Beiträge von chris068

    Hallo an Alle hier,


    Ich habe seit dem mehrmals geträumt. Nicht vergleichbar mit diesem Traum. Aber dennoch jedesmal belastend.

    Manchmal über Andrea und über Zeiten, wo noch alles in Ordnung war. Gemeinsame Unternehmungen etc.

    Manchmal sind es Träume (ohne Andrea), wo mir der Traum offenbar nichts anderes sagen möchte, als dass ich Witwer bin.

    Manchmal auch Träume, wo meine neue Beziehung mitspielt.


    Habe lange hier nicht geschrieben. Weil ich nicht viel neues berichten kann.

    Lebe weiterhin in der neuen (ganz anderen) Beziehung, neuen Welt.

    Sehne mich nach wie vor oft nach der alten Welt.

    Das Leben uneingeschränkt geniessen kann ich bei weitem noch nicht. Ich versuche das zu tun, was mir am besten bekommt.

    Meine 5 Säulen sind: neue Beziehung, Sport, Arbeit, Familie (Eltern,Schwester), Therapie.

    Wichtigkeit in dieser Reihenfolge. Die neue Beziehung hilft mir ungemein. Wüsste nicht wie ich dieses Jahr

    ohne diese geschafft hätte.

    Könnte ich meine Vergangenheit ausblenden, müsste ich eigentlich voll zufrieden sein. Viele Menschen haben weit weniger als ich.

    Nur geht das (zumindest zum aktuellen Zeitpunkt) nicht. Meine Vergangenheit beschäftigt mich immer noch sehr.

    Und das kostet immer noch sehr viel Energie. Ich hoffe, dass allein die Zeit eine Besserung bringt.

    Mein Zustand ist zwar besser als in der schlimmsten Phase, dennoch möchte ich weiter kommen.

    Nicht den Rest meines Lebens in diesem Zustand bleiben. Ich fürchte nur, dass einige Steine für immer meinem Rucksack bleiben.

    Und das macht mir etwas Angst vor der Zukunft.


    Ich weiss auch nicht, inwieweit ich mich bewusst mit diesem Thema beschäftigen soll (zb. hier zu schreiben oder in Therapie zu gehen).

    Oder ob ich mich einfach mit anderen Dingen beschäftigen soll. Ich tendiere eher zu zweiteren - daher hab ich auch hier längere Zeit

    nichts mehr geschrieben.


    Liebe Grüsse, Christoph

    Liebe Alle hier,


    melde mich wieder seit längerer Zeit - weil ich im Moment wieder eine Phase der Ungeduld habe.


    Kurz gefasst, ich weine jetzt nur noch selten, aber das Zurückblicken tut immer noch sehr weh. Wirklich vollständig realisiert hab ich das noch immer nicht.
    Zumindest nicht voll akzeptiert. Das hat mir meine Therapeutin auch so klar gesagt. Und sie wird recht haben.
    Und das, obwohl bald 1,5 Jahre vergangen sind.
    1,5 Jahre meines Lebens, wo ich nicht weiss, wie ich diese Zeit überstanden habe ...


    Zuletzt hatte ich auch einige Träume, die mich belasten. Hatte lange Zeit davor nie geträumt.
    Ein Traum, in dem mich Andrea verlassen hat (aber nicht durch Tod sondern durch Wegzug).
    Vielleicht liegt das an meinen Schuldgefühlen, die ich immer noch habe.


    Ein anderer, etwas kompliziert zu erklärender Traum, in dem ich Andrea ganz klar bei mir sah - wir gemeinsam spazieren gingen.
    Und mir dabei (also im Traum) voll bewusst war, dass dies nicht möglich ist (da mir im Traum klar war, dass ich Witwer bin ...).
    Also hab ich ihr im Traum fragen gestellt. Fragen über eine Zeit, die nach ihrem Tod liegt.
    Darauf bekam ich entweder keine Antworten oder nur Antworten, die sich auf die Zeit davor bezogen.
    Dadurch war mir im Traum klar, dass etwas nicht zusammenpasst. Christoph-2017 trifft Andrea-2015 - so kann man es formulieren.


    Ich hab mir oft gewünscht, dass ich von Andrea träume. Aber diese Art von Traum möchte ich nicht.



    liebe Grüsse, Christoph

    Liebe Astrid,


    Einige Fragen kann ich dir nicht beantworten. Ich hab keine Ahnung, wie wir den bevorstehenden Tod hätten besprechen können.
    Wäre sicher in dieser Zeit mehr zur Belastung geworden. Ob es mir für die Zeit danach geholfen hätte ? Ich weiss es nicht.
    Den Wunsch verspüre ich manchmal. Den Wunsch nach einer konkreten Botschaft für mein späteres Leben. Vielleicht wäre ein Abschliessen und Neubeginn dann leichter. So fühle ich mich völlig im Stich und allein gelassen.


    Im Grunde versuch ich es so zu sehen, wie bei der Auswahl der Therapieform während der Erkrankung.
    Es war Andrea's Entscheidung und Wunsch, die Zeit so zu gestalten, wie es für sie richtig war.



    Eine Frage kann ich klar mit nein beantworten: die Erlaubnis geb ich mir selbst und ich weiss, dass Andrea sicher das beste für mich möchte. Von daher bin ich nicht blockiert - zumindest nicht bewusst / wissentlich.


    Und nein, meine Verwandtschaft kennt meine neue Freundin noch nicht. Vielleicht ist es noch zu früh.
    Es geht ja nicht nur um mich, ich weiss auch nicht, ob es meine Freundin schon möchte. Haben wir noch nicht besprochen.
    Ein gemeinsames Besuchen des Grabes stell ich mir für beide von uns nicht einfach vor. So gesehen hab ich auch
    etwas Angst davor.
    Die Sache mit dem "trauerfreien" Raum hab ich ehrlich nicht ganz verstanden.
    Meinst du, wenn meine neue Freundin in meine "alte" Welt eintritt, dann kann ich nicht mehr ungestört um Andrea trauern ?
    Meinst du das ?
    "trauerfrei" bin ich am ehesten in meiner neuen Welt - sicher nicht in meinem alten zuhause - mit und ohne Freundin.


    Je seltener ich "nach hause" fahre - und das tu ich immer weniger (einmal pro Woche), desto schwerer fällt mir diese Reise.
    Ich habe an mir auch folgendes festgestellt: bisher fiel mir das "allein sein" wahnsinnig schwer. Diese Woche
    war ich auch ein paar Tage allein - aber in der Wohnung meiner Freundin (sie war auf Dienstreise) - also andere Umgebung. Dort macht es mir nichts mehr aus, einige Abende allein zu verbringen. Fällt mir fast leichter als der Besuch meiner Schwiegereltern.
    Der Kontakt mit ihnen hat seit dem immer einen dunklen Schatten, einen schmerzhaften Beigeschmack. Was mir wahnsinnig leid tut, weil ich mich so gut mit ihnen verstanden hab.
    Dieses Thema hab ich auch in Therapie angesprochen, ohne noch zu einer Lösung gekommen zu sein.
    Da ist dann wieder die Ungeduld in mir, ich möchte eine Lösung für alles. Lösung im Sinne von Wegwischen des Problems/Schmerzes.
    Möchte zurückblicken können ohne dass es so weh tut.



    liebe Grüsse, Christoph

    Hallo,


    Seit längerer Zeit melde ich mich wieder hier.


    monika : eine schöne Geschichte.
    Nur bei uns war das ganz anders, kein Wort über Tod und Abschied. Das Thema wurde völlig ausgeblendet.
    Jetzt - nach über einem Jahr - macht mir dies aber mehr und mehr zu schaffen.
    Meine Therapeutin fragte mich, was Andrea mir auf meinem weiteren Weg mitgegeben hat:
    Ich antwortete spontan: eigentlich nichts.
    Manchmal wünsche ich mir, wir hätten die letzten Monate dieses Thema doch behandelt.
    Ob es dann für mich leichter wäre ? Ich weiss es nicht.


    Natürlich hat mir Andrea viel mit gegeben: 16 schöne Jahre mit viel Liebe.



    Hab vor einigen Tagen wieder mal von Andrea geträumt - was ich mir so oft wünsche.
    Ich hatte in den ca 15 Monaten erst 3x bewusst von ihr geträumt.
    Einerseits schön, andererseits war darin immer auch der Abschied ein Thema.


    Wie es mir heute geht ?
    Der Schmerz ist wieder anders geworden. Ich weine kaum noch.
    Ausser wenn ich am Wochenende zuhause bin, und vor dem Grab stehe. Das wird immer weh tun.


    Was für mich auch problematisch ist: das Integrieren meiner zwei Welten in mein Leben.
    Einerseits das "alte Zuhause" (Eltern, Schwiegereltern, Freunde).
    Andererseits die "neue Partnerschaft", die mir sehr viel Halt, Kraft und Freude gibt und mich auf andere Gedanken bringt.
    Derzeit ist beides strikt getrennt, weil ersteres im Grunde nur weh tut. Und zweiteres für mich wie ein Zufluchtsort ist, wo ich mich erholen kann.



    Liebe Grüsse, Christoph

    Hallo,


    Nein ich bin eigentlich kein Macher. Und ich war davor eher ein geduldiger Mensch, den nichts so leicht aus der Bahn wirft.
    Viele Dinge, die andere auf die Palme bringen, hab ich damals locker weg gesteckt.
    Aber damit kann ich überhaupt nicht umgehen.
    Ja - ich hab es selber nicht mehr in der Hand.



    Noch etwas zum "zweiten" Jahr. Es ist im Vergleich zu vor einem Jahr natürlich etwas besser geworden.
    Nur hatte ich ersten Jahr gar keine Erwartungen ans Leben - ich hab nur funktioniert. Und ich habe mich auf ein schweres Jahr eingerichtet
    und von diesem Jahr nichts (ausser Trauer) erwartet.
    Aber jetzt habe ich wieder eine höhere Erwartungshaltung ans Leben (ja, vielleicht wegen meiner Ungeduld ...), und der Unterschied
    zwischen Erwartung und Realität ist im Grunde auch der Grad der Unzufriedenheit.
    So gesehen geht es mir nicht wirklich besser.
    Mit meinem Versuch, die Dinge irgendwie logisch/rational zu betrachten, komme ich auch nicht weiter.
    Eigentlich könnte es mir wieder - objektiv gesehen - recht gut gehen. Viele Tage laufen ähnlich wie früher ab.
    Nämlich die Arbeitstage. Tagsüber mit Arbeit beschäftigt, Abends komm ich heim (ins neue Heim), wo jemand auf mich wartet, der mich wirklich gerne mag,
    und sich freut, wenn ich da bin. Und ich freu mich ebenso, geniesse die Abende auch wirklich.
    Dennoch hab ich tagsüber oft recht heftige "Durchhänger", wo der Schmerz über den Verlust so präsent ist.
    Geliebte Menschen sind nicht austauschbar wie Maschinen, das ist mir schon klar.
    Aber dass es (immer noch) so schwer fällt, und wahrscheinlich immer schwer fallen wird, das entmutigt mich schon etwas.
    Der Druck von aussen verschlimmert die Situation manchmal für mich.
    Einen richtigen Durchbruch sehe ich für mich noch nicht. Den wünsche ich mir sehr.


    Vielleicht ist "kämpfen" der falsche Ausdruck dafür. Aber ich muss mich für alles extrem motivieren, das meine ich damit.
    Würde ich das nicht tun und es lockerer nehmen, dann fürchte ich, würde ich gedanklich noch mehr in der Vergangenheit stecken bleiben.
    Weil ich weniger Ablenkung, weniger neue Reize dadurch hätte.


    Meine Therapeutin hat mich gefragt, ob ich seit dem schon wieder mal gelacht habe.
    Ja, das habe ich natürlich. Nicht immer ganz befreit, aber doch geben diese Momente eine Verschnaufpause.
    Ich muss die in meinem Gehirn festgenagelte Einstellung, das Leben kann ohne Andrea nicht mehr schön sein, weg bekommen.
    Und jedesmal (oder meistens), wenn ich Freude erlebe (also meine Einstellung widerlegt wird), empfinde ich dabei ein schlechtes Gewissen.


    So ich muss an der Stelle beenden - wieder einmal so drauf los geschrieben.
    Ich hoffe, mich halbwegs verständlich ausgedrückt zu haben. Bin mir da manchmal nicht sicher ...



    Liebe Grüsse, Christoph

    Was sich Andrea für mich wünscht ?


    Manchmal denke ich, Andrea (oder das Schicksal ?) hat es mir besonders schwer/leicht gemacht,
    in dem sie an meinem Geburtstag gegangen ist. Leicht in dem Sinne, als dass es mir dann (noch) leichter fällt, ihr schnell zu folgen.
    Weil sie weiss, dass ich ohne sie nie mehr glücklich werden kann. Diese "Hilfe" hat bis jetzt nicht funktioniert.


    Ein ungesunder Gedanke, ich weiss.


    Es ist klar, dass Andrea (und auch sonst jede/r) sich wünscht, dass es mir gut geht.
    Und umgekehrt wäre es genauso. Was auch sonst ? Das ist keine sensationelle Erkenntnis.
    Ich frage mich: was spielt das für eine Rolle ? Wo hilft mir das ?
    Als ob ich nur vergessen hätte, glücklich zu sein. Und es reicht, wenn mich jemand daran erinnert: "Ah, da ist jemand, der
    will, dass es mir gut geht - na dann ist doch alles OK".


    Ich weiss, das klang jetzt sehr sarkastisch / verbittert / frustiert.
    Aber glaubt mir, ich kämpfe wirklich jeden Tag darum, wieder schönere Zeiten zu erleben. Ich wende jede mir zur Verfügung stehende Energie dafür auf.
    Und ich hab dabei auch schon Teilerfolge erzielt - da denke ich auch manchmal, mit Hilfe von Andrea.
    Vielleicht kann sie auch jetzt noch ein wenig an meinem zukünftigen Schicksal mitwirken. Ich wünsche es mir sehr.




    Liebe Grüsse, Christoph

    Hallo,


    Habe länger hier nicht mehr geschrieben. Ein wenig gelesen.


    Das Weinen hat mir bisher immer etwas geholfen. war fast fixer Bestandteil meines Lebens.
    In der momentanen Phase ist es eher eine Belastung - vor allem auch in diesem konkreten Fall der Familienfeier.
    Und ich wusste schon vorher, dass es auf dieser Feier wieder weh tun wird.
    Ich hab das auch in meiner Therapie-Stunde angesprochen, die übrigens auch immer schmerzhaft ist.
    Dort wird an mir ein Fortschritt beobachtet, den ich selbst so nicht sehe (weil mir Andrea immer noch genau so fehlt).
    Fortschritt, weil ich den Momenten des Schmerzes nicht ausweiche (Familienfeier, Therapie,...)
    und mich der Situation stelle.
    Vielleicht will ich den Fortschritt auch gar nicht sehen, weil ich ein Nachlassen des Schmerzes in dem Sinne interpretiere,
    dass ich Andrea zu wenig geliebt habe, sie mir nicht wichtig genug ist/war. Ein fürchterlicher Gedanke.
    Das auch als Antwort auf die Frage oben: was wäre, wenn der Schmerz von heute auf morgen weg wäre.
    Und ich sehe den Fortschritt auch deshalb nicht, weil ich letztlich immer noch den Ausgangszustand (=mein altes Leben) erreichen möchte.
    Das ist meine (zu hohe) Messlatte.


    Ja, es gibt wirklich schon Tage, die relativ normal ablaufen - in meiner neuen Umgebung.
    Im alten Zuhause ist das nicht möglich. Zwangsläufig ist nun auch der Kontakt mit den Schwiegereltern weniger geworden.
    Was mir einerseits leid tut, andererseits merke ich, der Kontakt belastet ich ungemein (vielleicht auch die Gegenseite ?).
    In diesem Fall weiche ich dem Schmerz eher aus, erzeugt aber wie gesagt auch Schuldgefühle.


    Wie hier schon geschrieben wurde: ein Umzug, auch eine neue Partnerschaft (und das überrascht mich am meisten) - kann
    den Schmerz NICHT wegzaubern. Und das ist eine Erkenntnis, die mich nicht unbedingt positiv stimmt.
    Weil das alles viel Energie kostet, und (subjektiv gesehen) weniger geholfen hat, als erhofft.
    Eine Hoffnung liegt darin, dass die Zeit für mich spielt und es auch allein dadurch leichter wird.
    Mir geht es heute sicher besser als vor einem Jahr, dennoch möchte noch weiter kommen, mehr in Richtung Normalität.
    Und das ohne dabei meine Andrea ganz zu verlieren.
    Geht das überhaupt ?


    Liebe Grüsse, Christoph

    Liebe Alle hier,


    Ich möchte heute wieder mal meine Gedanken/Gefühle los werden hier.
    Wie immer ganz offen und unstrukturiert.


    Rolle als Witwer:
    ich wollte mit Andrea alt werden. mit dieser neuen Rolle kann ich überhaupt nichts anfangen. ich verleugne sie
    wahrscheinlich immer noch. ich wünsch mir den alten Zustand zurück, oder eine Zukunft, die dem vergangenem weitgehend entspricht.
    ich weiss, beides ist nicht möglich.
    für diesen "plan-B" habe ich keine echte Strategie.
    ich sehe 3 Möglichkeiten:
    B.1 => nicht weiterleben (hoffen auf ein baldiges sterben oder nachhelfen)
    B.2 => ewig unglücklich zu bleiben
    B.3 => neues Beziehungs-Glück (ich weiss, in anderer Form)


    mein eigentlicher wunsch am beginn der letzten 14 monate: B.1 - den alptraum so schnell wie möglich beenden, nicht länger leiden zu müssen.
    warum dieser plan nicht aufging, keine ahnung. der überlebenstrieb bei mir hat die oberhand behalten.
    obwohl ich (zumindest meiner meinung nach) einiges bewusst unternahm, um meinen schmerz zu intensivieren (um den überlebenstrieb zu besiegen). ich weiss, es klingt paradox.
    mit dieser strategie bin ich bis jetzt offenbar gescheitert ;-) --- ich schreib ja gerade jetzt diese zeilen ...


    danach mischen sich hoffnungen dazu, dass ich vielleicht doch wieder glücklich (sagen wir besser zufrieden) werden könnte.
    hoffnungen, dass der witwer-status nur ein vorübergehender ist.
    ich hab mir eins geschworen, ich möchte nicht bis 80 allein leben (und leiden). Bitte nicht B.2 für den Rest meines Lebens.
    vielleicht ist das auch der falsche ansatz ? nämlich anzunehmen, dass ich nur noch in einer beziehung glücklich werden kann.
    obwohl ich mir da ziemlich sicher bin - wer eine erfüllte beziehung hatte, möchte dort wieder hin. alles andere sind halb-(übergangs)lösungen.
    Im moment arbeite ich an neuen beziehung (B.3).
    Und das ist schwer genug. Viel schwerer als gedacht.
    Und im Hinterkopf ist immer noch die Option B.1 - ob das je in Betracht kommt. Ich weiss es nicht.
    Allein die Vorstellung lindert den Schmerz und gibt ein wenig Sicherheit.


    werner schneyder bezeichnet dies als "freiheits-chance":
    http://www.abendzeitung-muench…48-bf62-53434bc5e15d.html


    Ad #Spruch 2#:
    Liebe Christine, ich sehe das nach wie vor so.
    Natürlich waren diese 16 Jahre viel schöner. Das steht ausser Streit. Aber ich kenne einige Leute, die ihr Leben lang überzeugte Singles sind, und damit sehr gut leben. Vielleicht wäre das auch auf mich zugetroffen.
    Ich weiss das klingt jetzt ziemlich böse und verbittert, was ich da schreibe. Und es tut mir auch leid. Aber ich tus dennoch.
    Aber mir wird in jeder Therapie (zurecht) gesagt, ich soll nicht in der Vergangenheit stehen bleiben. Im hier und jetzt leben.
    Dann frage ich dich/mich, was ich mit diesen 16 schönen Jahren (im hier und jetzt) anfangen soll ?
    Je konsequenter ich das hier-und-jetzt betone, desto weniger sind die 16 jahre wert, desto mehr wiegt der (heutige und morgige) schmerz.
    Umso mehr bin ich dann geneigt, mich in meiner sichtweise bestätigt zu fühlen.


    Andererseits (fällt mir so grad ein):
    im Leben arbeitet man oft auf ein Ziel hin - nimmt Mühen und Anstrengungen in Kauf, um (am Ende) etwas Schönes zu erreichen.
    Schule, Matura, Studium, Hausbau, Sport, ...
    In meinem Fall könnte ich meine Beziehung zu Andrea so sehen - nur in umgekehrter Reihenfolge.
    Das Schöne zuerst, die Mühe danach (die dein meisten halt erspart bleibt ...).


    Was ich auf keinen Fall möchte: dass der Schmerz in Frust umschlägt, und dieser mit ewig haften bleibt.


    Liebe Grüsse,
    PS: habe gestern auf einer Familien-Feier wieder bitterlich geweint...

    Liebe Monika,


    Ich bin in letzter Zeit nur noch ganz selten zuhause.
    Und das "nach hause" kommen wird für mich immer schwerer.
    Fühle mich völlig fremd darin. Fühlt sich an wie ein Gefängnis, bestenfalls wie ein Hotelzimmer.
    Von "wohl fühlen" und "zuhause sein" jedenfalls weit entfernt.


    In-uns-Zuhause-ankommen: ein guter Punkt.
    Ich fühle mich wie im Ausnahmezustand, in der Hoffnung, dass dieser irgendwann endet.
    Meine Therapeutin meinte auch, sie habe den Eindruck, dass ich in meiner neuen Rolle (als Witwer) noch nicht wirklich angekommen bin.
    So gesehen, noch nicht bei mir zuhause angekommen.


    Auch über Ostern war ich nur kurz zuhause, sonst überwiegend in meiner "neuen Heimat".
    Ich weiss nicht, ob ich es so nennen soll. Jedenfalls geht es mir dort weit besser.
    Dort gelingt es mir, Abstand zu gewinnen. Gedanklich aus der Endlosschleife rauszukommen.
    Auch nicht immer, aber doch über weite Strecken.



    Liebe Grüsse, Christoph

    Lieber Mario,


    Auch ich hatte mit Bekannten/Freunden sehr unterschiedliche Reaktionen bzw. Nicht-Reaktionen.
    Die meisten wollten diesem Thema ausweichen und zur Tagesordnung zurückkehren.
    Vielleicht um mir (und ihnen selbst) zu helfen.
    Das hat mich anfangs ziemlich getroffen und hat weh getan.
    So zu tun, als ob nichts passiert sei, das war damals für mich kaum zu ertragen.
    Denn ich wollte immer schon darüber reden - eigentlich auch heute noch - darum schreib ich hier wieder.
    Hier kann ich mich zu jeder Zeit öffnen und austauschen. Das geht sonst nicht immer so einfach.
    Mittlerweile hab ich damit abgeschlossen und bin niemandem mehr böse.
    Das wirst du genauso schaffen. Ich gaub, auch dir wollen alle in Wahrheit nur helfen.


    Zum Thema Haus (verkaufen): das hab ich langfristig auch vor.
    Vielleicht aus anderen Gründen als du.
    Ich hab das (gemeinsam gebaute) Haus nun über ein Jahr allein "bewohnt".
    Bewohnt unter Anführungszeichen, weil ich mehr oder weniger nur dort schlafe. Sonst versuche ich so gut es geht,
    mich anderswo aufzuhalten. Ich glaube, dass ich es auf Dauer hier nicht aushalten kann.
    Ich hatte die Hoffnung, dass es nach einem Jahr besser wird, und ich mich hier wieder ein wenig wohl fühle.
    Aber es funktioniert nicht. Zu viele Erinnerungen ..
    Die schönen Zeiten/Erinnerungen tun weh .. das wäre noch auszuhalten.
    Aber die Erlebnisse/Ereignisse, die sich in den letzten Wochen bis zum Tod meiner Frau zuhause abgespielt haben,
    machen mein Haus für mich unbewohnbar. Ich schaff das nicht mehr.


    Morgen hab ich wieder einen Termin beim Psychologen. Brauch im Moment jede mögliche Hilfe.
    Es tut (unabhängig von der Wohnsituation) noch alles sehr weh.


    Wünsche allen hier viel Kraft für die nächsten Tage.


    liebe Grüsse, Christoph

    Liebe Hedi,
    Liebe Malena,


    Wenn meine Frau mit 80 stirbt und ich 5 Jahre später. Dann wäre diese Frage leicht beantwortet.
    Würde auch sehr weh tun. Aber die (dann mehr als 16) schönen Jahre wären es wert gewesen.
    Aber in meinem Fall, wo uns so wenig gemeinsame Zeit vergönnt war, wo ich noch so lange Zeit vor mir habe, fällt es mir schwer, es so zu sehen wie du. Ich kann es eigentlich nicht.
    Es wird noch sehr lange weh tun.


    Die heutige Therapie-Stunde hat es gezeigt, es war sehr schmerzhaft.
    Und eines ist ziemlich klar heraus gekommen. Ich kann in meinem Haus nie mehr glücklich leben.
    Ich ahnte es schon, wusste es vielleicht auch insgeheim schon. Wollte (und will) es aber nicht wahr haben.
    Nach allem was in diesem Haus vorgefallen ist. Die Pflege meiner Frau, der Todeskampf, der Moment an dem Andrea für immer von mir gegangen ist. Diese Bilder und Szenen sind für immer mit diesen Räumlichkeiten verbunden.
    Andrea wollte immer zu hause sein, so weit es ging. Daran haben wir uns natürlich gehalten.
    Ich wollte es auch so. Es war sicher die einzig richtige Lösung. Und ich bereue es nicht, würde es wieder so tun.
    Nur hab ich als Hinterbliebener damit ein riesiges Problem.
    Für mich kommt nur ein Wegzug in Frage, ein völliger Neustart.
    Und einen Plan (eine Chance) für die Zukunft wäre auch schon vorhanden.
    Ich übernachte derzeit nur noch selten zuhause, hab eine sehr nette (und verständnisvolle) Partnerin kennen gelernt. Und fühl mich mit ihr sehr wohl - könnte eigentlich schon wieder sehr glücklich sein.
    Und trotzdem hab ich immer noch länger anhaltende Phasen, wo es mir ziemlich schlecht geht.
    Das ist auch der eigentliche Grund, warum ich nun mit Therapie beginne. Ich möchte um mich,
    um meine Beziehungsfähigkeit, um diese Beziehung kämpfen. Und werde alles dafür tun.


    Ausdauer im Sport zu zeigen, ist viel einfacher.
    Ich weiss, wovon ich rede. Ich kenne den Unterschied.


    Der Spruch (der von van Gogh) ist wirklich gut.



    Liebe Grüsse, Christoph

    Liebe Malena,


    Du bringst auch sehr interessante Argumente.
    Der Gedanke, dass eine starke Frau nicht 16 Jahre unglücklich mit jemand verbringt, hat natürlich etwas für sich. Und ich habe aus ihrer Familie (Eltern, Bruder) und aus ihren Bekanntenkreis genau das gleiche zu hören bekommen. Ich soll mir darüber nicht den Kopf zerbrechen. Es gibt keinen Anlass dazu.
    Dennoch kommen diese Überlegungen immer wieder hoch. Ich weiss nicht warum.
    Ein anderer Gedanke dazu: selbst wenn sie mit mir unglücklich war, hätte sie jederzeit gehen können.
    Und somit trifft mich keine unmittelbare "Schuld". Eigentlich ist es falsch, hier einen Schuldigen zu suchen.


    Du hast auch sicher recht damit, dass meine Frau mich nie belasten wollte mit ihrer Krankheit.
    Und vor allem nicht, dass es für uns einen vorzeitigen Abschied geben wird. Ich glaube, dies offen an- und auszusprechen, wäre für uns BEIDE eine unerträgliche Belastung gewesen. So gesehen ein Verhalten, welches nicht nur mich, sondern auch meine Frau selbst hilfreich war.
    Die Krankheitsphase hat knapp 2 Jahre gedauert. Mit dem jetzt hinter mir liegenden Trauerjahr sind es 3 Jahre meines Lebens, die mich sehr stark belastet und auch verändert haben.
    Das erste Krankheitsjahr war natürlich geprägt von Sorgen und Ängsten. Nur gab es in dieser Phase noch keine physischen Beschwerden und ich dachte im Traum nicht daran, dass es so enden wird.
    Erst nach ca. 1,5 Jahren machte ich mir wirklich ernsthafte Sorgen und ab den letzten 3-4 Monaten wusste ich, dass keine Heilung mehr möglich ist. Und seit diesem Zeitpunkt bin ich nicht mehr derselbe.


    Das zweite Trauerjahr bei mir:
    Der unmittelbare Schmerz ist anders geworden, vielleicht etwas leichter. Ich weine auch weniger.
    Was aber im ersten Jahr aber leichter war: ich hab wirklich nur von Tag zu Tag gelebt. War vom Schmerz so benebelt, dass ich keine klaren Gedanken fassen konnte. Nicht fähig war, über die Zukunft nachzudenken.
    Wollte eigentlich nur mitsterben. Dachte ohnehin, dass ich das erste Jahr nicht überleben werde..
    Jetzt bin ich noch immer da ... und so weit, dass sich der Nebel gelichtet hat. Der Verlust in seiner Endgültigkeit steht da - unübersehbar - wie ein unverrückbarer Felsen.
    Und 2 Dinge tun jetzt mehr weh aus vor einem Jahr.
    Erstens:
    Jetzt weiss ich bereits, was mich erwartet (Feiertage, Ostern, Weihnachten,...).
    Und ich weiss nun, es wird wieder weh tun.
    Das macht mir nun mehr Angst als damals vor einem Jahr, wo ich das alles über mich ergehen liess.
    Zweitens:
    Ich mach mir über die Zukunft Gedanken und fürchte, nie mehr einen annähernd stabilen Zustand zu erreichen. Das Wort "glücklich" möchte ich noch gar nicht in den Mund nehmen.


    Und du schreibst: du bist erleichtert, dass du diese Krankheit nicht hast. Mir geht es da anders...
    Ich hab viele Momente, wo ich mir die gleiche Krankheit oder ähnliches wünsche, damit ich
    so schnell wie möglich wieder vereint bin - mit meiner Andrea.
    Dabei sehe ich die Pflege meiner Frau als letzte sinnvolle Aufgabe in meinem Leben.
    Alles weitere sehe ich als Zugabe / Leidensverlängerung, die sich niemand wünscht, die niemand braucht.


    Und dennoch scheint der Überlebenstrieb in mir noch zu existieren. Mache mir Hoffnung auf Besserung,
    auch wenn alles noch sehr vage, undeutlich ist.
    Sonst würde es mich nicht mehr geben, bzw. würde nicht Therapie machen.
    Und ich möchte irgendwann den Zustand erreichen, wo ich mir sagen kann:
    ich bin froh, am Leben zu sein, nicht aufgegeben zu haben.


    Liebe Grüsse, Christoph

    Ich stell mir gerade die Frage, wie mein Leben verlaufen wäre ohne die 16 schönen Jahre.
    Ich hab in dieser Zeit vieles schönes erlebt und vieles gelernt.
    Bin dafür auch dankbar.
    Dennoch: ist nicht etwas-zu-verlieren schlimmer als etwas-nie-gehabt-zu-haben ?


    Wenn die nächsten 30 Jahre ähnlich verlaufen wie das letzte Jahr. Dann muss ich
    klar sagen, dass die schönen Momente den permanenten Schmerz nicht ausgleichen können.
    Ein von Geburt an Blinder wird mit dem Nicht-Sehen besser zurecht kommen als einer, der jemand, der im Laufe seines Lebens erblindet. Natürlich wäre ich bis dorthin lieber der Sehende, danach wäre ich lieber der von Geburt an Blinde.


    Spruch #1: es ist besser, geliebt und verloren zu haben, als niemals geliebt zu haben (samuel butler)
    Spruch #2: wenn ich gewusst hätte, wie schwer es ist, deine Hand loszulassen, hätte ich sie niemals berührt


    Ich sollte mich an #1 orientieren, tatsächlich trifft #2 auf mich eher zu.


    Geliebt hab ich meine Frau wirklich. Daran hab ich keine Zweifel.
    Ich frag mich nur, ob sie mit mir glücklich war. Und zwar aus folgendem Grund:
    In der Zeit ihrer Erkrankung hat sie vieles mit sich selbst ausgemacht. Hat praktisch nie ihr Leid mir gegenüber geklagt.
    Deshalb stell ich mir die Frage, ob sie auch davor nicht offen zu mir war. Und Beziehungsprobleme
    mit mir nicht offen diskutiert hat. Wie schon gesagt, aus meiner Sicht hatten wir keine echten Probleme.
    Es war weitgehend harmonisch und wir haben sehr viel Zeit miteinander verbracht - und diese Zeit auch genossen. Es gab praktisch keinen Streit.
    Trotzdem ist diese Angst in meinem Hinterkopf. Angst, in der Beziehung etwas (oder zu viel) falsch gemacht zu haben.


    Zu deiner Frage zu Beginn: wie es ist, wenn Du solche Fragen stellst.
    Ich habe damit überhaupt kein Problem. Im Gegenteil. Vielleicht komm ich dadurch
    auch ein Stück weiter in der Bewältigung.
    Darum freu ich mich auch auf die nächste Therapie-Stunde (Freitag).
    Ich hoffe, dass ich wieder etwas dazu lerne. Aus der Stagnation und Lähmung rauskomme.


    Ja, wer sonst ausser mir, soll ein Hindernis sein, wieder glücklich zu werden ?
    Ich weiss auch nicht, in wie weit mich diese Frage weiter hilft.
    Klar bin ich es, und meine Unfähigkeit, diese grosse Lücke irgendwie zu füllen.



    Werde nun ein paar Sonnenstrahlen einfangen.


    LG Christoph

    Guten Morgen,


    Soll ich euch was sagen.
    Mir ist es auch ziemlich egal, wie man meinen Zustand nennt. Will mir darüber
    gar nicht den Kopf zerbrechen.


    Astrid : zu deinen Fragen:
    Ja, ich bin fähig mich zu überwinden. Eigentlich kostet fast jede Tätigkeit Überwindung.
    Auch Dinge, die früher viel Spass gemacht haben.
    Genauso hab ich auch Schwierigkeiten, mich für Dinge zu interessieren, die mir früher auch wichtig waren.
    Freudige Ereignisse, die um Umfeld (Freunde, Kollegen, Familie) passieren, nehme ich zwar nicht ganz teilnahmslos zur Kenntnis, doch wirklich mitfreuen kann ich mich dabei nicht.
    Über meine Trauer reden kann ich sehr gut. Nur frag ich mich, mit wem soll ich diese Trauer noch bereden.
    Wer will das noch hören. Tut es mir selbst überhaupt gut, weiterhin darüber zu reden ?
    Stichwort Selbstwertgefühl: auch das Selbstwertgefühl hat stark darunter gelitten.
    Die feste Einstellung, dass mich das Schicksal bis an mein Lebensende bestraft hat (und zwar mit der höchsten Strafe, die ich mir vorstellen kann), bekomme ich nicht weg.
    Und mich plagen auch nach wie vor Schuldgefühle, in dem Sinne, dass ich meine Frau nicht genug geliebt habe. Und sie unglücklich mit mir war.
    Es gibt zwischendurch natürlich auch Lichtblicke. Momente, wo ich meinen Rucksack nicht spüre.
    Momente, wo ich nur im hier und jetzt fühle - oder mich gedanklich von dieser Welt entferne (und träume).
    Sobald ich nur ein wenig wieder in die Realwelt zurückkomme, und vielleicht auch noch an die zukunft denke, tut es wieder sehr weh.
    Es ist jeder Tag ein Kampf. Ich hoffe aber nach wie vor, dass sich das alles irgendwann wieder lohnt.
    Und ich wieder etwas zurückbekomme. Aber wahrscheinlich muss ich es mir selbst holen.
    Weiss nur noch nicht wie und wo.

    Ich bin ziemlich hin und her gerissen, wenn ich meinen Zustand reflektiere und eure Antworten hier lese.


    Bin ich nun depressiv oder ist es "nur" so, dass die Trauer länger als ein Jahr anhält ?
    Eure Antworten würden eher auf zweiteres schliessen.
    Ich selbst tendiere eher schon zu ersterem. Darum hab ich auch beschlossen, Hilfe
    in Anspruch zu nehmen.
    Oder soll ich mir gar nicht den Kopf darüber zerbrechen, ob traurig oder depressiv ?


    Im Moment bin ich ziemlich frustriert über mein Leben/Schicksal.
    Und darüber, dass ich es selbst nicht schaffe, aus dem Tief heraus zu kommen.
    Alle bisherigen Schwierigkeiten in meinem Leben konnte ich mehr oder weniger leicht selbst lösen.
    Hier bin ich mit meinem Latein am Ende.


    Christoph

    Liebe Christine,


    Ich will nicht 3-5 Jahre in der Form durchmachen, wie ich es letztes Jahr erlebt habe.
    Das ist für mich eine unerträgliche Perspektive.
    Das vergangene Jahr hat mir alles abverlangt, mich seelisch zerstört.
    Und je länger dieser Zustand anhält, desto mehr "Schaden" wird angerichtet.


    Und ich erlebe inzwischen zwar wieder Dinge (auch zwischenmenschliche), die "normale" Menschen als wunderschön bezeichnen würden, und viele vielleicht gar nie erleben.
    Dennoch kann ich diese traurig/depressive Grundstimmung nicht wegbekommen.
    Deshalb habe ich nun begonnen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ich hab das Gefühl, die Zeit alleine
    kann dies nicht bewältigen. Zumindest nicht ohne dass mir die Energie komplett verloren geht.


    Eine der ersten Fragen, die mir bei der ersten Therapiestunde gestellt wurde: wer hindert mich daran, wieder glücklich zu sein ?


    Die Antwort: nur ich selbst. Ich selbst hindere mich daran.
    Weil irgend etwas in mir der festen Überzeugung ist: wenn ich ohne meiner Frau glücklich wäre,
    kann ich sie nicht genug geliebt haben.
    Du meinst, auch ich werde es "schaffen". In diesem Zusammenhang frage ich mich, will ich es überhaupt schaffen - und was ist darunter zu verstehen ?
    Im Sinne von "den Schmerz aushalten" könntest du recht haben.
    Im Sinne von "wieder einen lebenswerten Zustand erreichen", bin ich noch weit weg.
    Ist für mich noch immer nicht vorstellbar.


    Christoph

    Liebe Christine,


    Das Umgestalten der Wohnung wurde mir schon geraten. Habe auch schon darüber gelesen.
    Nur fürchte ich, dass dies für mich zuwenig sein wird.
    Das ist, als ob man einen offenen Oberschenkel-Bruch hat, und man nimmt ein Aspirin gegen Kopfschmerzen...
    Zumindest aus heutiger Sicht sehe ich es so. Und das nach einem Jahr Selbstbeobachtung.
    Vielleicht bin ich zu ungeduldig. Ich dachte, nach einem Jahr, und wenn jetzt der Frühling kommt,
    wird alles besser und leichter. Es ist natürlich etwas weniger schmerzhaft geworden.
    Dennoch bin ich noch weit weg von einem lebenswerten Zustand. Ich hoffe auf weitere Besserung.
    Ob die Zeit allein die Dinge ändert ... ich weiss es nicht.
    Jedenfalls bin ich jetzt soweit, weitere Hilfe (psychologische Hilfe) von aussen in Anspruch zu nehmen.


    Liebe Grüsse, Christoph

    Danke liebe Hedi,


    Vielleicht ist es auch der falsche Ansatz, gleich wieder eine Beziehung einzugehen zu versuchen.
    Wobei, von gleich kann keine Rede sein. Nun ein Jahr vergangen. Ist viel, aber gleichzeitig auch wenig.
    In dieser Hinsicht wahrscheinlich wenig.


    Jedenfalls vergeht kaum ein Moment, an dem ich nicht an meine Frau denke und mir alles zurück wünsche.
    Was sich etwas verbessert hat, ist die Schlaf-Qualität. Ich konnte fast ein Jahr lang kaum schlafen.
    Jetzt schlafe ich vielleicht auch noch etwas zu wenig, aber zumindest schaffe ich einige Stunden Tiefschlaf.


    Ich werde demnächst wieder psychologische Hilfe in Anspruch nehmen.Ich spüre, dass ich nicht weiter komme. Aber vielleicht erwarte ich im Moment zu viel vom Leben.Muss mich mit meinem aktuellen Zustand zufrieden geben.
    Für mich ist das zuhause keine "Höhle", sondern eher "Hölle". Zuhause vermisse ich meine Frau am meisten. Besonders abends und an den Wochenenden.


    Liebe Grüsse, Christoph

    Hallo Mario,


    Auch von mir ein herzliches Beileid. Und willkommen hier - unter gleichgesinnten. Ich kann deinen Schmerz gut nachfühlen. Wenn ich deine Zeilen lese ... ich würde selbst vieles davon genau so schreiben.
    Ich musste genauso hilflos zusehen, wie meine geliebte Frau diese Welt verlassen musste.
    In meinem Fall verlief alles wie in Zeitlupe. Die letzten 4 Monate geprägt von Bangen, Hoffen auf Besserung, um dann doch wieder enttäuscht zu werden.
    Für meine Frau war es dann eine Erlösung - für mich ging (bzw. geht) das Leiden weiter.
    Ich frage mich (wie du) auch oft, womit ich (und meine Frau) das verdient habe(n).
    Es wird wahrscheinlich nie eine Antwort darauf geben.


    Ich wünsche Dir viel Kraft und viel Glück.


    liebe Grüsse, Christoph

    Genau, auf diese Erfahrung hätte ich gerne verzichtet.
    Und ich wünsche sie niemandem.
    An Erfahrung zwar reicher, aber auch gleichzeitig daran ein Stück weit zerbrochen.
    Was ist diese Erfahrung wert im Vergleich zu einem Zustand der völligen Zufriedenheit,
    die ich vorher hatte ?


    Hab früher über das Leben nicht nachgedacht, einfach gelebt.
    Es gab keinen Grund, irgend etwas zu hinterfragen. Ich hätte 100 Jahre so verbringen können...
    Jetzt ist alles anders, und es wird nie mehr so, wie es war.
    Und ich weiss jetzt schon, es wird ewig weh tun. Und diesen Schmerz kann uns niemand abnehmen.
    So gesehen sind wir allein.
    Ich zehre von den Erinnerungen, und von der Nähe, die ich bis zuletzt zu meiner Frau hatte.
    Den liebsten Menschen bis zum letzten Atemzug zu begleiten und zu halten, ist nicht nur
    eine fast unerträgliche Anstrengung, sondern auch gleichzeitig die intensivste, prägenste Phase meines Lebens.
    Ich hoffe auf ein Wiedersehen irgendwann - auf einer anderen Ebene.


    liebe Grüsse, Christoph