Es wird immer schlimmer...

  • Hallo!
    Die Konzepterstellung für den Verein läuft, der Verein ist mit 06.03.2014 (vor einem Jahr an diesem Tag bekam mein Mann seine Diagnose) offiziell.
    Seit Donnerstag hab ich Wut, Wut auf Gott, Wut auf alles und ich bin total ungerecht... Es tut mir dann aber gleich wieder leid so schlechte Gedanken zu haben, die anderen können ja nichts dafür... Irgendwie schlimm, so kenn ich mich gar nicht.
    Heut war ich meinen Mann besuchen und hab ihm Frühlingsblumen gebracht, alles wird grün und selbst dieses grün hasse ich im Moment, wie kann es sein, dass alles grün wird und in meinem Herz ist es schwarz und dunkel und es ist traurig :-(
    Ich liebte den Frühling, seit voriges Jahr hasse ich nicht nur den Frühling sondern alle Jahreszeiten und am meisten hasse ich dieses Leben, das ich so nie haben wollte...

  • Ich war mit meiner seit 31 Jahren besten Freundin Petra, selbst Witwe seit 10 Jahren (unsere Männer waren auch Freunde) von Freitag von Sonntag in Rom. Es war wunderschön dort, Jürgen wollte nie nach Rom und ich hab ihn in meinem Herzen mitgenommen, aber keine Spur von vermissen oder Trauergefühlen in Rom... Momentan befinde ich mich in einer Phase, die total komisch ist. Ich hab das Gefühl, dass Jürgen ganz weit weg ist, als ob er schon vor Jahren gestorben oder einfach weggegangen ist oder überhaupt nicht existiert hat, dreh ich jetzt durch???!!! Zeitweise denke ich, dass ich in der Matrix lebe. Ich hab ihn nicht vergessen aber es ist so unreal zur Zeit, ich kann mir nicht erklären was das ist und weshalb. Ist das auch eine Phase der Trauer, kommt diese Verbundenheit zu meinem Mann wieder? Ist die Trauer vorbei oder kommt dann wieder so ein tiefes Loch? Ich hab scheinbar jegliches Gefühl verloren, ich weiß nicht wie er gerochen hat, wie er sich angefühlt hat, wie er geredet hat - ich hab alles vergessen.... :-(

  • Liebe Ramona,


    diese Wut von der du schreibst kenn ich auch, Wut auf meinen Mann dass er uns allein gelassen hat, Wut auf andere weil sie ihren Partner noch haben und ich nicht, Wut auf Menschen die eine Krankheit, einen Herzinfarkt überlebt haben. Ich denke mir dann auch oft, wie kann ich nur so ungerecht sein, aber ich kann meine Gefühle, meine Gedanken einfach nicht abstellen...
    Voriges Jahr im Frühjahr hatte ich auch diese Gedanken, "alles erwacht nun wieder zu neuem Leben, nur du nicht, du bist für immer gestorben"; dieses Jahr habe ich eher das Gefühl dass ich schon total gefühlskalt bin, nicht mal mehr solche Gedanken kommen hoch, ich nehme einfach alles so hin wie es gerade ist. Kann aber auch den Frühling, den ich so herbeigesehnt habe, nicht wirklich genießen weil ohne meinen Mann alles einfach nicht mehr wirklich Freude macht :(
    Und auch dieses Gefühl von dem du schreibst, dass es einem manchmal so vorkommt als hätte es den Partner gar nicht gegeben, als ob dies alles nur ein Traum war, habe ich sehr oft. Kann mir oft gar nicht mehr vorstellen wie es war als er noch gelebt hat, bei mir war. :33:
    Da du anscheinend die gleichen Gefühle und Gedanken hast denke ich, dass das ganz normal ist, zur Trauer dazugehört, auch wenn es furchtbar schmerzt, dieses Gefühl, ihn nun "endgültig" zu verlieren, alles zu vergessen was ihn betrifft...


    Drück dich mal :24:


    Karin

    Immer, wenn wir von dir erzählen,
    fallen Sonnenstrahlen in unsere Seelen.
    Unsere Herzen halten dich gefangen,
    so, als wärst du nie gegangen.
    Was bleibt, sind Liebe und Erinnerung.


    Es ist schwer, dass Du gegangen bist,
    aber es ist schön, dass es Dich gegeben hat.

  • Liebe Ramona,
    man wird die Menschen die man liebt niemals vergessen, auch wenn man sich davor fürchtet. Manchmal tut es auch gut sich mit anderen auszutauschen, da erfährt man gelegentlich Dinge, die man noch nicht wusste oder erinnert sich wieder an andere Dinge die irgendwo tief im Herzen ein wenig in den Hintergrund gerückt waren.
    Unsere Lieben leben in unseren Erinnerungen weiter. Sie sind unser höchstes Gut.


    Lass dich mal drücken. :24:
    Trauerelfe

  • Hallo!


    Am Dienstag war mein Trauerloch dann wieder da, plötzlich und vollkommen unerwartet. Es hat mich auf den Friedhof gezogen, es war schon finster, ich hatte bis 19:00 Uhr Dienst. Habe mich ausgeheult und am liebsten hätte ich vor Schmerz geschrien, doch neben dem Friedhof ist eine Siedlung und wenn ich da laut geworden wäre, hätte man mich sicher in die Klapsmühle gebracht.... Ich vermisse Jürgen so sehr!


    Seit gestern hab ich Baustelle zu Hause, ich mache oder besser ich lasse machen all die Dinge die Jürgen noch vor hatte zu tun. Die Terrasse wird erneuert, mein Sohn und Freunde haben heut mit der Hilti die alten Platten rausgestemmt, die morsche Gartenhütte wurde gestern schon abgerissen. Es soll alles so werden wie er es wollte.


    Im Garten blüht die Japanische Zierkirsche, Jürgen hat sie gepflanzt. Am Donnerstag hab ich Zweige abgeschnitten und ihm ans Grab gebracht, er hat die Blüte so gern gemocht. Voriges Jahr war er schon krank und lag im Krankenhaus, er konnte sie nicht blühen sehen. Ich hab ihm Fotos geschickt davon, das war am 20. April voriges Jahr, da war es ja im März noch kalt.


    Alles blüht, meine Blüte ist vorbei. Ich will meinen Mann wieder haben....

    ;(

  • Liebe Ramona,
    verstehe dich so gut und kann nachvollziehen, wie du dich fühlst. Darf ich dir meine Schulter zum Ausheulen anbieten?
    Die Verzweiflung packt einen unvermutet, rasend schnell und eiskalt am Genick. Man kann das nicht verhindern - aber, warum nicht auch mal schreien? Ich denke, an einem Friedhof ist alles legitim - habe ich dir schon erzählt, dass ich Silvester sogar Feuerwerk gezündet habe? Ja, auf dem Friedhof! Nein, niemand hat sich aufgeregt.... nagut, war auch niemand da und ich hab nur leise Sachen abgefeuert.
    Toll, dass du die Verschönerung des Gartens im Sinne deines Schatzes in Angriff genommen hast. Es ist ganz wichtig diese Dinge für die verstorbenen Lieben zu erledigen. Ich möchte sogar behaupten, dass das zur Trauerarbeit gehört. Ich wünsche dir viel Erfolg und gutes Vorankommen bei den Arbeiten.
    Liebe Grüße
    schnee

  • Liebe Ramona,
    du hast grad das typische Auf und Ab, den Wellengang der Trauer am eigenen Leib gespürt, da war eine Phase der Erholung, in der alles Irreal erschien. Im Grunde ist das ein Zustand der Erholung, den man inzwischen braucht, um wieder für die nächste Schmerzphase gewappnet zu sein Die ist dann gekommen - aus heiterem Himmel, wie du es gut beschrieben hast. Nutze die Erholungsphasen, vertrau darauf, dass sie kommen, wenn der Schmerz dich wieder einholt und ornde beide Zustände als gesunde Trauer-Zustände ein!
    Allmählich, ganz allmählich werden die Höhen und Tiefen flacher, wird der Wellengang ruhiger!
    AL Christine

  • Liebe Schnee!
    Danke für die Schulter :-). Es ist halt ein ewiges auf und ab und die Matrix... Scheinbar aber normal, dann brauch ich mir da keine Sorgen mehr machen.
    Bei uns am Friedhof kann man solche Sachen nicht machen, weißt ja bei uns im Osten sind die Leute ja spießig, glaub so was wird nicht toleriert. Also schrei ich dann im Auto bei voll lauter Musik...
    Am Samstag geh ich auf ein Konzert von Julian Le Play, ist zwar nichts zu schreien aber die Musik mag ich ;-)
    LG Ramona

  • Liebe Christine!
    Danke für Deine Zeilen. In meinem Leben ist in den letzten Tagen viel passiert, meine Eltern sind wieder da... ich hab sie am Friedhof bei meinem Mann am Grab getroffen, wieder einmal hat er es geschafft (wenn ich mit ihnen gestritten hab war er es, der immer gesagt hat: Ramona, es sind Deine Eltern...) Langsam kommen sie alle zurück, dürfte nicht nur an mir und der Trauer gelegen sein...
    Am schönsten find ich aber, dass ich meine kleine Nichte wieder sehen darf, zwar nur bei meinen Eltern, aber wenigstens was. Mein Mann hat Hannah geliebt und sie ist so ein Sonnenschein.
    GLG Ramona

  • Liebe Ramona,


    ich möchte dir hier einfach mal danke sagen für alles :2: :2: :2:


    Karin

    Immer, wenn wir von dir erzählen,
    fallen Sonnenstrahlen in unsere Seelen.
    Unsere Herzen halten dich gefangen,
    so, als wärst du nie gegangen.
    Was bleibt, sind Liebe und Erinnerung.


    Es ist schwer, dass Du gegangen bist,
    aber es ist schön, dass es Dich gegeben hat.

  • Liebe Ramona, es freut mich, daß der Kontakt zu deinen Eltern und weiteren Familienmitgliedern wieder da ist. Der Kontakt zu meinen Eltern ist mir jetzt ganz wichtig. Da fühl ich mich geerdet.
    Du hast geschrieben du kannst die Energien deines Mannes fühlen. Da kann ich nur JA, auf jeden Fall! dazusagen, mein Mann ist sicher immer wieder bei uns(in Form von Energie), da gabs schon mehrere Situationen, wo ich es intensiv gespürt hab.
    Wir haben oft gleich gedacht, hach- war das ne schöne Zeit, wo Blicke genügten oder wir dasselbe losgeredet haben.............
    Wünsch dir viel Kraft weiterhin!

  • Hallo meine liebe Karin! Das ist ja so nett von Dir mir so herzliche Worte zu schreiben! Du bist seit einigen Monaten zu einem "Meiner Anker" geworden, ein wichtiger Mensch für mich! Danke, dass es Dich und Oliver gibt! Ich hab Dich lieb und bin stolz, dass Du zu Mein Anker gehörst!!!! Busserl Ramona

  • Hallo! Du bist wie Karin und ich eine junge Witwe, wie ich dieses Wort hasse.... Es gibt einen Verein für jung verwitwete Menschen der gerade im Aufbau ist. Wenn Du Facebook nutzt schau doch mal unter Mein Anker rein und schick mirr eine Nachricht Ich würd mcih echt freuen, vielleicht können wir uns gegenseitig unterstützen und auch anderen ein Anker sein! Alles Liebe, ich drück Dich!

  • Liebe Ramona!
    Ich bin zwar auch noch nicht sehr lange in diesem Forum. Ich habe meinen Mann innerhalb von nur 3 Wochen an den verfluchten Krebs verloren. Er war fast 1 1/2 Jahre bei einem Lungenfacharzt in Behandlung. Der hat ihm aber immer nur andere Sprays verordnet. Aber die Luftknappheit wurde immer ein bisserl schlechter, sodass er meinen Mann nach Hochegg einweisen ließ. Dort machten sie ihm am 2. Tag eine Lungenspiegelung. Die musste abgebrochen werden, da er dabei einen Herz- und Atemstillstand erlitt. Und seit dem Moment war er mehr oder weniger ein Pflegefall. Aber es hat sich keiner im Spital dazu verpflichtet gefühlt, mich von diesem Umstand zu verständigen. Nur durch Zufall kam ich drauf, als ich meinen Schatz anrufen wollte. Und da wurde mir nur kurz mitgeteilt, dass er jetzt auf einer anderen Station liegt. Ich bin 3 Stunden im wahrsten Sinn im Kreis gegangen und habe auf einen Anruf gewartet. Ich habe dann nochmals angerufen und da hat mir ein Arzt gesagt, was mit meinen Mann passiert ist. Ich habe gleich einen kleinen Koffer gepackt und bin aufs Hochegg übersiedelt. Ich konnte dann sogar die ganze Zeit mit meinen Mann in einem Sonderklasse-Zimmer sein. Und das macht mir immer noch zu schaffen. Den das ursprüngliche Zimmer wäre noch frei gewesen. Hat das Spital einen Fehler gemacht? Ich musste zwar ein gewisses Tagegeld bezahlen. Das habe ich gerne getan. So konnte ich meine Schatz noch etwas verwöhnen. Nach 17 Tagen wurden wir dann entlassen. Das war ein Freitag, und am Donnerstag darauf ist er in meinem Bett verstorben. Ich sehe noch immer seine letzten Atemzüge vor mir. Das ist jetzt schon 5 Monate her. Aber es vergeht kaum ein Tag, wo ich nicht um ihn weine. Besonders schlimm ist es beim schlafen gehen. Wenn auch jeder sagt, es soll dir ein Trost sein, dass er nicht leiden musste. Aber ich bin den ganzen Tag alleine. Wenn ich einmal einkaufen fahre, drängt es mich immer wieder nur schnell nach Hause. Ich bin im Wienerwald zu Hause. Und da gibt's gar nichts für Trauernde. Und Wien ist ca. 2o km entfernt. Also es geht mir so ähnlich wie Dir. Habe zwar 2 Schwestern. Aber ausser blöden Meldungen wie ( es hat alles seine Zeit, oder, wenn du das Alleinsein nicht aushaltest, musst halt in ein Altersheim gehen) habe ich keine Unterstützungen von ihnen erhalten.
    Ich bin zwar schon 75 Jahre, war mit meinen Mann fast 55 Jahre zusammen, aber das Altersheim wäre das Letzte. Ich hoffe nur, dass es auch einmal besser wird.
    Liebe Grüße und sei umarmt von Juli Ps: Das Wort Witwe hasse ich auch. Eine Freundin hat gesagt, dann sage halt unfreiwilliger Singl. Ist das besser. Ich trage auch noch immer den Ehering.

  • Liebe Ramona,


    auch du bist mir zu (m)einem Anker geworden! Wir werden das alles irgendwie gemeinsam schaffen und ich freu mich schon auf unseren Besuch!


    Busserl, Karin

    Immer, wenn wir von dir erzählen,
    fallen Sonnenstrahlen in unsere Seelen.
    Unsere Herzen halten dich gefangen,
    so, als wärst du nie gegangen.
    Was bleibt, sind Liebe und Erinnerung.


    Es ist schwer, dass Du gegangen bist,
    aber es ist schön, dass es Dich gegeben hat.

  • Liebe Allesanders! Du schaust beim Anker vorbei wenn Dir danach ist. Wir drängen niemanden, da wir allesamt das Schicksal teilen JUNG Verwitwet zu sein. Wir müssen im Leben stehen, werden von niemandem bedauert oder geschont und da keine von uns in ein Trauercafe oder eine Trauergruppe gehen würde gibt es den Anker. Wir sind berufstätig, versorgen unsere Kinder und Häuser und oftmals ist keine Zeit vorhanden um irgendwohin zu gehen. Die Homepage ist in Arbeit darum gibt es momentan nur die FB Seite. Ich drück Dich! LG Ramona

  • Dieses Trauerloch ist wieder da, ungebeten und ganz leise hat es mich wieder verschlungen. Ein paar Lichtblicke und auch und wieder einmal ein herzliches Lachen war mir scheinbar nicht vergönnt. Heut sind es 9 Monate, dass Jürgen gegangen ist, heut ist auch ein Sonntag wie der 11. August ein Sonntag war, ich hasse Sonntage....


    Ich habe ein Problem mit dem Abschied, mit jeglichem Abschied. Karin war bei mir über das Wochenende, das war wirklich toll, der kleine Oliver ist so ein lieber Fratz. Wir haben einiges miteinander unternommen und hatten mit 2 Freunden gestern einen wirklich netten Abend - und dann musste Karin wieder heimfahren... :33: Ich fühle mich so schrecklich allein, jeden Tag allein ins Bett, morgens aufstehen-allein, immer allein :13:


    Der Weg durch die Trauer ist schlimm, es ist die Hölle, und mein Lebensmut ist wieder einmal abhanden gekommen, der muss aber wieder her, denn ich hab mit dem Anker eine Verantwortung übernommen. Mein Anker ist nach wie vor mein Mann, auch wenn ich ihn nicht mehr neben mir habe, er ist dennoch für alle Zeit in meinem Herzen :005: und manchmal vermiss ich ihn halt so sehr, dass mich das Trauerloch auffrisst...