Meine Frau verstarb Ende Februar, eine Welt ist zusammengebrochen

  • Lieber Hartmut. Ich finde deine Einstellung sehr positiv. Wenn du nächstes Jahr mit 63 in Rente gehst, ist das ein guter Plan. Lass dich davon nicht abbringen. Ich habe nach meinem Ausscheiden auch keinen Dank bekommen. Ich bin aber auch nie wieder in den Betrieb gegangen. Wenn Schluß ist, dann ist Schluß. Und ich habe es keinen Tag bereut.Ich hatte auch Abzüge, aber das war mir egal. Mittlerweile komme ich sehr gut mit meiner Rente aus. Wenn man zu Hause ist,hat man eine andere Sicht auf materielle Dinge. Mein Auto habe ich verkauft. In Berlin braucht man das nicht. Das Wichtigste ist doch,dass man mit seinem Leben zufrieden ist. Und durch unseren schweren Verlust ist es eine große Herausforderung, mit dem Leben klarzukommen. Ich bin ja ein Verfechter der These, daß die Zeit die größte Rolle spielt. Mein Sohn lebt nun fast ein Jahr schon nicht mehr. Ich habe mich verändert. Ich weiß jetzt mehr denn je, was mir guttut für den Rest meines Lebens. Zur Zeit quäle ich mich immer noch mit meiner neuen Hüfte. Die Ärzte sagen, daß der Heilungsprozess durch meinen seelischen Schmerz verzögert wird. So ist das mit uns Menschen. Eins greift ins andere. Alles ist miteinander verbunden. Jeder ist für sich verantwortlich. Was von außen kommt, ist zweitrangig. Das habe ich verinnerlicht. So gelingt es mir, mit den Widrigkeiten des Lebens umzugehen. Ich wünsche dir einen guten Ausstieg aus dem Berufsleben. Ganz liebe Grüße von Christine.

  • Liebe Christine, da hast du recht, in Berlin braucht man kein Auto.

    Ich werde durch die Krankschreibung das mit dem Renteneintritt noch alles ein bisschen hinauszögern, jeder Monat den ich später gehe macht 0,3% weniger Abzug. Ich habe letztes Jahr im September 45 Arbeitsjahre hinter mir. Wir alle werden dafür bestraft so lange gearbeitet zu haben.

    Ich glaube und weiß das ich auch mit meiner Rente auskommen werde, jetzt wo ich alleine bin merke ich auch das man weniger braucht.

    Auf meine Firma habe ich auch gar keine Lust mehr.

    Liebe Grüße Hartmut

  • Lieber Hartmut.! Genau, so musst du es machen. Das ist der richtige Weg. Ich erlaube mir das zu behaupten. Ich kann dich sehr gut verstehen. Man wird bescheidener ,wenn man alleine lebt.Ich habe noch 2 Töchter und 3 Enkel. Wenn ich sie brauche, sind sie immer da. Sonst lebt aber jeder sein Leben. Meine Mutti starb mit 60 Jahren. Mein Vater hat dann noch 14 Jahre alleine gelebt. Er hatte seinen Sport im Fernsehen und ging einmal in der Woche zum Billard spielen. Durch die Kriegsjahre waren die Menschen demütig geworden. Etwas zum Essen und ein Dach über dem Kopf. Auch so kann Leben sein.Das braucht der Mensch. Da sind wir alle gleich. Mein ehemaliger Chef hat Parkinson bekommen. Das ist eine fürchterliche Krankheit. Ich bin immer froh, wenn ich bisher von solchen schweren Schicksalsschlägen verschont geblieben .Dafür bin ich dann auch dankbar. Entschuldige ,daß ich etwas abgeschweift bin.Ich glaube aber, daß es dich nicht gestört hat. Liebe Grüße nochmal von Christine.

  • Lieber Hartmut,


    lass Dich von Deinem Arbeitgeber in nichts reinquatschen, schon gar nicht in eine Kündigung deinerseits.

    Du darfst maximal 78 Wochen krankgeschrieben sein.

    Auf die Frage, wann Du denkst, wieder arbeiten zu können, antworte am besten, dass Du das nicht einschätzen kannst.

    Die paar Monate bis zur Rente überbrückst Du locker mit Deiner Krankschreibung.

    Viel Glück für Dein Gespräch.

  • Lieber Hartmut,


    erst einmal mein tiefes Mitgefühl für deinen schweren Verlust!

    Auch ich bin durch den ganzen Prozess von Krankn- und Arbeitslosengeld gegangen. Allerdings habe ich den "Vorteil", beim Staat beschäftigt zu sein (wenn auch nicht verbeamtet). Aus meiner Erfahrung kann ich sagen:


    - auf keinen Fall selbst kündigen, dann verlierst du anteilig Ansprüche auf Arbeitslosengeld.


    - nach Möglichkeit nicht unbedingt alleine in ein solches Gespräch gehen. Gibt es einen Personalrat?


    - auch die Gewerkschaften bieten Beratungen an.


    - wie schon gesagt wurde, erhältst du für 1,5 Jahre Krankengeld von der Krankenkasse, sofern dein Arbeitsvertrag bestehen bleibt (andernfalls bist du über die Arbeitsagentur versichert). Danach kannst du Arbeitslosengeld beantragen, auch wenn du nicht arbeitsfähig bist (dazu wird ein medizisches Gutachten erstellt)

    Arbeitslosengeld bekommst du ebenfalls für 1,5 Jahre. Dann sehen wir weiter.


    Ist ein riesen schrecklicher Haufen Bürokratie, aber machbar.


    Wünsche dir viel Kraft

    *** Niobe

  • Liebe Niobe,

    einen Personalrat, Gewerkschaft haben wir nicht, ich könnte jenachdem was die Chefin morgen sagt über meine Rechtschutzversicherung mal einen Anwalt befragen, mittlerweile bieten die ja Beratungen an.

    Ich muss ja meine Chefin morgen anrufen da ich von meiner Firma sehr weit weg wohne.

    Den ganzen Haufen Bürokratie hatte ich schon mit den ganzen Anträgen nach dem Tod meiner Frau.


    Liebe Grüße Hartmut

  • Lieber Hartmut. Ich wünsche dir von ganzem Herzen einen vernünftigen Ausgang des Gesprächs morgen. Es ist keine angenehme Sache, aber das schaffst du schon.Ich hatte nach dem Tod meines Sohnes viel Unannehmlichkeiten wegen des Erbes. Das war auch schrecklich. Aber alles geht vorbei. Wenn du deine erste Rente bekommst, dann geht es aufwärts. Da kann niemand mehr dran rütteln. Ganz liebe Grüße von Christine.

  • Hallo Ihr Lieben,

    mal kurz Bericht erstatten, ich wurde gefragt wie mein Plan aussieht, ich habe gesagt das ich in Behandlung bin, nicht weiß wann es mir möglich ist wieder zu arbeiten, das es für Trauer, Schmerz und psychische Probleme keinen Plan gibt, sowas läuft nicht nach Plan ab. Nach einem Beinbruch kann man einschätzen wann man arbeitsfähig ist aber nicht bei so einem Schicksalsschlag der auf einmal das ganze Leben verändert und auf den Kopf stellt.

    Nun muss sich die Firma überlegen wie sie das weiter gestalten.

    Ich muss mich jetzt um mich kümmern das ich wieder auf die Beine komme. Die letzten Tage bin ich nur noch antriebslos, keine Lust etwas anzufangen weil ich Angst habe zwischendrin wieder aufzuhören, habe nicht mal Lust auf ein schönes Frühstück. So kann es aber auch nicht weitergehen.

  • Lieber Hartmut. Schön,daß du gleich geschrieben hast. Genau so ist es,es geht jetzt nur um deine Gesundheit. Es ist doch erst ein halbes Jahr her, seit du nun alleine lebst. Das ist doch sehr schwer.Das kann man sich auch nicht schönreden. Und daß das Frühstück nicht schmecken will, gehört auch dazu. Es muß ja nicht gleich ein schönes Frühstück sein, aber essen muß man. Woher soll sonst die Energie kommen, die man in dieser Zeit so nötig braucht. Bei mir ist es nun fast ein Jahr her,seit mein lieber Sohn verstorben ist. So langsam finde ich wieder in meinen gewohnten Rhythmus. Ich habe doch im Februar die Hüftgelenkprothese bekommen. Es ist immer noch nicht abgeheilt. Das hängt auch mit dem Schmerz um meinen Sohn zusammen. Du brauchst Zeit für die neue Situation. Nimm sie dir und versuche kleine Momente zu schaffen ,wo es dir gutgeht.Das kann alles mögliche sein. Aber es ist sehr wichtig. Der Tag wird kommen, wo du wieder zur Ruhe kommst. Ich habe neulich gehört was eine Frau zu ihrem Mann gesagt hat, kurz vor ihrem Tod. " Lebe weiter für mich ,mach alles weiter ,was ich auch gewollt hätte ."Ich finde das sehr schön. Ganz liebe Grüße von Christine.

  • Guten Abend Ihr Lieben,

    meine Bärbel ist nun seit 6 Monaten nicht mehr bei mir, ich vermisse sie sehr. Es ist alles so ganz anders, alles schwer zu verstehen warum das so plötzlich sein musste, wir hatten soviel noch vor.

    Ich bin aber sehr sehr dankbar in dieser schweren Zeit eine wirklich sehr liebe und gute Freundin kennengelernt zu haben die mich unterstützt hat und für mich da war wenn es mir nicht gut ging. Es ist wichtig einen lieben Menschen an der Seite zu haben.


    LG Hartmut

  • Liebe Linchen,

    ich weiß es ist noch keine Zeit, aber alles was vorher so vertraut war ist nicht mehr da, das ganze Leben steht Kopf.

    Dann wartet man auf einen Termin bei der Psychotherapie und muss 4 Monate warten, ist echt ein Witz.

    Gut das es dann noch Menschen gibt die hilfreich sind und da sind.


    LG Hartmut

  • Lieber Hardy,


    ja das ist eine lange Zeit.

    Hast Du eine Trauerbegleitung?


    Pass bei der Psychotherapie auf das es auch wirklich nur um das Thema Trauer und evtl. das Trauma geht was man diesbezüglich erleben kann.


    Eine Trauertherapie wäre oft sinnvoller leider gibt es viel zu wenige Therapeuten dafür.


    Vlg. Linchen