Bin ich schuld an Mamas Tod?

  • Meine Mama ist am 11.08. verstorben. Es ist alles ganz schrecklich und tragisch. Ich fühle mich so schuldig an ihrem Tod. Ich weiß nicht wie ich weiterleben soll. Ich war das ganze Wochenende bis zum 10.08. morgens bei ihr. Ihr ging es zwar nicht so super (Ziehen im Bein, etwas Bauchweh). Habe ihr noch ein Kühlgel gegeben zum einreiben. Schimpfen musste ich auch wieder mit ihr:" Du gehst auch nie zum Arzt, Mama!". Sie:" Meiner ist im Urlaub und zur Vertretung will ich nicht, das sitze ich den ganzen Vormittag!". Sie hatte immer irgendwas, aber hat es nicht ernst genommen. Sie hat auch Blutdrucktabletten genommen und die irgendwann von selbst auf 1/2 pro Tag reduziert. Der Arzt hat mich nach ihrem Tod angerufen und meinte, er hätte sie nur max. 2x seit 2013 gesehen und sie sei auch nicht zum Check up Termin gekommen. Sie hatte immer Angst, dass etwas gefunden werden könnte. Sie hat nur immer das Rezept für die Tabletten abgeholt. Das zur Vorgeschichte. Das Tragische an ihrem Tod ist, dass es passiert ist als ich nicht da war. Genau eine Nacht später. Habe sie morgens noch angerufen und gesagt, dass ich gut bei der Arbeit (arbeite und wohne 60km von ihr weg) angekommen bin. Da war sie noch normal. Mittags in der Pause auch noch (sie aß Spaghetti). Als ich mich nach der Arbeit gemeldet hatte, sagte sie, dass sie sich ständig übergeben muss. Dachte an Magen-Darm-Geschichte. Sie wollte sich dann hinlegen. Habe sie das letzte Mal in meinem Leben um 20:30 Uhr angerufen. Da ging es ihr immer noch nicht gut, ihr tat es unter den Rippen weh, der Arm und sie sagte, sie hätte Bedenken, dass es vom Herzen käme (das hat sie oft gesagt (Herzstechen, Kribbeln in den Fingern). Ich war leicht doof zu ihr und meinte:" Soll ich denn jetzt noch kommen?" Sie:"Nee, lass man. Ich versuche zu schlafen." Ich:" Geh bitte morgen mit Onkel Tjark zum Arzt!" Sie:" Ja, mache ich!" Ich:" Wenn was ist, ruf an!" "Ja, mache ich!"Das war der größte Fehler meines Lebens. Ich hätte sofort fahren müssen. Dachte es sei wieder nix Großes, denn sie hatte immer irgendwas, hat es aber selbst nicht ernst genommen. Am nächsten Morgen war sie tot. Ich wusste gleich als ich sie um 7:30 Uhr nicht erreichen konnte, das etwas Schlimmes passiert ist. Mein Onkel und meine Tante, die in der Nähe wohnen, haben sie gefunden. Ich habe es unterwegs im Auto erfahren und bin vor Schmerzen zusammengebrochen. Ich war so dumm, ich habe sie so sterben lassen. Wie konnte ich nur!!!
    Das Schlimme ist, ich hatte auch seit ein paar Monaten vermehrt Angst, dass ihr was passieren könnte. Hatte hin und wieder eine Eingebung und auch mal einen blöden Traum vor 5 Monaten. Ich kann da nicht mit leben. Ich hätte sie sicher retten können. Sie war meine beste Freundin, haben noch so viel gemacht zusammen (Musicals besucht mit Übernachtung) etc. Ich habe ihr Kleidung geschenkt. Sie hat mir geholfen, dass ich endlich eine Wohnung finde und die Möbel auf ihrem Namen bestellt, die ich aber ordentlich abgezahlt habe.


    Manchmal war ich aber auch sehr müde, wenn ich bei ihr war und habe mich für ein paar Stunden in mein altes Zimmer zurückgezogen. Auch habe ich sie oft gestresst indem ich mit dem falschen Mann zusammen war. Darunter litt sie. Sie wollte mich auch immer in ihre Nähe wohnen haben. Aber ich habe meinen Job in der anderen Stadt. Meine Mama war auch depressiv.Mein Vater hat sie geschlagen, sie hat gesehen, wie ihre Freundin überfahren wurde und starb. Auch die Therapie half nix. Sie war eine einsame Frau. Habe gesagt, sie kann doch in den Heimatverein gehen oder einen Kurs bei der VHS besuchen. Ich hätte es bezahlt aber das wollte sie nicht. Auch eine Kontaktanzeige wollte sie nicht. Ich weiß nicht weiter, fühle mich verantwortlich, weil ich ihr Ende in dieser Nacht nicht absehen konnte.

  • Liebe silvy789


    zuerst mal mein tiefes Mitgefühl zum Verlust deiner Mama.


    Ich weiß, das alles was ich dir jetzt schreibe, deinen Schmerz und die Schuldgefühle nicht lindern werden, da es mir fast genauso geht wie dir.
    Aber du hast hier geschrieben, und das ist sehr gut. Hier sind viele liebe Menschen die auch trauern, oder Schuldgefühle haben. Das ist ganz normal.


    Ich bin zwar kein Arzt aber ich glaube nicht das du den Tod deiner Mutter verhindern hättest können. Wie hättest du voraussehn können, wie sich die Beschwerden deiner Mam entwickeln. Du hast ja geschrieben das sie öfter etwas gehabt hat. Du konntest doch nicht immer daneben sein.
    Weißt du, ich war die letzten 12 Jahre Tag und Nacht neben meiner Mam, hab bei ihr gelebt und konnte ihren Tod auch nicht verhindern.


    Deine Mam hat im Leben viel mitgemacht, aber sie hatte dich, Du warst für deine Mama da, hast was mir ihr unternommen und hast dich um sie gesorgt, das ist viel mehr als manch andere Kinder für ihre Mütter tun.
    Und sie hat das sicher zu schätzen gewusst und dich auch sehr lieb gehabt.


    Wenn unsere Lieben nicht mehr da sind, dann kommen immer diese Gedanken - hätte ich bloß mehr Zeit gehabt, hätte ich nur mehr getan, warum hab ich das und das gesagt. Oh liebe Silvy, das kennen wir hier alle nur zu gut, vor allem ich, glaub mir. Aber egal wie viel wir getan haben, wir werden immer denken das es zu wenig war.


    Vielleicht hilft es dir ein wenig wenn du hier schreibst, du wirst hier immer ein liebes Wort und viel Unterstützung bekommen.
    Denk bevor du schlafen gehst, an die schönen Dinge die ihr zusammen gemacht habt, das sind Erinnerungen die euch verbinden und keiner nehmen kann.


    Ich wünsche dir viel Kraft :24:
    Hopeless

  • Liebe Silvy


    ein herzliches Willkommen hier im Forum.
    Es tut mir sehr leid,daß du deine Mama nicht mehr bei dir haben kannst.


    NEIN, du bist nicht schuld! Du kannst doch nicht in die Zukunft sehen. So wie Gerlinde schon schrieb - du konntest nicht wissen, daß die Beschwerden deiner Mama sich dieses Mal SO entwickeln würden.
    Ich verstehe deine Gedanken sehr gut - ich bin, noch gar nicht lange, 120 km weit weggezogen von meiner Mutti. Und es macht auch mir zu schaffen, daß ich nicht öfter, nicht "immer" für sie da sein kann. Aber - du warst für sie da so gut du konntest. Ich bin mir sicher, daß sie das wußte und sich immer darüber gefreut hat, daß ihr trotz dieser Entfernung doch so viel miteinander unternommen habt.


    Liebe Silvy, wenn du magst und kannst erzähle uns von deiner Mama, von dir. Hier kannst du alles "loswerden", was auch immer dich gerade beschäftigt. Glaub mir - die im Kopf kreisenden Gedanken niederzuschreiben hilft. Wir können dich verstehen, und hier ist immer jemand der dir "zuhört.


    Wir begleiten dich hier gerne ein Stück auf deinem schwierigen Weg. Aber ich wünsche dir auch liebe Menschen, die real an deiner Seite sind, dich verstehen und auffangen.


    Alles Liebe, viel Kraft und wenn du magst auch eine liebe Umarmung schickt dir
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • liebe Silvy, <3


    auch ich möchte dich von meiner Seite her, ganz herzlich hier willkommen heissen...


    Gerade zuvor habe ich an Petra, geschrieben, die ihren Sohn Gerhard verabschieden musste...
    Sie hat einen neuen Thread eröffnet und die Überschrift heisst : SCHMERZ...
    Du schreibst hier sehr viel über SCHULD...


    Auch ich denke, wie meine Vorschreiberinnen, dass du keine Schuld hast...
    Aber auch hier möchte ich dir ... vielleicht eine Linderung deines SEELENZUSTANDES..
    vielleicht ermöglichen... so ein kleines bisschen...
    alle diese Gefühle anders zu sehen, zu fühlen, zu erkennen..


    Gerade der Schmerz... die Schuld... die Trauer ... die Wut...
    eben halt ALLE Gefühle... die auch DU jetzt hast... die einfach in dir sind..
    KÖNNEN
    nach einiger Zeit ... in ihrer erzeugten Energie
    umgewandelt werden...
    in eine immerwährende LIEBE...


    Das bedarf seine Zeit...
    Das wissen und FÜHLEN wir in allen aufkommenden Gefühlen genauso wie du... oder schon ein bisschen verändert...


    Diese Veränderung wird auch bei dir eintreten...
    und die Schuld wird mehr und mehr in den Hintergrund treten...
    Du hast deine Mama geliebt, weil du sie jetzt sehr vermisst
    und das ist einfach ein guter Weg...

    um sich von der Schuld zu lösen... und mehr und mehr in die Liebe zu gehen...

    Gerne, sehr gerne begleite ich dich ... wie WIR ALLE... auf diesem WEG
    herzlichst <3
    deine Amitola


    oh ja... kein P.S.
    das kennen alle hier von mir...
    meine Empfehlung...
    Schreibe...schreibe... schreibe ... dir so viel wie möglich von der SEELE

  • Liebe Silvy,
    ich heiße dich hier auch ganz herzlich willkommen! Im Nachhinein sieht man die Situation wie sie war und macht sich schwere Vorwürfe. In der Situation schätzt man die Situation anders ein, weil man die unmittelbare Gefahr nicht sehen kann. Gerade wenn Menschen dauernd "Wehwechchen" haben, passiert es oft, dass man dann, wenn wirklich mal was ist, dies nicht richtig einschätzen kann. Sicher, du hättest sofort losfahren können, dann hätte es durchaus auch zu spät sein können. Vielleicht wäre es noch besser gewesen, du hättest ihr den Notarzt gleich hingeschickt, aber auch das hätte zu spät sein können. Oder aber deine Mama wäre wiederbelebt worden und im schlimmsten Fall ein Pflegefall geworden. Hätte, wäre ..... wir können im Nachhinein auch nicht mit Sicherheit sagen, was gewesen wäre, wenn du anders reagiert hättest. Es hätte genauso zu nichts Gutem führen können.
    Wie auch immer du das Frage-Antwort-Spiel drehst und wendest, glaub mir, mit Sicherheit kannst du keine Antwort finden, die dir garantiert, dass alles anders und besser hätte kommen können.


    Aber eines kann ich dir mit Sicherheit sagen: Du bist die Tochter, die für deine Mama da war, ihr habt viel miteinander unternommen und wart in engem Kontakt. Du hast deine Mutter ermahnt, dass sie zum Arzt gehen sollte. Deine Mutter aber war eine erwachsene, mündige Frau, es ist also primär in ihrer Verantwortung gelegen, sich um ihre Gesundheits zu kümmern, die Medikamente regelmäßig und verordnungsgemäß zu nehmen und sich auch regelmäßig untersuchen zu lassen. Und als mündige Frau hätte sie auch selbst den Schritt tun können, den Krankenwagen zu holen. Damit will ich nicht sagen, dass deine Mama selbst "schuld" ist, hier von Schuld zu reden, finde ich nicht angemessen, ich schreib das nur, um dir ein wenig die Schuldlast zu nehmen.
    Alles Liebe und :30:
    Christine

  • Wenn Mama richtig Alarm am Telefon gemacht hätte, dann hätte ich anders reagiert. Aber weder das Rufen vom Notdienst noch mein Besuch an diesem Abend wären ein Garant für die Rettung gewesen, das ist mir auch klar. Nur, ich habe nichts getan. Das ist so schlimm für mich. Auf der anderen Seite konnte Mama ihr eigenes Ende an diesem Abend nicht erkennen, wie ich dann aus der Ferne. Ich habe es falsch eingeschätzt. Sie hatte die Option noch einmal anzurufen und hat es nicht. Ich weiß nicht, was nach dem letzten Telefonat passiert ist, aber vielleicht wurde sie ohnmächtig und ist in der Nacht so eingeschlafen. Jahrelang habe ich mich gesorgt, mich für ihr Glück verantwortlich gefühlt, mich unter Druck gesetzt und am Ende hat es nichts gebracht. Womit habe ich das verdient? Mama hätte echt mehr zum Arzt gemusst. Es wäre so wichtig gewesen, aber sie konnte oder wollte nicht. Sie suchte dann immer alternative Sachen aus Frauenzeitschriften, die den Bluthochdruck heilen und ich dachte dann, ok...dann kann es nicht so schlimm sein...:( Sie war mir nicht egal, nur ich habe als Erwachsene auch ein eigenes Leben und sie war meine Mama. War jedes 2. WE bei ihr und wir haben 2x täglich telefoniert, wenn es ging. Klar, habe ich sie mit meinen Sachen genervt, aber sie mich auch mit ihren Dingen.


    Jetzt erst weiß ich, dass alles was sie so Monate vorher hatte bereits auf den anstehenden Herzinfarkt hinführten...das Ziehen vom Rücken in das Bein, die Schmerzen in den Armen, die nicht vom Heckenschneiden kamen, die Schulterschmerzen, die Kieferschmerzen, wo sie dachte, es käme vom kaputten Zahn, das Sodbrennen, wiederkehrendes Bauchweh, Durchfall und am letzten Abend Erbrechen. Das fing Sonntag schon an mit der Übelkeit und sie meinte es käme von der Senfsoße mit Milch zum Fisch, den wir SA gegessen haben. Meine Freundin war Sonntag auch noch bei uns und meinte, meine Mama wäre so ruhig gewesen,so friedlich irgendwie. Sie wollte noch ein Foto machen, weil sie dachte, wer weiß, wann wir so einen Moment wieder haben, hat es aber nicht getan. :( Es wurde auch gelacht an dem Tag, aber es kam nicht von Herzen bei mir..ich war voll schwermütig und dachte schon, ich würde depressiv werden. Auch hatte ich lange vorher und besonders an diesem WE Gedanken wie:"Was ist, wenn Mama nicht mehr da ist?" Ich glaube, es wurde mir zugetragen, nur wollte ich es nicht wahrhaben oder ihr Angst machen. Es gibt so etwas, das ist sicher. Ebenso bin ich von einem Leben nach dem Tod überzeugt seit ich klein bin.

  • Liebe Sylvie,


    ja, ich glaube auch an Vorahnungen und auch an ein "Sein im grossen Ganzen", wenn wir diese Erde verlassen haben...


    Jetzt aber zu den "irdischen Gedanken von dir"...
    Gerade durch deine jetzt noch ausführlichere Schilderung, glaube ich GANZ STARK ... dass du dir wahrhaftig keine Schuldgefühle machen brauchst...

    Ja, sie sind irgendwie ja da...


    Aber auch jetzt noch einmal... Jedes zweite WE warst du bei deiner Mama und 2 mal am Tag anrufen, wenn es möglich war... ist einfach eine sehr liebevolle Beziehung...

    Nun zu den Anzeichen , den Vorläufern...
    Gerade wenn man einen Menschen SEHR LIEBT !!! ...WILL man diese Anzeichen NICHT SEHEN...
    Eben halt nicht aus der Gleichgültigkeit heraus ...
    sondern aus der grossen Liebe die man zu diesem Menschen hat...

    Wie Christine so gut geschrieben hat... deine Mama war eine erwachsene Frau...
    Ich nehme z.B. alle meine Herzmedikamente ein und gehe auch regelmässig zur Kontrolle und "beobachte mich"( mache auch einiges auf naturheilkundlicher Basis)...Trotzdem kam es auch bei mir zu Entgleisungen und auch vor ein paar Monaten zu "einer neueren Diagnose"...


    Damit will ich dir einfach sagen, das wahrhaftig dieses " hätte ich,.... warum.... und wieso???....
    einfach für dich nur "Energie -Räuber " sind...


    Es wird eine Zeit dauern, bis das in dir wirklich Wurzeln geschlagen hat, ... dass du einfach alles getan hast,was dir möglich war...


    Auch wenn du hier weiter von deinen Schuldgefühlen schreibst, wirst du dennoch mehr und mehr merken, dass sie in den Hintergrund treten .. und
    DU ... einfach mehr in die "weiche, ruhige... und tränenreiche Trauer " kommst...
    Das ist das nächste Ziel, welches GUT für DICH wäre....

    bis dahin
    was kommt jetzt?
    Schreibe... schreibe ... schreibe...


    Herzlichste Grüße <3
    deine dich auch gern mit begleitende
    Amitola

  • Liebe Silvy


    Wie schon Amitolla geschrieben hat, du hast wirklich so viel für deine Mama getan. Ja, ich weiß, man hört die Worte nur glauben kann man sie nicht. Da geht es vielen von uns gleich.
    Wenn man sich, so intensiv wie du und ich und viele andere auch, um seine Angehörigen kümmert, kann es vorkommen das man die Rollen tauscht. Unbewusst. Man ist dann nicht mehr Tochter sondern schon mehr Mutter. Aber du bist die Tochter gewesen und ich glaube sehr wohl, nach deinen Zeilen zu urteilen, das deine Mama gewusst hat was sie tut oder nicht tut, bzw. was sie will oder nicht will.
    Bei meiner Mam war es eine zeitlang auch so, wie oft habe ich gesagt, gehen wir mal zur Untersuchung, aber sie wollte nicht. Und ich hab gedacht, ich kann sie doch nicht zwingen. Ich hab es akzeptiert und es war gut so. Hätte ich es bloß beim letzten mal auch akzeptiert das sie nicht wollte, dann wäre heute alles anders.
    Du schreibst in deinen Zeilen : wenn Mama hätte - dann hätte ich,- ich lese daraus, das du dir die Schuld für vieles gibst, aber auch gleichzeitig selbst die Antwort gibst, warum du keine haben brauchst. Tief im inneren weißt du, das du nicht anders handeln konntest, es war dir vorgegeben, von deiner Mama.
    Aber da du dich immer verantwortlich für sie gefühlt hast, kannst du das nicht glauben.
    Liebe Silvy, ich kenne das nur zu gut und weiß wie die Gefühle und Gedanken im Kopf verrückt spielen. Ich wünsche dir das sie bald in die richtige Richtung gehen und du ein wenig zur Ruhe kommen kannst.
    Bis dahin sind wir alle für dich da :24:
    Alles Liebe
    hopeless

  • Liebe liebe Silvy


    das ist alles so schwer. Es tut mir so leid. Es ist so traurig. Aber ich wuerde nicht denken Deine Mutter fuehlt so wie du. Ruh dich doch bitte bitte ein wenig aus, auch vielleicht vor dir selbst. Es ist so wichtig sich selbst zu verzeihen. Es ist nicht einfach. Oder manchmal braucht es soviel Zeit. Aber. Unsere Lieben, davon bin ich ueberzeugt, sind nicht boese auf uns, sondern wuenschen uns Ruhe und Frieden und Ankommen. Und haben uns schon lange verziehen, weil es nichts zu verzeihen gibt, und sorgen sich viel mehr dass wir nun mit userem Leben weitermachen und das richtig tun.


    Alles Liebe


    Sandra

  • Vielen Dank. Ich habe mich bemüht, wirklich! Heute vor einem Jahr waren wir in Halle, Westfalen und haben uns das Tina Turner Musical angeguckt. Es war super. Wir sind mit dem Zug gefahren, was ihr zunächst auch etwas schwer fiel, denn durch die Depressionen konnte sie schlecht raus.


    Wir mussten 2x umsteigen. Sie bekam am Anfang der Zugfahrt und bei jedem Umstieg ein TINA Geschenk (T-Shirt, DVD und eine CD). Sie sagte:"Du spinnst ja!" und hat sich so gefreut. Ich habe alles geplant für diese Fahrt. Hatte Leckerchen dabei und Sahnelikör...Als wir in Halle ankamen gingen wir essen, das Restaurant hatte ich vorher auch schon gegoogelt. Es war vorzüglich.


    Nur konnten wir das Bed and Breakfast Hotel nicht gleich finden und die Besitzerin musste uns abholen. Das dauerte und Mama und ich hatten leichten Streit.:) Aber auch das kommt mal vor. Als die Frau mit dem Auto ankam war es wohl das dreckigste Auto ever...Sand hinten auf den Sitzen, wo Mama saß und das Beste im Kofferraum saß ein großer, aber harmloser Hund, der Mama ständig in den Haaren wühlte, sodass sie selbst schon wie Tina Turner aussah.:)


    Das Bed and Breakfast Hotel war auch nicht das Sauberste, aber wir haben uns eher darüber amüsiert. Die Veranstaltung war super. Mama ist dann auch zu der Sängerin gegangen als sie durch die Zuschauerreihen ging und hat ihr Komplimente gemacht. Sie stand mit ihr im Lichtkegel, was mir etwas peinlich war. Ja, da kam der Teenager wieder durch!:) Es war alles super und ich war so stolz, dass sie das alles mitgemacht hat.


    Ich hatte noch ein Selfie von uns gemacht. Sie hat es gar nicht mehr gesehen, weil sie rausging, um eine zu rauchen. Ich war schockiert. Meine Mama sah auf dem Bild aus wie ein kleiner Geist. Da dachte ich schon:"Hoffentlich ist das kein Zeichen!" Aber es aber verworfen und das Bild gelöscht. Sie fragte auch nicht danach. Wenn sie vor mir stand, dann fiel es mir nicht auf, aber Bilder lügen nicht.


    Wenn ich mir vorstelle, ihr wäre an dem Abend etwas passiert, dann hätte ich mich erst recht schuldig gefühlt. :( Ich habe nun nicht immer was mit ihr gemacht, da ich nun nicht reich bin, aber in diesem Jahr war ich noch einmal auf diesem Musical, welches bei uns in der Nähe stattfand und 2x beim Elvis Musical.


    Auch wenn ich sie nicht permanente im Arm hatte, mich oft durch einige Sachen entfernt habe, so denke ich, dass ich ihr hiermit meine Liebe zeigen konnte.

  • Liebe Sylvie, <3


    <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 bis in die Unendlichkeit zu deiner Mama...


    Ein wunderschönes Erlebniss und gleichzeitig auch so humorvoll geschrieben... mit dem Hundewuschelkopf und dem Wuschelkopf dann von deiner Mama...
    und...
    durch all diese liebevollen Geschenke... einfach ein Zeichen, wie sehr du sie liebst...


    Tina Turner und Elvis Musical... Da würde ich ja mal sagen, dass da so Rock- und Musical Fans unterwegs waren/sind... Ich liebe auch beide...


    Siehst du, durch das scheiben von solchen Erlebnissen, wird mehr und mehr , deine Mama, trotz auch ihrer schon damaligen Krankheitssituation , einfach in LEBENDIGER ERINNERUNG gehalten...
    Ja, man kann Zeichen sehen... aber wie ja schon zu dir geschrieben...
    man "übersieht" sie gerne... aus LIEBE...


    Du kannst aber auch IMMER schreiben, wenn es dir nicht so gut geht... Obwohl ich ja auch in diesem Bericht , schon so gute ... dich sehr genau beobachtend und analysieren ... sehe...
    Lebe dein Leben... das will auch deine Mama und schreibe, schreibe einfach weiter...


    Herzlichste <3
    und mit-fühlende Grüsse an dich :24:
    von deiner Amitola

  • :love: Danke. Ich werde hier oft schreiben, denke ich. Es ist ja eine Berg-und Talfahrt mit der Trauer.
    Man durfte sie manchmal gar nicht angucken, dann hieß es gleich:"Sehe ich so schlimm aus, oder was?" Da habe ich lieber nix gesagt, denn sie war dann richtig böse.


    In der Zeit kurz vor ihrem Tod bin ich irgendwie von ihr abgerückt, war sehr schwermütig in ihrer Nähe und habe auch ein paar Monate vorher geträumt, dass sie im Sarg liegt und hatte immer wieder diese Eingebungen, was wenn Mama dieses Jahr etwas passiert? Ich bin sehr feinfühlig und denke, dass es gerade bei dieser Verbundenheit zu solchen Vorahnungen kommt.


    Ich hatte auch oft nächtliche Panikattacken, wo ich dachte, dass mein Herz stehenbleibt. Habe dann laut:"MAMA!" gerufen. Das letzte Mal hatte ich es in der Nacht, wo sie starb. Nachdem sie mir an ihrem letzten Abend von der Übelkeit erzählte, wurde auch mir ganz komisch im Magen. Trotzdem habe ich es nicht geblickt.


    Ich will hier nicht zu esoterisch werden, aber ich glaube an mehr. Auch die Anwesenheit meiner Mama habe ich besonders die Wochen nach ihrem Tod gespürt. Kann ich nicht erklären.


    Ich habe z.B. zu einer Bekannten gesagt, wie gerne ich einen Abschiedsbrief von Mama hätte, irgendwas wonach ich mich richten könnte. Als ich zu Hause endlich mal meine Wohnung aufräumte und in meiner Chaosschublade was anderes suchte, fiel mir die diesjährige Geburtstagskarte an mich in die Hände, die sie 5 Wochen vor ihrem Tod geschrieben hatte. Darin steht:"Mein Kind, ich liebe dich. Du bis alles für mich. Du bist jung, du bist schön und ich weiß, du wirst deine Wege gehen. Verzage nie und glaub an dich, ich bin so stolz auf dich. Du wirst, darfst und kannst es immer schaffen. Deine Mama" Vielleicht hat sie gemerkt, dass sie ihre Kräfte so langsam verlassen?


    Ich dreh nun nicht ab, bin realistisch, aber war schon mein lebenlang überzeugt, dass es mehr zwischen Himmel und Erde gibt. Aber nun muss ich hier auf Erden erstmal wieder klar kommen.


    Ihr 16,5 Jahre alter Kater wohnt auch in meiner kleinen Wohnung mit mir. Er ist so lieb!


    So, vorm WE habe ich genug geschrieben. Danke, dass ich euch gefunden habe! :8:

  • Schoen Silvy,


    sehr schoen, fuehlt sich gut an zu lesen wie Du schreibst und was Du schreibst.
    Ich habe heute mal wieder eine Talfahrt... es ist so schwer. Und auch ich denke da ist mehr, spuere Rob meinen Mann auch hier immer wieder und frage ihn im Moment mir beim stark sein zu helfen.


    Wie schoen mit dem Abschiedsbrief und der Geburtstagskarte. Ja, und Du hast recht, erst muessen wir weitermachen und zurecht kommen. Bitte, bitte, bitte erlaube Dir Dir zu verzeihen und schicke Deine Schuldgefuehle ganz weit weg. Deine Mutter wuerde das nicht wollen, dass Du noch mehr leidest - die Trauer sie verloren zu haben ist doch schon genug.



    Alles Liebe an Dich


    Sandra

  • Es gibt was nach dem Tod, dann bin ich mir sehr sicher. Nur, ist es auch kein richtiger Trost, wenn man die Lieben nicht umarmen kann. Habe ich auch viel zu wenig gemacht.:( Weiß auch nicht.


    Ich werde auch versuchen mit der Schuldzuweisung aufzuhören, denn ich bin es ja nicht. Ich habe nur nicht gecheckt, wie ernst es diesmal ist. Und sie selbst ja auch nicht, sonst hätte sie anders geredet am Telefon. Heute geht es einigermaßen. Unternehme heute etwas mit Arbeitskollegen. Lust habe ich nicht wirklich, aber irgendwann muss ich den Allerwertesten hochbekommen. Liebe Sandra, fühl dich gedrückt. Weiterhin viel Kraft.

  • Liebe Sylvie,


    bin zwar nicht Sandra, aber ich denke , Sandra wird sich auch noch über die Zeilen von dir freuen...


    Ja, das ist ein guter Vorsatz nicht zu lange ... am besten ist tatsächlich... sich nicht in Schuldzuweisungen zu verstricken...
    wirklich gut fand ich die Wortahl von Sandra... sie weg zuschicken...wirklich weit weg zu schicken... Meiner Meinung hat das ja nichts mit verdrängen zu tun, sondern eben halt , so bildhaft gesehen...
    sie sich anzusehen, dann ein "Päckchen holen, die Schuldgefühle darin einzupacken... und dann tatsächlich wegzuschicken..Das sind alles sehr bewusste Handlungen...


    Da fallen mir die Sorgenpüppchen ein aus Guatemala...Da werden die kleinen Püppchen am Abend mit den Sorgen , die so im Laufe des Tages sich angesammelt haben, in eine kleine bunte Schachtel gelegt und im Schlaf verschwinden dann die Sorgen...


    Ja, Umarmungen sind ein Lebenselexier... Damit will ich dich NICHT JETZT wieder in ein neues Schuldgefühl hineinbringen...
    sondern eine Erkenntniss weitergeben...


    Ich habe einen Freund Erik, dessen Mann mit 32 Jahren an einem Glioblastom diese Welt verliess... Er hatte auch einen "virtuellen Freund" in der Nähe von Aachen und sie tauschten sich über ihre Geschichte, eben beide mit aggressiven Hirntumoren aus...und wollten sich immer mal treffen...


    Dieser Patrick, schreibt einen blog auf englisch, sagte dann, wie er von Johannes Gehen von dieser Welt erfuhr...das er jetzt immer sich innerlich sagen wird...
    DO IT NOW


    Also, für deine und unser aller Zukunft... Wenn wir etwas vorhaben....
    gleich machen... sofort...


    Also im "Klartext" lieber Sylvie., den Allerwertesten hoch und man kann auch dennoch , so einen Nachmittag geniessen... Mache ich nachher auch... Ich bin auch heute morgen spontan eingeladen worden... FREU...
    Herzlichste und unterstützende Grüße
    von deiner Amitola

  • Liebe Silvy,


    falls es dich interessiert, es gibt einige gute Bücher über das Leben nach dem Tod. Ich lese derzeit sehr viel, weil ich den Glauben daran wieder finden möchte.
    Es gibt einen eigenen Thread darüber .


    So wie du habe ich in der letzten Zeit auch oft darüber nachgedacht, warum ich meine Mam nicht öfter in den Arm genommen habe oder ihr gesagt hab wie dankbar ich für alles bin. Ich denke, so lange sie da sind, wir sie sehen oder anrufen können, sie neben uns sind, solange ist das - -bitte nicht falsch verstehen -
    im Alltag untergegangen. Jetzt wo wir es nicht mehr können, vermissen wir es. Das Sprichwort stimmt " Du weißt erst was du verloren hast, wenn der Mensch nicht mehr da ist "
    Aber ich glaube das eine Mutter und ein Vater immer fühlen was ihre Kinder für sie empfinden.
    Ich habe auf das Grab meiner Mam etwas hingestellt, zwei Engel halten eine Kugel und auf der steht " Liebe braucht keine Worte "


    Liebe Silvy, ich wünsche dir das du deine Schuldgefühle verlierst und das du bald wieder Freude am Leben hast. Auch wenn es noch schwer ist, aber alles braucht seine Zeit.
    :24: Hopeless


    Mütter halten
    die Hände ihrer Kinder für eine Weile, aber ihre Herzen für Immer.

  • Hallo Hopeless,


    ich habe bereits schon viele Bücher über das Jenseits. Auch von der Kübler-Ross. Sehr gut geschrieben.


    Der Bruder von meiner Mama hat von ihr geträumt vor ein paar Nächten. Er sagte:" Sie stand nur da und lächelt mich an. Sie sah zwar blass aus, aber war gleichtzeitig wunderschön wie eine Schauspielerin. Sie trug ein rotes Kleid. Dann drehte sie sich um und ging!" Auch ich habe meine Mama schon oft gespürt, aber ich träume noch nicht so oft von ihr, weil ich sicher noch nicht so weit bin.


    Aber meine Mama hat mich auch nicht permanent in den Arm genommen. Ganz oft musste ich sie fragen, ob sie mich überhaupt noch lieb hat. Also, wenn ich vor ihr gegangen wäre, hätte sie sicher auch ein schlechtes Gewissen gehabt. Ich fühle mich auch oft schlapp durch die Schilddrüse und habe mal Herzklabustern deswegen. Sie meinte dann auch nur immer genervt:"Nun hör auf zu jammern, du bist doch noch jung!" Also da war Mama auch nicht ganz bei mir.


    Trotzdem ich vermisse sie so sehr!!!!!