Meine liebe Freundin ist gestorben...

  • Liebe Menschen hier im Forum,


    ich bin Sandra. Vor 16 Monaten ist meine liebe Freundin gestorben. 25 Jahre lang waren wir drei Mädels in tiefer Freundschaft - nie gab es auch nur eine Sekunde irgendwelche Zicken zwischen uns. Eine ganz besondere Freundschaft. Mir war immer klar, dass NICHTS unsere Freundschaft beenden kann. Dabei habe ich NIE an den Tod gedacht. Natürlich - die Freundschaft ist damit nicht beendet, doch die Freundin ist einfach weg. Nicht mehr hier. Ich vermisse sie so unendlich. Zwei von uns sind übrig geblieben und beide spüren wir diese Leere. Ihr Platz zwischen uns und neben uns ist leer. In unseren Herzen ist sie ganz ganz tief verankert.



    Warum habe ich mich heute hier angemeldet?

    Ich bin immer noch in Trauer. Ja - das braucht seine Zeit.


    Heute schenke ich dieser Trauer einfach mal wieder Raum - den Raum, den sie eben braucht.


    Heute fragte ich mich, ob ich mir mal ein Buch zum Thema kaufen solle? Ich war jetzt 2 Stunden im Internet unterwegs... auf Blogs, beim großen Online-Buchhandel mit dem A., bei Therapeuten und Coaches auf Internetseiten. Nirgends finde ich Menschen oder Bücher, die vom Verlust einer lieben Freundin schreiben. Woran liegt das?

    Ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum ich mich hier angemeldet habe...

    Vermutlich hoffe ich darauf, Menschen zu finden, die auch um eine Freundin/einen Freund trauern.

    Wenn ich hier dann lese, dass Ehepartner und Eltern betrauert werden... na dann krieg ich ein schlechtes Gewissen und denke "Das ist doch viel schlimmer!" ... das sind Gedanken und ich weiß, dass die bescheuert sind... Was also mache ich hier? Könnt ihr es mir sagen?


    Ich vermisse Anne. Es tut weh.



    Herzliche Grüße an euch alle & ich freue mich sehr, wenn ich ein paar Zeilen bei mir lesen darf.


    Danke.


    Sandra <3

  • Liebe Sandra,

    herzlich willkommen hier bei uns und natürlich bist du hier richtig! Trauer ist eine Reaktion auf ein Verlusterlebnis - je stärker die Bindung zu einer Person war, je inninger die Beziehung, desto stärker ist auch die Trauer - und sie ist natürlich auch groß und beachtenswert, wenn man um eine beste Freundin trauert! Lass dich da nicht verunsichern und schreib uns ruhig!


    Zur Literatur: Ich finde die Bücher von Verena Kast gut zu lesen oder von Roland Kachler.


    AL Christine

  • Liebe Christine,


    herzlichen Dank für Deine Zeilen. Das Verständnis tut gut.

    Mein lieber Mann - der die Freundin ja auch verloren hat - trauert anders. Er steht da auch etwas hilflos neben mir - zumindest kann ich hin und wieder an seiner Schulter weinen. Daher nochmal - Danke für deine Zeilen.


    Die beiden Autoren werde ich mir anschauen - schön, dass du mir da gleich einen Tipp mit gibst.


    Schöne Grüße

    Sandra

  • Liebe Sandra,


    meine aufrichtige Anteilnahme - eure Freundschaft ist wohl etwas ganz Besonderes gewesen, und ich verstehe dass dir deine Freundin fehlt!


    Vor nicht ganz einem Jahr habe ich einen sehr lieben Freund zu früh verloren, er hat sich verabschiedet, ist verstorben.


    Ich wünsche dir viel Kraft und das, wenn ihr nun zu zweit seid, eine liebe Verbindung zur eurer vorausgegangenen Freundin spürt...


    vielleicht magst du hier einfach von ihr erzählen?


    Das besondere an Freunden ist, finde ich, dass wir sie uns aussuchen

    unsere...Seelenfamilie?

    Wegbegleiter...


    und nein, schämen brauchst du dich wirklich nicht

    keine Trauer ist doch "mehr oder weniger wert"

    aber ich hoffe, du weißt das - bestimmt, oder?




    Mit herzlichen Grüßen Dir!


    PS

    Was Literatur anbelangt...ich habe es schon so oft gesagt aber weil ich ihn eben wirklich mag und er mir viel Trost gibt und gab... empfehle ich gerne Yalom (zB denn alles ist Vergänglich) er schreibt nicht ausschließlich über den Tod einer Freundin oder eines Freundes aber über existenzielle Themen, wenn man diese Art zu denken mag, was man recht rasch beim lesen merkt finde ich, dann kann es sehr tröstlich sein ihn zu lesen)

    Die Wahrheit triumphiert nie, nur ihre Gegner sterben aus (Max Planck)


    rilke.de/briefe/160703.htm


    VORÜBUNG FÜR EIN WUNDER


    Vor dem leeren Baugrund
    mit geschlossenen Augen warten
    bis das alte Haus
    wieder dasteht und offen ist

    Die stillstehende Uhr
    so lange ansehen
    bis der Sekundenzeiger
    sich wieder bewegt

    An dich denken
    bis die Liebe
    zu dir
    wieder glücklich sein darf

    Das Wiedererwecken
    von Toten
    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • liebe Sandra<3


    auch von meiner Seite sende ich dir ein herzliches Willkommen.... und wünsche dir in diesem Forum die Geborgenheit findend, hier deine Trauer zu beschreiben...


    Ja, Freundinnen <3.... und das seit so einer langen Zeit...

    dass ist wirklich dann, wie Nebelfrau<3 es so richtig beschreibt...


    die Seelenfamilie , vielleicht sogar die Seelenschwester?...


    Ich habe leider schon von meinem zwanzigsten Lebensjahr an, sehr viele meiner Freundinnen und Freunden an Krebs oder anderen schweren Erkrankungen verabschieden müssen... und diese "stille " Trauer ist auch jetzt nach fast 50 Jahren immer wieder einmal präsent...

    so wie gerade jetzt ,<3<3 weil du ja um eine Freundin trauerst... da steigen immer Bilder , Erinnerungen auf....


    Ich kann dir das Buch "und alles ist vergänglich " von Yalom von ganzem Herzen empfehlen...

    Fühle dich hier wohl und geborgen

    deine Claudia Amitola

  • Liebe Sandra,


    nun habe ich auch Deinen Einstieg gelesen und spüre spontan den Impuls Dir mitzuteilen, ja, steh zu dieser besonderen Trauer und nimm Dich damit ernst.


    Ich spüre zu meiner Herkunftsfamilie (=leibliche Eltern) nicht so die Verbindung wie zu den wenigen Freundinnen meines Lebens). Stürbe meine beste Freundin , die tatsächlich auch eu-berentet ist, käme das für mich einer Amputation gleich .


    Auch ich fühle mich mit meinem komischen Trauerpaket irgendwie nicht richtig unter scheinbar "richtig Trauernden" und befinde mich derzeit jedoch im Prozess, genau diese diffuse Trauer sehr ernst zu nehmen. Ich lerne , dass es in der Trauer kein Richtig oder Falsch gibt, sondern ausschließlich unterschiedliche Erfahrungen , mit denen wir einander - besonders an Orten wie diesen - unterstützen können .


    Literatur... Ich habe mindestens zwei Regalreihen voll damit. Trauer um Freunde speziell allerdings weniger.


    Konkret unterstützt fühle ich mich immer wieder von Michael de Ridder, Joan Hallifax und Jean Kapleau. Ersterer ist ja nun bekannt in der Szene, ein Berliner Internist/Notfallmediziner, der überaus engagiert ist in der Hospizbewegung und sehr klar in seiner Haltung. Die beiden anderen Autoren sind im Zen-Buddhismus beheimatet und haben für mich mit ihren Büchern über das Sterben Herausragendes geschrieben, bei denen jede Ursache einer Trauer ihren Raum findet.


    Komm gut über die Zeit und ich würde mich freuen , Dich hier häufiger zu lesen...


    Herzgruß,

    Hayat