Todestag

Liebe New Asha,

ich kann verstehen wie hart das für dich ist. Wie geht es dir heute?
Hast du jemanden dem du vertraust, als ärztlicherseits, der dich beim Absetzen der Medis begleitet? Ich finde es toll dass du das jetzt so gut durchhältst, und meine Frage wäre wie können wir hier und die Menschen rundherum dich unterstützen? Was brauchst du?

Weinen, trauern, ist es erleichternd für dich, es ist ja auch noch jemand in der WG bei dir und hast du Menschen die dich in den Arm nehmen können - ansonsten deine lieben Tiere?
Also was hilft dir oder kann dir helfen das Weinen auszuhalten?
Gibt es einen Punkt an dem es zu viel wird? Was kannst du dann tun?

Diese Fragen würde ich mir glaube ich stellen, oder stelle sie mir.
Bei mir ist es so dass es eine Schmerzschwelle gibt wo ich den Schmerz aushalte, und dann wo es zu viel wird und ich weiß, jetzt muss ich um Hilfe bitten, erst in meinem Umfeld, dann bei meiner Therapeutin...

was mir auch hilft ist die "Luft raus zu lassen"
Also zum Beispiel schlechtes Gewissen. Das Grab, dort hin zu gehen, fast schon wie ein Zwang. Ich überlege dann immer ob es wirklich darum geht. Zum Beispiel habe ich eine Erinnerungsecke auf meinem Pianinio - mein geliebtes Instrument, und dort stelle ich immer frische Blumen hin. Die sammle ich dann ganz bewusst, und das tue ich sehr gerne und von ganzem Herzen. Ich genieße es die Blumen hinzustellen.

Und ja, wenn ich es nicht so oft aufs Grab schaffe ist das auch nicht so wichtig.
Wenn es für dich wichtig ist - hast du jemanden der dich begleiten kann? Möchtest du das Herz noch irgendwie künstlerisch gestalten, oder einen Brief dazu tun?

Du hast ja noch ein Monat Zeit zum Planen. Es ist natürlich auch wahnsinnig hart für dich, denn dass der Schwiegervater gestorben ist, damit hast du rechnen können - also seelisch - darauf konntest du dich wohl einstellen - aber dass dein Partner dann auch so plötzlich starb das ist wirklich gemein. Für mich ist es also mehr als nachvollziehbar dass es dir noch so weh tut.
Bei mir war es so dass ich natürlich vorm 1. Todestag Angst hatte, und vielen hier ging es sicher auch so. Er wurde dann eigentlich ganz gut, aber es ist hilfreich sich zu überlegen was helfen kann. Was man will, und ich denke da ist alles ok. was einem gut tut. Aber natürlich ist es nicht immer leicht zu spüren, was genau das ist.

Was denkst du?

Sei herzlich gegrüßt,
Malena :24:

Liebe New Asha - Natascha,

ja genau solche Überlegungen kenne ich auch, und ich finde es auch schön genau und in Ruhe darüber nach zu denken wie z.B. man das Grab gestalten kann. Ich finde es dann auch schön Blumen auszusuchen. jedes Mal wenn ich hingehe habe ich Angst das Grab sieht verwahrlost aus, aber dann ist es eigentlich immer schön weil auch wilde Gräser und Blumen aufgegangen sind oder die, die da sind schön blühen.

Der Adler klingt gewaltig - wo hast du den gefunden?
Magst du noch mehr über den Adler erzählen, was er deinem Seelenpartner und dir bedeutet?

Was ist denn deine Sorge? Das es dich überwältigt?

Warum denkst du dass du der Person in der Klinik auf die Nerven gehst und hast du ihr das auch gesagt?
Einfach gesprochen: die Person wird dafür bezahlt ihren Job zu machen, und sie macht den Job wohl auch weil sie ihn mag, und sicher auch von Herzen daran interessiert ist dir zu helfen. Kannst du sie oder ihn darauf ansprechen?

Ich kenne das Gefühl dass ich mir selber schon auf die Nerven gehe.
Wobei, das haben die Gefühle eigentlich nicht verdient.

Ablenkung findest du hier sicher, durchs Schreiben...durchs Lesen...du wirst vielleicht nicht immer sofort eine Antwort kriegen - ist das wichtig für dich?
Mir hat es geholfen einfach nur zu schreiben, und ich war sehr froh als man mir hier gesagt hat und mehrmals gesagt hat ich kann schreiben so viel ich will, es gibt kein zu viel.

Was denkst du?

Gehst du gerne spazieren? Mit den Hunden raus? Wie ist das Wetter bei euch?
Schön, dass du eine WG hast

Wünsche dir ganz viel Kraft für heute
und einen sanften Tag

Malena

Liebe Natascha,

also mir gehst du nicht auf die Nerven, aber ich kenne so Gefühle schon auch, hab ja selbst auch immer wieder ein komisches Gefühl wenn ich hier viel schreibe. Es ist aber auch wirklich ein hilfreicher Prozess für mich gewesen, bisher.

Bei uns ist es heute heiter sonnig. Gestern war das Wetter das ich liebe: Blitze, Donner, Prasselnder Regen. Ich kann dann einfach nur drinnen liegen und die Kühle genießen. Ja, ich mag Sonne auch. Aber die Geborgenheit die der Regen schenkt ist für mich einzigartig.
Also ich meine keine vernichtenden Unwetter, aber eben so ein richtig "fester Guss" oder ein sanfter Regen der dann ewig dahinregnet bis es sich ausgeregnet hat.

Kennst du das ? Welche Wetterarten magst du?

Jetzt geht es auf zum Essen mit der Schwiegermutter bei mir, immer ein wenig ein Kraftakt, aus vielen Gründen.

Ich wünsche dir für den heutigen Tag Kraft, und dass du etwas findest dass dir Kraft schenkt.
Ich will mich auch nicht einmischen aber ein buntes Betonherz neben dem Adler finde ich könnte schön aussehen. Aber das ist dein Gefühl, das entscheidet...

Woran merkst du denn dass er genervt ist?
Oft haben die schon einen langen Tag hinter sich...
aber dass du hingehst bevor es dir schlecht geht oder deswegen, das will er bestimmt, tausend mal lieber als dass du irgendwo leidest oder dir was antust.

Das ist entscheidend.

Alles Liebe Dir,
Malena

Liebe Natascha,
such dir doch jemanden, der dich zum Grab begleitet. Und wenn es deine Eltern sind, die diese Aufgabe übernehmen, dann sag ihnen vorher, dass es für dich wichtig ist, zum Grab zu gehen und dieses Herz hinzulegen, dass du aber Angst hast, weil du nicht weißt, wie es dir dort gehen wird und deshalb Halt und Stütze brauchst. Vielleicht wird es "halb so wild", vielleicht "brichst du weinend zusammen". Man darf weinen, man darf auch zusammenbrechen, Hauptsache ist doch, dass man jemanden dabei hat, der einen auffängt.
So ein Gefühlsausbruch kann auch heilsam sein - auch wenn er im Moment anstrengend ist. Wenn du den Gang zum Grab vermeidest, wird deine Angst nur größer. Versuchs einfach - aber nimm dir jemanden mit :30:

Liebe Natascha New Asha,

danke für die Kraftwünsche, lieb von dir - es war ganz ok. Der ganz normale Wahnsinn, sozusagen und ich war sogar kratzbürstig, was mir gut getan hat muss ich sagen
wie war denn dein Tag so? Ich bin froh wenn ich dich etwas beruhigen konnte, ich glaube aber niemand hier würde was anderes sagen was die Schreibfrequenz anbelangt. Und es ist ein sehr gut moderiertes Forum, man fühlt sich finde ich gut aufgehoben.

Vielleicht magst du ja einfach beschreiben wie du dir den Tag vorstellen kannst. Du hast ja noch Zeit, fast ein Monat.
Und ich finde es wirklich gut dass du weißt, dass es deiner Bezugsperson, dem Pfleger wichtig ist dass du zur Klinik gehst, wenn es dir echt schlecht geht. So ein Notfallplan ist wichtig, es ist z.B. auch mir wichtig wenn wir hier schreiben - denn im Forum kann man ja leider nicht schnell mal rüberspringen und den anderen Umarmen oder irgendwo hinfahren, leider.Und dass du jemanden zum Grab mitnimmst wenn beim letzten Mal Selbstmordgedanken kamen ist dann sicher eine gute Idee - meinst du nicht?. Wie gut dass du da alleine raus gekommen bist - was hat dir da geholfen?

Liebe Grüße und einen guten Abend,
Malena

Liebe Natascha,

hm - das war dann aber schon sehr ernst - dann ist es gut dass du dir den Tag gut überlegst, finde ich.
Und ja, dass du wirklich zur Klinik gehst, wenn du solche Gedanken hast und gerade wenn du deine Medikamente selbständig dosierst bzw. radikal absetzt. Würdest du das nicht jemand anderem auch raten? Ich fand deinen Satz "Wo Angst ist, da ist auch ein Weg" sehr inspirierend und kraftvoll. Du bist sehr mutig jetzt das so anzugehen finde ich ... die Trauer, den Todestag, deine Gefühle.

Ja, ich finde es ehrlich gesagt gut das zu sagen was ich empfinde, und wenn ich eine gute Beziehung zu ihr aufbauen will dann muss das auch möglich sein. Ich habe sie ja nicht angerotzt, aber ihr halt freundlich und klar gesagt wenn mir etwas gegen den Strich ging.

Zu deinem Freund...ja die Liebe kann Menschen sehr verändern. Es tut mir sehr leid für dich, und euch, dass ihr nicht mehr Zeit miteinander hattet.

Wie geht es denn deinen Tieren? Weißt du schon ob du das Herz anmalen oder Natur lassen wirst?

Einen schönen, guten Abend dir!
Malena

Liebe New Asha, liebe Natscha,

wie geht es dir denn?

Hast du schon einen "Plan" wie du den Todestag gestalten möchtest und kannst?
Ich finde es schön dass dich deine Eltern unterstützen, und gut dass du nicht allein hin gehst.
Das nicht alleine zum Grab gehen können und wollen, oder auch an andere Orte die man mit dem Menschen verbindet, kenne ich gut. Ich hoffe es wird ein guter Tag für dich, an dem du viel Kraft hast.
Mir hats geholfen mir den Tag ganz genau vorzustellen, und hin zu spüren was ich will, und mich nicht zu sehr unter Druck zu setzen. Ich bin dann sogar schön essen gegangen. Sozusagen Leichenschmaus reloaded. Aber warum sich nicht etwas Gutes tun am Todestag, der geliebte Mensch hätte das bestimmt so gewollt - was denkst du?

Dass die Tiere ein Geschenk deines Freundes sind finde ich schön, sie beschützen dich, trösten dich, ...

Ja, ich denke man findet immer dass es zu wenig Zeit war, in deinem Fall kann ich klar verstehen dass es schwer ist, das auszuhalten. Wie geht es dir denn jetzt mit der Trauer, den Medikamenten etc?
Ich denk an dich und wünsche dir ganz viel Kraft.

Mit lieben Grüßen,
Malena

Liebe Natascha, liebe New Asha,

ja das kann ich mir vorstellen dass ohne Tarvor die Erinnerungen ganz nahe und heftig sind, und auch die Trauergefühle. Ich würde dir wünschen dass du irgend jemanden hast, der dich therapeutisch dabei gut begleitet, jemand, dem du vertraust. Es ist sehr tapfer dass so anzugehen..mir hat der Gedanke hier geholfen dass die Trauer für die Liebe steht...und ja, ich kann nur sagen sie verändert sich auch.

Die Friedhöfe...ein Thema für sich. Ich muss ehrlich sagen dass ich "unsere" Friedhöfe bzw. Friedhofskultur - wobei ich hier vom klassischen Grab mit Stein und 2 Quadratmeter davor spreche, immer wie seltsame Schrebergärten empfunden habe und empfinde. Der Druck an das ungepflegte Grab zu denken hat mich schon immer geärgert, denn eigentlich will ich weder Druck noch Zwang spüren beim Gang zum Grab. Dann auch noch im schlimmsten Fall das Gerede von Anderen etc. und so weiter. Wenn es aber ein persönliches Bedürfnis ist, diesen Ort schön zu gestalten und zu halten, ist es für mich etwas Anderes.
Ich liebe die verwilderten jüdischen Friedhöfe, oder auch jene die Amitola und Katarina fotografiert haben, einfache Steine mitten in der Natur...auch Baumbestattungen...

nun, falls du hingehst hast du dir überlegt da auch nicht alleine zu gehen?
Ich mache mir etwas Sorgen um dich wenn ich lese, wie es dir zuletzt ergangen ist.
Was würde denn dein geliebter Mensch, deine geliebten Menschen dir raten - wenn du auf ihre Stimme in deinem Herzen hörst? Was würden sie für dich wollen?

Kannst du dir das vorstellen?

Ja, ob man es dann kann ist oft eine Frage die man bis kurz zuvor nicht weiß. Ich plane wie gesagt einfach gerne voraus, und ich war überrascht dass der Tag für mich nicht so schlimm war, wie befürchtet.

Ich wünsche dir weiter viel Liebe und Kraft, wie geht es dir heute?
Malena

Liebe Natascha.

Ich kann dich gut verstehen , ich hab meinen Freund auch verloren - es ist drei Jahre her.

Warum bist du nicht mehr Therapie Fähig?

1 Jahr ist ja noch nicht viel, das ist noch alles sehr frisch. Ich kann dir nur sagen habe Geduld. Es wird wieder.
Ich weiß wie schwer es ist und ich kann dich verstehen , dass du lieber bei deinen Freund wärst , so dachte ich auch oft.
Aber , es kommen Tage da wirst du wieder lachen können , da wirst du wieder fröhlich sein.
Ich glaube dein Freund möchte auch das du weiter lebst und das es dir gut geht.

Das Grab schön zu gestalten und das dich deine Eltern begleiten, finde ich schön. Ich finde du solltest tun was dir gut tut , was du machen möchtest und wenn du das Bedürfnis hast , das Grab zu verschönern , dann mach das.

Ich fahre z.b. selten zum Grab , ich habe Zuhause einen Platz und das ist auch gut so für mich.
Ich schicke dir gaaaaanz viel Kraft und Energie. Und wenn ich darf eine liebevolle Umarmung.

Alles Liebe dir. Lea

Lieb New Asha, bei mir ist der Verlust meines Geliebten 2 Jahre her. Das 1. Jahr war total fürchterlich, aber es wird wirklich besser und anders.
Heute fühle ich mich nicht mehr so alleine und verlassen, denn ich habe das Gefühl, dass mein Rudy noch immer bei mir ist-einfach mit mir ist, alles erlebt und sieht, was ich mache (okay, halte mich für durchgeknallt gg) . Seelenverwandte bleiben seelenverwandt über den Tod hinaus, meiner Meinung nach sind unsere Lieben bei und in uns.
Und wenn du das spürst, dann ändert sich dein Leben . Dann willst du in seinem Sinne weiterleben und alles mit ihm teilen.
Es ist eine andere Art von Liebe, eine andere Art des Einsseins, aber durchaus auch beglückend.