Mein Papa ist nicht mehr da

  • Hallo zusammen,


    ich bin Simone, 32, aus Bonn und seit 23.12.2017 total aus dem Gleichgewicht. Mir wurde geraten mich mit anderen auszutauschen und ich hoffe, dass dies hier möglich ist.

    Ich bekam am 23.12 einen Anruf auf mein Handy. Ich erkannte die Nummer meines Vaters und freute mich. Ich dachte er würde anrufen, um zu fragen, wann wir uns am nächsten Tag (heilig Abend) treffen wollten. Leider war nicht mein Vater am Apparat, sondern sein Freund Haegar. Er war sehr aufgeregt und erzählte mir, dass mein Vater am Tag zuvor während seiner Arbeit als Kurierfahrer für Arzneimittel einen Herzinfarkt erlitten habe und im Herzzentrum in Köln liege. In dem Moment war ich erstarrt, meine Ohren sausten, mein Herz schlug wie wild. Das konnte doch nicht sein?!

    Haegar erzählte mir im Schnellverfahren, was passiert war und das ich und mein Bruder Felix uns schnellstmöglich in der Klinik melden sollten. Ich rief erstmal meine Mutter an (die beiden waren schon lange geschieden, aber noch befreundet und Familienfeste feierten wir immer zusammen), da es meinem Bruder nicht gut ging (Probleme mit Mobbing auf der Arbeit). Sie war entsetzt und wir vereinbarten, uns gemeinsam bei ihr zu treffen und es meinem Bruder gemeinsam zu sagen. Gesagt, getan. Mein Bruder nahm es still und geschockt auf. Wir riefen dann gemeinsam in der Klinik an und erfuhren die Basisdaten: Am 22.12 um ca. 11 Uhr brach mein Vater beim Verlassen einer Apotheke seiner Tour leblos zusammen. Er hatte keine Vitalzeichen mehr und wurde 25 Minuten wiederbelebt. Die Ärzte diagnostizierten dann eine schwere beidseitige Lungenentzündung, die einen Herzinfarkt ausgelöst hatte. Wir fuhren dann nach Köln. Es war furchtbar. Allein schon der Aufbau dieser Station, man muss klingeln, kommt in einen Warteraum und wird dann irgendwann abgeholt. Man darf maximal zu zweit rein. Mit bangem Herzen gingen mein Bruder und ich hinein. Ich sah meinen Vater in einem Bett, an Schläuche und Monitore angeschlossen, bewusstlos, nackt und zusammengefallen liegen. Ich versuchte Fassung zu bewahren, was mir nur teilweise gelang. Die Ärztin kam zu uns und schilderte uns den Zustand und die Prognose. Zu dem Zeitpunkt bestand noch Hoffnung, was uns erstmal in eine gewisse brüchige Sicherheit einlullte. Ich redete mit meinem Vater, streichelte ihm den Arm und begann mir ein dünnes Hoffnungskorsett umzuschnüren. Als wir zu Hause ankamen, waren wir fix und fertig. Wir redeten noch lange und verbrachten eine schlaflose Nacht. An den nächsten beiden Tagen waren wir im Krankenhaus und haben die restliche Zeit gemeinsam verbracht. Es war sehr schlimm, angsterfüllt und anstrengend. Da wir kein Auto besitzen, mussten wir mit Zug und öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Meine Mutter zog sich in der Zeit einen schweren grippalen Infekt zu und konnte uns daher nicht mehr begleiten. Am 27.12 haben wir dann den ersten Dämpfer bekommen. Mein Vater wachte nicht auf und die Hirndiagnostik konnte noch nicht durchgeführt werden (wie wir später erfuhren, da kein Personal da war). Mein Bruder und ich machten uns immer mehr Sorgen. Es war kaum zu ertragen, unseren geliebten Papa so hilflos daliegen zu sehen. Der nächste brachte dann leider die erste schlimme Diagnose: Sein Hirn-CT zeigte eine massive Hirnschwellung, was darauf hindeutete, dass die Reanimation (25 Minuten) nicht gewirkt hat und große Teile des Gehirns abgestorben seien. Die Ärztin stellte die Prognose, dass er im günstigsten Fall ein Schwerstpflegefall bleiben würde. Weitere Tests seien aber von Nöten. Nach dieser Hammerdiagnose bin ich zum ersten Mal völlig zusammengebrochen. Ich weinte und konnte mich schwer beruhigen. Ab dem darauf folgenden Tag wurde ich dann richtig wütend. Eine andere (nicht sehr kompetente) Ärztin, wollte uns auf einmal einreden, dass ja alles gar nicht so schlimm wäre und sie ihn ja auf jeden Fall "ans Atmen kriegen würden". Wir hatten mehrmals betont, dass mein Vater so ein "Leben" nicht gewollt hätte, da er aber leider keine Patientenverfügung hinterlegt hat (die wir schon in der Wohnung, bei Ärzten, Notaren und Freunden gesucht hatten), hatten wir keine Handhabe. Stichtag für den abschließenden Bericht war nun der 2.1.18. Ich war so wütend, dass ich die nächsten Tage nicht mehr hin konnte. An Neujahr war ich mit meinem Bruder da und an dem Tag war zum Glück der leitende Oberarzt wieder im Haus, der mit uns sehr einfühlsam und ehrlich alles besprochen hat. Am 2.1 lagen alle Ergebnisse vor: Das Hirn war massiv geschädigt. Lediglich die Stammhirnfunktionen (Reflexe etc.) war noch in Teilen aktiv. Schweren Herzens, aber immer mit den Wünschen unseres Vaters im Hinterkopf, veranlassten wir mit Hilfe des Arztes, dass die lebenserhaltenden Maßnahmen abgestellt wurden und mein Vater gehen durfte. Da sein Atemreflex noch aktiv war dauerte es noch bis zum 5.1 bis er verstarb. Es war quälend und grausam für uns. Er hat hoffentlich nichts gespürt. Wir haben uns lange von Ihm verabschiedet. Da es ein großer Raum mit vielen Betten war, wo ständig Patienten, Angehörige, Ärzte und Schwestern zugegen waren, war es keine sehr intime Situation. Ich fühlte mich beobachtet und konnte meine Gefühle nicht so zum Ausdruck bringen, wie ich es gerne gemacht hätte. Dies vor anderen zu tun fiel mir immer schon schwer. Außerdem musste ich immer daran denken, was die Ärzte gesagt hatten, dass er nichts mitbekommt. Den Anruf bekam ich am 5.1 um 23.26 Uhr. Ich war einerseits erleichtert, dass er nicht mehr dahinvegetieren musste, andererseits aber zutiefst erschüttert. Ich meine, eine Welt ohne meinen Papa, das geht doch gar nicht!!! Es ist so surreal. Die Tage und Wochen danach verbrachte ich wie auf Autopilot. Wir mussten so viele furchtbare, aber notwenige Dinge tun. Beerdigung organisieren, Papiere ordnen, Testament suchen (es gab keins), Wohnung anfangen auf-bzw. auszuräumen. Diese ständige Konfrontation konnte ich nur so ertragen, indem ich mich emotional abkapselte. Ich meine wir mussten alle Fotos sichten (und wir hatten so viele schöne Erinnerungen - Urlaube, Feste, Besuche an den Wochenenden etc.), seine Sachen durchwühlen und alles materialisierte 10000ende von Erinnerungen. Was gut ist, dass wir nicht schweigen, sondern reden, das hilft manchmal. Aber alles reden der Welt bringt mir meinen Papa nicht zurück. Und das ist das Einzige, was ich mir wünsche. Besonders bitter für mich ist, dass wir Weihnachten nicht mehr zusammen hatten. Das war unser höchstes Familienfest. Das haben wir nie ohne einander verbracht. Immer gemeinsam gegessen, gespielt, gelacht. Silvester, Geburtstag meiner Mutter, Karneval.....alles ohne Papa.....mir graut schon vor meinem Geburtstag am 10.3. Die Beerdigung war die Hölle. Mein Bruder und ich waren der Mittelpunkt, die meisten Leute kannte ich gar nicht oder nur entfernt. Familie die sich sonst einen Dreck kümmert, kommt unter den Steinen hervor und tut ach so betroffen. Und alles was mir bleibt, ist freundlich zu lächeln und für die Anteilnahme zu danken. Ich habe das für meinen Vater gemacht. Weil Ihm Familie immer über alles ging. Das ist bei mir auch so, aber ich sehe nur meine Mutter, meinen Vater und meinen Bruder als meine Familie an. Die anderen haben mich zu oft enttäuscht. So --das Aufschreiben hat mich jetzt echt viel gekostet.....hab lange überlegt....das ist längst nicht alles was mich beschäftigt, aber ein guter Teil.

    Mein Problem ist seit letzter Woche geht es mir richtig dreckig. Ich bin in richtig depressiver Stimmung, ständig krank und sehe im Moment keinen Ausweg. Ist das normal?

    Ich meine ich weiß, dass mein Papa das nicht gewollt hätte. Dass wir alle traurig sind. Aber ich kann es nicht abstellen und es lähmt mich im Moment. Ich bin zwischendurch immer wieder arbeiten gegangen, konnte es aber auf Dauer nicht. Die Akkus waren immer sofort wieder leer. Wann hört das auf? Was kann ich tun?

  • liebe Simone<3


    so viel Gefühl...so viel Trauer... so viel will ich nicht....

    es langen eigentlich keine Worte für diese FASSUNGLOSIGKEIT...

    Ja, du bist hier völlig richtig um dich mit Menschen auszutauschen... zu spüren, dass du mit ALLEN Gefühlren nicht alleine bist...

    DER TOD ist unsere VERBINDUNG...

    die uns traurig , verletzt , manchmal wütend , manchmal das völlige heulende Elend SEIN. erst einmal...

    und ja dieses erst einmal , dass ist eine intensive und schmerzhafte Zeit....

    Sehr schmerzhaft...

    Ja, der 23.12. ... Weihnachten sooo kurz davor... wie du ja schriebst und alle wissen,das Familienfest...

    Ganz ernsthaft...

    ich kann nicht auf alle deine völlig berechtigten EMPFINDUNGEN eingehen....

    aber

    sooooo viele Menschen reden immer von einer Patientenverfügung machen WOLLEN... LEIDER bleibt es häufig bei einem wollen...

    Wie du leider gemerkt hast...

    und ja , das kann einen völlig AUS DER BAHN werfen... wenn man dann als Tochter , Sohn...eure Mutter hatte vielleicht sogar nicht als geschiedene überhaupt einen Einfluss auf dann die doch LEIDER sehr langsame Zeit des ... es ist ein aufgeben der organe und ihren Funktionen...


    Trotz aller Trauer bemerke ich bei dir ein grosseres medizinisches Wissen, wie es "in der Regel üblich ist"...

    Arbeitest du im medizinischen Bereich?

    ARBEIT....

    Du hast alles Recht dich krankschreiben zu lassen... Ich hoffe , du kannst es für dich auch ANNEHMEN...


    Als Verbindung von MIR zu DIR... kannst du vielleicht meine kleine Schilderung betrachten...

    Ich kenne die Neurochirurgie und viele Aerzte dort...

    Durch meinen verstorbenen langjährigen Lebensgefährten ( 2 inoperable Glioblastome) und ich kenne das Herzzentrum, wegen meiner Herzerkrankung , die ich aber medikamentös bist jetzt gut im Griff habe...


    GUT ,sehr gut ist dass du dich trotz allem IN EINER FAMILIE aufgehoben fühlst...

    Dass dein Bruder und du geredet und geredet und geredet bei allen Erinnerungen sortieren habt....


    Das habe ich vor fast 5 Jahren auch mit meinen Geschwistern gehabt... weil mein Papa im gleichen Monat und Jahr wie mein Partner diese Welt hinter sich lies...


    Du siehst also .....

    wir SIND eine Gemeinschaft... wenn wir es WOLLEN....


    BITTE , schreibe ...schreibe .... schreibe...

    mitfühlende Grüsse sende ich dir<3

    deine Claudia Amitola

  • Liebe Simone 0815,


    ich bin gerade in der Arbeit und kann hier leider nicht die nötige Konzentration aufbringen, um auf Dein langes Schreiben passend einzugehen. Aber ich möchte Dir sagen, dass es gut ist, DASS Du darüber schreibst. Hier kannst Du Menschen treffen, die ebenfalls den Verlust eines geliebten Menschen betrauern. Menschen also, die verstehen, in welcher Situation Du bist.

    Du kannst Dich hier aufgehoben fühlen - und das kann sehr hilfreich sein, wenn der Schmerz so groß ist.


    Liebe Grüße

    StillCrazy

  • Liebe Simone!

    Sei herzlich willkommen hier im Forum.

    Es tut mir so leid, dass du deinen Vater verloren hast.


    Deine Erzählung hat mich sehr berührt, ich kann mir vorstellen wie schrecklich die Zeit war und jetzt noch ist.

    Es ist ja erst so kurz her, da ist es ganz normal, dass man so wellenartig ganz arg zu kämpfen hat. Man glaubt, jetzt geht nichts mehr. Und auch dass man oft krank wird ist leider normal.


    Wenn du es dir leisten kannst, lass dich krank schreiben und versuche ein wenig leiser zu treten.

    Meine Tochter war auch in diesem Jahr (es ist jetzt ein Jahr her, dass mein Mann starb) oft im Krankenstand. Ihr war das manchmal unangenehm. Aber wirklich, es ist normal. Nur nicht den Helden spielen. Schau gut auf dich!


    Ich hoffe du fühlst dich wohl hier im Forum. Es hilft oft sehr viel, dass man sich alles von der Seele schreiben kann.

    Liebe Grüße

    Hedi

  • Danke für die lieben Worte!


    An Claudia: Das ist ja furchtbar mit den Gehirntumoren. Wie lange war der Leidensweg? Und du selbst hast dann auch noch eine Herzerkrankung. Gut, dass du medikamentös betreut wirst. Wir haben beim Durchsehen der Papiere meines Vaters soviele Sachen erfahren, die er uns nie gesagt hatte. Er war vorerkrankt. Hatte zig Diagnosen: Bluthochdruck, Leberzysten, Herzinsuffizienz, Diabetes u.a....wir wussten von nichts. Mein Vater wollte uns sicher nicht belasten, aber es hat mich schon ziemlich getroffen. Vor allem, weil er dem hätte entgegenwirken können, wenn er seinen Lebensstil etwas geändert hätte. Er hat nie selbst bekocht (jeden Tag nur Fast food) und war oft mit seinen Kumpels in der Kneipe. Bier gehörte halt dazu. Als ich in der Pubertät war, habe ich mich viel mit ihm darüber gestritten, aber bei sowas war er ziemlich stur. Und irgendwann habe ich ihn einfach so akzepziert, wie er war. Kleine Fehler haben wir ja alle. Ich empfinde es aber schon als bitter, dass ihn diese Fehler früher aus der Welt geholt haben. Und es erwischt einen doch kälter, wenn man nicht weiß, das der Betroffene angeschlagen war. So ergab alles später einen furchtbaren Sinn.

    Also danke für die Blumen, aber arbeite nicht im medizinischen Bereich. Interessiere mich für das Thema und recherchiere halt gerne, alles relevante, wenn ich in eine fremde Situation komme. Und das war hier definitiv der Fall. Den einzigen anderen wichtigen Mensch, den ich bis dahin verloren hatte war meine Oma. Da war ich 14. Das war auch schlimm, aber ich konnte mich von ihr verabschieden (sie hatte Krebs, es dauerte 3 Monate). Und sie war halt wesentlich älter als mein Vater. Das war damals für meine Mama sehr schlimm.

    Ich bin halt nicht sehr geübt darin und ganz ehrlich, ich glaube egal wie alt man ist und wie lange man seine Eltern hatte, es ist immer furchtbar. Ich fühle mich echt so als wäre mir ein Teil von mir selbst gewaltsam aus dem Körper gerissen worden.


    An StillCrazy: Danke für das nette Willkommen! Ja ich glaube ich habe es für den ersten Post etwas übertrieben, aber ich dachte mir, ich schreibe einfach mal los. Und das ist dabei rausgekommen. Hab auch lange überlegt. Es war schwer - musste Pausen machen - aber ich bin froh das ich es gemacht habe. Ich glaube auch, dass mir das helfen könnte.


    An Hedi: Danke Hedi, für die aufbauenden Worte. Es hilft mir zu wissen, dass es auch bei anderen ähnlich ist. Ich denke natürlich auch ständig: Reiß dich zusammen! Andere haben es auch schwer! Du wirst auf der Arbeit gebraucht! Eine Weile hat es mich sogar abgelenkt. Leider habe ich mir immer wieder Infekte eingefangen (arbeite als Erzieherin in der Kita), die mich ausgeknockt haben. Normalerweise bin ich dahingehend robust, aber im Moment fange ich mir ständig was ein. Und werde nur sehr langsam gesund. Das ist ärgerlich, kräftezehrend und auch ein bischen beängstigend, da ich mich so nicht kenne. Aber du hast recht, man muss es zulassen und nicht den Helden spielen. Es hat mich jetzt einfach knallhart eingeholt.

  • liebe Simone<3


    das "Wichtigste" um DICH zu schützen..."lade" dir nicht noch mehr auf, weil deine Trauer dich ja berechtigterweise sehr schwächt...


    Ich hatte dir das geschrieben und schreibe ja auch jetzt ein wenig darüber, weil es eine VERBINDUNSEBENE zwischen uns gibt...und ich verbindeAUCH sehr viel schöne Gefühle mit Köln.

    Ich habe dort sehr, sehr lange gelebt, habe meinen Burkard dort kennengelernt und mein Sohn und seine Kinder wohnen immer noch in Köln<3:love:<3


    Ja, leider achten viele Menschen nicht so auf ihre Gesundheit...verdrängen ja auch gerne den Ernst der Lage manchmal.


    Der Papa ist in der Regel , der "erste Mann" , der eine sehr wichtige Beziehung bei uns Töchtern einnimmt...Ja, es stimmt ... wenn man sich von den Eltern verabschieden MUSS, ist in der ersten Zeit der Trauer das Alter sehr nebensächlich...SEHR...


    Gut, dass du jetzt schon, das e ntnehme ich deiner Schilderung, nicht deinen Papa glorifizierst...

    in liebst ...ja...ihn vermisst...ja... ihn betrauerst ..

    ja...aber du siehst auch seine Fehler...


    das ist gut für deine weitere TRAUER....deine nächsten "Schritte" und wir alle hier begleiten dich gerne bei deinen nächsten "Schritten"...

    und bitte :!:

    nehme dir immer das RECHT , wenn du nicht mehr kannst....dich krankschreiben zu lassen...

    Als Erzieherin in einer Kita bist du immens herausgefordert...Einesteils auf eine sehr schöne Art und Weise...andernteils wirklich anstrengend...


    Gut , dass du dich schon so


    mein immerwährender Satz , weil es einfach hilft....

    schreibe...schreibe ....schreibe dir ALLES von der Seele...

    Für HEUTE

    ich wünsche dir eine Nacht ...die ein klein wenig friedvoller vielleicht ist<3:30:<3

    deine Claudia Amitola

  • Liebe Simone,

    herzlich willkommen auch von mir hier im Forum! Ich kann mich Hedi und den anderen nur anschließen: Ja, du reagierst völlig normal! Sowohl emotional las auch körperlich. Trauerarbeit ist Schwerstarbeit und das zeigt sich auch körperlich. Versuche dich möglichst zu schonen, setz dich nicht unter Druck! Weine oder sei wütend, wenn dir gerade danach ist und wenn du zwischendurch einen Moment hast, wo das alles weit weg und unwirklich erscheint oder wenn du mal eine bessere Phase hast, dann hab kein schlechtes Gewissen! Das ist ein Zustand der Distanzierung, in den sich unser Organismus immer mal wieder zwischendurch zur Erholung schaltet.

    Alles Liebe!

    Christine

  • Liebe Simone, auch ich sag dir ein leises Willkommen hier.

    Du hast ja hier im Forum schon viel Mitgefühl erfahren dürfen.

    Meine 3 Kinder sind alle ungefähr in deinem Alter und haben ihren geliebten Vater vor 2 Jahren völlig unerwartet verloren.

    Jeder der 3 trauert anders.

    Ich hab eine Tochter und 2 Jungs.

    Für meine Tochter ist eine Welt zusammen gebrochen. Ihr Vater war ihr großes Vorbild. Die Güte und Großzügigkeit in Person, dabei aber auch zielstrebig und erfolgreich.

    Sie trauert immer noch, redet aber nicht viel weil sie es nicht erträgt mich traurig zu sehen.

    Liebe Simone, es ist glaub ich das Schlimmste was einem passieren kann, einen geliebten Menschen zu verlieren.

    Und trotzdem gehört es wahnsinnigerweise zu unserem Leben dazu!

    Diese elenden Trauerwellen gehören dazu, es geht rauf und runter bis es irgendwann nicht mehr so arg stürmisch ist.

    Tu dir was Gutes und sei gut zu dir, kann ich dir raten.

    Viel Kraft! Lilo :30:

  • liebe Simone<3:30:<3:30:<3:30:<3:30:<3<3<3<3


    meine Worte und Empfehlungen an dich....

    sollen dich keineswegs kritisieren:!::!::!:

    Sie sollten dir nur deinen notwendigen SCHUTZ geben ...

    Ich hoffe SEHR , dass du BALD schreibst

    absolut mitfühlende Grüsse und Umarmungen

    schicke ich dir

    deine Claudia Amitola

  • Hallo Leute,


    vielen, lieben Dank!


    An Claudia: Nein, ist alles gut. Du hast gute Tipps und Anregungen. Ich versuche mich im Moment wieder auf die Kette zu kriegen.

    Ja Köln. Das ist untrennbar mit meinem Papa verbunden. Er ist im 13 aus Ostdeutschland nach Köln gekommen (also streng genommen ein Immi^^). Mit seinem Vater. Es war Liebe auf den ersten Blick. Er hat seine Lehre bei der Deutschen Bahn gemacht und dort bis zu seiner Rente gearbeitet. Er war sehr aktiv. War in Sport und Kegelvereinen, ist viel mit Freunden ausgegangen und Familie ging ihm über alles. Wir waren immer das Wichtigste in seinem Leben. Er hat uns immer geholfen, ohne ihn hätte ich die Ausbildung nicht machen können, er war bei jedem Geburtstag/ Fest dabei, wir waren an den Wochenenden bei ihm und in den Ferien. Er hat mit uns so viele schöne Sachen unternommen: Fahrradtouren, Schwimmen, Kino, Kirmes, Zoo, Billard und Darts spielen, Parks und Spielplätze besuchen uvm. Wir hatten die tollsten Urlaube: Sylt, Spanien, Griechenland, Holland, Belgien.....und immer wenn wir ihn um Hilfe oder Beistand gebeten haben, war er sofort da. Das sind die guten , wertvollen Erinnerungen. Klar war bei uns nicht immer alles eitel Sonnenschein. In welcher Familie ist das schon so? In meiner Jugend habe ich öfters mit ihm gestritten. Aber irgendwann habe ich es satt gehabt und habe es einfach so akzeptiert, wie es war.


    An Christine: Vielen Dank für die netten Worte. Ich habe jetzt echt mitbekommen, wie krass diese Schübe sein können. Erst dachte ich, es geht besser, aber an Karneval war der erste Dämpfer und die Woche danach war ich in meiner Kita-Gruppe alleine und das ging garnicht. Normalerweise macht mir das nichts aus, aber seitdem gehts extrem schlecht. Ich muss mich echt daran gewöhnen, weil ich das von mir so nicht kenne. Es ist super schwer. Aber ich hoffe dass die Zeit für mich arbeitet und es irgendwann wieder besser wird.


    An Lilo: Danke für deine aufbauenden Worte. Das deine Tochter dich schonen will, ist so rührend, aber ich glaube so funktioniert es oft nicht. Das habe ich bei meiner Oma gesehen. Meine Mutter hatte immer das Bedürfnis mit ihren Geschwistern zu reden, aber sie haben das nie getan. Das hat sie echt enttäuscht und zurückgeworfen. Seitdem ist das Verhältnis zu der Restfamilie auch sehr eingeschlafen. Schon krass was ein Todesfall so alles auslösen kann. Damit hatte damals echt niemand gerechnet.

  • Hi Leute,


    hatte heute einen schlimmen Tag. Mir ist seit Wochen immer übel, kann nichts essen, hab oft Kopfschmerzen und fühle mich schlapp und kraftlos. Heute war es besonders schlimm. Hatte in der Nacht einen schlimmen Albtraum. Hab geträumt, dass meine Mutter und mein Bruder in unserer ehemaligen Wohnung sind und verbrennen. Konnte sie nicht retten. Das hat mir mega Angst gemacht. Hatte eine Panikattacke. Ich konnte mich dann auch erinnern, dass ich ein paar Wochen vor dem Tod meines Vaters einen ähnlichen Traum über meinen Vater hatte. Der hatte mich so geängstigt, dass ich ihm am nächsten Tag angerufen habe, um zu sehen, wies ihm geht. Ihm ging es da noch "gut" (nach seiner Aussage). Haltet mich für verrückt, aber ich habe jetzt echt Angst, dass das bei meinen anderen Familienmitgliedern auch so seien könnte. So eine Art "böses Omen". Total bescheuert, ich weiß, aber ich kriege diese Gedanken grade nicht aus dem Kopf. War heute bei meiner Mama und habe ihr davon erzählt. Hab geheult wie ein Schlosshund. Sie hat mich getröstet und gesagt, dass das normal sei und meine Art zu trauern. Aber was ist daran bitte normal??? Ich erkenne mich selbst nicht wieder.

  • Liebe Simone!


    Es ist ein Wahnsinn, du erinnerst mich ein wenig an meine Tochter.

    Nicht nur, dass auch sie in einem Kindergarten arbeitet, nicht nur, dass auch sie dieses Jahr viel krank war durch ihre Trauer, nein, auch das mit den schrecklichen Träumen hat Lena ab und zu gehabt.

    Auch in ihren Träumen habe ich sie bereits verlassen müssen. Schau, ich bin immer noch da - deine Mama wird es auch noch länger bleiben.

    Lena hatte auch schon vor Gerhards Tod solche Träume - man kann eben jetzt sagen es seien Vorahnungen gewesen. Man kann aber auch sagen, sie sei eben schon immer sorgenvoll gewesen, hatte Angst, dass so etwas einmal passieren könnte. Wäre es nicht passiert, hätte sie ja vielleicht auch so etwas geträumt.

    Man weiß es nicht woher etwas kommt.


    Im letzten Jahr habe ich viel gelesen zum Thema Sterben. Ich habe im Moment eher meine Ansicht geändert. Ich glaube doch an ein bestimmtes Schicksal und daran, dass der eigene Lebensweg und vor allem wann das Leben beendet wird, schon vorbestimmt ist. Gestorben wird, wenn man mit seinem Leben "fertig" ist, das denke ich. Wir als Mensch wissen aber nicht wann das sein wird. Und riesige Angst davor, jemanden zu verlieren den man liebt, haben wir ja alle. Solche Träume kommen wohl daher.


    Ich weiß nicht, ob dir meine Gedanken dazu jetzt in irgend einer Form helfen. Deine Mama sagt aber das Richtige: Es ist normal.

    Pass gut auf auf dich, nimm dir vielleicht wirklich eine Auszeit in der Arbeit und schau, dass du innerlich ein wenig zur Ruhe kommen kannst. Die Trauer sucht sich sonst, wenn du im Alltag nicht so viel Zeit hast dafür, eben gerne die Nacht und sonstige Ventile (Panikattacken) aus.


    Lg Hedi

  • Liebe Simone,

    auch von mir ein herzliches Willkommen!

    Deine Geschichte hat mich sehr berührt.

    Ist ein Mensch in einer Ausnahmesituation, dann ist auch das Immunsystem angeschlagen. Kein Wunder, dass du dann in der KiTa alles auffängst, was da herum ist. Der Körperkontakt zu den Kleinen ist doch groß. Und es gibt die Erfahrung, dass Erzieherinnen in den ersten beiden Jahren, oft krank sind, bis sie eine Grundimmunität gegen die üblichen Viren usw. haben. Jetzt ist dein Körper gerade nicht geschützt, weil da so viel anderes ist. Darum mein Tipp, gehe lieber einen Tag früher als später in den Krankenstand. Vielleicht kannst du auch eine längere Auszeit für dich beantragen?


    Was den schrecklichen Traum betrifft: Viele haben Verlustträume. Besonders die Angst, dass Mama und dein Bruder sterben könnten, ist verständlich. Du wärst dann "ganz alleine" hier. Diese Träume haben nach meiner Erfahrung wenig prophetischen, mehr ängstlichen Charakter. Diese Angst steckt dann besonders nach dem Traum in den "Knochen". Durch den Tod deines Papas ist auch das Grundvertrauen, dass das Leben gut geht, gebrochen.


    Auch wenn dein Papa nicht wollt, dass du traurig bist - es ist die normale Reaktion darauf, dass er gestorben ist.

    Es wird auch andere Gefühle geben wie Zorn, Wut, Leere, Ohnmacht, Hilflosigkeit, Schmerz (körperlich und seelischen) und die depressiven Verstimmungen sind auch ganz normal. Stell dir vor, dein Papa wäre gestorben und du würdest weiter machen, wie vorher - da würde doch was nicht stimmen.

    Es tut "saumentig" weh und es fühlt sich manchmal bodenlos und abgrundtief an. Und es kommt in Wellen. Manche Tage scheinen unerträglich und an anderen Tagen wird es halbwegs aushaltbar sein.

    Irgendwann wird es leichter werden und eines Tages wird der Schmerz sich in eine Sehnsucht wandeln - auch wenn das heute kein Trost für dich ist (das wäre auch komisch) kann so ein Ausblick ein bisschen Halt geben, dass es überLEBbar und erTRAGbar ist. Auch wenn das kaum vorstellbar ist.


    Zu deinem ersten Beitrag - auch das ist normal, dass ohne Absatz und ohne Unterbrechung das Schwere geschrieben wird. So als würdest du es erzählen, in einem Redeschwall. Mit der Zeit wirst du einzelne Situationen nochmal genauer beschreiben wollen und das darfst du auch. Und wenn wieder ein Redeschwall geschrieben werden soll, dann ist das so und dann tu das. Es ist in Ordnung und wenn es dir wohl tut, es los zu werden oder auch für später, dass du es nochmal lesen kannst und mit der Zeit die Veränderung der Trauer feststellen kannst. Ich finde das nicht nur in Ordnung, sondern wertvoll für deinen Weg.


    Ich wünsche dir für den heutigen Tag, dass du dich warm halten kannst - bei uns (Vorarlberg in Österreich) ist es bitter kalt.


    Sei ganz lieb gegrüßt und nochmal herzlich willkommen.

    Astrid.

  • Hallo Hedi,


    danke für deinen Post. Es tröstet etwas, wenn ich weiß, dass beispielsweise deine Tochter in ihrer Trauer ähnliches erlebt hat. Die Arbeit im Kindergarten erlebe ich sonst immer als sehr erfüllend und bereichernd. Im Moment fällt es mir das erste Mal schwer, weil ich einerseits mit den Gedanken woanders bin, andererseits nicht so viel Kraft habe und dünnhäutiger als sonst bin. Erschwerend kommt seit Dezember letzten Jahres der hohe Krankenstand hinzu (durch Schwangerschaften, Grippewelle etc.), den die restlichen Mitarbeiter dann ausgleichen müssen. Das ist ein generelles Problem (Personalschlüssel!!!), aber ich habe gemerkt, dass mir diese Situation mehr als sonst zugesetzt hat.

    Ansonsten geht es seit gestern etwas besser.

  • Liebe Simone!

    Die Situation in den Kinderbetreuungseinrichtungen ist in Deutschland und Österreich wohl ähnlich. Ich weiß von meiner Tochter was das bedeutet, es ist anstrengend. Wenn man dann eben nicht so belastbar ist, dann merkt man das besonders.

    Schön dass du dich im Moment wieder ein wenig besser fühlst.

    Das sind diese Trauerwellen von denen wir alle hier sprechen. Genieße die Zeit, wenn die Welle dich gerade ein wenig sanfter trägt und dich Luft holen lässt. Leider wird auch wieder ein Tief kommen. Aber du siehst, es geht immer wieder vorüber und so übersteht man die Zeit.

    Ein auf und ab und irgendwann wird das "ab" trotzdem leichter.

    Auch wenn man es anfangs nicht glauben kann!

    Ganz liebe Grüße

    Hedi

  • Liebe Simone,

    die Arbeit mit Kindern hat ganz viel Schöne UND ganz viel Anstrengendes. Besonders wenn du nicht belastbar bist. Dann spüren das die Kinder auch. Und wenn sie nicht wissen, was da los ist, kann es sein, dass sie es auf sich beziehen. Wissen die Kinder im Kindergarten, dass dein Papa gestorben ist?

    Vielleicht könnte das ein bisschen helfen. Wenn du ihnen ehrlich sagst, was bei dir los ist, dann können sie auch leichter damit umgehen, dass du nicht mehr bist, wie du vorher warst. Und du müsstest dich nicht verstellen.


    Es gibt wunderschöne Bücher zum Thema - auch für Kindergartenkinder. Ich könnte dir empfehlen: "Abschied von der kleinen Raupe" von Heike Saalfrank und Eva Goede.


    Vielleicht kann auch eine Kollegin das übernehmen und du sitzt im Kreis dabei und versuchst vielleicht die Fragen der Kinder zu beantworten. Wenn du weinen musst, dann ist das kein Schaden, sondern für die Kinder die Erkenntnis: Auch Erwachsene sind traurig und weinen.


    Ich schreib das jetzt so, obwohl ich nicht weiß, wie ihr im Kindergarten damit umgeht. Meine Erfahrung ist, dass Lehrpersonen und Kindergartenpädagogen sich schwer tun, mit den Kindern darüber zu reden. Schlussendlich wäre es eine große Bereicherung für die Kinder und würde es allen leichter machen.


    Ich wünsche dir, dass die Wellen heute wieder sanft zu dir sind und dass du es genießen kannst.

    Lg. Astrid.

  • Liebe Simone0815,


    bist du hier noch aktiv? Ich komme aus Köln und habe vor 3 Monaten meinen Papa bei einem Motorradunfall verloren. Er war mit Freunden 4 Tage unterwegs und kam einfach nicht mehr heim. Niemand hat gesehen was passiert ist und wir finden keine Antworten. Es macht uns fertig nichts tun zu können.. Ich habe deinen ersten Eintrag letztes Jahr gelesen und teile alle deine Gefühle - sogar das mit der Familie die plötzlich auftaucht. Ich bin so am Boden zerstört. Es ist so schlimm, was bei euch passiert ist. Wie geht es dir heute? Ich würde so gerne mit jemandem sprechen, der in der gleichen Situation ist wie ich. Ich kann nicht klar denken ich vermisse ihn so schrecklich und ich denke jeden Tag er kommt zurück nach Hause. Meine Mutter mein Vater und ich waren unzertrennlich und ich kann mir einfach kein Leben ohne ihn vorstellen. Ich sehe einfach keinen Sinn mehr und die Wochen ziehen so weiter und wir sind im Juni stehen geblieben. Keine ahnung wieso wir morgens aufstehen. Alles ist surreal.

    Mir würde es so viel bedeuten etwas von dir zu hören ich weiß einfach nicht wie es weiter gehen kann :-(

    Liebe Grüße