Hallo ihr Lieben,
ich möchte euch gern erzählen, wie unsere letzten Tage waren. Wie schon geschrieben war mein Helmut die letzte Zeit oft im Krankenhaus. Ich/wir haben gelitten, weil ich nicht zu ihm durfte. Eine unwahrscheinlich mitfühlende Krankenschwester machte mir Ostersamstag den Vorschlag, Helmut den nächsten Tag mit einem Rollstuhl in den Park zu fahren, damit ich ihn endlich mal wieder sehen kann. Sie hat nicht auf seiner Station gearbeitet und hatte über Ostern eigentlich Urlaub. Im Nachhinein war es eine Kamikazeaktion von ihr, aber ich bin ihr so dankbar.
Meine Tochter und ich haben ganz aufgeregt auf Helmut gewartet. Eine halbe Stunde hatten wir, um uns zu sehen, zu berühren...
An diesem Nachmittag habe ich beschlossen, ihn nach Hause zu holen. Da ich nicht wusste, ob ich es schaffe, habe ich Helmut noch nichts erzählt. Ich habe dann mit einem Arzt telefoniert, der mir erklärte, dass sie noch ein bisschen Zeit für die Vorbereitung brauchen. Unter anderen musste eine Drainage gelegt werden, damit ihm auch zu Hause jederzeit das Wasser abgelassen werden könnte. Das waren inzwischen auch täglich mehrere Liter. Am Mittwoch kam endlich der ersehnte Anruf. Meine Schwester hat mich zum Krankenhaus gefahren, ich weiß nicht, ob ich selber die 50km geschafft hätte.
Helmut hat sich so gefreut, als ich ihm sagte, dass er jetzt mit nach Hause kommt. Er freute sich auf unseren Balkon, auf ein Bier und eine Zigarette.
Dann kam der Arzt und erklärte uns, dass inzwischen auch die Nieren ausgestiegen wären und er jetzt eigentlich zur Dialyse müsste. Wir haben uns nur angesehen und mit dem Kopf geschüttelt. Der Arzt sagte, ohne Dialyse hätte er noch 3 Tage, mit drei- vier Wochen. Wir wollten das ganze Leiden einfach nicht mehr künstlich verlängern.
Helmut wurde mit dem Krankentransport nach Hause gebracht, die Fahrt im PKW hätte er nicht geschafft. Ich hatte inzwischen einen Rollstuhl besorgt, mit dem ich ihn auf den Balkon fahren könnte. Wie hat er sich gefreut, als er unsere Tochter, unsere beiden geliebten Enkelkinder und unsere nächsten Angehörigen gesehen hat. Die Flasche Bier stand schon für ihn bereit ( er hat nur mal dran genippt) und die Zigarette hat er lediglich angeraucht, aber krampfhaft festgehalten. An diesem Abend wurden ganz viele Fotos gemacht.
Leider hat der Arzt mit seiner Prognose nicht recht gehabt. Uns blieben keine drei Tage, am nächsten Nachmittag hat er mich für immer verlassen.
Bei seinem letzten Atemzug liefen ihm Tränen übers Gesicht. Diese Bilder habe ich jetzt dauernd vor Augen.
Es tut gut, dass Mal loszuwerden, tut aber auch unendlich weh.
Manuela