Meine Mutter ist verstorben

  • Hallo liebes Forum,


    leider Gottes habe ich am Mittwoch meine erst 39 Jahre alte Mutter verloren, die Todesuhrsache ist noch nicht genau geklärt, jedoch hat es auf jedenfall mit ihrer extrem starken alkoholsucht zu tun.
    Es ist der erste Todesfall in unmittelbaren Umfeld, deshalb musste ich sowas zum glück noch nie durchmachen, jedoch ist es jetzt soweit... und dazu habe ich einfach noch drei fragen...


    1. Meine Mutter war alkoholkrank, es gab in Ihrem Leben eine Person - diese Person nahm meine Mutter zu Freunden und Bekannten mit, zum Stammtisch usw.. niemand merkte meiner Mutter die Krankheit an.
    Meine Mutter sagte ihm einfach, dass wenn sie mit ihm am weg ist, sich total zusammenreißt und sich bemüht - aber leider war meine zeit nicht sehr schön mit ihr, wir haben nichts unternommen, sie trank zu hause extrem viel und entwickelte einen hass gegen mich. Gibt es dazu evtl. eine Therorie?


    2. Ich habe keine schönen erinnerungen an meine mutter, ich bin mir aber sicher, dass es die gab - ein sehr komisches gefühl, kommen solche erinnerungen evtl erst noch wieder hoch?


    3. Wie gehe ich mit dem gefühl um meine Mutter verloren zu haben, einfach mit dem gefühl sie nie mehr im leben umarmen zu können, ihr niemehr meine probleme erzählen...


    Danke im Voraus

  • Lieber Johnny,


    fühle dich einfach gedanklich in den Arm genommen und getröstet, wenn du es dir vorstellen kannst... Leider kämpfe ich im Moment mit einem grippalen Infekt, der mich insofern behindert, das ich nicht so "klar" denken kann, wie es sonst bei mir der Fall ist...


    Was soll man sagen...
    Auch wenn du durchaus eine sehr schwierige Kindheit und Jugend mit deiner Mama durch die Alkoholsucht erlebt hast... das hört man ja aus deinem Bericht heraus... wird dir ja durchaus bewußt, das du sie nie mehr umarmen kannst... mit ihr reden kannst...
    Meiner Meinung nach, weil du ja diesen inneren Wunsch hier schreibst, ihn dir ja dadurch auch vorstellen kannst,...muss es "hinter" all diesen traurigen Erlebnissen, die dich ja zu Recht belasten, diese schönen Erinnerungen gegeben haben...Leider sehr, sehr verschüttet... und wie du ja auch leider schreibst... der HASS überlagert einfach alles , was schön gewesen sein könnte...


    Das ist ungemein traurig und erweckt meiner Meinung nach in dir die gleichzeitige Empfindung der Trauer und der Wut..
    Wenn du es nicht schon gemacht hast...
    würde ich UNBEDINGT JETZT... in eine psychotherapeutische Behandlung gehen...
    Es geht um DEIN Leben dass du jetzt, so wie es klingt, ziemlich alleine meistern musst?!
    Oder hast du noch einen Vater oder gute Freunde, die dich unterstützten und dir einfach einen gewissen Halt geben können ???
    Keinesfalls ersetzten solche Menschen aber eine, wie ich denke, für dich gute Psychotherapie... Aber das ist meine Meinung... Entscheiden musst du, welchen weg du einschlagen möchtest für dein Leben...


    SCHÖN ist aber, das du dieses wertvolle Forum gefunden hast.
    Schreibe... schreibe... schreibe ... dir hier alle Emotionen und Gefühle von der Seele...
    Es gibt NICHTS, was der eine oder der andere hier nicht verstehen kann...


    Jeder Mensch, auch deine alkoholkranke Mama... wird , wie du ja auch tief innerlich gemerkt hast, ... betrauert... vermisst...


    Meiner Meinung nach, wenn du durch eine Therapie, dir all die hässlichen und traurigen Erlebnisse aus deinem Leben "herauskatapultiert" hast.. wirst du der Mensch werden, der sich nicht als "Johnnyderdepp"... siehst.. sondern was ja wohl dein innerlicher Wunsch bei dieser Namensgebung war... Johnny Depp... den so viele Frauen faszinierend finden...


    Du bist JETZT schon ein wertvoller Mensch ... und hinter der Alkoholsucht, die ja eine Krankheit ist... war deine Mutter auch ein wertvoller Mensch... Leider wohl für eine lange Zeit nicht für dich...


    Dafür bekommst du hier von uns allen ein ausgesprochenes und starkes MIT-GEFÜHL
    Deine Amitola(rainbow)

  • Lieber Johnny!


    Mein ganz tiefes Mitgefühl für Dich.
    Das ist schon ganz schön hart.
    Lasse Dich in den Arm nehmen und, falls überhaupt möglich, ein wenig trösten. Ich fühle mit Dir.


    Gottseidank hat Dir Amitola recht schnell geschrieben. Ich kann ihr in jedem Punkt nur zustimmen.
    Hoffentlich hast Du Unterstützung durch Freunde oder Verwandte. In solch einer Lebenssituation braucht jeder Unterstützung und Zuspruch. Ich hoffe sehr, dass Du liebe Menschen um Dich hast.
    Sehr gut finde ich es, dass Du dieses Forum hier gefunden und Dich angemeldet hast.
    Ich habe mich gerade eben erst angemeldet, aber ich lese schon seit ein paar Wochen mit. Letzter Auslöser für meine Anmeldung war Dein Beitrag. Ich wollte Dir schreiben.


    Du bist ein junger Erwachsener, der sicherlich eine erschwerte Jugend hatte. Aus Deinen Beitrag meine ich entnehmen zu können, dass Du Dich wacker geschlagen hast. Mein Kompliment. Vielleicht hat es ja auch ein wenig damit zu tun, dass Deine Mutter, trotz Ihrer Krankheit, so manches gut gemacht hat. Sozusagen doch irgendwie für eine gute Grundlage gesorgt hat.
    Dennoch kann und möchte ich nichts schönfärben.
    Du schreibst ja, dass Deine Mutter alkohlkrank war. Und das ist eine Krankheit. Die wenigsten Menschen bekommen diese Krankheit in den Griff.
    Du schreibst von dem Hass, den Deine Mutter gegen Dich entwickelt hat. Es tut mir so leid für Dich.
    Ich glaube, dass sich hier (leider auch gegen Dich gerichtet) ihre Verzweiflung, Wut und Ohnmacht geäußert haben. Ohnmacht heißt ja: ohne Macht. Ohne Macht über ihre Krankheit.
    Das machte es nicht besser für Dich. Trotzdem, ich glaube, Deine Mutter hat Dich geliebt. Jede Mutter liebt ihr Kind. Das hat die Natur so eingerichtet. Deine Mutter war verfangen in dem Netz Alkohol. Leider.
    Du schreibst von unklaren schönen Erinnerungen. Es sind Erinnerungen, an schöne Dinge, die geschehen sind.
    Diese schönen Erinnerungen werden wiederkommen.
    Nun gilt es ersteinmal die nächsten Tage zu bewältigen. Hoffentlich hast du Hilfe im wirklichen Leben. Suche Dir Hilfe, nimm Hilfe an. Schreibe auch hier. Das kann auch helfen.
    Auch ich rate Dir zu einer Psychotherapie. Ein Psychologe kann nichts ungeschehen machen, kann nicht zaubern. Aber es kann Dir sehr helfen, Vergangenes zu verarbeiten, zu bewältigen und gestärkt für Dein zukünftigen Leben daraus hervorzugehen.


    Deinen Namen finde ich ulkig und sehr kreativ. Aber nicht so ganz passend für Dich. Aber es ist ein wandelbarer Name:
    Johnnydertraurige, Johnnyderkämpfende, Johnnyderzuversichtliche........................Am Ende soll dann etwas sehr positives stehen.


    Ja, lieber Johnny, viel Kraft für Dich, ich denke an Dich. Melde Dich bitte irgendwann.


    Liebe und mitfühlende Grüße
    Deine Kühlwalda

  • Lieber Johnny,
    erst einmal, sei ganz herzlich willkommen bei uns! Eine schwere Alkoholkrankheit verändert einen Menschen natürlich. Glaubst du, dass es wirklich Hass war? Das ist ein sehr starkes Wort bzw. eine vernichtendes Gefühl. Oder waren es einfach Konflikte. Ich weiß ja nicht wie alt du bist, aber wenn deine Mutter so jung sterben musste, dann bist du wahrscheinlich in einem Alter, in dem man grundsätzlich sehr leicht Konflikte mit den Eltern hat. Konflikte sind in den Jahren zwischen - sagen wir mal 13 und 18 Jahren - ganz normal, bei mir haben sie sogar noch länger gedauert. Durch die Alkoholkrankheit werden Konflikte natürlich verstärkt und Alkohol verstärkt natürlich aggressives Verhalten beim Süchtigen.


    Magst du uns erzählen, woran du "den Hass" festzumachen glaubst? Vielleicht können wir dir hier ein wenig helfen, es nicht als "Hass" wahrzunehmen, sondern als Konflikt, der einfach durch die Krankheit zu extremen Reaktionen oder Äußerungen geführt hat.


    Zu deiner 2. Frage: Ich selbst hatte ja eine sehr schwere Zeit als Jugendliche mit meinen Eltern. Und in dieser Zeit konnte ich auch nichts Gutes an ihnen erkennen und hatte plötzlich den Eindruck, meine ganze Kindheit mit ihnen war nur furchtbar. Es hat eine lange Zeit gebraucht, das Bild meiner Eltern wieder zu differenzieren.Heute habe ich durchaus schöne Erinnerungen an meine Kindheit. Nicht alles war gut, aber vieles. Und das, was schwierig war, kann ich heute anders sehen: Mein Eltern waren geprägt von ihrer Erziehung, ihrer Zeit und konnten einfach nicht aus ihrer Haut heraus. In vielen Punkten waren sie, als ich in die Pubertät kam, einfach hilflos. Ich weiß nicht, ob dir das jetzt hilft, aber so war es bei mir - und ich sehe das jetzt mit etwas Distanz einer Mitte 40-Jährigen und als Mutter eines im Moment 16-Jährigen, der es mit mir sicher auch nicht immer leicht hat. :)


    Frage 3: Hast du dich von deiner Mutter verabschieden können? Hast du ihr noch sagen können, was dich bedrückt. Ich weiß, dass es vielen Menschen hilft, das, was noch zu sagen war, dem Verstorbenen noch zu sagen oder zu schreiben. Hast du sie nochmal berühren, umarmen können?
    Es stimmt, du wirst deine Mutter nie mehr umarmen können, aber du kannst ihr jederzeit deine Probleme erzählen. Zwar nicht von Angesicht zu Angesicht, aber du kannst sie dir vorstellen als stillen Begleiterin deines Lebens. Als jemand der zwar nicht mehr körplerlich anwesend ist, aber in deinen Gedanken und in deinem Herzen anwesend bleibt.
    Hast du irgend ein Kleidungsstück von ihr? Eine Jacke, einen Pulli, einen Schal? Vielen Angehörigen helfen persönliche Dinge ein wenig, wenn der Verstorbene ganz stark fehlt!


    Wer ist jetzt für dich da? Wie geht es dir mit deinem Vater?


    Alles, alles Liebe!
    Christine

  • Lieber Johnny,


    Auch von mir noch ein liebes Willkommen hier bei uns im Forum und mein aufrichtiges Mitgefühl zum Tod deiner Mutter.


    Eigentlich kann ich ja nicht mehr viel mehr sagen als meine Vorschreiberinnen schon gesagt haben.


    Zum Hass vielleicht:
    Ich habe schon bei einigen schwer Kranken erlebt, daß die Menschen die die Verzweiflung, Ohnmacht, Wut des Kranken am meisten zu spüren bekamen, meist diejenigen waren, zu denen der Kranke eine besonders starke Beziehung hatte.
    Sozusagen ein "bei dir kann ich mich gehen lassen, du bist trotzdem da". Vielleicht auch ein - wie soll ich es am besten nennen .... eine Art "Test" .... "Bleibst du auch, liebst du mich trotzdem noch?". Als Betroffener kann man das sicher wie "Hass" empfinden.


    Sonst mag ich mich nur den anderen voll und ganz anschließen.


    Ich wünsche dir liebe Menschen an deiner Seite die dich begleiten und in dieser schweren Zeit für dich da sind.
    Auf jeden Fall findest du hier immer jemanden mit "offenem Ohr" für alle Fragen, Gefühle, die dich beschäftigen/bedrücken.


    Alles Liebe und viel Kraft
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Lieber Johnny,


    ein nächtlicher Gruß wird jetzt zu dir geschickt und wird dich in irgend einer Art und Weise erreichen ... und dir neben deinem LEBENSWILLEN Kraft und Unterstützung von lieben Menschen hier aus dem Forum gedanklich gesendet ...


    Für deine Mama "rest in peace"
    und für dich "carpe diem"
    deine Amitola

  • Lieber Johnny,


    ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du jetzt ... hoffentlich nicht ganz alleine... dich von deiner Mama verabschieden konntest und auch die Beerdigung erfolgt ist? Oder mussten noch medizinische Untersuchungen stattfinden? So viele Fragen meinerseits... aus einem tiefen Mitgefühl für dich ... heraus geschrieben...


    Vollkommen sicher bin ich mir, das hier sehr viele an deinem nicht leichten Schicksal Anteil nehmen und auch beruhigter wären, wenn du etwas schreiben würdest... Wie es dir geht, was du fühlst... Welche Gedanken in deinem Kopf kreisen... Ob du alleine bist...


    Sehr viele Kraft und Ruhe gebende Gedanken werden zu dir gesandt...
    von deiner Amitola(rainbow)

  • Lieber Johnny,


    Immer noch denke ich sehr an dich und hoffe, dass du "hier" bald einmal hineinschaust und deine Trauer, oder deine nicht so "offensichtliche Trauer" ( auch das kann vorkommen) ... oder deine Wut... deine Verzweiflung mit uns teilst... Dich ein klein wenig hier "wohl fühlst"... etwas von deiner Bürde "abwerfen kannst...


    Ich wünsche es dir...
    und bis dahin... werden weiterhin viele Gedanken zu dir gesandt...
    ein liebes Mitgefühl sende ich dir
    deine Amitola(rainbow)