Liebe RalfsHeidemarie,
gerade habe ich die letzten Einträge auf deiner Seite gelesen und deine Traurigkeit gespürt. Ich wollte dir sagen, dass ich mit dir fühle und sende dir eine dicke Umarmung.
Deine Gefühle haben sich verändert und du meinst, dass es seit der Sitzung ist. Ich wollte dir erzählen, dass sich bei mir auch etwas verändert hat vor 2 Wochen und mir kam der Gedanke, ob es eine neue Phase der Trauer ist, da unsere Männer fast zu selben Zeit von uns gegangen sind. Ich denke ganz viel nach, was da passiert ist und warum sich etwas verändert hat, denn bei mir gab es kein so spektakuläres Ereignis. Ich es an 2 Situationen fest. Ich hatte ein Telefonat mit einer Freundin, die mir erzählte, dass in ihrer Familie ihre kleine 1 1/2 jährige verstorbene Enkelin täglich seit ihrem Tod vor 1 Jahr im Gespräch ist. Da ist mir aufgefallen, dass immer weniger Menschen zu mir von Hartmut sprechen und es für mich so wirkte, als würde er in Vergessenheit geraten. Die Erkenntnis machte mich zutiefst traurig und ich habe begonnen meinen nahen Menschen zu sagen, dass es mir gut tut, wenn Hartmut im Alltag erwähnt wird. Es ist auch nicht schlimm, wenn ich dann weine....im Gegenteil. Mit jedem Weinen löst sich ein bisschen meine innere Versteinerung und jedes Weinen zerbröselt ein Stück Stein. Diese Mitteilung hat zu Gesprächen geführt, die mir gut taten. Gleichzeitig hatte ich ein Gespräch mit einer Trauerbegleiterin, das mir etwas Druck genommen hat. Sie meinte, dass das erste Jahr ein Jahr des Ausprobierens sein sollte und ich keine großen Entscheidungen treffen sollte.
Meine totale Zerrissenheit, ohne Ziel und Plan zu sein, mich absolut überfordert zu fühlen, alles ständig zu suchen und zu vergessen ist seitdem etwas besser geworden.
Ich empfand diese Hilflosigkeit und der große Wunsch mein altes Leben zurück haben zu wollen im Bewusstsein, dass das nicht geht, als grauenvoll. Meine 3 Stürze seit Hartmuts Tod kamen noch oben drauf und zeigten mir, die die alte Martina auch nicht mehr da ist. Es ist furchtbar ein Gefühl zu haben, dass man sich nicht mehr auf sich verlassen kann und sein Leben nicht mehr im Griff zu haben.
Aber es ist ein ganz kleines bisschen besser geworden. Wie ein Fisch, der nur unter Wasser war, gucke ich ab und zu etwas aus dem Wasser und warte darauf, was passiert und probiere aus. Das gibt mir ein anderes neues Gefühl.... vielleicht ist es die nächste Phase der Trauer, die hoffentlich etwas weniger schrecklich ist. Mein Hartmut würde es mir wünschen. Das weiß ich, denn er wollte immer nur das Beste für mich.
Ich bin ganz sicher, dass dein Ralf ähnlich gedacht hat. Wenn 2 Menschen sich lieben, wollen sie nur das Beste füreinander.
Ich habe letzte Woche eine Frau mit Hund kennen gelernt und mich getraut zu fragen, ob wir mal zusammen unsere Hunderunde machen. Das machen wir heute. Es tut mir gut Neues zu entdecken.....mal schauen was daraus wird.
Ich wünsche dir einen schönen Tag.
LG Martina