Ach Amitola, das ist wie Balsam, das schlürfe ich ein wie Honig! :2:
Lass' dich mal telefonisch drücken
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die Liebesbriefe lesen lernen
die Schnee , Wind und Regen ihm schicken
Hach, das ist perfekt! FREU! -
Liebe Claudia, lieber Dieter,
ja - der Liebesbrief Gedanke ist wirklich bezaubernd, der hat mich auch am Herzen gerührt und ich hab ihn mir hinaus mitgenommen, habe ihn meinen Sinnen zum erspüren gegeben...danke!
Lieber Dieter,
natürlich haben wir sehr wahrscheinlich eine sehr unterschiedliche Sprache (Quelle aller Missverständnisse sowieso) und darüber hinaus auch Herangehensweise an die Dinge, davon gehe ich aus und das macht es für mich auch - interessant.
Kennst du dieses Paradox-Gedicht...erinnert an Quantenmechanik...dunkel wars der Mond schien helle?Da gibt es die Passage "drinnen saßen stehend Leute, schweigend ins Gespräch vertieft"
diese Zeile mochte ich immer besonders, und eine schriftliche Konversation ist für mich, ähnlich wie ein Buch zu lesen, irgendwie so. Es ist auch noch einmal eine andere Art den Gedanken des Anderen zu internalisieren, nachzuvollziehen...sich aus dem Fenster zu lehnen Also mir solls recht sein
Ja, diese Fragen die du aufwirfst sind ja ein breites ethisches Feld. Danke für den Andreas Weber (gelehrig habe ich deine Anforderung, mich hier einzulesen, erfüllt ;-P also zumindest im kleinen Ansatz, ein sehr spannender Artikel über "Wildheit"). Ich kann mir gut vorstellen dass ihn zu lesen helfen kann, die brennenden Fragen unserer Zeit zu verstehen - wie bist du auf ihn gekommen?
Ich teile deine Meinung insofern oder meine vermutlich ähnliches wie du (oder auch nicht ;-)) als ich einmal hörte dass ein Tierrechtsaktivist meinte, alles was die Menschen den Tieren antun, tun sie sich auch gegenseitig an. Und was den Tieren angetan wird, ist unfassbar grausam. Insbesondere dann nochmal die Unterscheidung zwischen Haus- und Nutztieren (wie wird das Futter für meine Katzen hergestellt?) und die Arroganz Tieren Wert, Gefühl, Leidensfähigkeit zu- oder vor allem ja abzusprechen.
Ich halte es gleichzeitig nicht für konstruktiv, Tiere gegen Kinder auszuspielen provokant gesagt. Beide sind uns, dem erwachsenen Menschen ausgeliefert und verdienen Verständnis und Schutz. Das Kümmern oder sich Gedanken machen um Beide trägt entscheidend dazu bei, wie sich die Geschichte der Menschheit weiter entwickelt, in Dauer und Qualität und mit welcher Achtsamkeit man dem Leben begegnet.
Ja und dabei merke ich auch bei mir noch viel an Nachholbedarf und dunklen Flecken, auch Ratlosigkeit...Was den Fischer anbelangt...einerseits macht m.M.n. das Spenden nicht zu einem besseren Menschen aber auch nicht zu einem Schlechteren, außer man velwechserts mit Ablasshandel? Der Fischer ist mir nachvollziehbar wenn er oder sie aus Hunger fischt und sich damit konfrontiert, dass der Fisch sein Leben lassen muss, besser als dem auszuweichen und noch schlimmer - es zu verschwenden.
Ja, aber das sind wie du sagst viele Fragen und dann auch viele Allgemeinplätze die aus der Diskussion entstehen? Man kommt schnell vom Hölzchen aufs Stöckchen ...es wird schnell unpräzise...
nun, wie verschwommen oder verschoben auch immer - ich tausche mich gern mit dir aus ..du erinnerst mich irgendwie an Max Frisch. Frag mich nicht warum
Meine Frage wen du meinst, da hatte ich in Erinnerung dass du einmal über deinen Sohn geschrieben hast. Ich wollte das gestern schon schreiben, habe es dann aber gelassen - weil ich mir nicht sicher bin ob die Frage taktlos ist. Die Frage blieb mir hängen, wohl weil ich selbst auch einen Sohn habe um mir natürlich wünsche, dass die Liebe zwischen ihm und seinem Vater immer gut blühen kann. Es geht mich nichts an und ist vielleicht auch unpassend, aber ich habe mich schon oft gefragt, ob das für dich noch ein Thema ist, und darum erwähne ich es jetzt.
Ja Dieter, ich danke dir dass du dich auf so viele Fragen und so viel Text einlässt
und falls nicht danke ich dir einfach für deine Gedanken
die ich immer gerne lese und auch teileund wünsch dir einen guten Sonntag, mit vielen Liebesbriefen aus dem Wald und dem Himmel
dich erfreuend an deiner nun prächtig schönen Stiege
sei lieb gegrüßt,
Malena -
Herrschaften, Malena, ist das ein schöner Schrieb. Mit den unvermeidlichen Missverständnissen natürlich. Ich spiele nicht Tiere gegen Kinder aus, falls ich das richtig verstanden habe. Ich wollte sagen, dass für die meisten die Liebe zum Leben (gerade fällt mir Albert Schweitzer ein: "Ehrfurcht vor dem Leben") bis zu den Kindern reicht und dann aufhört. Tiere und Pflanzen und Steine und Sonne, Wind und Regen sind nicht mehr interessant. Es ist keine falsche, aber eine viel zu enge Sicht. Die Lebendigkeit (Weber) kümmert sich nicht um Mensch oder Tier oder..., sondern geht quer dazu und erfasst alles, wenn sie kann. Ein Mensch ist so wichtig, wie er lebendig ist (besonders seelisch und geistig), das Tier ist immer wichtig, weil es seiner Natur folgt und damit immer lebendig ist. Es gibt immer noch Menschen, die dem Tier eine Seele und Gefühle absprechen. Ich bekomme dann immer einen Schluckauf, weil ich nicht fassen kann, dass es so etwas noch gibt. Meine Beispiele stehen immer für etwas Allgemeines. Nimm statt der Spenden für Kinder ein Hospiz oder irgendetwas Caritatives. Wie gesagt: bis dahin und dann Schluss. Das sind etablierte gesellschaftliche Einrichtungen, die versteht man, denen tut man Genüge, und dann geht man zur Tagesordnung über und verzehrt mit Genuss sein Schnitzel (ich übrigens auch). Und blendet die weitaus überwiegende Welt des Lebendigen aus und sieht nicht die Schlachthöfe und die Augen der Tiere vor ihren Henkern. Mir fällt immer zuerst das Schaf ein, weil es so vertrauensvoll ist. Ich muss den Vegetariern bescheinigen, dass sie die doppelte Moral besser erkennen als andere. Es gibt bei ihnen den wunderbar treffenden Spruch: "Ich esse nichts, was Augen hat", so einfach ist das eigentlich. Was Augen hat, hat auch ein Innenleben und eine Seele, und Seele isst man nicht. Ich will das nicht weiter ausführen, es würde endlos. Ich will auch nicht dieses Forum zur Plattform für den Tierschutz machen. Ich will nur zeigen, dass es eine bessere, weil umfassendere Ethik gibt als die immer noch vorherrschende. Ich sage nicht gerne "Ethik", es klingt so nach Kant, den ich nicht mag. Ich meine ja eigentlich LIEBE. -
O Gott, Max Frisch. Ich muss gestehen, dass ich keine Ahnung habe. Ich weiß noch, dass ich über Seite 2 nie hinauskam.Liebe Malena, das war noch keine erschöpfende Antwort, aber ich muss jetzt an die Bratkartoffeln. Schönen Quasimodogeniti
(es steckt doch viel Sinnvolles im Christentum, z.B. in den Sonntagsnamen).
Tschüß! D. -
Liebe Leute, lieber Dieter,
das mit den Spenden und dem Angeln und der begrenzten Sicht auf die Lebendigkeit hat wohl damit zu tun, dass einem die eigene Brut immer näher scheint als alles andere .... aber das will ich jetzt nicht vertiefen, weil öngwie sind wir ja ein Trauerforum und kein Ethikforum, wobei sich die beiden Themen nicht ganz ausschließen (wie man ja hier lesen kann) .
Apropos Trauerforum (habe ich jetzt nicht eine super Kurve gekratzt, um das Thema zu wechseln *gggg*): Um auf dein ursprüngliches Problem (also vor dem Spenden und dem Angeln) zurückzukommen, lieber Dieter. Genau deshalb haben wir ja das Trauerforum gegründet, weil die Menschen nach recht kurzer Zeit alleingelassen werden mit ihrer Trauer, weil eben nicht mehr gefragt wird, wie es geht bzw. weil nicht zugehört werden will, wenn es nicht gut geht, Gesprächsthemen vermieden werden.... Das liegt wahrscheinlich gar nicht so an deiner gefühlskalten Familie, das ist ein Phänomen, das die meisten Trauernden betrifft: Die, die nicht trauern, die kehren zum Alltag zurück und haben meist genug Problem, den irgendwie auf die Reihe zu kriegen. Die, die auch Trauern haben oft keine Kraft sich noch um die Trauer des anderen zu kümmern oder aber wie Charlotte Roche es in "Schoßgebete" gut beschreibt: Am Tag ihrer Hochzeit versterben alle drei Brüder bei einem Autounfall (auf dem Weg zu ihrer Hochzeit). Abends liegt sie mit ihrem Mann im Bett und spürt wie sich beide beginnen, vor der Trauer des jeweils anderen zu ekeln.
Ich glaub nicht, dass sich daran je Grundlegendes ändern wird, deshalb ist es langfristig vielleicht gesünder (Selbstschutz) keine großen Erwartungen an die Menschen zu haben beziehungsweise wenn einem etwas wichtig ist, seine Bedürfnisse klar zu formulieren. Was meinst du, würde passieren, wenn du mal den Spieß umdrehst und fragst: Kann ich mich mal bei dir ausweinen? Kommt ihr am Tag X, weil ich möchte die Lieblingsspeise meiner Frau kochen und aber nicht alleine essen? Oder aber: Kannst du mich einfach mal in den Arm nehmen?
Sei fest gedrückt, lieber Dieter :24:
Christine -
Liebe Christine,
ich sagte, ich will das Forum nicht zu einer Plattform für Tierschutz machen, aber eine Plattform für Ethik (wenn wir das Wort mal benutzen wollen) ist es ganz automatisch. Wir wollen uns schon darüber verständigen, was gut und was schlecht ist, z.B. bei der Anteilnahme an fremder Trauer, ob ich selbstlos oder berechnend bin usw. Ja, das mit der "eigenen Brut" ist schon richtig und auch ein ethisches Thema. Dass Trauer nicht attraktiv ist und man gern einen Bogen darum macht, darüber sprachen wir schon. Alles verständlich - und trotzdem nicht in Ordnung. Man muss sich ja nicht vergewaltigen und Anteilnahme heucheln, wo keine ist. Aber man kann doch sein bisschen Empathie zu sammenkratzen und den Trauernden betrachten und nicht sich selbst. Oder verstehen, dass der Trauernde in einer völlig andersartigen Seelenlage ist, und ihm nicht mit alltäglichen Kategorien auf die Nerven fallen. Nösel, nösel, hatten wir alles schon. Auch das "Umkehren des Spießes" hatten wir schon, ich nannte das "selber schuld" und meinte damit, dass es etwas absurd ist, Anteilnahme einzufordern, die dann ja keine (echte) mehr ist. Vergiss lieber das Ganze, ich wollte nur ein bisschen schimpfen, das habe ich ja nun getan.
Guten Abend, gute Nacht!
D. -
Oh ja, liebe Monika, das ist es ja, was ich versuche zu sagen: Kein Lebendes ausgrenzen, die Kinder nicht, die Hunde nicht, die Alten nicht, die Kranken nicht, die Wohnungslosen nicht, die Schafe nicht, die Fische nicht... Dass den Frauen am meisten die Kinder am Herzen liegen, ist auch klar und muss so sein. Wie schön du deinen Partner beschreibst und seinen Sinn für alles Lebendige. Es ist bezeichnend, dass er oft nicht verstanden wurde. Aber so geht die Höherentwicklung der Menschheit: immer sind es zuerst nur einige Wenige...
Alles Liebe
D. -
Lieber Dieter!
Schimpf nur! :24:
AL Christine -
ja, lieber Dieter,
ich lasse dich gerne schimpfen und kann das auch aushalten. Wir haben unterschiedliche Sichten auf die Welt und ihre Zusammenhänge. Ich lese gerne, wie du sie siehst, was dich berührt, was dich bewegt, was dich wütend macht usw.
Zuerst wollte ich dich einfach mit deiner Schimpferei sein lassen - doch ohne Gegenpart zu schimpfen macht auch keinen Sinn. Darum:Es ist in Ordnung, wenn du mich als Reibepfosten nimmst, weil ich die Dinge eben anders sehe. Ich weiß, dass du das Christentum
als eine Religion siehst, die viel Schlimmes in die Welt bringt. Nicht alle Christen sind gleich und ich habe in meinem Christentum eine Spiritualität gefunden die mir Heimat ist.Du kennst sicher die Ringparabel aus Nathan der Weise. So denke ich, ist jedem der eigene Ring, der eigene Glaube - die eigene Sicht auf die Welt, der Liebste. Auch wenn man die anderen genau ansieht und sich interessiert, so lange mein Ring mir passt, werde ich ihn nicht wechseln und möchte nicht lesen, dass es einer schlechterer wäre, als die anderen. Ich nutze meinen Ring auch nicht, um Kaiser zu werden. Ich möchte meinen Ring nutzen, um ein bisschen mehr Frieden, Wahrhaftigkeit, Achtsamkeit, Wertschätzung und Liebe in diese Welt zu bringen. Weil mich dieser Ring dazu bringt, mehr ich selbst zu sein und mich zu hinterfragen. Nicht nur, wenn jemand kommt und sagt: "Mein Ring ist...und kann....und wird...."
Ja, das Christentum hat sich oft schon verirrt. Die kath. Kirche ist Meine, weil ich dort meine Wurzeln habe und ich ganz viel Kraft aus ihr ziehe und auf der anderen Seite treibt sie mich in die Verzweiflung.
Ändern kann ich nur durch mein Leben. Ich schlachte keine Opferlämmer - wenn dich das beruhigt und ich esse auch nur die Osterlämmer aus Sandkuchenteig. Ich brauche keinen Hasen, außer den aus Schokolade. Und wenn ich Fleisch esse, im vollen Bewusstsein, dass das ein Lebewesen war.Die Schuldfrage, die ich bei dir so oft herauslese ist für mich keine Wesentliche. Wer ist an was (selber) Schuld? Für mich ist es immer eine Frage der Zusammenhänge, der Systeme und der eigenen Strukturen. Ich gehe davon aus (nenne mich ruhig Gutmensch) dass im Grund nur die allerwenigsten Menschen einem anderen Schaden zufügen wollen. Dass viele Dinge aus einem nicht Können und nicht aus einem nicht Wollen entstehen.
So lieber Dieter, jetzt haben wir wohl wieder ein bisschen Diskussionsstoff. Tu mir bitte den Gefallen und lass uns alle in unseren eigenen Gedanken- und Herzenssprachen reden. Wir sprechen zwar alle deutsch (mehr oder weniger - bin ja Vorarlbergerin, aber das hatten wir ja schon) und auch wenn wir englisch und französisch und Latein sprechen würden - die Sprachen würden sich nicht so unterscheiden, wie die Gedanken- und Herzenssprachen. Ich freu mich sehr, wenn du deine Gedanken mitteilst. Bitte werte die Gedanken der anderen nicht ab, auch wenn sie ganz anders sind. Über Zusammenhänge lässt sich diskutieren - über Wertungen nicht.
So jetzt bin ich gespannt auf dein Schreiben.
Lg. Astrid -
NATHAN. Traun, ein schöner Titel! Doch, Sultan, eh' ich mich dir ganz vertraue, Erlaubst du wohl, dir ein Geschichtchen zu Erzählen?SALADIN. Warum das nicht? Ich bin stets Ein Freund gewesen von Geschichtchen, gut Erzählt.
NATHAN. Ja, gut erzählen, das ist nun Wohl eben meine Sache nicht.SALADIN. Schon wieder So stolz bescheiden? - Mach! erzähl, erzähle!
NATHAN. Vor grauen Jahren lebt' ein Mann in Osten,
Der einen Ring von unschätzbarem Wert Aus lieber Hand besaß.
Der Stein war ein Opal, der hundert schöne Farben spielte,
Und hatte die geheime Kraft, vor Gott Und Menschen angenehm zu machen,
wer In dieser Zuversicht ihn trug.
Was Wunder, Dass ihn der Mann in Osten darum nie Vom Finger ließ;
und die Verfügung traf, Auf ewig ihn bei seinem Hause zu Erhalten?
Nämlich so. Er ließ den Ring Von seinen Söhnen dem geliebtesten;
Und setzte fest, dass dieser wiederum Den Ring von seinen Söhnen dem vermache,
Der ihm der liebste sei; und stets der liebste, Ohn' Ansehn der Geburt, in Kraft allein
Des Rings, das Haupt, der Fürst des Hauses werde. -
Versteh mich, Sultan.
SALADIN. Ich versteh dich. Weiter!
NATHAN. So kam nun dieser Ring, von Sohn zu Sohn, Auf einen Vater endlich von drei Söhnen;
Die alle drei ihm gleich gehorsam waren,
Die alle drei er folglich gleich zu lieben Sich nicht entbrechen konnte.
Nur von Zeit Zu Zeit schien ihm bald der, bald dieser, bald Der dritte, - sowie jeder sich mit ihm Allein befand,
und sein ergießend Herz'
Die andern zwei nicht teilten, - würdiger
Des Ringes; den er denn auch einem jeden
Die fromme Schwachheit hatte, zu versprechen.
Das ging nun so, solang es ging. - Allein
Es kam zum Sterben, und der gute Vater Kömmt in Verlegenheit.
Es schmerzt ihn, zwei Von seinen Söhnen, die sich auf sein Wort Verlassen, so zu kränken. -
Was zu tun? -
Er sendet in geheim zu einem Künstler,
Bei dem er, nach dem Muster seines Ringes,
Zwei andere bestellt, und weder Kosten Noch Mühe sparen heißt, sie jenem gleich,
Vollkommen gleich zu machen.
Das gelingt Dem Künstler. Da er ihm die Ringe bringt,
Kann selbst der Vater seinen Musterring Nicht unterscheiden. Froh und freudig ruft Er seine Söhne, jeden insbesondre;
Gibt jedem insbesondre seinen Segen, - Und seinen Ring, - und stirbt. - Du hörst doch, Sultan?
SALADIN (der sich betroffen von ihm gewandt). Ich hör, ich höre! - Komm mit deinem Märchen
Nur bald zu Ende. - Wird's?
NATHAN. Ich bin zu Ende. Denn was noch folgt, versteht sich ja von selbst. -
Kaum war der Vater tot, so kömmt ein jeder Mit seinem Ring, und jeder will der Fürst
Des Hauses sein. Man untersucht, man zankt, Man klagt.
Umsonst; der rechte Ring war nicht Erweislich; - (nach einer Pause, in welcher er des
Sultans Antwort erwartet)
Fast so unerweislich, als Uns itzt - der rechte Glaube.
SALADIN. Wie? das soll Die Antwort sein auf meine Frage? . . .
NATHAN. Soll Mich bloß entschuldigen, wenn ich die Ringe Mir nicht getrau zu unterscheiden, die Der Vater in der Absicht machen ließ, Damit sie nicht zu unterscheiden wären.
SALADIN. Die Ringe! - Spiele nicht mit mir! - Ich dächte, Dass die Religionen, die ich dir
Genannt, doch wohl zu unterscheiden wären. Bis auf die Kleidung, bis auf Speis' und Trank!
NATHAN. Und nur von Seiten ihrer Gründe nicht. - Denn gründen alle sich nicht auf Geschichte?
Geschrieben oder überliefert!- Und Geschichte muss doch wohl allein auf Treu
Und Glauben angenommen werden? - Nicht? - Nun, wessen Treu und Glauben zieht man denn
Am wenigsten in Zweifel? Doch der Seinen?Lessing: Nathan der WeiseIII 7. Auftritt: Die Ringparabel
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Ach Gott, Astrid, schon wieder so viel Text!
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vielleicht ...vielleicht ein bisschen weiter ...mmmhh ... denken.... philospieren,,,, träumen....
zuerst
an Abgründen tanZEN (Nietzsche)später
IN Abgründen tan<<<<<<<<<<<<<ZENund dann erkennen
es gibt keine Abgründeeinfach tanZEN
gedacht ....geträumt von Claudia Gramyo Amitola OpitzDANKE
Liebe Monika und lieber Dieter für diese gestrigen schönen Lebenssichten die ihr mir gestern hier geschenkt habt .... und nicht nur mir , denke ich -
Liebe Amitola,
Nietzsche war mit Zen nicht so vertraut. Er kam ja vom abendländischen Denken her. Ich glaube, er meinte: Abgründe aushalten, sie nicht zukleistern mit Religion und anderen "Sicherheiten", sondern ungesichert und frei das Leben tanzen lassen. Wir sprachen ja schon davon. Natürlich gibt es Abgründe. Die Freiheit kann ja auch in Wahnsinn oder Drogen oder sonstwas enden. Aber der Zen-Erfahrene weiß natürlich, dass auch die Abgründe letztenendes wesenlos sind. Es hat damit zu tun, dass im Zen so gerne gelacht wird. Worüber? Über den Abgrund? Nein, nein.
Schönen Dienstag!
D. -
ebenfalls schönen Dienstag
ja LACHEN .... welch schöner Seins - ZustandAbgründe
von WEITEM sieht unser Planet Erde SEHR rund und ebenmässig aus
Der Mensch ist da nicht so sichtbar ....von WEITEM
doch noch eiun Zen buddhistischer Spruch für diesen Dienstag JETZTNichts ist so nah , wie die Leere der "Soheit"
In einem Sandkorn habt ihr alles Land und alle Meere.Wenn wir die Wahrheit gefunden haben,
dann gibt es auf der grossen Erde keinen einzigen Menschen mehrDa bin ich doch gerne noch etwas von der grossen Wahrheit entfernt....
Lachend leben in diesen Dienstag hinein.... Das IST es gerade bei mir
Alles LIEBE wünsche ich ALLEN
Claudia Amitola -
Liebe Astrid,
entschuldige die Verspätung, aber ich möchte abends meinen Motor nicht nochmal hochjubeln, sonst schlafe ich noch schlechter als sowieso schon. Ich habe doch eigentlich mehrmals gesagt, dass ich das Christentum und den Humanismus nicht ablehne, sondern für zu kurz halte. Und dass ich jemandem seinen Glauben und seine Überzeugung abwerte oder madig machen will, davon kann keine Rede sein. Wir kennen alle unseren Weisen Nathan (wenn er auch veraltet ist) und bejahen ihn. Und beim Christentum muss man ja auch noch die "reine Lehre" und 2000 Jahre Kirchengeschichte auseinanderhalten und das Christuskind nicht mit dem Bade ausschütten, bloß weil die Kirche mal wieder dummes Zeug macht. Das ist aber ein anderes Thema. Ich glaube, es geht bei unserer Diskussion eigentlich um West und Ost, um monotheistische und gottfreie Religionen. Ich selbst komme auch vom Christentum her, mein Elternhaus war sehr (zu sehr) christlich geprägt. Ich konnte irgendwann den Sing-Sang nicht mehr aushalten (bitte, ich bin jetzt nicht ruppig, sondern deutlich), vor allem nicht das Kreuz, das mir immer sagt (und sagen soll), was für eine elende Kreatur ich bin. Ich würde mir viel lieber die Taube als das Kreuz als christliches Symbol wünschen. Aber ich will Nietzsche nicht ins Handwerk pfuschen, er hat das alles besser gesagt. Nebenbei: ich bin kein Nietzschianer, ich nehme nur von ihm, was mir gefällt. Ich schaute mich also um, was es noch so gab, und stieß auf Hermann Hesse, dessen Jugend ähnlich verlief wie meine und der im späteren Leben auf wunderbare Weise West und Ost in seinem Denken vereint hat. Bums, da hast du mich, weiter bei Hesse. So neu ist das ja auch nicht, Goethe war ja auch schon dahin unterwegs, oder Meister Eckhart. Nein, nein, ich bin der christlichen Welt nach wie vor tief verbunden, allerdings mehr auf künstlerische Art und Weise: ich bin tief beeindruckt von den gotischen Kathedralen, den mystischen Kirchenfenstern, und die Musik Johann Sebastian Bachs ist für mich das "5. Evangelium", wie es oft genannt wird. Mir entgeht keine der sonntäglichen Kantaten im Radio, trotz der manchmal schrecklichen Texte. "Künstlerisch" trifft es auch nicht ganz, ich meine: unmittelbar, das unmittelbare Berührt- oder Erschüttertsein. Ich habe da gestern, natürlich bei Nietzsche, einen Satz gelesen, den ich wörtlich nicht mehr zusammenbekomme, sinngemäß: Wer vor einem Kunstwerk nicht erschrickt, der hat es nicht verstanden. Ich möchte hinzufügen: Wer vor Gott nicht erschrickt, dem ist er nicht begegnet. Das ist mit etwas Nächstenliebe nicht getan. Gefühl ist alles, Lehre ist nichts. Wer von seiner Religion tief erfüllt ist, vor dem habe ich die größte Achtung. Aber Worte machen alles kaputt, bloße Lippenbekenntnisse sind nur Papier. Ich höre lieber auf, sonst wird's wieder unklar.
Tschüß! D.
-
Ja, liebe Monika, die "Stufen" sind sehr bekannt. Obwohl das Beste an Hesse nicht seine Gedichte sind, um es mal freundlich auszudrücken. Klingsor! Siddharta! Narziss und Goldmund! Na, eigentlich alle Erzählungen. Und das mit den "Taten" ist so eine Sache.
"Wu wei" sagt der Taoist und meint: Tun durch Nichttun, geschehen lassen. Aber das ist natürlich kein Widerspruch. An der richtigen Stelle nichts zu tun kann ja genau die richtige "Tat" sein.
Gruß D. -
Lieber Dieter, das hast du richtig schön geschrieben.
Danke
und Tschüss -
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Lieber Dieter,
oh also als ich deinen Text las, von wegen Motor - darf ich es sagen - da dachte ich spontan
"oh lala, der Dieter braust - nein - schnurrt, mit seinem Ferrari durchs Forum" Dann habe ich mir Ferraris angesehen und einen grünen gefunden, mit der Nr. 25, in dem ich mir dich vorgestellt habe. Danke für deinen Text, er ist lang aber jedes Wort ein - wie sagst du - Balsam - den schlürft man wie Nektar, wie Met? Es macht auf jeden Fall glücklich dich zu lesen, und ist eine Freude. Jedes einzelne Mal. Danke!Ich kann mir wenn ich das sagen darf, vorstellen wie schön die Konversationen zwischen deiner lieben Frau und dir waren, wie gerne wäre ich einmal Mäuschen bei euch am Frühstückstisch gewesen...ich habe auch den Eindruck dass ihr diesen Dialog...und hier denke ich an Buber...das ich entsteht am Du...und deine liebe Frau war und ist dir dein "Du" ... in allem Lebendigen noch immer fort setzt, über die Grenzen der zeitlichen Klippen, Abgründe - hinaus. Ich hoffe ich darf das schreiben. Ich stelle mir vor wie deine Frau lächelt wenn sie dir zusieht mit dem übergroßen Staubsauger auf der engen Stiege und was sie wohl sagt, wenn du fertig bist. Ich kann mir vorstellen dass sie dir mit ganzem Herzen zugehört hat, zwei kluge Menschen, zwei feinfühlige Seelen...und deshalb verstehe ich deine Sehnsucht in deinem Appell nach Präsenz, nach Achtsamkeit...(und fand auch das Mascha Kaleko Gedicht daher passend, die leichte Schulter - und die Schwere - und sie meint hier ihr ganzes Leben).
warum Max Frisch? Zweite Seite welchen Buches? Nun, es gibt das "schwarze Quadrat" das sind zwei Poetikvorlesungen von ihm, die erinnern mich an deine Art zu schreiben. Er ist sehr klar, poetisch und präzise. Ähnlich wie du.
Er schreibt "die Zeit verwandet und nicht, sie entfaltet uns nur". Erstaunlich, dass er dich so ermüdet hat
Liest du eigentlich den Yalom, derzeit? Ich weiß ja dass du, Astrid, grad dran bist
Siehst du, den Hesse, den habe ich, so wie du den Frisch, noch nicht geschafft. Er hat sich so kompliziert gelesen, steht im Regal und wartet geduldig auf mich. Ich nehme deine Begeisterung als Inspiration, es noch einmal zu versuchen dass ich mir "drüber trau".Zu Nietzsche...ich habe hier zwei Bände stehen, ich erbte sie von einem lieben Menschen der so frech war an meinem 21. Geburtstag zu sterben, das kann ich jetzt so sagen. Teilweise lese ich hinein, bin fasziniert und verstört, wieder entdeckt habe ich ihn über Yalom, der ihn mir "übersetzt" hat. (Nietzsche-ianerin bin ich keine, auskennen tu ich mich auch eher nicht). Was mir im Gedächtnis blieb: irgendwann einmal habe ich gehört, das folgende Begebenheit als Hinweis gesehen wird, dass Nietzsche im Alter "verrückt" gewesen wäre...er wäre über den Anblick eines Esels, der geschlagen wird, in Tränen ausgebrochen. Als ich das hörte habe ich Nietzsche verstanden bzw. konnte das nachvollziehen (ich verrücktes Ding).
Monika ich denke, dein Mann war eine ganz besondere, sehr feinfühlige Seele und ich verstehe, dass er dir fehlt. Es gibt nicht viele Menschen die sich trauen, so empfindsam zu sein und das auch so konsequent auszuleben.
Wie du beschreibst dass du bei der Beerdigung Herbstlaub an alle verschenkt hast, so wie eben die Natur die uns beschenkt, und der Gedanke dahinter, hat mich sehr berührt. Danke dass du diese Erinnerung geteilt hast.Ich finde es auch wesentlich leichter meinem Kind zu erkären, dass das Leben kostbar, endlich und unwiederbringlich ist als die Grausamkeiten und Rohheit der Menschen im Umgang mit dem Leben, da gehen mir die Antworten aus. Dass das Leben bzw. Lebendige ein Wunder ist, und deswegen Respekt und Achtsamkeit verdient hat (auch wenn man einem Busch achtlos ein Blatt abreisst oder einen Käfer zertritt) das habe ich von meiner Mutter übernommen, sie sagte dann zu mir als ich einer Hecke ein Blatt abriss - "möchtest du das jemand kommt und dir einen Finger abreisst, einfach so" und sicher, man mag das hart nennen, oder übertrieben, aber es hat mir geholfen zu verstehen und hat mich Achtsamkeit gelehrt. Dass das Leben nicht bei der eigenen Nasenspitze aufhört, ja, genau - und auch dort erst anfangen kann, wenn man das Ringsherum respektiert und sich gelegentlich an selbiger Nasenspitze packt...
die Gleichgültigkeit ist ein Übel und über sie zu schimpfen mehr als legitim, jawoll.und so ist der Bogen auch gespannt, von dem touchieren der Ethik hin zum Trauern, oder?
Ich denke wie man mit (einem) toten Menschen, (einem) Verstorbenen umgeht (der scheinbar "nichts mehr bringt" brutal gesagt) der Erinnerung, dem Vermächtnis ist nicht nur Zeichen der Kultur in der man lebt, sondern auch persönliche Kultur. Der Tod der das Leben nicht auslöscht, aber in Frage stellt..so wie Sokrates sagt...nur ein geprüftes Leben ist ein lebenswerter Leben.
Die Konfrontation damit, die Zuwendung, das Kunstwerk das erschreckt, der Abgrund der in einen blickt, ist ein Wagnis, es kann verstörend, erschreckend sein, und doch ist es vielleicht die Liebe zu dem Einzelnen, - der Tanz - jene,die wie in der Zauberflöte einen durchs Feuer gehen lässt, um dann die Liebe zum Leben (neu) zu verstehen.So, bevor ich ins Schwafeln komme, höre ich lieber auf. Ach nein, ich schwafelte ja schon.
Es ist einfach zu schön, zu verlockend.Also lieber Dieter, von dir möchte man gerne mit Schnecken beworfen werden, bestimmt sind da auch Schnegel dabei um danach Bier zu trinken, gerne mit allen hier Anwesenden.
Mit herzlichen Grüßen, :24:
Malena -
Liebe Malena,
du wirst lachen, ich fahre einen ganz popeligen Polo, wegen des Stabreims. Den Schriftzug habe ich entfernen lassen, damit die Meisen sich nicht totlachen. Es ist aber ein sehr schöner, schwarzer, schnittiger Wagen, den ich sehr liebe. Einmal habe ich ihm das Heck kaputtgefahren, nach der Reparatur ist er noch schöner. Und was die Unterhaltungen mit meiner Frau anbetrifft: wir sprachen eher wenig miteinander, wir wussten sowieso, was der andere dachte. Aber wir lachten gern über dieselben Sachen und überboten einander mit Wort-Witzeleien, je alberner desto besser. Wir konnten uns kringelig lachen über Sätze wie: "Er lächelte auf den Stockzähnen". Im Park saßen wir stundenlang ohne ein Wort zu sagen auf einer Bank und schlotzten ein Eis nach dem andern. Höchstens: guck mal, das Eichhörnchen. Ein bisschen Tucholsky. Meine Frau hat mich nie mit dem Staubsauger gesehen, wie gesagt, das machte sie selbst, zwischen zwei Kartoffeln beim Kartoffelschälen. Sie machte alles mit leichter Hand, dabei flogen die Späne, ich hab' dann hinter ihr aufgeräumt. Mit dem Max Frisch will ich es gern nochmal probieren, beim Yalom bin ich in der Mitte steckengeblieben, so viele Fakten und Personen ermüden mich leicht. Romane sind sowieso nicht so mein Ding, ich komme immer gleich ins Sinnieren und komme nicht voran. Den Nietzsche lese ich lieber im Original. Über seinen Lebenslauf kann man sich ja ganz leicht im Internet informieren, und was ist schon normal bei so einem Philosophen. Bei Hesse solltest du dich vielleicht erstmal an die kurzen Erzählungen halten, besonders die kleinen aus seiner Jugendzeit sind sehr lesbar. Beim Glasperlenspiel habe ich auch kapituliert. Seine Sachen sind auch sehr autobiographisch, d.h. für Frauen vielleicht nicht so nachzuempfinden. Sehr zu empfehlen ist auch sein Briefwechsel, aber er nörgelt halt gern. Karl-Heinrich Waggerl fällt mir da ein: der ist wärmer, umgänglicher, "menschlicher", aber trotzdem tiefgehend. Wenn du Österreicherin bist, kennst du ihn wahrscheinlich sowieso. Muss mal Pause machen, meine Erbsensuppe wird kalt. Was du über deine kluge Mutter schreibst, reicht eigentlich für ein ganzes, sinnvolles Leben, da braucht's nicht mehr viel Philosophie. Beim "Schwafeln" entstehen übrigens die besten Sachen (brain storming). Den Sokrates muss ich wohl mal wieder rauskramen, leider ist der Plato so öde zu lesen. Gegen Schnecken (auch Schnegel) gibt es noch ein anderes gutes Mittel: sie sind ganz wild auf Katzenfutter (Gelee). Im Futterschälchen sammeln, Nachbar, fertig. Aufpassen, dass sie nicht vom Nachbarn zurückkommen.
sn d -