seit Freitag ist alles anders....

  • Hallo, ich versuche es. Ich hab am Freitag erfahren das mein Bruder durch schlimme Umstände bereits am Samstag zuvor Hirntot aufgefunden wurde. Die Polizei ermittelte nach Angehörigen. Am Dienstag informierten sie meine Schwester. Er wurde reanimiert, in ein künstliches Koma gelegt . Es war zu spät. Er hatte keine Chance . Und ich hatte keine Chance mich von meinem Bruder zu verabschieden weil ich es nicht wert war mir gleich am Dienstag Bescheid zu geben. Ich erfuhr es erst am Freitag, wo bereits die Organspende im Gange war .. Es ist alles so schlimm ... iDie ganzen Umstände es ist zu viel..

  • Ja, das ist wirklich sehr traurig. Du schreibst, Du weißt nicht wohin mit Dir. Bist Du allein, brauchst Du Hilfe? Unterstützung benötigst Du bestimmt. Soviel weiß ich, obwohl ich nicht so sehr erfahren bin.
    Vielleicht hilft es Dir ja hier zu schreiben. Es wird Dir zugehört und man versteht einander.
    Aber ob das jetzt das Richtige ist? Du hast Dich angemeldet, vielleicht ist es jetzt genau passend für Dich.
    Ich möchte Dir Trost senden. Wenn es Dir guttut, dann schreibe. Nochmals meine Anteilnahme für Dich.

  • Danke, nein ich bin nicht alleine . Aber ich fühle mich so..Mein Familie ist sehr nah bei mir, manchmal habe ich Angst davor Trost anzunehmen, mich in den Arm nehmen zu lassen weil ich diesen Schmerz dann noch weniger ertragen kann..Es macht mich gerade alles so schwach.. Und dennoch zerreist mich mein Verstummen fast.. Alles das, was seit Freitsag passiert ist ist so unfassbar gemein unfair und letztlich unglaublich traurig.. Mein Bruder war 43 .. Ich selbst bin 47. Ich würde so gerne alles rausschrein .. aber ich bringe kaum klare Gedanken zusammen.. ist es als wenn ich von einer Wolke umgeben bin in der alles ganz leise wirkt.

  • Das ist zu jung. Aber egal welches Alter, Bruder ist Bruder. Vielleicht solltest Du Deinen Gefühlen freien Lauf lassen und rumschreien. Warum denn eigentlich nicht? Versuche es mal. Du könntest Dich etwas besser fühlen.
    Die Idee von Indian Summer, Telefonseelsorge ist gut. Ich hatte auch schon daran gedacht.

  • Am Freitag Vormittag klingelte es bei mir, meine Schwester, ( Ich habe seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihr) kam hoch..Mir war in dem Moment sofort klar das was passiert ist. Sie sagt mir ziemlich schnell das mein Bruder tot ist. Nach und nach erfuhr ich Details.. Mein Bruder war seit mind. 20 Jahren Drogenabhänging. Ich war die einzige die immer für ihn da war. Ich habe ihn als Kind schon ständig betreuen müssen. Dann, als ich auszog suchte er immer wieder den Kontakt zu mir. Ich organisierte Entzüge Therapien.. und und und... bis vor 2 Jahren da konnte ich nicht mehr. Hab selbst 4 Kinder und war nicht mehr in der Lage noch mehr das Leiden mitzubekommen.. Oft bedrohte er mich er brauchte Geld... ja und dann kam dieser Freitag, ich erfuhr das die Polizei meine Schwester verständigte. Diese verständigte eine andere Schwester..Die beiden wussten seit Dienstag letzter Woche das mein Bruder im Grunde genommen am Leben erhalten wird das man Organe entnehmen konnte. Er hatte keinen Spendeausweis.. Sie entschieden alles alleine. Ich würde komplett rausgedrückt.Ich bekam keine Möglichkeit mich von Michael zu verabschieden.. Gerade wird es mir zu viel,sorry..

  • Danke, ich geh mit ein bisschen hinlegen.. Mein j. Kind ist 5 das ist im Moment nicht so einfach.. Ich möchte nicht das er miterlebt was gerade mit mir ist.. Ich bin noch nicht stabil und kann ihn nicht auffangen. Vlt schaffe ich es morgen etwas geordneteter zu schreiben.. Vielen lieben Dank fürs Zuhören.

  • Liebe Mimon,


    mein herzliches Mitgefühl zum Tod deines Bruders.
    Ich kann verstehen, daß es dadurch, daß du dich nicht direkt verabschieden konntest, für dich nochmal schwieriger ist, das Geschehene zu verstehen ... zusätzlich zu der wohl ja"angespannten" Situation schon vor dem Tod von Michael.
    Diese "Wolke" die du beschreibst ist der Schock über das Geschehene und ist wahrscheinlich gar nicht soo schlecht - sie schützt dich auch. Sie gibt dir ein wenig Zeit, hilft dir, indem sie dich ein bissel abschirmt.


    Du mußt dich nicht entschuldigen, wenn du mal nicht weiterschreiben kannst, wir können dich verstehen.
    Wie Kühlwalda schon schrieb ... versuche, ein wenig zur Ruhe zu kommen, achte auf dich! Und wir begleiten dich,wenn du es möchtest, gerne auf deinem Weg durch diese schwere Zeit.


    Für heute Nacht hoffe ich, daß du ein wenig Schlaf finden kannst und so morgen etwas gestärkt erwachst.


    Alles Liebe und wenn du magst eine liebe Umarmung
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Mimon,


    fühle dich gedanklich, wenn du das dir vorstellen kannst ... auch von mir umarmt und wenn es irgendwie für dich innerlich möglich ist... ein bisschen in deiner großen Schocksituation... aufgefangen und gehalten... Leider ja nur virtuell...
    Kühlwalda und indian summer haben dir ja in der allerersten, fast Sprachlosigkeit, liebevoll Beistand gegeben..


    Das ist das "Schöne" hier an dem Forum... Du kannst wirklich alles was dich bewegt und völlig fertigmacht... hier schreiben und berichten... Meistens wird dir sehr schnell in einer Art und Weise geantwortet, die dir weiter hilft ... zumindest für eine gewisse Zeit...
    Ich hoffe sehr , das trotz all der wirklich traurigen und auch für dich , weil du glaube ich "die kleine Mama" für deinen Bruder warst, du jetzt ein bisschen schlafen kannst und deine Seele etwas Ruhe bekommt....


    Wenn du heute Nacht trotzdem aufwachst und in Panik verfällst, rufe wirklich die Seelsorge an... Auch haben , zumindest in Deutschland, viele kirchliche Organisationen , ein Krisentelefon ...


    Eine psychologische Betreuung , denke ich, wäre für die nächste Zeit äußerst hilfreich und würde dir eine gewisse Kraft in deinen weiteren Lebensalltag bringen...
    Du hattest dir eine sehr schwere Aufgabe durch die Drogenabhängigkeit deines Bruders in dein Leben geholt... Meine Anerkennung das du auch Entzüge für ihn organisiert hast...
    Es war richtig, das du dich mehr für deine Kinder ab einem gewissen Zeitpunkt eingesetzt hast... Drogenabhängigkeit kann durchaus zu einem aggressiven Bedrohen auch gegen die eigene Familie führen...
    Jetzt..... da ist erst einmal nur Schock und Leere... Gerne werden wir dir mithelfen , diesen zu verarbeiten... leben werden wir immer mit der Trauer....
    Aber bitte... nach wie vor denke ich, langt nicht nur unsere "Hilfe"...


    Die Organtransplantation erschreckt dich sehr... macht dich fassungslos...dies ist meine Meinung, mein Empfinden , wie du es hier geschrieben hast... Wenn es dir möglich ist und du es möchtest ... schreibe auch darüber...


    Noch einmal... hier bist du gut aufgehoben


    liebe , mitfühlende Grüße
    deine Amitola(rainbow)

  • heute habe ich erfahren, dass die Beerdigung am 30. 3. ist. Ich bin noch immer noch nicht in der Lage viel zu schreiben. Ich gehe jetzt ein bisschen raus, und versuche mich etwas zu sortieren. Vielen Dank für die lieben Umarmungen und Gedanken.

  • Liebe Mimon,


    GUT,...es ist ausgesprochen hilfreich, wenn man in die Natur... nach draußen geht...in der Trauer... Mir hilft das auch sehr... Da wird man einfach ruhiger.. Auch eine gewisse Ablenkung ist ja in dieser , immer noch von dir begreiflichen Schock- und "Sprachlosigkeitssituation" von "Vorteil"...


    Jetzt weisst du ja glücklicherweise das Beerdigungsdatum...
    Gerade weil du deinen Bruder so sehr vermisst,(sonst würdest du ja nicht hier schreiben) ... und auch lange für ihn in deinem Leben dich um ihn gesorgt hast, würde ich an deiner Stelle sehr die Form und Art und Weise der Bestattung ... mitgestalten.... Wenn du das möchtest...
    Wenn du dich bei der Beerdigung mit-beteiligen willst, würde ich an deiner Stelle ALLES das für dich machen... was du WILLST..
    Gute Rituale... schöne Erinnerungen (auch die kann man durchaus von einer Beerdigung bekommen) erleichtern die Seele...
    Luftballone mit Briefchen dran... aufsteigen lassen...
    einen Brief für deinen Bruder schreiben und mit ins Grab geben...
    selber etwas über den Bruder sagen... ist allerdings nicht sehr einfach...
    Musik, die er geliebt hat, spielen lassen ...
    und
    immer, immer weiter hier schreiben... ALLE hier verstehen dich... weil wir trauern... und zwar sehr bewußt...


    JETZT noch einmal eine liebe Umarmung für dich... :24: und ein "Streichler" :30:
    Auch ich drehe jetzt eine Runde mit meinem Hund...und hoffe sehr , das dir der Spaziergang gut getan hat (oder wenn es einkaufen war, auch das hält dich irgendwie "hier , auf dem Boden")...
    Bis bald "hier"...


    herzlichst und mit-fühlend
    deine Amitola(rainbow)

  • Liebe Mimon!
    Mein herzliches Beileid! Ich hoffe, dass du irgendwie Kraft findest, dass du auch mit deinen Kindern über den Tod deines Bruders sprichst! Kinder haben extrem feinfühlige Antennen und da kannst du dich noch so gut verstellen, sie wissen, dass etwas in der Luft liegt und Mama traurig ist. Das Thema Tod fällt allen Beteiligten besonders im Schockzustand besonders schwer, darüber zu sprechen, aber es MUSS sein, nur so können auch deine Kinder deinen derzeitigen Gemütszustand verstehen. Sich Hilfe von außen holen kann auch sehr hilfreich sein! Vielleicht hast du ja eine gute Freundin, eine Bekannte,.... die dich beim Gespräch mit den Kindern unterstützen kann! Kinder stellen sehr direkte Fragen, weil ihre Neugierde auch zu diesem Thema gestillt werden möchte. Ehrliche Antworten, Tatsachen kindgerecht erklären, nichts beschönigen und auf korrekte Formulierungen achten!
    Deine Schwestern haben ja offenbar erst Tage später dich informiert. Du kennst also das Gefühl, wie es ist, wenn man "ausgegrenzt" wird, obwohl man eine Familie ist! Ich wünsch dir ganz viel Kraft für die nächsten Tage!
    Liebe Grüße schickt dir Marsue!

  • Hallo, mir ist gerade danach ein bisschen über den gestrigen Tag zu schreiben. Bitte entschuldigt, dass ich noch nicht auf Antworten von Euch eingehen kann.. Aber ich lese sie, und sie tun mir gut.
    Ja wie gesagt gestern habe ich erfahren das mein Bruder am 30 . beerdigt wird.
    Nach wie vor bekomme oder bekam ich Informationen. Ich musste mir diese selbst erarbeiten.
    Ich habe zu keinem aus meiner Familie Kontakt einzigst war es mein Bruder. Ich erfuhr gestern vom zuständigen Kripobeamten was bei der Optuktion herausskam. Er las es mir vor wie eine Menuekarte. Trocken schnell und voellig Anteilsnahmelos. Ich bekam noch eine No. wo ich mich erkundigen konnte wann die Beerdigung ist.
    Ja dann vespürte ich plötzlich eine Kraft, denn ich wusste mein Bruder hat es nun geschafft. Auch die Optukion ist vorbei und er kann nun endlich in Ruhe gelassen werden.
    Ich ging mit meinem Mann und einem meiner älteren Söhne nach draussen. Am Anfang war es komisch, ich hatte das Gefühl auf Watte zu laufen, der Boden sank sich immer wieder ab. Aber mit der Zeit wurde es immer besser. Es war fast ein befreiendes Gefühl.
    Wir waren lange draussen. Ich schaffte es sogar meine Zwerg aus dem Kindergarten abzuholen. Ich wollte es so weil ich mir dachte alles was realität ist tut mir gut.
    Ich hatte gestern tatsächlich Kraft.
    Jetzt denke ich mir , der liebe Gott muss mich lieben darum hat er mir die letzten Tage vor Michaels tatsächlichem Tod es war dann der Donnsterag an dem Michael für Hirntod erklärt wurde erspart. Vllt wusste er, das ich diesen Anblick und die Entwickling.. künstliches Koma Maschine nur schwer ertragen kann. Und vllt hat er deswegen genau mein 2 Schwestern ausgewählt die sich um alles kümmern mussten und noch müssen. Denn genau die beiden sind es die nie Kontakt zu meinem Bruder hatten o. wollten.
    Ich weiss es nicht. Aber irgendwie fühlt sich der Gedanke so richtig an.
    Ich kann nun an das Grab gehen darf ihn so in Erinnerung behalten wie es zuletzt war. Er lebte wenn auch nicht schön aber er konnte mit mir sprechen laufen und und und.


    Heute geht es mir wieder nicht so gut, ich hänge durch bin kraftlos. Eigentlich wollte ich jetzt dann losgehen um für Michael einen Kranz fertigen zu lassen.Aber ich habe Angst davor. Angst mit jemanden darüber zu sprechen. Ich will gerade nicht , das mich ein fremder Mensch anspricht, mir sein Beileid ausspricht, das macht mich dann wieder so schwach...
    Anderseits weiss ich aber das durch Schwäche Stärke ensteht. Es ist wie eine nicht endende Achterbahnfahrt.
    Gestern Abend habe ich mich getraut im Internet zu lesen ob man was über meinen Bruder geschrieben hatte.
    Und ja tatsächlich fand ich was ich Pressebericht der Polizei.
    Es war kurz und heftig.
    Sie stellten ihn da wie einen Drogenabhängingen Kriminellen.. ABER NEIN er war krank, das interessiert niemanden. Ich war total verletzt.
    Schon mehrmals habe ich den Drang zu dieser Klinik zu fahren wo man ihn aufgefunden hat.Ich möchte gerne Blumen niederlegen, eine Kerze anzünden. Aber ich traue mich nicht. Ich habe Angst , grosse Angst, das ich es nicht packe..
    Entschuldigung wenn es lange geworden ist, o aber auch vllt ein bisschen durcheinander aber es tat gut schreiben zu können.

  • Liebe Mimon,


    es ist eine große Erleichterung für mich, das du jetzt so ausführlich geschrieben hast.Fühle dich wirklich in deiner Trauer , noch einmal ganz lieb getröstet :30: .


    Es wäre für dich natürlich besser gewesen der Kriminalbeamte hatte etwas gefühlvoller das Telefonat mit dir geführt... aber andernteils muss man ja auch bedenken, das er einen Schutz in seinem Beruf für sich haben muss.Sie werden ja mit sehr vielen traurigen und auch sie stark belastenden Dingen konfrontiert....


    Das du mit deinem Mann und deinem älteren Sohn draussen in der Natur warst, hat dir ja gut getan...Das Schwächegefühl in den Beinen ist ja nach so einer traurigen Nachricht kein Wunder.... Schön, das dein Mann und dein Sohn dich begleitet haben... Es ist wirklich besser, wenn du nicht so viel jetzt alleine bist...Auch das du deinen Jüngsten aus dem Kindergarten abholen konntest, ist ein gutes Zeichen...
    Realität ist wahrhaftig nicht alles, aber ein kleines bisschen Realität im Tagesablauf gibt dir ja auch die so wichtige innere Ruhe und ein kleines bisschen Kraft....
    Jutta und Christine haben hier schon mehrfach geschrieben, das Trauer Schwerstarbeit ist... Das ist auch durchaus mein Gefühl... Wenn du jetzt dich erschöpft fühlst, ist das also durchaus "normal"...


    Du bist und schreibst ja schon völlig anders als gestern... Das ist gut und wird in der nächsten Zeit dir auch weiterhelfen im Leben...
    und ganz toll finde ich deinen Ausspruch... weil er soooo stimmt


    "Andererseits weiss ich aber, das durch Schwäche Stärke entsteht"...


    Innerlich warst du bei deinem Bruder ja so häufig sehr stark.... und das kommt jetzt wohl auch wieder bei dir zum Vorschein...Da du das jetzt schon für dich gemerkt hast ...kann die Trauer einfach mehr in dein Leben Einzug halten... und der Schock tritt dann mehr in den Hintergrund...


    Ja, du hast so viel für deinen Bruder getan... Es ist gut, auch für deine Schwestern,... dass sie jetzt einmal mehr Verantwortung für den letzten Weg deines Bruders hatten und haben...
    Schöne Erinnerungen und innere Bilder werden dir auch mehr Ruhe und Kraft geben... Vielleicht kannst du ja ... statt an der Stelle , wo dein Bruder gefunden wurde... bei dir zu Hause ein Bild hinstellen, dort eine Kerze entzünden und eine Blume verschönert für dich diese "Gedenkstelle für deinen Bruder" ?...


    Vielleicht kann dein Mann dich zu dem Blumengeschäft auch begleiten... oder du rufst an?
    Viele dieser dort arbeitenden Menschen sind sehr einfühlsam, weil sie ja häufiger solche letzten Liebesgrüße (das sind sie ja) anfertigen ...


    Du und wir alle hier wissen , das Drogenabhängigkeit eine Krankheit ist... Eine Kriminalität entwickelt sich leider häufiger daraus... aber vorherrschend sollte die Menschheit diesen Menschen als krank ansehen, der Hilfe braucht und nicht als Kriminellen... Da hast du völlig recht...


    Dein Bruder hat jetzt dieses Leben , welches für ihn und auch für dich nicht einfach war... hinter sich gelassen...
    Er ist FREI...und du kannst auch
    mehr und mehr... dich an Zeiten erinnern ...
    wo es für euch besser und schöner war..


    Gerne helfen wir dir alle dabei... Schreibe weiter und du wirst dich meiner Meinung nach ... mehr und mehr ... aufgehoben hier fühlen...


    Liebe und mitfühlende Grüße
    von Amitola(rainbow)

  • Liebe Mimon,


    da du online bist ... und vielleicht nicht schreibst , aber liest... einfach noch einmal eine tröstende Umarmung und wir sind "irgendwie " bei dir" :24: :30:
    Herzlichst und mit-fühlend
    deine Amitola (rainbow)

  • Liebe Mimon!


    Auch von mir eine Umarmung für Dich. Es ist schon nicht so leicht. Bewundernswert, dass Du in dieser traurigen Lage schreibst, dass aus Schwäche Stärke erwächst. Diese Stärke wünsche ich Dir und ich glaube, Du hast sie auch. Wenn auch nicht immer, verständlicherweise.
    Du hast Dich sehr um Deinen Bruder gekümmert und ihm geholfen. Dafür meinen Respekt.
    Dein Bruder ist jetzt frei, ihm geht es jetzt gut. In einer anderen Dimension. Daran glaube ich fest.
    Die anderen Mitglieder haben sehr gut, liebevoll und tröstend an Dich geschrieben. Ich finde das sehr schön.
    Für die kommenden Tage wünsche ich Dir viel Kraft.


    Mitfühlende Grüße
    Kühlwalda

  • Liebe Mimon,
    herzlich willkommen bei uns und mein herzliches Beileid zum plötzlichen Tod deines Bruders!
    Du reagierst auf dieses traumatische Ereignis ganz normal mit Schock und den typischen Belastungsreaktionen. Ich glaube aber herauszulesen, dass sich die ganz akuten Reaktionen schon etwas abmildern und du dazu übergehst hin- und her zu pendeln zwischen Schmerz und Betäubung. Das sind Wellen oder wir vergleichen es auch mit Wehen, wie bei der Geburt: Es kommt eine Schmerzwehe und dazwischen schaltet der Organismus in einen Betäubungszustand, der dir ein wenig Erholung verschaffen soll. Solange du diese beiden Zustände im Wechsel erlebst, bist du auf einem gesunden - wenn auch schweren - Weg.


    Du hast ein bisschen Schwierigkeiten dich mit der Realität zu konfrontieren und neigst zu Vermeidungsstrategien (nicht persönlich zur Blumenhandlung gehen wollen etc.), das liegt daran, weil du beim Abschiednehmen außen vor gehalten wurdest. Hätte man dich von vorneherein eingebunden, dann hättest du auch erfahren können, dass die Konfrontation neben dem Schmerz auch erleichtert, weil der Trauerprozess in Gang kommen kann. Menschen vor der Realität zu schützen, hat immer die Folge, dass Verarbeitung letztendlich blockiert und erschwert wird. Das gilt übrigens auch für Kinder.


    Weißt du eigentlich, warum deine Schwestern dich nicht früher informiert haben? Wollten sie dich wirklich schützen oder habt ihr ein schwieriges Verhältnis zueinander?


    Ich rate dir, geh und bestelle die Blumen für deinen Bruder, es wird dir gut tun, persönlich noch etwas für ihn tun zu können. Weißt du bei welchem Bestattungsinstitut er ist? Vielleicht könnest du dort hingehen und bitten, dass sie ihm von dir noch etwas in den Sarg legen. Ich biete Angehörigen auch imer an, dass sie zwei symbolische Gegenstände bringen (zwei Steine, zwei Herzen, zwei Sterne oder was auch immer sie wählen), einen dieser beiden Gegenstände lege ich dem Verstorbenen in den Sarg - oder die Angehörigen dürfen das natürlich auch selber tun, wenn sie das möchten und der Zustand des Verstorbenen das erlaubt, den anderen behalten sie als Verindung zum Verstorbenen. Vielleicht möchtest du das auch machen. Das ist auch eventuell ein schönes und hilfreiches Ritual für deine Kinder und andere Angehörige.


    Alles Liebe und viel Kraft!
    Christine

  • Hallo,
    Vielen lieben Dank für die hilfreichen und stärkenden Antworten. Seit gestern geht es mir ein wenig besser. Vllt hat es damit zu tun das ich aktiv war, und 2 Dinge für meinen Bruder tun konnte.
    Zuerst war ich in einem Blumenladen und habe ein Herz bestellt. Lila und weisse Blumen..
    Es war unglaublich hart, ich musste die ganze Zeit weinen, glücklicherweise war der Florist "sehr normal" und hat mich eher ein wenig gestärkt. Er hat mir viel Zeit gelassen und ich hatte mich verstanden gefühlt.
    Als ich dort wegging verspürte ich ein gutes Gefühl und ein wenig mehr Kraft .
    Ich hatte ja schon erwähnt das im Polizeilichen Pressebericht über meinen Bruder geschrieben wurde.
    Es gab einen Absatz mit dem ich nicht klar kam... ( er ist bereits mehrmals Kriminallpolizeilich in Erscheinung getreten...) . Ich hatte plötzlich das Bedürfniss noch im Auto dort anzurufen , damit sie diese fürchterlich negativen Zeilen rausnehmen. Als ich nach Hause kam und nachsah war dies auch passiert. Ich habe mich total gut gefühlt. Es fühlte sich so ungut an ihn so darzustellen.
    Drogenabhängige Menschen sind alles andere als Kriminell sie sind krank.
    Ja das hat mich irgendwie gestärkt.
    Meine Schwestern haben mich absichtilich nicht miteinbezogen , vermutl weil sie mir Schaden zufügen wollten.
    Die eine Schwester hat einen Sohn er ist 6. Also ein Jahr älter ein mein Jüngster. Die beiden kleinen wuchsen wie Geschwister auf. Meine Schwester ist alleinerziehend und fing ziemlich schnell das arbeiten wieder an. Das heisst am Wochenende war ihr Sohn schon ganz früh immer bei uns. Letztes Jahr im Januar brach sie den Kontakt ab... Ich wir wissen bis heute nicht warum.. Ich hatte noch einige Versuche unternommen leider vergebens...
    Die andere Schwester ist noch jung, 27, 20 Jahre jünger als ich .
    Ich war immer für all meine Geschwister Mutteresatz da meine Mutter seit dem ich denken kann nie da oder für uns da sein konnte. All meine Geschwister haben erstmal bei mir gewohnt nachdem sie von zu Hause weg sind ... immer vor der Volljährigkeit..
    ich denke das sie sich allessamt zurückgezogen haben irgendwann weil sie gemerkt haben das ich ab einem gewissen Moment weniger geben konnte weil ich mit 4 Kindern reichlich zu tun hatte und habe.
    Glücklicherweise lebe ich in einem stabilen Rahmen und ich denke das war so der Pkt wo sich meine Geschwister leider nicht umorganisiert haben. Einfach nicht gemerkt haben das auch ich nur so viel geben kann wie ich Kraft habe. Vllt habe ich sie da zu sehr vor den Kopf gestossen. Wobei es nie so war, das ich mich entzogen hab. Aber ganz einfach viel weniger geben konnte.
    Ist es Neid, Wut , Traurigkeit ? Ich weiss nicht warum sie mir das jetzt auferlegt haben.
    Bis heute hat sich niemand gemeldet um mir den Bestattungstermin zu sagen..
    Ich habe ihn selbst herausgefunden. Auch das Bestattungsinstitut kenne ich . Aber was soll ich dort?
    Es ist schon alles passiert.
    Manchmal habe ich so das Gefühl das sich meine Familie nun stark fühlt weil sie mich schwächen konnten. Ich kann mir das nicht anders erklären.
    Ich war immer für sie da. Für alle... Meine Mutter ist seit vielen vielen Jahren als schizophrän erklärt.
    Ein guter Freund sagt mir vor ein paar Tagen ich kenne ihn seit 30 Jahren, dass ich so froh sein kann denn ich bin die einzige aus dieser Familie die einen komplett anderen Weg eingeschlagen hat. Und das es aber ein absolutes no go ist , was sie mir jetzt zugemutet haben, gerade weil ich immer da war.
    Und ganz besonders für meinen Bruder. Er brauchte am meisten . Und jetzt haben sie mir alles genommen um mich so zu verabschieden können das es erträglicher wäre.
    Ich habe am Montag in der Klinik angerufen, warum man mich nicht verständigt hat...
    Michael wurde am 14 aufgefunden. Am 17.wurden meine Schwestern von der Kripo verständigt. Am 20 erfuhr ich davon, gerade zu dem Zeitpunkt wo die Organsspende durchgeführt wurde. Meine Schwester sas hier am Tisch und sagte mir mein Bruder ist tot, erklärte mir Reanimation künstl. Koma Donnerstag, 19 . 53. Hirntod.. dann sagte sie das man sich noch bei mir melden würde wegen der Kosten.. Und dann sagte sie mir noch , ach übrigens die andere Schwester will trotzdem keinen Kontakt mehr zu Dir.
    Dann war die Wolke da und mein Mann tat das einzige richtige er bat meine Schwester zu gehen.
    Jetzt am Montag ist die Beerdigung , Ich habe so Angst davor. Angst die Nähe zu meinem Bruder zu spüren . Angst vor der Vorstellung das er in diesem Sarg liegt. Ich weiss nicht wie ich reagiere. Ich habe Angst davor meine Schwestern sehen zu müssen. Ich weiss auch da nicht wie ich reagiere.
    Ich habe mir gedacht, meine Schwester konnten nicht anders.... vllt aus Schwäche oder oder oder...
    Aber das was sie da jetzt gemacht haben ist so unfair. Egoistisch.. Gemein und wiederlich..
    Meine grossen Kinder ( 17 j. 28 j. und 26. j. ) gehen eigentlich sehr gut mit dem Tod ihres Onkels um, denn seit sie ihn kannten war immer das Drogenproblem da. Wir haben viel u oft darüber gesprochen das genau das was nun passiert ist passieren kann. Sie waren in irgendeiner Form darau vorbereitet. So wie auch ich u mein Mann.
    Aber das ganze wie man es mir gesagt hat, wie man jetzt mit uns umgeht ist das was diesen nicht erklärbaren Zustand so ausgelöst hat.
    Wir konnten noch nicht mal an der Gestaltung der Beerdigung teilhaben. Nichts gar nichts . Ich gehe am Montag dort hin und sehe einen Sarg indem mein Bruder nun liegt. Und das ist nur sehr schwer für mich zu verkraften.
    Trotzdem merke ich das diese Wolke kaum mehr da ist.. Ich bin mehr und mehr wieder angekommen und kann wieder bisschen besser den Tag wahrnehmen und auch an ihm teilnehmen.... Das tut gut, denn ich hatte wirklich Angst nicht rauszukommen.
    Ich lebe gerade sehr viele verschiedene Gefühle, das ist anstrengend und kompliziert, denn jedes Gefühl möchte Antworten. Mein Mann ist gerade sehr gefordert. Manchmal tut er mir so leid. Wir sind selbstständig können uns zwar erlauben etwas runterzufahren aber auch nur bedingt. Ich weiss gar nicht wie er das gerade alles schafft. Er ist ein ständiger Zuhörer, Tröster und braucht bestimmt selbst gerade jetzt Beistand. Aber ich kann es ihm kaum geben.
    Eigentlich bin ich ein belastbarer Mensch, und ich weiss das es mit der Zeit leichter wird, aber im Moment ist alles nur schwer auszuhalten.
    Heute hatte ich ein paar gute Momente. Ich hatte irgendwie ein schlechtes Gewissen... darf ich die schon haben? Ist es nicht ungerecht meinem Bruder gegenüber das ich mich für Sekunden gut fühle?
    In den ersten Tagen konnte ich kaum essen.. ich brachte nix runter . und gleichzeitig war da auch dieses Gefühl ich darf nicht meinem Bruder ging es auch nicht gut.
    Ich fühle mich meinem Bruder gegenüber nicht schuldig, denn ich weiss das ich alles für ihn getan habe, wofür meine Kraft reichte, und trotzdem habe ich im Moment immer wieder ein schlechtes Gewissen.
    Es ist wieder viel geworden. Aber es tut so gut.
    Danke das ihr gerade da seid.
    Moni