Meine Mutter

Nicizicky · 16. April 2017

Hey...
Ich weiß nicht ob ich hier richtig bin und ob es mir überhaupt hilft (das meine ich nicht böse!)
Ich selbst bin 28 und habe meine Mutter am 6.1.2017 an Lungenkrebs verloren.
Wir ( meine 5 jüngeren Geschwister und ich) haben die Diagnose im August 2016 erhalten. Sie hatte uns nie die ganze Wahrheit gesagt. Z.B das sie bereits ein Paliativfall war und die Chemo den Krebs nur um wenige Tage hinaus zögern würde (so war es dann ja auch). Sie war so eine gute Schauspielerin das ich wirklich damit rechnete das sie noch einige Jahre hat (ich arbeite in der Pflege.. Ich weiß das die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist und das 50% nicht mal das erste Jahr überleben). Sie war so glücklich...
Dann zu Weihnachten ging es ihr plötzlich sehr schlecht. Sie hat nur noch auf der Couch gelegen und alles vernachlässigt. Ich hatte ja keine Ahnung und hab sie sogar etwas zurecht gewiesen, das sie sich zusammen reißen muss da sie noch ein Minderjähriges Kind zuhause hat und sich alle um sie sorgen (4 meiner Geschwister haben zuhause bei ihr gewohnt). Sie versprach mir zum Arzt zu gehen (hat sie natürlich nicht gemacht...Heute weiß ich wieso).
Naja so ging das dann bis Silvester. Da fiel sie dann ins Koma und wachte nicht mehr auf.

Mein Freund und ich haben bereits ein Kind
( 1 1/2 Jahre) und hatten nach ihrer Diagnose beschlossen noch ein Kind zu bekommen. Es hat sofort geklappt und meine Mutter hat sich sehr gefreut. In 17 Tagen soll es auf die Welt kommen.
Viele Leute sagen mir ich sei eine starke Frau. Ich hab meine Prüfung zur examinierte Altenpflegerin 2 Tage nach ihrem Tod gemacht und bin Schwanger. Immer wenn man mir das sagt könnte ich sauer werden...Auch wenn ich weiß das es keiner böse meint. Natürlich lass ich mir das nicht anmerken. Ich glaube selbst mein Freund weiß nicht wie schlecht es mir seelisch geht. Alles fing an als ich im Mutterschutz gegangen bin. Also so vor 4 Wochen. Vorher hatte ich gar keine Zeit groß zu trauern und konnte alles schön verdrängen. Jetzt wo ich so viel Zeit habe kommt alles hoch. Mit meinen Geschwistern kann ich kaum reden. Mit niemanden eigentlich...Alle haben bereits abgeschlossen. Ich will keine "alten" Wunden aufreißen.
Vlt bin ich auch durch die Hormone so emotional aber ich hab irgendwie das Gefühl das ich das alles nicht mehr schaffe...
Es tat ganz gut sich das mal von der Seele zu reden und zu wissen das mich hier niemand kennt.
Danke fürs Lesen.

aldriane · 16. April 2017

hallo
zuerst mal mein aufrichtiges beleid zu deinem schmerzlichen verlust, kraft für dich und deine familie.

hier bist du richtig wir haben alle unser liebstes verloren und können dich voll verstehen. komm immer wann du willst und kannst ins Forum
und schreib dir deinen kummer von der seele glaub mir das hilft.

eine kerze für deine mutti[IMG:http://i64.tinypic.com/zvzblz.jpg]

liebe stille grüße Monika/ aldriane

Hedi · 16. April 2017

Willkommen auch von mir.

Es tut mir so leid für dich, dass du deine Mutter nicht mehr bei dir hast. Mein aufrichtigstes Mitgefühl.
Ich verstehe gut, dass du nicht hören willst, dass du stark bist. Das klingt oft so, als würde einem starken Menschen, alles nicht so weh tun, sei es nicht so arg für ihn. Das stimmt natürlich nicht, und ich denke die Menschen meinen es auch nicht so.

Ob stark ob schwach ist eigentlich auch nicht wirklich von großer Bedeutung. Es tut weh einen Menschen den man liebt zu verlieren und man muss sich einfach da durch seine eigene Trauer kämpfen. Jeder muss da seinen Weg finden.

Ich kann mir gut vorstellen, dass dir dabei das Schreiben hier helfen kann. Mir hilft es schon ein wenig.

Ich wünsche dir jetzt einmal alles, alles Gute vorerst für dich und deine Zwerge.
Melde dich immer, wenn dir danach ist.

Lg Hedi

Nebelfrau · 16. April 2017

Liebe Nici,

mein tief empfundenes Mitgefühl zu dir.

Der Tod deiner Mutter ist noch ganz frisch, ich bewundere dich sehr für deine Stärke wie du bisher alles geschafft hast - sicher auch als älteste Schwester? - und gleichzeitig denke ich dass ich dir von ganzem Herzen wünsche dass du Trost, Ruhe und Kraft finden kannst, speziell auch für die Geburt deines Kindes...

Meine Mutter ist vor einem Jahr gestorben, und so kann ich auch nachfühlen wie es dir geht...auch ich habe ein Kind für das ich stark sein will und insofern kenne ich auch die Situation selbst Mama zu sein, und die Ansprüche die man an sich stellt, und gleichzeitig die Trauer mit der man fertig werden muss.

Mir hat es sehr geholfen und hilft es hier zu schreiben
und ich wünsche dir das auch
echt schön dass du da bist,

mit liebem Gruß
Malena

Christine · 16. April 2017

Liebe Nicizicky,
herzlich willkommen hier bei uns und mein herzliches Beileid! Ich denke, du siehst das ganz richtig, jetzt hast du Zeit, jetzt kommt die Trauer hoch. Lass sie! Bald ist das neue Menschenkind auf der Welt - und wie du ja weißt - wirst du da erstmal wenig Zeit für die Trauer um deine Mama haben. Auch wenn sie dich jetzt im Moment schwächt und du vielleicht das Gefühl hast, dass sie grad keinen Platz hat, weil da nur Vorfreude sein soll, sie ist gesund. Lass sie zu!

Was deine Geschwister betrifft, ich glaube nicht, dass sie schon darüber hinweg sind. Ich glaube, jeder hüllt sich in Schweigen, um die anderen zu schützen, jeder glaubt, dass er alte Wunden aufreißt, wenn er über seine Trauer spricht. Dabei gibt es noch gar keine alten Wunden, die sind bei jedem von euch viel zu frisch! Lasst euch nicht gegenseitig in eurer Trauer allein, versucht ein Miteinander. Ein Versuch (oder mehrere ) schaden nie. Im Gegenteil, es kann erleichtern, miteinander zu reden und zu weinen.

Wie alt sind denn deine Geschwister?
Alles Liebe
Christine

Astrid. · 18. April 2017

Liebe Nicizicky,
auch von mir ein Willkommen.
Ich hoffe, das Schreiben wird dir noch öfters Erleichterung verschaffen.

Hmm die starke Frau - ja, das ist doch das, was die Menschen sehen wollen. Doch Stärke heißt für mich auch, die eigenen Gefühle zeigen zu können, zu weinen, wütend zu sein, zu lachen, ... Stärke heißt für mich nicht überdecken oder gefühllos zu sein, sondern auf die eigenen Bedürfnisse zu achten, mit sich selber achtsam umzugehen. Das ist vielleicht nicht das, was die anderen in dir, starker Frau sehen wollen, vielleicht kann es dich versöhnen mit dem Ausdruck "Starke Frau".

Das mit deinen Geschwistern sehe ich so wie Christine, niemand von euch kann Wunden aufreißen, weil sie noch klaffend sind. Das nicht darüber reden ist vielleicht im Moment leichter, doch dann - wann wenn nicht jetzt? Jetzt da noch alle Erinnerungen und der Schmerz noch so frisch sind. Kann es sein, dass ihr oder du eine Wut habt, dass eure Mama euch nicht wirklich erzählt hat, wie es um sie steht? Konntet ihr euch noch verabschieden von ihr?
Auch mich interessiert, wie alt deine Geschwister sind.

Der Mutterschutz - eine Zeit der Vorfreude, des "Nestchen richten" und dann wirst du eingeholt von diesem so gegensätzlichen Thema, der Trauer um deine Mama.

Ich wünsche dir all das, was du für dich, dein schon geborenes und das ungeborene Kind brauchst. Ich wünsche dir, dass du dir erlaubst die Trauer zu er-leben und Trotz-Dem die Vorfreude auf euer Kind da sein darf.

Liebe Grüße
Astrid.

Nicizicky · 20. April 2017

Hallo und sorry das meine Antwort so spät kommt. Ich möchte mich bei euch bedanken. Eure Worte tun mir sehr gut. Ich hab sie öfter durchgelesen aber konnte einfach noch nicht antworten.
Meine Geschwister sind 27, 24, 22, 18 (fast 19) und 15.
Grade die jüngste verschießt sich (unteranderem auch weil sie mitten in der Pubertät ist). Man kommt leider kaum an sie ran auch wenn wir alle 6 ein sehr gutes Verhältnis zueinander haben.

Hedi · 20. April 2017

Es ist ja auch gar kein Zwang zu antworten! Schreibe einfach, wenn du es brauchst.
Ich kann mir vorstellen, dass es für die jüngste Schwester wirklich nicht einfach ist, das ist ja gerade ein enorm sensibles Alter. Vielleicht kann sie sich einer Trauergruppe für junge Menschen in ihrem Alter anschließen, dann kann sie sich außerhalb der Familie öffnen. Möglicherweise ist das dann leichter für sie.
Ich wünsche dir und allen Mitgliedern deiner Familie alles Gute und viel Kraft!
Lg Hedi

Nebelfrau · 20. April 2017

Liebe Nicky,

ich glaube alle hier wissen wie hart es ist zu trauern und wie schwer jeder Handgriff, jeder Gedanke, jedes Wort fällt. Es braucht keine Entschuldigungen. Sag einfach was du brauchst und sonst wünsche ich dir einfach ganz viel Kraft und einen soweit guten Abend,

mit liebem Gruß!

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