Beiträge von Manu-ela

    Endlich wieder ein Wochenende geschafft. Die Wochenenden sind für mich immer am schlimmsten. Da bin ich mit meinen Erinnerungen allein .

    Und alles in unserem Haus erinnert an Helmut.

    Er ist gegangen,ohne mir vorher alles zu erklären. Er hat sich immer um alles Praktische gekümmert, ich mich ums Finanzielle und die Versicherungen. Jetzt sind Minusgrade. Ich wusste noch nicht mal, wie man das Wasser im Garten abstellt. Manchmal kommt man sich so hilflos vor.

    Mein Auto ist absolut dreckig, ich weiß, eigentlich ist das nebensächlich. Aber ich war noch nie in einer Waschanlage. Seit Frühjahr 2020 ist das Auto nicht mehr geputzt worden. War für mich nicht wichtig.

    Helmut hat die Gartenarbeit geliebt, ich nicht. Aber jede freie Minute im Sommer habe ich im Garten verbracht, damit seine angelegten Blumenbeete ja gepflegt werden.

    Ich habe vorhin gelesen, was ihr mit den Sachen von euren Liebsten gemacht habt. Ich habe vieles in ein Pflegeheim gegeben. Helmut hat in der letzten Zeit immer so gefroren. Deshalb haben wir ein paar Kuschelpullover und Kapuzenjacken gekauft. Von denen kann ich mich nicht trennen. Wenn mir abends kalt ist, ziehe ich die an und fühle mich ihm ganz nah.

    Liebe Birgit, mir geht es jedes Wochenende so. Alle sind mit ihrer Familie zusammen, aber wir sind allein. Ich bin immer wieder froh, wenn es Montag wird und der Alltag wieder beginnt.

    Heute Abend war die Frau von meinem Bruder hier. Sie hat sehr positiv auf diese Gruppe reagiert. Bei dem Kissen war sie erst skeptisch, ob ich das nicht wieder zurück wirft, aber als sie das Motiv gesehen hat, musste sie auch lachen.

    Danke für den Ratschlag

    Manuela

    Liebe Renate, ich bin froh, dass ich für heute alles abgesagt habe. Es tut gut, mal wieder ich selbst zu sein. Ich muss keinem vorspielen, dass es mir gut geht .

    Mit dem Glauben bin ich mir noch nicht so sicher. Ich hoffe jedenfalls, dass ich irgendwann wieder mit Helmut vereint bin.

    Liebe Grüße Manuela


    ,

    Liebe Birgit, heute ist nicht mein Tag. Ich habe heute früh schon gemerkt, dass ich niemanden ertragen kann und deshalb alles abgesagt.

    Heute will ich einfach nur für mich sein.

    Liebe Grüße Manuela

    Liebe Nadine 26,

    ich kann dich sehr gut verstehen.

    Ich habe Helmut kennen und lieben gelernt, als ich 16 war.

    Mein Vater ist vor 10 Jahren gestorben. Ich habe ihn sehr geliebt. Es tut mir immer unendlich weh, wenn meine Mutter sagt, jetzt bin ich schon 1 Jahr ohne Mia (das ist ihre Schwester), aber kein Wort über Papa verliert.

    Mein Vater war schwer krank, meine Mutter war im Krankenhaus und deshalb war ich mehrmals am Tag bei ihm. Zum Glück war ich damals auch krankgeschrieben und musste nicht arbeiten. Ich habe ihm Essen gebracht, ihn gespritzt, einfach Zeit mit ihm verbracht. Dann kam der Tag, dass ich wieder zur Arbeit musste. Am Abend vorher sagte Papa: Ich wünsche mir,dass morgen Glatteis ist und du nicht fahren musst. Bei dem Gedanken an diesen Abend muss ich heute immer schmunzeln.

    Meine Mutter fühlt sich auch heute mehr zu ihren Schwestern hingezogen als zu uns Kindern. Ihre Schwestern sind ihre Familie. Das tut schon weh, denn wir reißen uns den A... auf, damit es ihr gut geht.

    Für Helmut hat sie sich auch erst interessiert, als er schwer krank war.

    Manu-ela

    Liebe Linchen 1,

    es ist schön, wenn du für dich und deine Trauer Kraft in der Kirche findest. Ich bin noch nicht soweit. Im Moment bin ich Gott einfach nur unsagbar böse, weil er mir einfach meinen Mann genommen hat.

    Wir hatten doch noch so viele Pläne. Wir haben uns darauf gefreut, wenn ich in Rente gehen kann und was wir dann für Reisen unternehmen werden. Wir haben unsere goldene Hochzeit geplant... Nichts davon wird wahr.

    Ich bin unsagbar traurig.

    Manuela

    Liebe Birgit,

    tagsüber musste es einigermaßen gehen. Ich war heute wieder auf Arbeit, seit langem der erste Tag ohne Home-Office. Da wird man abgelenkt.

    Meine Schwiegermutter hatte das vergessen und war dementsprechend neben der Spur.

    Vorhin hat die Frau von meinem Bruder angerufen. Wir waren früher in einer Klasse, sind heute Arbeitskolleginnen und seit vielen Jahren auch beste Freundinnen. Bei ihr kann ich reden, weinen... Sie will morgen Abend wieder vorbei kommen. Mal sehen, wie sie reagiert, wenn ich ihr von dieser Gruppe erzähle und ihr ein Bild von dem Kissen zeige.

    Heute Nachmittag war die andere Schwester von meinem Mann da. Sie ist eigentlich ganz nett, doch ich kann bei ihr nicht reden, weil sie immer jemanden sucht, dem sie erzählen kann. Um Helmut geht es da aber leider nie.

    Meine ältere Schwester hat angerufen, weil sie Hilfe brauchte bei den Schulaufgaben ihres Enkels.

    Du siehst, tagsüber komme ich kaum zur Besinnung. Seit 18 Uhr sitze ich in unserem Wohnzimmer, alleine und vermisse Helmut. Mit ihm konnte ich immer reden, aber auch gut schweigen. Weißt du, was ich meine? Ein Schweigen, das nicht belastet. Manchmal hat einer von uns einen

    Satz begonnen und der andere hat ihn beendet, weil er genau dasselbe sagen wollte.

    Liebe Grüße Manuela

    Mittwochs ist immer Mutti-Tag . Da treffe ich mich immer mit meinen Geschwistern bei unserer Mutter. Ich habe heute von dieser Gruppe erzählt, wie mir schon geholfen wurde, zB. Mantras, Kissen. Ich hatte den Eindruck, dass sie mich nicht verstehen und nur belâcheln. Geht es euch auch manchmal so? Darf man nicht sagen, dass man sich Hilfe sucht? Meine Tochter hat jedenfalls positiv reagiert.

    Nach Helmuts Tod war ich tagelang wie benebelt. Ich konnte kaum etwas fühlen, es war so, als wenn ich ständig unter Strom stehen würde. Unsere Tochter kam für etliche Wochen mit ihrer Familie zu mir nach Hause. Sie hat es gut gemeint, aber ich hatte keinen Augenblick mehr für mich. Die 2-jährige sagte ständig, Opa Helmut Himmel, Opa Helmut Himmel.... Es tat mir so weh. Aber die Kleine kann ja nichts dafür.

    Ich bin eigentlich religiös aufgewachsen, finde aber zur Zeit keine Sympathie für die Kirche. Wegen Corona sollte die Beisetzung im engsten Familienkreis sein. Helmut ist zwar katholisch beerdigt worden, es war trotzdem ganz anders. Ich habe mich bewusst für unsere Lieblingslieder und gegen kirchliche Lieder entschieden. Der Pfarrer hat in seiner Predigt davon gesprochen, wie sehr sich Helmut auf die Flasche Bier und die Zigarette gefreut hatte und dass er den letzten Abend all seine Lieben um sich hatte. Ich stand Hand in Hand mit unserer Tochter vor dem Grab und unser Schwiegersohn hat sich um meine Schwiegermutter gekümmert. Es war im Prinzip alles gut so. Nur eine seiner Schwestern hat es mal wieder nicht geschafft pünktlich zu sein. Sie hat dem Pfarrer böse Blicke zugeworfen, weil er es gewagt hat, ohne sie anzufangen. Das würde mir später jedenfalls so erzählt.

    Nach der Beerdigung haben wir alle bei uns auf dem Hof gesessen. Helmut hatte zu jeder größeren Feier einen großen Topf Soljanka gekocht, von dem nie etwas übrig blieb. Also habe ich das auch für diesen Tag vorbereitet. Unser Schwiegersohn hatte ein Video für Helmuts 60. Geburtstag aufgenommen und an diesem Tag gezeigt. Soweit war alles in Ordnung, nur meine Schwägerin war dann der Meinung, uns alles ruinieren zu müssen. Es waren zu viele Menschen von meiner Familie da, ich hätte sie alle wegen Corona in Gefahr

    gebracht usw. Mit Abstand auf dem Hof, klar . Helmut ist mit dieser Schwester noch nie gut ausgekommen, jetzt versucht sie,mir das Leben schwerzumachen.

    Neulich hat sie mir erklärt, am liebsten und wenn sie könnte, würde sie ihre Mutter zu sich nehmen, im Schreiton. Schwiegermutter war ganz verstört und fragte mich, ob sie nicht bei mir bleiben könne. Selbstverständlich kann

    sie das. Mein Schwiegervater ist 1998 gestorben und ich habe ihm versprechen müssen, dass ich mich um seine Frau kümmere. Zu meinem Wort stehe ich, sie haben aber auch noch 2 Töchter . Manchmal ist Blut doch nicht dicker als Wasser.

    ...

    Liebe Heidemarie, da gebe ich dir Recht. Ich habe jetzt die Seite Ich vermisse meinen Ehemann. Ich bin ja erst seit ein paar Tagen bei euch und kannte mich mit den Gepflogenheiten nicht aus. Das hier ist das erste Forum, in dem ich aktiv bin.

    Diese Hilflosigkeit und Ohnmacht sind mit am schlimmsten. Man kann einfach nichts tun. Uns sind die Hände gebunden.

    Aber man darf sich auch nicht alles gefallen lassen. Vor etlichen Jahren hat Helmut Mal etliche Wochen in Karlsruhe im Krankenhaus gelegen. Da haben die Probleme mit der Bauchspeicheldrüse angefangen. Steine, die gesprengt werden müssten. Er hat sich in dieser Klinik nicht wohl gefühlt. Nach ein paar Tagen haben wir einen Beschwerdebrief geschrieben und bei der Klinikleitung eingeworfen. Ab da würde es besser.

    Meine Tochter meint, ich darf nicht immer sagen, 2020 war ein Sch...Jahr, schließlich ist unsere Enkelin auch in diesem Jahr geboren. Trotzdem würde ich das vergangene Jahr am liebsten auslöschen. Helmut ist nicht mehr da, meine Tochter weit weg und ich sitze hier in unserem Haus mit meiner 95jährigen Schwiegermutter und habe hier im Ort noch meine Mutter, um die ich mich auch kümmern muss. Beide verstehen nicht, weshalb ich nach schließlich 8 Monaten immer noch nicht loslassen kann. Aber ich mache das doch nicht absichtlich.

    Liebe Bettina,


    Ich kann nicht verstehen, wie man so herzlose Personen auf Patienten und ihre Angehörigen los lassen kann. Die haben eigentlich im Krankenhaus nichts zu suchen. Das habe ich zum Glück noch nicht erleben müssen.

    Auch die Palliativschwester, die zu uns nach Hause gekommen ist, war sehr mitfühlend und nett.

    Liebe Grüße Manuela

    Hallo ihr Lieben,

    ich möchte euch gern erzählen, wie unsere letzten Tage waren. Wie schon geschrieben war mein Helmut die letzte Zeit oft im Krankenhaus. Ich/wir haben gelitten, weil ich nicht zu ihm durfte. Eine unwahrscheinlich mitfühlende Krankenschwester machte mir Ostersamstag den Vorschlag, Helmut den nächsten Tag mit einem Rollstuhl in den Park zu fahren, damit ich ihn endlich mal wieder sehen kann. Sie hat nicht auf seiner Station gearbeitet und hatte über Ostern eigentlich Urlaub. Im Nachhinein war es eine Kamikazeaktion von ihr, aber ich bin ihr so dankbar.

    Meine Tochter und ich haben ganz aufgeregt auf Helmut gewartet. Eine halbe Stunde hatten wir, um uns zu sehen, zu berühren...

    An diesem Nachmittag habe ich beschlossen, ihn nach Hause zu holen. Da ich nicht wusste, ob ich es schaffe, habe ich Helmut noch nichts erzählt. Ich habe dann mit einem Arzt telefoniert, der mir erklärte, dass sie noch ein bisschen Zeit für die Vorbereitung brauchen. Unter anderen musste eine Drainage gelegt werden, damit ihm auch zu Hause jederzeit das Wasser abgelassen werden könnte. Das waren inzwischen auch täglich mehrere Liter. Am Mittwoch kam endlich der ersehnte Anruf. Meine Schwester hat mich zum Krankenhaus gefahren, ich weiß nicht, ob ich selber die 50km geschafft hätte.

    Helmut hat sich so gefreut, als ich ihm sagte, dass er jetzt mit nach Hause kommt. Er freute sich auf unseren Balkon, auf ein Bier und eine Zigarette.

    Dann kam der Arzt und erklärte uns, dass inzwischen auch die Nieren ausgestiegen wären und er jetzt eigentlich zur Dialyse müsste. Wir haben uns nur angesehen und mit dem Kopf geschüttelt. Der Arzt sagte, ohne Dialyse hätte er noch 3 Tage, mit drei- vier Wochen. Wir wollten das ganze Leiden einfach nicht mehr künstlich verlängern.

    Helmut wurde mit dem Krankentransport nach Hause gebracht, die Fahrt im PKW hätte er nicht geschafft. Ich hatte inzwischen einen Rollstuhl besorgt, mit dem ich ihn auf den Balkon fahren könnte. Wie hat er sich gefreut, als er unsere Tochter, unsere beiden geliebten Enkelkinder und unsere nächsten Angehörigen gesehen hat. Die Flasche Bier stand schon für ihn bereit ( er hat nur mal dran genippt) und die Zigarette hat er lediglich angeraucht, aber krampfhaft festgehalten. An diesem Abend wurden ganz viele Fotos gemacht.

    Leider hat der Arzt mit seiner Prognose nicht recht gehabt. Uns blieben keine drei Tage, am nächsten Nachmittag hat er mich für immer verlassen.

    Bei seinem letzten Atemzug liefen ihm Tränen übers Gesicht. Diese Bilder habe ich jetzt dauernd vor Augen.

    Es tut gut, dass Mal loszuwerden, tut aber auch unendlich weh.

    Manuela

    Hallo Bettina, mein Mann hat die Nordsee geliebt. Wir waren leidenschaftliche Camper und sind jedes Jahr mehrere Wochen mit dem Wohnwagen unterwegs gewesen. Nach Helmuts Tod konnte ich es nicht mehr ertragen, den Wohnwagen jeden Tag auf unserem Hof zu sehen. Ich habe ihn weggegeben.

    Liebe Bettina,

    Ich denke heute, dass es vielleicht ohne Chemo besser gewesen wäre. Helmuts Zustand war nach jeder Chemo-Reihe schlechter geworden. Jedes Auswertungsgespräch begann mit: Leider habe ich keine guten Nachrichten... Der Krebs hat immer weiter gestreut. Bauchspeicheldrüse war Ausgang, dann Leber, Lunge, Bauchfell... Als im Februar die Haare wieder wuchsen, hatte ich trotz allem wieder Hoffnung. Helmut hat sich nie aufgegeben, nur ich weiß nicht,wie es weiter gehen soll.

    Liebe Grüße Manuela

    Liebe Birgit,

    ja, darüber haben wir uns auch sehr gefreut. Leider wohnt meine Tochter weit weg. Sie ruft zwar jeden Tag an, aber wir sehen uns nur alle paar Wochen mal. Ich habe zwar meine Geschwister in der Nähe, aber keiner kann meinen Mann ersetzen. Meine Tochter wollte zwar, dass ich zu ihnen ziehe, aber ich möchte mich in meinem Alter nicht noch einmal beruflich neu orientieren. Dann wohnt meine 95jährige Schwiegermutter bei mir, um die ich mich kümmern muss. Ich möchte sie auch nicht im Stich lassen. Und in ein Pflegeheim will ich sie auch nicht geben.

    Tagsüber habe ich genug zu tun, aber die Abende und Nächte sind schlimm.

    Manuela