Ich bin von meinem eigenen Weinen im Schlaf wach geworden. Es reicht! Zwei Jahre und vier Tage und anstatt das Gefühl zu haben, dass sich meine Welt nach und nach wieder ordnet, fühlt sich in mir immer noch alles chaotisch und instabil an. T. meine Basis ist weg und ich hab null Ahnung wie ich sie wieder finde. Manchmal denke ich, es sei gut einen kompletten Schnitt zu machen, einfach die Sachen packen, Hunde ins Auto, Wohnung abschließen und weg. Erst einmal egal wohin, einfach nach irgendwo fahren, laufen, nachdenken, laufen, atmen, tief atmen, schreien, laut schreien, wieder tief atmen, laufen und wiederkommen, einfach irgendwann oder eben gar nicht. Ich vermisse Dich. Vielleicht mache ich das, vielleicht sollte ich anfangen zu sparen, damit ich mir das Ausbrechen leisten kann.
Du warst immer unser Zuhausebewahrer mit den Pinseln, Farben und der Staffelei, während ich mit den Felltigern die Welt erkundete. Ich erzählte von meinen Erlebnissen und deine Bilder verbanden deine Inneren und meine Äußeren. Es kommen keine neuen dazu. Nichts, das ich anschauen, bestaunen und bewundern kann, wenn ich heimkomme. Kein Blick, der mich aufzufangen versteht. Es fehlt der Geruch von Terpentin, Ölfarbe und Kaffee. Es fehlen die vollgekleckerten Farbteller, kratziger Jazz von Vinyl, die morgendlichen Sonnenstrahlen, durch die ungeputzte Balkontür, auf den von lauter kleinen Farbspritzern bunten Fußboden, es fehlen die Marienkäfer in der Küche, der immer bereitstehende kleine Holzhaufen für mich im Keller, der scharf gewürzte Spinat, dein Klopfen an der Decke, wenn das Abendessen fertig ist. Selbst die Pappeln duften nicht mehr so sehr.
Zwei Jahre und vier Tage und ich habe keine Ahnung, wie das jemals wieder richtig schön werden könnte.