Vertrauensverlust

  • Nach dem Tod meines Rudys ist es mir ähnlich ergangen, wie nach einer Scheidung. Auf einmal spalten sich die Freude oder verschwinden von der Bildfläche, Leute denen man vertraut hat, reden hinterm Rücken lauter Blödsinn.


    Und auch Leute, die einem in der Trauer Trost angeboten haben, können sich dann als Enttäuschung entpuppen ( da gings manchen nur um das Gruseln bei der Tragödie oder um nach außen hin als toller hilfsbereiter Mensch dazustehen).


    Genauso wie direkte Fragen vermieden werden, da wird hinterm Rücken agiert, um bei anderen nach dem Wahrheitsgehalt zu forschen, statt mich als Betroffene selber zu fragen. Enttäuschend die Menschheit!


    Manchmal glaube ich, dass ich vorher in einer durch meine große Liebe zu rosaroten Welt gelebt habe . Anscheinend lernt man in der Trauer die Menschen richtig kennen.
    Hat jemand von euch ähnliche Erfahrungen gemacht oder sehe ich das zu pessimistisch? ?(

  • Vieles jetzt "anders sehend"... und deswegen umgeschrieben..


    eine völlig erschöpfte Amitola


    die DIESES FORUM und ALLE...ALLE ...DARIN... WERTVOLL ...findet..


    ..

  • Liebe Angie


    Ich weiss wieso das so ist und kann es Dir erklären....


    Als erstes kurz nach dem Tod von jemanden... da fängt es schon an bei den anderen Menschen.


    Die meisten haben Angst vor dem Tod und wollen nicht damit konfrontiert werden oder wissen nicht, wie sie einem Beileid wünschen sollen oder wie sie an sich reagieren sollen, sich verhalten sollen. So kommt es dann auch vor, dass sie gar nichts sagen und so tun wie als ob nichts wäre. Oder benehmen sich an sich komisch...


    Dann kommt die zweite Phase:


    Die, die noch bei Dir waren, sehen, dass Du immer noch trauerst, dass es Dir nicht gut geht und fühlen sich machtlos. Können nichts tun und es belastet sie, und wollen nur noch weg von Dir, weil sie nicht stark genug sind um Dir eine Stütze zu sein.


    UM SICH von DIR LÖSEN zu können SUCHEN SIE FEHLER oder UNWAHRHEITEN!!!!! Weil sie sonst ein schlechtes Gewissen hätten!


    Ist ein psychologischer Effekt. Ist wie bei einer Trennung oder Scheidung, man sucht richtig nach Fehlern, dass es einem dann besser geht, man sich besser lösen kann!


    Hoffe konnte Dir mit meinen Erklärungen behilflich sein...


    Und noch was... sei froh, dass es so ist... SUCHE NEUE... die, die gehen waren eh nicht wert, je mit Dir Kontakt zu haben, weil DU SEHR WERTVOLL BIST und eine sehr sensible und mitfühlende Seele!


    Liebevolle Umarmungen <3


    Katarina

  • Liebe Angie,


    wie Du siehst es es sehr Vielen von uns genauso ergangen und ich möchte Dir sagen das Du gewiß kein pessimistischer Mensch geworden bist.
    Nein, Du hast nur - wie Du es selber sagtest - die rosarote Brille beiseite gelegt und erkannt wie unsere Welt leider tatsächlich ist.


    Nun verstehst Du vielleicht warum ich manchmal so zynisch über die Menschheit schreibe, denn ich machte leider eine sehr ähnliche Erfahrung schon lange vor dem Tod meines Mannes als ich sehr schwer krank wurde. Die selben vielen Leute die wenige Wochen noch munter mit uns unsere Hochzeit gefeiert hatten meldeten sich plötzlich nicht mehr. Nicht einmal um nachzufragen ob ich überhaupt noch am Leben war. Eine Dame besuchte mich im Krankenhaus blos um mir die Ohren mit ihren Eheproblemen vollzuheulen, und als ich entlassen wurde meldete sich auch Keiner um mich wenigstens 'mal besuchen zu kommen. Dafür jedoch kursierten allmögliche üble Gerüchte über grausame und tödlich ver-
    laufende Krankheiten die ich gar nicht hatte. Das ich meine Pflegebedürftigkeit nur in die Länge zog um blos nicht wieder arbeiten zu müssen, etc. etc. etc.


    So hat es ich nicht wirklich mehr großartig überrascht wie schnell ich wieder alleine da stand als mein Mann schwer krank wurde, und sich heute - gute 7 Monate später die Anteilnahme an meiner Trauer sehr in Grenzen hält.


    Wie schon gesagt, leben wir leider in einer Gesellschaft wo Krankheiten und Tod quasi Tabu sind und die Meisten nicht wissen wie sie damit um-
    gehen sollen. Mußte schon immer darüber schmunzeln das viele Menschen anfangen zu flüstern wenn sie diese Themen anschneiden als ob sie eine Schande oder etwas wären worüber man im Grunde nicht sprechen sollte.


    Liebe Angie, ich weiß daß das riesig weh tut und extrem enttäuschend ist wenn man mit solch einem Verhalten konfrontiert ist, aber wie schon gesagt ... dadurch entdeckt man erst welche Leute sich als echte Freunde eignen und wem man nicht hinterher zu heulen braucht. Was meine Situation betrifft hat sich mein Umfeld sehr verändert seit dem Tod meines Mannes. Heute bestehend aus den Menschen die auch wärend sehr schweren Zeiten zu mir gehalten haben und die heute ein ganz normales, gesundes Verhältnis zu mir haben auch wenn es vielleicht keine Freund-
    schaften für's Leben sein werden.


    Nicht zu vergessen ... man selber verändert sich stark durch die Trauer und Viele um uns herum bleiben da hängen wo sie sich gut fühlen. Meist da wo unsere Vergangenheit einst zuhause war. Ja, und plötzlich muß man gezwungenermaßen sein ganzes Dasein radikal verändern und das paßt meist nicht mehr zu dem woran viele Andere weiterhin festhalten. Nicht zu vergessen das sich bei Manchen ein stiller Neid breit macht weil sie oft in einer festgefahrenen Beziehung stecken, ständig zurückstecken müssen und Alles um den Partner herum planen müssen - wärend wir plötzlich wieder vogelfrei sind, die Welt und offen steht und wir nach Lust und Laune tuen und lassen können.


    Liebe Angie, auf das wir Beide recht bald unsere Freiheit genießen lernen. Eine Freiheit bestückt mit lieben Menschen die ebenso empfinden wie wir.


    Dir einen dicken lieben Drücker,


    Hanna

  • Liebe Hanna


    Jetzt will ich Dir wie Monika mir zu Deinem wirklich wundervollen Beitrag danken!


    Woow genau so IST ES!!!!!


    Wie immer Liebevolle Umarmungen <3


    Katarina

  • Liebe Hanna
    Kann deine Worte nur bestätigen mir ist fast genau so ergangen,diesees leise Reden mit den Augen zu einem Gerichtet als ob man es nicht merken würde das sie über einen sprechen,Glaube auch gar nicht das sie etwas schlechtes über einen reden aber doch seht geheim.
    Mir hat dein oben angefürter thread sehr gefallen
    liebe grüsse Wolfgang

  • ... ja wahre Freunde kann man an einer Hand abzählen ... schön, dass es diese Engeln auf Erden gibt ... die anderen sollen reden und denken was sie wollen ...
    ... bin erwachsen, habe gelernt, dass ich mich auf gar keinen Fall unnötig belaste damit ... sollen alle schön in ihren eigenen Häusern kehren ( nicht vor dem Haus!) ;)
    Gruß von Marsue!

  • Meine Lieben,


    freut mich das Euch Das was ich geschrieben habe gefallen hat denn letztlich habe ich mir blos meine Erfahrungen zu diesem Thema von der Seele geschrieben.


    Vermutlich fährt man am Besten wenn man seinen Mitmenschen immer wieder Chancen gibt Einem echte Freundschaft zu erweisen wenn man nicht eines Tages zu den total verbitterten alten Leutchen gehöhren will die Alles nur noch negativ betrachten. Ich gebe es zu das es mir noch sehr sehr schwer fällt neuen Begegnungen mein Vertrauen zu schenken, oder gar an echte Freundschaft und bedinungslose Liebe zu glauben, aber der Wille ist auf alle Fälle da nicht ganz alleine durch das Leben gehen zu wollen.


    Meine Lieben ... wir Alle sind tüchtig verletzt worden und vielleicht empfinden wir das nun noch um so tragischer weil unser Lieblingsmensch - der uns stehts den Rücken gestärkt nicht mehr da ist. Ja, so manches Mal ertappe ich mich dabei das ich an mein Umfeld die selben Erwartungen stelle wie an meinen Mann - blos um irgendwann festzustellen daß das letztlich sehr unfair ist. Genauso wenn ich das Verhalten Anderer mit dem Meinigen messe. Ja, ich vermute das es einfach ist - besonders wärend der Trauer - viel zu viel von unseren Mitmenschen zu erwarten weil wir eben sehr zerbrechlich und dünnhäutig geworden sind.


    Ich wünsche Euch einen schönen entspannten Abend und alles Liebe dazu,


    Hanna

  • War mit zwei Freundinnen aus, solange wir über unverfängliche Themen sprachen, alles okay. Kaum rutsche mir einmal der Name meines Geliebten raus (der Rudy sagte immer...), betretenes Schweigen.


    Ich kann nicht so tun, als ob es ihn nie gegeben hätte, immerhin hat er etliches dazu beigetragen, wie ich heute bin und wie ich die Welt sehe.
    Er ist ein Teil von mir und wird es immer bleiben.


    War ein mühsamer Abend,da bin ich lieber alleine in meiner Wohnung und mit meinen Erinnerungen.

  • Liebe Angie <3


    Grundsätzlich finde es sehr schön, dass Du mit zwei Freundinnen aus warst :) Und die Freundinnen lieben Dich doch, sonst wären sie nicht mit Dir ausgegangen! Das mit dem betretenen Schweigen ist doch nur, weil sie damit nicht umgehen können!


    ABER DAS IST IHR PROBLEM!


    Du kannst trotzdem über Rudy erzählen soviel Du willst:)


    Liebevolle Umarmungen :24: <3


    Katarina

  • Liebe Angie,


    ich schließe mich Katarina's Worten an, denn auch mir ist das schon so manches Mal passiert das meine Mitmenschen gut drauf waren so lange es um allmöglich Alltägliches ging - und verstöhrte Blicke sobald ich meinen Mann erwähnte. Ja, dies passiert mir am Meisten wann immer ich mich mit meiner Mutter treffe.


    Weißt Du, am Anfang habe ich ihr Das richtig übel genommen zumal sie nie ein Geheimnis daraus gemacht hatte das sie ihn nie mochte. Aber inzwischen weiß ich das sie nur drum herum navigiert weil sie nicht wieß wie sie damit umgehen soll. Liebe Angie, sicherlich ist das nicht schön für uns aber dennoch denke ich das es erheblich schlimmeres gibt was den Umgang mit anderen Menschen betrifft. Betrachte es vielleicht 'mal so. Immerhin ziehen Deine Freundinnen nicht auf endlos über Rudy zu reden - blos um hinter Deinem Rücken gut lästern zu können.


    Und zu guter Letzt ... sich zuhause zu verkriechen weil man sich da auf der sicheren Seite fühlt kann ja auf die Dauer auch nicht das Wahre sein. Da lernt man es bestimmt nicht ein dickes Fell dem menschlichen Verhalten gegenüber zu entwickeln und Vieles vielleicht doch nicht all zu sehr auf die goldene Waage zu legen.


    Dir wie immer alles Liebe,


    Hanna

  • Liebe Angie


    ich kann Dich gut verstehen, ich bin eigentlich inzwischen wieder etwas 'social' geworden aber es gibt ein paar Menschen von denen ich weiss sie koennen damit nicht umgehen und ich mag nicht so spielen fuer sie als waer alles so als haette es Rob nie gegeben, deshalb habe ich diese Begegnungen noch geparkt.


    An sich aber hat es mir aber gut getan mich unter Menschen zu begeben. Auch wenn, wie ich glaub wir alle hier, oft so froh waren wenn wir wieder alleine waren und uns entspannen konnten. Auf der anderen Seite habe ich auch gemerkt es hat mir gut getan mich auf andere Themen einzustellen und mich abzulenken, und mal eine Pause von meiner Misere zu machen. Am Anfang konnte ich das nicht, da war ich zu sehr in mir drin. Heute geht es, allerdings bin ich immer noch sehr selektiv mit wem und wie lange.


    Ist schoen du hast es gemacht. Denk vielleicht dran was dir gut getan hat und konszentrier dich darauf? Mir hilft sowas wenn ich meine Gedanken etwas steure...


    Alles Liebe
    Sandra

  • Liebe Angie <3


    ich schreibe es einfach mal so...
    sehr emphatisch und gefühlvoll schreibend...


    " mach dich auf" ... und erzähle über DEINE Gefühle zu Rudy und DEINE Erlebnisse mit ihm......

    Alles andere... ist nicht ein Problem... schon gar nicht DEINES...
    sondern das BILD , welches diese Menschen sich machen ...ist IHR Bild...


    Auf jeden Fall
    bei unserem Treffen, werden dich alle verstehen...alle DEINE GEFÜHLE...
    Herzlichst <3
    deine Amitola