehr als ich gedacht hatte. Bin schon wieder müde. Hier scheint die Sonne, das hilft mir.


    Kommt alle gute durch den Tag! :24:

    Hallo zusammen,


    in den letzten Stunden, habe ich hier schon über einige Schicksale gelesen. Bevor ich heute anfing hier zu lesen, ging es mir richtig schlecht, musste ständig weinen und dachte schon, nun wirklich gar keine Kraft mehr zu haben. Wollte eigentlich nur noch im Bett bleiben, und meine Ruhe haben. Inzwischen, obwohl die Geschichten alle sehr traurig sind und mich auch sehr bewegt haben, habe ich eine Ruhe in mir, wie ich sie schon lange nicht mehr spüren konnte.


    Aber eigentlich bin ich hier, weil heute "unser Tag" ist, und ich es mir von der Seele schreiben wollte, bevor mich der Schmerz wieder vereinnahmt.


    Weihnachten war immer von seiner Familie, hauptsächlich von seiner Oma, die ausgerechnet am 24.12. Geburtstag hat, reserviert. Das war uns eigentlich immer viel zu turbulent. Daher haben wir Sylvester zu unserem Tag gemacht und fast immer zu zweit verbracht. Haben Raclette nach Schweizer Art gegessen, und dann nur das gemacht, worauf wir Lust hatten. Es war zwar Sylvester, aber wir mochten selbst keine Raketen abschießen oder Böller zünden.


    Noch 20 Minuten bis zum Feuerwerk. Vermutlich werde ich mir da die Augen wieder ausweinen, wie jeden Tag in den letzten Wochen.


    Morgen früh um 9:45 Uhr werden es fünf Wochen sein, dass mein geliebter Mann mit gerade mal 31 Jahren einschlafen durfte. Im August wurde bei ihm ein sehr aggressiver Mischkrebs an Leber und den Gallenwegen festgestellt. Leider war da bereits alles zu spät. Eine geplante Chemo konnten wir nicht beginnen, weil die Leberwerte zu schlecht wurden. Dann wurde noch eine Immuntherapie versucht, die uns viel Hoffnung gegeben hat, denn wenn sie anschlägt, ist selbst eine Heilung nicht unmöglich. Und die erste Infussion hat auch gut angeschlagen, aber auf die 2. und 3. hat mein Mann leider sofort allergisch reagiert. Die Behandlung wurde dann abgegebrochen. "Nur wenige Wochen bis Monate..."


    Die letzten drei Wochen seines Lebens verbrachten wir gemeinsam auf der Palliativstation. Tag und Nacht war ich für ihn da. Es war brutal, aber sehr intensiv. Ich konnte ihm noch ein paar schöne Momente bereiten. Seinen Rücken massieren, wenn seine Haut durch das Bilirubin zu jucken begann. Seine Füße massieren, die von Wassereinlagerungen aufgeschwollen waren. Einfach für ihn dasein, wenn er etwas brauchte.


    Gerade merke ich, dass ich nicht mehr weitererzählen kann, es auf später verschieben muss.


    Liebe Grüße

    Markiin

    Liebe Bine,


    ich weine wieder mit dir. Hier hat es aber leider keine Privaten Nachrichten...


    Bin gerade auch dabei, meine Geschichte aufzuschreiben. Aber schon seit Stunden und so langsam glaube ich, dass ich es in diesem Jahr nicht mehr gebacken bekomme. Heute bin ich mit den Worten irgendwie sehr wählersich. Keine Ahnung.


    Fühl dich gedrückt!

    Markiin