Habe meine Frau verloren.

  • Lieber Chris


    Bei mir war es am 17. Dezember genau ein Jahr her und die Woche davor.. die Tage davor waren schrecklich. War total im Ausnahmezutand. Doch ich merke, dass es langsam besser wird... ich wieder immer mehr und mehr zu meiner Energie komme... nicht soooo ganz wie früher... aber spüre den Anfang.


    Es wird besser Chris... und was ich noch anfügen will..... Sie haben auch für uns gesorgt ..


    Liebe Grüsse


    Katarina

  • Gestern war wieder ein ganz seltsamer Tag.
    Ich war am vormittag mit vielen Dingen komplett abgelenkt.
    Arbeit und anderem. Ich war richtig gut drauf. Als ob nie etwas passiert wäre.
    Und dann... beim heimfahen von der Arbeit hat mich alles umso mehr wieder eingeholt.
    In der zweiten Tageshälfte war ich dann wieder völlig wie erschlagen. Obwohl
    der Tag eigentlich ausgefüllt war.


    Ich hoffe weiter auf Besserung. Und ich weiss, es wird nie mehr so wie früher werden.
    Eine schlimme Erkenntnis.


    liebe Grüsse, Christoph

  • Lieber Chris,


    Ja das kenne ich auch nur zu gut , da läuft alles für ein paar Stunden und aufeinmal holt es einen wieder ein und dann kommt das schmerzhafte , es wird nie mehr so wie es war und dann denkt man an lauter Kleinigkeiten sei es auch nur eine Bemerkung wo der geliebte Mensch mal zu etwas gemacht hat und alles ist wieder schmerzhaft und traurig. Man fühlt sich erschöpft und kaputt .
    Ich hoffe auch das diese Momente weniger werden und vertraue einfach darauf.
    Lg Petra

  • Liebe Petra ,lieber Christoph
    Es stimmt mit der Zeit lernen wir mit unseren Schmerz umzugehen,weil der Spruch die Zeit heilt alle Wunden mir nicht so gefällt.
    Und wieder habt ihr recht mit der Aussage es wird nie mehr so sein wie es war.
    Jetzt müssen wir ein neues Leben zu leben lernen,wobei wir jedoch auch sehen ,merken ,spüren können,daßdieses neue Leben,schöne schönere ,noch nie dagwesene Stituationen,Menschenoder Ereignisse zu uns bringen kōnnen.
    Wenn wir bereit sind dafür und nicht früher,dies entscheidet jeder für sich selber.
    Darum weist euren Lieben einen Platz im Herzen zu und tragt ihn mit euch.Doch der Rest gehört euch für euer neues leben,carpe diem,vivet anima tua
    das wúnscht euch und uns allen
    Wolfgang :2:

  • Lieber Wolfgang ,


    Du hast wirklich recht der Spruch die Zeit heilt alle Wunden ist in dieser Situation grotesk . Ja ich vertraue einfach darauf das es besser wird und ich glaube auch Christoph, ich muss jetzt für meine Person sagen es ist eine kraft vorhanden die einen hilft ich Weis woher diese kommt und bin auch froh darüber und auch Christoph wird diese kraft bemerken . Du hast auch absolut recht der Zeitpunkt ist für jeden individuell und von aussen nicht bestimmbar .


    Lg Petra

  • Ihr Lieben,
    die Zeit heilt keine Wunden - doch sie hilft, das Schreckliche aus dem Mittelpunkt zu rücken.


    Besonders in der ersten Zeit, wenn Erleichterung spürbar ist, kommt die Trauer wie ein Tiger zurück, springt dich hinterrücks mit voller Wucht an und dann ist da auch noch die Sehnsucht nach der Erleichterung. Doch es ist ein erstes Anzeichen dessen, dass das Leben irgendwann wieder schmerzfrei sein wird. Ich vergleiche es gerne mit einer Wunde. Wenn sie gut verbunden und gerade mal nicht schmerzt, dann ist die Freude große - es wird doch besser. Dann kommt eine blöde Tischkante oder sonst was in den Weg und der Schmerz schein stärker als je zuvor.


    Es wird leichter - es wird besser - nie mehr wie vorher - und es wird irgendwann wieder gut werden. Auch wenn dieser Gedanke heute sicher noch schmerzt.


    Euch allen, sorgt gut für euch, ihr seid verletzt. So wie ihr euren Körper verarzten würdet, pflegen würdet, so sorgt jetzt für eure verwundete Seele.


    Alles Liebe und einen angenehmen Wochenstart.
    Astrid

  • Liebe Astrid,


    Ich suche andauernd nach Dingen, wo ich in meinem aktuellen Leben Vorteile hätte gegenüber früher.
    Nur kann ich diesbezüglich nichts finden.
    Ich könnte tun und lassen was ich will, könnte mir finanziell vieles leisten. Nur hat das für mich
    überhaupt keinen Stellenwert - und das nach einem Jahr. Das versteht niemand aus meinem Umfeld.
    Manchmal auch ich selbst nicht. Umso wichtiger ist es für mich, wenn ich hier auf Verständnis stosse.


    Ich bin immer noch in dem Zustand, wo ich von einem Tag zum nächsten lebe - bis auf ganz wenige Ausnahmen...wenn ich wieder jenen Menschen treffen kann, der mir ganz wichtig geworden ist.
    Und nur in dieser (leider kurzen) Zeit bin ich wirklich in der Lage, mal komplett abzuschalten
    und diesen Rucksack für eine Weile abzulegen.


    liebe Grüsse, Christoph

  • Ich bin immer noch in dem Zustand, wo ich von einem Tag zum nächsten lebe



    Schritt, Schritt, Besenstrich sagt Bepo der Straßenkehrer bei Momo. Du darfst nie die ganze Straße sehen sondern immer nur den nächsten Schritt, Schritt, Besenstrich und dann ist auch die längste Straße sauber.


    und dann gibt es die Momente auf die du dich freuen kannst, auch wenn er nur eine kurze Zeit dauert.


    Sich etwas zu leisten - ja das kann ich mir vorstellen, dass das an Stellenwert verloren hat. Doch dir selber etwas Gutes tun und dabei nicht darauf achten müssen, was es kostet, kann auch wohltuend sein.


    Ich wünsche dir viele Genussmomente.
    Lg. Astrid.

  • Liebe Astrid, lieber Chris...


    darf ich kurz was dazu schreiben? Den Beppo, den kenne ich auch (meine Mutter hat ihn gerne zitiert wenn ich mich nicht "raus sah"). Chris, wie du deine Gefühle beschreibst, das ist mir oft vertraut, und alleine es zu lesen ist schon hilfreich - darf ich das so sagen?
    Ich hoffe du hattest einen guten Tag...


    eine verrückte Idee vielleicht... wenn du es gewesen wärst der voraus gegangen wäre
    und deine geliebte Frau wäre noch da, würdest du für sie nicht wollen, dass sie sich gutes tut
    dass sie sich etwas gönnt, einmal abschaltet, genießt?


    :) Nur so ein Gedanke...
    Hoffe die Einmischung ist nicht störend
    liebe Grüße und schönen Abend noch,
    Malena

    Die Wahrheit triumphiert nie, nur ihre Gegner sterben aus (Max Planck)


    rilke.de/briefe/160703.htm


    VORÜBUNG FÜR EIN WUNDER


    Vor dem leeren Baugrund
    mit geschlossenen Augen warten
    bis das alte Haus
    wieder dasteht und offen ist

    Die stillstehende Uhr
    so lange ansehen
    bis der Sekundenzeiger
    sich wieder bewegt

    An dich denken
    bis die Liebe
    zu dir
    wieder glücklich sein darf

    Das Wiedererwecken
    von Toten
    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • Liebe Malena,


    Nein, das ist keine störende Einmischung. Ganz im Gegenteil.
    Ich bin über jede Nachricht erfreut und dankbar.


    Diese Frage hab ich mir auch schon gestellt. Natürlich würde ich umgekehrt wollen,
    dass meine Frau wieder glücklich wäre.
    Ich weiss nur nicht, ob und wie sie es geschafft hätte. Sie hatte oft fast panische Angst, mich zu verlieren,
    dass mir etwas zustösst. Dass SIE allein übrig bleibt.
    Und jetzt passiert es mir - das ist wirklich manchmal unerträglich für mich.
    Wenn ich darüber nachdenke, werde ich dabei fast verrückt.


    Ich bin sicher, JEDE(R) - inklusive mir - wäre froh darüber, wenn ich wieder glücklich bin.
    Nur fällt es so unendlich schwer, wenn man so vieles nicht mehr gemeinsam erleben kann
    und alle Pläne für die Zukunft zunichte gemacht sind.



    Liebe Grüsse, Christoph

  • Lieber Chris,


    Ich kann dich verstehen, das man auch keinen Spaß mehr an irgendetwas empfindet und alles leer ist . Da hilft kein Geld denn was ist schon alles egal was man unternimmt wenn der liebste Mensch den man hatte es nicht mit einem teilen kann. Aber versuche wenigstens dich mit einem guten freund dich zu treffen besonders am Samstag und Sonntag ist das ganz wichtig. Denn da hatte man so seine rituale und wenn da dann alleine ist das ist besonders schmerzhaft .
    Lg Petra

  • Liebe Petra,


    Es ist vielleicht dumm von mir - aber.
    Manchmal bin ich lieber allein als unter "normalen" Menschen.
    Ich tu mir immer noch schwer, mich an ganz alltäglichen Dingen zu erfreuen.
    Das erschwert auch die Kommunikation mit Freunden. Die erzählen mir dann
    manchmal Dinge, die ich gar nicht hören will.
    Nicht dass ich anderen Menschen ihr Glück nicht gönnen würde. Natürlich tu ich das.
    Nur sind das für mich jedesmal Stiche ins Herz. Tut oft noch mehr weh, als das zuhause bleiben.



    Liebe Grüsse, Christoph

  • Lieber Christoph ,


    Das kann ich verstehen, ja manches Mal erzählen auch Freunde dinge die wie tiefe schnitte ins Herz sind ohne das Sie es wollen . Mach einfach wie du es meinst nur dann fühlt man sich wohl . Aber das kenn ich auch da würde man dann am liebsten weglaufen, ich gönne jedem sein Glück aber trozdem tut es mir unendlich weh das , das jetzt bei mir vorbei ist. Ich tue mich sehr schwer am Wochenende alleine zuhause zu bleiben, aber ich muss sagen ich habe eine Freundin seit 35 Jahren die auch alleine und Witwe ist , allerdings schon seit 10 Jahren , das ist auch eine andere hausnummer sie hat sich an das alleine leben gewöhnt ohne Partner , allerdings versteht sie mich wenn ich erzähle wie schwer mir alles fällt. Das tut dann schon gut , mit Familien kann.ich im Moment überhaupt nicht das schmerzt zu sehr . Das alltägliche sich zu erfreuen schaffe ich auch nicht so richtig , man tut halt was man tuen muss aber nicht mit Freude .
    Mitfühlende Grüße
    Petra

  • Petra, du schreibst von tiefen Schnitten ins Herz, bei der Begegnung mit anderen Menschen. Ja, die gibt es und wir wissen alle, dass die Menschen das ja eigentlich nicht wollen. Wie geht es dir/euch mit den Belanglosigkeiten, über die oft geredet wird? Die dann zur Katastrophe gezeichnet werden: z.B.: stell dir vor, mein Küchentisch hat eine wahnsinns Delle, weil mein Sohn mit einem Hammer voll drauf geklopft hat. Ich weiß gar nicht, was ich jetzt tun soll. Ich muss unbedingt einen neuen Tisch kaufen. Und das ist so sinnlos....


    Würde mich interessieren.
    Lg. und einen der besseren Abende und Nächte wünscht euch allen
    Astrid.

  • Liebe Astrid,


    Das kann ich dir sagen ich werde dann äusserst einsilbig und sage und denke hast du keine anderen Probleme , scheinbar nicht sonst wäre das nicht so wichtig für dich. Ja so bin ich und ich habe inzwischen wenig verständnis für solchen alltagskram , bin da auch nicht der richtige gesprächspartner . Allerdings halte ich mich eh fern von den menschen die nur in ihrer heilen Welt leben., denn sosehr ich ohne das auch gönne das muss ich mir nicht geben . Ich verbringe meine Zeit nur noch mit Menschen die mir nicht solchen kram erzählen, sind zwar nicht mehr viele aber mir genügen diese wenigen Menschen .
    Lg Petra

  • Lieber Christoph,


    das kann ich gut verstehen. Ich habe zunächst mir auch "nur" ein paar Stunden bei der Therapeutin gegönnt, die auch meine Mutter begleitet hat. Das hat wirklich gut getan.
    Man hätte mir z.B. eine Opernkarte geschenkt, die wollte ich gar nicht annehmen. Auch das unter Leute gehen wird erst langsam wieder, dabei fühle ich mich wie ein stotternder Motor, manchmal zu viel, manchmal zu wenig, selten noch stimmig.


    Das Gefühl irgendwo in einem anderen Film zu sein, und ja, die banalen Probleme - wie gehe ich damit um? stören mich gar nicht so, ich erinnere mich dass ich die auch hatte (und tlw. tut es auch gut sie noch zu haben). Was echt weh getan hat war zB eine Kollegin beim gemeinsamen Keksbacken und ich sage "ach, ich bin froh dass wir das machen denn dieses Jahr, wo meine Mutti nicht mehr lebt hätte ich das alleine nicht geschafft" und fast hektisch kramt sie ihr Handy hervor und quasselt von ihrer tollen Mutter und wie spitze die ist und dass sie einen U-Tube Kanal hat wo sie zeigt wie man Brot bäckt und und und...ja, ich habe es ihr gegönnt, und ich glaube wohl dass es einfach die Angst war, ihre eigene Mama zu verlieren die sie abgewehrt hat wie ich vermute - ist ja auch voll ok - aber weh getan hat es trotzdem.
    Und wer weiß in welche Fettnäpfchen ich so reinstapfe?


    Ich schluck dann halt einfach kurz und denke mir: besser nicht drüber sprechen, oder wirklich nur mit Menschen die das auch aushalten. Und rede dann halt auch irgend ein belangloses Zeug, einfach Hirn ausschalten und Autopilot :) jaja, Alltag ist Funktion, so wie Eislaufen, man übt es fällt hin und steht auf und fällt noch mal hin und irgendwann kann man wieder gleiten wie ich hoffe, nur glücklicherweise bleiben einem die fleischfarbenen Kostüme erspart :) .
    Und vielleicht ist das das Mühsame: das Gefühl zu haben andere mit dem eigenen Todesfall nicht zu sehr zu "belästigen" ... so als wäre der Tod oder die Trauer irgend eine eklige, ansteckende Krankheit...

    Die Wahrheit triumphiert nie, nur ihre Gegner sterben aus (Max Planck)


    rilke.de/briefe/160703.htm


    VORÜBUNG FÜR EIN WUNDER


    Vor dem leeren Baugrund
    mit geschlossenen Augen warten
    bis das alte Haus
    wieder dasteht und offen ist

    Die stillstehende Uhr
    so lange ansehen
    bis der Sekundenzeiger
    sich wieder bewegt

    An dich denken
    bis die Liebe
    zu dir
    wieder glücklich sein darf

    Das Wiedererwecken
    von Toten
    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • Hallo allerseits,


    Ich muss heute wieder hier schreiben, weil ...


    Der Schmerz ist diese Tage wieder voll da. Es nähert sich der Jahrestag
    und mit meinen Gedanken komme ich kaum von diesem Thema weg.
    Egal was ich auch tue: arbeiten, zu mittag essen,...
    Ablenkung funktioniert heute überhaupt nicht.


    Ich falle jeden Abend todmüde ins Bett. Erst dann bin ich wieder in einem
    Zustand, der halbwegs erträglich ist: wieder ein Tag geschafft.



    liebe Grüsse, Christoph

  • Lieber Chris ,


    Es ist gut wenn du hier schreibst :) denn das erleichtert dich . Ich finde es toll das du schon fast ein Jahr überlebt hast der Schmerz wird noch oft kommen und besonders an oder vor solchen Tagen das ist das was die liebe zu unseren vorausgegangenen zeigt und das ist auch völlig in ordnung , wenn es nur nicht sosehr weh tun würde , aber innige Liebe ohne Schmerz ist nicht möglich auch wenn es uns dann besser gehen würde . So können wir nur hoffen das wir nicht bis zum Ende unseres irdischen Daseins sosehr leiden müssen . Ablenkung ist äusserst schwer denn das klappt nicht so recht in dem Schmerz wo man sich befindet .
    Ich wünsche Dir das es für dich etwas erleichterung gibt .
    Tröstende grüße Petra :30: :30:

  • Guten Morgen,


    Heute ist wieder ein Tag, wo der Schmerz in den Hintergrund rückt. Und die Leere zum Vorschein kommt.
    An solchen Tagen möchte man am liebsten niemand sehen. Es ist mir dabei eigentlich alles egal.
    Kein Schmerz, aber auch kein Antrieb. Fürs arbeiten reicht es noch, das geht leichter als einer Freizeit
    Beschäftigung nachzukommen.


    Selbst der Weg zum Friedhof ist mir an diesen Tagen nicht so wichtig.
    Und das ist für mich DIE erschreckendste Feststellung. Das tut dann doch wieder weh.
    Ich denke mir, so weit darf ich es nicht kommen lassen, dass mir meine Frau nicht mehr wichtig wäre.


    Liebe Grüsse, Christoph