Hallo, erst einmal vielen Dank das es so ein Forum gibt.
Leider ist meine Frau mit 55 Jahren viel zu früh nach langer, aber erst in den letzten zwei Wochen mit schweren Krankheitsverlauf gestorben.
Meine Frau hatte vor ca. 10 Jahren Brustkrebs, alle Lymphknoten wurden auf der entsprechenden Seite entnommen. Da meine Frau damals noch soooo Jung war hatten sich die Ärzte dazu entschlossen eine schwere, aber kurze Form der Chemotherapie durchzuführen.
Nach dem vierten Mal konnte meine Frau aber nicht mehr und es wurden leichtere Therapien durchgeführt. Diese waren auch nicht besser, nach wie vor hatte sie zu kämpfen. Nach der Chemo Bestrahlung und Hormontherapie.
Meine Frau hatte immer Angst das sie an dem Krebs sterben würde, also das er wieder kommt. Ich habe ihr aus einem Gefühl raus immer versichert das sie nicht am Krebs sterben wird, was auch letztendlich zutraf. Die Hormontabletten machten ihr aber immer mehr zu schaffen.
Nach 7 Jahren hat meine Frau diese abgesetzt, danach ging es ihr besser. Es sah so aus als ob alles gut wird. Meine Frau hatte aber ab der Chemo immer das Problem das sie sehr schwach war und schlecht geschlafen hat. Meistens erst richtig ab 6.00/7.00 Uhr morgens, dann bis ca.13.00Uhr.
Aus dem Bett dann meistens ins Wohnzimmer. Hausarbeit viel ihr immer schwerer, auch das zurecht machen wenn wir vorhatten mal an die Luft zu gehen. Das "etwas machen" viel ihr immer schwerer, selbst Besuch zu Empfangen.
Das war alles ein schleichender Prozess, es viel nicht so richtig auf das Sachen die vor sechs Jahren noch gingen jetzt nicht mehr gingen. Anfang 2020 stellte die Frauenärztin fest das sie wohl Wasser im Bauch hätte. Wir sind direkt ins Krankenhaus, dort stellte man fest das sie eine Leberzirrhose hat. Blutuntersuchungen vorher sagten nur aus das die Leberwerte zu hoch aber noch am oberen Ende waren.
Eine genauere Untersuchung wurde nie angeraten.
Es wurden damals ca. 2,5Liter Wasser aus dem Bauch geholt, nach drei Wochen kam meine Frau wieder raus. Sie hatte abgenommen, es wurden entsprechende Medikamente gegeben, alles sah eigentlich gut aus. Leider sind wir erst ab ca. Mai zu einem Lerberspeziallisten gewechselt, der verschrieb noch andere Medikamente.
Es sah zwar schlecht aber nicht Ernst aus. in den folgenden Monate wieder Untersuchungen, es sah nie wirklich schlechter aus, also war die Hoffnung da, das es zwar nicht schön aber eben halbwegs weiterging. Mitte Oktober wieder zum Arzt, da bekam sie ein neues Medikament. Dieses bekam meiner Frau überhaupt nicht, sie hatte Schmerzen im Leberbereich.
Nach ca. drei Wochen hat sie es abgesetzt, weil es nicht ging und weil sie wieder mit Wasser in den Beinen zu kämpfen hatte und zugenommen hatte sie auch wieder, der Bauch wurde wieder dicker. Am ca. den 12 Dezember bekam meine Frau eine Einweisung fürs Krankenhaus um das Bauchwasser untersuchen zu lassen.
Leider sollten wir letztendlich erst am 14. Januar ein Krankenhaus Termin bekommen. Meine Frau war da extrem voll mit Wasser, es wurden sechs Liter Wasser entnommen. Nach ca. 10 Tagen wurde sie entlassen, sie sah da sehr schlimm aus, hatte auch Durchfall. Ich hatte nicht verstanden warum sie Entlassen wurde. Versuche mit Leberarzt (dieser hat seine Praxis am Krankenhaus und ist selbst auch dort Tätig) im Kontakt zu kommen scheiterten.
Nach 1 1/2 Wochen musste sie wieder dringend ins Krankenhaus, sie war wieder sehr dick geworden. Es wurden wieder sieben Liter Wasser entnommen, weitere Untersuchungen. Bei der ersten Entlassung hies es sie wäre nicht Krank genug für eine neue Leber, was ich sehr bezweifelte. Ich hatte die Hoffnung das sie nun soweit wäre. Nun fing es aber an. Nach drei Tagen viel sie um, ins Koma, sie hatte zuviel Amoniak im Blut.
weitere drei Tage später hatte sie eine Trombose vor der Leber, es gab Blutverdünner usw.. nach zwei Tagen bekam ich die Meldung das die Trombose sich schon wieder angelöst hätte, also ein Hoffnungsschimmer. Nach weiteren Zwei Tagen musste ihr Magen ausgepumpt werden, Einblutungen (wegen den Blutverdünnern) durch Krampfadern in der Speiseröhre. Es wurden Transfusionen gemacht.
Nach weiteren Tagen Tage kam die Meldung das sie eine Lungenentzüng bekommen hat. Meine Hoffnungen verschwanden rapiede, ich hatte keine großen Hoffnungen mehr das sie das überlebt. Nach zwei Tagen bekam ich abends die Meldung das sie ins künstliche Koma versetzt werden müsste, ich und mein Sohn solten sofort ins Krankenhaus kommen.
Dort wurden wir ersteinmal angesprochen ob wir eine Patientenverfügung gemacht hätten, Hatten wir nicht, die Option eines Todes hatten wir noch nicht Betracht gezogen. Nun musste diese noch gemacht werden, meine Frau musste allem zustimmen. Ich dacht nur mein Gott was muss meine Frau gerade alles durchmachen. Da sie schon eine spezielle Atemmaske mit Überdruck und extra Sauerstoff, konnte sie nicht sprechen, jeder Versuch misslang. Es blieb nur etwas Zeichensprache, liebes schauen und noch durch Buchstabenanzeige auf dem Handy eine rudimentere Komunikationsmöglichkeit.
Obwohl es meiner Frau, meinem Sohn und mir klar war, konnten wir uns nicht so verabschieden als ob sie im Sterben liegt. Ich sah ihre Chance bei ca. 5%. Was ich noch machen konnte, dass liebte meine Frau, ihr die Füße zu massieren. Als ich das ihr sagte sah sie mich ganz lieb und freudig an. Als ich anfing kuschellte sie sich ins Bett ein und genoß es sehr, leider war die Zeit viel zu kurz. Die Ärzte drängten schon ein wenig da ihr Luftsauerstoff nur bei 70% lag.
Also verabschiedeten wir uns, meine Frau hatte uns, weil sie einfach die tiefe Trauer die wir schon hatten nicht sehen konnte dann mit einer Handbewegung und durch Blicke gesagt nun geht bitte.
Ich kehrte nochmal um, was meine Frau direkt bemerkte obwohl sie mich nicht im Blick hatte. Sie schaute noch einmal ganz lieb und machte wieder die Handbewegung. Das war das letzte lebendige was ich von ihr sah.
Obwohl die nächsten Tage etwas Hoffnung brachten, der Zustand war stabiel. am 17.02.21 fragte ich morgens ob es möglich wäre meine Frau zu besuchen, dies wurde bejaht worüber ich mich sehr freute, aber erst am nächsten Tag, da es heute irgendwie nicht ginge. Am nächsten morgen kam der Anruf den ich nie hören wollte, meine Frau lag seit 6.00 Uhr im Sterben, nur noch die Medikamente hielten sie am leben.
Ich bin mit meinen Sohn sofort ins Krankenhaus. Im intensiv Sterbebett lag sie nun da, Schläuche wohin man nur blickte, viel zu viele Medikamentenspritzen. Am Monitor konnte ich sehen wie das Herzlein raste, Puls bei 180, 200, 210. Der Blutdruck irgendwo bei 60/40, die Ärztin sagte das es nicht mehr lange dauert, sie würden aber solange wir es wollten die Medikamente nachlegen um sie am Leben zu halten.
Normalerweise würden sie die Spritzen auslaufen lassen um sie nicht länger leiden zu lassen. Ich massierte ihr nochmals die Füße, nach ca. 30 Sekunden ging der Puls runter auf 140, ich dachte, wenigsten hat sie noch irgendwie gemerkt das wir hier sind und sie begleiten, ich vermute ihr Unterbewustsein entspannte sich.
Als sie merkte das auch mein Sohn da war lies sie los. Der Blutdruck viel nun weiter, der Herzschlag ging runter, trotz Medikamente. Meine Frau verstarb nun. Ca. 30 Sekunden nach dem Tod erstarb meine tiefste Trauer, mein Weinen lies nach, ich verstand dies nicht. Mein Sohn sagte dann was mich auch zutiefst berührt hat.
Er sagte, ich kann es nicht verstehen, ich habe gerade ein ganz tiefes Gefühl der Ruhe und Zufriedenheit in mir, genau dies spürte ich auch. Die Krankenhausseelsorgerin die dabei war sagte, was ich auch glaube, dass die Seele sich wohl nun gelöst hätte und hat uns nochmal in dem Arm genommen, uns berührt hat. Nach weiteren 90 Minuten haben wir unsere Mutter bzw. meine Frau verlassen. Ich habe sie diese ganze Zeit weiterhin gestreichelt usw.. Was bleibt nun?
Eine ganze ganz tiefe Trauer, ein Verlust der nie wieder gut gemacht werden kann. Die Wohnung ist leer obwohl sooooooo viel an sie erinnert. Ich habe Angst Nachhause zu gehen, weil dort alles an meine Frau erinnert. Wenn ich Abends mal Nachhause kam ging mein Blick als erstes zum Fenster um zu sehen ob Licht im Wohnzimmer an ist.