Beiträge von Alika168

    Liebe Kerstin,

    das ist tatsächlich ein seltsamer "Zufall"! Wer weiß, vielleicht sind unsere Mütter eine Gemeinschaft, die auch uns als Gemeinschaft zusammen bringen wollen, damit wir gemeinsam uns erinnern können, gemeinsam versuchen, stark zu sein, gemeinsam durch diesen traurigen Prozess gehen können.


    Vielen Dank für deine Neujahrs-Wünsche! Auch dir ein gesundes und hoffnungsvolles, erträglicheres neues Jahr und alles, alles Liebe! <3

    Na das mit der Wäsche kenne ich jetzt auch nicht okay.

    Hmmm ja gut von wann bis wann gilt denn das genau gibt's da ein Datum?

    Würde mich interessieren.

    Liebe Linchen,


    das ist eine gute Frage! Ich glaube, im Beitrag wurde die Zeit zwischen Weihnachten bis zum 06. Januar genannt. Aber ich habe auch keine Ahnung, woher dieser Brauch/Aberglaube stammt. Ob er christliche Wurzeln hat oder andere.... Ich werde es mal recherchieren und bei Erfolg hier rückmelden! ;-)


    Danke auch für deine lieben Worte... stimmt, wir gestatten uns viel zu selten, auch mal wütend zu sein.

    Total schön, dass du nun die Blumen-Leidenschaft deiner Mama übernommen hast! Blumen sind was tolles. Sie zeigen die perfekte Schönheit der Natur und auch, wie aus Verlorenem etwas Schönes wachsen kann...

    In diesem Sinne :30:

    Liebe Linchen,


    an den Feiertagen habe ich oft an dich gedacht und gehofft, dass du diese Tage einigermaßen gut überstehst!


    Du kannst stolz auf dich sein. Du hast sowohl ein bisschen Tradition aufrecht erhalten als auch deinem Schmerz Freiraum gegeben. Das ist wichtig. Habe auch ich an Heiligabend gemerkt, den ich ausschließlich weinend verbracht habe. Aber jede einzelne Träne war heilsam.


    Wie wird dein Jahreswechsel aussehen? Ich selbst habe mit Silvester nicht besonders viel "am Hut". Da ich Feuerwerk noch nie ausstehen konnte und meine Mama genau so wenig, hatten wir tatsächlich auch nie selbst "gebölltert". Uns reichte die Angst unserer Samtpfoten durch die Knallerei unserer Nachbarn. Insofern hoffe ich, dass es dieses Jahr wegen Corona ein wenig ruhiger wird und ich nicht stundenlang meine arme Scarly beruhigen muss (die als Epilektikerin ohnehin schwer mit Aufregung klar kommt!). Ansonsten haben wir Silvester immer so verbracht, wie uns gerade danach war. Wichtig war eigentlich immer gute Musik und Spaß. Mama und ich haben auch gerne Raclette gemacht. Und unglaublich viel gequatscht. Über die vergangenen 12 Monate, über ihre Karpfen-Rettungsaktion als sie in den Zwanzigern war (meine Mama, damals wie gesagt Mitte Zwanzig, war mit ihrem damaligen Ehemann einkaufen. Sie sind an einem Fischhändler vorbei gelaufen, der lebende Fische verkaufte. Als er zu einem seiner Kunden sagte: "Suchen Sie sich einen aus, ich schlag ihm dann den Kopf ab!" und dieser auf einen Karpfen zeigte, schrie meine Mama entsetzt auf, beschimpfte den Kunden und den Verkäufer und kaufte den Karpfen. nachdem ihr Mann sie dann schleunigst aus der Schusslinie gebracht hatte, verbrachte besagter Karpfen die nächsten Tage in der heimischen Badewanne. ^^ Ich liebe diese Geschichte und meine Mama musste sie immer wieder erzählen! Dir hat sie jetzt hoffentlich auch ein Schmunzeln auf die Lippen gezaubert :-) )


    Tja, wie gesagt: mal sehen. Hauptsache Scarly und ich sind zusammen. Hauptsache, das neue Jahr wird besser als 2020. An Neujahr werde ich dann unsere Familientradition weiterführen und das Neujahrskonzert der Wiener Philarmoniker schauen. Und später dann das Neujahrskonzert aus Venedig, das es, glaube ich, erst 2005 traditionell gibt und das meine Mama und ich in den letzten Jahren ebenfalls mit Freude geschaut haben.

    Du siehst: ich sorge regelmäßig dafür, dass meine Tränenproduktion nicht versiegt.... ähem...


    Komm gut ins neue Jahr, liebe Linchen! Alles Gute für 2021! :24:

    Ihr Lieben,


    vielen Dank für eure warmen, aufrichtigen und verständnisvollen Worte! Über die Weihnachtstage habe ich oft an euch gedacht, mich gefragt, wie es euch wohl ergeht und ob ihr einigermaßen gut klar kommt.

    Ich hoffe, dass dem so war?!


    Bei mir war es tatsächlich ok. Den Heiligabend selbst habe ich ausschließlich geweint. Ich habe "Ave Maria" in Endlosschleife gehört und bin irgendwann zu Disney-Filme übergegangen: zum "König der Löwen". Keine Ahnung, warum ich ausgerechnet zu diesen Filmen gegriffen habe. Vielleicht, weil sie mich in meiner Kindheit so stark geprägt haben und ich selbst noch als Erwachsene in den letzten Jahr oft mit meiner Mama in unsere Lieblings-Disneys geschaut haben.

    So oder so, war es eine gute Entscheidung gewesen. Einfach Weinen, einfach dem Schmerz Raum geben. Plötzlich kamen so viele Erinnerungen hoch, so wunderschöne Erinnerungen. Und dann hatte ich nicht mehr das Gefühl, alleine zu sein. Einmal war ich fest davon überzeugt, dass sie zu mir gesprochen hat - aber leider weiß ich nicht mehr, was sie gesagt hatte. Der Schock saß mir total in den Knochen. Aber ich hatte deutlich ihre Stimme vernommen, nur eben nicht genau, was sie gesagt hat.

    Verrückt, oder?

    Die übrigen Tage habe ich mit Büchern und Malen verbracht, meine treue Scarly verlässlich im Schlepptau. Nun geht dieses entsetzliche Jahr endlich zu Ende...


    Es gibt einen Brauch in meiner Familie: zwischen den Jahren darf nicht gewaschen werden, sonst stirbt jemand. Ich wusste nie, woher dieser Brauch kam und gestern hörte ich durch Zufall einen Beitrag, der diesen Brauch erklärte. Er hängt mit den Rauhnächten zusammen, die genau in dieser Zeit stattfinden und die "Tür" zwischen Diesseits und Jenseits öffnet. Doch es können nicht nur unsere verstorbenen Lieben zu uns, sondern es kommen auch die wilden Reiter. Wer zwischen den Jahren Wäsche aufgehängt hat, dem stehlen diese Reiter die Wäsche und bringen sie im neuen Jahr zurück. Dann allerdings als Leichentuch.


    Im Jahr 2019 habe ich diesen Brauch vollkommen verwechselt. Ich hatte gedacht, man dürfe auf keinen Fall mit schmutziger Wäsche ins neue jahr und darum unbedingt zwischen Weihnachten und Neujahr waschen. Völlig stolz kam ich am 31.12.2019 zu meiner Mama und sagte: "So, ich habe alles gewaschen, kein einziges schmutziges Wäschestück ist mehr übrig!" Meine Mama wurde ganz blass und klärte mich auf. Panik überkam mich. Dann sagte sie: "Ach, das sind alte Bräuche und Traditionen, deswegen stirbt doch keiner!"

    Man mag jetzt denken und glauben, was und woran man will. Aber dieses schreckliche Gefühl bleibt. Ich habe gewaschen. Zwei Monate später war meine Mama tot. Es ist etwas, das sich nur noch auf die Liste der Vorwürfe, die ich mir selbst mache, oben drauf kommt. Auch wenn ich mir sage: wie viele Menschen waschen zwischen den Jahren, ohne von diesem Glauben zu wissen und niemand in ihrem Umfeld stirbt?!, krümmt sich mein Herz zusammen.


    Kennt ihr diesen Brauch? Oder gibt es ähnliche Traditionen bei euch? Meine Mama war nicht konservativ, gar nicht, aber ihr lagen Traditionen am Herzen. Das hat sie mir weitergegeben. Vielleicht war dies mit ein Grund, warum ich schließlich Kulturwissenschaften studierte. Wer weiß.

    Heute habe ich eine Nähmaschine abgeholt, die ich über ebay erstanden habe. Es ist ein langer Wunsch von mir, nähen zu lernen. Und dieses Können liegt eigentlich tatsächlich in meiner Familie: Meine Ur-Großeltern hatten eine Textilfabrik, meine Mama ist quasi auf der Nähmaschine aufgewachsen und hatte deswegen eine Aversion gegen Nähen, obwohl ihr Bezug zu Textilien und Mode immer im Hintergrund geblieben war (nicht beruflich, aber eben in Form von privatem Interesse). Aber so kam es, dass ich nicht einmal richtig einen Knopf annähen kann. Und plötzlich wollte ich unbedingt diese nähmaschine, war so froh, dass jemand in meinem WOhnort eine günstig abzugeben hat. Und als ich heute Nachmittag diese Maschine ausprobierte, hatte ich plötzlich das Gefühl, meine gesamte Familie wäre um mich. Das war unglaublich schön. Ich habe meine Oma nie kennen gelernt, sie starb ja ein Jahr vor meiner Geburt. Laut meiner Mama bin ich ihr jedoch extrem ähnlich. Und durch die vielen Erzählungen meiner Mama, hatte ich immer ein sehr enges Gefühl zu ihr. Zu ihr, aber auch zu meiner Ur-Großmutter. Meine Gebete gingen immer zu meiner Familie mütterlichseits, von der ich felsenfest überzeugt war, dass sie ihre schützende Hand über mich hielt. Am 12.02. dieses Jahres schaute ich in den Himmel und sagte: "Oma, bitte: du hattest sie länger als ich. Bitte, bitte nimm sie mir nicht weg!" Doch meine Mama starb am 13.02., auf den Tag genau 30 Jahre nach meiner Oma. Und was tat ich, als ich nachhause kam? Genau: ich schaute zu dem Foto meiner Oma und sagte wutentbrannt: "Warum? Warum hast du das getan?!"

    Seitdem habe ich nie wieder mit meiner "Oma" gesprochen. Ihr Bild im Wohnzimmer habe ich auf die Seite gehängt, der ich mit dem Rücken zugewandt sitze. Tatsächlich habe ich seit diesem Tag nie mehr ihre Anwesenheit gespürt. Das wollte ich auch nicht. Ich war zu wütend.

    Und dann heute das. Dieses Gefühl, dass in meinem kleinen Büro (zuhause natürlich) nicht nur ich bin, die mit der Nähmaschine herumprobiert, sondern auch meine Mama und ihre Mama. Dass sie mir schmunzelnd zuschauen, wie ich die alte Familien-Kompetenz wieder aufleben lasse, dass sie sich darüber freuen. Dieses Gefühl war so stark, dass sogar mein Verstand sich zurückgezogen hat und sich weigerte, nicht daran zu glauben.

    Es sind die Frauen meiner Familie, an die ich oft denke, wenn ich am liebsten aufgeben möchte. Meine Ur-Oma, meine Oma, meine Mama. Alle drei hatten ihre Schicksalsschläge, alle drei waren so unfassbar starke Kämpfernaturen. Ich war immer stolz auf meine Familie. Und dieser Stolz lässt mich auch weiterkämpfen. Denn ich möchte nicht diejenige sein, die diese Konstante unserer Familie plötzlich unterbricht und schwächelt.


    So, da habe ich jetzt aber wirklich einfach von der Seele geschrieben! ^^ Danke für alle, die es sich tatsächlich durchgelesen haben ;)


    Ich wünsche euch allen von ganzem Herzen das Beste für 2021! Kommt gut rüber und denkt dran: wir haben alle unseren eigenen, ganz persönlichen Schutzengel <3:30:

    Ich nenne es nun : Heimweh nach Mutti.

    Und irgendwann dürfen wir auch nach Hause gehn und bis

    dahin begleiten sie uns auf ihre neue Art.

    Das ist wirklich eine sehr schöne Beschreibung! Ja, liebe Kornblume, du und deine Gedichte, deine tröstenden Worte, deine Gedanken... du bist wahrlich ein großer Schatz hier!

    Musste mal gesagt werden. Ist ja auch schließlich bald Weihnachten. ;)


    Liebe Linchen,


    ich bewundere dich, dass du den Baum schmücken konntest! Tatsächlich waren für mich auch die vielen Erinnerungen, die ich mit jedem einzelnen Stück verbinde, ein Haupt-Hinderungsgrund. Auch meine Mama war kreativ und hat zum Beispiel Engel gebastelt, die auf den Tannenzweigen saßen, das Adventsgesteck bereichert haben...

    Sie hatte zum Beispiel auch ein kleines Assemble gekauft: ein Engel am Flügel auf einem Stern. Das ganze ist ein Kerzenhalter, der Kerzen in Form der Baumkerzen trägt. Weiß-gold. Sie hatte das kurz nach dem Tod ihrer Mutter gekauft, weil sie Klavier spielte und dieser Engel sie an ihre Mutter erinnert hatte. Da ich ein Jahr nach dem Tod meiner Oma geboren bin, kenne ich auch keine Adventszeit ohne dieses Engel-Kerzen-Gesteck. Es ist total seltsam, diese Kerze nicht zu sehen. Nicht zu den Drogerien zu laufen und einen Riesen-Vorrat für diese Baumkerzen zu kaufen, sich zu ärgern, wenn es nicht die Farbe gibt, die man wollte, und deswegen von Drogerie zu Drogerie hüpfen zu müssen.

    Es ist schon seltsam, wie viele Erinnerungen plötzlich hochploppen. Und vor allem, welche Erinnerungen das sind. Und wie wir merken, welche Dinge uns so besonders fehlen. wie zum Beispiel bei mir diese Engel-Kerze. Obwohl sie ja eigentlich für meine Oma war. Und trotzdem verknüpfe ich sie ganz eng mit meiner Mama.

    Meine Mama, die nun auch ein Engel ist. Mein Schutzengel.


    So wie deine Mama auch. Du bildest dir ihre Gegenwart nicht ein. Auch bei mir fing das irgendwann an. Zuerst war es vor allem, wenn ich weinen musste. Dann "klickte" ein Teelichthalter, den ich für sie gekauft hatte, als sie im Krankenhaus war und den sie nie sehen durfte... in Form einer Rosenblüte. Er klickte, obwohl es keinen rationalen oder physikalischen Grund dafür gibt. Oder die Lampe fängt an, sich leicht zu bewegen, obwohl sie keinen Grund dafür hat. Und irgendwann fing es an, dass ich das Gefühl hatte, eine Hand auf meiner Schulter oder meiner Wange zu spüren. Zu spüren, dass sie da ist.

    Vielleicht ist das alles Einbildung, mag sein. Ich glaube das nicht, ich möchte das nicht glauben. Wenn sie merken, dass wir ohne sie nicht sein können, ihren Schutz, ihre Liebe und ihre Gesellschaft brauchen, dann kommen sie zu uns. Und obwohl ich meine Mama lieber "real" wieder bei mir hätte, bin ich unsagbar dankbar, dass sie nach wie vor bei mir ist.


    Ich denke an dich, Linchen! :30:

    Ihr Lieben,


    morgen ist es also soweit... Ich versuche, es positiv zu sehen: dann haben wir es erst einmal geschafft. Für dieses Jahr.


    Danke, liebe Mirachen, für deine Worte. Es stimmt, manchmal denke ich auch, ein wenig mehr Weihnachtszauber um mich herum hätte eventuell trotz allem geholfen. Mir fehlt das bewusste Wahrnehmen dieser Zeit. Obwohl ich es definitiv nicht will in diesem Jahr. Und obwohl ich mir nicht vorstellen kann, wie ich jemals dieses Fest so begehen kann, ihm so freudig entgegenfiebern kann, wie früher.

    Auf der anderen Seite: Himmel, was hatte ich immer so schöne Weihnachten. Meine Mama war ein Weihnachtsengel, definitiv. Besonders gerne erinnere ich mich an die Weihnachtsdeko in einem Haus, wo wir gewohnt hatten, wo ich im Grundschulalter war. Es war sehr großflächig und hatte ein offenes Treppenhaus mit einem leicht geschwungenem Geländer. Sie hatte dieses gesamte Treppengeländer mit royalblauem Stoff "bezogen" und dann Sterne in strahlendem Gold, Schneeflocken, falsche Tannenzweige, Kugeln, etc. geschmückt. Jeder, der uns besuchen kam, stand staunend davor. Und das war ja nicht einmal alles. Sie verstand es, diesen besonderen Zauber ins Haus zu bringen, ohne dabei zu viel zu machen, es zu kitschig zu machen. Natürlich war es in meiner Kindheit bunter als später. Kinder lieben nun mal bunte Lichter. Als ich dann älter wurde, hat sie das entsprechend angepasst. Aber es war immer schön.

    Es gab auch stets diese kleinen Rituale, die mir so fehlen. Ich liebe Schneekugeln, in jeder Form, ob Weihnachtsmotiv oder nicht. Und so bekam ich auch jedes Weihnachten mind. eine Schneekugel, wenn nicht sogar zwei, also eine zum Nikolaus und eine zu Weihnachten direkt. Außerdem hat sie jedes Jahr die Schokolade gewechselt: im einen Jahr gab es den Milka-Weihnachtsmann zum Nikolaus und den von Lindt zu Weihnachten, das andere Jahr war es anders herum. Bis ich meine Allergie auf Haselnüsse bekam, dann verschwand der Milka-Mann. Aber dann kam ja irgendwann der Lindt-Teddy, passend zu meiner Liebe zu Teddys (ja, immer noch, auch mit 29 Jahren ;) ).

    Wir bastelten auch zusammen in der Adventszeit, meistens auch schon im November, um rechtzeitig fertig zu sein. Meine Mama hat wunderschöne Engel gebastelt. Aus Pfeifenreinigern, die auf Holzstiele umwickelt sind, mit Holzkugeln als Köpfe. Die "Kleider" hat sie dann selbst gestaltet. Die "russisch Magda" wurde zu einem beliebten Insider in unserer Familie, denn ein Engel sah wirklich sehr russisch aus. Dieser Engel hatte ein tiefgrünes Kleid, goldversetzt, und weitere Elemente des Pfeifenreinigers in Weiß, der aussah, wie Pelzbesetze. Und natürlich eine entsprechende Mütze. Ein Jahr hatte sie sogar ein Himmels-Orchester gebastelt, mit lauter Engeln, die verschiedene Instrumente auf einer Wolke spielen. Wunderschön.

    Im letzten Jahr haben wir die gesamten Staffeln von Downton Abbey angeschauen. Mit Weihnachtstee und Plätzchen und gemütlichen Lichtern. Wir liebten diese Serie. Über die Grandma konnten wir stets köstlich lachen! wir freuten uns, als wir hörten, dass ein neuer Film käme, ein Extra sozusagen für die vielen Fans. Wir meinten noch: "Direkt am Verkaufstag wird die DVD besorgt!" Tja, diesen Tag hat meine Mama nicht mehr erlebt. Und ich habe die DVD auch nicht gekauft.


    Auch wenn mir meine Mama die schönsten Geschenke machte (weil sie mich kannte wie niemand sonst), sind es natürlich nicht die Geschenke, die mir fehlen und die Weihnachten ausmachen. Es ist diese gesamte Stimmung. Die Reflexion des sich zur Ende neigenden Jahres. Das Besinnen auf das, was wichtig ist. Die Hoffnung auf ein neues Jahr, was Besseres bringt. Im Rückblick denke ich daran, wie viele schwierige Jahre wir hatten. Mit Sorgen, mit Krankheit. Trotzdem waren so unendlich viele schöne und heitere Momente da. Mit meiner Mama konnte es nicht traurig sein. In ihrer Jugend wurde sie immer "Frau Sonnenschein" genannt, und Gott weiß, das war sie bis zum Schluss. Trotz Schmerzen, trotz Schicksalsschlägen. Immer Optimistin, immer an das Gute und vor allem an die Liebe geglaubt. Etwas, das ich nie geschafft habe.

    Wenn ich an das neue Jahr denke, frage ich mich vor allem, was es dieses Mal für mich bereit hält und hoffe inständig, dass es keine weiteren Verluste bringen wird... dass mir meine treue, geliebte Samtpfote erhalten bleibt. Dass es ruhiger wird. Keine neuen Katastrophen.


    Gleichzeitig bin ich erschüttert, wie schnell die Zeit vergeht. 2020 schon wieder fast rum. Vor zehn Monaten habe ich nicht geglaubt, dass ich bis heute überleben kann. Ich habe es. Keine Ahnung, wie. Aber ich habe es. Trotz allem. Obwohl mir meine Mama jeden einzelnen Augenblick fehlt und ich so gerne zu ihr möchte...


    Es grüßt euch eine sehr melancholische und traurig Alika :24:<3

    Liebe Melina,


    gerade habe ich noch einmal deinen persönlichen Beitrag gelesen.

    Es tut mir aufrichtig leid! Eigentlich gibt es keine Worte, die in dieser Situation angemessen das beschreiben, was in uns vorgeht... dennoch: ich fühle mit dir. Auch meine Mama ist viel zu früh und völlig unerwartet durch einen schweren, unentdeckten Herzinfarkt im Februar gestorben. Drei Wochen hatte sie noch im künstlichen Koma durchgehalten, bevor die Lungenentzündung kam. Und ich entscheiden musste, ob die Geräte abgestellt werden sollen.


    Ich bin zwar zehn Jahre älter als du und eigentlich kam ich mir nie so jung vor, wie ich bin. Im Gegenteil, ich war immer genervt, wenn mich jemand darauf ansprach (zum Beispiel meine Kollegen). Doch seit zehn Minuten komme ich mir vor wie ein kleines Kind. Nicht nur im übertragenen Sinne, diese Hilflosigkeit und Verzweiflung. Auch im wörtlichen Sinne. Im August hatte meine Nachbarin unter uns ihren Geburtstag gefeiert. Zu dieser Feier kamen ihre Eltern und ihre Großeltern. Sie ist 41 geworden. Knappe zwanzig Jahre mehr, die sie mit ihrer Mutter hat als ich. Sogar ihre Großeltern hat sie noch.

    Ich möchte niemandem das Leben absprechen und es ist schön, dass andere nicht so früh ihre Lieben verlieren. Aber dennoch fühle ich diese Ungerechtigkeit. Meine Mama war gerade mal 66 Jahre alt und so unfassbar lebensfroh.


    Du verstehst sicherlich, was ich meine. Ich bin sicher, dass es dir ähnlich geht. So vieles, was dein Papa nicht mehr miterleben wird. Auch das ging mir durch den Kopf. Was meine Mama alles nicht bei mir erleben wird.

    Und irgendwann hatte ich das Gefühl, dass ich sie bei mir ist. Dieses Gefühl verstärkte sich in den letzten Monaten immer mehr. Zu Anfang sagte ich immer "seit meine Mama nicht mehr da ist", weil ich nicht anders beschreiben konnte, was passiert war. Seitdem ich jedoch fühle, dass sie ganz nah bei mir ist, kann ich auch das nicht mehr sagen. Seitdem spreche ich tatsächlich von ihrem Tod. Es ist nur ihre Physis, ihre Hülle, gestorben. Aber ihre Seele ist geblieben. Und in all ihrer Liebe zu mir hat sie beschlossen, mich weiterhin zu begleiten und zu beschützen. Sie wird also alles miterleben.

    Nichts desto trotz schmerzt es so unsagbar. Und ich hätte sie lieber "ganz", mit ihrem Körper, damit ich sie umarmen kann, mit ihr sprechen kann. Aber wir sind nicht alleine, Melina. Unsere Lieben lassen uns nicht alleine, wenn wir nicht so weit sind. Sie stützen uns und geben uns ihre Wärme. Dein Papa wird sich dir in der ein oder anderen Art noch "zeigen" - und das ist kein esoterischer Quatsch oder eine Frage des Glaubens.


    :30:

    Liebe Alika,

    Ich kann dich verstehen bei mir ist noch alles frisch und ich will mir nicht vorstellen wie die nächste Zeit werden wird :(

    Bist du an Weihnachten ganz alleine oder hast du jemanden ?

    Fühl dich gedrückt :30:

    Liebe Melina,


    auch wenn es bei mir "schon" 10 Monate sind, die ich ohne meine Mama klar kommen muss, fühlt es sich für mich auch extrem frisch an... trotzdem kann ich verstehen, was du meinst. Einen Verlust zu ertragen unmittelbar vor dieser besinnlichen Zeit des Fests der Liebe... :13:


    Ich habe meine Scarly, meine Samtpfote. Mein Stiefvater möchte wegen Corona nicht kommen - er wohnt in Schleswig-Holstein, so ca. 400km von mir (ich bin in Hessen), und ihm ist das zu heikel. Einerseits kann ich das verstehen und bin auch irgendwo beruhigt, da ich trotz meines jungen Alters wegen meiner Autoimmunerkrankung zur Risikogruppe gehöre. Andererseits fürchte ich mich auch vor den Feiertagen.

    Aber egal. Ich habe mir einige Bücher besorgt und eine "Notfallliste" erstellt, sodass ich auch im dicksten Tränenchaos irgendwie diese Tage überleben werde. Im Zweifel wird meine Scarly geknuddelt. Das kann ich sie glücklicherweise stundenlang problemlos genießen ;)


    Wie sieht es bei dir aus? Hast du Familie? Wie werdet ihr die Feiertage verbringen? Oder werdet ihr ganz darauf verzichten? Ich ignoriere Weihnachten, so gut es geht. Es ist auch nirgendwo bei mir geschmückt. Das könnte ich nicht.


    Fühl du dich auch ganz fest gedrückt von mir!:24::*

    Ihr Lieben,


    die letzten Tage waren geprägt von Flashbacks, wo mir immer wieder unvermittelt die Bilder aus dem Krankenhaus und den "letzten" Tagen zuhause ins Gedächtnis kommen. Zusammen mit diesem zerreißenden Schmerz, all den Vorwürfen und vor allem diesen Nicht-Verstehen, dass alles genau so passiert ist.


    Ich kann nicht fassen, dass tatsächlich schon 10 Monate vergangen sind, wo... seitdem ich ohne meine Mama leben muss. Dass es knapp 4,5 Wochen her ist, dass meine Kessy zu meiner Mama in den Himmel gegangen ist. Dass nur noch meine Scarly und ich da sind und nichts mehr so sein wird wie früher.


    Ich denke viel an "heute vor einem Jahr". Unfassbar. Niemand von uns ahnte, wie es kommen würde. Meiner Mama ging es sogar eigentlich ganz gut. Sie sagte immer: "Ach, wie schön wir es miteinander haben!". Das hatten wir. Wunderschön. Unbeschreiblich schön.

    An Weihnachten sagte ich zu ihr: "Mama, mein einziger Wunsch ist, dass wir genau in dieser Runde nächstes Weihnachten wieder feiern." Ich meinte damit sie, unsere beiden Samtpfoten und mich.

    Sie sagte: "Also, die letzten zwei Jahre waren so schrecklich, irgendwann muss auch mal Ruhe sein!" Davon war sie überzeugt.


    Tja. Mein Wunsch wurde nicht erfüllt. Ich kann nicht in Worte fassen, wie verbittert ich bin, welch eine Wut ich auf das Schicksal habe, wie zynisch ich ggü. dem Leben geworden bin. Aber Zynismus und Ironie sind das Einzige, was mir noch hilft, diese ganze Absurdität namens meiner Existenz zu ertragen.


    Ich versuche, klar zu kommen. Irgendwie tue ich das auch. Scarly und ich kleben förmlich aneinander. Für das arme Kätzchen waren das auch zu viele Verluste auf einmal. Wer sagt, Tiere würden so etwas nicht merken oder es wäre ihnen egal, hat schlichtweg keine Ahnung. Die Zeit unmittelbar nach dem Tod meiner Mama verfiel Scarly in einen Tiefschlaf. Sie stand nur auf, um zu fressen. Nach dem Tod ihrer Schwester suchte sie tagelang die Wohnung und den Balkon ab. Seitdem schreit sie oft nachts. Wer kann es ihr verübeln? Ich habe auch schon besser geschlafen.

    Aber wenigstens haben wir zwei uns. Sie versteht immer meine Tränen. Ist immer da. Kann mich immer trösten.


    Vier Tage noch, dann ist also Weihnachten. Wie entsetzlich. Dass das menschliche Herz ein Muskel ist, sieht man daran, wie oft es weiter zerreißen kann, ohne dabei komplett in Stücke zu verfallen. Es gewöhnt sich an die Risse und Verletzungen und Neue können problemlos dazu kommen. Es dehnt sich immer weiter.


    Entschuldigt bitte, aber heute bin ich wahrlich keine gute Gesellschaft. Was eigentlich auch egal ist, da ich sowieso alleine bin. - nein, ich habe Scarly. Aber ihr ist das egal. Sie liebt mich, egal in welcher Verfassung ich bin.


    Meine Güte, es tut so schrecklich weh... Ich vermisse sie so unsagbar sehr! Ich möchte sie so gerne wieder in den Armen halten. Ihr sagen, wie sehr ich sie liebe. Meine Mama. Meine über alles geliebte Mama. Mein Herzensmensch. Mein anderes Ich. Warum musste ich dich verlieren, Mama? Es war doch alles gut, wie es war. Und wenn nicht, haben wir es uns gut gemacht. Weil wir zusammen waren. Zusammen konnten wir alles schaffen. Alleine bin ich Nichts. Nur die Hälfte und nicht einmal das...

    Liebe Linchen,

    ich verstehe dich so gut! Auch bei mir steigt die Angst von Tag zu Tag, wo dieses Fest näher rückt. Da ich in der "glücklichen" Lage bin, nur die Gesellschaft meiner geliebten Samtpfote genießen zu dürfen, habe ich mir eine Liste als Notfallplan erstellt mit Dingen, die ich machen kann, um diese Tage zu überleben. Es sind Dinge, die ich NIEMALS an Weihnachten gemacht hätte und damit so wenig Weihnachtsstimmung wie irgend möglich verbreiten.

    Zum Beispiel:

    den Keller aufräumen

    Krimis/Thriller lesen (lese ich generell selten, aber normalerweise garantiert nicht an Weihnachten)

    trotz allem habe ich aber zwei extra Bücher besorgt, die mich sehr interessieren und mich durch diese Tage tragen sollen, indem sie mich "gefangen" nehmen. Das eine spielt während des Zweiten Weltkriegs in Frankreich mit einer Protagonistin in der Résistance (also wenig weihnachtlich) und das andere ist ein halbes Märchen-, halbes Fantasy-Buch, das in Russland spielt. Das ist zwar schon winterlich, aber soll eher düster sein. Also auch gut geeignet.

    Dazu kommen dann alle möglichen kreativen Realitätsfluchten (ich male und zeichne gerne)

    Mit dieser Notfallliste, meiner Samtpfote und einer guten Flasche Wein fühle ich mich halbwegs gut "gerüstet". Und so denke ich dann auch: eigentlich gut, dass niemand menschliches um mich herum ist, der mich in gewisser Weise zwingt, mich "sozial" zu verhalten. So kann ich einfach weinen, wann und wie viel ich will, muss nicht kochen, kann machen, was ich will.


    Ob ich das dann auch an den besagten drei Tagen so sehe, müssen wir dann im Nachhinein besprechen ;)


    Gestern hatte mich eine Kollegin gefragt, ob ich schon gebacken hätte (ich bin eine begeisterte Pseudo-Konditorin) und wie ich feiere. Ich sagte darauf, dass mir nicht nach Weihnachten sei. "Warum denn nicht?" - "Naja, wegen des Todes meines Mutter." -"Aber das ist doch kein Grund!" Das war ein Moment, wo ich froh war, dass wir nur telefoniert haben und uns nicht persönlich gegenüber saßen. Wahrscheinlich hätte ich sonst meine erste Straftat begangen.


    Auch ich denke oft: ich kann nicht mehr, ich gebe auf. Die erste, zu der ich dann schaue, ist meine Katze. Ich werde sie nicht im Stich lassen. Und dann denke ich daran, was meine Mama alles schon in ihrem Leben ertragen hat. Was sie alles für mich ermöglicht hat. Wie sie mich stets unterstützt und aufgebaut hat. Und plötzlich denke ich dann: ich darf nicht aufgeben, eben aus Liebe zu ihr. Während ich in der ersten Zeit dachte, mein Weiterleben sei ein Verrat an meiner Liebe zu ihr, denke ich nun, dass Aufgeben Verrat an unserer Liebe wäre. Es fällt deswegen nicht leichter, weiterzumachen. Aber es fühlt sich richtiger an. Obwohl es sich gleichzeitig falsch anfühlt. Du verstehst bestimmt, was ich meine.


    So oder so, liebe Linchen: denke immer daran, dass du hier im Zweifel stets Menschen hast, die (leider, muss man ja auch mal sagen...) genau wissen, wie du dich fühlst und was du durchmachst! Manche haben ihren Weg durch und mit der Trauer schon gefunden. Andere, so wie ich, sind dabei, ihn zu gehen. Aber wir können ihn immerhin ein Stück weit zusammen gehen und uns gegenseitig stützen.

    Für unsere Mamas.


    Fühl dich ganz doll gedrückt! :30:

    Ihr Lieben,


    danke für eure warmen Worte!


    Ja, liebe Kornblume, das glaube ich dir. Ich habe die Trauer meiner Mama über ihre Mutter erlebt und nach den vielen Jahren des herzzerreißenden Weinens hatte sie auch irgendwann "nur" noch Tränen in den Augen, aber vor allem diese Dankbarkeit über die Liebe, die sie erleben durfte.


    Da meine Mama so krank war, solche Schmerzen zu erleiden hatte und vieles aus körperlichen Gründen nicht mehr konnte, bin ich manchmal.. "dankbar", dass sie dieses Leid nicht mehr ertragen muss. Dass es ihr jetzt gut ist, sie wieder vereint ist mit ihrer Mutter und ihrem geliebten Opa, unseren schmerzlich vermissten Samtpfoten. Aber andererseits war sie trotz allem immer so eine lebenslustige und lebensfrohe Frau, die trotz Bettlägerigkeit Auswanderungspläne nach Italien (natürlich mit mir) schmiedete und mich stets mitzureißen wusste. Ich habe sie für diesen Optimismus und diese Lebensfreude immer bewundert. In diesem Ausmaß habe ich das nie gekonnt. Aber genau diese ihre Einstellung zum Leben führt auch trotz ihrer Schmerzen dazu, dass ich nach wie vor glaube, dass sie gerne weiter gelebt hätte, dass ich wütend auf das Schicksal bin ob all der Dinge, die es uns beraubt hat.

    Das Leben ist nicht fair.


    Ich danke euch, dass ihr mir zurück gemeldet habt, dass auch ihr eure Mamas spürt! Letztens hatte ich in meinem Büro (also dem zuhause) plötzlich den Geruch von Zigarettenrauch um mich. Himmel, bin ich erschrocken! Ich rauche nicht. Die Fenster waren zu. Meine Mama hat geraucht. Es ist eigentlich nicht so, dass ich diesen Geruch automatisch mit ihr identifiziere (sie hat es sogar tatsächlich gehasst, wenn es nach Rauch stank!), aber plötzlich lief es mir wirklich kalt den Rücken herunter und ich schaut auf ihr Foto, das auf meinem Schreibtisch steht, und fragte, ob sie das sei. Oft sind solche Momente genau dann, wenn ich nicht mehr weiter weiß. Wenn ich weine und verzweifelt bin. Sie hätte es nicht gewollt, dass ich leide, gleichwohl aber verstanden. Sie hätte gewollt, dass ich weitermache und meine Träume verwirkliche.

    Allein: was sind meine Träume? Sie sind verschüttet unter den Wolken des Verlusts, der Trauer und des Schmerzes. ABer vielleicht gelingt es mir eines Tages, sie beiseite zu schieben. Der Schmerz wird nie vergehen, aber eines Tages werde ich vielleicht "nur" mit Tränen in den Augen an meine Mama denken und dankbar sein, dafür, dass ich sie als Mama hatte.

    - viel zu kurz, aber ich hatte sie immerhin. Unsere Zeit wird uns niemand nehmen können. All die Erinnerungen. Die jetzt so zahlreich und unerwartet aufploppen, während ich krampfhaft versuche, zu ignorieren, wie anders die Adventszeit ist. Welch wunderschöne Weihnachten wir hatten.


    So, jetzt sind sie wieder da, die Tränen. Ich werde sie von meiner Samtpfote trocknen lassen...


    Seid gedrückt! :30:<3

    Ihr Lieben,


    kennt ihr das, wenn ihr Umstände so perfekt verdrängt, dass ihr plötzlich quasi daran "erinnert", als hättet ihr es völlig vergessen?

    Mir geht das in letzter Zeit öfter so. Gerade mit meiner kleinen Kessy, die ich vor fünf Wochen zu meiner Mama habe ziehen lassen müssen. Mir kommen dann die Tränen in die Augen und ich schaue in den Himmel und sage: Bitte glaube nicht, dass mir es nichts ausmacht, dass du nicht mehr hier bist!" Mich durchfährt dann ein schrecklich schlechtes Gewissen. Aber ich vermisse sie sehr, ihr plötzlicher Tod war so schrecklich für mich und ich glaube, meine Seele hat einfach "genug", weiß, dass das Fass kurz vorm Überlaufen ist und einfach einen Deckel drauf gelegt. Irgendwann ist das Maß voll und wir können nicht mehr, schotten uns ab. Trotzdem tut es weh und ich... ja.. ich habe Angst, dass sie, wo auch immer sie sind, Kessy, meine liebe Samtpfote, meine geliebte Mama, dass sie denken, ich hätte sie schon vergessen oder sei sogar "froh" darüber, sie nicht mehr bei mir zu haben.


    Obwohl das natürlich Quatsch ist. Meine Katze wusste, dass ich sie liebe. Viele behaupten, Katzen sähen in ihrer Herrschaft nur personifizierte Dosenöffner. Das stimmt nicht. Kessy kam immer sofort an die WOhnungstür gestürzt, wenn ich den Schlüssel im Loch umgedreht habe und mich laut-miauend begrüßt. Sie hat eigentlich sowieso den ganzen Tag mit mir gesprochen. Keinen Schritt konnte ich ohne sie tun. Immer war sie um mich.


    Und meine Mama ... sie weiß, was ich leide und ich durchmache... Und wie du, liebe Kornblume, so weise gesagt hast: ja, sie ist bestimmt um mich und versucht, mir Kraft zu spenden. Damit ich nicht aufgebe. Obwohl es so verdammt schwer ist.


    Scarly und ich kleben mittlerweile zusammen als wären wir mit Pattex aneinander gefügt worden. Das ist schön. Ich wüsste nicht, was ich täte ohne sie. Auch sie ist keine Katze, die in mir nur den Dosenöffner sieht. Wenn ich weine, leckt sie meine Nasenspitze. Gestern hat sie sich zu mir unter die Decke ganz eng an mich gekuschelt. Als ich dann weinen musste (ich bin überhaupt nicht nah am Wasser gebaut, aber seit dem Tod meiner Mama weine ich STÄNDIG! X/), schnurrte sie noch einmal lauter.


    "Die Augen der Katzen sind Spiegel, mit denen wir in das Reich der Feen blicken können", sagt eine irische Weisheit. Das stimmt. Ich glaube sogar, dass sie mehr sehen und verstehen, als wir Menschen je imstande sein werden. Aber das trifft sicherlich auf alle Tiere zu.


    Hier ist es heute kalt und trüb und grau. Ich habe zwar auch geweint (mal wieder...), als es geschneit hatte, weil meine Mama Schnee gerne mochte. Aber dieses Grau finde ich ganz furchtbar. So sieht es schon in mir drin aus, das brauche ich doch nicht noch "live" um mich...


    Seid alle herzlich umarmt :30:<3

    Die Adventszeit ist eine so große Herausforderung. Mir fällt das seit Jahren in meiner Arbeit auf, dass die Angst vor dieser Zeit immer größer wird, je näher es kommt, aber das danach das "Trauerloch" oft umso tiefer ist, weil die Trauernden bemerken, dass sich auch danach nicht viel verändert hat. Deshalb gebe ich gern den Tipp mehr nach innen zu schauen, und sich nicht zu sehr an äußeren Dingen zu orientieren, die zusätzlichen Stress verursachen. Das ist jetzt rein aus meiner Erfahrung und sicherlich nicht für jeden gültig, aber es kann helfen, wenn man den Fokus mehr nach innen verlagert- auch ein bisschen als "Schutz".


    Du hast auch übrigens eine sehr achtsame Freundin.

    Ich wünsch dir dass du gute Methoden findest um durch diese Zeit zu kommen <3

    Isabel

    Liebe Isabel,


    das stimmt. Ich rede oft von "diesem" Weihnachten und letztens wurde mir bewusst, was ich da eigentlich sage. Ist meine Mama denn nächstes Weihnachten wieder da? Nein. Warum spreche, denke und fühle ich also immer, als sei dieses Weihnachten eine Ausnahme?!

    Wie du sagst: wahrscheinlich einfach zum Selbstschutz...


    Das stimmt, diese Freundin ist ein wahrer Schatz :)

    Liebe Linchen,


    gerade habe ich mir deine letzten Nachrichten durchgelesen. Es tut mir leid, dass ich das nicht früher schon gemacht habe, obwohl du mir selbst so oft schon so liebe und tröstende Worte da gelassen hast!

    Aber ich habe in den letzten Wochen und Monaten die Welt einfach außen vor gelassen - oder es zumindest versucht. Nicht einmal meine geliebte Zeitung, die ich im Abo habe und normalerweise spätestens sonntags durchgelesen hatte, stapelt sich ungelesen im Wohnzimmer.


    Auch mir ist die Adventszeit gerade zu viel ... Für die Feiertage habe ich mir schon eine Notfallliste erstellt mit lauter Dingen, die ich tun kann, Bücher, die ich lesen kann. Alles möglichst wenig weihnachtlich, möglichst Sachen, die ich garantiert nicht früher an Weihnachten gemacht hätte. Hauptsache, man überlebt diese drei Tage irgendwie.


    Genau wie dir gehen mir in letzten Zeit auch Erinnerungen durch den Kopf, an die ich Jahre nicht mehr gedacht hatte. Manchmal tut mir das sehr weh, weil ich Mama darauf nicht mehr ansprechen kann. Ihr nicht mehr sagen kann, dass jede Sekunde unseres Zusammenseins irgendwo in mir abgespeichert ist und Kraft gibt, mich zu dem macht, was ich heute bin. Dass ich nichts vergessen habe.

    Geht es dir auch so?


    Ich hoffe, deinem Partner geht es gut? Wie furchtbar, dass er unmittelbar vor dem Verlust deiner Mama diesen schweren Herzinfarkt hatte... frage dich nicht, warum du keine Kraft mehr hast. Sei stolz auf jeden Tag, den du aufstehst und trotzdem weitermachst! Du hast viel hinter dich gebracht und kämpfst dich weiter durch. Deine Mama sitzt auf ihrem Stern und ist stolz auf dich, dass ihr Mäusle sich nicht unterkriegen lässt.

    Ganz bestimmt!

    :24:

    Ihr Lieben,


    die letzten Tage habe ich einigermaßen gut überstanden. Ich bin glücklicherweise eine Meisterin im Verdrängen.


    Mir fehlt es, über meine Mama zu reden. Mein Stiefvater hat seit Sommer eine Freundin und erzählt mir, wenn er mich anruft, wie gut es ihm geht. Ich schäme mich dafür, aber ich könnte ausrasten, wenn ich das höre. Ich weiß, dass es meiner Mama nichts ausgemacht hätte, im Gegenteil. Sie waren lange nur befreundet und sie hatte sogar immer befürchtet, dass er auf die Idee kommen könnte, "zurück" zu kommen zu uns.

    Aber mich stört es. Mich nerven seine Aussprüche, wie schön das Leben ist und wie gut es ihm geht. Mich stören all seine Pläne, die er macht und mit seiner Freundin umsetzen will. Diesen Tatendrang hatte er nicht bei meiner Mama. Da war sie immer die treibende Kraft, hatte die Ideen zu Ausflügen, obwohl es seine Heimat war, in der wir damals lebten, und nicht ihre.

    Am Freitag meinte er, ich brauche nicht eifersüchtig sein, er denke trotzdem an mich. Es geht nicht um Eifersucht. Warum sollte ich eifersüchtig sein? Mein Verhältnis zu meinem Vater ist... nun ja... ja, ich hab ihn lieb. Aber ich bin froh über die Distanz (er wohnt im Norden, ich relativ im Süden). 80% seines Verhaltens verstehe ich nicht, kann ich nicht nachvollziehen. Aber irgendwie ist er trotzdem mein Vater, auch wenn nicht im biologischen Sinne.

    Also keine Eifersucht. Mich stört aber, dass ich nicht über Mama mit ihm reden kann. Er blockt dann ab, beendet das Gespräch. Die Telefonate werden weniger. Seine Freundin ist wichtiger. Das ist natürlich ok, nur fühle ich mich immer mehr allein gelassen.

    Insofern weiß ich auch nicht, ob ich wirklich hoffen soll, dass er über die Feiertage zu mir kommt. Auf seine Loblieder auf das Leben kann ich verzichten. Zwar bin ich dann alleine, aber die Gesellschaft meiner Samtpfote ist mir dann wesentlich lieber. Bei ihr kann ich weinen, sie kann ich knuddeln, ihr kann ich auch von Mama erzählen, ohne dass sie das Thema wechselt.

    Tiere sind die besseren Gefährten.


    So unterschiedlich sind die Menschen. Eine Freundin von mir hat seit dem Tod meiner Mama aufgehört, mir zu erzählen, wenn sie zu ihren Eltern fährt. Vor ein paar Tagen habe ich sie darauf angesprochen, ob alles in Ordnung mit ihren Eltern ist. Und dass sie auch gar nichts über Weihnachtsvorbereitungen erzählt (sie hat drei kleinere Kinder). Da meinte sie, dass sie das extra nicht mache, weil sie mich nicht verletzen möchte. Sie finde das so schlimm und könne mir ja so wenig helfen, da möchte sie nicht noch Öl ins Feuer schütten.

    Das fand ich so lieb, dass ich fast anfing, zu weinen. Und auf der anderen Seite mein Vater, der vom Leben schwärmt.


    Oft denke ich momentan an letztes Jahr. Was meine Mama und ich machten. Dass die Uhr damals schon tickte, auf das Ende zulief, und wir es nicht ahnten. Ich ertrage diese Gedanken nicht und dennoch kann ich sie nicht steuern. Sie sind einfach da. Die tickende Uhr. Das Ablaufen der Zeit. Die nahende Katastrophe.

    Die Ungerechtigkeit des Lebens.


    Unter mir wohnt eine Familie mit einem 5jährigen Sohn. Er hat dieses Jahr die Weihnachtslieder für sich entdeckt und sie singen so laut, dass ich es bis hier oben hören kann. Ich habe mir wirklich überlegt, nur noch mit Kopfhörern durch die Wohnung zu laufen. Oder Ohrstöpsel. Ich ertrage diese Zeit gerade nicht. Jetzt zu Weihnachten werde ich mir umso mehr bewusst, dass mein anderes Ich nicht mehr da ist.


    Und doch habe ich ganz oft das Gefühl, dass sie bei mir ist. Wenn auch nicht mehr so wie früher. Aber ihre Seele, ihr Geist, wie auch immer man das nennen mag. Manchmal fühle ich ihre Präsenz so stark, dass ich versucht bin, mich umzudrehen. Dass ich ihre Hand auf meiner Schulter oder meiner Wange spüre. Vielleicht bin ich ein bisschen verrückt, aber vielleicht geht es euch ja auch so?


    Ich möchte euch eigentlich keinen schönen 2. Advent wünschen, weil ich vermute, dass auch ihr diesen lieber anders oder gar nicht erst feiern würdet. Insofern grüße ich euch "einfach nur" ganz, ganz herzlich und sehr, sehr traurig :30:<3:30:<3

    Wir haben mittlerweile einen Plan für Weihnachten und im grossen und ganzen wird es so ablaufen wie immer, Papa möchte das so.

    Das einzige andere der 1 Weihnachtsfeiertag wird Papa zu uns kommen.


    Du hast Recht uns wurde es genommen für uns gibt es kein später oder nächstes mal das ist für immer verloren.

    Dieses Nichts dreht mir den Magen um, dieses Nichts----Nie wieder macht mich wahnsinnig dieser Schmerz geht einfach nicht weg und ich hab keinen Schimmer was ich tun soll dagegen.

    Liebes Linchen,

    das ist für mich eine schreckliche Vorstellung... Obwohl ich deinen Vater auch verstehen kann. Für mich ist es gerade auch eine ambivalente Zeit. Einerseits das strikte Abnabeln und Verdrängen, andererseits der Wunsch nach dieser besinnlichen, herzlichen Adventszeit, mit der ich groß geworden bin.