Lieber Daniel,
ich war in letzter Zeit nur sporadisch im Forum und habe deinen thread erst jetzt gefunden.
Auch wenn du nun schon eine kleine Weile hier bei uns bist, möchte ich dich doch noch herzlich willkommen heißen und dir mein Mitgefühl aussprechen.
Die Mutter zu verlieren ist ein schrecklicher Verlust - besonders wenn man so innig mit ihr verbunden war wie du.
Sie war die Basis, auf die ich mich immer stützen konnte. Nach ihrem Tod wußte ich einige Jahre nicht mehr, woran ich mich orientieren sollte....
Ich erzähle dir das, damit du weißt, dass ich mir sehr gut vorstellen kann, wie es gerade in dir aussieht.
Der Tod eines Elternteils ist immer auch ein Stück weit der Abschied von der Kindheit.
Man verliert einen Teil seiner Wurzeln.
Mit ihrem Tod hat das Leben seine Sicherheit verloren.
Durch den Verlust meiner Mutter war das Urvertrauen in und für das Leben plötzlich weg.
So viele Jahre begleitete deine Mutter dich durchs Leben.
Ihr verdankst du dein Leben.
Sie hat dich umsorgt, behütet und beschützt und dir eine glückliche Kindheit und Jugendzeit geschenkt. Sie hat damit die Grundlage gelegt, dass du weiterhin (irgendwann) glücklich und erfolgreich leben kannst.
Sie war die Person zu der du bei jedem kleinen oder großen Kummer flüchten konntest (das habe ich jedenfalls so aus deinen Berichten gelesen) und plötzlich ist sie unwiderruflich fort..
Man fühlt sich schrecklich allein, verloren... irgendwie "lebensunfähig".
und man fällt in ein Loch der Einsamkeit, egal wie viele Menschen um einen herum sind.
Doch das ist völlig normal.
Das wirst du mir jetzt zwar nicht glauben können oder wollen, aber ich will es dir dennoch jetzt sagen:!
Hinter den düsteren Wolken ist ein warmes Licht.... für dich, für alle hier.
Ich hoffe, dass du mir glauben kannst - zumindest ein kleines bisschen.
Und ich hoffe, Daniel, dass du die Kraft findest, nach diesem Licht zu suchen und dass du es auch finden wirst.
Doch zuvor musst du durch ein sehr steiniges Tal wandern und diese Tal nennt man nicht umsonst "Tal der Tränen".
3 Schritte vor - 2 zurück.
Daniel, all deine Gefühle, die du jetzt durchlebst, sind ok.
DU bist ok.
Ich dachte oft, ich sei verrückt oder auf dem Weg dahin. Doch ich war nicht verrückt. Die Situation war ver-rückt. War unbegreiflich. Nicht fassbar.
Was dir persönlich gut tut, musst du selbst herausfinden. Da gibt es kein allgemeingültige Rezept. Hauptsache du tust etwas,
Habe Geduld mit dir selbst, denn so einen Schicksalsschlag kannst du nicht von heute auf morgen verkraften, da brauchst du einfach viel Zeit dafür. Ich spreche jetzt nicht von Tagen oder Monaten. Es kann durchaus 2 oder 3 Jahre dauern...
Kennst du Momo?
Immer wenn ich nicht mehr weiter weiß, denke ich an Beppo den Straßenkehrer aus diesem Buch - immer nur einen Besenstrich und dann kommt der nächste.!!!
Und ich füge noch hinzu - zwischen den Besenstrichen kleine Erholungspausen machen.
Und noch was.
Oft hatte ich ein schlechtes Gewissen. Dachte nicht genug für meine Lieben gemacht zu haben, glaubte sie "vernachlässigt" zu haben, ihnen zu wenig gezeigt zu haben, wie sehr ich sie liebe, warf mir vor mir zu wenig Zeit für sie genommen zu haben, zu sehr mein eigenes Leben gelebt zu haben (speziell bei meinen Pflegeeltern)
Du meine Güte, jetzt habe ich schon wieder einen Roman geschrieben. Hoffentlich habe ich Dich nicht mit meinem Text erschlagen.
Ich wünsche dir für die kommende Zeit viel Kraft, Mut, Geduld und Menschen, die immer für dich da sind.