In tiefer Trauer um meinen Mann

  • Liebe Hamida,
    in Gedanken bei dir versuche ich dir Kraft zu senden, Mut und positive Energie. Es drückt mir die Tränen in die Augen, dass du derzeit so verzweifelt bist. Kann ich irgend etwas für dich tun?
    Die Gedanken, alle, die du hegst hatte und habe ich auch. Deine Beschreibung, dich als Zuseher ohne Daseinsberechtigung zu fühlen kenne ich gut. Auch diese Zweifel, ist noch was da von ihm, oder nicht. Eine Gratwanderung zwischen Vernunft und Wunschdenken. Vor Jahren hätte ich stur und steif behauptet, dass alles vorbei ist, wenn man stirbt. Heute sitze ich an meinem Wohnzimmertisch, die Bildergalerie aus glücklichen Tagen im Rücken und spüre seine schützende Hand auf meiner Schulter, weiß dass er ab und an den Kopf schüttelt, wenn ich mal wieder meine Eigenheiten hervorkehre, höre ihn staunen und vor Begeisterung jauchzen, wenn ich Berggipfel oder Sonnenauf-und Untergänge betrachte, usw.
    Es bleibt eine tröstliche Kraft, woher sie kommt, weiß ich nicht, aber dass sie kommt und da ist, weiß ich mittlerweile ganz genau. Aber auch dass die Zweifel wieder stärker werden, sich trübe Tage einstellen werden welche dann, je mehr Zeit verstreicht, je schneller wieder von helleren, positiveren Solchen abgelöst werden.
    Die Jungs. Mein Sohn ist jetzt 18 und ich blicke nicht durch, wie es ihm geht. Ängste, dass er abrutschen könnte sind allgegenwärtig. Freilich sorge ich mich mittlerweile weniger, wenn er nachts weg bleibt, oder ich ihn mehrere Tage nicht zu Gesicht bekomme, dennoch gehen mir die Gedanken, die Ängste nicht aus dem Kopf, die sich bei mir eingestellt haben, weil ich ihm beim Trauern überhaupt nicht helfen kann, er sich nicht helfen lässt. Ich habe mich darauf beschränkt, ihm stabiles zu Hause eine schier unerschöpfliche Quelle von Geborgenheit und Geduld, und ein jederzeit offenes Ohr und Geldtasche (jedenfalls so lange er sich noch in der Lehre befindet) zu bieten und beschlossen, dass ich mehr für den Moment nicht tun kann. Sogar lege ich bewusst mehr und mehr Energie in mein eigenes Dasein - denn ich bilde mir ein: eine glückliche - oder sagen wir zufriedene Mutter hat glückliche Kinder zur Folge, oder sie erleben einfach, dass auch nach so einer Tragödie ein lebenswertes Leben möglich sein kann. Außerdem muss man sich mal bewusst machen, dass wir einfach nicht im Stande sind, alle schädlichen oder schlechten Einflüsse von ihnen abzuhalten, auch wenn wir es noch so versuchen.
    In diesem Sinne, bitte fühle dich nicht bevormundet, oder schulgemeistert - meine Eindrücke sind nicht allgemeingültig, aber vielleicht geben sie einen Denkanstoß und ich möchte nur ausdrücken, wie sehr mir am Herzen liegt, wenigstens ein paar Menschen zu signalisieren, dass ich da bin und mittrage.
    Liebe Grüße und viel Kraft
    schnee
    Insofern ist das Loslassen auch hier von Bedeutung. Gehen lassen. Verantwortung übertragen. Vertrauen schenken.

  • Danke für Deine Worte!


    Sehe das Ganze auch so.
    Den Kindern weiterhin ein stabiles Zuhause bieten. Sie stärken und den Rücken stützen. Den Großen kleine Teile der Verantwortung übergeben. Wir haben brave , vernünftige Kinder, doch die Angst etwas zu übersehen ist allgegenwärtig. Meine zwei Großen lassen sich ebenfalls nicht bei ihrer Trauer helfen, obwohl ich langsam, behutsam versuche in ihr inneres vorzudringen. Unsere offenen lebendigen Dialoge sind verstummt und wahrscheinlich muss auch ich lernen damit umzugehen.


    Ich fühl mich wie ein Seiltänzer der mit wackeligen Beinen versucht ans Ziel zu kommen. Ich wünschte mir schon Eltern die da ein wenig unterstützend , beratend da wären, doch leider gibt es die nicht mehr.


    Mene Trauer trag ich tief in mir. Diese macht mich aber kraftlos und erschöpft.


    Nein, ich fühl mich nicht bevormundet, dafür ist dieses Forum doch da. Austausch, neue Denkansätze, zu sehen, man ist mit dieser Situation nich allein.
    Es ist wie Du gesagt hast. Mal akzeptiert man die Situation, kämpft sich durch und versucht das Beste daraus zu machen, dann wieder hadert man mit diesem Schicksal, klappt innerlich zusammen.


    Ich war auch immer mehr der Kopfmensch. hab alles hinterfragt obwohl mir schon einige Dinge passiert sind, die rational nicht zu erklären waren.


    Ich bin sicher, dass es ihn noch gibt. Nurseit einiger Zeit spüre ich körperlich so stark seine Abwesenheit, dass es mir furchtbar weh tut.
    Die Stunden seines Sterbens und die Zeit davor, diese Bilder drängen sich erst jetzt so richtig in mein Bewusstsein.Obwohl ich auch dankbar bin, dabei gewesen sein zu dürfen.


    Vielleicht war es ein Fehler, dass ich mir nicht Zeit genommen hab , mich ein bisschen zurück zu ziehen und zu trauern. Aber wie wir alle wissen sind grad am Anfang die Behördenwege zu erledigen( bin noch immer nicht fertig), und ich wollte auch gegenüber der Kinder nicht schwach wirken. Nun scheint der Bummerang zurück zu kehren. Mit voller Wucht häng ich in der Trauer und des Verlustes drinn. Die laute schrille Welt, Menschen die ich zwar mag, mich neben ihnen aber nicht mehr wohl fühle, das neue Leben planen( neue Wohnung suchen weil diese ich mir langfristig nicht mehr leisten kann, leider bekomm ich keine Witwenrente und keine Halbwaisenpension, neue Arbeit suchen....) das alles überfordert mich momentan.
    Natürlich weiß ich dass ich es schaffen werde. Doch zur Zeit scheint alles zu stehen, alles geht mir zu langsam.In meinem Kopf dreht sich alles um Du musst dies und jenes, um's planen und organisieren, während alles übrige von mir da nicht mitkommt.


    Ich kann nichts machen. bin momentan eine lebendige Tote, die nur mechanisch funktioniert.

  • Liebe Hamida,


    versuche alles langsam anzugehen, wir sind in unserer Situation oft mit Kleinigkeiten überfordert, Probleme die wir mit unseren Liebsten besprochen hätten müssen wir nun alleine lösen, sind für alles allein verantwortlich. Mach einen Schritt nach dem anderen, ich plane auch nicht mehr weiter voraus, lasse einen Tag nach den anderen auf mich zukommen und versuche das beste draus zu machen.


    Und ich glaube es ist ganz normal dass du jetzt in die Trauer fällst, die Behördenwege und Erledigungen lenken am Anfang ab, doch sobald dies nachlässt wird uns einfach erst richtig bewusst dass er nie wieder kommt...


    Und wenn du dich im Moment in der Gegenwart mancher Menschen nicht wohl fühlst, hast du das Recht dich zurück zu ziehen, wenn es wahre Freunde sind werden sie es verstehen!


    Alles Liebe :24:


    Karin

    Immer, wenn wir von dir erzählen,
    fallen Sonnenstrahlen in unsere Seelen.
    Unsere Herzen halten dich gefangen,
    so, als wärst du nie gegangen.
    Was bleibt, sind Liebe und Erinnerung.


    Es ist schwer, dass Du gegangen bist,
    aber es ist schön, dass es Dich gegeben hat.

  • Hallo Goldelse!


    Stimmt , Du has tRecht. Das neue Leben anzunehmen, manchmal krempelt man die Ärmel hoch und packt an. Da kommt der Kampfgeit und das Wollen!
    Und dann, eine Kleinigkeit...... man fällt wieder zurück, wehrt sich gegen den IST Zustand, weilt in einer Zeit die eigentlich zur Vergangenheit angehört und die doch so nah in der Gegenwart ist.


    also, Ärmel hochkrempeln und weiter marschieren......


    Drück Dich Karin

  • Liebe Hamida!
    Liebe Goldelse !
    Wie Recht ihr habt, bei mir ist oft die kleinste Entscheidung im Alltag schon ein großes Problem und wenn etwas nicht so "läuft" wie man denkt oder will, dann ist es für mich wie eine Niederlage und ich empfinde manches als "Nadelstiche". Vorher hätten wir alles mit unseren Liebsten besprechen und diskutieren können, jetzt sind wir für unser Leben allein verantwortlich. Das ist so mühsam und qualvoll.
    Ich komme mir ab und zu vor, wie ein Krebs, ein Schritt vor, zwei zurück. Es ist ein Kampf, und der ermüdet mich manches mal.
    Ich kann mein neues Leben bis jetzt, so noch nicht akzeptieren und annehmen. Wenn ich auch ab und zu ein paar gute Stunden habe, so falle ich bald wieder ins nächste "Trauerloch". Ich versuche ja viel und habe durchaus den Willen zum Kämpfen, aber die Gefühle sind oft stärker. Und wenn ich abends alleine bin, dann ist es am schlimmsten.
    Ich wünsche Euch sonnige Tage und viel Kraft.
    Liebe Grüße
    Veronika

  • Hallo !


    Gestern war ich zum ersten Mal bei einer professionellen Psychologischen Beratung. Er wollte die Geschichte von mir hören, wir saßen da und ich erzählte. Währenddessen fragte ich mich manchmal, was mach ich da eigentlich? Ich sitze mit einem fremden Menschen und rede über private Dinge, er wird bezahlt, dass er mir zuhört. Muss ich wirklich zu jemand Fremden gehen, der mir nur zuhört?
    Meine Erkenntnis: die Trauer um einen gelieten Menschen kann man nicht wegreden. Das Ereignis, dass unser Leben änderte, uns bis ins Mark traf, kann man nicht wegreden!
    Er meinte, meine Trauer wäre nicht phatologisch sondern normal. Na, da bin ich ja mal beruhigt!!!!
    Ich bin dorthin, weil mir der Schmerz viel vo meiner Kraft nimmt und ich mir Ratschläge erwarte, wie ich meinen Kindern besser helfen kann.
    Der Jüngste ( 11) weint seit zwei Tagen um seinen Vater und ich fühl mich dabei etwas hilflos. Weiß nicht ob ich es richtig mache.


    Außerdem möchte ich kurz was ansprechen. Wenn ein Triebtäter gefasst wird, bekommt dieser auf Staatskosten eine psychologische Betreuung. Die reißen sich sogar darum.
    Wenn jedoch in einer Familie ein Schicksalsschlag passiert, kann man erstens auf die Suche nach geeigneter Hilfe gehen, und die Krankenkassen übernehmen nur einen kleinen Teil.


    Nächste Woche werde ich nochmals zur Beratung gehen. Mal sehen wie es sich entwickelt. Gestern nahm ich mir fest vor, nicht zu weinen, hab es auch geschafft. Doch als ich die Praxis verlassen hatte, kamen die Tränen und es zog mich extrem runter. Sollte es nach so einem Termin nicht umgekehrt sein?


    Ich vermisse meinen Mann. Nach zwölf Wochen ist die Fassungslosigkeit über seinen Tod noch ein fester Bestandteil meines Alltags.
    Ein Alptraum der kein Ende hat.
    Natürlich wird man es alleine schaffen, auch wenn der Weg steinig ist. Doch mit dem Tod seiner lieben zu leben, wie soll das gehen?

  • Liebe Hamida,


    natürlich erwartet man sich erstmal von so einem Beratungsgespräch, daß es nachher "besser" geht. Leider ist es nicht so einfach.
    Wie du ja selbst gesagt hast - "wegreden" kann man die Trauer nicht. Trotzdem hilft immer wieder darüber reden sehr wohl (den meisten halt ;) ).
    Ev. ändert sich die eigene Sichtweise ein wenig, das Erlebte wird leichter verarbeitet und somit auch leichter (er)tragbar. Nicht wegreden sondern darüber reden - ich finde, das ist ein großer Unterschied.


    Ich finde es gut, daß du nächste Woche wieder gehen willst, ja, schau wie es sich entwickelt.
    Warum wolltest du nicht weinen dort? Ich glaub, unterdrückte Tränen blockieren und machen es nachher noch schwerer. Aber es ist schon klar, manchmal will oder kann man einfach nicht anders.


    Hast du ihn wegen Tipps für die Kinder direkt gefragt?
    Aber du machst sicher alles richtig. Du signalisierst immer wieder, daß du da bist, wenn sie reden wollen. Viel mehr kannst du für die Großen wohl nicht tun. Und der Kleine - vielleicht findest du etwas, was nur ihr beide als regelmäßiges Ritual machen könnt? Würde er da mittun?
    Vielleicht hat Christine ja noch einen Tipp für dich. Mit Kindern hab ich da keine Erfahrung, mein Sohn war ja auch schon erwachsen, als sein über alles geliebter Opa starb.


    Wie man mit dem Tod seiner Lieben leben kann? Kann dir keine Antwort darauf geben. Nur, daß es im Lauf der Zeit geht. Anders als vorher - aber doch.
    Vermissen, Sehnsucht - die kommen auch dann immer wieder zu Besuch zu uns, sie bleiben uns. Aber, so wie du es bei Ramona geschrieben hast - auch die Liebe bleibt für immer bei uns. Und sie ist unser großer Helfer.


    Hamida, es sind erst zwölf Wochen - du wirst deinen Weg finden, Schritt für Schritt.


    Alles Liebe und wenn du magst eine liebe :24:
    Jutta


    PS: Überlege mal, ob du Lust hast, daß wir uns im Sommer einmal treffen. Die nächsten vier, fünf Wochen sind schwierig, weiß nicht, wie es hier in Wien mit der Wohnung weitergeht. Aber wenn wir dann wieder dauerhaft im Mürztal sind (voraussichtlich so gegen Ende Juli), sind wir ja nicht gar so weit auseinander.

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Hallo Jutta!


    Ja, ich gehe nächste Woche natürlich nochmal hin. Mal sehen. Ich möchte noch rausfinden welcher Typ Mensch der Psychologe ist. Kann ich ihm alles sagen? Wie denkt er über den Tod?
    Gilt für ihn nur das, was in den Lehrbüchern steht?
    Ich möchte nicht dort sitzen und weinen. Als ich damals bei ihm war, hab ich meine Geschichte so erzählt, als wäre es nicht meine. Hab meine Gefühle eingesperrt und sie erst rausgelassen. als ich aus der Praxis war. Es fließen genug Tränen, von einem Moment auf den anderen, einfach so. Komischerweise auch jedesmal wenn ich vom Einkaufen auf dem Heimweg bin.
    Tipps für die Kinder bekam ich keine. Es war so, dass hauptsächlich ich geredet hab, er hat zugehört und mich angesehn, sodass ich manchmal das Gefühl bekam, ich müsste ihm eine Frage stellen.Ich möchte nicht nur darüber reden wie ich mich fühl. Ich hätte so viele Fragen, die mir aber nur mein Mann beantworten könnte. Aber wie gesagt, mal sehn.


    Dass ich den Tod meines Mannes nicht wirklich annehmen möchte und auch nicht verstehe, ist nunmal so. Es tut mir so unendlich leid, dass er nicht mehr mit uns sein darf. Ein Teil von mir ist immer bei ihm und der Teil von ihm, immer mit mir. Ich schaue in die Augen unserer Jungs und ich sehe seine. In meinem inneren Film ist er ständig da.


    Ja Jutta. Wenn Du im Mürztal bist, meldest Du Dich einfach bei mir.


    Liebe Grüße
    Barbara

  • Liebe Barbara,
    den Tod eines Menschen kann man nicht wegreden, natürlich hast du da recht. Aber Trauer muss ausgedrückt werden, sie muss raus. Trauer die raus kann, ist schon ein guter Teil der Bewältigung. Also sperr sie nicht ein, wenn sie nach draußen will. Der Psychologe muss dir sympathisch sein, die Chemie muss stimmen, das ist ganz wichtig. Dass er dir zuhört, liegt zum einen daran, dass er dich und deine Geschichte kennenlernen wil und zum anderen, weil es wichtig ist, diese Geschichte auszudrücken und auch zu ordnen, das geschieht durch dein Erzählen und seine Methode des "aktiven Zuhörens" bei dem er immer wieder strukturierend und ordnend eingreift.


    Tipps und Ratschläge sind nicht vordergründiges Ziel einer Therapie, denn Menschen reagieren auf Tipps und Ratschläge oft abwehrend ("Ratschläge sind auch Schläge"), es ist vielmehr so, dass der Therapeut dich zu neuen Perspektiven führt, sodass du selbst neue Erkenntnisse und Strategien entwickelst. Gib ihm eine Chance. Wenn die Chemie aber nicht stimmt, dann such einen neuen!


    Mein Tipp für den Umgang mit deinen Kindern: Sei nicht verstört, wenn eines deiner Kinder weint. Ich weiß, es ist hart, man will ihnen ja den Schmerz nehmen. Aber auch für Kinder gilt: Weinen ist Ausdruck vonTrauer und dieser Ausdruck ist schon ein guter Teil der Bewältigung.
    Viel Kraft und Geduld euch!
    AL Christine

  • Hallo Christine!


    Nein, es verstört mich nicht, wenn unser jüngster Sohn weint. Im Gegenteil. Er fragt jetzt auch verschiedene Dinge. Ich wär froh, würden die Großen auch endlich ihre Gefühle zeigen oder einen Dialog mit mir führen. aber die gehen eben anders damit um. Sperren ihre Trauer ein.


    Ich komm langsam weiter. Zwar in sehr kleinen Schritten, aber dennoch.Meine Liste der Neu- Erledigugen wird kleiner. Leider ist die Verlassenschaft noch immer am Laufen, und ob wir das Erbe meines Mannes antreten können ist ebenfalls fraglich. Wir haben Besitz in Ägypten, welche ich gerne verkaufen würde. Es stehen noch einige Rechnungen aus und damit wäre alles zum erledigen. Ist ist ein anderes Land, mit anderen Gesetzen und es gestaltet sich kompliziert.Ich bleib abr natürlich drann.


    Der Psychologe ist mir schon sympathisch. Er wirkt sehr ruhig auf mich. Ich glaube, ich muss mich erst daran gewöhnen. Es ist schon etwas anderes, anonym hier im forum zu schreiben, als einer Person gegenüber zu sitzen und sich zu offenbaren.


    Gottseidank hab ich Menschen um mich, mit denen ich reden kann. Die verstehen. Ich rede aber kaum noch darüber. Leider gehört meine engste Familie nicht zu diesem Kreis. Darin liegt auch mein Problem. Sie haben während der Krankheit meines Mannes weggesehen. All die Monate war keiner da. Die Prognosen waren zwar immer gut und ich weiß, dass es nicht aus Bösartigkeit war, doch ichfinde deren Verhalten eine menschliche Katastrophe. Für meinen Mann war meine Familie seine, er war immer da wenn er gebraucht wurde. Auch ungefragt. Als er starb kam die Reue. Zu spät. Er hat nichts mehr davon. Ich wollte verzeihen, kann es aber nicht.
    Im Oktober heiratet meine jüngste Schwester. Ich habe ihr mitgeteilt, dass ich zwar zur Trauung komme, aber anschließend der Feier fernbleibe. Leider versteht das keiner. Mein engstes Umfeld ignoriert sei der Beerdigung den Tod meines Mannes. Spaß, ist das einzige was zählt. Ich bin die Spaßbremse. Aber keiner denkt daran, während die einen ihre Hochzeitsvorbereitungen treffe, ich mit der Gestaltung des Grabsteines beschäftigt bin. Damit will keiner was zu tun haben. Obwohl ich um Unterstützung bat.
    Als mein Großvater und später meine Mutter starben, hat sich mein Mann darum gekümmert, sowie auch die Kosten des gesamten Essen's übernommen. Ich werde mich hüten, dies anzusprechen. aber ich denke mir meinen Teil. Niemand ruft an, wie es den Kindern geht, niemand fragt ob wirvielleicht was brauchen. Mein engster Kreis tut so, als hätte es meinen Mann nie gegeben. Außer meine Großmutter und der Stiefvater. Die wissen wie das ist.
    Ich bin nicht böse. Auf niemanden. Gehe auch keinem aus dem Weg.Es nagt in mir. Sehr sogar. Und ich setzte mich nicht mehr zu einer Feier mit meiner Familie an einen Tisch. Niemals werde ich mit meiner Familie über meine Trauer sprechen. Diese entscheidung zu treffen ist schon auch schmerzhaft, bringt mir aber auch Erleichterung. Mein Weg ist ein anderer.


    Es sind zwölf Wochen. Zwölf Wochen in denen ich versucht hab zu begreifen. Es fällt so schwer. Es ist als würde ich aus zwei Personen bestehen, mir selbst zusehen.Da ist die eine Frau, die für uns ein neues Leben plant, den Alltag organisiert, kalkuliert, Freizeitaktivitäten mit den Kindern plant.Listen schreibt.Termine vereinbart. Den Alltag lebt, wie früher auch.
    Dann gibt es mich. Innen, tief drinn. Klein, Zerbrechlich, Traurig, weinend und schreiend, ich willl das nicht, es darf nicht sein. Starr vor Schmerz, um den Verlust meines Lebensmenschen,um den Verlust seines Lebens. An diesem Ort gibt es keine Worte.



    Hier will man nicht wahrhaben,dass der geliebte Mensch für immer weg ist, hier denkt man , es hätte verhindert werden können.Und der einzige der mich trösten könnte, ist nicht mehr da. Wie verwirrend. Während der Verstand alle vernünftigen Ratschläge und Pläne sendet, was und wie das Leben weitergehen soll.

  • Hallo Christine!


    Nein, es verstört mich nicht, wenn unser jüngster Sohn weint. Im Gegenteil. Er fragt jetzt auch verschiedene Dinge. Ich wär froh, würden die Großen auch endlich ihre Gefühle zeigen oder einen Dialog mit mir führen. aber die gehen eben anders damit um. Sperren ihre Trauer ein.


    Ich komm langsam weiter. Zwar in sehr kleinen Schritten, aber dennoch.Meine Liste der Neu- Erledigugen wird kleiner. Leider ist die Verlassenschaft noch immer am Laufen, und ob wir das Erbe meines Mannes antreten können ist ebenfalls fraglich. Wir haben Besitz in Ägypten, welche ich gerne verkaufen würde. Es stehen noch einige Rechnungen aus und damit wäre alles zum erledigen. Ist ist ein anderes Land, mit anderen Gesetzen und es gestaltet sich kompliziert.Ich bleib abr natürlich drann.


    Der Psychologe ist mir schon sympathisch. Er wirkt sehr ruhig auf mich. Ich glaube, ich muss mich erst daran gewöhnen. Es ist schon etwas anderes, anonym hier im forum zu schreiben, als einer Person gegenüber zu sitzen und sich zu offenbaren.


    Gottseidank hab ich Menschen um mich, mit denen ich reden kann. Die verstehen. Ich rede aber kaum noch darüber. Leider gehört meine engste Familie nicht zu diesem Kreis. Darin liegt auch mein Problem. Sie haben während der Krankheit meines Mannes weggesehen. All die Monate war keiner da. Die Prognosen waren zwar immer gut und ich weiß, dass es nicht aus Bösartigkeit war, doch ichfinde deren Verhalten eine menschliche Katastrophe. Für meinen Mann war meine Familie seine, er war immer da wenn er gebraucht wurde. Auch ungefragt. Als er starb kam die Reue. Zu spät. Er hat nichts mehr davon. Ich wollte verzeihen, kann es aber nicht.
    Im Oktober heiratet meine jüngste Schwester. Ich habe ihr mitgeteilt, dass ich zwar zur Trauung komme, aber anschließend der Feier fernbleibe. Leider versteht das keiner. Mein engstes Umfeld ignoriert sei der Beerdigung den Tod meines Mannes. Spaß, ist das einzige was zählt. Ich bin die Spaßbremse. Aber keiner denkt daran, während die einen ihre Hochzeitsvorbereitungen treffe, ich mit der Gestaltung des Grabsteines beschäftigt bin. Damit will keiner was zu tun haben. Obwohl ich um Unterstützung bat.
    Als mein Großvater und später meine Mutter starben, hat sich mein Mann darum gekümmert, sowie auch die Kosten des gesamten Essen's übernommen. Ich werde mich hüten, dies anzusprechen. aber ich denke mir meinen Teil. Niemand ruft an, wie es den Kindern geht, niemand fragt ob wirvielleicht was brauchen. Mein engster Kreis tut so, als hätte es meinen Mann nie gegeben. Außer meine Großmutter und der Stiefvater. Die wissen wie das ist.
    Ich bin nicht böse. Auf niemanden. Gehe auch keinem aus dem Weg.Es nagt in mir. Sehr sogar. Und ich setzte mich nicht mehr zu einer Feier mit meiner Familie an einen Tisch. Niemals werde ich mit meiner Familie über meine Trauer sprechen. Diese Entscheidung zu treffen ist schon schmerzhaft, bringt mir aber auch Erleichterung. Mein Weg ist ein anderer.


    Es sind zwölf Wochen. Zwölf Wochen in denen ich versucht hab zu begreifen. Es fällt so schwer. Es ist als würde ich aus zwei Personen bestehen, mir selbst zusehen.Da ist die eine Frau, die für uns ein neues Leben plant, den Alltag organisiert, kalkuliert, Freizeitaktivitäten mit den Kindern plant.Listen schreibt.Termine vereinbart. Den Alltag lebt, wie früher auch.
    Dann gibt es mich. Innen, tief drinn. Klein, Zerbrechlich, Traurig, weinend und schreiend, ich willl das nicht, es darf nicht sein. Starr vor Schmerz, um den Verlust meines Lebensmenschen,um den Verlust seines Lebens. An diesem Ort gibt es keine Worte.
    Für IMMER. wie schön diese zwei Wörter klingen, wenn man zusammen kommt.Bei einer Hochzeit,für immer!
    Für Immer, wie schrecklich es ist wenn man Abschied nehmen muss. Unabänderlich, für immer!


    Hier will man nicht wahrhaben,dass der geliebte Mensch für immer weg ist, hier denkt man , es hätte verhindert werden können.Und der einzige der mich trösten könnte, ist nicht mehr da. Während der Verstand alle vernünftigen Ratschläge und Pläne sendet, was und wie das Leben weitergehen soll. Wie verwirrend.


    Ich lebe! Für die Kinder, die er mir geschenkt hat. Die ihm so ähnlich sind und auf die er immer stolz war. Ich lebe?

  • Liebe "Spaßbremse",
    es ist halt leider immer wieder das selbe, dass ein Todesfall Familien eher auseinandertreibt als zusammenführt, weil die Trauer für die meisten Menschen so schwer aushaltbar ist ....
    darum ist es umso wichtiger, dass du dich mit denen umgibts, die dir gut tun und wenn "leider" die engste Familie nicht dazugehört, dann tut das weh, aber wie gesagt, das ist die Regel und nicht die Ausnahme ....
    Du bist eine Kämperin, eine Checkerin, die alles im Griff hat! Vergiss aber nicht diese 2. weinende, schreiende, zerbrechliche und schwache kleine Frau in dir, sie braucht auch Platz!
    :24:
    Christine

  • Hallo !


    Wie man merkt, halt ich mich zur Zeit wieder sehr viel im Forum auf. Lese vergangene Berichte durch.
    Wasenau ich suche, weiß ich nicht.
    Vielleicht wieder mal eine Bestätigung, dass ich nicht verrückt werde.



    Unser Leben, so abgespeichert. Es läuft parallel zur Realität dieser innere Film. Unser Leben, unser Alltag. Ich weiß genau, was er in bestimmten Momenten sagen würde, wie sich seine Schritte anhören, wenn er in die Küche kommt. Höre, wie er die Kinder nach der Schule fragt. bin ich im Bad, höre ich das Wasser der Dusche wenn er darunter stand. Blick in den Garten, sehe ich ihn dort arbeiten, ich sehe ihn im Auto. Der innere Film.


    Gleichzeitig ist es sein Sterben. Die letzten Tage davor. Ich frage mich, was hat er empfunden, gefühlt, als sie ihn in den OP-Saal brachten. Hatte er Angst? Hat er gespürt, dass er nicht mehr zurück kommt? Oder war er zuversichtlich. Dachte er an seine Genesung?
    Was waren seine letzten Gedanken, seine letzten Worte?


    Ich hätte gerne alles im Griff. Zeiweise gelingt mir das auch. Aber momentan nimmt dieses kleine Etwas von mir Besitz und ich häng in diesem Trauerloch fest. Meine Gefühle beeinflussen mein Handeln und der Verstand kann nicht einschätzen ob manche Situationen wirkich so sind oder weil der Schmerz es mich so fühlen lässt.


    Meine Gedanken kreisen um ihn.
    Was soll ih in einer Welt, in der er nicht mehr ist?

  • Liebe Barbara,


    :24:


    Ja - du lebst! Für die Kinder, für ihn, aber - auch für DICH! Ich weiß du kannst es dir noch nicht vorstellen, willst es wahrscheinlich oft auch gar nicht - aber es gibt trotz allem auch noch DEIN Leben. Wie es aussehen wird kann keiner sagen, da mußt dich "überraschen lassen". Doch irgendwo da draußen ist es und du wirst es zu gegebener Zeit finden.


    Und Nein - du wirst ganz sicher nicht verrückt!
    Wenn du das Bedürfnis hast, "alte" Geschichten hier zu lesen tu es und mach dir keine Gedanken darüber, warum du es tust (auch ich hab, grad am Anfang auch so manche Nacht hier im Forum verbracht),
    laß die Gedanken um deinen Liebsten kreisen - auch dadurch verarbeitest du und kommst wieder weiter,
    und vor allem - sag der "kleinen Barbara", sie hat alles Recht sich zerbrechlich zu fühlen, zu weinen, zu schreien, traurig zu sein. Ich glaube, je eher du ihr das "zugestehst", umso leichter kommst du dann auch aus dem Trauerloch heraus (in der Zwischenzeit schick ich dir mal eine Leiter, daß du schon ein paar Sprossen hochklettern kannst)


    Dir alles Liebe und ein Kraftpackerl, und für die "kleine Barbara" noch eine liebe :30:
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Hallo!


    Erstmal ist es Zeit dass ich mich mal bei allen hier bedanke.


    Ihr bgeleitet mich schon einige Wochen durch diese ungewollte Zeit. Seid mit Rat und an meiner Seite oder hört( lest) einfach nur.


    Wie ihr jetzt wisst, ist mein Name Barbara. Hamida hieß die Mutter meines Mannes .


    Hab wieder mal ne schlaflose Nacht. Gedanken und Gefühle tanzen im Kreis.
    Ich weiß, ich bin zu ungeduldig.
    Er fehlt so sehr. Der Mann, der Vater, der Bruder, der Onkel, der Sohn, der Neffe,der Freund, der Mensch...... er fehlt. Überall..... heute, morgen, für immer....

  • Hallo!


    Nur mal kurz ne Frage:


    Gestern waren es drei Monate seit mein Mann nicht mehr bei uns ist.


    Anfangs stand ich unter Schock, war wie gelähmt.
    Nach drei Tagen aber wurde ich aktiv. Vorbereitung der Beerdigung, Behörden, angefangene Geschäfte meines Mannes zu Ende bringen, Elternabende, Elternsprechtage, Kinder, Listen abarbeiten...........
    Hauptsächlich begleitete mich die Fassungslosigkeit und Stress durch die erste Zeit.Dies alles ging mir zwar schwer von der Hand, jedoch bemühte ich mich, meinen Pflichten nachzukommen. die Behödenwege sind zwar noch immer nicht so ganz erledigt, doch langsam wird es wohl.


    Es kommt mir seit einem Monat so vor, als würde es immer schlimmer werden. Ich kann mich fast zu gar nichts aufraffen, möchte mich am liebsten von allem zurück ziehen, mich ins Bett legen , mich in seinen Bademantel hüllen und schlafen. ( Naja, dösen trifft eher zu. Mit schlafen ist nicht viel) .Bin körperlich völlig erschöpft und kämpfe den ganzen Tag gegen die Tränen an. Mich interessiert nichts mehr, meine Gedanken kreisen nur um ihn, mache mir Vorwürfe!Sehe ihn zwei Tage vor seinem Tod, ganz normal, und dann gleichzeitig auf dem Sterbebett. Es zerreisst mir das Herz, ihn so vor mir zu sehen.
    Jetzt die Frage, vielleicht an Christine: Müsste ich in den drei Monaten nicht schon weiter sein? Trett ich vielleicht auf der Stelle? Bin ich zu schwach oder ist das Selbstmitleid?


    Ich muss sagen, wenn ich mit Ra. telefoniere und über alles rede, trägt mich das und ich fühle mich wohl. Alles erscheint mir dann logisch und ich hab das Gefühl dass es so weitergeht.


    Doch dann, nächsten Tag, bummmm, alles wieder auf Anfang.
    Was mach ich falsch?


    Und Christine, hab an Dich eine Frage, kann ich Dir eine Privatnachricht schicken?


    L.G. B.

  • Ach Barbara,


    was sind schon drei Monate! :24:
    Ich bin ja keine "Expertin", doch ich würde sagen: "Alles normal".
    Das funktionieren, um die Beerdigung zu organisieren und Behördenwege zu erledigen genauso wie jetzt das Gefühl "es wird immer schlimmer".
    In gewisser Weise wird es auch schlimmer - man beginnt schön langsam zu begreifen was da passiert ist, die "Endgültigkeit" zu spüren.
    Die körperliche Erschöpfung die u.a. vom nicht richtig schlafen können kommt "gehört" genauso in diese Zeit wie die "andauernden" Tränen.
    Auch wenn es noch so schwer fällt - Geduld und das Vertrauen darauf, daß das Leben irgendwann wieder "leichter" wird kann da durchaus hilfreich sein. Versuch, es dir immer wieder vorzusagen: "Es wird auch wieder besser". Es fällt schwer, aber du weißt ja - die Kraft positiver Gedanken ....


    Barbara, mach dir keine Vorwürfe! Du hast ganz sicher alles in deiner Macht stehende getan!
    Und für mich wirkst du weder schwach noch voller Selbstmitleid. Ich glaube nicht, daß du nach diesen kurzen drei Monaten "weiter" sein müsstest/könntest/solltest...
    Ihr habt soo viele Jahre gemeinsam verbracht - da kannst du doch nicht nach nur drei Monaten "zur Tagesordnung übergehen"! Das geht nicht mal nach nur wenigen gemeinsamen Monaten - kann ich dir aus eigener Erfahrung sagen.
    Du machst auch nix falsch. Auch das ist "normal" - sich nach einem guten Gespräch mit jemandem dem man vertraut "gut" zu fühlen um manchmal nur Minuten später wieder im tiefsten Elend zu versinken. Es gehört einfach zu diesen Trauerphasen dazu (ob es uns jetzt gefällt oder nicht)


    Und ich bin mir sicher, Christine hat nix dagegen, wenn du ihr eine PN schickst (falls ich falsch liege, was ich sicher nicht glaube, dann nehme ich die Schelte auf meine Kappe ;) )


    Ich schicke dir ein groooßes Kraftpackerl, eine Portion Geduld und Vertrauen und auch eine liebe :24:
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Hamida und ihr alle,


    ich habe meine Registrierung heute abgeschlossen, um hier auf deinen letzten Post zu antworten. Ich bin 37 Jahre alt und bei mir ist es nun 4 Monate her, dass ich meinen Freund völlig unvorbereitet verstorben in seinem Bett fand, ohne Vorerkrankung, ohne Warnung, von jetzt auf sofort alles anders. Er ist abends voller guter Dinge eingeschlafen und morgens einfach nicht mehr aufgewacht. Herzstillstand, ein Stück weit auch bei mir.


    Was ich seltsamer Weise dennoch beherrsche ist die Freude im Kleinen und seien es auch nur fünf Minuten am Tag: den Wind genießen, der um meine Nase pustet, der Duft der Bäume, ein Sonnenuntergang - vielleicht liegt es daran, dass wir beide große Augenblicksliebhaber waren und ich nicht gewillt bin, diesen letzten mir verbleibenden Rest auch noch herzugeben, ABER ... die Trauer in ihrer Vielfalt und Tiefe hätte ich mir vorher niemals nie so vorgestellt.


    Da hat man drei Tage, an denen alles einigermaßen erträglich im Innen wie im Außen abläuft, die nächsten zwei Wochen: Stillstand und ich kann nichts, aber auch gar nichts dagegen tun. Habe ich vorher gemeint schon so einiges erfasst zu haben, stelle ich ab da jeden Morgen wieder auf´s Neue fest, mein Freund ist nicht mehr da, jeden Tag wieder als sei es über Nacht vergessen. Und jeden Morgen trifft es mit der gleichen Wucht, ich fühle mich gelähmt, haltlos und nicht handlungsfähig. Diese Tage verstreichen und ich habe das Gefühl nun ist es wieder ein klein wenig lichter geworden, das Gefühl völliger Gelähmtheit ist gewichen, ich atme erleichtert auf, aber plötzlich aus heiterem Himmel streikt mein Kopf und kann sich nichts mehr merken, so dass die Alltagsbewältigung wieder große Probleme bereitet. Es kommt eine neue vorher nicht bekannte Unsicherheit hinzu, wieder muss ich mich mir gegenüber umstellen und so geht das fortwährend.


    Auch ich habe das Gefühl, dass es nach drei Monaten begann schlimmer zu werden. Unser Bewusstsein kann den Tod nicht fassen, meiner Meinung nach bedarf es viel, viel Zeit bis jedes Gefühl gefühlt und jeder Gedanke gedacht ist. Man ist so vollgestopft mit Emotionen, Bildern, Gedanken, bis dato unbekannten Wahrnehmungen, Eindrücken - wie ein reißender Fluss tobt es zu manchen Zeiten. In einem selbst vollzieht sich Unermessliches, man beginnt Raum und Zeit in Frage zu stellen alles Vertraute ist im Innen wie im Außen zerbröselt, zu Staub zerfallen. Das bewältigt man nicht in drei Monaten. Meiner Empfindung nach verläuft Trauer auch nicht linear, leider.


    Ich wünsche Dir und allen hier viel Kraft!

  • Liebe Suu!
    Ich möchte Dir mein tiefes Mitgefühl aussprechen.
    Du beschreibst die Achterbahn der Gefühle, des Denkens und Handelns genau so, wie es ist. Die Trauer in ihrer Vielfalt und Tiefe. Ein Gefühl, welches man bis zu diesem Zeitpunkt nicht kannte. Jedenfalls nicht in diesem Ausmaß. Man nimmt sich selbst und die Umwelt völlig anders wahr.


    Gerne würde ich Dir was gutes sagen, doch ich befinde mich selbst noch in dieser Berg- und Talfahrt.
    Ich hoffe, ihr seid gut aufgehoben und werdet wenn nötig aufgefangen.


    Wie alt ist euer Kind?


    Liebe Suu! auch ich schicke Dir ein großes Packerl an Kraft.


    L.G. H.