• Ihr Lieben,


    ohne jetzt auf Eure vorherigen Antworten eingegangen zu sein (das hole ich in den nächsten Tagen nach) habe ich irgendwie eine große Sorge um meinem Vater.


    Es ist für ihn alles andere als einfach und ich glaube, dass er sehr stark überfordert ist mit allem. Mit dem Haushalt, dem Papierkram, dem Alleinsein. Er wirkt so verloren, so sehr traurig und ich habe Angst um ihn. Doch reden will er mit mir nicht darüber. Ich weiß nicht so recht, was ich tun soll. Kann ich überhaupt etwas tun? Ich bin regelmäßig da, wir telefonieren auch jeden Tag. Aber die Sorge bleibt. Und er hat gerade überhaupt keine Lust auf gar nichts. Ich denke auch, dass das wohl normal ist. Aber ich kenne ihn so einfach gar nicht und ich weiß nicht, wie ich nun damit umgehen soll. Ich habe Angst , vielleicht irgendwelche Anzeichen nicht zu erkennen. Ich habe Angst, dass er nun so sehr abbaut, dass ich ihn auch noch verliere. Wieso ist das alles nur so schwer?


    Wisst ihr Rat?


    Liebe Grüße
    Nadine

  • Liebe Nadine,
    deine Sorge verstehe ich. Diese Lustlosigkeit ist dir doch auch bekannt. Das Gefühl, dass alles Zuviel ist. Auch dass das Alleinsein weh tut kennst du. Dass dein Papa mit dir nicht redet ist nicht außergewöhnlich. Er wird dich schützen wollen und dich nicht auch noch mit seiner Trauer belasten. Da kannst du ihm vielleicht von dir erzählst und dann nachfragst, wie es bei ihm ist. Wie es ihm geht.
    Eine andere Möglichkeit sind Trauergruppen, Trauercafés oder Selbsthilfegruppen.
    Was denkst du, könntest du übersehen?


    Ich wünsche dir einen erträglichen Tag und sende dir ein paar Sonnenstrahlen.
    Lg. Astrid

  • Liebe Astrid,


    Sonnenstrahlen kann ich gut gebrauchen. Bei uns ist es seit Tagen grau, nass und trist. Das schlägt zusätzlich aufs Gemüt.


    Trauergruppen, etc. wird er nicht in Anspruch nehmen. Er will es allein schaffen. Heute sind es genau 8 Wochen. Es ist alles noch sehr früh, wo wir dann wieder beim Geduldsfaden wären.


    Ich kenne all das auch.


    Ich weiß auch nicht genau, was ich übersehen könnte. Vielleicht irgendwelche Anzeichen, dass er nicht mehr möchte. Dass er er gehen will. Oder so. Wobei ich dergleichen nicht erkennen kann.
    Vielleicht liegt es an der Angst um ihn.


    Liebe Grüße
    nadine

  • Liebe Nadine,


    ich denke dein Papa betrauert den Verlust seiner großen Liebe, und ist ein halber, bzw. derzeit gebrochener Mann wie man so sagt. Ich verstehe deine Angst, denn du hast gerade völlig überraschend deine Mutter verloren, sie ist auf einmal nicht mehr da. Das ist sehr nachvollziehbar, dass du nun Ängste hast.


    Wenn du wirklich glaubst dass sich dein Papa das Leben nehmen will, sprich ihn darauf an. Was denkst du? Sagen könntest du "Papa, ich hab dich so unendlich lieb, und ich sorge mich um dich. Ich habe da so eine verrückte Angst, weil ich und wir ja grade Mama verloren haben, so eine Angst dass du dich vielleicht - aus lauter Trauer - umbringen willst, nicht mehr leben willst? Es tut mir leid dich so offen zu fragen, ist da was dran? Ich würde es überhaupt nicht ertragen, dich zu verlieren, ich brauche und liebe dich so sehr"


    Wenn du das nicht schaffst kannst du ev. mit Freunden von euch darüber reden, jmd. der ihn gut kennt und einschätzen kann bzw. als Freund mit ihm redet. Du kannst auch sonst ganz vorsichtig mit ihm über die Zukunft reden, darüber, wie wichtig er für dich ist...eine gemeinsame Zukunft erzählen in der er vorkommt...als Opa zum Beispiel...als der, der dich zum Altar führt...und schauen wie er reagiert ... es könnte ihm auch ein wenig helfen.


    Liebe Nadine, acht Wochen sind unbegreiflich früh. Du kannst sonst erst mal schauen dass es dir soweit gut geht, und dann kannst du auch deinen Papa ein wenig stützen. Vielleicht hast du ihn bis jetzt stark gekannt und siehst zum ersten Mal wie er ist, wenn es ihm wirklich schlecht geht, und dich erschreckt das, diese Seite an ihm zu sehen? Ist es das?


    So, das ist alles was mir grad einfällt,
    sei lieb gegrüßt und gedrückt <3
    Malena

    Die Wahrheit triumphiert nie, nur ihre Gegner sterben aus (Max Planck)


    rilke.de/briefe/160703.htm


    VORÜBUNG FÜR EIN WUNDER


    Vor dem leeren Baugrund
    mit geschlossenen Augen warten
    bis das alte Haus
    wieder dasteht und offen ist

    Die stillstehende Uhr
    so lange ansehen
    bis der Sekundenzeiger
    sich wieder bewegt

    An dich denken
    bis die Liebe
    zu dir
    wieder glücklich sein darf

    Das Wiedererwecken
    von Toten
    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • Liebe Nadine,
    ja, ich kann Malena nur zustimmen. Auch wenn es dir schwer fällt, sprich deine Sorgen aus, frag ihn wie es ihm geht. Sag ihm auch, was dir schwer fällt, wenn er dir etwas aufs Aug drückt, das so gar nicht dein Ding ist (Papierkram). Sprich ihn auf seine Wut an, wenn sie dich bedrückt, aber freundlich. Männer tun sich leichter Wut zu zeigen als Trauer. Wut und Aggression sind in der Generation unserer Väter die einzigen Gefühle, die gezeigt werden durften. Alles andere galt als weiblich oder verweichlicht. Wenn ein Mann trauert, neigt er natürlich dazu aus der Gefühlskiste genau jenes Gefühl rauszukramen, das ihm bekannt ist und auch erlaubt ist. Vielleicht will er auch besonders dir gegenüber stark sein (der Vater als Beschützer). Da hilft es dann zu schimpfen beim Aussortieren vom Süßigkeiten-Kasten. Wer schimpft und wütend ist, kann nicht gleichzeitig weinen und traurig sein. Zumindest kann ich mit Wut die Trauer gut unterdrücken.


    Vielleicht schaffst du es ihn ein bisschen aus dem männlichen Schneckenhaus der Sprachlosigkeit herauszulocken, wenn du ihn ansprichst. Magst du ihm deine Erinnerungs-Box zeigen?
    Hat er seinen Haushalt einigermaßen im Griff? Pflegt er sich oder lässt er sich verwahrlosen (Haare schneiden, rasieren, regelmäßig duschen ...)? Du hast ja geschrieben,dass er jetzt kochen lernt und es ihm sogar Spaß macht. Tut er das noch?


    Alles Liebe
    Christine

  • Ihr Lieben,


    nur ganz kurz, da ich gerade im Büro sitze und andere Dinge tun sollte:


    Ich glaube, mein Papa hatte neulich einen richtig schlechten Tag und das hat mir Angst gemacht.


    Malena hat schon Recht, es ist für mich erschreckend zu sehen, dass mein Vater auch so zerbrechlich sein kann. Bisher kannte ich ihn nur stark und zuversichtlich. Für mich, als Kind, ist das eine ganz neue, erschreckende Erkenntnis.


    Liebe Christine,


    mein Papa hat den Haushalt und auch seine körperliche Pflege gut im Griff. Er geht zum Friseur, er kocht, er putzt, er hält den Garten in Ordnung.


    Ich komme leider momentan einfach nicht zum Schreiben, weil ich einfach zu viel um die Ohren habe. Es ist momentan alles etwas anstrengend, aber ein Ende ist in Sicht, denn ab dem 10. April ist mein Chef im Urlaub und dann kehrt endlich etwas mehr Ruhe ein.

  • Liebe Nadine,


    wie schön von dir zu lesen du böses Mädchen du, ;-) dass du so heimlich schreibst, wir sind in Kontakt wir Trauer-Geheimagentinnen ;-) oder sind wir gar - Superheldinnen? Bestimmt!


    Es freut mich dass du deinen Papa nun anders siehst, und Entwarnung gibst. Es ist auch gut dass du gefühlsmäßig so nahe an ihm bist, und ja, ihr könnt euch bestimmt gegenseitig stützen. Dass er sich soweit im Griff hat ist ein gutes Zeichen wenn ich das mal so sagen darf...ich habe das Gefühl eure Liebe ist stark und er würde nie etwas Schlimmes tun, aber ich kenne ihn ja nicht und so ist dein Gefühl das Entscheidende...ich denke auch dass es sehr schön ist dass ihr euch habt und deine Mama sich genau das wünscht!


    Schicke dir ganz herzliche liebe Frühlingsgrüße
    viel Kraft bis zum 10.4.


    MLena <3

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    bis das alte Haus
    wieder dasteht und offen ist

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    so lange ansehen
    bis der Sekundenzeiger
    sich wieder bewegt

    An dich denken
    bis die Liebe
    zu dir
    wieder glücklich sein darf

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    von Toten
    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • Liebe Malena,


    neulich hattest du mich etwas gefragt, ich setze mal das Zitat hier hinein:


    kannst du ihre Stimme im Herzen spüren?


    Neulich, da hatte ich einen ganz kurzen Moment. Eine Art Zwiegespräch, da habe ich gefragt, weil ich ziemlich verzweifelt war: "Mama, wo bist du nur?" Da hat sie geantwortet: "Ich bin hier, ich bin immer bei Dir". Und ich habe ihre Stimme gehört, aber das war bislang der einzige Moment.


    Gestern war ihr Geburtstag. Dieser Tag war sehr schwer für uns alle. Ich war den ganzen Tag ganz übel gelaunt im Büro und dann bin ich in den Blumenladen gegangen und habe einen Blumenstrauß geholt. Die Verkäuferin fragte, für wen er sei und ich antwortete "für meine Mutter". Und sie sagte dann, das ist gut, für die Mama nur das Beste. Ich konnte mich nicht überwinden ihr zu sagen, dass ich die Blumen zum Friedhof bringen muss. Ich hätte dann wahrscheinlich sofort losgeheult.
    Auf dem Friedhof war es dann ganz vorbei. Ich habe richtig gezittert. Geweint, gezittert und pure Verzweiflung gespürt.
    Als ich gerade ging kamen Mamas Bruder mit seiner Frau dazu. Sie haben mich dann gedrückt und wir haben noch eine Weile gesprochen. Mama wäre gestern 60 Jahre alt geworden. Den Tag hatten wir uns alle anders vorgestellt. Das Wetter war so schön.
    Danach bin ich dann kurz zu Papa gefahren, dem ging es natürlich genauso elendig wie mir. Er wollte am Abend aber keine Gesellschaft, er spielt Tenorhorn und ist zum Übungsabend gegangen. Das fand ich ganz gut, weil er dann nicht allein ist und er Ablenkung hatte.
    Danach war ich dann bei meinem Opa. Dort ist es auch immer schwer für mich. Mein Opa weint immer so bitterlich wenn ich komme. Das bricht mir das Herz. Es tut uns allen so furchtbar weh.


    Danach war ich dann endlich zuhause und ich habe noch einen Kranz geflochten und dann kam mein Freund nach Hause und es gab Abendessen. Aber ich konnte eigentlich nur daran denken, wie der Tag sonst so verlaufen wäre. Ich hätte mir vermutlich frei genommen, mit Mama schön Kuchen gegessen am Nachmittag und Abends wären dann die Freunde und Familie vorbeigekommen. Es war immer so ein schönes Beisammensein. Diesmal war es so ganz anders.
    Sie fehlt mir so.


    Ich habe vor Kurzem auch mit einer Arbeitskollegin meiner Mutter telefoniert. Ich fand das Gespräch ganz gut. Sie halten ihren Fuchs dort in Ehren. Meine Mutter war sehr gut in ihrem Job und sie hatten immer dort den Spitznamen "der Fuchs". Und ihre Kolleginnen haben ihr dann mal irgendwann einen Fuchs aus Holz geschenkt und der steht dort noch immer und jeden Tag brennt eine Kerze für sie. Das finde ich sehr schön.


    Momentan spüre ich, wie ich ein bisschen an meine Grenzen komme. Arbeit, Nebenjob, Haushalt, Verpflichtungen, Freunde treffen. All das beansprucht mich sehr. Ich bin viel öfter in meinem Elternhaus. Mehrfach in der Woche und auch das strengt mich irgendwie an. Auch wenn ich dann ein schlechtes Gewissen habe, weil ich so denke.


    Manchmal würde ich einfach nur gern nach der Arbeit direkt nach Hause fahren. Ohne Termine ohne Druck. Aber das ist momentan kaum möglich.
    Die letzten beiden Wochenenden waren auch so vollgestopft mit Terminen, dass ich ganz froh bin, dass diese Woche gar nicht so viel anliegt.
    Endlich mal.


    Ich merke einfach, dass ich auf die kleinsten Sachen sehr gereizt reagiere und manchmal auch ungerecht zu meinem Freund bin. Er hat es nicht leicht mit mir. Wirklich nicht.


    Wir haben uns übrigens dazu entscheiden, am 10. Mai zu heiraten, also standesamtlich. Am 13. Mai sollte dann die kirchliche Trauung stattfinden, aber das haben wir abgesagt. Dazu bin ich noch nicht bereit. Aber standesamtlich werden wir es wie geplant machen und anschließend gehen wir noch mit der Familie und den Trauzeugen essen. Ich denke, das ist eine schöne Lösung. Zumal meine Mutter damals den 10.05. als Termin vorgeschlagen hat.


    So, ich würde gerne noch mehr schreiben, aber meine Pause ist leider vorbei.


    Herzliche Grüße
    Nadine <3

  • Liebe Nadine
    GRATULIERE! Ein schönes Datum der 10. Mai.
    Deine Mama wird sicher auf ihre Art dabei sein.
    Und ich bin mir sicher, dass alle hier im Forum,
    sich mit dir freuen und mit dir tanzen werden.


    Für heute wünsche ich dir einen Tag zum Entspannen -
    ohne Druck! Achte auf dich und lass es dir gut gehen.
    Lg. Astrid

  • Liebe Nadine,
    herzliche Gratulation auch von mir! <3
    Versuche dir die Wochenenden nicht allzusehr mit Terminen vollzustopfen, wer trauert braucht einfach zwischendurch Ruhe und Erholungsphasen. Trauer und Lebenskrisen verlangen viel ab und es ist einfach besser vom Gas runterzugehen und langsamer zu machen. Du musst kein schlechtes Gewissen deshalb haben, das ist ganz normal! Slow down .... und schön, dass du die Stimme deiner Mutter gehört hast. Sie ist und bleibt Teil deines Lebens!
    AL Christine

  • Danke ihr Zwei! :)


    Momentan ist es bei mir irgendwie schwierig. Ich bin so unleidlich und unausgeglichen. Ich glaube es liegt daran, dass am Freitag mein Geburtstag ist. Für mich wird es ein schwerer Tag werden. Die Rituale, die Mama und ich an diesem Tag so hatten, werden nicht mehr stattfinden und ich bin den Tag über allein, weil alle arbeiten müssen. Ich hoffe, ich kann mich irgendwie ablenken und verfalle nicht in zu großes Trübsal.


    Früher war der April immer mein liebster Monat. Der Geburtstag meiner Mutter, mein Geburtstag, der Frühling. All das hatte eine gewisse Leichtigkeit und es war immer so schön. Jetzt habe ich gerade das Gefühl, mir ist nichts mehr geblieben. Das ist schrecklich.
    Meine Lieblingstorte wird mir niemand mehr machen. Das ist alles so schade. Mama hat mir immer Frühlingsblumen mitgebracht, vllt. schenke ich sie mir selbst, aber es ist eben einfach nicht das selbe.

  • Liebe Nadine,
    das sind wirklich viele Ereignisse in einem Monat, die jetzt so ganz anders werden.
    Die - sich selbst geschenkten - Frühlingsblumen, das finde ich schön. Du schenkst sie ja dann nicht nur dir, sondern auch deiner Mama.
    Die Lieblingstorte - was ist es denn für eine? Kannst du nicht eine Freundin, Tante,... oder die Freundin deiner Mama darum bitten?
    Ich wünsche dir, dass sich an deinem Geburtstag auch neue Rituale ergeben, die diesen Tag wieder feierlich machen.
    Auch wenn es in diesem Jahr noch sehr schwer sein wird. Du bist es wert gefeiert zu werden.


    Der Frühling - ist sicher schon angekommen - wenn auch noch nicht im Herzen, dafür wäre es noch zu früh, so doch in der Natur. Vielleicht gibt es einen frühlingshaften Moment im heutigen Tag für dich.
    Lg.
    Astrid.

  • Liebe Nadine,


    <3 ich schick dir mal eine feste Umarmung wenns dir passt <3


    Ja, der April ist ein wechselhafter Monat...und für dich ein ganz Besonderer. Für deine Mama war dein Geburtstag bestimmt mithin der schönste Tag in ihrem Leben, und sie wird ganz fest bei dir sein.
    Ich frage mich gerade ob du am Abend vielleicht einen lieben Menschen, deinen Partner oder eine Freundin, bei der du auch weinen kannst wenn du magst, sehen kannst, zu einem gemeinsamen kleinen Getränk in heimeliger Atmosphäre? Vielleicht passt es ja auch wenn du mit deinem Papa essen gehst - was meinst du?


    Ich kann nur in meiner Kiste kramen...hab an meinem Geburtstag nach dem Tod meiner Mutter mich selbst ganz lieb und gut behandelt also hab mir frei genommen, lange ausgeschlafen, hab mich in eine warme Badewanne gepackt und dann unter eine warme Decke und dann gute Sachen gegessen die ich mag und habe mir meinen Lieblings Trostfilm "Frühstück bei Tiffanys" angesehen...der geht bei mir immer....und habe mir auch ganz bewusst etwas schönes ausgesucht und gekauft und gedacht, das schenkt mir jetzt meine Mami. Sich selbst Blumen schenken ist eine sehr schöne Idee. Menschen, die mir nahe sind, bei denen ich ich sein kann mit allen Gefühlen habe ich an dem Tag gesehen (so viele sind das ja nicht ;-) aber glücklicherweise gibt es sie...du hast ja auch geschrieben dass du eine liebe Freundin hast...oder die Freundin deiner Mama vielleicht?) du spürst bestimmt, was für dich passt, meinst du nicht auch? <3
    Wie denkst du könnte dein Geburtstag aussehen, so dass er ok für dich ist?
    Es tut wahnsinnig weh, ich weiß und es ist ja ok wenn der Geburtstag dieses Jahr leise ist, und auch schmerzvoll. Du wirst noch viele viele schöne Geburtstage haben, und an jedem wird deine Mama ganz fest bei dir und in deinem Herzen sein.


    Ich wünsche dir ganz viel Kraft
    und dass du deinen Mama in deinem Herzen spürst, ihre Stimme wenn du in dich hineinhörst...spürst...


    drück dich noch mal


    herzlich,
    MLena <3

    Die Wahrheit triumphiert nie, nur ihre Gegner sterben aus (Max Planck)


    rilke.de/briefe/160703.htm


    VORÜBUNG FÜR EIN WUNDER


    Vor dem leeren Baugrund
    mit geschlossenen Augen warten
    bis das alte Haus
    wieder dasteht und offen ist

    Die stillstehende Uhr
    so lange ansehen
    bis der Sekundenzeiger
    sich wieder bewegt

    An dich denken
    bis die Liebe
    zu dir
    wieder glücklich sein darf

    Das Wiedererwecken
    von Toten
    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • PS falls du magst möchtest du ein wenig von euren Ritualen erzählen? <3 das wäre sehr schön <3 also nur ,wenn du magst.... <3

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    mit geschlossenen Augen warten
    bis das alte Haus
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    so lange ansehen
    bis der Sekundenzeiger
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    zu dir
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    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • Guten Morgen ihr Lieben,


    ich habe heute einen Tag frei und wollte endlich mal ein bisschen berichten.


    Mein Geburtstag war eigentlich ganz schön. Am Morgen war nicht viel Zeit, aber ich musste nur bis 12 Uhr arbeiten, danach war ich schnell einkaufen und zuhause habe ich Muffins gebacken. Das war eine unsere Traditionen. Ganz spontan kam noch meine Tante (die Schwester meiner Mutter) zu Besuch. Und wir haben uns dann einen Muffin geteilt. Noch warm. Sie waren wirklich lecker. Wir haben dann eine Weile gesprochen und auch ein bisschen geweint. Meine Tante leidet auch sehr darunter, dass Mama nicht mehr da ist.
    Am Nachmittag kam dann meine beste Freundin und hat mir ganz leckeren Erdbeerkuchen mitgebracht. Mit einer Kerze drauf und richtig hübsch dekoriert. Ich hab mich riesig gefreut, dass ich nicht allein war. Als sie dann weg war, bin dann in ein Loch gefallen. DAs kann man echt so sagen. Mein Freund musste an dem Tag leider auch noch Überstunden machen, weil so viel los war und von meinem Vater hatte ich auch nichts gehört. Ich bin dann durch die Wohnung getigert, war unruhig. Das war nicht schön. Ich war dann echt froh, als mein Vater kam. Wir haben zusammen gegessen, später kam mein Freund dann auch endlich nach Hause und Abends kamen spontan noch meine engsten Freunde vorbei. Das war sehr schön. Erleichternd irgendwie, denn ich hatte ja niemanden eingeladen. Und wir haben einen tollen Abend verbracht. Auch viel gelacht. Sie haben mich abgelenkt und das war gut. Ein bisschen Routine, so wie jedes Jahr.
    Meine Mutter und ich haben uns an unseren Geburtstagen immer getroffen und was schönes unternommen. Bummeln, frühstücken, essen gehen, Muffins backen. Einfach Zeit füreinander haben. Das war immer super. Sie hat mir immer eine Schale mit Frühlingsblumen bepflanzt geschenkt, meistens waren das meine ersten Frühlingsblumen im Jahr. Dieses Jahr habe ich mir selbst Blumen geschenkt und auch Bücher. Ich habe mir vorgestellt, dass sie von meiner Mama kommen. Ein bisschen hat es geholfen.


    Meine Cousine hat mir auch ein ganz tolles Geschenk gemacht. Seit dem Tod meiner Mutter haben wir wieder engeren Kontakt. Leider war es die Jahre vorher immer ein bisschen weiter auseinandergedriftet. Doch ich finde es schön, dass sie jetzt, wo es mir nicht so gut geht, ganz oft an mich denkt und mir auch immer wieder zeigt, dass sie für mich da ist. SIe hat mir ein Buch geschenkt. Sie hat ein Buch zusammengestellt mit Bildern von Mama, von uns, von meinen Eltern, Großeltern, aber auch Bilder von der Beerdigung. Dazu hat sie viele schöne Texte geschrieben. Da steckt sehr viel Liebe im Detail. Wirklich schön. Ich konnte es bislang nur einmal durchsehen. Es tut noch zu sehr weh. Aber ich bin ihr so dankbar, dass sie mir so ein tolles Geschenk gemacht hat.


    Die beste Freundin meiner Mama ist momentan leider oft in Hamburg. Sie hat wenig Zeit, weil kurz nach dem Tod meiner Mutter bei ihrem Lebensgefährten Lungenkrebs diagnostiziert wurde. Er hat schon einmal Krebs gehabt, Bauchspeicheldrüsenkrebs, und hat es geschafft. Ob es diesmal auch so sein wird, wissen wir nicht. Es ist schwer. Er bekommt Chemo und wir müssen hoffen. Ich empfinde, dieses Jahr als extrem schwer. Der Vater einer meiner liebsten Freundinnen ist auch an Lungenkrebs erkrankt und das ist definitiv nicht mehr heilbar. Die Chemo ist nur noch lebensverlängernd und auch hier bangen wir gerade sehr. Ich mache mir Sorgen um meine Freundin, weil sie sich irgendwie abschottet. Sie ist ruhig und redet kaum noch mit mir. Ich bin ein bisschen ratlos, aber ich denke, ich muss ihr die Zeit jetzt geben.
    Ich empfinde all das momentan als sehr anstrengend. Es passiert auf einmal so viel schlechtes in meinem engen Umfeld oder es ist mir nur bewusster. Ich weiß es nicht.


    Es gibt ja auch schöne Sachen. Die Hochzeit. Bald ist es so weit. Heute in zwei Wochen werden wir schon heiraten. Wir haben heute das Gespräch mit der Standesbeamtin und wir werden dort, wo wir getraut werden, auch noch ein Gespräch führen, weil wir dort anschließend auch essen werden. Auf einem Haubarg. Ich freue mich drauf. Es wird sicher schön, wenn auch meine Mutter sehr fehlen wird.
    Eine meiner Freundinnen ist Floristin und wird mir einen Brautstrauß machen. Ich bin gespannt.


    Was bleibt, ist momentan der Stress. Es ist alles ein bisschen viel, aber ich kann mich leider nicht krankschreiben lassen oder so. Das einzige, was ich gerade versuche, Termine und Verpflichtungen zu reduzieren. Ich hoffe, das klappt.


    So, wir werden jetzt mal frühstücken und dann werden wir losfahren. Ich wünsche Euch einen schönen Tag.


    Liebe Grüße
    Nadine

  • Liebe Nadine,
    ich wünsche dir viel Energie und viel Kraft - für die Hochzeitsvorbereitungen, deine Trauer und all das, was da sonst noch "in Arbeit" ist bei dir.
    Das Geschenk deiner Cousine ist ja wirklich ganz besonders und Freunde, die kommen - auch ohne eingeladen zu sein... Freunde eben. Schön!


    Jetzt hab ich noch eine Frage: Was ist

    Auf einem Haubarg


    Alles Liebe und ich freu mich wieder von dir zu lesen.
    Astrid

  • Liebe Nadine <3


    wie schön von dir zu lesen! Ja, dein Geburtstag war schwer und schön, ich denke du bist ein ganz lieber Mensch der auch andere berührt, und so hast du an diesem Tag auch von den Menschen rund um dich etwas zurück bekommen <3 Wie schön!
    Deine Mama war auch sehr aufmerksam und hat Wert auf liebevolle Kleinigkeiten gelegt, und sie konnte bestimmt gut Freundschaften pflegen, so stelle ich sie mir vor. Sie hat bestimmt sehr viel an Wärme ausgestrahlt - und tut es noch - darf ich das so sagen - durch dich und auch durch dich in deinem Herzen, wo sie jetzt ist.


    Ja, die Hochzeit - du bist ja ein Wahnsinn dass du das auch schaffst, aber es ist auch sehr schön das Heiraten. Ich habe mich ja nie getraut ;-) sag mir dann, wie es ist ;-)) Hast du schon ein Kleid und falls ja, magst du es beschreiben? Ich stehe auf Hochzeitskleider - auch wenn sie nicht weiß sind und bauschig. Und ja: was ist ein Haubarg? Heuberg? Rätsel über Rätsel ;-)


    Hm, ich kennen das Gefühl auf einmal zu sehen, dass Menschen rundherum auch viel zu tragen haben. Ich kenne das Gefühl einerseits mich diesen Menschen besonders nahe zu fühlen, weil sie in der "gleichen Welt" sind wie ich, emotional, also unter der Oberfläche, an den Wurzeln des Lebens, andere Probleme und Fragen haben. Ich habe dann das Gefühl mit diesen Menschen gut umgehen zu können, besser als mit Menschen denen das Leben gerade leichter fällt oder ist. Ich kenne aber auch das Gefühl zu sagen "warum nur" - und nein, bitte nicht das auch noch. Und ich wünsche dir hier viel Kraft, und dass du nicht zu verzweifelt bist, natürlich kommen wir auch selbst in ein Alter wo der ein oder andere der Generationen unserer Eltern und Großeltern leider stirbt. Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft und auch Beistand, und auch eine schöne Zeit bei der Hochzeitsvorbereitung.


    Jaja, das hier ist kein "Hochzeitsforum" aber falls du magst hie und da ein Link zu einer Deko oder einem Kleid oder sonst was, also wenn du magst, würd mich freuen und ist sicher nicht - verboten ;-)


    Wie es dir halt zeitlich ausgeht,


    alles Liebe dir
    Malena <3

    Die Wahrheit triumphiert nie, nur ihre Gegner sterben aus (Max Planck)


    rilke.de/briefe/160703.htm


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    bis der Sekundenzeiger
    sich wieder bewegt

    An dich denken
    bis die Liebe
    zu dir
    wieder glücklich sein darf

    Das Wiedererwecken
    von Toten
    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • HAAAALLLLLOOOO?
    Natürlich interessiert nicht nur Malena, was du für ein Kleid tragen wirst, was du für Deko im Raum haben wirst und am liebsten wäre ich Zaungast bei deiner Hochzeit!


    Vielleicht würde ich dann vestehen, was ein "Haubarg" ist. Ich müsste ja lachen, wenn da nur ein Tippfehler dahinter steckt, doch ich vermute doch unsere Sprachunterschiede werden es sein.


    Auch wenn wir ein Trauerforum sind, bedeutet das ja nicht, dass wir nur mit einander klagen und weinen - nein, wir freuen uns doch auch an ganz kleinen Dingen miteinander - und wenn dann so etwas Großes zum Freuen da ist - dann rufen wir vielleicht gemeinsam im Chor:
    "WIR WOLLEN AUCH EIN STÜCK TORTE MIT DIR TEILEN!"


    Seid lieb gegrüßt
    Astrid.

  • Liebe alle!
    Ich bin sowieso für Torten und Schaumwein immer zu haben! :)


    Liebe Nadine,
    es freut mich, dass du deinen Geburtstag feiern konntest und dass dich so viele liebe Menschen besucht haben, dass du lachen konntest! Dass dann die Trauer wieder durchkommt, dass dich das Schwere, das rundum in deinem Freundes- und Bekanntenkreis geschieht bedrückt und auch belastet, ist normal, ist klar und natürlich ist man, wenn hat man, wenn man selbst grad trauert, eine besonders dünne Haut!


    Ich wünsch dir Kraft und Ausdauer für die Hochzeitsvorbereitungen und freue mich schon auf deinen Bericht!
    Alles Liebe
    Christine

  • Hallo ihr Lieben,


    lange, lange habe ich nicht geschrieben. Ich hatte einfach so viel um die Ohren. Die Vorbereitungen für die Hochzeit, meine beiden Jobs und eben das Leben.


    Erst einmal: Nun bin ich verheiratet... :love:
    Einen Tag vor der Hochzeit hatte ich wirklich kalte Füße... Und wäre am liebsten geflüchtet... aber ich glaube, das ist ganz normal. Wir hatten einen sehr schönen Tag mit all unseren Lieben. Es war sehr emotional, aber wir haben auch viel gelacht. Ich bin so froh, dass mein Opa dabei sein konnte.


    Ich möchte noch kurz das Geheimnis um den "Haubarg" lüften. :D
    Ich musste über Eure Mutmaßungen schon ein bisschen Schmunzeln. Danke dafür :) Malena hat gar nicht so unrecht mit dem "Heuberg". Ein Haubarg ist ein Gebäude, in dem früher alle Lebewesen unter einem Dach gelebt haben. Mit Heu, mit Schwein und Kuh und außerdem dienten Haubarge als Befestigung für Deiche. Ich komme ja aus dem schönen Norden Deutschlands und noch heute gibt es hier viele Haubarge, die allerdings nicht mehr nur zur Deichbefestigung dienen, sondern die eben auch sehr schön anzusehen sind.


    Wir haben im "Roten Haubarg" geheiratet. Hier mal ein Link zu einem Bild:


    Ich werde bei Gelegenheit noch mal ein Bildchen einstellen, damit ihr eine Ahnung von meinem wunderschönen Brautstrauß bekommt. Eine Freundin, die Floristin ist, hat ihn für mich gemacht und er war so wunderschön.


    Nach der Trauung haben wir im Haubarg noch gegessen und anschließend gab es noch Kaffee und Kuchen bei meiner Schwiegermutter.


    Alles in allem ein Tag, der mit sehr vielen Gefühlen gespickt war. Freude, Angst, Bedauern, dass meine Mama, meine Omas und der Vater meines Mannes (es schreibt sich noch so ungewohnt... :D ) leider nicht physisch dabei sein konnten, aber wir hatten ja dennoch so viele nette Menschen um uns und ich musste auch hin und wieder an Euch alle hier denken.


    Für mich ist es nach wie vor sehr schlimm, dass ich nicht mehr mit meiner Mama sprechen kann. Ich rede zwar trotzdem mit ihr, aber Antworten bleiben leider aus. Die letzten Wochen war meine Trauer eher im Hintergrund, aber je ruhiger es wird, desto mehr kommt sie hervor.


    Wir schmieden gerade lockere Pläne, wahrscheinlich werden wir im nächsten Jahr in mein Elternhaus, zu meinem Vater zurückziehen. Es ist ein großer Resthof und er bietet so viel Platz. Wir müssten viel umbauen, erneuern, aber wenn ich daran denke, dann habe ich ein leises Gefühl der Vorfreude, weil ich diesen Ort so liebe. Das Haus steht in einem kleinen 300-Seelendorf am Ortsrand. Das heißt nach hinten und zur Seite sind Felder. Es wird auf jeden Fall nicht langweilig.


    Ich bin gerade wieder heimlich hier (eigentlich müsste ich nämlich arbeiten :saint: ) deswegen mache ich hier jetzt erstmal Schluss und berichte bald wieder mehr.


    Liebe Grüße Nadine