Ach Bettinalein,
ich denke, die Ärzte wollten es auch nicht sehen, da sie selbst Fehler gemacht hatten. Es waren keine groben Fehler, es waren Alltagsfehler. Und meine Mutter trug daran auch eine große Mitschuld. Sie hat dort sicherlich - genau wie zu Hause- erzählt, dass sie soo großen Hunger und Durst hat.... und hat dann doch nichts getrunken. Und keiner hat es gemerkt, weil sie so herrlich überzeugend sein konnte. Bis es dann bemerkt wurde, aber da war es schon zu spät...
Das hat ihr geschwächter Körper nicht mehr geschafft. Ich mache den Ärzten deshalb auch keine Vorwürfe, sie sind halt darauf reingefallen, aber ich glaube, sie haben sich so sehr gewünscht, dass meine Mutter es trotz allem schafft, dass sie die Realität verdrängt haben... Da war jedenfalls keine Gleichgültigkeit zu spüren...
Meine Mutter wollte nicht gehen, sie wollte mit mir fliehen... aus dem Krankenhaus. Sie hat in ihrer Demenz geglaubt, dass, wenn wir das Krankenhaus verlassen, sie wieder gesund wäre...
Und das ging doch zu diesem Zeitpunkt nicht.
Sie hat einfach nicht begriffen, dass sie durch ihr Verhalten (nicht essen - nicht trinken) den Tod herbeigeholt hat. Das ist das eigentlich Tragische. Sie war zu diesem Zeitpunkt komplett verwirrt. Und ich auch.
Im Nachhinein denke ich, dass alle - Ärzte und Pfleger eingeschlossen - extrem mit dieser Situation überfordert waren.
Liebe Michaela, bitte entschuldige, dass ich gerade in deinem Wohnzimmer so viel geschrieben habe.
Mina