Nächtliche Umtriebigkeit

  • Liebe Anna,


    nachdem ich Deine lieben Zeilen gelesen habe hätte ich Dich halb tod knuddeln können. Echt doof daß das Internet letztlich doch seine Limits hat wenn es um menschliche Kommunikation geht!


    Es mag vielleicht so manches Mal nicht so ankommen, aber letztlich bin ich eine große Pazifistin gerade weil ich in meiner Ehe sehr viel Psycho-
    Terror, häusliche Gewalt und "Gefangenschaft" erlebt habe. Du magst lachen, aber gerade neulich fragte mich meine ehemalige Hospizbegleiterin - heute gute Freundin - ob ich nicht Lust hätte an einem Kurs mit Thema "Gewaltfreie Kommunikation" mitzuwirken. Eine Frau die mich recht lange wärend einer sehr schweren Zeit begleitete und meine häusliche Situation oft genug aus nächster Nähe mitbekam. Beurkunded von ihren Kollegen des Hospizes die meinen Mann als "schwierig" einstufte. Dies weil er seinen Pflegern gegenüber oft genug aggressiv wurde sobald ihm was nicht paßte. Und weil man es mitbekommen hatte wie oft er mich über den Haufen brüllte bis dort die Fensterscheiben klirrten.


    Liebe Anna, ich danke Dir von Herzen das Du es erkannt hast das meine eigendliche Mitte sehr lebensfroh, entspannt und locker ist. Wenn ich gegenwärtigst etwas "schwierig" bin hat es viel damit zu tuen das sich am 23. Juni sein Tod zum ersten Mal jähren wird, und ich genau wie damals - als er gerade erst verstorben war - erneut sehr niederschmetternde Entdeckungen über ihn gemacht habe. Gerade dann wo ich gehofft hatte endlich gut mit der Vergangenheit abschließen zu können.


    Liebe Anne, ein neuer Tag ist angebrochen. Schauen wir 'mal was er bringen wird. Sei liebevoll gegrüßt, hoffend das Du einen guten Schlaf gefunden hast,


    Hanna

  • Liebe Hanna und nächtlich umtriebige Frau, <3


    jaaaa, das Internet hat definitiv seine Grenzen in der zwischenmenschlichen Kommunikation, leider noch.
    Für mich gut vorstellbar, dass ein paar kluge Köpfe hier auch mal Abhilfe schaffen werden!!!
    Lieben Dank fürs Knuddeln, dann knuddel ich mal in nödlicher Richtung... ;)


    "Gewaltfreie Kommunikation" ist ein sehr gutes Thema. Leider haben wir ja auch in unserer täglichen Umgangssprache jede Menge "Gewalt-aus-drücke" die häufig nicht mal mehr als solche wahrgenommen werden. Leider auch zu oft in den Medien praktiziert und junge, unerfahrene Menschen übernehmen das unreflektiert, ist ganz besonders im Internet zu erkennen.


    Es freut mich wenn du dich ebenso siehst wie ich dich sehe ;) also fröhlich auf das Leben zugehend!
    Schwierig empfinde ich dich nicht wirklich, du hast Einiges zu bewältigen, dazu ist es nötig einen ordentlichen Schwung zu nehmen um aus der belastenden Lage zu kommen! Das hast du gemacht und wie es nun mal grosse Schwünge in sich haben springt, fliegt, saust man vielleicht etwas weiter vor als man es angedacht hat, daran ist nichts Schlechtes, es ist fast natürlich möchte ich sagen!
    Schwierig wäre es den Schwund nicht genommen zu haben!


    Zum Abschiedstag von deinem Ehemann.
    Ein Jahr ist ein guter Zeitabschnitt, worin ich auch für das sogenannte Trauerjahr eine gewisse, sinnvolle Berechtigung finden kann. Man hat einmal alle Jahreszeiten mit all ihren typischen Eigenschaften durchlebt, alle Feiertage, alle persönlichen Ereignistage - aber, zum erstenmal als Einzelperson und nicht mehr in der Lebensgemeinschaft. Das kann viele verdrängte oder auch absichtlich zu Gunsten der Gemeinschaft, nicht gelebte Anteile der Persönlichkeit wieder hervor bringen, was erstmal auch immer mit Unsicherheiten verbunden ist.
    Aufbruch zu neuen Ufern ist das Thema, was du ja sehr gut machst.
    Mein persönlicher Weg mit den Anschiedstagen ist ein für mich, mein derzeitiges Leben bejahender!
    An solchen Tagen zelebriere ich ganz bewusst ein Andenken an eine sehr schöne Gemeinsamkeit mit den Gegangenen. Für mich ist das ein liebevolles Dankeschön an die Zeit des gemeinsamen Weges!
    Durchaus nicht immer, aber doch einigen Fällen ist das Leben das was wir persönlich daraus machen.
    Diese Möglichkeit ist uns vom Leben geschenkt.


    Liebe, immer mehr auf ihre Mitte zugehnde Hanna hab eine gute Zeit. <3


    Anna90
    die gestern/heute blitzschnell in den langen und tiefen Schlaf gefallen ist.

  • Liebe Anna,


    erstens möchte ich Dir sagen das ich es sehr genossen habe Dein Posting zu lesen da Du eine so schöne Art und Weise hast zu schreiben und Dich auszudrücken. Bitte weiter so!


    Auch möchte ich Dir herzlich für Deine Anerkennung danken was meinen Weg in das neue Leben betrifft. Ja, Du hast es wirklich sehr gut erkannt laut Deinem anderen Posting das ich ganz bestimmt nicht vor dem Neuen ducke, es wirklich will aber eben leider noch keine definitive Richtung ge
    funden habe in die meine Reise gehen soll. Nicht weil es mir an Träumen fehlt die verwirklicht werden wollen oder ich große Angst davor habe unterwegs verlohren zu gehen. Nein, das Ausschlaggebende ist das die Vergangenheit noch nicht komplett aufgearbeitet ist und ich noch hart am kämpfen bin um die letzte große Nachlaß Angelegenheit gebacken zu bekommen.


    Und wo Du das Trauerjahr angesprochen hast ... nachdem mein Mann verstorben war beschloß ich auf sehr bewußte Weise erst einmal mir eine solide Existenz aufzubauen anstatt mich gleich in all mögliche Abenteuer zu stürzen oder mich mit 1001 Plänen zu überladen. Ehrlich gesagt habe ich auch den Großteil dieses Jahres sehr benötigt um ein wenig innere Ruhe und Gelassenheit wieder zu finden nach einer sehr kraft-und nervenzehrenden Zeit. Ja, ich beschloß mich nicht unter neuen Druck zu setzten blos um Anderen irgend etwas beweisen zu wollen. Der Grund warum ich eben noch keine großen Sprünge gemacht habe. Und genau wie Du denke ich das tatsächlich etwas an dem berüchtigtem "Trauerjahr" ist. Vielleicht hast Du inzwischen mein Posting im anderen Thread gelesen und würdest dann wissen was sich gestern bei mir zugetragen hat und wie sehr DAS den Blick auf meinen Mann und unsere Ehe sehr stark verändert hat.


    Bis zur gestrigen Entdeckung hatte ich immer noch gehofft das ich vielleicht doch das Eine oder Andere falsch interpretiert hatte was sein Verhal-
    ten mir gegenüber betraf. Habe mich bis gestern immer wieder an seinen vermeintlich guten Seiten festgehalten. Konnte/wollte es nicht wirklich glauben und akzeptieren das er tatsächlich ein so bösartiger Mensch war, bis ich gestern durch Zufall diese Dokumente fand die mir schwarz auf weiß die nackte Wahrheit ins Gesicht klatschten, bzw. das er schon vor unserer Heirat bereit gewesen war im Namen des Geldes über meine Leiche zu steigen. Ein Dokument was auf einen Schlag im Grunde alle meine noch offenen Fragen mit Bezug auf die Vergangenheit beantwortete.


    Liebe Anne, immerhin habe ich nun das obligatorische Trauerjahr quasi durch, und auch ich werde ab nun nicht nur gewisse Tage sondern jeden Tag wortwörtlich genießen und celebrieren - aus Dankbarkeit an mein Schicksal das es mich ihn überleben ließ. Das es mir die Chance schenkte mit etwas Glück noch ein langes, ausgefülltes - und vor Allem selbstbestimmtes und freies Leben leben zu dürfen.


    Ich weiß nicht wie Du meine Zeilen empfinden wirst, aber Du kannst sicher sein das ich nicht voller Wut und Haß auf ihn schreibe sondern eher mich enorm befreit fühle von einer Vergangenheit die mich bisher immer wieder eingehohlt hatte und mich nicht loslassen wollte.


    In diesem Sinne ... der Sommer ist am kommen und der will in vollen Zügen genossen werden. So schließe ich Dir eine gute Nacht wünschend und einen tollen neuen Tag mit viel Sonne im Herzen,


    Hanna

  • Liebe Hanna <3


    Die Wahrheit kommt IMMER irgendwann ans Licht. Manchmal früher und manchmal später aber sie kommt IMMER! Habe dies auch schon oft in meinem Leben erlebt.


    Dein Mann war von Deinen Beschreibungen und seinen Handlungen definitiv ein Psychopath!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!


    Lass DIE WUT ENDLICH RAUS!!!!!!!!!!!!!!!!!!


    :24: <3


    Katarina

  • Liebe Katarina,


    es mag komisch klingen, aber nach meiner Entdeckung fühle ich nicht einmal einen Krümel Wut in mir, sondern einfach nur eine irre Erleichterung und Befreiung von all dem riesigen emotionalem Ballast den ich wärend der letzten 11 Monate mit mir herum geschleppt hatte. Damit meine ich die vielen Zweifel, das unbehagliche Gefühl ihm vielleicht doch hier und da Unrecht getan zu haben, mich andere Male fragend ob teilweise die Schuld bei mir zu finden sein könnte. Nicht zu vergessen die vielen noch offenen Fragen die mich oft genug nicht loslassen wollten.


    Alles Dinge Dank denen es mir immer wieder so schwer fiel konkret nach Vorne zu gucken, innere Ruhe und Gelassenheit zu finden und ein ganz normales Eßverhalten zurück zu gewinnen, weil sie mich eben doch deutlich mehr belasteten als es mir bewußt war.


    Liebe Katarina, es gibt tatsächlich keine Wut mehr die rausgelassen werden müßte, sondern nur noch das wohlige Gefühl das er mir nicht mehr schaden kann. Das Einzige was noch geblieben ist, ist das es vermutlich seine Zeit brauchen wird bis diese letzte nackte Tatsache wirklich bei mir angekommen ist. Dies weil es doch noch einen Teil von mir gibt der sich sehr schwer damit tut es glauben zu wollen das mein Mann ein der-
    maßen verdorbener und niederträchtiger Mensch war. Aber wie Gröhnemeyer einst in einem seiner Lieder sagte ... das kriege ich auch noch hin.


    Nun ja, und was den 23. Juni betrifft an dem sich sein Tod zum ersten Mal jähren wird, habe ich beschlossen mir einen richtig schönen Tag zu machen anstatt irgend welchen Trübsinn zu blasen. Vielleicht etwas kaltschneuzig, aber ehrlich gesagt bin ich inzwischen heilfroh das seine beiden besten Freunde es nicht eilig zu haben scheinen mir zu sagen ob sie zu diesem Datum nach Berlin kommen werden oder nicht. Nun ja, als ich sie eingeladen hatte war es ja noch mein Plan aus diesem Tag im Namen der guten Erinnerungen etwas besonderes zu machen, aber ehrlich gesagt ist mir nun eher nach feiern zu Mute. Zu feiern das ich meinen Mann überlebt habe und nun mein neues Leben richtig los gehen kann - ohne Schuldgefühle, Reue oder jedigliches Vermissen. Ich weiß das klingt hart, aber ich denke das es mir in Anbetracht der neuesten Erkenntnissen zu steht so zu empfinden.


    In diesem Sinne schließe ich mit jeder Menge Appetit und Hunger auf mein Abendessen und einen schönen gemütlichen, entspannten Abend nachdem sein altes Büro angefangen hat sich inzwischen zu einem recht schnuckeligen Gästezimmer zu entwickeln.


    Dir alles Liebe,


    Hanna

  • Liebe Hanna, <3


    auch hier gerne nochmal, ich FREUE mich sehr fir DICH ! :8:
    Jetzt finde ich gerade nicht wo ich dir geschrieben habe, dass ich denke du wirst einen eigenen Weg für dich selbst entdecken. Entdeckt hast du .....
    Oder, DEIN Weg hat dich gefunden...


    Alles Liebe, <3
    Anna90

  • Liebe Anne,


    tja, so ist es doch manchmal im Leben, bzw. das man Nichts findet umso akriebischer man sucht - und dann taucht es plötlich dann auf wenn man am Wenigsten damit gerechnet hat!


    Ich weiß daß das nun eher in eine andere Abteilung gehöhren würde, aber dennoch.... wie Du ja weißt war ich ziemlich verzweifelt über meine Eß-
    stöhrung und habe immer wieder neue Wege gesucht sie in den Griff zu bekommen. Ohne Erfolg. Ja, und auch heute Abend habe ich sehr genüßlich gut gefuttert ohne auch nur ein einziges Mal darüber nachzudenken wie sehr sich meine Hüften freuen werden, das ich nun ganz alleine da sitzte oder ob das Essen mir wirklich schmeckt oder nicht. Eher ab und zu überlegend was morgen leckeres auf dem Speiseplan stehen könnte.


    Liebe Anne, auch ich glaube inzwischen das mein Weg mich gefunden hat wie schon so sehr oft in meinem Leben egal ob auf beruflichen oder privatem Gebiet. Ich habe jedenfalls erst einmal beschlossen diese völlig neue Welle der Gefühle gemächlich anzugehen und sie voll und ganz zu genießen.


    Dir alles Liebe und gutes Schnärcheln,


    Hanna

  • Liebe, Hanna! <3


    Ja, und auch heute Abend habe ich sehr genüßlich gut gefuttert ohne auch nur ein einziges Mal darüber nachzudenken wie sehr sich meine Hüften freuen werden,


    Das freut mich sehr!
    Mach dir keinen Kopf bezüglich Gewicht, du wirst nichts anlegen weil du es wieder verbrauchst, bei deiner alltäglichen, für dich sehr gesunden, Umtriebigkeit.


    Ja, unser Körper legt sogar "Reserven" an wenn er wenig Energie bekommt !!!
    So zur Sicherheit für, die sich möglicherweise dadurch anzeigenden, Notzeiten.
    Signalisiere also weiterhin deinem Körper "es ist genügend da" dann MUSS er auch keine Reserven anlegen.


    Viel Freude in deiner gesunden Mitte, :)
    Anna90_Leondra

  • Liebe Anna,


    oh wie sehr recht Du hast was das Auf und Ab des Gewichtes betrifft.


    Es mag total irre klingen, aber seit meiner Entdeckung habe ich wirklich wieder angefangen mit Appetit und Genuß regelmäßig zu futtern. Mal etwas mehr, mal etwas weniger, aber ich denke daß das normal ist das man nicht jeden Tag den selben Hunger hat. Und dennoch habe ich seit dem 1.5kg abgenommen ohne es großartig zu versuchen.


    Und ja, wie Du es sagtest, Taille ist z. Z. echt kein großes Thema für mich weil ich einfach nur wieder ein ganz normales alltägliches Eßverhalten wiederfinden möchte mit dem ich gut und gesund leben kann. So habe ich mir nun eine kleine Eselsbrücke gebaut die bisher recht gut funktioniert hat. Jeden Abend mache ich mir einen Plan was es am nächsten Tag zum Frühstück, Mittag, Abend und Zwischendurch geben könnte. Also bereite ich mir mein Frühstück nach dem Aufräumen der Küche schon vor damit ich morgens - und noch halb verschlafen - nicht all zu viel herum zu friemeln habe ehe was auf den Teller kommt. Liebe Anne, wo dieses normale und regelmäßige Essen nun für mich noch ein wenig Neuland ist und ich es mir letztlich nach so einer langen Zeit wieder aneignen muß hilft mir das wirklich gut dieses konkrete Vorausplanen. Anstatt eben wie bis noch vor Kurzem plötzlich mit Heißhunger in der Küche zu stehen.


    Immerhin ist Alles nun schon so weit das ich mich nicht mehr mit Heißhunger und den oft sehr heftigen Bauchschmerzen von einst quälen muß, denn für den Notfall stehen nun auch stehts eine gut gefüllte Obstschale und eine Auswahl von Joghurts bereit. Für die kleinen Hungerattacken zwischendurch. Dabei merke ich das peu a peu auch meine Lust am Kochen langsam am wiederkommen ist - weil ich eben nicht mehr diesen ständigen Heißhunger habe wo dann Alles einfach nur noch so schnell wie möglich zu gehen hat - egal ob es tatsächlich schmecken würde oder nicht.


    Da es heute in Berlin ein heißer Tag ist steht nun ein Nudelsalat auf dem Programm wo ich die Nudeln schon wärend des Tages abkochen und abkühlen lassen kann. Auf den Abend hin dann nur noch etwas Schnibbeln von sonnengetrockneten Tomaten, Feta Käse, frischen Kräutern und eine Portion kleiner weißer Bohnen. Zum Schluß dann noch ein wenig Tunfisch in die eine Portion für heute Abend und der Rest kommt dann in den Kühlschrank für morgen Mittag. Gestern Abend war es eine ordendliche Portion Rührei mit frisch gehacktem Estragon und vorher aufgetauten Tigergarnelen mit einem gemischten Salat dazu.


    Liebe Anna, habe nicht schlecht gestaunt wie viel Energie ich wieder habe seitdem sich mein Knoten gelöst hat und seit dem ich wieder auf meine Ernährung achte. Habe gestern geschlagene 6 Stunden im Garten gearbeitet und der kann sich nun echt gut sehen lassen. Danach die Garten-
    möbel ordendlich geschruppt und die Sitzecke auf der Terrasse richtig schick gemacht ehe ich den Futtereinkauf für die nächten paar Tage erledigte. Wie Du siehst hatte es mir gewiß nicht an Bewegung gefehlt - noch weniger an viel Freude an dem was ich in die Hand nahm. Und als Kröhnung saß ich zum ersten Mal seit dem Tod meines Mannes auf der nun flott hergerichteten Terrasse mir ein Feierabend Bierchen gönnen, mich dabei an meinem vollbrachten Werk erfreuend.


    Ja, - und das geht auch an alle anderen Lieben hier - ich hätte nie gedacht wie gute und regelmäßige Ernährung die Leistungskraft und das posi-
    tive Wahrnehmen des Alltages so dramatisch verändern würde. Fühle mich seit dem nicht mehr so elend abgespannt und antriebslos. Eher weiß ich nun manchmal nicht mehr wo ich meine Hände zuerst hinpacken soll.


    Dir erneut einen schönen restlichen Sonntag und einen guten genußvollen Start in die neue Woche, - und das geht natürlich auch an alle Mitleser,


    Hanna

  • liebe Hanna, <3


    obwohl es noch nicht sooo ganz die nächtliche Stunde ist, aber dennoch dir hier in DEINEM von dir ins Leben gerufenen Thread hier schreibend...


    Wie du sicher schon gemerkt hast, bin ich die letzten Tage ... ja was ???...MICH und meine Gefühle ERGRÜNDEND ..
    um deine Berichte "herumgeschlichen"...
    So innerlich sacken lassend, um MEINE... ja MEINE ... zwiespältigen Gefühle bemerkend und eben halt genau "ansehend" und dan ergründend.. dann dir jetzt endlich schreiben zu können...


    Ich bin im Moment etwas fragil, weil morgen Burkards Geburtstag wäre und eben halt am gleichen Tag meine glücklicherweise sehr gesunde Enkelin auch Geburtstag hat...


    Heute hat ich dann die Erkenntniss, was wohl einesteils die starke Verbindung für mich zu dir erklärt und eben halt dass immer wieder auftauchende Gefühl des Aus-ein-ander-setzen wollend, ja müssend... und eben halt mein Unbehagen von vielen deiner Schilderungen über deinen Mann...


    DAS ist KEIN ANGRIFF, sondern eine knallharte innere Schau MIT MIR....


    Wie du und viele ja hier wissen, habe ich ja zwei intensive Beziehungen mit den Vätern meiner Kinder "hinter mir" und doch nicht hinter mir, da sie ja leben...
    Ich hatte zwar NICHT alle diese Erlebnisse mit ihnen, aber dennoch Erlebnisse, die mich durchaus in eine Therapie "trieben", weil ich nicht gut so damit leben konnte...


    Meiner Meinung nach geben Therapien einem durchaus "Schlüssel " in die Hand , zeigen gute WEGE auf... um manches wirklich exzellent ... nicht zu verdrängen !!!...,
    durchaus nach harter Arbeit mit SICH SELBST.. DAMIT GUT leben zu können,,,

    ABER NIEMALS VERGESSEN könnend...die Erinnerung ist einfach da...

    und mein ... MEIN UNBEHAGEN ... immer wieder ist leider dieses, dass deine Schilderungen... wie man so schön sagt... "mir sämtliche "Knöpfe drückt"... aus-zu-halten... was da durch deine Schilderungen mich an "damals "ERINNERT"...


    Das heisst einesteils,
    DANKE dafür an DICH... ( nicht ironisch gemeint)


    weil ich mir SO VIELES noch einmal ANSCHAUEN MUSS...
    Eben halt noch mehr und mehr mit jetzt zeitlichem Abstand in meine VERGANGENHEIT und eben halt doch NICHT Vergangenheit reinspüren muss...
    All meine Verletzungen , die ICH MIR angetan habe, ansehen muss...
    was für mich nicht sooooo ganz leicht ist, weil ja noch viel mehr Lebens - Veränderungen in mir WACHSEN...
    die auch eine ANSICHT bedürfen...


    und andernteils durchaus bekennend, dass ich zwar für DICH HOFFE, dass deine innere Harmonie und deine lebenssprühende Energie weiter wächst....


    aber eben halt dastehe und denke, dass ich mit Burkard, der eben halt nicht der Mann war, der mir Verletzungen beibrachte, sondern eben half mich mit zu unterstützen auf dem INNEREN WEG meiner und seiner Heilung... real nicht mehr da ist, aber eben halt die zwei Väter...


    Ja, und da ich wahrhaftig nicht erleuchtet bin, ist es eben halt wieder dieses yin- und yang Gefühle... schwarz und weiss in EINEM vereint... ewige Dualität...
    die bei uns beiden ... auch durchaus IN UNS BEIDEN... wohl immer wieder einmal "die Knöpfe drückt"...


    Wenn es geht, liebe Hanna, <3
    das habe ich dir schon einmal geschrieben... vielleicht ein bisschen erspürend, dass viele hier mit ihrem letzten Partner ein gutes Leben geführt haben und deswegen in einer anderen Gefühlssituation sind wie du... Ist auch nicht als Angriff gemeint ...


    Mehr... und über mich und mein Leben schreibe ich in einem anderen thread, eigentlich in zwei, weil ich Burkard morgen zum Geburtstag gratulieren will... für mich im anderen Sein... in FRIEDEN...


    DANKE DIR für dein durchlesen... und eben halt DU als meine "Knöpfe " Drückerin....
    aber es geht dadurch tiefer und tiefer und eben halt dadurch auch mehr und mehr los lassend könnend...


    LICHT und LIEBE und KRAFT für uns beide und ALLE hier... deine/eure Amitola

  • Liebe Amitola,


    wieder einmal zu nächtlicher Stunde nachdem ich mich nicht wirklich für die Dokumentation von Antonia Rados großartig begeistern könnte - im Gegensatz zu derer die sie einst über die beiden salafistischen Schwestern machte. Vielleicht auch nur weil meine eigendlichen Gedanken ganz wo anders kreisten.


    Wenn ich über meine Situation erneut geschrieben habe ist Dem eigendlich nur weil sie leider eben so ist wie sie ist. Nicht um "Knöpfe zu drücken" oder unter all Denen die aufrichtige Gründe haben mit ganzem Herzen zu trauern partout aus der Reihe tanzen zu wollen. Wenn Du wüßtest was ich dafür gegeben hätte ebenso tief und innig um meinen Mann trauern zu können - wie es eben die Meisten tuen die ihren Lieblingsmenschen verabschieden mußten.


    Dennoch fühlt es sich gut an in Dir einen Menschen gefunden zu haben der es versteht wie sehr belastend es sein kann immer wieder Alles hinterfragen zu müssen bis irgendwann klare Antworten gefunden sind. Du kannst sicher sein das ich es nicht wegen irgend einer Form von Masochismus tue, sondern weil es eben schon immer in meiner Natur lag mich nur mit "ja" und "Amen" abzufinden. Nicht zu vergessen das ich es mir bestimmt nicht freiwillig ausgesucht hatte selbst in der "Trauer" ziemlich aus der Reihe tanzen zu müssen. Kann es nicht in Worte fassen wie schön ich es gefunden hätte wenn dem nicht so wäre und bin gewiß nicht stolz darauf daß das Ende meiner Ehe sich ließt wie ein schlechtes Drehbuch für "Tatort" entwickelte.


    Wenn ich so viel über meine Situation geschrieben habe war es gewiß nicht um Andere zur Beklemmnis zu zwingen, sondern eher um zu zeigen das der Tod manchmall auch ein sehr anderes Gesicht mit sich bringen kann als "nur" den liebevollen Herzschmerz. Das es eben auch Menschen gibt bei denen Trauer nicht dem üblichen entspricht - und Das ist gewiß nicht zynisch gemeint. Nicht umsonst gibt es ja bis heute diese Richt-
    linie das es ein absolutes No-Go ist schlecht über einen Verstorbenen zu reden.


    Auch wenn ich nun irgendwie euphorisch in meinen Postings klingen mag belastet mich sehr schwer die Erkenntnis das ich im Grunde nur Glück hatte das mein Mann nie den Mut hatte mich wegen des lausigen Geldes irgendwann kalt zu machen - obwohl es zur Zeit unserer Trennung zwei Versuche gab die aussehen sollten wie ein doofer Haushaltsunfall. Nur gut das meine Schutzengel Überstunden schoben und ich nach den ersten paar sehr ernst gemeinten Drohungen 4 Augen entwickelte.


    Liebe Amitola, wenn Du wüßtest wie sehr ich es Dir von ganzem Herzen gönne Deinen Burkhard liebevoll gedenken und feiern zu können. Wie sehr ich es Dir gönne eine sehr tiefe und emotionale Trauer leben zu dürfen. Fragst Du mich hat mein sich nun erneut völlig verändertes Hier und Heute jede Menge frische Lebensfreude aber leider auch einen sehr bitteren Beigeschmack. Wie Du ja weißt habe ich seit seinem Tod unendlch viel verarbeiten müssen, und so hoffe ich das die Zeit mich auch davon befreien wird.


    Anbei gesagt, hatte ich ja seine beiden ältesten und besten Freunde zum 23. Juni nach Berlin eingeladen. Nun ja, das habe ich inwzischen abge-
    sagt und zu meiner freudigen Erleichterung sehr viel Verständnis erhalten.


    Liebe Amitola, ich könnte Seiten füllen um Dir adequat auf Dein Posting zu antworten aber das würde den Rahmen des Forums sprengen. So schließe ich nun Dir eine gute Nacht und viel Kraft für die kommenden Tage wünschend,


    Hanna

  • Ja, machen wir uns wie ALLE HIER, auf unseren INDIVIDUALISTISCHEN Weg...


    ZUSAMMEN
    und dennoch auch immer alleine ..
    manchmal schon durchaus ALL-EINE

  • Liebe Amitola,


    klar ist es manchmal sehr schön gute Begleitung auf dem Weg zu haben, aber vermutlich wirst Du mir recht geben, ist es andere Male auch gut so manchen Schritt nach Vorne alleine zu gehen.


    Manchmal schon alleine aus dem Grund um heraus zu finden wo die eigenen Grenzen liegen und ob und in wie fern sie sich unterwegs verschoben haben. Ich weiß nicht ob Du selbige Erfahrung schon gemacht hast, aber oft glaubt man sich selber gut zu kennen, blos um irgendwann zu ent-
    decken das man "nur" den Menschen kennt der man einmal war. Samt Fehlern, Ängsten und Grenzen. Fragst Du mich ist es mir so oft genug ergangen seit mein Mann pflegebedürftig wurde und erst recht nach seinem Tod. Damit meine ich das ich mich plötzlich in Situationen befand die ich tatsächlich mit mir ganz alleine ausmachen mußte. Habe im Nachhinein dann so manches Mal gestaunt das ich Dinge vollbracht hatte die ich mir einst nie zugetraut hätte.


    Anbei gesagt macht es mich heute glücklich das ich Post von seinen beiden Freunden erhalten habe, und diese meine Begründung verstanden haben warum nun der 23. Juni kein großartiger Event werden wird. Das rechne ich ihnen sehr hoch an, das sie ja nur die Sonnenseite meines Mannes kannten und von Anfang an keinerlei Ahnung hatten was er wirklich für ein Mensch war.


    Es mag egoisitisch klingen, aber dieses Gefühl der Befreiung scheint inzwischen doch keine Eintagsfliege mehr zu sein, denn heute habe ich mir zum ersten Mal einen kleinen Shopping Tag gegönnt ohne auch nur ein einziges Mal dabei an ihn zu denken. Habe mich einfach nur total ent-
    spannt und auf sehr genüßliche Weise treiben lassen. Ach Amitola, es fühlt sich einfach nur riesig gut an nach all dem vielen Stress und den vielen Belastungen endlich etwas Ruhe gefunden zu haben. Und wieder an Anderes denken zu können wo ich fast jeden Monat seit seinem Tod gucken mußte wie ich finanziel über die Runden kommen werde, Dank der vielen juristischen Kosten die immer wieder auf mich zukamen.


    Dir einen schönen restlichen Abend und alles Liebe dazu,


    Hanna

  • Liebe Hanna, <3


    ja, es ist überhaupt keine Frage...In allen Dingen..
    LETZT-END-LICH müssen wir alle UNSERE Entscheidungen ALLEINE treffen... MEISTERN... und unsere INNEREN Ressourcen sind wahrlich sehr gross, gerade in Zeiten , wo eine Kreativität gefordert wird...
    und mit Kreativität meine ich nicht im künstlerischen Sinne, sondern eben im Alltäglichen...


    dennoch ...


    Es ist für jeden... auch für dich, liebe Hanna, <3
    GUT, FREUNDE und WEGGEFÄHRTEN zu haben, die einem Kraft, Mut und auch durchaus Motivation schenken...
    und zwar REALE... Baue dir ein Freundschaftsnetzwerk auf ( deine Hospizbegleiterin ist ja schon mehr eine Freundin) ...


    Ich würde natürlich nicht nur Pinsel und Farbe in die Hand nehmen um die ENERGIE , die meiner Meinung nach in dem Haus immer noch ist ... "zu vertreiben"...
    aber ich weiss ja, dass du nicht angetan bist von allem ...lächel ..."esoterischen"...


    Es ist immer wie es ist...
    Einem WANDEL von AUSSEN , folgt immer ..oder gleichzeitig... der Wandel von INNEN...


    Ich wünsche dir ein


    great roar in your inner being ... in your heart,... the roar of FREEDOM...


    deine Amitola


    die immer von sehr realen Gewittern und Regengüssen heimgesucht wird...

  • Liebe Amitola,


    Du hast ja so sehr recht bei all Dem was Du sagst, und auch wenn es manchmal nicht wo wirken mag bin ich sehr dankbar das es auch mir gut gesonnene Menschen in meinem realen Leben gibt. Wie Du es erkannt hast, z. Z. noch die intensivsten Verbindungen mit meiner Hospizfreundin und seit einiger Zeit mit meiner Mutter.


    Wenn es noch nicht so geklappt hat mit dem Aufbau eines kleinen sozialen Netzwerkes in der realen Welt ist dem eigendlich nur so weil ich durch die ganze englische Nachlaßgeschichte und die viele Arbeit die das Haus noch liefert nicht den Kopf für Anderes frei gehabt habe. Ich weiß nicht ob Du Das verstehen kannst, aber ich gehöhre nun 'mal leider zu den Menschen wo erst einmal zuhause Alles stimmen muß ehe es raus in die weite Welt geht.


    Wo gerade das Thema "Visionen und Träume" im Gange ist, würde ich an diesem Punkt gerne hinzu fügen daß es einer meiner Träume ist am Ende dieses Jahres sagen zu können ... daß das Haus nun so gestaltet ist wie ich es gerne hätte als MEIN zuhause, mein Ruhepol, meine Friedensoase in der sich auch Besucher riesig wohl fühlen würden. Wenn ich nun so viel Zeit mit dem Renovieren und Verändern verbringe ist dem nur so weil ich eben Alles komplett alleine mache und leider nur 2 Hände habe und nur so viele Stunden am Tag zur Verfügung.


    Immerhin entdeckte ich heute das die alte und sehr herunter gekommene heimische Volkshochschule Anfang September in einem komplett saniertem neuem Gebäude eröffnen wird, und ich bin gespannt was sie für tolle Kurse anbieten wird. Für mich nicht nur ein Weg der Weiterbildung oder des Entdeckens eines neuen Hobbies, sondern auch als eine gute Chance unter gleichgesinnte Menschen aus meiner Umgebung zu kommen. Bin leider Keine die wahllos irgend welche Menschen anquatscht wenn in der Stadt unterwegs, hoffend das es passen könnte. Vermutlich weil ich schon vor meiner Heirat meinen Bekanntenkreis stehts durch Beruf oder bei Kursen auf der Abendschule kennen lernte.


    Aber wie schon gesagt, ist es jetzt erst einmal mein Ziel mein Haus so weit zu schaffen das ich nach meiner kommenden großen Winterreise nicht wieder auf eine halbe Bausstelle heimkehre und sich dann das nächste Jahr erneut genauso gestaltet wie das gegenwärtige. Anbei ge-
    sagt arbeite ich nun nicht mehr wie eine Wilde daran um die Vergangenheit wegzumalern, sondern um es mir selber richtig schön und gemütlich zu machen. Erst recht seit dem ich das Haus nicht mehr als "unser" Haus sondern sehr al "mein" Haus angenommen habe.


    In diesem Sinne, auf daß das Gepolter Dich gut schlafen lassen wird. Dir alles Liebe,


    Hanna

  • Liebe Hanna <3


    Das hört sich gut an, ABER ich würde das HAUS AUSRÄUCHERN. Die Energien sind trotz neu streichen da!


    Dazu eine Geschichte: Wir hatten mal in der Schweiz eine Haushälfte gemietet gehabt. Dort hat es ein Zimmer gegeben, in dem man sich einfach unwohl gefühlt hat. Als meine Schwester dort übernachtet hatte, war es ihr unheimlich in dem Zimmer. Die Tür ging ab und zu in der Nacht auf und zu und das Licht an und aus.
    Wir haben dann von der Nachbarin gehört, dass dies das Zimmer von einem Mann war, der dort gestorben ist. Desweiteren war es später das Zimmer eines Kindes, das sich dort versteckt hatte, weil der Vater die Mutter geschlagen hatte. An sich hat der Vater der Nachbarin erzählt, dass er nur einen hoch kriegt, wenn er die Frau schlägt........ Einfach auch nur schlimm......


    Ich will damit sagen: AUSRÄUCHERN! Energien, Erinnerungen, Erlebnisse der vorherigen Menschen, die irgendwo gewohnt haben, BLEIBEN.


    Und liebe Hanna.. bitte nimm es an... Gehe zu einer Psychotherpeutin. Du fühlst Dich zwar gut und Dir geht es zwar gut ABER die Verletzungen sind tief in Dir drinnen und schlummern dort...


    Liebevolle Umarmungen <3


    Katarina

  • Liebe Katarina,


    laß Dir erst einmal danken für all Deine gut gemeinten Ragtschläge, die ganz sicherlich von der Tiefe Deines Herzens kamen. Mit großer War-
    scheinlichkeit auch gut zutreffend und helfend für recht viele Menschen in meiner Situation, aber wirklich nicht zu mir passend. Und das meine ich ganz gewiß nicht in aufmüpfiger, hochnäsiger Weise.


    Was das Haus betrifft ... ist nun wirklich keine Ecke mehr geblieben die sich nicht gut anfühlen würde. Das fängt damit an das ich das große Glück im Unglück hatte das sich weder sein Todeskampf noch sein Ableben in diesen Wänden abgespielt hatte. Wo es mich einst noch so große Überwindung gekostet hatte seinen Hospizkoffer zu leeren und seine Sachen zu entsorgen bin ich nun an einem Punkt angekommen wo all Das was noch von ihm übrig geblieben ist nur noch als leblose Objekte betrachte die auf den Entrümpler warten. Es mag völlig verdreht klingen, aber seitdem ich erkennen mußte wie wenig ich ihm jeh bedeutet hatte, sind irgendwie all die noch übrig gebliebenen Gefühle die ich noch für ihn hatte wie abgestorben. Der Grund warum ich nun auch keinerlei Beziehung mehr dazu habe das auch er einst in diesem Haus gelebt hatte - unterstützt davon das ich so sehr viel verändert habe das kaum noch etwas an ihn erinnern würde.


    Nun ja, und was das Kharma im Haus betrifft hatte ich ja seit seinem Tod so manchen Besuch, und immer wieder wurde mir nicht unbedingt gesagt wie schön und toll Alles geworden war - sondern wie unendlich wohl man sich in der überall herrschenden entspannten und gemütlichen Atmosphere fühlt. Für mich persönlich eigendlich das größte Kompliment was man mir machen könnte um mir zu vermitteln das in diesem Haus wieder ordendlich gelebt wird.


    Was den Besuch bei einer Psychotherapeutin betrifft sehe ich ehrlich gesagt keinen wirklichen Grund dazu, denn letztlich weiß ich ja wo die Wurzeln meiner seelischen Probleme liegen, wo und wie sie angefangen haben. Auch da kann ich Deinen gut gemeinten Ratschlag sehr verstehen, aber Du mußt wissen das ich mich schon immer sehr mit all dem was mir wiederfahren ist auseinander gesetzt habe, anstatt die oft extrem häßlichen Erlebnisse zu verdrängen oder sie mir gar schön zu reden. Etwas was mir dabei sehr geholfen hatte war das sehr regelmäßige Führen eines Tagebuches. Im Sinne das ich meine "Analyse" quasi jeden Abend oder jede Nacht - jeh nach Möglichkeit - gemacht habe anstatt abzuwarten bis Alles einen unüberschaubaren Punkt erreicht hatte.


    So hatte mich diese letzte irre Entdeckung erst einmal ordendlich aus den Fugen gehebelt, aber mit jedem neuen Tag merke ich auch das ich immer besser damit umgehen kann. Vermutlich weil so viele Fragen die mich sehr schwer belastet hatten plötzlich auf einen Schlag ihre Ant-
    worten gefunden hatten. Nach dem Motto ... was ich weiß macht mich nicht mehr heiß. Ich weiß nicht ob Du Das verstehen kannst, aber irgend wann wird man es auch sehr sehr müde immer wieder all Das was einst gewesen ist abzurufen und darüber herum zu grübeln. Besonders wenn man bedenkt das sich Nichts davon mehr ungeschehen machen läßt.


    Liebe Katarina, ich kann nur ahnen wie schwer es sein muß für Jemanden der selbiges nicht erlebt hat meine Einstellung dazu zu verstehen. Immerhin gäbe es genug Frauen die an Vielem was ich durchgemacht habe zerbrochen wären oder wirklich professionelle Hilfe brauchen würden um ihre Gefühlswelt wieder in den Einklang zu bekommen. Wenn ich letztlich doch nun recht gut mit dieser sehr grausigen Vergangenheit und einer ebenso grausigen Erkenntnis klarkomme vermute ich das ich möglicherweise schon immer einen viel größeren Lebensmut in mir hatte als es mir jeh bewußt war. Ein Lebensmut der mir immer wieder den Weg nach Vorne zeigte und mich dazu brachte mich stehts erneut aufzurappeln und los zu marschieren - egal wie groß und aussichtslos die Kriese war die vor mir stand. Ich will es gewiß nicht an die große Glocke hängen, aber oft glaube ich das ich den Kampf gegen meinen Mann nur immer wieder gewonnen habe weil er ein Draufschläger und ich eine Strategin war.
    Er wild um sich brüllend und schlagend. Ich still schweigend einen Plan A und B schmiedend wie das Kind aus dem Brunnen zu hohlen sein könnte.


    Und zu guter Letzt, liebe Katarina, hast Du mich ja als einen sehr pragmatischen Menschen kennen gelernt, der eher selbst den grausigsten Wahrheiten eher ins Auge schaut anstatt sie zu verdrängen oder sie sich schön zu reden. So bin ich nun gespannt was die ganz große dicke externe Festplatte hergeben wird die mein PC Doktor heute zufälligerweise hinter einer Menge Leizordner entdeckte als er mir half endlch 'mal den ganzen Kabelsalat an seinem Schreibtisch auszusortieren.


    So schließe ich nun Dir einen tollen restlichen Tag wünschend und alles Liebe dazu, um zu schauen was ich noch dem heutigen Tag abgewinnen kann,


    Hanna

  • Liebe Indian Summer,


    ich möchte Dich ganz gewiß gewiß nicht auf den Schlips treten da ich weiß das all Deine Worte herzensgut gemeint sind, aber wenn ich nun meine Zukunft in meinem Haus sehr anders sehe ist dem wohl so weil ich kein abergläubischer Mensch bin. Und wie Du ja durch vergangene Postings weißt bin ich auch nicht für Esotherik, Mythen und großartige Theorien über das Jenseits zu haben.


    Was das Kaufen auf Flohmärkten betrifft kann ich Dich nun vielleicht ein wenig zum Lachen bringen. Wie Du ja weißt habe ich viele Jahre in England gelebt, und konnte mich von Anfang an sehr schnell für die dortigen Flohmärkte begeistern. So war es für mich selbstverständlich das unser erstes gemeinsames Haus fast komplett secondhand eingerichtet wurde. Nicht aus Geiz, sondern weil ich auf diesen Flohmärkten oft echte Hingucker und Unikate ergattern konnte, die ohne Zweifel so manches Mal mit großer Warscheinlichkeit aus einem Nachlaß stammten. Teile die mir so gut gefallen haben das ein großer Teil davon mit umgezogen wurde als wir unser Haus in Berlin kauften. Nicht zu vergessen das ich zeit-
    weise in einem Secondhand Laden aushalf und so manches Mal ganze Kisten voller Nachlaß aussortieren mußte, bzw. Müll, Reißwolf oder noch gut genug um es verkaufen zu können. Vermutlich auch ein Grund warum ich bis heute kein Problem mit Sachen haben die schon einmal ein ganzes Leben erlebt haben.


    Schon gar nicht mein Haus, denn nüchtern betrachtet war es MEIN Haus von Anfang an. Ich entdeckte es auf dem Immobilienmarkt im Internt, war die Jenige die den Kauf zweisprachig durchboxte, und die Jenige die aus etwas ziemlich heruntergewirtschaftetem mit eigenen Händen ein schönes Zuhause erschaffte. Mein Mann dagegen lebte hier meist nur wie in einem der vielen Hotels wo er letztlich mehr Zeit durch seinen Beruf verbracht hatte als zuhause. Ja, und als er in Rente ging dachte er nur noch daran es zu verkaufen um sich mit dem Erlös ein schönes Leben ohne mich zu machen. Liebe Indian Summer ... wie Du siehst war ich es die von Anfang an eine echte Liebesbeziehung zu diesem Haus hatte und immer wieder dafür kämpfte es nicht zu verliehren. Folgedessen kann ich es heute kaum in Worte fassen wie glücklich ich bin das ich es mir erhalten konnte, und mein Leben darin nun ordendlich genießen kann weil es voller Frieden und Gemütlichkeit steckt.


    Abgesehen davon würde ich es auch aus finanziellen Gründen nicht verkaufen, da in ca. 10 Jahren der Kredit getilgt sein wird und mich dann ständig steigende Immobilienpreise und Mieten nicht mehr betreffen werden. Ich sehe es ja wie immer mehr Menschen ihr Zuhause verliehren weil die Gebäudeeigentümer plötzlich andere Pläne damit haben, oder weil sie auf einmal sich die erneut gestiegene Miete nicht mehr leisen können. Nicht zu vergessen das Immobiliensuche hier in Berlin immer schwieriger geworden ist Dank der vielen Zuwanderer - und damit meine ich gewiß nicht die Migranten aus der Ferne.


    Vermutlich wirst Du das nicht nachempfinden können, aber ehrlich gesagt ist mein Haus mein ganzer Stolz. Weil ich es von Anfang an geliebt habe und weil ich es geschafft habe es mir nicht wegnehmen zu lassen. Liebe Indian Summer - das war ein Kampf über den ich ein dickes Buch schreiben könnte.


    Dir noch einen schönen Abend und liebe Grüße,


    Hanna

  • Liebe Monika,


    Das mag schon möglich sein was den Schal betrifft, aber den gibt es schon lange nicht mehr - genauso wie der Rest seiner gesamten Gardrobe. Auch wenn es mir damals sehr schwer fiel bin ich heute froh das ich Alles schon recht bald nach seinem Tod restlos entsorgte. Ja, das einzige was noch verblieben ist sind seine Büromöbel, und sein PC, die demnächst auch weg sein werden. Für mich heutzutage nur noch leblose Objekte die mir so lange im Weg stehen herum stehen werden bis die Entrümpler ihr Werk vollbracht haben. Dies sobald ich es endlich geschafft habe seinen sehr großen Büroschrank komplett zu leeren, da er noch voller Papierkram steckt den er darin aufbewahrt hatte.


    Ja, liebe Monika, ich habe gewiß eine sehr grauenvolle Zeit hinter mir, aber ich denke das man auch Das irgendwann loslassen muß um wieder gut nach Vorne gucken zu können. Ich weiß nicht ob Du Das verstehen kannst, aber die letzte Entdeckung über seine Gesinnung ließ eigendlich Alles was davor geschehen war ziemlich verblassen. Ehrlich gesagt war es der Paukenschlag meines Lebens und wenn ich heute darüber nach-
    denke quält mich eher eine riesige Fassungslosigkeit an Stelle von Enttäuschung oder gar Herzschmerz. Es ist so ein dumpfes Gefühl was mich weder darüber lachen oder weinen oder gar Wut empfinden läßt. Ja, es kommt mir halt immer wieder vor als ob ich einfach nur doof geträumt hatte - bis ich erneut auf diese Unterlagen schaue um mir die Realität der Dinge vor Augen zu halten.


    Vielleicht wirst Du mir da recht geben wenn ich Dir sage das ich dennoch zuversichtlich bin das mit dem Vergehen der Zeit auch diese Geschichte in meinen Gedanken verblassen wird - wie schon so recht Vieles was mich am Anfang so schwer belastet hatte. Wie z. B. die grauenvollen Flashbacks, die Alpträume und es nicht wirklich fassen können das er tatsächlich gegangen war. Vielleicht weil ich mich immer wieder auf sehr bewußte Weise meinen Ängsten gestellt habe, anstatt sie zu verdrängen. Und wie Du siehst, wäre es nun sicherlich der einfachere Weg das gewisse Dokument in den Keller zu versenken, anstatt es mir immer wieder anzuschauen bis die Realität der Dinge wirklich gesackt ist - und entgültig abgehakt werden kann.


    Abschließend sagend ... ja, von sehr tiefen Wunden trage ich genug mit mir herum, aber letztlich habe ich beschlossen es ihnen nicht zu ge-
    statten mir mein Hier, Heute und Morgen schwer zu machen wenn es darum geht Menschen zu begegnen, mir Neues zuzutrauen oder meinen Kurs völlig zu ändern.


    Dir eine gute Nacht verbunden mit vielen lieben Grüßen aus Berlin - z. Z. irre schwül, klebrig und ungemütlich,


    Hanna