Liebe Isabel,
ja, ich werde es annehmen.
Es kostet nur im Moment eine so wahnsinnige Anstrengung aufzustehen! Fühle mich müde und erschöpft, obwohl ich viel schlafe. Schaffe kaum was einzupacken. Merke, dass ich wieder in einen Schockzustand gefallen bin. Mein Herz klopft und meine Hände zittern. Dieser Schock ist tiefer als der letzte in der vergangenen Woche.
Und doch kann ich mir vorstellen, woher das kommt. Mit Bekanntwerden der Krankheit meines Mannes habe ich auf "Funktionsmodus" umgeschalten. Mein Mann hat versucht, seine Todesdiagnose zu ignorieren und ich habe ihn dabei natürlich unterstützt. Habe versucht, so normal wie möglich mit ihm umzugehen, nicht zu weinen und nur das nötigste bezüglich der Krankheit oder seines Todes anzusprechen.
Welches Recht hätte ich denn gehabt, meinem sterbenden Mann diesen Wunsch nicht zu erfüllen?
Meine Schutzmechanismen, die ich da über Monate bewusst angelegt hatte, bauen sich wohl langsamer ab, als ich dachte. Ich dachte, wenn ich nicht mehr funktionieren muss, spätestens nach der Beerdigung, würde das alles hervor brechen. Aber inzwischen weiß ich, dass das unser Körper verhindert und nur dosiert rauslässt, damit das eigene Überleben sichergestellt ist.
Vielleicht ist es aber auch nur der Umstand, hier aus unserem Heim ausziehen zu müssen, der mir so nahe geht? Nein, er geht mir nicht nahe, er macht mir eine Heidenangst! Meine letzte Zuflucht wird fallen und ich fühle mich bedroht.