• Liebe Schnee,
    so ein Einschnitt geht niemals ohne Spuren an Menschen vorüber und er verändert uns. Kaltschnäuzig wirkst du hier aber wirklich nicht! Auch nicht besonders sentimental. Ich denke, alles hat seine Zeit und seinen Platz im Leben und auch seine Funktion: Manchmal sind wir eben kaltschnäuzig und manchmal sentimental

    :)


    Zu deinem Sohn: Ich glaube Söhne wollen sich da nicht mit ihren Müttern unterhalten oder auseinandersetzen ... das so ein "Grundgesetz". Hat er jemanden anderen mit dem er reden kann? Aber: Es ist bekannt, dass Buben und Männer Krisen nicht übers Reden bewältigen, sondern eher über Aktivitäten. Was macht er denn so die ganze Zeit?


    AL


    Christine

  • nun liebe Christine - auch das entzieht sich meiner Kenntnis, ob der Junge "jemanden" hat zum Reden. Ich bin überzeugt, dass er einen großen Freundeskreis hat und auch die Mädels hinter ihm her sind, denn er ist offen, freundlich, sympathisch und ein Charmeur sondergleichen - zumindest wird mir das immer wieder erzählt und in der Tat hat er eine gewinnende Aura und wickelt so manche Leute um den Finger. Ob er allerdings in dieser Spaß- und Partygesellschaft jemanden gefunden hat, der ihm FREUND ist, weiß ich nicht. Mir ist klar, dass er den Rebell mehr oder weniger nur zu Hause ausleben kann und garantiert hocke ich ihm nicht auf der Pelle mit mütterlichen Erziehungsversuchen. Es ist nur so, dass ich mir so meine Gedanken mache und schlimmere Folgen die aus dem Erlebten rühren, zu vermeiden suche.
    Meine Wenigkeit geht heute Abend auf eine Feier, die jährlich ein Fixpunkt in unserem Jahreskreis war, zum ersten Mal allein.
    Schadeschadeschade.... im letzten Jahr gab es an dem Abend Anzeichen, die ich erst später zu deuten wusste.....

  • Liebe Schnee,
    Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass du dir Sorgen machst, weil du nicht in ihn hineinschauen kannst und er auch nichts erzählt ... dennoch: Wenn er sich nicht zurückzieht, sondern seinen Freundeskreis aufsucht, wenn er nicht dauernd trinkt oder anderes konsumiert, wenn seine Leistungen nicht absacken, dann scheint er gut mit dem Verlust zurechtzukommen, auch wenn er nicht mir dir drüber spricht.
    AL Christine

  • Liebe Schnee,
    deine Postings sind genau richtig, so wie sie sind. Ich lese sie gerne - und leide mit.


    Mein Mann und ich waren bei allen, die uns kennen, für unseren schwarzen Humor bekannt, der sich bei mir mittlerweile zum Sarkasmus "par excellence" gesteigert hat, was bei manchen Leuten nicht gut ankommt, aber das ist nun mal meine Art, mit schwierigen Situationen umzugehen.


    Söhne sind schon etwas seltsames. Meiner spricht auch nie darüber und tut, als ob es ihn nichts anginge. Meine anfänglichen Versuche mit ihm zu reden hat er sehr bestimmt und unwirsch abgewehrt. Ob er mit seinen Freunden "darüber" spricht, weiß ich nicht, aber ich habe das Gefühl, dass er gut zurecht kommt. In dieser Hinsicht gerät er voll und ganz seinem Papa nach.

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • Liebe Dschina, liebe Christine,
    vielen Dank für euer Feedback. Ihr habt recht, Söhne sind wunderbare Chaoten und Mütter müssen sich vermutlich nicht so viele Gedanken machen. Eine meiner Freundinnen sieht den Jungen aus einem anderen Blickwinkel und sagt mir immer wieder, dass sie sich um ihn überhaupt keine Sorgen machen würde. Freilich fühle ich bei ihm mehr als bei anderen jungen Leuten, inkl. meiner Tochter, dass er sich definitiv in sämtlichen Lebenslagen zu helfen weiß. Er denkt lösungsorientiert. Wenn nichts mehr geht, wie am Freitag z.B., dann bin ich ja auch noch da und das weiß er und nutzt das auch (schamlos), *smile.
    Schräg, echt schräg. Aufregend echt....., ich hatte genau eine halbe Stunde Zeit nach seinem Anruf, um seinen Spielerpass zu finden, Laufschuhe einzupacken, seine Jacke zu schnappen, Geld auf sein Konto einzuzahlen, eine Jause und Getränke zu organisieren und alles zusammen 8 km weit zu fahren.

    Gestern hab ich zur Beruhigung eine Bergtour gemacht und heut kann ich vor lauter Muskelkater nicht mehr schlafen.

    weiterlesen auf eigenes Ermessen:
    Erzähle ich weiter. Anfang September also. Es wurde besser, gut sogar. Er musste noch die letzten Tabletten einnehmen, ging zur Arbeit, war fröhlich und wie immer sehr fleißig. Bis Mitte September änderte sich wenig und dann ging alles schlag auf schlag. Wie ich schon erzählte, wollte ein Arzt den Grund für die Geschichte erforschen und bat zum Termin, wo er uns erklärte, dass eine Knochenmarksbiopsie gemacht werden muss. Mein Mann war an diesem Tag, als das Vorgespräch dafür stattfand, mies beinander, schob es aber auf die Angst und die Sorgen. Es wurde offen mit uns geredet, aber noch nicht klar definiert, wonach gesucht wird. Dennoch weiß man, dass diese Untersuchung Katastrophales zutage fördern könnte. Mit all dem Optimismus, den wir auffahren konnten, bildeten wir uns ein, dass nix Schlimmes gefunden werden wird und gingen wieder unseren Tätigkeiten nach. Zwei Tage nach dem Gespräch, ich war in der Firma, ging mein Mann wieder zu seinem Hausarzt - erhöhte Temperatur und noch einen Tag später fuhr er in das Krankenhaus, wo das Vorgespräch stattgefunden hatte und der Termin für die Biopsie vereinbart war. Abteilung Onkologie. Er rief mich an, ob ich nach der Arbeit das Auto abholen könne - er war überzeugt, dass er im KH bleiben muss. So war es dann auch. Das Fieber war schon auf über 38 gestiegen. Dann folgten die für ihn wahrscheinlich schlimmsten Tage. Vier insgesamt. Man konnte fast beobachten, wie es Stund um Stund schlechter ging. Der ganze Körper begann zu rebellieren, sämtliche Organe versagten nach und nach ihren Dienst. Er kämpfte um Luft, er konnte kaum laufen, war sofort außer Atem. Organe vergrößerten sich, was zu einer aufgedunsenen und durch die Spannung schmerzenden Bauchdecke führte. Wasser sammelte sich im Gewebe. Wir mussten uns die komplette Schutzmontur anziehen, bevor wir ihn besuchen durften. Mantel, Hütchen, Überschuhe, Handschuhe und Mundschutz. Unmenschlich, aber notwendig. Wir mussten um jeden Preis vermeiden, irgendwelche Keime hinzuschleppen. Meinem Mann waren dann Besuche in weiterer Folge auch zu anstrengend, also ging ich nur mehr für Minuten hin, dafür so oft am Tag, wie möglich. Mal bat ich ein Kind, mich zu begleiten, mal das andere. Ich hatte im Ernst ein schlechtes Gewissen, weil wir so viele sterile Kleidungssäcke verbrauchten.
    Einmal, als ich grad vom Krankenhaus zurück kam, stand meine Schwiegermutter vor der Tür, was sie überhaupt noch nie gemacht hatte. ???. Da mein Mann nicht wollte, dass ich seine Familie informiere, wusste sie von nix. Ich beschloss aber just in dem Moment, als ich sie vor meiner Tür erblickte, dass ich ihr nun sagen muss, was abgeht - gegen seinen Willen und ohne ihn zu informieren. Sie weinte, sie machte mir Vorwürfe, das ganze Programm. Aber der Hammer: ich bot ihr an, mich bei der dritten Besuchsrunde an diesem Tag zu begleiten - sie wollte aber nicht, weil sie mit einer Freundin vereinbart hatte, einen Spaziergang zu machen. Keine zwei Tage später lag er im Koma.
    Am Vortag zur Biopsie wurde noch Wasser aus seiner Lunge gezogen. Am Untersuchungstag ging ich erst hin, als mein Mann mich anrief, dass ich kommen kann. Ich verbrachte den Tag im Büro, an Arbeiten war allerdings nicht zu denken. Ich weiß noch, dass ich völlig neben der Spur war, jede Minute bereit, loszudüsen. Mein damaliger Arbeitsplatz war dem Krankenhaus näher, als unser Wohnort. Es wurde Nachmittag und als ich ankam erfuhr ich, dass eine Leberbiopsie auch noch gemacht wurde. Er war ja nur mehr ein halber Mensch - ich wurde in dem Krankenhaus so wütend, schimpfte herum, wollte wissen, warum er so gequält wird. Meine Güte, ich konnte kaum mehr zuschauen, geschweige denn klar denken. Ich war nahe dran, den Ärzten an die Gurgel zu gehen. Stunde später dann ein Vorverdacht und dann ging alles rasend schnell. Eine Infusion musste rein in den Mann, so schnell es irgendwie geht, er kriegte von der Hektik kaum mehr was mit, weil er schon so schwach war, dass er im Sitzen einschlief. Er weinte in wachen Phasen aus Angst, dass er für uns nicht mehr da sein kann, ich sagte, wir schaffen das, er soll sich um uns keine Sorgen machen, sich auf sich konzentrieren und endlich mal zulassen, dass nun wir für ihn da sind. Die Infusion war drin da kam auch schon ein Notarztteam, packte ihn auf so ein Rollbett, Nachinfusion wurde angehängt, ein Ziwi bekam noch einen Anschiss vom Notarzt, weil er vergessen hatte, die Sauerstoffflasche aufzudrehen und schon fuhren sie meinen Mann raus. Mit Blaulicht ins nächstgelegene größere KH. Ich packte seine Habe zusammen und fuhr dahin, wo er in der Intensivstation zu finden war. Wieder grinste er mich an, als ich so verkleidet in das Quarantänezimmer reinkam. Ich weiß nicht welches Aufputschmittel er auf der Fahrt erhalten hatte, aber er war hellwach, gut drauf, total optimistisch, high? Es war schon Nacht, ich musste diverse Dinge unterschreiben - Bestätigungen, dass ich Geld und Schmuck übernommen habe, mir wurde gesagt, was ich alles mitzunehmen habe, was er noch benötigen würde und was nicht. Gegen halb Elf wurde ich hinaus komplimentiert. Ein Abschiedsbussi, dann ging ich durch die Glastür, schaute zurück, wir winkten uns zum Abschied....
    Ich hatte mein Telefon und beide Firmenhandys bei mir, hatte der Intensivcrew alle drei Nummern hinterlassen mit der Bitte mich jederzeit anzurufen, wenn ich kommen soll. Sie taten es nicht. Tags darauf wurde mir um halb Acht Uhr in der Früh erklärt, dass mein Mann "in den frühen Morgenstunden" in einen künstlichen Tiefschlaf verlegt werden musste. Ich konnte nicht fassen, dass man mich nicht davor informierte, sondern vor vollendete Tatsachen stellte. Dieses Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit war nicht auszuhalten. Das begreife ich bis heute kaum, kann mir nur immer wieder einreden, dass er sicherlich in dieser Nacht gestorben wäre, wenn es nicht derart grandiose Maschinen gäbe, die man an einen Menschen anhängen kann um ihn am Leben zu erhalten. Intensivmedizin. Geschenkte Zeit. Den Körper entlasten, damit er heilen kann. Neue Hoffnung.
    Da stand ich also. Allein mit ihm. Nur die Geräusche der Maschinen. Streichelte seinen Arm - dort wo keine Nadeln waren, mit Gummihandschuhen. Tränen tropften. Ein Blick hinaus durch das Fenster half mir zu sprechen, gab mir Worte wie: die Sonne scheint...draußen ist ein Hubschrauberlandeplatz - hast du den Hubschrauber schon gehört? Keine Frage stellen, simple Erklärungen nur, positiv und voller Zuversicht. Intuitiv redete ich mit ihm. Sicher kannst du den Hubschrauber hören, wenn er landet. Heute ist der soundsovielte September. Du bist hier im KH soundso. Man hat dich schlafen gelegt, damit du gesund werden kannst. Deine Werte haben sich leicht gebessert. Du bekommst Luft und etwas zu essen, das aussieht, wie Grießbrei. Durch die Nadel an deinem Hals bekommst du Medizin. Das Piepsen kommt von der Beatmungsmaschine. Das Surren vom Dialysegerät. Dein Herz schlägt ganz ruhig und gleichmäßig, du hörst die Töne. Die Schritte sind von der Intensivschwester. Sie ist sehr nett. Sie heißt soundso. Das komische Gefühl an deinem Arm kommt davon, dass ich dich streichle. Ich muss leider Handschuhe tragen. Ich streichle deine linke Hand. Deine Füße schauen aus der Decke heraus, sie sind kalt, ich decke sie zu. Das ist deine rechte Großzehe. Ich möchte dir Grüße ausrichten von soundso. Alle warten darauf, dich in die Arme zu schließen. Usw., usf.

  • am selben Tag habe ich seine Leute informiert, sie wollten ihn sofort besuchen. Zur Abendstunde fuhren wir hin. Unser Sohn war mit im Besucherteam, unsere Tochter wollte nicht mit. Den Kindern überließ ich es selbst, ihre Entscheidungen zu treffen. Vier Leute. Jeweils zwei durften ihn besuchen. Als seine Mama und seine Schwester bei ihm waren, saß ich mit meinem Sohn im Warteraum. Ich musste an seine Worte denken...ich denke heute noch dran. "Nein, du informierst niemanden von meiner Familie, weil ich nicht will, dass sie alle da stehen und mich bemitleiden. Mir käme es dann vor, als müsse ich sterben...." Einer seiner letzten Wünsche - ich hab ihn nicht erfüllen können, das tut mir so leid, ich hoffe er hat verstanden...wird verstehen, dass die Situation nicht zu vermeiden war. Ich wüsste gerne, ob mein Mann an dem Abend wirklich das Gefühl bekam, dass es für ihn keine Rettung mehr gibt. Ich wüsste gerne, ob er gemerkt hat, dass seine Mama da war.

  • Liebe Schnee,
    ich glaub, du hast das total richtig gemacht. Auch wenn du es noch nicht wirklich realisieren konntest, hast du doch gespürt, dass er gehen muss und hast alle zusammengetrommelt. Hättest du das nicht getan, wärst du jetzt mit den vielen Vorwürfen der Lebenden konfrontiert, die sich am Sterbebett nicht verabschieden hätten können! Sofern er etwas mitbekommen hat, hat er es sicher verstanden!

    :30:


    AL Christine

  • Liebe Schnee,


    möchte mich mal für deine Berichte bedanken, leide mit dir mit. Und ich denke, es war richtig dass du seine Familie informiert hast. Wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, die Familie meines Mannes zu informieren dass sie sich noch verabschieden kann, hätte ich es auch getan, egal ob er grade Kontakt zu ihr gehabt hätte oder nicht!


    LG

    Immer, wenn wir von dir erzählen,
    fallen Sonnenstrahlen in unsere Seelen.
    Unsere Herzen halten dich gefangen,
    so, als wärst du nie gegangen.
    Was bleibt, sind Liebe und Erinnerung.


    Es ist schwer, dass Du gegangen bist,
    aber es ist schön, dass es Dich gegeben hat.

  • zu dem Zeitpunkt dachte noch niemand daran, dass das Leben ein Ende haben könnte. Im Gegenteil. Ich empfand das Koma als Chance, als Neuanfang. Ich vertraute den Ärzten die mir immer wieder versicherten, dass sich der Körper besser erholen kann, wenn er ruht. Ich war auch irgendwie erleichtert, dass man ihm mithilfe der Medikamente Schlaf gab. Schlaf in welchem er unangenehme Untersuchungen, Behandlungen und die Umgebung nicht mitkriegte. Er hat nicht erleben müssen, wie sich seine Haut färbte, seine Beine anschwollen, seine Haare ausfielen. Er hatte zuvor immer sehr dichtes, starkes Haar. Ich hab mich kaum getraut, mit der weichen Bürste, die man mir gab, sein Haar zu berühren, geschweige denn richtig bürsten. Die Maschinen zirpten und piepten, Geräusche, die ich entspannend und beruhigend fand. Alltägliche Dinge, die einem Komapatienten gemacht werden empfand ich zum Teil äußerst liebevoll und half mit, wo ich die Erlaubnis bekam. Jede Besuchserlaubnis wurde von mir genutzt und immer wenn ich ins Zimmer kam, ja - schon wenn ich davor das Umzugsritual begann, beruhigte ich mich und hielt innerlich inne. Die Schwelle zu diesem Krankenzimmer war wie eine Schwelle in eine völlig andere Welt. Weit weg von den Kleinigkeiten des Alltags, dem Ärger in der Firma, dem Stress auf der Straße, oder dem beginnenden Telefonterror, oder der Angst vor der Zukunft. Freilich erfuhren immer mehr Leute was passiert war und wollten Genaueres wissen. Jeden Tag erzählte ich ihm davon, wie es draußen aussah, Datum, Uhrzeit, wer sich nach ihm erkundigt hatte und Grüße schickte. Erzählte ihm von den Kindern, von seinen Tieren, usw., erzählte ihm, dass die Ärzte Hoffnung sehen, dass diese und jene Werte sich stabilisierten, dass dieses und jenes Medikament versucht wurde, dass ein Physiotherapeut kommt, dass eine neue Matratze und warum sie eingesetzt wird. Man hat viel Zeit, wenn man alleine redet. Aus meiner Sicht täglich neue Hoffnung, täglich eine neue Hiobsbotschaft. Täglich die Rechtfertigungen und Erklärungen vor verständnislosen Leuten. Es durfte ja niemand hin, außer die allerengsten Verwandten. Einmal allerdings habe ich gebeten, meines Gatten besten Freund auf Besuch bitten zu dürfen. Da wurde mir erklärt, dass ich ab sofort immer eine Person mitbringen dürfe, von der ich glaubte, dass sie meinem Mann gut täte. Das war nur wenige Tage vor seinem Tod. Wenn man den Freund kennt wundert man sich schon, wenn plötzlich Tränen aus dessen Augen rollen.
    Nun, vier Tage vor dem Ende, ich war allein zu Besuch, kam ich auf die Idee, die Krankenakte zu lesen. Ich war erschüttert, wie viel die Ärzte einem gar nicht erzählen, was dort geschrieben stand haute mich aus den Schuhen. So liebevoll mit ihm umgegangen wurde, so kalt und grausam standen dort diverse Auswirkungen vom Koma auf den Körper geschrieben und gemalt, sodass ich schlucken musste und Angst bekam, dass er sich von diesen Dingen nicht mehr richtig erholen wird. Ich bin ein Typ der sich zusammenrafft, wenn die Welt untergeht. Zum Glück. Und ich suchte so rasch als möglich zu vergessen, was ich gelesen hatte und widmete mich wieder dem Kranken. Tags darauf eine Glücksbotschaft. Irgendwelche Werte auf die so lange gewartet wurde, besserten sich, stiegen an. Wieder keimte Hoffnung auf. Am nächsten Tag noch höhere Werte, schon fast Normalwert. Man kann sich diese Aufs und Abs nicht vorstellen. Am Vorabend des worst case begleitete mich unser Sohn ins KH. Ich ließ ihn mal kurz beim Vater und fragte mal wieder nach, was es Neues gibt. Die Ärztin sagte mir, dass es ihm nicht gut ginge. Zum ersten Mal sagte jemand, dass es meinem Mann nicht gut geht. Keine Erklärung, was gemacht wird, keine Erzählung von neuen Therapien, Medikamenten. Einfach nur, es geht ihm nicht gut. Ich wollte wissen, was das heißt - sie wusste es aber selber nicht - sie meinte nur, derzeit könne alles passieren, man müsse einfach warten. Ich sage euch, ich war des Wartens schon so müde, aber ich fügte mich, ging wieder hinein zu meinen Männern. Als ich meinem Sohn in die Augen blickte wurde mir schlagartig bewusst, dass alles Hoffen auch vergeblich sein könnte und es zu Ende gehen könnte. Der Gedanke war so schrecklich, ich verdrängte ihn genauso schnell, wie er gekommen war. Wir beendeten unseren Besuch und ich fuhr mit dem Jungen noch in ein Cafe auf eine Limo um das Erlebte zu besprechen. Er muss es gespürt haben, denn er fragte mich, wie wir ohne Vater weiter machen sollen. Ich wusste keine andere Antwort, als dem Buben einzureden, dass er noch lebt und wir die Hoffnung nicht aufgeben werden.

    Liebe Goldelse, rückwirkend betrachtet habe ich nicht gelitten. Ich war voll der Hoffnung, habe Überlegungen getätigt, wie ich Haus und Hof herrichte, falls er liegend heim kommt, habe Vorbereitungen getroffen, um einen Menschen daheim pflegen zu können, bildete mir ein, dass alles gut wird. Habe seine Projekte so gut es ging weitergeführt. Er wird wieder auf die Beine kommen, ich war so überzeugt davon - kein Zweifel vor dem Lesen der Krankenakten und die leisen Zweifel danach sofort verdrängt. Ich hab ihn sogar gegen ethische Überzeugung fotografiert, damit er später ein Bild zu dem Erlebten hat, und für das Verarbeiten nehmen kann. Ein Bild auf dem man sieht, wie entspannt er dalag, wie sehr darauf geachtet wurde, ihn nicht zu verletzen.

    Ja Christine, ich konnte ihm ja noch sagen, dass die Mama informiert ist. Zu dem Zeitpunkt war er ja noch wach und sagte, schon recht. Zu diesem Zeitpunkt war nicht ein Funke von möglichem Tod in meinen Gedanken. Ich war tausendprozentig sicher, dass endlich die Diagnose da war und endlich richtig behandelt werden konnte und endlich alles gut würde.

  • Liebe Schnee,
    so tausendprozentig du auch überzeugt warst, dass alles gut wird, so sicher war da unbewusst aber auch ein Gespür, dass das Schlimmste eintreten könnte, sonst hättest du seine Mama nicht informiert, da bin ich sicher. Oft sind ja grad, die Entscheidungen, die wir schnell und aus dem Bauch heraus treffen, die richtigen ... wie gesagt, ich glaube, dass du alles ganz richtig gemacht hast. Auch darfst du nicht vergessen: Als dein Mann sagte, du sollst niemanden informieren, das war noch ein ganz anderer Zeitpunkt,als der Zeitpunkt, zu dem es dann nötig wurde, doch allen wichtigen Personen Bescheid zu geben. :24:
    AL Christine

  • Liebe Schnee!
    ich habe deine Beiträge paar mal gelesen
    und konnte dir nicht schreiben
    weil mir die worte fehlten

    Soooo eine Starke Frau wie dich erlebt man nicht jeden tag!
    obwohl ich diesen aus drück persönlich nicht mag
    weil er mich lange gehindert hat die schwache zu sein
    wollte ich ihn dir schreiben
    auch die starken Frauen haben recht sich fallen zu lassen
    um die Trauer zu leben!

    Ich kann dich gut verstehen das gewisse taten- Entscheidungen zu dem Zeitpunkt die wir getroffen haben
    uns lange zum grübeln lassen
    Was wäre Wenn ???
    Wieso nicht anders ???
    Glaub mir wie auch immer die Entscheidung gewesen wäre
    ZU DIESEM ZEITPUNKT
    IN DIESER SITUATION
    MIT DIESER OHNMACHT
    hätten wir es nicht besser gemacht!!!

    So wie Christine gesagt hat, es kam vom Bauchgefühl
    und zu 99% liegen wir richtig
    wenn es vom Bauchgefühl kommt
    weil es genau, das, ausdruckt was wir fühlen!!!

    las dich sachte drücken :30:

    in liebe maki

  • Danke ihr Lieben, für euch alle einen dicken "Zurückdrück"!

    Das erste Trauerjahr ist bald zu Ende.

    Am Tag des worst case stand ich recht früh auf, nahm mir vor, alsbald als der Tag anbricht, anzurufen und nachzufragen. Die Worte "es geht ihm nicht gut" hatten Spuren in meinen Gedanken hinterlassen und je näher die Anruf-Uhrzeit rückte, desto mehr verließ mich der Mut. Ich glaubte, dass ich mich ja immer noch an die Vorgaben der Intensivstation zu halten habe. Anrufzeiten, Besuchszeiten, usw. Ich nahm das Telefon mehrmals zur Hand, getraute mich aber nicht und rief meine Mama an. Ich sagte ihr, dass es schlecht stehe. Sie setzte sich sofort ins Auto, um mich zu besuchen auf einen Beruhigungs- und Mutmachkaffee. Dass sie zu mir unterwegs war, beruhigte mich soweit, dass ich den Mut für den Anruf aufbrachte. Der Arzt am Telefon erzählte mir erneut, dass es meinem Mann nicht gut ginge. Ich schlug vor, sofort loszufahren - er bat mich, eine Stunde zu warten und dann erneut anzurufen - Visite, neue Werte und so. Mit Mama trank ich Kaffee und als sie ging, brav nochmal im KH angerufen. Mir wurde gesagt, dass die Besuchszeiten aufgehoben seien und ich kommen könne, wann immer ich wolle. Ich hockte mich sogleich ins Auto und fuhr hin. Am Eingangsportal wurde ich von drei Personen in Empfang genommen, die Gesichter habe ich vergessen, ihre Minen haben sich eingebrannt - ich wusste sofort Bescheid. Man wollte mich aufklären aber ich wollte einfach nur sofort zu meinem Mann. Der Schockzustand, der zum Teil bis heute anhält, begann.
    Er lag ruhig da, wie immer. Die Maschinen, der bekannte Geruch, die bekannten Geräusche. Alles unverändert. Bis auf eines: ich musste kein steriles Zeug mehr anziehen. Ob er gemerkt hat, dass ich ohne Handschuhe und Mundschutz da war? Ob er wahr genommen hat, dass er sterben muss? Ob er Angst hatte? Ob ich ihn beruhigen konnte? Ob er einen Wunsch gehabt hätte? Ob er Schmerzen hatte? Ob er gegen das Sterben angekämpft hatte? Ich weiß nicht. Ich weiß so vieles nicht.
    Ich weiß auch nicht mehr, welche Macht mich in dieser Situation führte, aber mein besonnenes Handeln verdanke ich auch einem der Pfleger dort. Er war der Einzige, dem ich zuhören konnte, zuhören wollte, der so erklärte, dass man verstand, der frei von Vorwürfen, oder Entschuldigungen einfach nur erklärte, dass nix mehr getan werden kann und jede weitere Lebensverlängerung Quälerei sei. Er wies mich in das nun folgende Prozedere ein. Man nimmt einfach die kreislaufunterstützende Medizin weg, den Rest macht der Mensch selber. Er fragte mich, ob ich jemanden anrufen wolle und ließ mich allein. Ich tätigte alle wichtigen Anrufe und stand dann wieder am Bett meines Mannes, wie schon die ganzen Tage davor auch. Ich begann sogar wieder mit meinen Erklärungen und Erzählungen. Dieses Ritual beruhigte. Der Pfleger musste mich beobachtet haben, denn genau zu dem Zeitpunkt, als mir nix mehr einfiel, was ich sagen könnte, kam er herein und fragte mich, ob ich Kaffee wolle. Ich bejahte und er nahm meine Hand, wollte mich fortziehen - ich sträubte mich, aber er hatte mehr Durchsetzungsvermögen als ich, außerdem Argumente bezüglich der Dauer des Sterbeprozesses. Ganz pragmatisch wurde mir erklärt, dass ich meine Kraft unter Umständen noch eine Weile brauchen werde. Ich kriegte einen Becher Automatenkaffee in die Hand gedrückt und folgte ihm von der Station raus durch eine Tür auf eine Terrasse mit Grünzeug, Sonnenschein, Tischchen, an dem eine Intensivschwester mit Kaffee und Zigarette saß und in ihr Handy lachte. Zum ersten Mal fühlte ich sowas wie Entsetzen. Ich fragte: "Drinnen sterben die Leut und hier draußen genießen wir das Leben?" Er sagte nur: "Genau so ist es." Ein junger Mann - er hat grandios geholfen mit den paar Worten, die er sagte. Er war es auch, der mir nahe legte, meinen Mann daran zu erinnern, wo er immer schon mal hin wollte und ihm zu sagen, dass er dahin jetzt gehen kann, alles gut wäre und er sich auf seine Reise freuen soll.
    Nach und nach trafen dann unser Sohn, unsere Tochter ein, meine Schwiegermama, Schwester, Schwager, Nichte, meine Mama, Stunde später dann auch meines Mannes bester Freund.
    Ich weiß nicht, ob er gewollt hätte, dass wir alle da sind. Für uns war es richtig und wichtig, ihn begleiten zu dürfen. Ruhiges und friedliches Ende. Er hörte einfach auf zu atmen.

  • Es ist noch früh, ich kann nicht mehr schlafen. Kommt daher, dass ich mich ein wenig vor dem heutigen Tag fürchte.
    Nun, was steht an? Ich muss mit einem voll beladenen Auto, und wenn ich sage voll beladen, dann meine ich das so, etwa 600km hinter mich bringen.
    Auweia, ich habe gestern eine Proberunde gemacht - ich werde jedenfalls langsam fahren, sehr langsam.
    Noch etwas spukt mir im Kopf rum. Ist es mein gekränkter Stolz? Ich fühl mich ausgegrenzt. Meine Schwiegermutter ist offensichtlich doch beleidigt auf mich, denn sie hat meinen Sohn und meine Schwägerin mit Familie zum Essen eingeladen - mich aber nicht.... ?(
    voll gemein....
    sie kocht echt gut....
    ich will auch....

    Naja, was soll ich sagen. Sagt mir, dass mein Gefühl, als Schwiegertochter nie wirklich anerkannt worden zu sein, sich grad mal wieder bestätigt. Und ich ärgere mich darüber, dass mir das nicht egal ist, dass mich diese Abneigung mir gegenüber, bis heute wurmt.

    Zusammenraffen und nach Vorne schauen. Da, wohin ich fahre werde ich meiner Tochter beim Einräumen helfen, für sie einkaufen gehen, oder erledigen, was sie mir aufträgt. Ich werde ein paar Bekannte treffen, die sehr nett sind. Ich werde in einer Wohnung übernachten, wo ich schon mit meinem Mann übernachtet hab, weil wir dort öfters waren, als die Kinder noch klein gewesen sind. Ein paar Tage weg von hier. Den Rückweg trete ich am Todestag an. Mit dem leeren Auto rechne ich 6Stunden. Was ich mit dem Rest dieses Tages machen werde, weiß ich noch nicht.

    Daumen halten ihr Lieben!
    schnee

  • Liebe Schnee,
    alles Gute für die weite Fahrt. Ich verstehe dich zu gut, scheue selbst auch lange Autofahrten.
    Habe schon wieder eine Gemeinsamkeit entdeckt: ich bin, genauso wie du, nicht unbedingt die erwünschte Schwiegertochter. Das Verhältnis zwischen mir und meinen Schwiegereltern war und ist angespannt. Mittlerweile ist der Kontakt sehr lose geworden.
    Angenehmen Aufenthalt und gute Heimreise wünscht
    Dschina


    P.S.: Wenn du mal in Wien vorbei schaust, darfst bei mir zum Essen kommen - als kleine Entschädigung. :rolleyes:

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • Liebe Schnee,


    wünsche dir ebenfalls eine gute Reise und ein paar (hoffentlich) schöne Tage!


    Und das mit den Schwiegereltern ist leider so eigenes Thema, ich weiß zB auch dass ich mit meiner Schwiegermutter nur diesen guten Kontakt habe weil es unseren Zwerg gibt, ohne ihn, bin ich mir sicher, wäre das auch ganz was anderes, hätte sie mich nie so akzeptiert wie sie es jetzt tut...


    LG

    Immer, wenn wir von dir erzählen,
    fallen Sonnenstrahlen in unsere Seelen.
    Unsere Herzen halten dich gefangen,
    so, als wärst du nie gegangen.
    Was bleibt, sind Liebe und Erinnerung.


    Es ist schwer, dass Du gegangen bist,
    aber es ist schön, dass es Dich gegeben hat.

  • Vielen Dank Dschina, vielen Dank Goldelse!
    Die Fahrt verlief beinahe problemlos. Es war nicht die Fahrt an sich, die mir Sorgen bereitete, sondern, wie sich das voll beladene Auto verhalten würde und ich muss sagen, eine Hinfahrt, wie auf Schienen, null Aquaplaning, die Federn waren stark genug, das Gewicht zu tragen und Polizei hab ich keine gesehen. Wahrscheinlich wäre ich bei einer Gewichtskontrolle trotzdem sogar noch unter dem höchstzulässigen Gesamtgewicht geblieben. Die Jugend war jedenfalls glücklich, dass all ihre Sachen heil ankamen und jemand da war, der ihnen bei den Einkäufen hilft. Für mich waren die paar Tage auch sehr schön. Das Gefühl, nochmal gebraucht zu werden ist schön, die Treffen mit Freunden und Verwandten auch. Die Rückfahrt gestaltete sich dann etwas schwieriger, aber Glück im Unglück, trotz technischem Gebrechen heil wieder angekommen - Fahrer, wie Auto.
    @ Dschina: Dankeschön für die Einladung! Heißt, nächstes Mal versuche ich einen Abstecher nach Wien einzulegen und freu mich schon drauf. Ich sehe nur nicht Grund für die "Entschädigung"? Musst du mich für irgendwas entschädigen?
    Natürlich habe ich meinen armen Sohn über den Ablauf der Einladung bei meiner Schwimu ausgefragt und er erzählte mir, sie habe gefragt, warum ich nicht mitgekommen sei....? Es wurde also als selbstverständlich betrachtet, dass ich mitkomme - deshalb keine Einladung? Ich denke allerdings, dass es vielen Frauen so geht, sie nicht gut genug sind in den Augen der Mütter - wahrscheinlich erlebten sie ihrerseits schon dasselbe...
    @ Goldelse: Da hast du eh Glück, dass sich das Verhältnis wenigstens dem Kind zuliebe verbessert hat. Bei uns gab es das nicht, dass die Oma mal was mit den Enkeln unternimmt, oder so.... Mein Junge musste sogar seine Cousine fragen, wo die Oma wohnt...

    Sodala. In den letzten Tagen ist wieder einiges vorgefallen. Die Katz war so schwer verletzt, dass sie eingeschläfert werden musste. Das Dach ist hin, der Regen kommt ins Haus, notdürftig repariert und heut kommt ein Monteur. Hin und wieder bin ich auf der Suche nach einem neuen TV, der unsrige gibt den Geist auf, ich hab überhaupt keine Idee, welches Gerät man nehmen könnt. Sohnes 18er mit all seinen Begleiterscheinungen - Änderungen bei Banken, Versicherungen, usw. Computerfernsupport für meine Tochter, kleines Problem, aber die Lösungs- bzw. Hilfesuche gestaltet sich zeitraubend. Nebenher noch mein Job und Termine und Dinge, die zu erledigen waren und sind und so kämpfe ich mich durch die turbulenten Tage und habe es am Jahrestag grad noch geschafft, zum Grab zu gehen, um ein Lichtlein zu entzünden. Sagt mir nur eines: warum kommen offensichtlich mehrere Leute hin, stellen ein Kerzlein hin, schaffen es aber nicht, leere Kerzenbehälter in einen Abfalleimer zu schmeißen?????

  • Keine Geborgenheit, wenig Perspektiven - ich frag mich am Freitag, wo denn nur die Woche geblieben ist, und am Montag, was eigentlich am Wochenende war, weil ich aufgrund der Fülle der Erledigungen und Termine mir nicht alles merke, vielleicht auch aus dem Grund, dass nix Spektakuläres eintrifft, sondern nur Alltag. Hmmm, Loch, Durchhänger, Herbstdepri?
    Nun, ich ärgere mich über mich selbst, war ich doch auf einem Oktoberfest - ein sehr klein gehaltener Nachbau des großen in München - war aber so fertig von den Tätigkeiten der Tage davor, dass ich nicht mal tanzen wollte, obwohl ich sogar einmal aufgefordert worden war. Nun, ich würde ja gerne tanzen, aber ich hätt nicht gekonnt, weil mir mein Gestell so weh tat, außerdem konnte ich an dem Abend generell mit dieser Spaß- und Saufgesellschaft nix anfangen. Und doch doof, man fragte mich mehrfach, was los wäre - ich schob meine Müdigkeit vor, aber wenn ich nicht aufpasse, mutiere ich dann mehr und mehr zum Einzelgänger. Du bist in den Augen der Masse unnahbar und exzentrisch, wenn du mal nachdenklicher, ruhig bist und lieber sprechen, als gegen die Musik (Joana du Luder) schreien möchtest, außerdem mit Wasser und Kaffee dasitzt, während alle anderen schon einen silbernen Blick haben.
    Achja.
    Grüßlein von schnee

  • Liebe Schnee!

    Zuvor einmal, schön, dass du wieder wohlbehalten zurück bist! :)

    Ich kann Dich gut verstehen - ein Jugendfreund von Stephan hat sich meiner angenommen und kümmert sich wirklich ganz lieb um mich, schaut darauf, mit seinen Worten gesprochen, dass ich daheim nicht versauere.

    Er hat mich überredet - ich bin ja ein totaler Fussballfan, vor allem Rapid - auf die drei Heimmatches/Europa League mitzugehen. Das erste Match war letzten Donnerstag und ich fühlte mich - in einem Stadion mit rd. 35.000 Besuchern - verloren und einsam. Ich bin normalerweise ein sehr offener und kommunikativer, manchmal auch "goscherter" Mensch (laut Stephan, na ja, er hatte ja recht) und jetzt sitze ich manchmal da und kann/will nicht reden, dabei möchte ich mich gar nicht abschotten. Und wenn die Leute mich fragen, was los ist, schiebe ich auch meine Müdigkeit vor und denke mir, was mache ich eigentlich da, ich will nur nach Hause!

    Gestern war ich von Freunden zum Abendessen eingeladen, sie haben mir dann kurzfristig abgesagt - und - ich war froh darüber! Das ist alles andere als gut, ich weiß es. Wenn ich mich vor der Welt verschließe, wird sie mir irgendwann nicht mehr offen stehen. Freunde ziehen sich auch irgendwann zurück, das will ich auf keinen Fall und trotzdem kann ich manchmal nicht anders.

    Ach Schnee, ich fahre jetzt wieder zu Stephan, werde ihm wieder alles erzählen ...

    Ganz liebe Grüße
    Marion