Warum muss man sich für seine Trauer rechtfertigen?

  • Hallo, Ihr Lieben!


    Habe einige Monate still mitgelesen und fand ein wenig Trost, Hoffnung und die Bestätigung, dass ich nicht „abnormal“ bin.


    Warum ich nun doch schreibe. Ich wurde gestern wieder mal so richtig gekränkt, nicht absichtlich, doch es tut echt weh. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass nicht wir Trauernden zum Psychiater gehören sondern unser Umfeld!


    Ich versuche so kurz wie möglich meine Lage zu schildern (obwohl kurz wird es nicht, da so viel passiert ist).


    Im Jänner 2009 wurden mein geliebter Andreas und ich ein Paar. Er war und ist meine große Liebe.
    Im Mai 2010 heirateten wir. Kurz zuvor bestätigte der Frauenarzt meine Schwangerschaft.
    Im Juni, in der 14 SSW hatte ich einen Blasensprung. Keine Chance für unseren Sohn.
    In der 16 SSW brachte ich ihn mit Wehenmittel, allein in einem Kämmerchen im Spital, auf die Welt. Mein Mann musste arbeiten. Ich bekam noch ein Foto und ein Kärtchen mit seinen Fußabdrücken als „Erinnerung“.
    2011: wieder schwanger. Missed abort.


    2012:
    26. Februar: mein Mann bekam zu Hause eine Hirnblutung im Stammhirn.
    Ein Monat lang kämpfte er. Wir dachten, er würde es schaffen.
    Am 25. März (zwei Tage vor meinem Geburtstag) starb mein allerliebster Schatz.


    Für mich brach eine Welt zusammen. Andreas war nie krank, war ein Bär von einem Mann und erst 37 Jahre alt. Wir hatten so viele Pläne für unsere gemeinsame Zukunft.


    Seitdem ist viel passiert. Nach dem ersten Schock konnte ich überhaupt nicht mehr schlafen. Musste Tabletten nehmen. War einige Wochen krankgeschrieben. Dann ging ich wieder arbeiten. Ich schleppte mich durchs Leben. Hatte körperlich keine Kraft mehr. Zwei Wochen später ging ich dann doch zu einer Psychologin und ließ mir Antidepressiva und andere Schlaftabletten verschreiben. Diagnose: Depressiver Erschöpfungszustand. Nochmal zwei Wochen zu Hause.


    Dann wurde meiner Mutter ein künstliches Kniegelenk eingesetzt. Ich ging zur Arbeit, danach zu ihr ins Spital und anschließend 1-2 Stunden ihren Garten gießen. Kam erst so gegen 20 Uhr nach Hause.
    Mein Bruder half mir dabei.


    Die Antidepressiva fingen an zu wirken. Nur, das war nicht mehr ich. Ich stand neben mir. Wollte weinen, da ich traurig war und konnte nicht.
    Dann fing ich mit einem Schlummertrunk am Abend an. Dabei blieb es nicht. Es wurde mehr.


    Dann der Tag der mir fast mein Leben kostete: Die Verlassenschaft.
    Mein Mann hat einen Sohn aus vorheriger Ehe und eine Tochter aus einer früheren Beziehung.
    Beide Damen waren anwesend. Die Ex-Frau brachte durch eine „offene Forderung“ ihren Vater mit ins „Spiel“. Es wurde richtig schmutzig, obwohl nichts (mehr) zu holen ist. Was soll auch ein Mann besitzen, der bei der Scheidung abgezockt wurde und für zwei Kinder aufkommen musste.
    Der Ex-Schwiegervater warf mir vor allen Anwesenden vor, ich sei Schuld, dass die Ehe scheiterte. Die Scheidung war 2008 und 2009 wurden Andreas und ich erst ein Paar. Es folgten noch weitere Lügen über mich. Ich war so schockiert von solcher Bösartigkeit, dass ich mich nicht mal wehren konnte.


    Der Höhepunkt: jeder, der Anwesenden darf bei der Wohnungsbesichtigung, bei der der Notar und ein Schätzmeister (es könnten ja Biedermeiermöbel usw. vorhanden sein) kommen, anwesend sein. Der Ex-Schwiegervater meines Mannes kommt natürlich mit. Für mich ist das SEELISCHE VERGEWALTIGUNG. Ich brachte vieles in die Wohnung mit und wir renovierten die letzten Jahre gemeinsam und schafften uns ein liebevolles zu Hause. Und nun kommt dieser für mich „fremde Mann“ in die Wohnung um zu schnüffeln. Nur um mir eins auszuwischen.


    Einen Tag darauf trank ich verteilt auf den Tag zu viel und nahm abends wie gewohnt die Schlaftabletten. Wollte noch eine auf der Terrasse rauchen gehen … aufgewacht bin ich im Spital. Koma. Ich hätte gekämpft, sagte der Arzt.
    Nach zwei Tagen durfte ich nach Hause. Durch diesen Schreck (ich nenne es meine „selbstauferlegte Schocktherapie“) benötige ich keine Schlaftabletten, Antidepressiva und Alkohol mehr.


    Kaum war ich arbeiten bekam ich heftigste Schmerzen im rechten Unterbauch. Den Blinddarm hatte ich nicht mehr. Da ich am Wochenende für meine Mutter kochte und ein paar Tage mir Schmerzen den Garten goss, ging ich nicht gleich zum Arzt.
    Als es unerträglich wurde fuhr ich ins Spital. Unzählige Untersuchungen. Es konnte ja alles Mögliche sein. Dann die Diagnose: unter meiner 36 Jahre alten Blinddarmnarbe haben sich Bakterien verkapselt, die nun aktiv geworden sind und sich Eiter bildete. Notoperation. Im schlimmsten Fall hätte mir noch ein künstlicher Darmausgang geblüht. Es verlief zum Glück ohne Komplikationen.


    So, nun bin ich wieder in der Arbeit.
    Mein Mann ist nicht mal vier Monate tot.


    Ich habe nie Leute mit meinem Kummer belästigt. Weine und trauere im stillen Kämmerlein. Brauchte nicht ständig wem zum Reden. Doch jetzt reicht es endgültig.


    Gestern musste ich mir wieder anhören, dass das Leben weitergeht, Andreas tot ist, dass das der Lauf des Lebens ist, ich wieder normal zu sein habe und wie schwach ich nicht sei.


    Auf meine Trauer wurde ge….. Ich hatte zusätzlich Belastungen, auch Belastungen von den nicht verarbeiteten Fehlgeburten und der Vergangenheit. Für mich war das Leben immer Kampf. Ich hatte selten Geborgenheit und Rückhalt.
    Andreas war mein zu Hause. Bei ihm war ich angekommen … und das war uns nur drei Jahre vergönnt.


    Ich werde nie eine eigene Familie haben. Den Vorgeschmack des Alleinseins und wie es wird wenn ich noch älter werde, habe ich im Spital erlebt. Nein, ich möchte mich nicht Selbstbemitleiden. Ich möchte nur mein Recht auf Trauer!!!!!


    Man kann doch nicht nach nicht mal vier Monaten verlangen, dass ich so lebe, als hätte es Andreas nie gegeben.
    Gerade die, die ohne ihren Partner nicht mal eine Stunde auskommen, sind die, von denen man solch einen Schwachsinn hören muss.


    Ich habe mich schon einmal zurückgezogen und werde es nun wieder machen. Der Mensch ist einfach nur grausam und dumm.


    Jeder Mensch, der seinen Partner verloren hat, weiß wie es mir geht. Wir werden jeden Tag mit den Verlust konfrontiert. Wir leben in der gemeinsamen Wohnung. Ein zu Hause, das plötzlich fremd geworden ist. Die vertrautesten Gegenstände sind plötzlich fremd. Man hat kein zu Hause mehr.
    Und jeden Tag beim Aufstehen die Frage: Wofür? Für wen?
    Und jeden Tag wenn man „nach Hause“ kommt, erwartet einen eine „leere“, „tote“ Wohnung. Kein Andreas, mit dem man sich austauschen kann, mit dem man lacht, weint und Pläne schmiedet. Kein Andreas, der einen Halt gibt. Keine Hand die man halten kann, keine Umarmung …


    Ich will kein falsches Mitleid, ich will keine „gutgemeinten“ (aber dennoch völlig dummen) Ratschläge. Ich will einfach nur Zeit. Zeit um zu trauern. Zeit um zu verarbeiten. Und mich nicht nach so kurzer Zeit rechtfertigen müssen, dass ich noch (immer) traurig bin und Andreas so sehr vermisse.


    Es tut mir Leid für diesen langen Beitrag, aber es musste einfach raus.


    Ich möchte noch jeden einzelnen hier, der einen schweren Verlust hatte, mein Mitgefühl aussprechen und wünsche allen viel Kraft und Liebe in der schwierigen Zeit. Möge sich euer aller Leben wieder lebenswert gestalten und ihr für euren ertragenen Kummer und Schmerz eines Tages reichlich belohnt werden.


    Liebe Grüße
    Susanne

  • Hallo liebe Susanne!


    Möchte dich hier herzlich Willkommen heißen.


    Auch möchte ich dir meine herzliche Anteilnahme aussprechen zum so frühen Heimganges von deinem Andreas. :30:


    Leider ist es mit momentan nicht möglich, mehr zu schreiben.


    Aber ich wollte dir mitteilen, dass ich dich sehr gut verstehen kann. Ja, Zeit zum Trauern, das ist das Mindeste was man fordern kann, was eigentlich selbstverständlich sein sollte.


    Schreib immer, wann dir danach ist. Das hilft einem ein klein wenig.



    Pass auf dich auf!


    Alles Liebe


    Linda

  • Liebe Linda!


    Danke für Deine einfühlenden Worte.


    Ich habe mir mit diesem Beitrag den Frust von der Seele geschrieben. Wie ich hier gelesen habe ist ja Wut auch die kleine Schwester der Trauer. Sie gibt auch in der Tat Kraft.


    Es ist dennoch entsetzlich welche Seitenhiebe man in der schwersten Zeit bekommt, auch wenn es nicht Absicht war, jedoch sollte man als Erwachsener Denken bevor man spricht.
    Besonders kommt dies oft von Leuten, die in ihrem Leben nicht viele Tiefs durchzustehen hatten und sich ihr Dasein auf Essen, Trinken, Konsum und die neueste Mode beschränkt.


    Liebe Grüße
    Susanne

  • Liebe Susanne


    Auch ich möchte dich herzlich willkommen heissen in unserem Forum und dir mein tiefes Mitgefühl zu deinem grossen Verlust ausdrücken. :30:


    Ich kann mich den Worten von Linda nur anschliessen. Und auch ich habe die Erfahrung gemacht, dass andere nicht im Ansatz verstehen können (und manche es ev. auch gar nicht wollen), wie es uns in unserer Trauer geht. Nur wer es selber durchmachen muss, kann es sich vorstellen. Hier im Forum gibt es viele, die das können. Deshalb verstehen auch viele wie schwer und kraftraubend diese Lebenssituation ist und wie alleine man sich fühlt. Das schreiben kann wirklich viel helfen (mir geht es so), also schreib wann immer du möchtest und was du möchtest. Wir sind da und hören zu.


    Ich wünsche dir ganz viel Kraft.


    Sei herzlich gegrüsst,
    Sandra

    Auch wenn alles einmal aufhört -
    Glaube, Liebe und Hoffnung nicht.
    Diese drei werden für immer bleiben.
    Doch am höchsten steht die Liebe.

  • Liebe Susanne,
    sei herzlich willkommen hier in unserem Forum. Mein herzlichstes Beileid zum Tod deines Mannes und zum Tod deiner beiden Kinder.
    Wir wissen hier wie verletzend Menschen sein können, wenn sie "Ratschläge" geben oder einen auffordern wieder "normal" zu werden. Bei uns wird dir das nicht passieren. Lass hier ruhig Wut und Trauer raus, dafür sind wir da? Bist du jetzt ganz ohne Medikamente?
    AL
    Christine

  • sandra


    Lieben Dank für Deine tröstenden Worte. Habe immer besonders Deine Geschichte verfolgt, da Dein Liebster ja nur drei Monate vor Andreas verstorben ist.
    Dein Hund ist wirklich süß. Tiere geben einen soviel Trost. Da braucht man keine Worte und wird nicht verletzt. Ich habe ja zum Glück meinen Kater, der jedoch schon so anhänglich geworden ist, dass man ihn bald als Hund durchgehen lassen kann ;-).


    Christine
    Auch Dir vielen Dank. Ich denke, dass die meisten Trauernden sowieso wissen was gut für sie ist (wenn man sie nur ließe). Man muss den besten Weg erst finden und das dauert seine Zeit. Medikamente nehme ich keine mehr. Zum Glück kann ich wieder normal schlafen, denn das ist schon die halbe Miete. Habe zwar auch Antidepressiva probiert, ist aber ehrlich gesagt nicht meins. Denn ich hatte das Gefühl ich stehe neben mir und war völlig aufgedreht, wie kurz vor einem Kurzschluss (der ja dann auch kam).
    "Normal" wird man nie wieder werden. Denn durch den schweren Verlust verändert sich der Mensch. Es sind andere Dinge wichtiger geworden und die "Probleme" der Anderen (die man früher ja auch hatte) kommen einen nichtig vor und man kann sie teilweise nicht ganz nachvollziehen.
    Vielleicht schreibe ich eines Tages ein Buch, wie man mit Trauernden umgeht bzw. was sie sich von ihrer Umwelt wünschen würden usw.
    Es ist leider unsere schnelllebige Zeit, in der wir reingedrängt wurden. Man darf nicht alt, krank, gebrechlich, trauernd usw. sein. Man hat zu funktionieren.
    Kleine Kinder werden durch Ritalin gefügig gemacht ... genormt für die Gesellschaft. Es ist traurig.


    Liebe Grüße
    Susanne

  • Liebe Susanne,


    :24: herzlich willkommen im Forum...erst einmal möchte ich Dir Kraft zum Weitermachen schicken---wir alle haben verschiedene Schicksalsschläge erlitten, da können wir jedes Mini-Päckchen Kraft brauchen...auch ich habe große Schwierigkeiten mit Menschen, die blödsinnige Phrasen über das Leben und wie es weitergeht von sich geben.ich kann es nicht mehr hören, dass es jetzt ja schon so und soviele Monate her ist und den ganzen Kram...


    Sie verstehen uns einfach nicht, hör nicht auf Sie, je größer die Liebe zu unseren Liebsten war, desto länger und intensiver die Trauer. Auch ich habe meine Erfahrungen mit Benzos, Antidepressiva und tw. auch in Kombination mit Alkohol. Was Du durchmachen musstest, ist kaum zu ertragen, schon gar nicht von außen zu "beurteilen". Wenn der liebste Mensch noch dazu so jung und plötzlich stirbt, finde ich es auch einfach ungerecht vom Schicksal.


    Alles Liebe und eine herzliche :24:

  • Hallo,



    also mal ehrlich - Trauer ist doch völlig ok. Natürlich gibt es Menschen, die nach ein paar Tage oder Wochen wieder "funktionieren", scheinbar "normal" am Leben teilnehmen aber - wirklich - ist doch nicht jeder gleich.



    Ich finde es ist durchaus in Ordnung auch noch nach Monaten zu weinen, wenn einem das Liebste das man hat genommen wird und es sollte doch sch... egal sein, wenn es einem dadurch nur ein bisschen besser geht finde ich das auch ok.



    Ich hab schon einige meiner Lieben verloren und ich bin auch nach vielen vielen Monaten noch traurig, immer wieder mal, bin Mama von zwei Sternenkindern und Mutter einer gesunden Tochter, hab meinen Lebensgefährten auf schreckliche Art und Weise verloren und bin noch immer traurig, obwohl es bereits 4 Jahre her ist. Aber man kann Trauer und Sehnsucht nicht wegschieben, das würde ich selbst auch als "gefährlich" bezeichnen, denn nur Trauer auszuleben bedeutet in meinen Augen auch, dass man irgendwann abschließen kann; und zwar dann wenn es für einen gut ist und NICHT wenn die anderen finden, es würde allmählich schon ZU LANGE dauern...



    Leider gibt es viele, die sowas nicht verstehen, aber ich wünsche Dir von ganzem Herzen viel Kraft, die Trauer auszuleben, und mit ihr zu leben, sodass auch die Trauer die Chance hat, dich langsam zu verlassen und den Erinnerungen Platz zu machen! :005:

  • Liebe sbeck, lieber Reinhold!


    Herzlichen Dank für eure tröstenden Worte.


    Ich werde meinen Weg gehen und es auch schaffen. Werde meine Ausbildung zur Dipl. Gesundheitstrainerin wieder aufnehmen. Das ist der erste Schritt. Wo es mich letztendlich hinführt wird sich weisen.


    Mir sagte eine Psychologin, dass gerade die Menschen, die so "gutgemeinte" Ratschläge geben, die sind, die am meisten Angst haben, dass ihnen so etwas auch passiert. Das kann ich so eigentlich bestätigen.


    Auf der anderen Seite hat die Wut über andere Leute auch seine gute Seite. Es gibt in gewisserweise auch Kraft.


    Wünsche Euch auch von Herzen viel Kraft, Heilung und vor allem Verständnis.


    Liebe Grüße
    Susanne

  • Liebe Susanne!


    Du hast schon sehr viel mitgemacht. :30:


    Ich konnte das letzte Mal gar nicht auf alles in deinem 1. Posting eingehen.


    Du hast zwei Kinder verloren. Eines musstest du alleine in einem Kämmerlein .... ;(
    Und dann noch Mal. :13:


    Und dann die Sache mit der Verlassenschaft. :cursing: Ich bin empört. Was man sich so alles gefallen lassen muss. :4: :4: Das tut weh.


    Und dann mit deiner Gesundheit, Gott sei Dank nochmal gut ausgegangen.


    Susanne, du hast Recht, man muss immer funktionieren, Leistung bringen, das zählt. Dabei geht es aber vielen Menschen immer schlechter, weil eben dieses Mitgefühl, das Verständnis, die Verbundenheit, die gegenseitige Hilfe einfach fehlt.


    Was ich noch fragen wollte, wie geht das mit der Ausbildung zur Gesunheitstrainerin? Klingt sehr interessant. Finde das super, dass du da weitermachen möchtest. Ein Ziel od. eine Aufgabe kann einem sehr helfen. Ja, du wist deinen Weg gehen, du wirst es schaffen!!


    Ja, du hast Recht, Wut kann auch Kraft geben.


    Hast du irgendeine Freundin, die dir ein bißchen zur Seite steht, dich versteht, bei der du nicht immer stark sein musst?


    Und schau ja auf dich, lass dich auch von Muttern nicht immer einteilen!!! ;)


    Ganz lieben Gruß


    Linda


    an sbeck: Du hast auch schon einige Schicksalsschläge hinnehmen müssen. Möchte dir auch meine Anteilnahme aussprechen und dich herzlich Willkommen heißen. Willst nicht ev. auch einen eigenen Thread erstellen mit deiner Geschichte?

  • Liebe Linda,


    entschuldige, dass ich heute erst schreibe. Kam irgendwie nicht dazu ... obwohl ich eigentlich alle Zeit der Welt habe ...


    Die Ausbildung mache ich per Fernstudium, ein Modul nach dem anderen. Hiebei handelt es sich um Chakrenarbeit, Bachblüten, Aromapflege, TCM, Kräuterkunde, Burnout usw. Am Schluss schreibt man dann eine Diplomarbeit.
    Obwohl ich von Bachblüten absolut überzeugt bin (haben mir schon öfter geholfen), habe ich seit Andreas´s Tod eine Abneigung gegen all die Sachen gehabt. Werde mir aber in den nächsten Tagen wieder etwas für die Seele mischen.
    Zur Zeit verschlinge ich jedoch viele Bücher über "normale" Trauerarbeit und dem Jenseits. Es hilft mir enorm. Werde auch zu meditieren beginnen, um die Gedanken unter Kontrolle zu bekommen und zu halten.


    Eine echt gute Seele ist Elke, die Trauzeugin von Andres und mir. Sie war auch jeden Tag bei Andreas im Spital. Sie macht gerade eine Ausbildung zur Krankenschwester und ist inmitten ihrer Diplomarbeit. Obwohl, wie sie selbst sagte, sie noch nie so einen Verlust hatte, kam von ihr kein einziges, unbedachtes, verletztendes Wort. Ich habe wirklich Hochachtung vor ihr. Wenn alle Menschen so einfühlsam wären, wäre die Welt wunderschön. Mit ihr telefoniere ich des öfteren und es tut mir gut. Ohne Elke und ihrem Mann hätte ich die ersten Wochen kaum bewältigen können.


    Mit meiner Schwiegermutter verstehe ich mich auch sehr gut und sie versteht mich auch. Leider ist sie im moment gesundheitlich angeschlagen. Irgendwie verzwickt, dieses Jahr.


    Meine Mutter hat auch schon viel für mich getan. Jedoch war es im Moment einfach zu viel für mich. Sie kommt jetzt drei Wochen auf Reha, d.h. ich brauche mich in der Zeit "nur" um den Garten kümmern. Nächste Woche solls aber eh regnen.


    Alles Liebe
    Susanne

  • Liebe Susanne!
    Auch ich möchte Dir mein herzliches Beileid aussprechen zum Verlust Deines Mannes.
    Diese Ratschläge : das Leben geht weiter, Ist ja schon 2 Jahre her, Du mußt nach vorne schauen oder hast ja noch 2 Söhne
    will keiner hören!
    Auch ich kämpfe damit und habe oft das Gefühl keiner außer mir denkt noch an meinen Sohn.Wahrscheinlich ist es gar nicht so ,
    aber wir in unserem Schmerz und unserer Sehnsucht nach dem von uns gegangenen empfinden es so.
    Trauer zu zulassen ist wichtig sonst erstickt man daran und dabei ist es völlig egal was andere denken .
    Aber es ist leider so das man von uns erwartet zu funktionieren.
    Ich wünsche Dir viel Kraft
    sei :24: liebe Grüße Renate

  • Liebe Renate!


    Vielen Dank für deine lieben Worte.


    Am Samstag wäre mein Schatz 38. Jahre alt geworden. Es ist so unglaublich. Wenn er noch leben würde, hätten wir Urlaub und wären im Waldviertel ...


    Ich wünsche Dir auch viel Kraft und alles Liebe,
    Susanne

  • Liebe Susanne!


    Deine Arbeit klingt sehr interessant und umfangreich!!


    Ja, misch dir doch unbedingt auch für dich selber etwas von den Bachblüten !! :028: Wenn du ohnehin diese Sachen zu Hause hast, dann musst du dir auch selber was Gutes tun.


    Wie wunderbar, diese gute Seele Elke als Freundin zu haben. Das hilft ungemein, nicht wahr? Wenn jemand so einfühlsam ist und dich versteht, welch ein Geschenk. Auch gut, dass du dich mit Schwiegermuttern gut verstehst und dass du noch deine Mama hast.


    Sende dir liebe Grüße


    Linda

  • Liebe Linda!


    Ja, die Ausbildung ist sehr interessant. Ich versuche seit 10 Jahren mehr oder weniger einen spirituellen Weg einzuschlagen, da ich gewisse Gaben auf diesen Bereich habe. Es ist harte Arbeit an sich selbst. Doch durch den plötzliches Verlust meines geliebten Mannes ist alles wie ein Kartenhäuschen zusammengestürzt.
    Ich stellte alles, an das ich so fest glaubte und wonach ich zu Leben versuchte in Frage.


    Mein Ziel ist es, den Schmerz im Herzen in Liebe zu Andreas umzuwandeln und ihn durch eigene Taten in gewisser Weise "weiterleben" zu lassen.
    Andreas´ große Freude war sein kleiner Garten. Ich saß gern im Garten und genoss die Natur, jedoch hatte mich Gartenarbeit nie interessiert. So, nun halte ich den Garten zum Gedenken an Andreas in Schuss. Muss zwar alles erst lernen, aber es ist auch noch kein Meister vom Himmel gefallen. Irgendwann werde ich dann auch Heilkräuter anbauen.
    Oder, gestern habe ich zum ersten mal in meinem Leben Marmelade eingekocht. Letztes Jahr hat es Andreas gemacht. Als hätte er mich sanft "angeschupst" dies zu tun ;-).


    Ich bin dankbar dafür, dass es meine Mutter, Elke und meine Schwiegermutter gibt. Jede hat mir auf andere Weise geholfen. Meine Mutter hat mich die erste Zeit bekocht sonst hätte ich glaube ich gar nichts mehr gegessen.
    Nur um meine Schwiegermutter mache ich mir Sorgen. Sie hat (meiner Meinung) die Trauer verdrängt (hat einen unsensiblen Lebensgefährten was das betrifft, obwohl man sonst von ihm das letzte Hemd haben kann). Sie ist auch so aufgezogen worden, dass man nach Außen nicht zeigt wie es einem geht. Und nun ist sie krank. Wenn man nicht auf seinen Seele hört meldet sich meist der Körper, der dann als Ventil herhalten muss.


    Herzliche Grüße
    Susanne

  • Liebe Susanne!


    Ich finde das sehr schön, dass du gewisse Dinge weiterführst, und somit die Idee, die Werke von deinem Andreas weiterführst und "weiterleben" lässt. Sehr schön.


    Ja, die Gartenarbeit ist nicht einfach, schon körperlich nicht und auch vom Wissen her. Da habe ich auch ganz viel zu lernen. Gute Idee mit den Heilkräutern. Meine Mama hat früher immer aus den Ringelblumen eine Salbe selber gemacht. Sie hat sich auch gerne mit natürlichen Sachen beschäftigt.


    Und - wie ist die Marmelade geworden? Lecker?


    Ja, das ist wirklich viel wert, dass du liebevolle Menschen um dich hast. Ja, die frühere Generation wurde bezüglich Gefühle ganz anders erzogen. Sie haben das ganz oft mit sich selber ausgemacht und waren mit sich selber hart. Schade ist es halt oft, wenn man um einen gemeinsamen Menschen trauert und aus "Rücksichtsnahme" auf den anderen über den Verstorbenden nicht spricht. Keiner will, dass der andere zu weinen anfängt, und man deswegen ev. "schuld" ist. Dabei kann dieses Weinen oft befreien und man ist doch immer froh, wenn man weiß, auch der Andere denkt an diesen Verstorbenen, vermisst ihn. Wie siehst du das?


    Wie waren deine letzten Tage?


    Lieben Gruß


    Linda

  • Liebe Susanne!
    einspätes Willkommen in unserer Forummitte!
    es tut mirleid das du soviel leid ertragen musstest
    meinBeileid zu deinen Liebsten!!


    es ist so schrecklich traurig wie einige Menschen sein können!
    glg maki

  • Liebe Linda,


    entschuldige, dass ich erst heute antworte. Seit dem 28. Juli, dem 38. Geburtstag meines Schatzes ging es mit mir wieder tief ins Wellental. Hatte eine Woche Urlaub und war fast nur am heulen. Auch der Garten war mir irgendwie fremd. Ich vermisse Andreas so sehr, dass es schon wieder körperlich weh tut. Aber ich weiß, da muss ich durch ... den unendlichen Schmerz ertragen. Auch wenn ich glaube, dass die Seele nach dem Tod in einer anderen Ebene weiterlebt und wir uns irgendwann wieder "sehen" ist dies nur bedingt ein Trost. Denn man liebte ja den ganzen Mensch - Seele, Körper, Geist ...


    Die Erinnerungen an Andreas sind zur Zeit nicht tröstend sondern schmerzlich. Wenn ich an ein Erlebnis denke, weine ich, da ich das mit ihm nie wieder erleben kann. Wir hatten so viel vor und so vieles nicht mehr gemeinsam machen können. Ich trauere auch um unsere Zukunft.


    Habe heute mit meiner Schwiegermutter telefoniert. Ihr geht es in letzter Zeit auch wieder schlechter. Irgendwie ist es so, als würden wir es jetzt erst begreifen, dass wir Andreas nie wieder sehen. Es ist wieder so ein Schub. Ich denke, dass es wieder ein Stück mehr von unserer Seele aufgenommen wird. Das schmerzt natürlich.


    Und ich weiß ja aus diesem Forum, dass es ein auf und ab ist. Man muss halt durch, durch diesen Schmerz, es bleibt einem auch nichts anderes übrig.



    Die Marmelade ist gut geworden, danke der Nachfrage ;-). Habe mir ein Glas behalten und die anderen verschenkt.
    Meine Mutter hat auch Ringelblumen im Garten. Sie macht damit und anderen Kräutern Teemischungen. Sie ist eine richtige "Kräuterhexe" ;-).





    Liebe Maki,


    danke für Deine herzlichen Worte und auch Dir alles Gute.



    Liebe Grüße Susanne

  • Liebe Susanne!


    Das macht nichts, wenn du eine Weile mit Antwort brauchst, bei mir hat´s auch gedautert, bis ich dir nun ein paar Zeilen schreibe.


    "Den unendllichen Schmerz" ertragen, ja, du hast soo Recht, man muss durch. Diese Trauer, diese furchtbare Sehnsucht, dieses große Vermissen - ich glaub dir das, dass dir das sogar körperlich weh tut. Und immer mehr kommt das Begreifen um die Endgültigkeit. ;( Ach, liebe Susanne :30: :24:
    Du trauerst um eure Zukunft - ja, das kann ich verstehen, so Vieles hättet ihr miteinander machen können und hattet nicht die Gelegenheit dazu. Da könntest du sicher so Einiges aufzählen, was zu euren Vorhaben gehört hätte. Das kann man einfach nicht verstehen!
    Aber in all dieser Dunkelheit musst du trotzdem darauf vertrauen, dass irgendwann in der Ferne, nicht mehr jede Erinnerung schmerzt, nicht mehr jede Stunde schmerzt, dass auch wieder etwas Lachen od. Freude Platz haben wird. Aber dieser Weg ist soo lang und soo schwer zu gehen, nicht wahr?


    Wo hat deine Mutter das Wissen über Kräuter her? Selber aus Büchern angeeignet od. schon von ihrer Mutter übernommen?


    Du hast dir nur ein Glas behalten und die anderen verschenkt. Bist eine ganz Liebe! :) Über selbstgemachte Marmelade freut man sich immer. Hab auch ein paar so gute Menschen im Umfeld, die mich beschenken.


    Was hast du für das Wochenende vor? Triffst du dich mit Elke? Od. musst du was für deine Ausbildung lernen? Kannst du in die Natur raus?


    Ich sende dir ganz liebe Grüße


    Linda

  • Liebe Linda,


    herzlichen Dank für Deine liebevollen Worte. In diesem Forum habe ich ja vom "Wellental" gelesen und weiß, dass man einmal oben und dann wieder unten ist. Die schmerzlichen Gefühle überkommen einen und man kann nichts dagegen tun. Verzweiflung, Unfassbarkeit, Trauer, Schmerz, Tränen ... und dazwischen ein kurzer Funken der Hoffnung.


    Das Wochenende war ruhig. Elke ist zur Zeit mitten in ihrer Diplomarbeit und meine Mutter noch auf REHA. Sie kommt morgen nach Hause. Ich habe im Garten gearbeitet und die Wohnung geputzt und die restliche Zeit viel gelesen. Mit meiner Ausbildung mach ich Anfang September weiter. Im Moment konzentriere ich mich mehr darauf meine innere Mitte halbwegs wieder herzustellen.


    Meine Mutter hat dieses Wissen über Kräuter in sich. Ihre Mutter befasste sich nicht damit. Auch hat sie nie Bücher darüber gelesen. Sie arbeitet mit Kräutern seit ca. 35 Jahren. Sie lebt auch für ihren Garten, der ist ihre große Liebe.


    Ich habe noch so viel Marmelade von den Vorjahren zu Hause und eigentlich keine Verwendung. Denn backen tu ich nicht mehr. Bin nicht so fürs Süße. Andreas war ein Leckermäulchen ;-). Die letzten Jahre habe ich vor Weihnachten immer mind. 15 verschiedene Sorten Kekse gebacken und das meiste verschenkt. Es haben sich immer alle riesig darauf gefreut und ich mich über deren Freude.



    Tipp von mir für alle Trauernden:


    Habe mal wieder meine Unterlagen bezüglich Aromaöle hervorgegraben.


    Öle, die bei Trauer helfen:


    Rose
    Neroli


    Bergamotte (gegen Depressionen) = Stimmungsaufheller


    Ein paar Tropfen in die Duftlampe geben. 100%ige Naturöle verwenden (gibt es in den Apotheken oder Reformhäusern)


    oder


    Ein paar Tropfen Rosenöl und/oder Neroli in Jojobalöl mischen. In ein kleines Fläschen füllen. Dieses Öl öfters auf Bauch oberhalb des Nabels und zwischen der Brust einreiben.


    Bei Schlafproblemen: Lavendelöl
    Konzentrationshilfe (z.B. im Büro): Zitronelöl
    Bei Müdigkeit: Rosmarinöl (Achtung: nicht bei hohem Blutdruck verwenden).


    Habe zu Hause die letzten Tage Rosenöl in der Duftlampe und im Büro Bergamotte. Unsere Gefühle sind ja auch an den Geruchssinn gekoppelt.



    Wohnung:
    Unsere Gefühle der Trauer bleiben auch in der Wohnung "hängen". Es wäre ab und zu förderlich mit Weihrauch oder Salbei zu räuchern. Man bekommt den Salbei auch in Blättern, die man anzündet und damit von Raum zu Raum geht. Danach erscheint einem die Atmosphäre in den Räumen "leichter".


    Am Besten ist eine Räucherung wenn man zuvor die Wohnung geputzt hat. Danach alle Fenster schließen, räuchern und danach die Fenster kurz öffnen, damit diese Energien auch raus können (geht natürlich auch ohne vorherigen Wohnungsputz ;-) ).



    Liebe Grüße
    Susanne