plötzlicher Tod des Lebenspartners

  • Liebes Forum,


    mein 15 jahre langer Lebenspartner ist Mitte Juli plötzlich umgefallen und gestorben. ich bin 57 Jahre alt , er war 64 Jahre alt.
    Es ist unfassbar. Er hat ein riesengroßes Loch in mein und das Leben der Anderen Familienmitglieder geschlagen. Wir waren nicht verheiratet und ich fühl mich trotz Aufnahme in der Familei irgendwie außen vor und heimatlos. Ich trauer sehr um ihm, gleichzeitig habe ich Wut, dass er nicht auf Signele des Körpers gehört hat und immer Vollgas gegeben hat.
    Ich weiss im Moment nicht , ie mein Leben weitergehen soll. Ich bin stark und doch so schwach. Hab andauernd einen Kloß im Hals. Arbiete schon wieder, aber nur halbherzig.
    Vielleicht kann ich mich mit anderen Menschen , die ähnliches erlebt haben austauschen?


    Hoffe auf Antwort


    Gruß Ute

  • Liebe Ute, ich verstehe dich sehr gut, denn wenn der Tod so unerwartet zuschlägt, ist das einfach unfassbar. Der Mann, mit dem ich nach 2 Jahren Beziehung zusammenziehen wollte, mit dem ich alt werden wollte, ist im Juni bei einem Unfall gestorben.
    Wenigstens waren dir 15 Jahre Beziehung vergönnt.
    Das mit der Wut verstehe ich sehr gut, ist laut anderen Forumsmitgliedern, die das auch mitgemacht haben, eine normale Reaktion.
    Auch ich war zeitweise erschreckt, welchen Emotionen mich abwechslend heimsuchten, Trauer, Wut , Agression und bodenlose Verzweiflung.
    Gerne würde ich dir sagen, dass das besser wird, kann ich aber nicht, da mein Verlust auch noch relativ frisch ist.
    Momentan tröste ich mich mit Büchern (schau mal im Forum unter Buchempfehlungen), um dem ganzen irgendeinen Sinn abzugewinnen.


    Ich finde, du bist eine starke Frau und bewundere dich, weil du schon wieder arbeitest und dein Leben in die Hand nimmst.
    Dieses Forum ist das Beste, was man finden kann, denn hier sind soviele trauernde Menschen, die einen verstehen und da bist du gut aufgehoben.

  • Liebe Angie64,
    danke für deine schnelle Antwort. Kannst du noch nichts machen ( arbeiten etc).?
    Ja das ist schwer, aber so ab und zu die " Normalität" hilft auch, damit man nicht total versinkt. Hast du Leute an deiner Seite,oder gehst du schon mal zu welchen hin? Ich versuch das jetzt schon...., aber ist natürlich echt ne Überwindung.
    Plötzlicher Tod ist so wahnsinnig grausam.. Völlig unvorbereitet aus dem Leben....
    Hast du jetzt mehr Wut oder Trauer um Verlorenes nach ca. 2 Monaten?

  • Liebe Ute, ich bin leider krank und in Berufsunfähigkeitspension.
    Habe aber trotzdem momentan viel zu tun, weil meine Tochter umzieht (zu mir in die Nähe ) und ich ihr beim Wohnungseinrichten helfe.


    Das mit Wut und Trauer hält sich die Waage, die Stimmungen wechseln. Am schlimmsten ist es bei mir nach dem Aufstehen (immer die Sinnesfrage, wozu noch) und am Abend, wenn ich alleine daheim sitze. Habe mir vorgenommen , jetzt wieder öfters wegzugehen, weil ich es daheim nicht aushalte.


    Meistens überwiegt die Trauer, aber ab und zu kommt auch die Wut:Warum hast du mich alleinegelassen? Warum mußtest du den Motorradtrip machen?


    Gott sei Dank habe ich gute Freunde und auch meine Tochter, die ja selber massiv um ihren Ersatzpapa trauert. Ich war einmal versuchsweise bei einer Psychologin, aber die hat dann fast selber geweint, als ich ihr mein patschertes Leben (immer die falschen Männer, dann noch die Krankheit,dann starb 2014 mein geliebter Bruder, dann mein Traummann, der bei dem Unfall starb) erzählt habe. Sie hat gemeint, dass sie mich bewundere, weil ich so stark sei. Momentan fühle ich mich alles andere als stark,eher hilflos und überfordert vom Alltag. Doch ich tue mein Bestes, um wieder Normalität in mein Leben zu bringen.

  • Liebe Ute,


    Dir erst einmal mein allerherzlichstes Beileid und eine großes Hallo von mir. Wie sehr gut kann ich Deine Achterbahn der Gefühle verstehen, denn unter dem Strich glaube ich das es recht wenig ausmacht ob man sich auf den Tod seines Partners vorbereiten konnte oder nicht. Unter dem Strich haut es ein Jedem dennoch den Fußboden unter den Füßen weg.


    Auch für mich ist das wieder Alleinstehend sein noch sehr frisch denn mein Mann verstarb am 23. Juni nachdem ich ihn über 3 Jahre lang zuhause gepflegt hatte im Hospiz. Ich ahnte wärend seiner letzten Tage daß das Ende eine Frage von Wochen oder gar nur Tagen sein würde, und dennoch riß es mich völlig aus den Fugen als gegen 03:30 mein Handy klingelte und man mir sagte er wäre friedlich im Schlaf geganten. Danach saß ich eine gefühlte Ewigkeit im Dämmerlicht des anbrechenden Tages wie gelähmt und versuchte akriebisch mir klar zu machen das ich den Anruf nicht geträumt hatte und das es von diesem Traum kein Aufwachen gab.


    Inzwischen sind einige Wochen vergangen, und nach seiner Bestattung und der Bewältigung des Wesentlichem merke ich wie etwas Ruhe peu a peu am einkehren ist. Ja, und auch ich pendle nun täglich zwischen großer Traurigkeit, Wut (denn er hinterließ mir heftige Schulden und das Ent-
    decken eines Doppellebens von dem ich keinerlei Ahnung hatte), einer sich immer wieder drehenden Gedankenmühle und dem Versuch mein eigenes Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Für mich eine recht große Herausvorderung da ich es seit knapp 20 Jahren nicht mehr anders kannte als im "wir" und "uns" zu leben und wo sich für die letzten 3 Jahre + sich Alles nur noch um meinen Mann, seine Krankheit und seine best möglichste Versorgung drehte.


    Liebe Ute, ich bin keine Expertin für Lebensentwürfe, und kann Dir nur vermitteln wie ich nun meine neue Situation angehe. Das Erste was ich ge-
    macht habe als verstarb war all seine persönlichen Sachen aus meiner Schußlinie zu räumen um nicht ständig an die Entgültigkeit der Dinge er-
    innert zu werden. Wärend ich schreibe mache ich gerade eine kleine Pause denn kurz nach seiner Bestattung fing ich radikal an das Haus zu re-
    novieren um eben nicht Gefahr zu laufen mich in der Vergangenheit einzurichten. Du kannst sicher sein das dies mir oft sehr sehr schwer gefallen ist, aber jetzt wo ich die Veränderungen sehe fühlt es sich gut an zu "meinem" Zuhause zurück zu kehren, anstatt immer wieder mit sämtlichen Erinnerungen an die letzten Jahre konfrontiert zu werden.


    Inzwischen bin ich auch schon zweimal mit mir alleine essen gegangen und ich gestehe das ist mir sehr schwer gefallen. Bin aber zuversichtlich das es mir mit dem Vergehen der Zeit immer einfacher fallen wird, denn schließlich habe ich keine Lust darauf ewig zu warten bis Jemand 'mal Lust hat mit mir zusammen auszugehen. Schließlich habe ich keine Familie oder einen Bekanntenkreis da all Das wärend der Zeit wo er so sehr krank wurde wegbrach. Dennoch gestatte ich mir die Zeit die es brauchen wird meine Trauer, die vielen Enttäuschen und innere Wut zu verarbei-
    ten. Setze mich nicht unter Druck partout Neues anzufangen so lange mir nicht danach ist. Und wenn ich Lust habe unter die Leute zu gehen dann tue ich es einfach.


    Liebe Ute, ich denke daß das Wichtige ist das man sich nicht gehen läßt und sich den Satz ... Nichts macht mehr Sinn verschreibt. So hart es klingen mag, ändert das Nichts an der Situation das man plötzlich wieder alleine da steht. Familie, Bekannte und Freunde können vielleicht hier und da etwas helfen und trösten aber sie können Dein Leben nicht für Dich leben. Und wenn man wieder Freude am Leben empfinden kann, dann tut man doch letztlich nur was der Verstorbene auch gemacht hätte wenn ihm die Chance gegeben wäre. Schließlich hat man ja nur das EINE Leben, und wenn man nichts Tolles daraus macht wäre Das doch eine riesige Verschwendung von dem was der Andere verlohren hat.


    In diesem Sinne wünsche ich Dir viel Kraft und alles Liebe dazu,


    Hanna

  • Hallo ihr Lieben,


    ich finde eure Worte sehr lieb und auch tröstlich, vielleicht habt ihr Lust die Geschichte des Sterbens meines Partners zu lesen?:


    er war ein Mann mit 2 Seiten. Eine führsorgliche und unheimlich lebensfrohe Erscheinung, um die jetzt ganz viele Leute trauern.
    Ich weiss er liebte mich ,aber seine dunkle Seite war, dass er mich mich betrog. Ich war ihm nicht genug.Er war getrieben von Erfolg und Anerkennung. Seine liebevolle mir zugetane Seite war der Grund für unser Zusammenleben. Ich habe aber trotzdem , obwohl wir 15 Jahre zusammenlebten,mein eigenes Leben auch mit Freunden gelebt, allerdings bin ich nicht fremdgegangen. Für mich war immer wichtig , auch irgendwie für mich abgesichert zu sein, Freunde, Geld , Beruf....etc. Er hat auch viel gearbeitet und gelebt. Die Konsequenz seines Handelns war glaube ich der Grund für den Herztod in einer fremden Wohnung.
    Ja unsere Beziehung war bunt , steitend , aber auch oft sehr dynamisch......aber keiner hätte ihn stoppen können.
    Ich weiss nicht , was er in dieser Wohnung wirklich zu tun hatte, aber ich glaube , alle, ide mehr wissen, wollen mich nicht die Wahrheit sehen lassen.....
    Keine Ahnung, ob ich das Ganze ruhen lassen kann, Tatsache ist, ich bin auch wütend über soviel Verantwortungslosigkeit.
    er hinterläßt eine Firma, seine mir sehr zugetane Tochter muss jetzt auch ihr Leben aufgeben und in die Firma einsteigen, alles irgendwie total gruselig.
    Geldsorgen haben wir alle nicht, die Fassungslosigkeit überwiegt.
    Trotz Allem trauer ich sehr und vermisse ihn.Hab Zukunftsängste . Weiss nicht wie mein Leben so wird...
    Hoffe ich komm da durch.
    Was euch betrifft, finde ich ihr seit sehr stark. Ich fühle mich irgendwie vertraut mit eurem Schmerz.


    Wünsch das Allerbeste
    ute

  • Guten Morgen Ute!
    <3 -lich Willkommen!
    15 Jahre ist eine lange Zeit mit Höhen und Tiefen. Der Tod deines Lebensgefährten ist auch noch sehr frisch! Ja, man funktioniert eigentlich nur für das Notwendigste, weil der Schock noch so tief sitzt! Dass du nur halbherzig bei der Arbeit bist, ist keine Schande! Trauerarbeit braucht Zeit und oft müssen wir uns in Geduld üben, bis wir zu "neuen" Erkenntnissen gelangen, die uns im Leben wieder ein Stück voranbringen!
    Achte auf dich und deine Bedürfnisse!
    Viel Kraft und eine liebevolle Umarmung :24: schickt dir
    Marsue!

  • Liebe Ute,


    nach dem Lesen Deiner Geschichte verstehe ich nun erst recht Dein Wechselbad der Gefühle, denn wenn Du die Meinige gelesen hast sind sich unsere Schicksale recht ähnlich. Mit dem einzigen großen Unterschied das mein Mann über drei Jahre lang an einer unheilbaren und tödlich ver-
    laufenden Krankheit litt und nicht plötzlich und völlig unerwartet starb. Und auch bei Dir ist Alles noch mehr oder weniger so frisch wie bei mir.


    Ja, ich kann Deine Wut und Traurigkeit sehr gut nach empfinden, denn das Pendeln zwischen all dieser Gefühle ist nun auch zu meinem täglichen Brot geworden. Genau wie Du werde auch ich es wohl nie verstehen können warum er mir mit so viel Verlogenheit und eiskalt kalkulierter Verant-
    wortungslosigkeit gegenüber stand und dies bis zum Tag seines Todes als ich ihn ein letztes Mal besuchte. Dabei will mir sein liebevoller Blick nicht aus dem Kopf gehen als er mir die Hand hielt und mir sagte ich solle mir keine Sorgen machen, denn er habe für Alles bestens vorgesorgt - genau wissend das er mir überall Schuldenberge und die grauenvolle Entdeckung seines Doppellebens hinterlassen hatte. Da hast Du es. Auch mein Mann konnte hin und wieder sehr liebevoll, fürsorglich und liebenswert zu mir sein, was mich dummerweise immer wieder hoffen ließ das vielleicht doch noch Alles wieder gut werden könnte.


    Liebe Ute, vermutlich genau wie Du versuche ich immer wieder mir die Häßlichkeit dieser Tatsachen so zurecht zu rücken damit ich mit ihnen eini-
    germaßen leben kann, aber unter dem Stricht gibt es dabei eben Dinge die sich um keinen Preis schön reden lassen. Du stellst Dich die Frage ob es vielleicht besser wäre Alles einfach ruhen zu lassen, aber meiner Meinung nach kann das zu einem gefährlichem Spiel werden wo unverar-
    beitetes Einen am Ende doch immer wieder einhohlt. Ich selber beschloß nach der ersten großen Ernüchterung mich mit seinem Doppelleben auseinander zu setzten. Nach dem Motto ... was ich weiß macht mich nicht mehr heiß. Du kannst sicher sein daß das ein sehr erschlagender Weg für mich bisher gewesen ist, in seinem nun vergangenem Leben herum zu wühlen, aber ich muß dazu sagen das es auch hier und da eine Menge Erleichterung gebracht hat. Damit meine ich das ich dadurch so manche Fragen in meinem Kopf beantworten und abhaken konnte. Ich bin noch lange nicht mit all seinen Machenschaften durch, aber habe gemerkt das mich nun jede neue Entdeckung immer weniger umhaut und mich immer weniger überrascht.


    So möchte ich Dir es heiß empfehlen es genauso zu tun anstatt den den Kopf in den Sand zu stecken, denn vermutlich wird Dir auch Das sehr helfen Deiner Trauer ein konkretes Gesicht zu geben, und Dir helfen wieder nach Vorne gucken zu können. Du kannst sicher sein das auch mich oft genug eine tiefe Trauer im Griff hat, aber sobald ich mir das ganze Ausmaß seiner Verlogenheit vor Augen halte geht die auch recht schnell wieder vorbei und ehe ich mich versehen habe steht vor mir die große Existenzangst die ich einzig und alleine ihm und seinen Machenschaften ver-
    danke.


    In diesem Sinne wünsche ich Dir viel viel Kraft und den Mut den Weg zu gehen auf dem ich mich befinde. Es ist gewiß kein Leichter, aber er wird am Ende damit belohnt sein das es Nichts mehr geben wird was Einen irgendwann wieder einhohlen wird. Ich kenne Dich nicht persönlich aber vermute das auch Du Dich nicht auf ewig Dich mit einer sehr enttäuschenden Vergangenheit quälen möchtest.


    Dir viele liebe Grüße,


    Hanna

  • Liebe Hanna,


    danke für deine Antwort,


    ich habe nicht ganz rausgelesen, ob du schon vor dem Tod deines mannes von seinem Doppelleben ahntest. Ich denke mal, wenn nicht, muss das ein doppelter Schlag gewesen sein... Ich wusste verschiedenen Dinge schon, hab die aber immer wieder weggeschoben, so nach dem Motto. Mein Leben/Sein Leben, um so pickanter die Tatsache, daß er in der Wophnung der Geliebten einen Infarkt erleidet.Finanziell hat das Ganze gottsei Dank keine Auswirkungen gehabt. Es ging uns gut und mir jetzt auch, aber bei dir dieses Ding....Es ist unfassbar, in welchen Scheinwelten manche wohl meist Männer leben? Wirst du eine Therapie machen? Könntest du dir irgendwann noch mal einen neuen Partner vorstellen?


    Ich hab im Moment nach ca 1 Monat das Problem mit der Trauer. Bin überzeugt davon, eine ausgeprägte Trauer ist nötig zur Heilung, aber bin oft schon in der Lage, wieder einigermaßen normal zu leben. Ich weiss nicht, ob das mit unserer offensichtlich komplizierten Bezieheung zusammenhängt, oder ob ich wegdränge.
    Ich vermisse ihn natürlich , wenns um die schönen Stunden geht, die rar waren, weil er auch viel gearbeitet hat. Aber aufgrund seines "Liebeslebens" nebenbei ist natürlich auch keine Trauer möglich...


    Was die Aufklärung betrifft. Für mich ist es total wichtig, Kontakt mit der "letzten" Geliebten aufzunehmen, im die Umstände zu erfahren.Sie ist ebenfalls verheiratet, und auch die Frage, wie sie ihrem Mann erklärt hat , dass ein toter Mann auf ihrem Teppich im Haus liegt....
    Das ist für mich nicht das Wichtigste. Ich möchte um die letzten Minuten wissen, um dann abzuschließen...
    Kannst du das nachvollziehen.


    Ich wünsche dir viel weitere Stärke. Vielleicht chatten wir weiter...



    Liebe Grüße Ute

  • Liebe Ute,


    habe mich sehr gefreut von Dir Nachricht zu bekommen und hoffe das es Dir den Umständen gemessen gut ergeht. Das Du Dich mit dem richtigem Trauern schwer tust kann ich Dir sehr gut nachempfinden, denn mit dem vergehen der Tage merke ich das mir dies immer schwerer fällt. Ich würde es gerne können aus selbigem Grund wie Du, aber leider hohlen mich dann immer wieder seine Machenschaften ein die meine Tränen recht schnell zum trocknen bringen.


    Was seine Scheinwelt betraf flog die zum ersten Mal vor knapp 8 Jahren auf. Wir waren gerade einmal ein Jahr nach Deutschland gezogen und hatten unser neues Haus fast fertig eingerichtet als er mir gestand in seiner Heimat gigantische Schulden zu haben. Etwas was nur ans Tageslicht kam weil die Banken dort ihm allesamt den Hahn zugedreht hatten. Schulden von denen ich absolut Nichts ahnte da er in seinem Beruf weit überdurchschnittlich verdiente und unsere Welt mehr als in Ordnung zu sein schien. Ehrlich gesagt war das meinerseits der erste große Knacks in unserer Beziehung, aber damals war ich noch bereit ihm eine zweite Chance zu geben. Immerhin hatte er eine Firma in seiner Heimat engagiert die ihm helfen sollte diese wahnsinnigen Schulden peu a peu zu tilgen, und da es uns dennoch weiterhin recht gut ging machte ich mir keine großen Sorgen. Wir lebten ja auf einmal auch auf Sparflamme und ich akzeptierte das als unser Weg das Kind wieder aus dem Brunnen zu hohlen. Ehrlich gesagt war ich einfach nur überglücklich das weiterhin unsere Existenz und unser Haus gesichert waren. Irgendwie fanden wir auch wieder ein wenig zu einander wärend ich anfing ihm peu a peu erneut Vertrauen zu schenken. Heute weiß ich daß das mein allergrößter Fehler war, denn er nutzte das nur aus um still und heimlich noch einen oben drauf zu setzten. Seine Schulden tilgte er nur im Krümelformat, und irgendwann fing er auch noch an im Internt zu zocken - eben nach dem Motto ... nach mir die Sinnflut.


    Hier und heute versuche ich jeden Tag auf das Neue damit klar zu kommen, aber es fällt mir eben sehr schwer da seine Machenschaften nun zu einer enormen Bedrohung für meine eigene Existenz geworden sind. Ein Fazit an Das ich quasi täglich erinnert werde wenn ich an den Postkast-
    en gehe. Und das wird mich noch recht lange schwer belasten zumal ziemlich alle seine Machenschaften sich im Ausland abspielen und dort die Uhren sehr anders ticken als hier in Deutschland. Der Grund warum eine Therapie eher keine Sinn machen wüde, denn hier geht es ja nicht nur um seelische Traumas sondern leider hauptsächlich um nackte Tatsachen die noch lange nicht ausgebaded sind.


    Ob ich mich noch einmal auf einen Partner einlassen würde? Ich bezweifle das sehr. Sicherlich wird es mir irgendwann fehlen niemanden zum Kuscheln und zum Teilen von Freud und Leid zu haben, aber ehrlich gesagt bin ich eben nicht mehr bereit dazu das Risiko einzugehen mich auf Jemanden einzulassen. Habe zu viel Angst davor wieder bitter entäuscht zu werden nachdem ich möglicherweise lange dazu gebraucht habe um diesem Menschen zu vertrauen, ihn kennen und lieben zu lernen. Abgesehen davon müßte der Mann noch gebacken werden der mit meinem Mis-
    trauen und meiner immer stärker werdenden Eigenständigkeit klar kommen würde. Ich glaube ich würde auch nicht mehr mit den Erwartungen eines Partners klar kommen - egal ob im Bett oder auf sonstigen Gebieten - wo ich nun dabei bin zu entdecken das völlig vogelfrei auch sehr viele Vorteile haben kann. Laß es mich 'mal so sagen. Ich werde bestimmt mich nicht auf die Suche machen, und sollte es sich doch noch ergeben wird die Zeit es bringen in welche Richtung das gehen soll. Ja, und wenn sich Nichts ergeben sollte, wäre das auch ok.


    Wie siehst Du das? Könntest Du Dich noch einmal auf eine Partnerschaft einlassen?


    Und ja, ich kann Dich gut verstehen das Du es wissen willst wie die letzten Minuten des Deinigen abgespielt haben. Es gab eine Zeit wo ich sonst was darum gegeben hätte meiner "Rivalin" gegenüber zu stehen, aber als mein Mann verstarb wurde das plötzlich sehr uninterressant. Dies obwohl ich auf einmal durch reinen Zufall deren Telefonnummer in der Hand hatte. Vielleicht erledigte sich dieses Thema auch nur weil ich auf seinen Backup CDs Fotos von den Beiden vorfand und seine Affaire im Grunde nach seinem Ableben entgülgig gegessene Sache war. Eher litt ich noch für eine Weile unter heftigem Kopfschütteln, denn seine Geliebte war alles Andere als Das wofür Männer ihren Kopf verliehren würden. Ja, lache nur aber sie war alt genug um meine Mutter zu sein und ließ mich stark an "Tootsie" denken.


    Um meine immer länger werdende Post an Dich zu beenden, möchte ich noch hinzu fügen das ich es sehr sehr gut verstehe das sich bei Dir nun eher Dein neues Leben breit macht als eine lähmende Trauer denn letztlich ergeht es mir nun genauso. Wo Andere vor Kummer und Herzschmerz nicht wissen wohin mit sich selber, besteht mein Leiden nun eher aus bitteren Enttäuschungen und indem ich einfach seine verantwortungslose Verlogenheit nicht wirklich akzeptieren kann.


    In diesem Sinne auch Dir viel viel Kraft für den Aufbau eines neuen und deutlich glücklicherem Lebens,


    Hanna

  • Also ich melde mich mal wieder. war viel beruflich unterwegs.
    Meine Trauer ist sehr schwankend. Mal groß, mal gehts. Mittlerweile weiss ich mehr über die hintergründe seines Todes.
    Seine vermeindliche Geliebte habe ich inzwischen mehrmals getroffen. Sie hatten ein mehr oder weniger freundschaftliches Verhältnis. Na ja ehrlich, das ist nicht mehr so wichtig. Die Heimlichkeiten überhaupt sind schon echt blöd... Ich versteh mich gut mit ihr. Er ist beim Kaffeetrinken einfach zusammengebrochen.Sein Leben war eine Achterbahn. Neben der Trauer ist auch Wut bei mir, da er nicht auf sich geachtet hat....
    Hinterlassen hat er große Lücken, eine Firma, für die seine Tochter jetzt geradestehen kann etc. Manchmal denke ich, ist die Wut gerechtfertigt, jetzt wo er doch tod ist.. Ach so viele Gedanken, die ihr alle kennt.
    Zu der Frage von Hanna, ob ich mir eine neue Partnerschaft vorstellen kann. Eigendlich im Moment nicht, aber immer alleine sein will ich auch nicht.....Ich könnte mir auch eine Wohngemeinschaft oder ähnliches irgendwann vorstellen...
    Partner.. na ja ich bin 57 Jahre alt, ne flotte Frau, berufstätig..., wie könnte so jemand aussehen, wenn man einen sehr charismatischen Mann hatte. Werde mein " Muster" mal psychologisch aufarbeiten.
    Ich glaube, dass ist nötig.
    Die beste Hilfe in der Trauer sind übrigens gute Freunde, die ich niemals missen möchte.
    Denk an euch.


    LG Ute

  • Liebe Ute,


    schön Dich 'mal wieder zu lesen und zu erfahren das Du Dich wacker durch Dein nun neues Leben schlägst. Dir dazu ein dickes Kraftpaket auf das es Dir weiterhin helfen wird.


    Ich bewundere Dich sehr für Deinen Mut Dich mit seiner Geliebten auseinander gesetzt zu haben, aber vermutlich mußtest Du es tun um heraus zu finden wie genau Dein Partner verstorben war. Und das es Dir nun eher egal ist wie intensiv ihre Beziehung zu dem Deinigen war kann ich gut verstehen, denn als mein Mann verstarb war für mich das Kapitel seiner Affaire eine entgültig gegessene Sache. Sehr gut kann ich Deine Wut verstehen, denn meiner Meinung nach ändert der Tod Nichts an dem was der Verstorbene verbrochen hat. Viele Menschen sind der Auffassung das es sich nicht schickt schlecht über einen Toten zu reden - als ob der Tod Alles wieder gut machen würde - aber fragst Du mich ist das nur eine Art von Schönreden und heile Welt spielen damit Alles in den Augen unserer Gesellschaft so da steht wie man meint es sein sollte. Und da hast Du das große Dilemma. Schweigst Du über Deine Wut und drückst sie weg belügst Du Dich selber und die Menschen die Dir nahe stehen. Machst Du den Mund auf und sagst es wie es ist dauert es nicht lange bis Du am Pranger stehst dafür das Du die Würde des Deinigen durch den Dreck gezogen hast.


    Auch kann ich sehr gut verstehen das Du wütend bist weil Dein Partner nicht auf sich achtete. Aber ... bedenke das er ein erwachsner Mensch war der wußte was er tat und dem es scheinbar recht gleichgültig war was Das mit ihm machte. Leider gibt es Menschen die sich Nichts sagen lassen und auch Nichts an ihrem Verhalten etwas ändern wollen weil Das ja anstrengend sein könnte. Sehr schwer zu aktzeptieren, aber leider etwas was man nicht verändern kann wenn die betroffene Person es nicht will.


    LIebe Ute, ich denke das Deine Wut auf allen Gebieten sehr rechtgefertigt ist, denn unter dem Strich bis auch Du nur ein Mensch der fühlt, leidet und Nichts für die Fehler ihres Partners kann. Und gut finde ich es auch das Du Dir nun erst einmal Zeit läßt ehe Du vielleicht an eine neue Partnerschaft denken würdest, besonders wo Du so gut im Leben stehst und gute Freunde hast die zu Dir stehen.


    Ich wünsche Dir weiterhin alles Gute und viel Kraft für Dein neues Leben,


    Hanna